Küssen und küssen lassen - Janet Evanovich - E-Book

Küssen und küssen lassen E-Book

Janet Evanovich

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Beschreibung

Zusammen küsst man weniger allein!

In Trentons drittklassigem Krankenhaus Central Hospital geschehen merkwürdige Dinge: Patienten verschwinden spurlos aus ihren Klinikbetten. Und weil unter den Vermissten ein Kautionsflüchtling ist, ermittelt Stephanie Plum in dem rätselhaften Fall. Ihre Spurensuche führt die Kopfgeldjägerin 1. in ein Seniorenheim, dessen Bewohner um ihre Ersparnisse gebracht wurden, 2. an den FKK-Strand und 3. in ein leerstehendes Gebäude, in dem es nicht mit rechten Dingen zugeht. Mit einem Mal schwebt Stephanie selbst in Gefahr. Doch sie hat neben Ranger und Morelli einen dritten Beschützer: eine geheimnisvolle hawaiianische Schnitzfigur, die sich unverhofft als Lebensretter entpuppt …

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Buch

Die Geschäfte laufen schleppend für die Kopfgeldjägerin Stephanie Plum. Zwar hat sie aufgrund der schlechten Auftragslage mehr Zeit, sich von Morellis Künsten sowohl am Herd als auch im Schlafzimmer verwöhnen zu lassen, doch so langsam wird es eng. Wenn nicht bald der Rubel rollt, kann sie die Miete nicht mehr zahlen. Doch Glück im Unglück: In Trentons drittklassigem Krankenhaus Central Hospital geschehen merkwürdige Dinge, mehrere Patienten verschwinden spurlos aus ihren Klinikbetten. Und weil unter den Vermissten ein Kautionsflüchtling ist, soll Stephanie Plum in dem rätselhaften Fall ermitteln. Ihre Spurensuche führt die smarte Kopfgeldjägerin 1. in ein Altenheim, dessen Bewohner um ihre Ersparnisse gebracht wurden, 2. an den FKK-Strand und 3. in ein leer stehendes Gebäude, in dem es nicht mit rechten Dingen zugeht. Mit einem Mal überschlagen sich die Ereignisse, und Stephanie schwebt selbst in Gefahr. Doch sie hat, neben Ranger und Morelli, einen Beschützer: eine geheimnisvolle hawaiianische Schnitzfigur, Tiki genannt, die sich unverhofft als Lebensretter entpuppt … Mehr Informationen zur Autorin und ihren Büchern unter:

JANET EVANOVICH

Küssen und küssen lassen

Ein Stephanie-Plum-Roman

Aus dem Amerikanischen von Andrea Fischer

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

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Die Originalausgabe erschien 2012 unter dem Titel »Notorious Nineteen« bei Bantam Books, an imprint of the Random House Publishing Group, a division of Random House, Inc., New York

Copyright © der Originalausgabe 2012 by Janet Evanovich, Inc. All rights reserved.

Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2014 by Wilhelm Goldmann Verlag, München, in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München

Umschlaggestaltung und Konzeption: buxdesign / München Unter Verwendung von Motiven von © Neo Vision / Getty Images (Hamster) und © Yvonne Wierink / Shutterstock (Blumenkanne)

Redaktion: Martina Klüver

Satz: Uhl + Massopust, Aalen

ISBN 978-3-641-13980-3 V003

www.goldmann-verlag.de

1

»Ich weiß echt nicht, warum wir mitten im Sommer mitten am Tag in dieser Scheißgegend in deinem brütend heißen Auto hocken müssen«, sagte Lula. »Hier drin sind mindestens neunzig Grad. Warum ist die Klimaanlage nicht an?«

»Ist kaputt«, erwiderte ich.

»Und warum machst du dann nicht das Fenster auf?«

»Weil’s klemmt.«

»Und warum haben wir nicht mein Auto genommen? Bei mir funktioniert alles.«

»Dein Auto ist rot und total auffällig. Das sticht jedem sofort ins Auge. Meins ist ein Tarnkappenfahrzeug«, gab ich zurück.

Lula rutschte auf dem Sitz herum. »Tarnkappenfahrzeug, dass ich nicht lache! Das ist ein Haufen Schrott.«

Sie hatte recht, aber immerhin war es mein Schrotthaufen; aufgrund einer beruflichen Dürrephase war es alles, was ich mir momentan leisten konnte. Lula und ich arbeiten für die Kautionsagentur meines Vetters Vinnie in Trenton, New Jersey. Ich bin Kautionsdetektivin, und Lula begleitet mich gelegentlich auf meinen Streifzügen.

Wir standen auf der Stark Street und observierten ein Wohnheim in der Hoffnung, Melvin Barrel zu erwischen, wenn er kam oder ging. Ihm wurden Drogenbesitz und Drogenhandel vorgeworfen. Vinnie hatte Kaution gestellt, damit Barrel nicht in den Knast musste, aber der war nicht zu seinem Gerichtstermin erschienen. Lula verdient ihre Brötchen eigentlich als Vinnies Bürohilfe, ich hingegen bekomme nur Geld, wenn ich einen Ausreißer schnappe, deshalb hatte ich Grund genug, in meinem höllisch heißen Wagen zu schmoren und zu hoffen, dass mir Barrel auf den Leim ging.

»Früher hab ich auf dieser Straße angeschafft«, meinte Lula, »aber in einem besseren Abschnitt. Dieser Block hier ist was für Loser. Keine erstklassige Nutte würde in dieser Ecke arbeiten. Darlene Gootch hat hier immer gestanden, aber dann kam ja raus, dass sie zum Spaß Leute abmurkste.«

Lula fächelte sich mit einer zerknüllten Fast-Food-Tüte Luft zu, die sie im Fußraum hinter den Vordersitzen gefunden hatte. Der Geruch von alten Pommes und Ketchup zog zu mir herüber.

»Wenn du noch länger mit dieser Tüte rumwedelst, riechen wir gleich wie frisch aus der Fritteuse«, sagte ich.

»Ist ja gut«, meinte sie. »Davon bekomme ich Hunger, und so gerne ich auch den Duft von fettigem Essen mag, will ich nicht, dass mein Haar danach riecht, das hab ich mir nämlich gerade machen lassen. Inklusive Piña-Colada-Spülung, damit dufte ich wie eine Südseeinsel.«

Lulas Haarpracht war heute feuerwehrrot und mit einem Glätteisen zu Wildschweinborsten gepresst. Ihre braune Haut glänzte vor Schweiß. Sie hatte ihren üppig wogenden Körper in einen knappen giftgrünen Stretchrock der Größe 36 gequetscht, die Fleischmassen ihrer Brust quollen aus einem grellgelben Sonnentop mit Spaghettiträgern. Wir beide sind ungefähr gleich alt, Mitte dreißig. Und wir sind beide Single.

Mein Name ist Stephanie Plum, und ich habe weder Lulas Körper noch das dazu passende große Mundwerk. Stattdessen habe ich schulterlange braune Locken, blaue Augen, die fast immer von einem Schwung schwarzer Wimperntusche betont werden, dazu ganz passable Zähne, ein süßes Näschen mitten im Gesicht – und den obersten Knopf meiner Jeans kriege ich meist auch zu.

»Guck dir mal diesen Spinner an, der da mitten auf der Straße auf uns zukommt«, sagte Lula. »Was hat der denn vor?«

Der Spinner war ein dürrer Typ in Hip-Hopper-Klamotten: Baggy-Pants, Muskelshirt, Basketballschuhe für siebenhundert Dollar. Er lief eher, als dass er ging, und sah sich alle paar Schritte über die Schulter um. Als er Lula und mich entdeckte, änderte er seine Richtung und lief geradewegs auf uns zu. Am Auto angekommen riss er an dem Türgriff auf der Fahrerseite, doch es tat sich nichts.

»Was ist damit?«, fragte Lula.

»Die Tür klemmt«, erklärte ich. »Macht sie immer, wenn’s so heiß ist.«

Der Hungerhaken presste das Gesicht an meine Fensterscheibe und schrie etwas.

»Was will der?«, fragte Lula. »Ich versteh kein Wort, und die Sonne blendet mich so in seinem Goldzahn mit dem Diamanten, dass ich auch nichts sehen kann.«

»Ich glaube, er sagt, wenn ich nicht die Tür aufmache, bringt er mich um.«

»Das klingt nicht gerade verlockend«, meinte Lula. »Vielleicht ist das jetzt ein guter Zeitpunkt, um uns was zu essen zu holen.«

Ich drehte den Schlüssel in der Zündung, der Motor orgelte und erstarb. Ich startete noch mal, aber das Auto gab keinen Laut mehr von sich. Als ich mich zu dem dürren Typ umdrehte, stellte ich fest, dass er eine Waffe auf mich richtete. Und zwar nicht irgendein altes Schätzchen, sondern eine richtig großeWumme.

»Mach die Tür auf!«, rief er. »Mach die verdammte Tür auf!«

Lula nahm ihre Tasche auf den Schoß und kramte darin herum. »Ich muss hier doch irgendwo meine Pistole haben«, sagte sie. »Beschäftige ihn mal so lange, bis ich sie finde.«

Ich nestelte am Griff herum, damit es aussah, als würde ich versuchen, die Tür zu öffnen. »Hier kommt mein Vorschlag«, sagte ich vornübergebeugt zu meiner Kollegin. »Wenn du deine Pistole gefunden hast, sag mir Bescheid. Dann bücke ich mich, und du kannst auf ihn schießen.«

»Das wäre ein guter Vorschlag«, gab sie zurück, »aber möglicherweise habe ich meine Pistole heute nicht dabei. Möglicherweise habe ich sie zu Hause vergessen, als ich die rote Tasche gegen die gelbe getauscht habe. Du weißt ja, wie wichtig die richtigen Accessoires sind.«

Der Typ draußen war inzwischen richtig sauer. Er hielt die Waffe an die Scheibe und kam mit dem Gesicht ganz nah heran, als würde er mich für den tödlichen Schuss anvisieren.

»Vielleicht machst du die Tür doch besser auf und fragst ihn mal, was er will«, schlug Lula vor. »Vielleicht will er einfach nur eine Spritztour machen. In dem Fall kann er die alte Schrottkarre ja haben. Ich fahre nur zu gerne mit dem Bus nach Hause.«

»Achtung!«, rief ich dem tobenden Typen zu. »Ich mache jetzt die Tür auf.«

»Was?«, schrie er zurück.

»Moment!«

Ich holte Schwung und warf mich mit ganzer Kraft mit der Schulter gegen die Tür. Sie flog auf, prallte gegen den überraschten Kerl, seine Waffe entlud sich, er ging zu Boden und rührte sich nicht mehr.

Wir stiegen aus und starrten den Mann an. Er lag reglos da und blutete an der Stirn.

»Du hast ihn umgebracht«, sagte Lula. »Weil du ihn mit der Tür umgenietet hast. Da hat er sich aus Versehen erschossen.«

»Das war ein Unfall.«

»Egal. Du hast ihn trotzdem umgebracht.« Lula stieß ihn mit der Schuhspitze an, doch er bewegte sich noch immer nicht. »Yep«, sagte sie, »der ist hinüber.«

Ich drehte mich zu meinem Auto um und stellte fest, dass eine Kugel im Dach steckte, direkt über der Tür. Ich bückte mich und sah mir den dürren Typen genauer an.

»Der ist nicht tot«, sagte ich. »Der hat sich vom Rückschlag der Pistole an der Stirn verletzt. Der ist einfach nur ausgeknockt.«

»Hm«, machte Lula. »Das wäre meine zweite Theorie gewesen.«

Wir zogen ihn an die Bordsteinkante, damit er nicht überfahren wurde, und stiegen wieder ins Auto. Erneut drehte ich den Zündschlüssel, doch es passierte nichts.

»Deine Batterie tut’s wahrscheinlich nicht mehr«, sagte Lula. »Das ist meine fachmännische Meinung. Du musst irgendeinen rufen, der dir die Batterie auflädt. Bis dahin geh ich mal rüber zu dem popeligen Laden auf der anderen Straßenseite und hol mir was zu trinken. Ich bin total ausgetrocknet.«

Ich überquerte die Straße zusammen mit ihr, wir holten uns eine Limonade und tranken sie vor dem Laden aus. Ein schwarzer Cadillac Escalade kam die Straße herunter und blieb neben meinem Wagen stehen. Zwei Typen in Gangsta-Klamotten stiegen aus, hoben den dürren Kerl hoch und stopften ihn in den Escalade. Da schlitterte ein gelber Hummer um die Ecke und kam ruckartig einen halben Häuserblock vor dem Escalade zum Stehen. Zwei Männer lehnten sich aus dem Fenster und eröffneten das Feuer. Der Escalade schoss zurück. Ein Spinner mit quer aufgesetzter Baseballkappe steckte den Kopf durch das Schiebedach des Hummers, zielte mit einem Raketenwerfer auf den Escalade und … wumpf! flog der Raketenwerfer am Escalade vorbei und sprengte meinen Wagen in die Luft. Kurz herrschte Stille, dann rasten beide Autos davon.

Mit großen Augen und offenem Mund starrten Lula und ich auf die Feuerkugel, die meinen Wagen verschlang.

»Heiliges Kanonenrohr!«, sagte ich.

»Ja, aber du musst auch das Positive sehen«, meinte Lula. »Jetzt brauchst du dich nicht mehr um die leere Batterie zu kümmern.«

Lulas Bemerkung mochte angesichts der ernsten Situation flapsig klingen, aber tatsächlich war es nicht das erste Mal, dass ein Auto von mir in die Luft flog.

Mein Handy klingelte, und der Klingelton verriet mir, dass es Ranger war.

»Du bist vom Bildschirm verschwunden«, sagte er, als ich mich meldete.

»Mein Auto wurde gerade in die Luft gejagt.«

Es gab eine kurze Pause. »Und?«

»Ich könnte wohl eine Mitfahrgelegenheit gebrauchen.«

»Babe«, sagte Ranger. Und legte auf.

»Holt er uns ab?«, fragte Lula.

»Ja.«

Ranger ist ein Latino, früher bei den Special Forces, jetzt semiseriöser Geschäftsmann. Er ist Teilhaber einer Sicherheitsfirma, die in einem unauffälligen siebenstöckigen Gebäude im Stadtzentrum sitzt. Hin und wieder arbeite ich für ihn, habe mir auch ein paar erotische Geplänkel mit ihm geliefert, und er hat die manchmal ärgerliche, manchmal praktische Angewohnheit, in meinen Fahrzeugen Peilsender anzubringen. Ranger hat dunkelbraune Haare, momentan kurz geschnitten. Seine Augen sind fast pechschwarz. Er hat einen perfekten Körper, vom Scheitel bis zu den Zehenspitzen. Ranger ist kompromisslos und hat seine eigenen Regeln. Er trägt ausschließlich Schwarz und fährt nur schwarze Autos. Er ist gerissen. Und stark in jeder erdenklichen Hinsicht. Wenn er einen ins Visier nimmt, bekommt man einfach nur Angst.

Niemand kam aus dem kleinen Lebensmittelladen, um nach dem brennenden Auto zu sehen. Weder Polizei noch Feuerwehr hielten mit quietschenden Reifen am Tatort. Es hatte den Anschein, als sei so ein Zwischenfall hier an der Tagesordnung und würde am besten ignoriert.

Ich schaute die Straße hinunter zum Wohnheim und fragte mich, ob Melvin Barrel da drin hockte und gerade vor Hitze zerfloss. In den Fenstern waren nirgends eingebaute Klimaanlagen zu entdecken. Und mit Sicherheit gab es in dem Haus keine zentrale Anlage.

»Ich wette, der dürre Typ, den du beinahe umgebracht hast, war vor irgendjemandem auf der Flucht, deshalb wollte er auch das Auto haben«, sagte Lula.

Ich lehnte mich gegen die Hausmauer. »Hätte er sich besser ein anderes ausgesucht.«

»Klar, aber das konnte er ja nicht wissen. Der sah nur zwei Frauen in einem Wagen sitzen wie bestellt und nicht abgeholt. Er dachte wahrscheinlich, wenn wir schon so doof sind, bei der Hitze in der Karre zu hocken, sind wir auch doof genug, sie ihm zu geben.«

»Da hat er sich geirrt.«

»Aber nur ein bisschen«, meinte Lula.

Eine Viertelstunde später kam Ranger in seinem schwarzen Porsche Cayenne vor uns zum Stehen. Ich setzte mich auf den Beifahrersitz, Lula stieg hinten ein.

Er warf einen kurzen Blick auf das verkohlte Wrack aus verbogenem Blech und schmorenden Reifen, das mal mein Auto gewesen war. »Deins?«, fragte er.

»Jawohl.«

»Muss ich wissen, wie das passiert ist?«

»Nein.«

Ranger hielt vor dem Kautionsbüro, und Lula stieg aus. Ich machte Anstalten, ihr zu folgen, aber Ranger hielt mich am Handgelenk fest. »Warte! Ich muss mit dir reden.«

Momentan läuft nichts zwischen Ranger und mir. Er hat klare Prioritäten, und Heiraten steht nicht gerade oben auf seiner Liste. Genau genommen steht es gar nicht drauf. Bis vor Kurzem gehörte eine Hochzeit auch nicht zu meinen vorrangig angestrebten Lebenszielen, doch meine Mutter sieht das anders, und so ungern ich das auch zugebe, hat sie mich bald so weit.

»Ich brauche eine Begleitung«, sagte Ranger.

Meine Stimme stieg um eine Oktave: »Ich soll für dich eine Frau organisieren?«

»Nein, ich will, dass du mich begleitest. Ich muss zu einer offiziellen Abendveranstaltung und brauche jemanden, der mir Rückendeckung gibt.«

»Ich?« Ich war ja nicht gerade der Terminator.

»Wenn ich mit Tank hinginge, würde es Gerede geben.«

Tank trägt seinen Namen zu Recht. Er hat die Statur eines Panzers, ist Rangers Schatten und sein Stellvertreter bei Rangeman. Das sah Ranger schon richtig: Tank als Begleiter würde großes Aufsehen erregen.

»Wann ist das denn?«, wollte ich wissen.

»Morgen Abend.«

»Morgen? Ich kann doch nicht alles stehen und liegen lassen. Du hättest mich früher fragen müssen! Morgen treffe ich Morelli. Wir gehen jeden Freitag zusammen aus. Wir wollen ins Kino und anschließend …«

»Das anschließend ist bei mir besser«, unterbrach er mich.

Beim Gedanken an Rangers anschließend verschlug es mir kurz die Sprache. Morelli war ein toller Liebhaber, aber Ranger war der Wahnsinn. Ich riss mich zusammen und sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an. Hoffentlich wirkte es entschlossen.

»Bei uns zweien gibt es kein anschließend mehr«, sagte ich. »Mit anschließend ist bei uns absolut Schluss. Morelli und ich haben eine Absprache.«

»Und die wäre?«

»Weiß ich noch nicht genau.«

»Babe …«

»Diesmal meine ich es ernst. Ich bin jetzt vielleicht endlich so weit, eine ernsthafte, verantwortungsbewusste Beziehung zu führen.«

Joe Morelli ist Polizist aus Trenton, arbeitet als ziviler Ermittler, Abteilung Mord und Totschlag. Ich kenne ihn schon seit Ewigkeiten, und unsere Beziehung war erst total feindselig, dann kribbelnd heiß. Jetzt stehen wir vor der Frage, ob wir vielleicht wirklich zusammenleben können, ohne das komplette Chaos auszulösen. Morelli ist 1,80 Meter groß, hat knackige Muskeln und eine italienische Libido. Dazu schwarze Locken und prüfende braune Augen. Sein Kleidungsstil ist lässig, er trägt gerne Jeans, das Hemd über der Hose und eine Glock 19. Außerdem hat er einen großen zotteligen Köter namens Bob.

»Ich bezahle dich dafür«, sagte Ranger.

»Wie bitte?«

»Ich engagiere dich für den Abend. Als mein Leibwächter.«

Auch wenn das geldgierig klingen sollte, aber ich horchte auf. Ich war mit meiner Miete einen Monat im Rückstand und nicht gerade sehr erfolgreich bei der Rückführung von Kautionsflüchtlingen. Vinnie hatte in diesem Monat hauptsächlich NVGler mit niedriger Kaution (NVG war unser Kürzel für »nicht vor Gericht erschienen«), so dass ich kaum das Geld für eine Pizza zusammenbekam, von der Miete ganz zu schweigen. Außerdem war ich mir eigentlich sicher, genug Selbstkontrolle aufbringen zu können, um Ranger nicht die Klamotten vom Leibe zu reißen.

»Was genau würde diese Aufgabe als Leibwächter denn beinhalten?«, fragte ich.

»Das Übliche. Du kassiert im Notfall die Kugeln, die für mich bestimmt sind, und übernimmst den Small Talk.«

»Kannst du selbst keinen Small Talk machen?«

»Höfliche Unterhaltungen sind nicht gerade meine Stärke.«

»Hab ich schon gemerkt.« Also gut, so schlecht hörte sich der Vorschlag nicht an, außerdem würde ich umsonst essen können, nicht? »Wann holst du mich ab?«

»Um sechs. Die Veranstaltung ist in Atlantic City. Das Essen ist um acht.«

2

Ich stieg aus Rangers Wagen und ging zu Lula ins Kautionsbüro. Das Gebäude war brandneu und um Lichtjahre schöner als das alte. Es war zwar auf dem Fundament des alten Hauses gebaut worden, aber die Wände waren frisch gestrichen, die Bodenfliesen noch jungfräulich, und die Einrichtung war nicht hochwertig, aber bequem und noch frei von Kaffee- und Essensflecken.

Lula hatte ihren angestammten Platz auf der Kunstledercouch eingenommen, Connie, die Büroleiterin, saß an ihrem Schreibtisch. Connie ist ein paar Jährchen älter als ich, kann deutlich besser schießen und hat auch die besseren Beziehungen. Ihre Familie gehört zum alten italienischen Mafiaadel und ist weitaus professioneller als die dämlichen Ganoven aus Trenton, wenn es um Prügeleien, Entführungen und Geldwäsche geht. Connie hat Ähnlichkeit mit Betty Boop, nur mit mehr Haaren und einem Damenbart. An diesem Tag trug sie einen kurzen schwarzen Bleistiftrock, einen breiten schwarzen Gürtel aus Glanzleder und einen engen roten Pulli mit tiefem Ausschnitt, der viel von ihren Betty Boops zeigte.

Ich schaute hinüber zu der geschlossenen Tür hinter Connie, die zum Büro meines Vetters führte. »Ist Vinnie da?«, fragte ich.

Connie sah vom Computer auf. »Nein. Er ist in der Stadt, holt Jimmy Palowski auf Kaution raus. Palowskis Nachbarin hat ihn dabei erwischt, wie er ohne Gießkanne ihre Blumen wässerte, wenn du verstehst, was ich meine. Er wurde wegen Trunkenheit und unsittlicher Entblößung festgenommen.«

Ich ließ mich in den Bürostuhl aus Formplastik vor Connies Tisch sinken. »Mein Auto wurde in die Luft gejagt.«

»Schon gehört. Nichts Neues, was?«

»Ich brauche dringend Kohle. Ist nichts Gutes reingekommen?«

»Erinnerst du dich noch an Geoffrey Cubbin?«

»Klar. Der wurde letzten Monat festgenommen, weil er in Cranberry Manor fünf Millionen Dollar unterschlagen hat.«

Connie reichte mir die Akte. »Der Richter hat eine enorm hohe Kaution festgesetzt, und Vinnie hat unterschrieben. Cubbin schien kein besonders großes Risiko zu sein. Bisher keine Festnahmen. Außerdem behauptete er, unschuldig zu sein. Er hat eine Frau und eine Katze. Männer mit Katzen sind normalerweise kein großes Risiko. Sehr stabil.«

»Und?«

»Er ist verschwunden. Wie vom Erdboden verschluckt, zusammen mit den fünf Millionen. Heute Morgen stand ein Bericht darüber in der Zeitung. Er wartete zu Hause auf seinen Prozess, da wachte er plötzlich mitten in der Nacht mit Schmerzen und Fieber auf. Er musste in die Notaufnahme, und vier Stunden später war er seinen Blinddarm los. Das war vor drei Tagen. Als seine Frau gestern ins Krankenhaus fuhr, um ihn mit nach Hause zu nehmen, war er nicht mehr da. Weg. Niemand hat ihn gesehen.«

»Und das ist unser Problem?«

»Noch nicht, aber am Montag wird es das sein. Wenn er nicht zu seinem Gerichtstermin erscheint, verlieren wir die Kaution. Ich persönlich würde sagen, er ist ausgebüxt. Der Gerichtstermin stand vor der Tür, da bekam er Panik. Wenn er verurteilt worden wäre, hätte er eine lange Zeit im Knast vor sich gehabt. Vielleicht willst du ein bisschen rumstochern, bevor die Spur kalt wird.«

Ich nahm die Akte und blätterte sie durch. Geoffrey Cubbin war zweiundvierzig Jahre alt. Absolvent der Wharton Business School. Manager einer Einrichtung für betreutes Wohnen namens Cranberry Manor. Ich betrachtete sein Foto: angenehme Erscheinung. Braune Haare. Brille. Keine sichtbaren Tätowierungen oder Piercings. Seine Größe wurde mit 1,75 Meter angegeben. Mittelschwer, vielleicht ein paar Pfund zu viel auf den Rippen. Er hatte eine Frau und eine Katze. Keine Kinder.

Das Krankenhaus bot sich als Ausgangspunkt an. Außerdem war es am nächsten. Cubbin wohnte in Hamilton Township; zu seinem Arbeitsplatz in Cranberry Manor würde es fünfunddreißig bis vierzig Minuten dauern, wenn die Straßen im Zentrum von Trenton verstopft waren.

»Nein«, sagte Lula.

»Was: nein?«, fragte ich.

»Nein, ich fahre nicht mit dir ins Krankenhaus. Ich hab gerade deinen Blick gesehen, und da wusste ich, dass du dir überlegst, im Krankenhaus anzufangen. Ich gehe aber nicht mit, ich mag nämlich keine Krankenhäuser. Da riecht’s immer so komisch, und es liegen massenweise kranke Menschen rum. Als ich das letzte Mal im Krankenhaus war, war das furchtbar. Und ich meine, ich hätte mir damals einen Pilz eingefangen. Zum Glück hab ich ein gutes Immunsystem, das wird mit so was fertig, außerdem war es nur ein Vierundzwanzig-Stunden-Pilz.«

Das St. Francis Hospital liegt ungefähr eine halbe Meile von der Kautionsagentur entfernt auf der Hamilton Avenue, allerdings auf der anderen Straßenseite, sodass es offiziell schon zu Burg gehört. Burg ist ein verschworenes Arbeiterviertel im Süden von Trenton, das von Tratsch, katholischen Schuldgefühlen und dem abendlichen Schmorbraten zusammengehalten wird. Die Grenzen von Burg bilden die Chambers Street, die Hamilton Avenue, die Broad und die Liberty Street. Ich bin in Burg aufgewachsen, meine Eltern wohnen immer noch dort, in einem kleinen Zweifamilienhaus auf der High Street.

»Kein Problem«, sagte ich. »Ich kann zu Fuß zum Krankenhaus gehen.«

»Er lag nicht im St. Francis«, erklärte Connie. »Er war im Zentralkrankenhaus auf der Joy Street.«

»Da läufst du nie im Leben zu Fuß hin!«, sagte Lula. »Von der Greenwood Avenue ist es nämlich noch ein ziemlich weites Stück.«

»Dann bring du mich eben hin«, schlug ich ihr vor. »Kannst ja unten warten.«

»Okay«, erwiderte sie, »aber ich warte nicht unten an der Anmeldung. Ich bleibe im Auto.«

Das Zentralkrankenhaus war in den Vierzigern erbaut worden und sah eher wie eine Fabrik aus: dunkelroter Backstein, fünf Stockwerke voll düsterer kleiner Zimmer, in denen die Patienten verwahrt wurden. Eine kleine Zufahrt für die Notaufnahme. Eine Flügeltür als Haupteingang. Sie führte in einen Anmeldebereich mit dem typischen Infotresen, braunen Ledersofas und zwei Plastikbäumen. Den OP hatte ich noch nicht von innen gesehen, aber ich nahm an, dass er vorsintflutlich ausgestattet war. Das Krankenhaus hatte nicht gerade den besten Ruf.

»Hm«, machte Lula und fuhr ins Parkhaus. »Ich glaube, ich muss doch mit reinkommen. Wenn ich nicht dabei bin und nicht auf jeden Scheiß aufpasse, kommst du bestimmt nie wieder raus. So geht das immer in Krankenhäusern. Man besucht jemanden, und ehe man sichs versieht, schieben sie dir eine Kamera in den Hintern und gucken, ob sie Poloponys finden können.«

»Meinst du Polypen?«

»Ja. Hab ich doch gesagt! Jedenfalls haben sie das bei meinem Onkel Andy gemacht, und dann meinten sie, er hätte diese Polypen, und bevor er merkte, was los war, hatten sie ihm schon die Eingeweide rausgenommen, und er musste in einen Beutel kacken. Ich will nur noch mal darauf hinweisen, dass ich auf gar keinen Fall in einen Beutel kacken werde.«

»Dieses Gespräch ist nicht so ganz nach meinem Geschmack«, sagte ich. »Könnten wir vielleicht über etwas anderes reden?«

Lula parkte ihren roten Firebird auf der zweiten Parkebene und stellte den Motor aus. »Ich mein ja nur.«

Wir betraten das Krankenhaus durch die Eingangstür und näherten uns der Frau an der Information.

»Ich untersuche den Fall Cubbin«, stellte ich mich vor. »Ich würde gerne mit Ihrem Sicherheitsbeauftragten sprechen.«

»Können Sie sich ausweisen?«

Das Problem, wenn man Kautionsflüchtlinge für einen Kautionsmakler ausfindig macht, liegt darin: Ich habe jedes Recht auf den Zugriff, weil der Kautionsnehmer es uns eingeräumt hat, aber ich bin keine Polizeibeamtin. Zum Glück sind den Leuten die genauen Bestimmungen nie so ganz klar. Und die meisten sehen sich meinen Ausweis eh nicht allzu genau an. In Wahrheit habe ich meine Plakette und den laminierten Ausweis aus dem Internet. 7,95 Dollar plus Versandkosten. Sehen ziemlich echt aus. Ist ja nicht so, dass ich lüge oder so. Auf den Dingern steht »Kautionsmakler«, und mein Name ist auch drauf. Ist doch nicht mein Problem, wenn mich die Leute mit einem Cop verwechseln, oder?

Ich hielt der Frau an der Information meine Plakette und den Ausweis unter die Nase, dann klingelte ihr Telefon, und sie wies mir den Weg.

»Erdgeschoss«, sagte sie. »Zimmer 117. Den Gang da rechts runter. Wenn er nicht da ist, können Sie ihn über die Sprechanlage an der Tür anpiepsen.«

Ich artikulierte ein lautloses Danke! und machte mich mit Lula auf die Suche nach Zimmer Nummer 117.

»Ich bin erst eine Minute hier und merke schon, wie ich irgendwelche Krankenhauskeime kriege«, sagte Lula. »Es kribbelt am ganzen Körper. Ich hab Krankenhausjucken.«

Die Tür zu Zimmer 117 war geschlossen. Ich klopfte an, innen grummelte jemand eine Antwort. Ich machte auf und staunte nicht schlecht, in der braun-blauen Uniform des Sicherheitsdienstes Randy Briggs vor mir zu sehen.

Randy Briggs ist mir zu verschiedenen Anlässen über den Weg gelaufen, einige davon eher unangenehm. Er ist Single, Anfang vierzig, hat schütteres rötlich blondes Haar und ein schmales Gesicht mit eng stehenden Augen. Er ist knapp einen Meter groß und hat den Charakter eines tollwütigen Waschbären.

»Wow!«, sagte ich. »Was soll denn die Uniform?«

»Wie sieht sie denn aus?«, erwiderte er. »Ich bin der Sicherheitschef.«

»Du warst doch immer ein Computerfreak«, gab ich zurück. »Gibt es nichts mehr zu programmieren?«

»Nix zu holen. Der Scheiß wird in China produziert, der technische Support kommt aus Sri Lanka. Und diesen Job hab ich auch nur bekommen, weil die Schiss hatten, dass ich sie wegen Diskriminierung von Kleinwüchsigen anzeige.«

»Die lassen dich eine Waffe tragen?«, fragte Lula.

»Allerdings«, sagte Briggs. »Meine Spezialität ist es, den Leuten in die Eier zu schießen. Sind ja sozusagen auf Augenhöhe.«

Das kleine Büro war mit einem Schreibtisch und ein paar unbequem wirkenden Stühlen eingerichtet. Ich entdeckte einen uralten Computer, ein Telefon, einen Stapel Aktenmappen und zwei Walkie-Talkies. An einer Pinnwand hinter dem Schreibtisch hingen verschiedene Fotos und handgeschriebene Zettel. Ich meinte, auf einem der Bilder Geoffrey Cubbin zu erkennen.

»Sind das die Leute, die aus dem Krankenhaus getürmt sind?«, fragte ich Briggs.

»Wurde mir zumindest gesagt. Bin noch nicht lange hier. In meinem Dienst hat sich nur einer aus dem Staub gemacht.«

»Geoffrey Cubbin.«

»Yep. Die Nachtschwester hat um zwei Uhr morgens nach ihm gesehen und vermerkt, er würde schlafen. Der nächste Eintrag in seinem Krankenblatt stammt von sechs Uhr morgens, da war er schon weg, zusammen mit seiner Kleidung und seinen persönlichen Wertsachen.«

»Das stand in seiner Krankenakte?«, hakte ich nach.

»Nein. Das steht in der Zeitung. Herrgott, liest du denn keine Tagespresse?«

»Wie kann dieser Kerl hier rausmarschieren, wenn ihm gerade der Blinddarm entfernt wurde?«, fragte Lula. »Das muss doch wehtun. Vielleicht ist er auch abgenibbelt und wurde in so eine Leichenschublade gesteckt, und keiner ist auf die Idee gekommen, da mal reinzugucken. Ach nee, Moment, zum Sterben hätte er sich ja nicht extra angezogen.«

»Cubbin hatte Aussicht auf gute zehn Jahre Gefängnisfraß und Ausstanzen von Nummernschildern«, sagte Briggs. »Um dem zu entgehen, nimmt man schon mal ein paar Schmerzen in Kauf.«

»Ich würde gerne mit dem behandelnden Arzt und der Nachtschwester sprechen«, sagte ich zu Briggs. »Kannst du mir ihre Namen geben?«

»Nein. Und ich hole sie auch nicht für dich her. Ich bin hier, um dafür zu sorgen, dass im Haus auf Diskretion geachtet wird. Ich bin der Oberbulle.«

»Für mich siehst du eher wie die untere Hälfte des Oberbullen aus«, bemerkte Lula.

Briggs sah sie mit zusammengekniffenen Augen an. »Und du siehst aus, als wärst du fett genug für eine ganze Einsatztruppe.«

»Pass auf, was du sagst«, gab Lula zurück. »Wenn ich mich auf dich draufsetze, bist du platt wie eine Flunder. Dann bleibt nur noch ein Fettfleck auf dem Boden übrig.«

»Hier setzt sich keiner auf irgendwen drauf«, sagte ich zu Lula. »Und du«, ich zeigte mit dem Finger auf Briggs, »reiß dich zusammen, Mann!«

Ich machte auf dem Absatz kehrt und rauschte aus Briggs’ Büro, Lula mir nach. Unten in der Eingangshalle rief ich Connie an.

»Wissen wir, wer Cubbin operiert hat?«, fragte ich. »Ich würde gerne mit dem Arzt sprechen.«

»Warte einen Moment. Muss ich nachfragen.«

Lula und ich sahen uns im Geschenkartikelladen um und drehten eine Runde durch den Eingangsbereich, dann rief Connie zurück.

»Der Arzt heißt Craig Fish«, erklärte sie. »Deine Großmutter hat seinen Namen rausbekommen. Sie ist an die Tratsch- und Beratungshotline für Senioren angeschlossen. Fish ist Chirurg mit einer Privatpraxis und hat Belegbetten im St. Francis und im Zentralkrankenhaus. Seine Praxis liegt im Medical Arts Building, zwei Blocks vom Zentralkrankenhaus entfernt. Verheiratet, zwei Kinder auf dem College. Eins in Kalifornien, das andere in Texas. Kein anhängiges Gerichtsverfahren. Keine aktenkundigen nachteiligen Informationen über ihn.«

Wir fuhren zum Medical Arts Building, und Lula ließ mich vor dem Eingang rausspringen.

»In der Tanke an der Ecke ist ein Dunkin’-Donut-Laden«, sagte sie. »Ich glaub, ich muss ein paar Donuts holen, ich bin nämlich ganz schwach auf den Beinen, seitdem ich im Krankenhaus war und mir die Keime geholt hab und so.«

»Ich dachte, du versuchst abzunehmen.«

»Schon, aber das hier ist quasi ein Notfall. Die Bakterien haben vielleicht schon meinen ganzen Zucker verbraucht, ich muss dringend Nachschub besorgen.«

»Was für ’ne lahme Ausrede«, sagte ich. »Warum gibst du nicht einfach zu, dass du Lust auf Donuts hast und keine Willenskraft besitzt?«

»Weil sich das nicht so gut anhört. Möchtest du auch welche?«

»Bring mir einen Boston Kreme mit.«

Mit dem Fahrstuhl fuhr ich in den dritten Stock und suchte Fishs Praxis. Im Wartezimmer saßen zwei Patienten. Ein Mann und eine Frau. Keiner von beiden sah besonders glücklich aus. Dachten wahrscheinlich darüber nach, dass ihnen in nächster Zukunft etwas Entscheidendes aus dem Körper entfernt würde. Ich zeigte der Sprechstundenhilfe meinen Ausweis und sagte, ich würde gerne einmal kurz mit dem Arzt reden.

»Sicher«, antwortete sie. »Momentan ist ein Patient bei ihm, aber ich sage ihm Bescheid, dass Sie hier sind.«

Zehn Minuten und drei eselsohrige Illustrierten später wurde ich in das enge kleine Sprechzimmer von Fish beordert.

»Ich habe nur fünf Minuten Zeit«, sagte er. »Wie kann ich Ihnen helfen?«

Craig Fish war ein nichtssagender Mann von Mitte fünfzig. Er hatte stahlgraues Haar, ein rundes Mondgesicht und trug ein blau-weiß gestreiftes Oberhemd, das sich über seinem Bauch spannte. Er war nicht fett, aber fit wirkte er auch nicht gerade. Auf dem Schreibtisch standen Familienfotos. Seine beiden Kinder lächelten an irgendeinem Strand in die Kamera. Auf einem anderen Bild kuschelte er mit einer Blondine, die noch keine dreißig zu sein schien. Ihr hautenges Kleid platzte fast aus allen Nähten, am Finger trug sie einen riesengroßen Diamanten. Ich nahm an, es handelte sich um seine neueste Frau.

»Hat Geoffrey Cubbin irgendwie erkennen lassen, dass er vorzeitig entlassen werden wollte?«, fragte ich.

»Nein. Er wirkte nicht besonders unruhig. Die Operation war ein Routineeingriff, die Nachsorge verlief ganz nach Plan.«

»Haben Sie eine Idee, wo er sein könnte?«

»Wenn sich Patienten frühzeitig entlassen, gehen sie normalerweise nach Hause.«

»Das war hier ja offensichtlich nicht der Fall. Kommt das öfter vor?«

»Nicht oft, aber öfter, als Sie denken würden. Die Leute bekommen Heimweh, sind unzufrieden mit der Versorgung, fürchten die Kosten, manchmal ist es auch eine Folge der Medikamente, weil der Patient nicht mehr klar denken kann.«

»Hat Cubbin einen Termin zur Kontrolle vereinbart?«

»Das müssten Sie meine Sprechstundenhilfe fragen. Ich bekomme immer nur meine Patientenliste für den aktuellen Tag.«

Seine Sprechanlage summte; dann teilte ihm die Arzthelferin mit, Mrs Weinstein warte in Untersuchungsraum 3.

Auf dem Weg nach draußen ging ich kurz zur Anmeldung und fragte, ob Geoffrey Cubbin einen Termin zur Kontrolle gemacht hätte. Hatte er nicht.

Als ich das Gebäude verließ, stand Lula mit laufendem Motor am Straßenrand. Ich setzte mich neben sie, schnallte mich an und hob die Dunkin’-Donuts-Schachtel vom Boden auf. Sie war leer.

»Wo ist mein Donut?«, fragte ich.

»Ups. Ich glaub, den hab ich gegessen.«

Schwein gehabt. Besser, er machte sich auf Lulas Hüften breit als auf meinen. Besonders da ich mich am nächsten Abend in ein Cocktailkleid würde quetschen müssen.

»Und jetzt?«, fragte sie. »Sind wir fertig für heute? Mir ist ein bisschen schlecht nach den ganzen Donuts. Ich wollte eigentlich nur zwei essen, aber dann hab ich irgendwie den Überblick verloren, und auf einmal waren keine mehr da. Als hätte ich einen Blackout gehabt, und jemand anders hätte alle Teile gefuttert.«

»Du hast Puderzucker und Marmelade auf dem Top.«

»Hm«, machte Lula und schaute an sich hinab. »Dann war ich’s doch wohl selbst.«

»Es wäre super, wenn du mich zu meinen Eltern fahren könntest, dann kann ich mir nämlich Big Blue ausleihen.«

Big Blue ist ein 1953er Buick in Himmelblau und Weiß, der in der Garage meines Vaters steht, seit mein Großonkel Sandor in das Pflegeheim Happy Hills übersiedelte. Er fährt sich wie ein Kühlschrank auf Rädern und ist nicht gerade förderlich fürs Image. Nur Jay Leno würde in diesem Auto gut aussehen. Aber es hatte den Vorteil, dass es mir zur Verfügung stand.

3

Meine Eltern wohnen in einer kleinen senfgelb und braun gestrichenen zweistöckigen Doppelhaushälfte, die sich eine Wand mit einem identischen Haus in Lindgrün teilt. Ich nehme an, dass Doppelhäuser vor vierzig Jahren, als sie gebaut wurden, als kostensparend galten. In Burg gibt es viele davon. Siamesische Zwillinge, zusammengewachsen an den Wohnzimmern unten und den Elternschlafzimmern oben, jedes mit eigenem Hirn. Das Haus hat einen handtuchgroßen Vorgarten, eine winzige vordere Veranda und einen langen schmalen Garten. Auch der Grundriss zieht sich in die Länge: Wohnzimmer, Esszimmer, Küche. Oben drei kleine Schlafzimmer und ein Bad.

Meine Großmutter Mazur wohnt bei meinen Eltern. Sie war eingezogen, als Schweinefett die Arterien meines Großvaters Mazur verstopfte und er eine Reise ohne Rückfahrkarte zu Gottes großem Schweinebraten im Himmel antrat. Als Lula ihren Firebird am Straßenrand parkte, stand Grandma vor der Haustür. Früher dachte ich immer, meine Oma hätte telepathische Fähigkeiten und wüsste, wann ich käme, doch inzwischen ist mir klar, dass Grandma einfach immer an der Tür steht und den vorbeifahrenden Autos nachsieht, als wäre die Straße eine Realityshow. Als sie uns erblickte, leuchtete ihr Gesicht auf, und sie winkte uns zu.

»Ich mag deine Oma«, sagte Lula. »Sie sieht immer aus, als würde sie sich freuen, uns zu sehen. Das passiert uns nicht jeden Tag. Die Hälfte der Zeit klopfen wir an irgendwelche Türen und werden zum Dank dafür beschossen.«

»Ja, aber das ist nur die eine Hälfte. Manche Leute laufen auch einfach weg. Bis morgen dann.«

»Bis morgen, altes Haus.«

»Wie läuft das Geschäft?«, fragte Grandma, als ich zur Tür kam. »Hast du heute einen geschnappt? Wo ist dein Auto?«

»Mein Auto wurde in die Luft gejagt.«

»Schon wieder? Das wievielte ist das diesen Monat?«

»Das Erste. Ich hatte gedacht, ich könnte mir vielleicht Big Blue ausleihen.«

»Klar, den kannst du haben, wann immer du willst. Ich fahr ja nicht damit, weil ich darin nicht heiß aussehe.«

Ich würde sagen, alles ist relativ, denn vermutlich bräuchte es mehr als ein schnelles Auto, um aus Grandma eine heiße Braut zu machen. Die Schwerkraft ist nicht gerade freundlich mit ihr umgegangen. Außerdem hatte sie gar keinen Führerschein mehr, weil sie zu oft mit Bleifuß unterwegs gewesen war. Der einkassierte Führerschein würde sie aber wohl nicht aufhalten, wenn sie einen Ferrari in die Hände bekäme.

Ich hörte eine Autotür ins Schloss fallen. Als ich mich umdrehte, kam Lula auf uns zu.

»Ich rieche gebratenes Hähnchen«, sagte sie.

Grandma winkte sie ins Haus. »Stephanies Mutter brät gerade was fürs Abendessen. Und zum Nachtisch gibt’s einen Schokoladenkuchen. Wir haben genug, falls du mitessen willst.«

Eine halbe Stunde später saßen Lula und ich am Tisch und genossen mit meiner Mutter, meinem Vater und Grandma Mazur das gebratene Hähnchen.

»Stephanie hat wieder ein Auto in die Luft gejagt«, verkündete Grandma, als sie den Kartoffelbrei verteilte.

»Genau genommen war es so ein Gangsta, der es in die Luft gejagt hat«, erklärte Lula. »Aber der Wagen war eh nicht mehr viel wert. Die Batterie war leer.«

Meine Mutter schlug ein Kreuzzeichen und kippte sich ein halbes Glas mit einer Flüssigkeit hinter die Binde, die wie Eistee aussah, aber stark nach Jim Beam roch. Mein Vater hielt den Kopf gesenkt und nagte an einem Hühnerbein.

»Ich saß aber nicht drin«, beeilte ich mich zu sagen. »Das war ein Versehen.«

»Ich kann nicht verstehen, wie es so viele Versehen geben kann«, bemerkte meine Mutter. »Ich kenne keinen einzigen Menschen, dem schon mal ein Auto in die Luft geflogen ist.« Sie schaute zu meinem Vater hinüber. »Frank, kennst du sonst noch jemanden, dem schon mal das Auto in die Luft geflogen ist? Frank! Hörst du mir überhaupt zu?«

Mein Vater hob den Kopf, und ein Stückchen Huhn fiel ihm aus dem Mund. »Was?«

»Das liegt an unserem Job«, erklärte Lula. »Ist eins der Berufsrisiken. Ein anderes Risiko ist zum Beispiel, sich im Krankenhaus Bakterien einzufangen. Heute mussten wir im Krankenhaus ermitteln, da hab ich mir vielleicht was geholt.«

»Ihr habt bestimmt Geoffrey Cubbin gesucht«, sagte Grandma. »Connie hat mich angerufen und nach seinem Arzt gefragt. Ich hab von der Geschichte gehört, weil Lorraine Moochy nämlich eine Verwandte in Cranberry Manor hat, und Lorraine sagte, Cubbin wird eine Menge Ärzte brauchen, wenn die Bewohner ihn in die Finger bekommen.«

»Was hat Lorraine sonst noch über ihn gesagt?«, wollte ich wissen.

»Sie meinte, er hätte einen wirklich netten Eindruck gemacht, doch dann seien auf einmal die ganzen Einlagen weg gewesen. Cranberry Manor ist so ein Heim, wo man sich einkaufen muss, und das ist nicht gerade billig. Cranberry Manor ist oberste Spitzenklasse, zumindest für Jersey. Lorraine meinte, es könnte sein, dass es dichtmachen muss, dann würde ihre Verwandte vor die Tür gesetzt werden.«

»Hört sich an, als wär sie am Allerwertesten«, sagte Lula.

»Hä?«, machte meine Mutter.

Grandma wählte noch ein Stückchen Huhn. »Das ist ein höflicher Ausdruck für das andere Wort mit A.«

Meine Mutter wandte den Blick zur Küche, und ich wusste, dass sie erwog, sich »Eistee« nachzuschenken. Grandma und ich sind ein Kreuz für sie. Meine Mutter bemüht sich sehr, eine gute Christin und ein Vorbild an Anstand zu sein, meine Grandma und ich nicht so sehr. Nicht weil wir keine anständigen Christinnen sein wollen. Es ist bloß einfach nicht immer so leicht.

»Vinnie hat Kaution für Geoffrey Cubbin gestellt«, erklärte Lula. »Jetzt müssen wir ihn finden.«

»Das ist ein wirklich interessanter Fall«, sagte Grandma. »Der Kerl ist einfach mitten in der Nacht aufgestanden und abgehauen. Wenn ihr mich fragt, stinkt das zum Himmel. Klar, ich weiß, dass sein Arzt Fish heißt, aber so meinte ich das nicht. Cubbin war genäht worden und alles. Man hüpft nicht lustig den Gang runter und winkt sich ein Taxi ran, wenn man zwei Tage vorher den Blinddarm rausbekommen hat. Da schleppt man sich gekrümmt durch die Gegend und stöhnt in einer Tour.«

»Was meinen Sie denn, was mit ihm passiert ist?«, fragte Lula.

»Das weiß ich nicht, aber es sieht ganz so aus, als hätte er Hilfe gehabt«, sagte Grandma.

»Das glaube ich auch. Und warum hat ihn keiner gesehen, als er am Aufzug stand und wartete?«, fragte Lula.

»Budgetkürzungen«, erklärte Grandma. »Da arbeiten ja kaum noch Krankenschwestern. Früher hatten sie noch Kameras in den Aufzügen, aber ich hab gehört, dass die ständig kaputtgehen. Ich sage euch, Krankenhäuser sind auch nicht mehr das, was sie mal waren. Myra und ich gehen einmal die Woche zum Mittagessen ins Zentralkrankenhaus, aber das Essen ist in letzter Zeit ganz furchtbar geworden, und die Leute sind so griesgrämig.«

»Sie müssen ja viele kranke Leute kennen«, sagte Lula.

»Wir machen keine Krankenbesuche«, gab Grandma zurück. »Wir gehen da bloß essen. In der Cafeteria gibt es immer ein großes Büfett, das ist billig, weil da alle Krankenhausmitarbeiter essen. Und die haben immer diese blauen Anzüge an. Als ob man mitten in Grey’s Anatomy sitzt. Auch die dienstälteren Ärzte essen in der Cafeteria, manchmal kann man einen kennenlernen. Letzten Monat hab ich einen echt flotten Kerl getroffen, aber der bekam ein Aneurysma und starb, bevor ich ihn abschleppen konnte. Nach dem Essen gehen wir immer in den Supermarkt und probieren die Sachen von den Mädchen, die neue Produkte vorstellen. Das ist dann unser Nachtisch.«

»Die finde ich auch toll«, sagte Lula.

»Und wenn Myra und ich am Ende des Monats überhaupt nichts mehr im Portemonnaie haben, verzichten wir auf das Krankenhaus und essen nur den Kram von den Mädchen mit den Kostproben«, erzählte Grandma.

»Also wirklich«, sagte meine Mutter. »Bei dir klingt das so, als würdest du hier nichts zu essen bekommen. Bei uns gibt es immer etwas Gutes zu Mittag.«

»Ich esse gerne mal auswärts«, sagte meine Oma. »Hab ich einen Grund, Lippenstift aufzulegen. Und im Krankenhaus passieren immer alle möglichen Dramen. Ich weiß über alle Schwestern Bescheid. Man muss nur mit den richtigen Leuten zusammensitzen und die Ohren offen halten.«

»Wir sollten Sie auf den Fall ansetzen«, sagte Lula zu Grandma. »Als wir im Krankenhaus waren, haben wir überhaupt nichts rausgefunden.«

»Sagt mir, was ihr wissen wollt, und ich bringe es für euch in Erfahrung«, erwiderte sie. »Ich bin superneugierig und habe eh schon überlegt, mich selbstständig zu machen.«

»Das wäre eine hervorragende Idee«, meinte Lula. »Wenn Sie im Krankenhaus wären, müssten wir nicht noch mal da hin. Wir könnten andere wichtige Sachen erledigen, die nichts mit dem Krankenlager dort zu tun haben.«

»Von wegen hervorragende Idee!«, widersprach meine Mutter. »Das ist eine ganz furchtbare Idee. Reicht es denn nicht, dass sie im Umkreis von zwanzig Meilen in jedem Beerdigungsinstitut Chaos anrichtet?«

»Nicht immer«, warf Grandma ein. »Ich habe nur was dagegen, wenn sie den Sarg nicht öffnen. Das halte ich für Betrug. Woher soll man dann wissen, ob überhaupt einer drinliegt?«

Meine Mutter drohte mir mit der Gabel. »Ich mache dich dafür verantwortlich. Wenn deine Großmutter wegen Ruhestörung im Krankenhaus verhaftet wird, kannst du dich für den Rest deines Lebens von Schokoladenkuchen verabschieden. Und von gestürztem Ananaskuchen.«

»Puh, das ist aber knallhart«, sagte Lula.

»Ich möchte nicht, dass du ohne gestürzten Ananaskuchen auskommen musst«, sagte Grandma. »Ist wahrscheinlich besser, ich schnüffel nicht für euch rum. Ich muss eh zum Friseur. Morgen Abend ist eine große Totenfeier für Stanley Kuberski, da will ich gut aussehen. In der Zeitung stand, die Elks würden die Feier für ihn gestalten, und es gibt ein paar flotte Elks, auf die ich ein Auge geworfen habe.«

»Du solltest deine Großmutter begleiten«, schlug meine Mutter vor. »Der Sohn von Loretta Gross, Cameron, ist ein Elk. Ich wette, dass er da ist, und er wurde gerade geschieden.«

»Ist der flott?«, fragte Grandma. »Dann käme er vielleicht für mich infrage.«

»Er ist zu jung für dich«, gab meine Mutter zurück.

Mein Vater schaufelte den Kartoffelbrei in sich hinein. »Für die ist jeder zu jung.«

»Ich will aber einen jungen«, sagte Grandma. »Wenn ich mich mit Älteren treffe, sterben die immer, bevor ich sie abschleppen kann. Außerdem sagen alle, man sähe mir mein Alter nicht an.«

Das stimmte allerdings. Sie sah eher wie neunzig aus.