Leseinsel der unabhängigen Verlage - E-Reader für Freitag, 13. Oktober 2017 - CulturBooks Verlag - kostenlos E-Book

Leseinsel der unabhängigen Verlage - E-Reader für Freitag, 13. Oktober 2017 E-Book

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Die Leseinsel der unabhängigen Verlage gibt’s jetzt auch zum Mitnehmen. Unser kostenloser E-Reader präsentiert die Texte, Autoren und Verlage der diesjährigen Veranstaltungen auf der Leseinsel der Frankfurter Buchmesse 2017. Teil 3: Freitag 13.Oktober 2017 Die Leseinsel in Halle 4.1 D36 ist eine Initiative der Kurt Wolff Stiftung, unterstützt von der taz; der E-Reader wird umgesetzt von CulturBooks.

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Seitenzahl: 238

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Über dieses E-Book

Die Leseinsel der unabhängigen Verlage gibt’s jetzt auch zum Mitnehmen.

Unser kostenloser E-Reader präsentiert die Texte, Autoren und Verlage der diesjährigen Veranstaltungen auf der Leseinsel der Frankfurter Buchmesse.

Die Leseinsel in Halle 4.1 D36 ist eine Initiative der Kurt Wolff Stiftung

Leseinsel der unabhängigen Verlage

Ein E-Reader zur Frankfurter Buchmesse

Teil III: Freitag, 13.Oktober 2017

Inhaltsverzeichnis
Fr, 09:30 Uhr: taz präsentiert Publishing in Turkey today
Fr, 10:30 Uhr: Edition Nautilus präsentiert Der Torpedokäfer
Fr, 11:00 Uhr: edition bücherlese präsentiert Regula Portillo
Fr, 11:30 Uhr: Schöffling Verlag präsentiert Anna-Elisabeth Mayer
Fr, 12:00 Uhr: Open House Verlag präsentiert Sven Hannes
Fr, 12:30 Uhr: Haymon Verlag präsentiert Selim Özdogan
Fr, 13:00 Uhr: taz und Edition Fototapeta präsentieren Uwe Rada
Fr, 13:30 Uhr: Otto Müller Verlag präsentiert Iris Wolff
Fr, 14:00 Uhr: Edition Rugerup präsentiert Rolf Jacobsen
Fr, 14:30 Uhr: Drachenhaus Verlag präsentiert Isabella Obrist und Cornelia Hermanns
Fr, 15:00 Uhr: Verlag Voland & Quist präsentiert Michael Stauffer
Fr, 15:30 Uhr: Büchergilde Gutenberg präsentiert Arnoldo Gálvez Suárez
Fr, 16:00 Uhr: Verbrecher Verlag präsentiert Jovana Reisinger
Fr, 16:30 Uhr: Frankfurter Verlagsanstalt präsentiert Julia Rothenburg
Fr, 17:00 Uhr: Septime Verlag Verlagspräsentation
Fr, 17:30 Uhr: Jung & Jung Verlag präsentiert Elias Hirschl

Fr, 09:30 Uhr: taz präsentiert Publishing in Turkey todayMüge Sökmen (Metis Verlag, Istanbul) und Christoph Links (Ch. Links Verlag)

Fr, 10:30 Uhr: Edition Nautilus präsentiert Der Torpedokäfer Aus dem abenteuerlichen Leben des Franz JungHanna Mittelstädt liest aus »Der Weg nach unten« und stellt das neue Bühnenprojekt vor

Edition Nautilus

Der unabhängige Verlag aus Hamburg fischt seit über vierzig Jahren nach Perlen im Büchermeer. Neben ausgesuchter deutscher und internationaler Belletristik sowie hochwertiger Kriminalliteratur zählen anarchistische und situationistische Schriften ebenso zum Verlagsprofil wie die Flugschriften-Reihe mit politischen Texten zu aktuellen Debatten.

Über das Buch, den Autor, das Projekt

100 Jahre Oktoberrevolution, das große kollektive Glücksversprechen des 20. Jahrhunderts, das so schnell scheiterte: Im Gedenken daran darf einer der wichtigsten politisch-literarischen Autoren deutscher Sprache nicht fehlen: Franz Jung (1888-1963). Er war literarisch nicht nur überaus produktiv, er schrieb auch eine der aufsehenerregendsten und schonungslosesten Autobiographien des 20. Jahrhunderts (»Der Weg nach unten«, Arbeitstitel: Der Torpedokäfer). Um nach Russland zu Lenin zu gelangen, kaperte er 1921 zusammen mit einem Genossen ein Schiff. Wegen Schiffsraub auf hoher See gesucht und in den Niederlanden untergetaucht, wurde er von dort in die Sowjetunion abgeschoben, wo er eine Streichholzfabrik bei Nowgorod aufbaute, so erfolgreich, dass die UdSSR sie an einen schwedischen Konzern verkaufen konnte. Franz Jung war immer außerhalb der Institutionen und Parteien am Schnittpunkt von Literatur und Politik involviert, darüber hinaus Börsenfachmann und Bohémien, eine schillernde und bis heute inspirierende und verstörende Figur.

Hanna Mittelstädt bringt den Autor in einer szenischen Lesung mit Musik und Film auf die Bühne und beleuchtet 15 Stationen aus Franz Jungs Leben – ab Oktober auf Tournée in Deutschland und der Schweiz; in wechselnder Besetzung, u.a. mit Corinna Harfouch, Iris Boss und Jörg Pohl.

Auszug aus Der Torpedokäfer. Aus dem abenteuerlichen Leben des Franz JungSzenische Lesung mit Musik und Film

Die Erinnerung ist das, was sich abgesetzt und bereits eingefressen hat, die ganzen Jahre über mitgewachsen und eingekerbt, Jahresringe. Vergangenheit allein verliert an Interesse, zumal es sich nicht vermeiden lässt, dass sie zumeist irreführend akzentuiert wird.

Neiße, Anfang des 20.Jahrhunderts

Da war diese Nacht im Stadtpark; es muß im Vorfrühling gewesen sein. Ich hatte mich aus dem Hause geschlichen. Im Park herrschte eine ganz unwirkliche Stille, wie ich sie später oft auf der Bühne eines Theaters wiedergefunden habe, kein Laut, keine Frösche, keine Vögel, kein Fußgänger. Darauf hatte ich gerade gewartet, jemand sollte kommen und mich ansprechen und irgend etwas – ich weiß nicht, ich hätte es nicht ausdrücken können. Ich hatte wahrscheinlich gehört, daß abendlich die Soldaten mit ihren Mädchen in den Park gehen. Die Enttäuschung, diese schreckliche Leere muß es gewesen sein, was die nächtliche Stille so überlaut gemacht hat; sie dröhnte mir noch lange Zeit nachher in den Ohren. Ich saß die längste Zeit auf einer Bank, nichts ereignete sich, absolut nichts. Es wurde sehr kalt, ich ging wieder nach Hause; ich glaube, noch im Dunkeln.

Dabei wird auch der Junge in einer der Unterklassen wieder in Erinnerung gekommen sein. Ich habe diesen Jungen manchmal zwischen den Pausen auf dem Schulhof verstohlen beobachtet. Ich zweifle, ob der Junge das je bemerkt hat. Mir ist noch gegenwärtig die innere Beschwingtheit, mit der ich von der Existenz des Jungen wußte. Er war von schwächlicher Statur, schmächtiges Aussehen, aufgeschossener Körper.

Da war dieser Sylvesterball, zu dem ich nachts aus der Wohnung ausgerissen war und wohin ein Bekannter, der die Schule bereits verlassen hatte, mich geschleppt hat. Es wurde die ganze Nacht getanzt, und obwohl ich nicht tanzen gelernt hatte, ging es mit der Polka ganz gut. Das ist so geblieben.

Ich kann auch heute noch nicht tanzen, aber ich tanze Polka, allerdings nur für mich allein, des Nachts manchmal im Zimmer und ein wenig geniert, daß mich jemand beobachten könnte.

Auf diesem Sylvesterball hatte ich einige Mädchen kennengelernt, Lehrmädchen in einem Laden am Ring und bei einer Schneiderin. Ich bin auch späterhin noch einige Male mit diesen Mädchen zusammen gewesen und habe sie auf der Straße gegrüßt. Besonders mit der einen hätte sich vielleicht eine engere Freundschaft entwickelt. Sie sagte mir einmal, es würde ihr nichts ausmachen, mit mir in die Berge zu fahren und auf einer Baude zu übernachten – nur müßte sie erst gesund werden. Sie starb bald danach an Tuberkulose.

Schließlich will ich nicht verschweigen jenen Abend – es war kurz vor dem Abitur, dass ich mit einigen Schauspieleleven aus dem Stadttheater gezecht hatte in einem Restaurant, das von den arrivierteren Bürgern frequentiert wurde. Die Kumpane waren in das Theater zurückgegangen, und ich hatte allein weiter getrunken. Später hat mich der Kellner in ein Nebenzimmer gebracht, der wachsenden Empörung der Honoratioren entzogen. Ich lag dort besoffen unter dem Tisch. Jemand wird den Vater herbeigerufen haben. Der Vater musste mich über die Schulter aufladen und nach Hause tragen. Durch die ganze Stadt, unglücklicherweise von einem Ende zum andern; viele Leute noch auf den Straßen. Alkohol war den Eltern besonders verhasst. Diese Nacht muss für den Vater furchtbar gewesen sein, die Scham in den folgenden Wochen ... es hätte nicht sein sollen.

Berlin, um 1910: „Sie ist sehr schön und dämonisch“

Margot hatte angefangen, wieder etwas Geld hinzuzuverdienen als Malermodell, allerhand Zeichner kamen ins Haus für Verabredungen, ein früherer Freund tauchte auf, der sich als Schriftsteller etabliert hatte und für Zeitschriften Artikel anfertigte; ein außerordentlich hochtrabend auftretender Mensch. Margot hatte überallhin wieder Fäden aufgenommen und einen Kreis um sich gesponnen, zu dem ich nicht nur nicht gehörte, sondern auch keinen Zutritt gehabt hätte.

Ich selbst kam beim Verlag gut voran. Ich verdiente nach wenigen Monaten mehr als das Doppelte als am Anfang. Ich hatte mit den anderen Volontären in der Firma guten Kontakt, ich brachte gelegentlich Kollegen mit ins Haus. Wir fuhren sonntags zusammen ins Grüne, die anderen mit ihren Frauen oder Freundinnen.

Grabisch hatte sich die Idee in den Kopf gesetzt, Margot und ich sollten heiraten. An dem Termin, an dem wir vor dem Standesamt erscheinen sollten, war ich so stark betrunken, daß sich die Zeugen weigerten, mit mir aufzutreten. Die Zeremonie mußte einige Wochen auf einen neuen Termin verschoben werden. An diesem Tage hatten wir alle zusammen so wenig Geld, daß wir nicht, wie vorgesehen, in eine Kneipe für den feierlichen Umtrunk gehen konnten.

Ich war bereits wieder arg in Schulden, wenngleich diesmal vorsorglich geordneten. Wir hatten eine Neubauwohnung im Hansa-Viertel, Hinterhaus, gemietet. Ich bezog die Einrichtung mit allem Drum und Dran auf Kredit mit Hilfe der Garantie der Firma. Die Firma schrieb sogar an meinen Vater, um ihn zu veranlassen, die Verbindung zu mir wieder herzustellen.

Die Panik, allein zu sein

Ich hatte zu dieser Zeit schon meinen eigenen Tisch im Pressezimmer der Börse. Ich war nicht nur ein Informationszentrum für die Handelsredakteure und Korrespondenten, sondern auch für Makler, die mich mit einem sicheren Tip mit einsteigen ließen. Das hätte sich groß entwickeln können ...

Ich hatte bereits Angebote von großen Tageszeitungen, nach Hamburg, nach Essen ...

Ein Sohn wurde in die Ehe geboren.

Manchmal kam ich abends nicht zur Zeit nach Hause, das Abendessen wurde kalt. Ich war in einer Wettgemeinschaft mit den Setzern der Verlagsdruckerei, wir wetteten in französischen Rennen auf Pferde, die wir meist dem Namen nach nicht einmal kannten. Ein Experte, der Faktor in der Druckerei, besorgte das für uns. Wir gewannen und verloren. Manchmal gewannen wir etwas mehr, und das wurde in einer Kneipe am Bahnhof Börse gefeiert; dort trafen wir uns auch sonst abends auf ein Glas. Es kam nicht oft vor, aber es kam vor, daß ich dann abends spät zu Hause erschien.

An einem solchen Abend, wir saßen im Nebenzimmer der Kneipe um einen runden Tisch, gesprächig, laut und lärmend und auch sonst guter Dinge, da stand plötzlich Margot in der Tür, hochrotes Gesicht, wie eine Furie anzusehen.

Sie kam durch die lähmend gewordene Stille auf mich zu und schlug mir die Hand ins Gesicht, rechts und links.

Mit Ohrfeigen in die Literatur

Ich schrieb damals in großer Erregung und innerer Anteilnahme und habe eine große Menge Schokolade dabei gegessen.

In gleicher Weise, wenn ich das hier bereits sagen darf, habe ich später auch geschrieben, explosiv und explodierend, eingeengt und zerdrückt von einer dynamischen Vorstellungswelt, gegen die ich mich wehre, ohne sie aufgeben zu können und vielleicht auch, ohne dies zu wollen.

Ich bin an diesem Abend aus der Kneipe nicht nach Hause gegangen. Margot ist wieder aus der Kneipe hinaus und auf die Straße, nachdem sie mich geohrfeigt hatte.

Es wird nur dieses kleinen Anstoßes bedurft haben: ich fühlte mich außerordentlich überflüssig, stehe mir – erschreckend zu wissen – im Wege, unerträglich ... besser zu verschwinden und ins Wasser zu gehen ... wohin hätte ich sonst gehen sollen?

Irgend jemand hat sich mir angeschlossen, draußen auf mich gewartet und ist neben mir hergegangen. Viel wird nicht gesprochen worden sein, wir sind noch in eine Reihe anderer Kneipen gegangen, bis in die Frühe hinein. Und ich bin dann tatsächlich in eine Badeanstalt gegangen, die gerade geöffnet wurde, und habe mich ins Wasser gelegt; aber ertrunken bin ich nicht.

Stattdessen habe ich einen Bekannten aufgesucht, der inzwischen bei einer der großen Berliner Tageszeitungen untergekommen war. Ich borgte mir von ihm das Reisegeld, obwohl der Mann für meine Geschichte nicht das geringste Verständnis hatte und mir geraten hat, mich erst gründlich auszuschlafen ... ich bin nicht mehr ins Büro gegangen, ich habe auch niemanden angerufen oder sonstwie jemandem Bescheid hinterlassen. Ich bin am gleichen Tage noch abgefahren.

In diesen Tagen habe ich die Emma-Schnalke-Novelle, das Kernstück im „Trottelbuch“, geschrieben.

München 1911, Die Boheme löst sich auf

Für die Schwabinger Boheme, die fast einem Jahrzehnt deutscher Kunst und Literatur ihren Stempel aufgedrückt hat, kam ich 1911 bereits zu spät. Es mag früher ein gemeinsames Bindeglied vorhanden gewesen sein, das die Schwabinger zusammenhielt und zu der Charakteristik als Schwabinger Boheme geführt hatte – die Herausforderung gegen das Althergebrachte, gegen die bürgerliche Tradition, der Elan des „epatez le Bourgeois“, der von Paris übernommen worden war. In dieser Bürgerschreck-Atmosphäre muß eine tiefere Sinngebung vorgewaltet haben, als ich sie damals noch in Schwabing angetroffen habe. Eine gewisse Nachwirkung war zurückgeblieben, vereinzelt und beinahe schon wieder außerhalb der Zeit ... die Arrivierten, deren Bilder schon wieder gekauft wurden, anzupumpen und darauf zu achten, dem Hauswirt die fällige Monatsmiete schuldig zu bleiben; mehr nicht.

In der Literatur habe ich dagegen eigentlich nur noch den üblichen Geschäftsbetrieb angetroffen. Die älteren Semester, die sich früher zur Boheme gerechnet haben mögen, trafen sich außerhalb Schwabings in der Torggelstube, die Wedekind, Halbe, Bierbaum, Bleibtreu und so weiter, die Redakteure und Mitarbeiter der Zeitschriften „Simplizissimus“ und „Jugend“ und was sonst als Literaturbeflissene dort Eingang gefunden hatte; der Kreis hielt sehr auf Exklusivität, genauer genommen ein Kegelclub.

Im Café Stefanie residierte der Dr. Franz Blei, ein ausgezeichneter Mann, mit einem umfassenden kritischen Wissen – ich sage das mit besonderer Genugtuung, weil Blei mich mit einer offen zur Schau getragenen Verachtung behandelt hat und – das „Trottelbuch“ war gerade erschienen – mich nicht als Schriftsteller gelten lassen wollte. Er hatte einen Kreis junger Leute um sich, Sprößlinge wohlhabender Eltern, ästhetisch abgestimmte, gesittete Manieren. Sie waren nach München gekommen, Schriftstellerei zu lernen, das heißt Romane zu schreiben und Gedichte zusammenzustellen ... zum Zeitvertreib. Blei hat diese Leute in die Literatur gebracht, den Zeitschriften zugeführt, zu denen er Beziehungen hatte, und sie bei den Münchner Verlegern einkaufen lassen. Auch dieser Kreis gab sich äußerst exklusiv, und Margot hat sich dort sehr wohl gefühlt.

Und im Café Stefanie selbst saßen noch Erich Mühsam und Roda Roda, beide eigentlich der Torggelstube zugehörig, und spielten jeden Tag zur bestimmten Stunde Schach. Anziehungspunkt für Durchreisende. Der Ober Julius pflegte die beiden den Fremden zu zeigen als Schaustücke – bei Mühsam war es der Revoluzzerbart, bei Roda Roda die rote Weste.

Das so vielgerühmte Simplizissimus-Kabarett der Kathi Kobus war bereits in diesen Jahren mehr oder weniger eine geschlossene Gesellschaft; die Leute drinnen gehörten zusammen, mit einigen wohlsortierten Bohemiens aus verflossener Zeit als Schaustücke dazwischen. Ich habe zwar auch Emmi Hennings kennengelernt, mit der sich Margot angefreundet hatte, aber keinen Eindruck von ihr zurückbehalten als die spätere Bewunderung, wie dieses so zerbrechliche Menschenkind die Kraft aufgebracht hatte, sich an der Seite Hugo Balls und nachher im Leben mit einer von tiefem moralischen Ernst erfüllten Aufgabe zu behaupten.

Als Kabarett hätte ich dem Kathi-Kobus-Laden das Benz-Variete in der Ludwigstraße vorgezogen. Es war freier und ungezwungener, und die Tränen der vergessenen Genies tropften nicht von der Decke.

Ich hatte mich dem Kreis um Erich Mühsam angeschlossen. Gustav Landauer war unser Prophet. Wir gerieten in die Bewegung der Syndikalisten, mit denen der Kreis um Mühsam, der sich Gruppe Tat nannte, in Verbindung stand.

Von unseren Diskussionen in der Gruppe gingen wir indessen auch zur Praxis über. Wir warben mit Handzetteln von Wohnung zu Wohnung für den Kirchenaustritt. Die Syndikalisten, vielleicht 200 Mitglieder stark, hatten für München den Generalstreik ausgerufen, beginnend mit dem Streik der Plattenleger, bei denen sie am stärksten vertreten waren. Es kam in einer von den sozialdemokratischen Bauarbeitern nach einem der großen Bierkeller einberufenen Massenversammlung zu einem großen Skandal. Die Handvoll Syndikalisten hatten die Versammlung reichlich in Harnisch gebracht, für den Generalstreik agitiert.

Dann hatte sich Mühsam zum Wort gemeldet. Es war ihm auch gelungen, das Podium zu betreten, flankiert und abgedeckt von den Mitgliedern der Gruppe Tat, alles recht schmächtige und windige Gestalten im Vergleich zu den Urbayern im Saal, die bereits angefangen hatten, ihren Protesten und dem sonstigen wilden Geschrei mit einer Kanonade von Bierkrügen und Stuhlbeinen auf das Podium mehr Nachdruck zu verleihen.

Zu diesen Abendveranstaltungen luden wir aus der Gastwirtschaft „Zum Soller“ die Mädchen ein. Sie brachten ihre Zuhälter mit, die kleinen Taschendiebe und sonstige Elemente in der Gesetzlosigkeit von geringerem Format, die Nelke hinterm linken Ohr. Wir wollten ihnen einen freien Abend unter sich veranstalten, losgelöst von ihren sonstigen Verpflichtungen. Wir lieferten die Unterhaltung. Mühsam las einige Gedichte vor und hielt eine kurze Ansprache; dann wurde gesungen und getanzt, wir hatten Guitarre und Harmonika, und wir bezahlten das Bier, das heißt, Mühsam bezahlte das. Wenn ich das heute noch so sagen darf, es herrschte eine wundervolle Stimmung.

In den Universitätsferien hatte ich mich einer Gruppe von Tat-Besuchern angeschlossen zum Hopfenzupfen in die Holletau. Ich entsinne mich an den Marktplatz in Wolnzach. Wir wurden von dem Stadtgendarmen in einer Reihe aufgestellt, alte und junge, Frauen und Kinder dazwischen. Der Bauer mit einem übermannshohen Stab, wie St. Peter an der Himmelstür, schritt die Reihe ab und stieß mit dem Stock den einen oder anderen auf die Brust – das hieß, der war angenommen. Wir marschierten ab, der Bauer an der Spitze, in den Hopfengarten, oft ein weiter Weg von der Stadt und auch von dem Anwesen des Bauern. Wir bekamen Quartier im Stroh in der Scheune, alle miteinander und durcheinander.

Die Arbeit ist nicht sehr schwer gewesen, natürlich ungewohnt, wenn am frühen Morgen die Dolden noch von dem starken Tau bedeckt sind und an den Fingern kleben bleiben. Wir bekamen dreimal am Tage zu essen, jedesmal ein Berg Kartoffeln für alle, zweimal eine dünne Zwiebelsuppe und drei große Scheiben Brot für den Tag. Die Gesellschaft, der ich mich angeschlossen hatte, war ebenso unerfahren wie ich. Wir waren zu Fuß von München aufgebrochen und hatten uns bei den Bauern durchgebettelt. Wir hatten natürlich nicht einen Pfennig Geld. Von diesem Essen aber kann man nicht existieren, den ganzen Tag bis spät in die Nacht hinein hopfenzupfend, Reihe für Reihe. Am dritten Tag brannten mir die Eingeweide wie Feuer, ich hatte große Mühe, Wasser zu lassen. Den anderen war auch das Singen vergangen, der Aufruf zur Revolution, die Verteilung von Flugblättern. Wir hielten schließlich die erste Woche durch, bevor wir vom Bauern einen Vorschuß erhalten konnten. Davon kauften wir uns im Dorf Wurst und Bier; die anderen vier Wochen ging es dann schon besser. Aber den Choral haben wir trotzdem nicht zelebriert.

Nach Wolnzach strömten um die Zeit der Hopfenernte damals dreißig- bis vierzigtausend Leute aus ganz Deutschland zusammen, in der Mehrzahl die Vagabunden der Landstraße, für die es eine Art Jahrestreffen gewesen sein muß. Diese Leute werden sonst von der Feldpolizei scharf angefaßt und nach Laune eingesteckt, je nachdem wieviel Mangel an Arbeitskräften in einem Ort war. In diesem Monat aber drückt die Polizei ein Auge zu, und zwar sowohl für den Anmarsch wie für den Abtransport.

Der Rest meines Aufenthaltes in München, während dem ich angefangen hatte, ein zweites Buch zu schreiben, verbrachte ich mit einem Tippelbruder namens Kindler, den ich bei Mühsam kennengelernt hatte.

Wir arbeiteten auch mit der Kleider-Masche. Kindler stieg in einem jämmerlichen Zustand, was Rock und Hose anlangte, die Hintertreppe in den herrschaftlichen Häusern in die Küche und in die Kammern der Dienstmädchen hinauf und fragte nach abgelegten Kleidern der Herrschaft. Das Mitleid ist immer stärker als der Verdacht. Ich stand unten auf der Straße und nahm die Kleider in Empfang, brachte sie ins nächste Versatzamt oder versuchte, sie schon an der Straßenecke zu verkaufen.

Wir schliefen in der Gastwirtschaft „Zur Ewigen Lampe“ in Schwabing, der Inhaber war ein Straßenbahnschaffner, die Frau betrieb neben der Gastwirtschaft eine Unterkunft, dreißig Pfennig für das Bett. Oft konnten wir nachts durch ein offenes Fenster ohne Bezahlung einsteigen, durch die Vordertür indessen hatten wir, wenn schon kein Geld, zum mindesten Ware zu liefern. Ich lieferte die Enten aus den Wassergräben des Englischen Gartens, die ich mit der Angel herauszog, mit einem Stück eingeweichtem Brot am Haken, so daß sie nicht laut werden konnten.

Wir schliefen aber auch manchmal in den Kiesgruben außerhalb der Stadt in der Schwabinger Ausfallstraße. Die eindringende Wärme der frühen Morgensonne, die dem Schläfer dann ins Gesicht scheint, ist mir in Erinnerung geblieben.

Berlin 1914, Der 1.Weltkrieg beginnt

Die Straße Unter den Linden zu beiden Seiten entlang zum Schloß zog eine nach Tausenden zählende Menge hin und her, unter infernalischem Gebrüll, woraus ein Reporter die Wacht am Rhein herausgehört haben wird. Auch noch in der Erinnerung heute fast unvorstellbar. War das Ende der Welt gekommen?

Zum mindesten stürzte eine Welt zusammen über die paar Dutzend Friedensdemonstranten, in die hinein ich geraten war. Soviel ich mich erinnere, war diese Demonstration von den Syndikalisten aufgezogen worden. Ein Transparent, über zwei Stangen gespannt, wurde hochgehoben, eine rote Fahne entfaltet, und die Demonstration: Nieder mit dem Krieg! begann sich in Reihen zu ordnen. Wir sind nicht weit gekommen.

Ich glaube nicht, daß besondere Gewalt angewendet worden ist; die Flut ging über uns weg, wir trieben vereinzelt und auseinandergerissen in dieser Flut, jeder wahrscheinlich unfähig, sich zu wehren, sich überhaupt zu rühren. Polizei hatte nicht nötig einzugreifen. Militärposten und Polizei, die ich vorher um die französische Botschaft herum gesehen hatte, schienen nicht mehr vorhanden.

Sie werden erst später in Erscheinung getreten sein. Ich fand mich wieder in einer Art Turnhalle am Hausvogtei-Platz, die von der Polizei requiriert worden war. In einem Kreuzverhör von erstaunlicher Kürze und Präzision wurden die Eingelieferten – von Stunde zu Stunde strömten neue Hunderte hinzu – sortiert in Gruppen und irgendwohin abtransportiert. Mir wurde bedeutet, ich hätte mich in Spandau beim 5. Garde-Grenadier-Regiment zu melden und würde dorthin überstellt werden. Ich wartete nicht ab, sondem entfernte mich – die Wachen am Tor kümmerten sich nicht darum, wer da ein- und ausging.

Ich fuhr mit der Straßenbahn nach Hause. Margot und die Mutter schrieen sich gegenseitig an: um Geld und um die Zukunft des Kindes. Mein Erscheinen vereinigte die Wut, für die es sonst keine Auslösung gegeben haben wird, gegen mich. Ich war der Schuldige. Vieles, was so auf mich eingeschrieen wurde, war mir durchaus nicht fremd, ich habe selbst manchmal darüber nachgedacht: die Verantwortungslosigkeit, Kinder in die Welt zu setzen, die zweifelhafte Rolle des Mannes in der Bindung zur Frau, die Stellung in der Familie ...

Ich wurde mehr oder weniger aus der Wohnung herausgeschmissen; so eines der ersten Opfer dieses Krieges.

Margot kam mir auf die Straße nachgelaufen und versuchte, mich wieder zurückzuholen. Ich wollte nicht mehr. Für mich war an diesem Tage einiges eingestürzt; vielleicht mehr als nur eine Welt.

Wir stritten uns auf der Straße. Leute kamen hinzu. Wir fingen an, aufeinander einzuschlagen. Alles wurde jetzt weggewischt – die Zärtlichkeit, die Verschmähung, der Schmerz des Unverstandenseins und die Hoffnung – nicht nur die Hoffnung, die Gewißheit, die Zuversicht.

Die Umstehenden mischten sich ein. Ein Herr im steifen Hut schlug mir mit einem Stock über den Kopf. Ich brach durch die Menge hindurch, die sich um mich und Margot angesammelt hatte, und begann zu laufen ...

Am nächsten Morgen meldete ich mich in Spandau in der Kaserne. Ich hatte nicht die notwendigen Papiere bei mir. Das machte damals wenig aus. Auf dem Kasernenhof waren Strohsäcke ausgelegt. Dort kampierten wir, es gab Essen, und von Zeit zu Zeit wurden Leute aufgerufen.

Wenige Wochen später habe ich den größten Teil des auf die Schlacht bei Tannenberg folgenden Rückzuges der 3. Garde Reserve-Division nach der heimatlichen Grenze allein gemacht, als Mitglied der Grünen Armee, einer Gruppe von Deserteuren, die sich auf eigene Faust in die Heimat absetzte, nachts auf Seitenstraßen durch die Wälder. Am Tage schliefen wir in verlassenen Scheunen und in Bauernhöfen, die von den Bewohnern verlassen waren.

Auf diesem Marsch zur Heimat bin ich körperlich derart heruntergekommen, Mantel und Uniform zerrissen, die Hose klebte in einer festen Kruste von Dreck und Blut, daß man mir den Oberschenkelschuß ohne weiteres geglaubt hat; zum Glück waren zu gleicher Zeit ringsum Schlachten im Gange, Versprengte und von der Einheit Abgekommene keine Seltenheit.

Ich bin durchgekommen. Ich kam nach Berlin. Im Café des Westens wurde ich von einem Dr. Serner in Empfang genommen, der von Margot gebeten war, sich meiner anzunehmen. Dr. Serner empfing mich im Café in einem pompösen Pelzmantel – das war aber auch alles; darunter war nur spärliche Unterwäsche, den Anzug hatte er versetzen müssen. Dieser Serner war auch kein Doktor und hieß nicht Serner, sondern Seligmann. Sohn eines Zuckerbäckers aus Karlsbad. Serner schrieb unter seinen vollen Titeln einen ärztlichen Rapport an das Ersatz-Regiment, wonach er auf der Straße einen Soldaten mit dieser und dieser Nummer aufgefunden habe, in einem desolaten Zustand, so daß er sofort die Überweisung in ein Spital veranlaßt habe – er vergaß, den Namen des Spitals anzugeben. Ich hatte damit einen Vorsprung von gut einer Woche für meine Flucht nach Österreich gewonnen.

Aus: Franz Jung, Der Weg nach unten. Edition Nautilus. 440 Seiten. 19,90 Euro. Zur Verlagsseite.

Fr, 11:00 Uhr: edition bücherlese präsentiert Regula Portillo: SchwirrflugModeration: Verena Stössinger

edition bücherlese

Die edition bücherlese wurde 2012 von Judith Kaufmann gegründet und hat sich bis heute zu einem kleinen, feinen Verlag entwickelt. Obwohl in der Zentralschweiz angesiedelt, strahlt das Haus über die regionalen Grenzen hinaus und versteht sich als Adresse für Literatur aus der ganzen Schweiz. Sorgfältig ausgewählte und lektorierte Texte sowie schön gestaltete Bücher sind wichtige Anliegen des Verlages.

Eine Autorin des Verlages edition bücherlese, Martina Clavadetscher, steht mit ihrem Roman „Knochenlieder“ auf der Liste der Nominierten für den Schweizer Buchpreis 2017. Zur

Über das Buch

Ruth und ihr Mann Markus reisen 1984 als Brigadisten nach Nicaragua. Überzeugt von den Idealen der Revolution, setzt sich das Paar unermüdlich für soziale Gerechtigkeit ein. Unter schwierigsten Bedingungen versuchen sie mitzuhelfen, ein neues Nicaragua aufzubauen. Doch die politische Lage spitzt sich laufend zu und wird durch die Attentate der Contras für alle Beteiligten lebensgefährlich. Dreißig Jahre später erfahren Ruths Töchter Alma und Judith vom Einsatz ihrer Eltern. Sie begeben sich als Touristinnen auf Spurensuche nach Nicaragua, in der Hoffnung, Antworten auf neu aufgeworfene Fragen zu finden. Doch plötzlich tun sich ungeahnte Abgründe auf, und Gewissheiten geraten ins Schwanken.

Regula Portillo schildert in ihrem Roman packend, welche Konflikte Ruth und Markus durchstehen müssen beim Versuch, ihre Ideale Realität werden zu lassen. Die drängenden Fragen, mit denen sich Alma und Judith Jahre später konfrontiert sehen, verlangen nach einer neuen Auseinandersetzung mit den Eltern und zeigen auf, wie wenig wir oftmals von den Menschen wissen, die uns am nächsten stehen. Portillo verwebt geschickt die beiden Erzählebenen und lässt die Höhen und Tiefen des politischen Engagements aus der Sicht von Ruth erzählt, auf die unbedarften Reiseeindrücke und quälenden Zweifel ihrer Töchter prallen.

„Portillo erzählt in genauen, klaren Sätzen aus der Perspektive der Mutter und jener von Alma. So wünscht man sich die zeitgenössische Schweizer Literatur.“ Wolfgang Bortlik

Über die Autorin

Regula Portillo, geboren 1979, wuchs im Kanton Solothurn auf, studierte Germanistik und Kunstgeschichte an der Universität Fribourg und Buch- und Medienpraxis an der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Sie lebte und arbeitete mehrere Jahre in Norwegen, Nicaragua und Mexiko. 2013 erhielt sie vom Kantonalen Kuratorium Solothurn den Förderpreis Literatur zugesprochen, und 2014/2016 wurde sie für ein Double-Mentorat von Migros-Kulturprozent ausgewählt. Seit 2011 lebt sie mit ihrer Familie in Frankfurt am Main und arbeitet als freie Texterin. Zur

Auszug aus Regula Portillo: Schwirrflug. Roman

Alma

„Kein einziges Blütenblatt.“

Die Tulpenstiele, die in einem kläglichen Rest Wasser stehen, sind zuunterst etwas angeschimmelt, und der Boden der gläsernen Vase ist grünlich grau verfärbt.

Alma stellt die Vase in das Spülbecken.

Dann fällt ihr der gleichmäßige Kreis auf, den die ausgetrockneten, einst roten Blütenblätter auf dem Küchentisch bilden. Rot. Immer mussten es rote Tulpen sein. Das Innere des Kreises ist von Blütenstaubtupfern gelb gesprenkelt. Es sieht schön aus. Zu einem anderen Zeitpunkt hätte sie jetzt ihre Fotokamera geholt.

Daneben liegen die Briefe, die sie aus dem Briefkasten genommen hat. Rechnungen, Bankauszüge und Werbung, nichts Persönliches. Würde sie da überall anrufen und Bescheid geben müssen?

Mit beiden Händen schiebt sie die Blütenblätter zusammen, öffnet mit dem Knie den Schrank unter dem Spülbecken. Ein beißender Geruch schlägt ihr entgegen.

„Judith, wir haben vergessen, den Müll zu leeren. Judith, wo bist du?“

„Hier.“

Judith tritt in die Küche.

In der Hand trägt sie das Mühlespielbrett aus Holz. Sie setzt sich damit an den Tisch und fährt mit dem Zeigefinger den dunkelbraunen Linien nach. Eine Weile beobachtet Alma sie dabei, als könne die stille Beschäftigung auch ihr Halt geben.

Den Linien entlang.

Dann setzt sie sich ihr gegenüber auf den Stuhl. Da schaut Judith auf, ihre Augen glänzen: „Hätte ich nur gewusst, dass es die letzte Partie Mühle ist, die ich mit Mama spiele.“

Sei froh, dass du es nicht gewusst hast, denkt Alma, während sich Judith die Tränen, die ihr jetzt in den immer gleichen, leicht schimmernden Bahnen über die Wangen rollen, mit dem Handrücken wegwischt.

Sie spricht den Gedanken nicht aus, sondern erhebt sich und sucht die Küchenschubladen nach Taschentüchern ab. An ihren Händen klebt noch Blütenstaub.

„Hast du die Tulpen weggeworfen?“, fragt Judith und zieht geräuschvoll die Nase hoch.

„Ja. Oder zumindest was von ihnen übrig geblieben ist.“

„Bei ihrem letzten Besuch hat Monika den Blumenstrauß mitgebracht und ihn Mama überreicht, danach hat sie sich ihren weißen Kittel übergezogen und mit Mama darüber gestritten, ob Tulpen, nicht diese Tulpen, sondern Tulpen ganz allgemein, nun ursprünglich aus Holland oder der Türkei stammen.“

„Und?“

„Was und?“

„Woher stammen sie?“

„Ach so. Das ist doch jetzt nicht wichtig.“

„Ich will es aber wissen.“ Alma presst die Lippen so fest aufeinander, dass es schmerzt.