Lektüreschlüssel. Günter Grass: Die Blechtrommel - Günter Grass - E-Book

Lektüreschlüssel. Günter Grass: Die Blechtrommel E-Book

Günter Grass

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Beschreibung

Der Lektüreschlüssel erschließt Günter Grass' "Die Blechtrommel". Lektüreschlüssel erschließen einzelne literarische Werke. Um eine Interpretation als Zentrum gruppieren sich 10 wichtige Verständniszugänge: * Erstinformation zum Werk * Inhaltsangabe * Personen (Konstellationen) * Werk-Aufbau (Strukturskizze) * Wortkommentar * Interpretation * Autor und Zeit * Rezeption * "Checkliste" zur Verständniskontrolle * Lektüretipps mit Filmempfehlungen * Raum für Notizen Danzig, 1927: Mit drei Jahren beschließt Oskar Matzerath nicht mehr zu wachsen. Niemals will er Teil der scheinheiligen Erwachsenenwelt sein. Mit schriller Stimme und seiner Blechtrommel protestiert der kleinwüchsige Störenfried fortan gegen die muffige Weimarer Republik und den aufkommenden Nationalsozialismus. Erst nach Kriegsende legt Oskar seine Skepsis gegenüber der Welt ab. Die brillante, weitgehend werkgetreue Inszenierung von Volker Schlöndorff aus dem Jahre 1979 wurde mit dem Oscar® als bester fremdsprachiger Film und in Cannes mit der Goldenen Palme für die Beste Regie ausgezeichnet.

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Seitenzahl: 82

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LEKTÜRESCHLÜSSELFÜR SCHÜLERINNEN UND SCHÜLER

Günter Grass

Die Blechtrommel

Von Andreas Mudrak

Reclam

Dieser Lektüreschlüssel bezieht sich auf folgende Textausgabe: Günter Grass: Die Blechtrommel. München: Deutscher Taschenbuch Verlag, 182008.

Alle Rechte vorbehalten© 2012, 2013 Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG, StuttgartGesamtherstellung: Reclam, DitzingenMade in Germany 2013RECLAM, UNIVERSAL-BIBLIOTHEK und RECLAMS UNIVERSAL-BIBLIOTHEK sind eingetragene Marken der Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG, StuttgartISBN 978-3-15-960234-9ISBN der Buchausgabe 978-3-15-015421-2

www.reclam.de

Inhalt

1. Erstinformation zum Werk

2. Inhalt

3. Personen

4. Werkaufbau

5. Wort- und Sacherläuterungen

6. Interpretation

7. Autor und Zeit

8. Rezeption

9. Checkliste

10. Lektüretipps / Filmempfehlung

Anmerkungen

1. Erstinformation zum Werk

Günter Grass’ Roman Die Blechtrommel zählt zu den bedeutendsten epischen Großwerken der deutschen Nachkriegsliteratur. Gemeinsam mit der Novelle Katz und Maus (1961) und dem Roman Hundejahre (1963) bildet die Blechtrommel, erschienen im Jahr 1959, die so genannte »Danziger Trilogie«. Grass betonte selbst, dass er in diesen drei Prosawerken »die Wirklichkeit einer ganzen Epoche, mit ihren Widersprüchen und Absurditäten in ihrer kleinbürgerlichen Enge und mit ihrem überdimensionalen Verbrechen, in literarischer Form«1 abbilden wollte. Alle drei Werke stellen die Hitlerzeit sowie deren Vor- und Nachgeschichte aus dem Blickwinkel Beteiligter dar und verknüpfen so Privatgeschichte von Personen aus dem Sozialmilieu der kleinen Leute mit der allgemeinen Zeitgeschichte. Handlungsort ist die Stadt Danzig, das heutige polnische Gdańsk, Grass’ Heimatstadt.

Der Roman schildert das Aufziehen des Nationalsozialismus in der ihn tragenden Kleinbürgerschicht, vermeidet dabei aber eine Dämonisierung der Nazi-Zeit.

Feierten die einen Die Blechtrommel gewissermaßen als Danzig-Saga, verdammten die anderen den Roman dagegen als Blasphemie und Pornographie. Der Text rüttelte an einigen Tabus der Gesellschaft der späten 1950er Jahre, was wohl vor allem mit der respektlosen Behandlung der katholischen Kirche und den derben Beschreibungen des Sexuellen zusammenhing. Überhaupt der Umstand, dass die Hauptfigur Oskar ein behindertes, verkrüppeltes Kind ist, widersprach in hohem Maße der allgemeinen Vorstellung von einem Romanhelden. Vermutlich hing es überdies mit dem restaurativen Klima der Adenauer-Ära zusammen, dass die Ironiesignale des Romans, der mit einem scheinbar schamlos lästernden und egoistischen Erzähler ein Protesttrommeln gegen die Erwachsenenwelt und das Spießbürgertum satirisch in den Mittelpunkt stellt, nicht erkannt wurden. Denn der Zeitgeist war einerseits von der Depression des Krieges, vom Verlust einer ganzen Vätergeneration, und andererseits von einer ökonomischen Aufwärtsbewegung geprägt, die eine Rückbesinnung auf die eigene Kriegsschuld und das eigene Elend durch Krieg und Vertreibung verstellte.

Grass schuf mit seinem Roman eine nihilistisch ausgerichtete Oppositionsliteratur gegen die rationale Leistungsethik der deutschen Wirtschaftswunderjahre nach dem Zweiten Weltkrieg, in denen die Nazizeit häufig verdrängt wurde.

2. Inhalt

Erstes Buch

Der weite Rock (S. 9–22)

Als Insasse einer Heil- und Pflegeanstalt beginnt im Jahr 1952 der 28-jährige Oskar Matzerath, seine Memoiren niederzuschreiben. Sein Pfleger Bruno Münsterberg hat ihm dazu Schreibpapier verschafft. Nach Überlegungen, wie er seine Lebensschilderungen in Romanform anfangen könne, berichtet er von seiner kaschubischen (also dem westslawischen Volksstamm der Kaschuben angehörenden) Großmutter Anna Bronski, die am Rande eines Kartoffelackers in der Nähe der Stadt Danzig Oskars Mutter Agnes empfängt: Gezeugt wird Agnes im Jahre 1899 von dem Brandstifter Joseph Koljaiczek, der sich auf der Flucht vor zwei Gendarmen unter den vier Röcken der Anna Bronski versteckt.

Unterm Floß (S. 23–39)

Oskar erzählt weiter, wie seine Großeltern nach einer schnellen Trauung nach Danzig übersiedeln, wo seine Mutter Agnes geboren wird und sein Großvater Joseph Koljaiczek die Identität des ertrunkenen Flößers Wrankas annimmt. Im Jahr 1913 wird er von dem Sägemeister Dückerhoff als Brandstifter Koljaiczek erkannt und auf dessen Hinweis hin von der Polizei am Holzhafen gestellt. Verfolgt von Polizeibooten rutscht er durch eine Lücke zwischen den Floßhölzern in die Weichsel. Offen bleibt, ob er dabei ertrunken ist.

Falter und Glühbirne (S. 40–55)

Die Freunde Klepp und Vittlar besuchen Oskar in der Heilanstalt und unterhalten sich mit ihm über seinen Großvater. Als sich die beiden wieder verabschieden, fährt Oskar mit dem Bericht über seine Familiengeschichte fort. Nach dem Verschwinden seines Großvaters heiratet Anna Gregor Koljaiczek, den älteren Bruder Josephs. Weil der seinen gesamten Verdienst vertrinkt, muss Anna einen Kramladen in einem leerstehenden Keller eines Mietshauses im Hafengebiet mieten.

Oskars Mutter Agnes beginnt damals eine Liebelei mit ihrem Cousin Jan Bronski, der eine Kammer in der kleinen Wohnung der Koljaiczeks bezieht. Im Sommer 1918 lernt Agnes den Rheinländer Alfred Matzerath kennen, den Vertreter eines Papierkonzerns. Jan Bronski zieht deshalb aus und arbeitet fortan auf der Post der polnischen Seite der Stadt Danzig. 1923 heiratet Matzerath Oskars Mutter und beide unterhalten einen Kolonialwarenladen im Danziger Vorort Langfuhr. Oskars Geburt fällt auf den September des Jahres 1924.

Das Fotoalbum (S. 56–71)

Oskar beschreibt und kommentiert Fotos aus seinem Familienalbum. Beim Anblick von Gruppenfotos, auf denen seine Mutter Agnes, Jan Bronski und Alfred Matzerath zu sehen sind, wird ihm die »blindwütige Leidenschaft des unglücklichen, vom ersten Tage der Matzerath-Ehe an ehebrecherischen Paares« (66) – gemeint sind Jan und Agnes – bewusst.

Schnappschüsse aus seinen Kleinkindertagen zeigen Oskar mit der weißrot gezackten Trommel, die er anlässlich seines dritten Geburtstages geschenkt bekommen hat. Oskar beschließt, nicht mehr zu wachsen und sich als ewiger Dreijähriger von den Erwachsenen und ihren Verlogenheiten zu distanzieren.

Glas, Glas, Gläschen (S. 72–87)

Um den Erwachsenen eine Erklärung für sein ausbleibendes Wachstum zu liefern, stürzt sich Oskar von der Kellertreppe. Alfred Matzerath hat die Falltür zum Keller offenstehen lassen, weshalb Agnes ihm die Schuld an Oskars Sturz zuweist. Von da an beginnt Oskar zu trommeln. Als ihm Matzerath sein erstes kaputtgetrommeltes Instrument wegen möglicher Verletzungsgefahr wegnehmen will, schreit er laut und bemerkt dadurch seine Fähigkeit, mit seiner hohen Stimme Glas zu zersingen: Sein Schrei vermag alle Glasprodukte, Uhrengläser und Vitrinen zum Zerspringen zu bringen.

An seinem fünften Geburtstag begibt sich seine Mutter wegen des immer noch ausbleibenden Wachstums zum Arzt Dr. Hollatz, wo Oskar mit seiner Stimme eine ganze Sammlung von merkwürdigen Reagenzglaspräparaten zerplatzen lässt.

Der Stundenplan (S. 88–102)

Während eines Besuchs von Klepp erinnert sich Oskar an seine Kindergarten- und Schulzeit. Im Kindergarten erlebt er, wie sein Cousin Stephan Bronski in polenfeindliche Raufereien verwickelt wird. Im Jahr 1930 soll Oskar trotz Minderwuchses in der Pestalozzischule eingeschult werden. Seine Mutter begleitet ihn durch das Schulgebäude in die Klasse von Fräulein Spollenhauer, die zur Begrüßung der Kinder ein gemeinsames Lied anstimmen will. Oskar versucht dabei, den grölenden Mitschülern seinen Trommeltakt aufzuzwingen, was wiederum die Lehrerin zu unterbinden trachtet. Selbst die Verkündung des Stundenplanes untermalt Oskar mit Trommelschlägen, weshalb Spollenhauer ihren Rohrstock zückt und auf seine Trommel schlägt. Rasend vor Zorn formt Oskar »einen Doppelschrei, der beide Brillengläser der Spollenhauer wahrhaft zu Staub werden ließ« (101).

Rasputin und das ABC (S. 103–118)

Da seine Eltern es nach dem missglückten Einschulungsversuch als hoffnungslos ansehen, seine Ausbildung im eigenen Haus vorzunehmen, verlangt Oskar vom Musiker Meyn, der im Dachgeschoss wohnt, und auch vom Gemüsehändler Greff Unterricht im Lesen und Schreiben, jedoch ohne Erfolg. Schließlich findet er auf dem Bücherregal von Gretchen Scheffler, der kinderlosen Frau des Bäckermeisters, einen Roman von Goethe und einen Band über den geheimnisvollen sibirischen Mönch Rasputin, anhand derer Oskar sich das ABC beibringt. Vor Scheffler gaukelt er Unwissen vor, so dass diese seiner Mutter nur verzweifelt mitteilen kann, er werde niemals lesen lernen.

Fernwirkender Gesang vom Stockturm aus gesungen (S. 119–135)

Im Alter von siebeneinhalb Jahren wird Oskar von Nachbarskindern drangsaliert: Eines Tages verlässt er sein Versteck auf dem Dachboden und begibt sich auf den Hof des Mietshauses, wo gerade eine Gruppe von »Gören« (121) eine Suppe kocht. Susi Kater und weitere Kinder zwingen ihn mit Gewalt, den ekligen Sud zu probieren.

Wie jeden Donnerstag begleitet Oskar seine Mutter zu »Besorgungen« (125) in die Stadt, wo Agnes, nachdem sie Oskar beim Spielzeughändler Sigismund Markus abgesetzt hat, sich stets zu einem Schäferstündchen mit Jan Bronski in einer billigen Pension trifft. An jenem Nachmittag stiehlt sich Oskar aus dem Laden von Markus und ersteigt den Stockturm am Kohlenmarkt. Aus Experimentierfreude erprobt er die Wirkung seiner Stimme und fixiert dabei die Foyerfenster des gegenüberliegenden Stadttheaters. Tatsächlich gelingt es ihm, »innerhalb einer knappen Viertelstunde alle Fenster des Foyers und einen Teil der Türen zu entglasen« (131).

Die Tribüne (S. 136–156)

Oskars »direktes Verhältnis zum Theater« (136) beginnt mit dem Besuch einer Kindervorstellung des Märchens vom Däumeling. Im Sommer 1933 besucht er mit seiner Mutter, Matzerath und Jan Bronski ein Freilufttheater im Ostseebad Zoppot, in dem Richard Wagners Oper Der fliegende Holländer aufgeführt wird. Ein von Oskars Schrei hervorgerufener Kurzschluss löst einen Waldbrand aus.

Bei einem Zirkusbesuch im Frühjahr 1934 begegnet Oskar dem als Musikclown arbeitenden Liliputaner Bebra, dem er sogleich eine Kostprobe seiner Glaszersingkunst gibt. Bebra erkennt Oskars Talent als Künstler und rät ihm, in den Zeiten von Aufmärschen der Nationalsozialisten »immer auf der Tribüne zu sitzen und niemals vor der Tribüne zu stehen« (144).

Als wenig später Oskar seinen uniformierten Vater zu einer Massenkundgebung der Nazis begleitet, versteckt er sich unter dem Rednerpult und bringt, amerikanische Jazzrhythmen trommelnd, alle Anwesenden zum Tanzen.

Schaufenster (S. 157–170)

Aus Protest gegen alle Massenveranstaltungen bringt er bis November 1938 mit seinen Trommelschlägen unter Tribünen seine Ablehnung unterschiedlichster Gruppierungen zum Ausdruck.

Die Rolle eines Verführers erprobt er des Nachts durch Zersingen von Schaufenstern verschiedenster Geschäfte, wodurch er vorbeischlendernde Passanten zum Diebstahl animiert. Der Zufall lässt im Januar 1937 Jan Bronski an dem Juweliergeschäft Bansemer vorbeigehen, das Oskar bereits zum Ziel auserkoren hat. Ohne zu zögern stiehlt Jan ein teures Rubincollier, das er bald darauf seiner Geliebten Agnes Matzerath schenkt.

Kein Wunder (S. 171–186)