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Unser jährlicher Familienurlaub ging nicht wie sonst zu einem exotischen Ziel, sondern in den bayerischen Wald. Ich sollte drei Wochen bei meiner besten Freundin die Ferien verbringen. Da wir uns vorher bereits sehr nahe über Whats-App kamen, konnte ich diese Zeit kaum mehr erwarten.
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Veröffentlichungsjahr: 2018
„Bayerischer Wald? Geht‘s euch noch gut?“, fuhr ich erschrocken auf, als mir meine Eltern ihre neuesten Urlaubsplanungen verrieten. Eigentlich hatte ich mit etwas ganz anderem gerechnet. Die Malediven, Kenia, oder zumindest eine zweiwöchige Rundreise durch die USA standen auf meiner Wunschliste. Genau aus diesem Grund schaute ich meinen Vater super irritiert an und fragte, ob er mich verarschen wollte. Leider war dies nicht der Fall, was er mir mit einem leichten Kopfschütteln beantwortete.
„Aber warum? Wir waren doch jedes Jahr weit weg, warum diesmal nicht?“
Er kramte in seiner Hosentasche und holte einen völlig zerknitterten Steuerbescheid heraus, den er mir mit einer völlig beschissenen Laune unter die Nase hielt. Ich warf einen flüchtigen Blick darauf und zuckte nur mit den Schultern.
„Lies mal was bei Nachzahlung steht!“
Genau das tat ich und bekam schlagartig einen genauso geschockten Blick in den Augen wie er.
„Spinnen die? Das kann doch gar nicht stimmen! So viel verdienst du doch gar nicht, oder?“
Tat er auch nicht, nur gestaltete er seine Steuererklärungen der letzten Jahre etwas abenteuerlich. Genau das bekam das liebe Finanzamt heraus und verdonnerte ihn zu einer saftigen Nachzahlung nebst Strafe.
„Habe immer gesagt, du sollst zu einem Steuerberater gehen. Jetzt hast die Scheiße!“, meinte ich und konnte diese Zahl immer noch nicht so ganz glauben. Fast Zwanzig Tausend Euro wollten die Straßenräuber von ihm haben.
„Junge, da hast du aber sauber beschissen, oder?“, grinste ich und konnte ihn nur abwinken sehen.
„Dachte nicht, dass die mir da draufkommen, echt nicht! Das war so ausgeklügelt mein System!“
„Anscheinend doch nicht! Was machst jetzt?“
„Keine Ahnung! Auf jeden Fall nicht auf die Malediven fliegen. Dieses Jahr machen wir es uns ganz gemütlich im bayerischen Wald! Wir können da umsonst bei meinem Kumpel wohnen, deine beste Freundin ist auch dort und Essen finden wir im Wald!“
„Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?“
„Das mit dem Wald war ein Witz! Sonst ist das mein Ernst. Ich kann dieses Jahr keinen teuren Urlaub finanzieren. Die staatlichen Halsabschneider wollen ihre Kohle haben!“
Das konnte ich ja durchaus verstehen, nur war meine Laune auf diesen Urlaub eher überschaubar. Ich schnappte mir mein Handy, googelte eine Last Minute Seite und war schlagartig besserer Laune.
„Guck mal! Drei Wochen Türkei gibt es schon für knapp zweitausend Euro!“, frohlockte ich und hielt ihm das Telefon unter die Nase.
„Was verstehst du bei dem Satz nicht: Ich habe keine Kohle!“, antwortete er völlig genervt und war mit seinen Gedanken schon wieder ganz woanders.
„Zweitausend? Das ist voll das Schnäppchen!“
„Lass mich in Ruhe damit! Dieses Jahr gehen wir Pilze suchen, und jetzt ist Ruhe im Karton!“
„Bitte nicht! Ich verzichte auch auf mein Geburtstagsgeschenk!“
„Das ist gut, denn wenn das Finanzamt weiterbohrt kannst auch deinen Führerschein vergessen!“, lächelte er gequält und wusste, dass ich nun ein ganz anderes Problem als diesen Urlaub hatte. Schon seit Wochen freute ich mich, endlich den Weg in die Fahrschule antreten zu dürfen.
„Das kannst du nicht machen!“, fuhr ich geschockt auf und sah ihn nur mit den Achseln zucken.
„An mir liegt es nicht! Bedanke dich bei unserer Regierung!“