Mit High Heels und Handschellen - Janet Evanovich - E-Book
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Mit High Heels und Handschellen E-Book

Janet Evanovich

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Beschreibung

FBI Special Agent Kate O’Hare ist bekannt für ihren Verstand und – solange es nicht um Schokolade geht – ihre eiserne Disziplin. In den vergangenen Jahren hat die hübsche Dreiunddreißigjährige etliche Kriminelle hinter Gitter gebracht. Doch obwohl Kate sich längst einen Namen als Agentin gemacht hat, ist der einzige Name, der sie selbst interessiert: Nicolas Fox. International operierender Trickbetrüger und nicht nur kriminell, sondern vor allem kriminell attraktiv und gefährlich charmant. Und so fliegen, wenn O’Hare und Fox aufeinandertreffen, nicht nur die Fetzen, sondern auch die Funken ...

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Seitenzahl: 403

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Buch

Vorhang auf für FBI Special Agent Kate O’Hare! Die hübsche Dreiunddreißigjährige fühlt sich am wohlsten mit ihrer Glock in der Hand, kennt keine Gnade mit Gesetzesbrechern und hat schon etliche Ganoven hinter Gitter gebracht. Aufgeben gibt es für sie nicht. Auch nicht bei der einen Mission, die sie seit Jahren in Atem hält: Kate jagt den international operierenden Trickbetrüger Nicolas Fox. Nick ist nicht nur kriminell, sondern auch kriminell attraktiv, gefährlich charmant – und einfach nicht zu fassen. Nach einem seiner raffiniert ausgeklügelten Coups geht der notorische Bad Boy seiner Widersacherin endlich ins Netz. Kate wähnt sich am Ziel – doch auf dem Weg zur Gerichtsverhandlung gelingt Nick die Flucht. Kate ist außer sich. Als sie dann auch noch dazu verdonnert wird, die Akte Fox ruhen zu lassen und sich einem weitaus langweiligeren Fall zu widmen, beschließt sie, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Kate lässt sich beurlauben und stöbert Nick in Griechenland auf. In seiner Gesellschaft: ihr eigener Boss, mit einem unglaublichen Auftrag: Kate und Nick sollen als Team Kriminelle jagen, die das FBI mit konventionellen Methoden bisher nicht überführen konnte. Das Chaos ist vorprogrammiert. Doch zwischen den Kollegen wider Willen fliegen nicht nur die Fetzen, sondern auch die Funken. Aber auch wenn sie im Augenblick Partner sind, stehen sie doch auf entgegengesetzten Seiten …

Weitere Informationen zu den Autoren

sowie zu lieferbaren Titeln

finden Sie am Ende des Buches.

Janet Evanovich

mit Lee Goldberg

Mit High Heels

und Handschellen

Übersetzt

von Ulrike Laszlo

Die Originalausgabe erschien 2013

unter dem Titel »The Heist« bei Bantam Books,

an imprint of the Random House Publishing Group,

a division of Random House, Inc., New York.

1. Auflage

Deutsche Erstveröffentlichung Juni 2014

Copyright © der Originalausgabe

2013 by Janet Evanovich and Lee Goldberg

Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2014

by Wilhelm Goldmann Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH

This translation is published by arrangement with Bantam Books,

an imprint of the Random House Publishing Group,

a division of Random House, Inc., New York.

Umschlaggestaltung: UNO Werbeagentur, München

Umschlagmotiv: FinePic®, München

LT · Herstellung: Str.

Satz: omnisatz GmbH, Berlin

ISBN 978-3-641-13182-1

www.goldmann-verlag.de

1

Am liebsten hatte Kate O’Hare ihre blaue Windjacke mit dem gelben Schriftzug FBI auf dem Rücken an, darunter ein schlichtes schwarzes T-Shirt und ihre schusssichere Weste. Diese Kombination passte immer, vor allem, wenn sie dazu eine Jeans und als Accessoire ihre Glock trug. Die dreiunddreißigjährige Spezialagentin O’Hare war nicht gern ungeschützt und unbewaffnet, insbesondere im Dienst. Keine gute Voraussetzung für eine Undercover-Tätigkeit, also war ihr das nur recht. Sie bevorzugte tatkräftiges Handeln bei der Strafverfolgung. Und genau das wurde wieder einmal nur allzu deutlich, als sie an diesem fünfunddreißig Grad heißen Winternachmittag in Las Vegas in ihrer Lieblingskluft in das St.-Cosmas-Klinikum marschierte, hinter sich ein Dutzend ähnlich gekleideter Agenten.

Während ihre Kollegen ausschwärmten, um alle Ausgänge des Gebäudes abzuriegeln, drängte sich Kate an den Sicherheitsbeamten in der Empfangshalle vorbei und schoss wie eine ferngelenkte Rakete in das im ersten Stock liegende Büro des Klinikverwaltungschefs Rufus Stott. Sie fegte an Stotts verblüffter Assistentin vorbei und platzte in Stotts Büro. Stott fuhr zusammen, stieß einen Schrei aus und fiel beinahe von seinem verchromten Metallstuhl. Er war klein, pausbäckig und pummelig und sah aus wie eine Steckrübe, die ein gelangweilter Zauberer mit seinem Zauberstab in einen fünfundfünfzigjährigen Bürohengst verwandelt hatte. Offensichtlich hatte er ein Selbstbräuner-Spray verwendet; er trug eine Brille mit Schildpattgestell, und seine hellbraune Hose war im Schritt verknittert. Er presste die Hand auf die Brust und schnappte nach Luft.

»Nicht schießen«, brachte er mühsam hervor.

»Ich werde nicht schießen«, beruhigte Kate ihn. »Ich habe noch nicht einmal meine Waffe gezogen. Brauchen Sie ein Glas Wasser? Geht es Ihnen gut?«

»Nein, es geht mir nicht gut«, erwiderte Stott. »Sie haben mich beinahe zu Tode erschreckt. Wer sind Sie? Was wollen Sie von mir?«

»Ich bin Agentin Kate O’Hare, FBI.« Sie knallte ein Blatt Papier auf seinen Schreibtisch. »Das ist ein Durchsuchungsbeschluss, der uns freien Zugang zu Ihrer Station für Privatpatienten ermöglicht.«

»Wir haben hier keine Station für Privatpatienten«, erklärte Stott.

Kate beugte sich zu ihm vor und heftete ihre strahlend blauen Augen auf ihn. »Sechs unverschämt reiche und verzweifelte Patienten sind heute aus allen Teilen der Welt hier angekommen. Sie wurden am Flughafen McCarran mit Limousinen abgeholt und hierhergebracht. Nach ihrer Ankunft auf Ihrer Station für selbstzahlende Patienten hat jeder von ihnen eine Million Dollar auf ein Offshore-Konto der St.-Cosmas-Klinik überwiesen und ist auf der Organspendeliste ganz nach oben gerückt.«

»Das ist doch wohl nicht Ihr Ernst«, protestierte Stott. »Wir haben keine Offshore-Konten und können es uns auch nicht leisten, Limousinen zu mieten. Wir stehen kurz vor einem Insolvenzverfahren.«

»Genau deshalb führen Sie illegale Organtransplantationen durch, für die Sie sich Organe auf dem Schwarzmarkt besorgen. Wir wissen, dass sich diese Patienten hier in der Klinik befinden und im Augenblick auf die chirurgischen Eingriffe vorbereitet werden. Das Gebäude wird derzeit abgeriegelt, und wir werden notfalls jedes einzelne Zimmer einschließlich der Besenkammern durchsuchen.«

»Nur zu.« Stott gab ihr den Durchsuchungsbeschluss zurück. »Wir führen keine Organtransplantationen durch, und es gibt hier keinen Trakt für Privatpatienten. Wir haben nicht einmal einen Geschenkartikelladen.«

Stott wirkte plötzlich nicht mehr verängstigt und sah auch nicht so aus, als würde er lügen. Kein gutes Zeichen, dachte Kate. Er sollte mittlerweile Blut und Wasser schwitzen und seinen Anwalt anrufen.

Vor achtzehn Stunden hatte Kate noch an ihrem Schreibtisch in Los Angeles gesessen und sich Geheimdienstinformationen über bekannte Kontaktpersonen eines flüchtigen Verbrechers zusammengesucht, als sie über einen Hinweis auf eine finanzschwache Klinik in Las Vegas stolperte, die Organtransplantationen gegen Höchstgebote offerierte. Sie ging der Sache nach und entdeckte, dass die Patienten bereits auf dem Weg nach Vegas waren, um sich dort operieren zu lassen. Also ließ sie alles liegen und stehen und organisierte rasch einen Einsatz.

»Schauen Sie sich das an.« Kate hielt Stott ein Foto auf ihrem iPhone vor die Nase.

Die Porträtaufnahme zeigte einen Mann etwa in ihrem Alter. Er trug ein locker sitzendes, nach vielen Jahren schlabberig gewordenes und ausgewaschenes Polohemd. Sein braunes Haar war vom Wind zerzaust, auf seinem Gesicht lag ein jungenhaftes Grinsen, und um seine braunen Augen zeichneten sich leichte Lachfältchen ab.

»Kennen Sie diesen Mann?«, fragte sie.

»Natürlich«, erwiderte Stott. »Das ist Cliff Clavin, der Bauingenieur, der sich um die Entfernung des Asbests in unserem alten Gebäude kümmert.«

Kate spürte, wie sich ihr Magen zusammenkrampfte, und das lag nicht an dem Burger mit Ei, den sie zum Frühstück gegessen hatte. Ihr Bauch, flach und straff trotz ihrer schrecklichen Essgewohnheiten, war der Sitz ihrer Ängste und Instinkte; er kommunizierte mit ihr in einer Sprache aus Krämpfen, Schmerzen, Übelkeit und allgemeinem Unwohlsein.

»Cliff Clavin ist eine der Figuren aus der TV-Serie Cheers«, stellte sie fest.

»Ja. Witziger Zufall, oder?«

»Welches alte Gebäude?«, hakte sie nach.

Er drehte sich zum Fenster um und deutete auf ein fünfstöckiges Haus auf der anderen Seite des Parkplatzes. »Dieses.«

Das Gebäude war ein architektonisches Artefakt aus den sechziger Jahren mit Akzenten aus Lavastein, großen getönten Fensterscheiben und einem mit weißen Kieselsteinen verzierten Säulenvorbau im Eingangsbereich.

»Das war das ursprüngliche Klinikum«, erklärte Stott. »Wir sind vor einem Jahr dort ausgezogen. Das neue Haus wurde gebaut, weil wir fälschlicherweise glaubten, mehr Betten für Patienten zu brauchen …«

Kate hörte ihm nicht zu, sondern rannte bereits zur Tür hinaus. In dem Augenblick, in dem sie das andere Gebäude gesehen hatte, begriff sie, wie sie und diese sechs reichen Patienten hinters Licht geführt worden waren. Der Mann auf dem Foto war nicht Cliff Clavin, und auch kein Bauingenieur. Es war Nicolas Fox, der Mann, nach dem sie im Zusammenhang mit dem Organtransplantationsschwindel gesucht hatte.

Fox war ein internationaler Hochstapler und Dieb, bekannt für seine dreisten, hochriskanten Betrügereien und Coups, an denen er offensichtlich großen Spaß hatte. Gleichgültig, wie viel er abgeräumt hatte – und er konnte einige riesige Erfolge verzeichnen –, es schien ihm nie zu genügen.

Kate hatte es sich beim FBI zur Mission gemacht, ihn zu schnappen. Vor zwei Jahren war es fast so weit gewesen. Damals war sie Nick auf die Schliche gekommen, als er versuchte, dem selbsternannten »König der feindlichen Übernahmen«, einem Risikokapital-Anleger, sämtliches Barvermögen und Schmuck zu stehlen. Während der Unternehmer seiner Braut in seinem im zwanzigsten Stockwerk gelegenen Penthouse in Chicago das Ja-Wort gab, raubte Fox ihn aus.

Ein draufgängerischer Coup – typisch für Nick Fox. Er hatte sich als Hochzeitsplaner ausgegeben und eine zusammengewürfelte Mannschaft von Dieben als Mitarbeiter des Partyservice eingeschleust. Als Kate die Hochzeit mit einem Einsatzteam stürmte, stoben die Mitglieder von Nicks Trupp auseinander wie Kakerlaken, wenn das Licht angeht, und Nick entschwand mit einem Fallschirm vom Dach des Gebäudes.

Obwohl Hubschrauber eingesetzt, Straßen gesperrt, Blockaden errichtet und Häuser durchsucht wurden, entwischte Nick ihnen. Als Kate sich im Morgengrauen endlich in ihr Hotelzimmer schleppte, fand sie eine Flasche Champagner und einen Strauß Rosen vor. Von Nick. Und natürlich hatte er beides auf ihre Rechnung setzen lassen. Während sie auf der Suche nach ihm gewesen war, hatte er es sich in ihrem Hotelzimmer gemütlich gemacht, sich etwas vom Zimmerservice kommen lassen und die Schokoriegel aus ihrem Minisafe geklaut. Sogar die Handtücher hatte er mitgehen lassen.

Dieser Mistkerl hat viel zu viel Spaß auf meine Kosten, dachte Kate. Sie stürmte durch die Eingangshalle der Klinik an zwei verblüfften Agenten vorbei und über den Parkplatz.

Als sie vor dem Maschendrahtzaun ankam, den man um das alte Klinikgebäude gezogen hatte, schwitzte sie stark, und ihr Herz schlug so heftig, dass sie es beinahe hören konnte. Sie zog ihre Waffe und näherte sich langsam dem Eingang zur Lobby. Davor entdeckte sie einen roten Teppich und ein Schild, das im Schatten der Mauernischen unter dem Säulengang hing. Darauf stand:

Herzlich willkommen

in der privatärztlichen Praxis der St.-Cosmas-Klinik.

Bitte entschuldigen Sie den Staub.

Wir sanieren,

um Ihnen mehr Ungestörtheit, Luxus und Pflege

auf dem neuesten Stand der Technik bieten zu können.

Kate tastete sich an den Mauern aus Lavastein entlang zur Eingangstür, riss sie auf und eilte mit gezogener Waffe in die Lobby. Aber hier war niemand, auf den sie hätte zielen können. Die Eingangshalle schmückten elegante, moderne Ledermöbel. Auf dem Travertinboden standen Töpfe mit üppig wuchernden Pflanzen, und an der Wand hinter der verlassenen Rezeption hingen Fotos des Chirurgenteams. Sie betrachtete die Aufnahmen und erkannte sofort zwei der Gesichter. Eines der Fotos zeigte Nick Fox; mit einem Stethoskop um seinen Hals strahlte er ärztliche Macht und Vertrauen aus. Auf dem zweiten Bild war sie mit einem dümmlichen, benebelten Grinsen zu sehen. Das Foto war schon einige Jahre alt und stammte von der Facebook-Seite ihrer Schwester Megan, die dort die Aufnahmen von ihrer Hochzeit eingestellt hatte. Offensichtlich war es zurechtgeschnitten und digital bearbeitet worden. Unter Nicks Foto stand in bronzefarbener Schrift »Dr. William Scholl« und unter ihrem »Dr. Eunice Huffnagle«.

Okay, und wo befand sich das »Chirurgenteam« jetzt? Und die sechs reichen Patienten, die von weither angereist waren, um sich transplantieren zu lassen?

Kate ging zu den Doppeltüren neben der Rezeption hinüber, stieß sie auf und betrat mit gezückter Waffe ein Foyer. Aber auch hier war niemand zu sehen. Direkt vor ihr waren noch drei Doppeltüren. Auf einer stand »Operationssaal 1«, auf der zweiten »OP-Nachsorge« und auf der dritten »OP-Vorbereitung«. Links von ihr entdeckte sie einen Aufzug, und rechts von ihr führte eine Treppe nach oben.

Sie öffnete vorsichtig die Tür zum Operationssaal. Der Raum war vollständig eingerichtet und sah aus, als hätte sich jemand bei dem Design in einem Apple Store beraten lassen. Alle Flächen waren glatt und weiß, und die Instrumente blitzten wie Neuwagen in einem Autosalon.

Sie schloss die Tür und warf einen Blick in das Nachsorgezimmer. Neben einem Krankenhausbett befanden sich ein Infusionsständer und die üblichen Überwachungsgeräte, aber damit endete die Ähnlichkeit mit einem normalen Krankenhauszimmer. Der Raum war mit luxuriösen französischen Möbeln ausgestattet. In den kunstvoll verschnörkelten Regalen standen ledergebundene Bücher und neben einem Flatscreen-Fernseher eine mit Alkoholika gut bestückte Bar.

Er geht sehr geschickt vor, dachte sie. Sich als Mitarbeiter einer Firma für Asbestbeseitigung auszugeben war die perfekte Tarnung für Nicks Gaunerei. Damit hatte er sichergestellt, dass sich alle von dem alten Klinikgebäude fernhielten, während Nick und seine Leute eine aufwendig gestaltete Umgebung schufen und alles für ihren Coup in Szene setzten.

Sie ging in den OP-Vorbereitungsraum. Die Tür führte zu einem langen Gang mit verlassenen Schwesternzimmern und einigen durch Vorhänge abgeteilten Bereichen. Sie trat näher und schob vorsichtig den ersten Vorhang zur Seite. Auf einer fahrbaren Trage ausgestreckt lag ein Mann mittleren Alters in einem Krankenhaushemd. Er hing am Tropf und war bewusstlos. Kate fühlte seinen Puls. Er schlug kräftig und regelmäßig.

Sie ging durch die Abteilung, während sie einen Vorhang nach dem anderen zurückzog. Alle sechs Männer, die an diesem Tag vom Flughafen hierhergebracht worden waren, lagen im Tiefschlaf. Und wie sie vermutete, waren alle um eine Million Dollar erleichtert worden.

Plötzlich vibrierten die Fenster des Gebäudes, und Kate hörte das unverkennbare Geräusch der Propellerflügel eines Hubschraubers. Nick Fox ist auf dem Dach, schoss es ihr durch den Kopf. Schon wieder!

Sie rannte aus dem Zimmer und lief die Treppe hinauf. Ihr Tempo war beachtlich für eine Frau, die sich hauptsächlich von Fastfood ernährte.

Als sie mit gezogener Waffe auf das Dach rannte, sah sie auf dem Landeplatz einen blauen Helikopter der Gesellschaft, die Rundflüge über Las Vegas anbot. Die Seitentür stand offen, und in dem Hubschrauber saßen die »Ärzte« und »Krankenschwestern«.

Nick Fox stand, die Hände lässig in den Hosentaschen, zwischen ihr und dem Helikopter. Der von den Rotorblättern erzeugte Luftstrom wirbelte sein Haar durcheinander und blähte seinen weißen Laborkittel auf wie das Cape von Superhero.

Schon mit zwölf hatte Kate eine genaue Vorstellung von ihrem Traummann gehabt, und an diesem Bild hatte sich nichts geändert. Ihr Held hatte weiches braunes Haar, wache braune Augen und ein jungenhaftes Lächeln. Er war etwa eins achtzig groß, schlank und geschmeidig. Und natürlich klug, sexy und humorvoll. Kate empfand es als schreckliche Ironie, dass sie in den vergangenen Jahren nach und nach hatte feststellen müssen, dass Nick Fox die lebendige Verkörperung ihres Traummannes darstellte.

»Dr. Scholl?«, brüllte sie, um den Hubschrauberlärm zu übertönen. »Soll das ein Witz sein?«

»Das ist ein bekannter Name im medizinischen Bereich«, rief Nick. »Gut, dass du vernünftige Schuhe trägst.«

Nick wusste, dass sie immer Einlagen von Dr. Scholl in ihren schwarzen Sneakers trug. Eines der vielen Dinge, die er im Lauf der letzten Jahre über sie erfahren hatte. Die meisten Informationen, die er über sie zusammengetragen hatte, hatten ihn neugierig gemacht. Manches hatte ihn auch erschreckt. Dies wurde jedoch durch ihre starke körperliche Anziehungskraft, die er sich nicht so recht erklären konnte, wieder wettgemacht.

Ihr braunes Haar war zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden, und ihr makelloser Teint glänzte leicht, nachdem sie über den Parkplatz und die Treppen hinaufgerannt war. Sexy, aber er befürchtete, dass seine beim Anblick der feucht schimmernden Haut entstehende Fantasie besser war als die Realität. Sie lebte sicher nur für ihren Job. Wahrscheinlich trug sie selbst im Bett noch ihre schusssichere Weste. Trotzdem machten ihm die Spielchen mit ihr großen Spaß. Ihre großen blauen Augen, ihre süße kleine Nase und ihre schlanke, durchtrainierte Figur gefielen ihm, und er war beeindruckt von ihrem großen Engagement für die Einhaltung von Recht und Gesetz. Das machte seine Einsätze als Gesetzesbrecher noch viel reizvoller.

»Sie sind verhaftet!«, rief sie.

»Wie kommst du denn darauf?«

»Ich ziele mit meiner Waffe auf Sie, und ich bin eine ausgezeichnete Schützin.« Sie ging einen Schritt auf ihn zu.

Er wich zurück. »Davon bin ich überzeugt, aber du wirst nicht auf mich schießen.«

»Offen gesagt, erstaunt es mich, dass ich noch nicht abgedrückt habe.« Sie näherte sich ihm noch ein Stück.

»Bist du immer noch sauer wegen der Schokoladenriegel?« Er trat einen weiteren Schritt zurück.

»Noch eine Bewegung, und ich lege Sie um.«

»Das kannst du nicht«, behauptete er.

»Ich kann einem Adler aus hundert Metern Entfernung die Eier abschießen.«

»Adler haben keine Eier.«

»Metaphern sind nicht meine Stärke, aber meine Treffsicherheit ist phänomenal.«

»Du kannst nicht auf mich schießen, weil ich unbewaffnet bin und für niemanden eine Bedrohung darstelle.«

»Ich kann auf den Hubschrauber schießen.«

»Und riskieren, dass er auf ein Krankenhaus voller Kinder stürzt? Das halte ich für keine gute Idee.«

»In dem Krankenhaus befinden sich keine Kinder.«

»Du verstehst offensichtlich nicht, worum es geht.« Er warf rasch einen Blick auf den Parkplatz und sah etliche FBI-Agenten auf das Gebäude zustürmen. Als er sich wieder ihr zuwandte, stellte er fest, dass sie sich ihm zwei weitere Schritte genähert hatte. »Es hat mich wirklich gefreut, dich wiederzusehen, Kate.«

»Für Sie immer noch Spezialagentin O’Hare«, wies sie ihn zurecht. »Und Sie werden nirgendwohin gehen.«

Er lächelte und rannte zum Hubschrauber.

»Verdammt!« Sie steckte ihre Waffe in das Halfter zurück und folgte ihm.

Obwohl sie gerade vier Stockwerke nach oben gelaufen war, verringerte sich rasch der Abstand zwischen ihnen, was Kate große Genugtuung bereitete. Höchstwahrscheinlich würde sie ihn einholen, bevor er in den Hubschrauber steigen konnte.

Anscheinend teilten der Pilot und Nicks Team ihre optimistische Einschätzung, denn der Helikopter hob plötzlich ab, flog über die Dachkante des Gebäudes, und der Anführer der Diebesbande blieb zurück. Nick beschleunigte das Tempo und rannte weiter, als wäre der Abgrund weitere hundert Meter und nicht nur noch wenige Schritte entfernt.

Kates Entsetzen wuchs, als sie begriff, was er vorhatte. Er würde vom Dach springen. Und dieses Mal hatte er keinen Fallschirm bei sich.

»Tun Sie das nicht!«, rief sie und stürzte sich auf ihn, in der Hoffnung, ihn zu Fall zu bringen, bevor er diesen selbstmörderischen Fehler begehen konnte. Zu spät. Sie verpasste ihn um wenige Zentimeter und krachte auf den Betonboden, während Nick über die Dachkante auf den schwebenden Hubschrauber zusprang. Ihr Herz blieb kurz stehen, während er sich in der Luft befand, und begann erst wieder zu schlagen, als Nick sich an der Landungskufe festklammerte. Er hielt sich mit einer Hand fest und warf ihr mit der anderen eine Kusshand zu, bevor der Hubschrauber in Richtung Las Vegas Strip abdrehte.

Kate verlor keine Zeit. Sie versuchte, per Funk einen Polizeihubschrauber und einige Streifenwagen zu mobilisieren, um Nicks Helikopter zu verfolgen. Natürlich Zeitverschwendung und vergebliche Mühe, aber sie erledigte mechanisch, was in einem solchen Fall zu tun war.

Über dem Strip schwebte ein halbes Dutzend gleich aussehender Hubschrauber der Rundfluggesellschaft von Las Vegas, und obwohl nur an einem ein Mann an den Landungskufen hing, war genau dieser bereits verschwunden, bis Kate ihre Informationen weitergeben konnte. In der Aufregung hatte sie sich leider auch nicht die Registrierungsnummer des Hubschraubers gemerkt und konnte sie somit nicht dem Flugsicherungsleiter mitteilen. Aber das spielte ohnehin keine Rolle. Der Hubschrauber gehörte nicht zu der Flotte des Unternehmens – er war einfach nur entsprechend lackiert worden.

Kate eilte von der Klinik zurück zu ihrem Zimmer im Circus Circus, dem preisgünstigsten Hotel am Strip. Mit einer Hand an ihrem Pistolenhalfter näherte sie sich vorsichtig ihrer Zimmertür. Sie steckte die Schlüsselkarte in das Schloss und schob die Tür langsam auf. Vielleicht war Nick Fox so anmaßend gewesen und hatte es gewagt, den gleichen Trick zum zweiten Mal anzuwenden, und sie könnte ihn jetzt auf frischer Tat ertappen.

Aber sie hatte kein Glück. Das Zimmer war leer und roch wie ein frisch gechlorter Swimmingpool. Seufzend setzte sie sich auf die Bettkante. Das war nicht ihr Tag. Und sie würde sich einiges anhören müssen, weil sie Nick hatte entwischen lassen, anstatt eine Rechtfertigung zu finden, auf ihn zu schießen. Und das, obwohl es einige Gründe dafür gegeben hätte. Unter anderem das Bild von »Dr. Eunice Huffnagle«, das sie rasch von der Wand gerissen hatte, bevor jemand es entdeckte.

Kate starrte niedergeschlagen auf ihr Spiegelbild und zog ihre Weste aus. Und dann sah sie es. Zuerst konnte sie es nicht glauben. Sie warf einen Blick über ihre Schulter, um sich zu vergewissern. Tatsächlich: Auf ihrem Kopfkissen lag ein Schokoladenriegel.

2

Wenn der Durchschnittsmensch mehr Sachen anhäuft, als er in seinem Haus aufbewahren kann, mietet er sich einen kleinen Lagerraum, schleppt alles dorthin, bringt ein billiges Vorhängeschloss an dem Rolltor an und beginnt sofort damit, sich noch mehr Gerümpel anzuschaffen. Wenn man so alt und reich ist wie Roland Larsen Kibbee, baut man sich ein Museum, meißelt seinen Namen in eine Marmorplatte vor dem Eingang und verlangt Eintritt dafür, dass man seinen Kram und ihn persönlich bewundern darf.

Ein Museum zu eröffnen schafft nicht nur Platz im Eigenheim, sondern stellt auch ein großartiges Statussymbol dar, das selbst in einem Zeitalter, in dem Milliardäre Raketen ins All schießen, schwer zu toppen ist. Roland hatte seine Sammlung von Gemälden, Skulpturen und Schmuck mit dem Vermögen durch den Ankauf von maroden kalifornischen Farmbetrieben finanziert. Er hatte die Besitzer von ihrem Land vertrieben und von den billigsten Arbeitern, die er finden konnte, ihre Ernte einbringen lassen. Wahrscheinlich war er dadurch zu dem größten Arbeitgeber illegaler Einwanderer des Landes und zu einer Stütze der mexikanischen Wirtschaft geworden.

Natürlich baute er sein Museum nicht in Mexiko. Er stellte seine Roland-Larsen-Kibbee-Kunstsammlung in einem nach dem Vorbild eines französischen Schlosses erbauten Herrenhaus im Stadtviertel Pacific Heights in San Francisco aus.

Rolands Geschäftspraktiken standen im Widerspruch zu den liberalen Vorstellungen seiner sechsundzwanzigjährigen Kuratorin Clarissa Hart, aber ihr Magisterabschluss in Kunstwissenschaft verhalf ihr zu keiner Anstellung, sie musste siebenundneunzigtausend Dollar Studienkredit abzahlen, und wenn sie auch nur einen Tag länger bei ihren Eltern wohnen musste, würde sie die beiden im Schlaf ersticken. Also schob sie ihre Idealvorstellungen beiseite und nahm jeden Monat Rolands Gehaltsscheck entgegen. Und obwohl das Kibbee weder mit dem Guggenheim noch mit dem Getty-Museum vergleichbar war und die Kunstwerke – fast nur Akte – Clarissa das Gefühl vermittelten, Gästebetreuerin in der Playboy Mansion zu sein, tröstete sie sich damit, dass sie immerhin einen Job als Kuratorin gefunden hatte.

Die Sammlung der Gemälde und Kunstobjekte war in den Gängen und in den kleinen Salons ausgestellt, um bei den Besuchern den Eindruck zu erwecken, sie seien Gäste in Rolands Heim. Der fünfundachtzigjährige Magnat der Agrarindustrie hatte allerdings nie hier gewohnt – er lebte in Palm Beach, Florida, mit einer zweiundzwanzigjährigen Stripperin namens La Rhonda zusammen, die darauf wartete, dass er endlich starb. Sie hoffte, nach seinem letzten qualvollen Atemzug seine neueste Errungenschaft, einen seltenen zweikarätigen roten Diamanten mit dem Namen Crimson Teardrop, in die Finger zu bekommen.

Da der Teardrop auch für Kibbee die Gelegenheit darstellte, sich weitreichende Anerkennung zu verschaffen, wurden vor der Ausstellungspremiere die Marmorböden poliert, die Holzvertäfelung aufgefrischt und die Ledersofas und Sessel durch neue Modelle ersetzt. Clarissa führte Norman Peterson von der Polizei in San Francisco herum. Der Inspector war gekommen, um mit ihr über die Verkehrskontrollen während der Ausstellung zu sprechen und sich zu vergewissern, dass das Museum zum Schutz des Diamanten ausreichende Sicherheitsvorkehrungen getroffen hatte.

»Ich bin hier schon tausendmal vorbeigefahren, aber dieses Museum ist mir nie aufgefallen.« Peterson rieb sich seinen Schnauzbart, der aussah wie eine Riesenraupe, die unter seiner Knollennase ein Schläfchen hielt.

Er trug seine Dienstmarke an einem Band um den Hals. Wie Clarissa vermutete, ein erfolgloser Versuch, seinen dicken Bauch und den Senffleck auf seiner Krawatte zu verbergen. Sie schätzte ihn auf Mitte dreißig, und wenn er seine Essgewohnheiten nicht änderte, würde er wohl seinen vierzigsten Geburtstag nicht mehr erleben.

Sein Alter hatte sie richtig geschätzt, aber sonst lag sie völlig falsch. Inspector Peterson war in Wahrheit Nick Fox, der seine Kleidung ausgepolstert hatte, um dick zu wirken. Sein Gesicht verbarg sich hinter fachmännisch modellierten Maskenteilen und perfektem Make-up.

»Unser Privatmuseum ist klein, aber fein«, erklärte Clarissa, während sie ihn um die Arbeiter herumführte, die die neuen Möbel aufstellten.

»Was heißt das?«

Sie hätte ihm antworten können, dass dieses Museum kleiner und intimer war und sorgfältiger gepflegt wurde als größere Museen, aber irgendetwas an ihm – vielleicht seine unaufdringliche, bescheidene Art – hielt sie davon ab.

»Dass viele Menschen tausendmal hier vorbeifahren und unser Museum nicht entdecken.«

»Das ist schade, denn Sie haben einige hübsche Stücke.« Nick blieb vor einer lebensgroßen, fünfhundert Jahre alten Statue stehen. Die nackte Frau saß auf einem Baumstumpf und umfasste ihre linke Brust. »Man fragt sich, warum sie sich nicht ein Kissen oder eine Decke zum Draufsetzen mitgebracht hat.«

»Sie hatte wohl andere Probleme.«

»Niemand will sich einen Splitter in den Hintern ziehen. Wer war sie?«

»Aphrodite«, erwiderte Clarissa.

»Nie von ihr gehört«, sagte Nick. »Aber Sie sprechen auch mit einem Kerl, der durch das Wachsmuseum am Fisherman’s Wharf marschiert und die Hälfte der dort ausgestellten Wachsfiguren angeblich berühmter Personen nicht erkennt.«

Clarissa warf ihm einen Blick zu, um sicherzugehen, dass er sie nicht auf den Arm nahm, doch anscheinend hatte er das ernst gemeint. Sie war noch nie im Wachsmuseum gewesen, aber wahrscheinlich gingen dort an einem Tag mehr Besucher ein und aus als im Kibbee in einem Monat.

»Das ist die griechische Göttin der Liebe, Inspector. Ihre Entstehungsgeschichte ist sehr interessant. Der junge Titan Kronos war eifersüchtig auf seinen Vater Uranos, den Herrscher des Universums. Also schnitt er ihm mit einer Sense die Genitalien ab und warf sie in den Ozean. Aus den schaumigen Wellen erhob sich dann Aphrodite.«

»Und sie symbolisiert die Liebe?«, fragte Nick. »Das klingt brutal.«

»Man könnte sagen, dass dieses Thema hinter jedem Stück der Kibbee-Sammlung steckt«, fuhr Clarissa fort, obwohl sie bezweifelte, dass hinter Rolands Auswahl seiner gesammelten Kunstwerke oder seiner Frauen irgendein Leitgedanke zu erkennen war – außer einer Fixierung auf die weibliche Brust. »Die dunkle Seite der Liebe. Das ist auch die Faszination des Crimson Teardrop.«

»Und ich habe geglaubt, das liege daran, dass das Ding eine Zillion Dollar wert ist.«

»Etwa fünfzehn Millionen, um genauer zu sein. Es handelt sich um einen erlesenen Diamanten, aber wenn man ihn als Kunstwerk betrachtet, ist sein Wert durch seine Geschichte begründet.« Sie führte ihn in den Salon, wo der Crimson Teardrop in der Mitte des Raums in einem Glaskasten ausgestellt war. Der Kasten thronte auf einem verzierten Marmorpodest. »Er ist nach all der Liebe, dem Tod und der Traurigkeit benannt, die ihn umgeben.«

Nick kannte die Geschichte des Diamanten sehr gut. Der Stein war 1912 von zwei jungen britischen Naturforschern auf einer Rucksackexpedition durch Südafrika entdeckt worden. Das Pärchen war sehr verliebt und plante, den Edelstein für einen Ehering zu verwenden, doch dann sprach sich der Fund herum. Diebe überfielen sie und hackten sie mit Macheten in Stücke. Und der Diamant wurde gestohlen.

Irgendwie gelangte der Edelstein nach Russland und wurde dort zu einem Halsband verarbeitet, das Zar Nikolaus II. seiner Frau Alexandra schenkte. Sie reichte das Schmuckstück später an ihre Tochter Anastasia weiter, die es mit dem restlichen Familienschmuck bis zu der Hinrichtung der Familie im Juli 1918 unter ihrer Kleidung verbarg.

Plünderer machten sich an Anastasias Leiche zu schaffen und stahlen die Juwelen und alle Schmuckstücke, die die anderen Romanows und ihre Bediensteten versteckt hatten. Sie wurden verkauft und wechselten mehrere Male den Besitzer, bis die Halskette am 3. November 1929 wieder auftauchte. Dick Epperson und seine Frau Dollie hatten sich damals noch einmal richtig in Schale geworfen, nachdem sie im vorherigen Monat ihr gesamtes Vermögen bei dem Börsenkrach verloren hatten. Sie küssten sich ein letztes Mal und sprangen Hand in Hand vom Balkon ihres Apartments in der Park Avenue. Dollie trug den Crimson Teardrop am Hals. Niemand wusste, wie er in ihren Besitz gekommen war, aber ihre Erben verkauften ihn rasch, um die Schulden zu begleichen.

In den Jahrzehnten danach folgten weitere Besitzer und Tragödien, die allerdings nicht an die Öffentlichkeit gelangten. Der Legende nach wurde der Crimson Teardrop schließlich von einem stillen Bewunderer erworben, der ihn angeblich Marilyn Monroe kurz vor ihrem Tod 1962 schenkte. Der Diamant tauchte erst vor Kurzem wieder auf, als Victoria Burrows, Erbin eines Ölkonzerns, im Alter von siebenundachtzig in ihrem Haus in Santa Barbara starb. Seit dem Tod ihres Ehemannes im Jahr 1965 hatte sie das Haus nicht mehr verlassen.

Roland Larson Kibbee hat sich den Diamanten bei der Haushaltsauflösung unter den Nagel gerissen, und nun werde ich ihn mir von Kibbee holen, dachte Nick.

»Man sagt, auf dem Edelstein liege ein Fluch«, erklärte Clarissa. »Vor allem, wenn er in die Hände von Liebenden gerät.«

»Irgendjemand wird ihn wahrscheinlich trotzdem stehlen wollen. Welche Maßnahmen wurden getroffen, um Diebe abzuhalten?«

»Wir haben eine moderne Alarmanlage. Um die Türen und Fenster herum befinden sich Magnetfelder, und allein in diesem Raum sind etliche Bewegungsmelder, Wärmesensoren und ein halbes Dutzend Funkkameras installiert. Und das ist erst der Anfang«, verriet sie ihm. »Wie Sie vielleicht bemerkt haben, sind hier weder Fenster noch Türen.«

»Natürlich ist mir das aufgefallen.« Nick sah sich in dem Raum um. »Ich bin schließlich ein geschulter Detective.« Und ein Dieb.

»Dieser Raum ist eigentlich ein hübsch eingerichteter offener Tresor. Es gibt nur den einen Zugang durch den Bogengang hinter Ihnen. Wenn eines der Sicherheitssysteme ausgelöst wird, fallen zwei in die Decke eingelassene, sechzig Zentimeter dicke Stahltüren herunter, schließen den Möchtegern-Dieb ein und schicken ein Alarmsignal direkt an Ihre Polizeiwache. Wie schnell, glauben Sie, können Sie nach Auslösen des Alarms hier sein?«

»Der Kerl ist dann hier eingesperrt, richtig?«

»Praktisch wie in einer Gruft. Die Stahltüren halten Sprengstoff, Bohrmaschinen und Schweißbrennern stand.«

»Warum dann die Eile?« Nick zuckte die Schultern. »Vielleicht mache ich auf dem Weg noch kurz Halt bei Starbucks und lasse den Kerl eine Weile schwitzen.«

»Falls er nicht bereits von einer halben Tonne Stahl erdrückt wurde, bevor er überhaupt in den Raum gelangen konnte.«

»Noch ein Grund, sich nicht abzuhetzen«, sagte Nick. »Wenn Sie mir Ihre Lieblingskaffeesorte verraten, bringe ich Ihnen einen Becher mit, falls die Situation jemals eintreten sollte.«

»Milchkaffee mit Zimt, bitte.« Sie lächelte. Der Inspector war zwar nicht gerade ein Hingucker, aber er hatte Charme. »Möchten Sie sich die anderen Räume des Museums anschauen?«

»Gibt es dort noch mehr nackte Frauen?«

»Ja.«

»Na dann los.«

»Das ist jetzt vielleicht ein wenig peinlich«, sagte sie, »aber es gab einen Norm Peterson in der Serie Cheers.«

»Wir sind nicht verwandt«, erwiderte Nick.

Um 21.52 Uhr an diesem Abend hätte ein Besucher im Kibbee-Museum die Gelegenheit gehabt, etwas höchst Merkwürdiges zu beobachten. Die beiden Wachmänner, die in ihrem Büro im Empfangsbereich halbherzig die Kameras überwachten, bekamen leider nichts mit.

Zuvor waren ein Ledersessel und eine dazu passende Couch in den Gang vor den Salon mit dem Crimson Teardrop gebracht worden. Die Überwachungskameras im Flur waren auf den Stuhl und auf das Sofa gerichtet, aber bei den Möbelstücken wurde jeweils eine Seite nicht von den Linsen erfasst, und genau auf diesen Seiten löste sich plötzlich der Bezug, und zwei Männer kamen zum Vorschein. Ein Mann hatte sich auf dem Stuhl zusammengekrümmt. Der zweite hatte in der Couch gelegen. Beide Männer steckten in hautengen grünen Bodysuits.

Hätte Spider-Man keine Spinnfäden aus seinen Handgelenken geschossen, wäre grün, nicht muskelbepackt und auch nicht peinlich berührt gewesen, dass sich seine Genitalien deutlich abzeichneten, hätten diese Jungs als sein Ebenbild durchgehen können.

Der Sessel-Mann stand auf und zog ein zusammengefaltetes grünes Bettlaken und eine kleine grüne Sporttasche aus dem Stuhl, während der Sofa-Mann aus seinem Versteck schlüpfte und zwei dünne, mit grünem Stoff bezogene Bretter aus der Couch hervorholte. Die Spanplatten hatten in etwa die gleiche Größe wie sein Körper. An der Rückseite waren Griffe angebracht, so dass er sie wie einen Schild vor sich halten konnte.

In diesem Augenblick warf einer der beiden Sicherheitsmänner einen Blick auf die Kamera im Gang und sah nichts Auffälliges. Der Sessel-Mann, der Sofa-Mann, die Konturen ihrer Genitalien und das, was sie in den Händen hielten, waren völlig unsichtbar.

Der Sofa-Mann öffnete seine Tasche, ging vor dem Türbogen in die Hocke und zog eine grüne Sprühdose hervor. Er besprühte die Wand um den Bogen an den Stellen, wo sich, wie er wusste, die Wärmesensoren und Bewegungsmelder befanden. Als der Nebel sich gelichtet hatte, reichte der Sofa-Mann dem Sessel-Mann eine Spanplatte. Die beiden grünen Männer gingen, versteckt hinter den Schilden, auf den Türbogen zu. Kurz davor blieben sie stehen, klappten an den Rückseiten der Platten Stützen aus und ließen sie dort stehen. Die eine halbe Tonne schwere, über ihren Köpfen versteckte Stahltür knallte nicht herunter, also schlichen sie weiter in den Salon, in dem der Crimson Teardrop ausgestellt war. Obwohl in diesem Raum jeder Winkel von den vielen verborgenen Kameras erfasst wurde, sah niemand die beiden Männer mit ihrem Gepäck.

Der Sessel-Mann stellte die Sporttasche und das grüne Laken vor dem Sockel mit dem Teardrop auf dem Boden. Er ergriff eine Seite des Tuchs, der Sofa-Mann die andere, und vorsichtig zogen sie das Laken über das Podest und den Schaukasten. Der Sessel-Mann schlüpfte mit einem Glasschneider darunter und begann, das Schutzglas zu bearbeiten. Der Schnitt war kaum mehr als ein Kratzer, mit bloßem Auge fast nicht zu erkennen, doch in dem Augenblick, in dem das Glas beschädigt wurde, ging der Alarm los, und die Stahltür über dem Türbogen krachte herunter. Das ganze Gebäude wurde wie bei einem Erdbeben erschüttert, und die beiden grünen Männer waren in dem Raum gefangen.

3

Nick Fox traf in seiner Verkleidung als Inspector Norman Peterson zwanzig Minuten nach dem Alarmruf ein. Er hatte zwei Becher Kaffee von Starbucks dabei und reichte einen Clarissa Hart, die ängstlich vor der Stahltür wartete. Neben ihr standen die beiden Sicherheitsmänner, die die Monitore überwacht hatten.

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