Leseinsel der unabhängigen Verlage - E-Reader für Samstag, 14. Oktober 2017 - CulturBooks Verlag - kostenlos E-Book

Leseinsel der unabhängigen Verlage - E-Reader für Samstag, 14. Oktober 2017 E-Book

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Beschreibung

Die Leseinsel der unabhängigen Verlage gibt’s jetzt auch zum Mitnehmen. Unser kostenloser E-Reader präsentiert die Texte, Autoren und Verlage der diesjährigen Veranstaltungen auf der Leseinsel der Frankfurter Buchmesse 2017. Teil 4: Samstag 14.Oktober 2017 Die Leseinsel in Halle 4.1 D36 ist eine Initiative der Kurt Wolff Stiftung, unterstützt von der taz; der E-Reader wird umgesetzt von CulturBooks.

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Seitenzahl: 185

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Über dieses E-Book

Die Leseinsel der unabhängigen Verlage gibt’s jetzt auch zum Mitnehmen.

Unser kostenloser E-Reader präsentiert die Texte, Autoren und Verlage der diesjährigen Veranstaltungen auf der Leseinsel der Frankfurter Buchmesse.

Die Leseinsel in Halle 4.1 D36 ist eine Initiative der Kurt Wolff Stiftung

Leseinsel der unabhängigen Verlage

Ein E-Reader zur Frankfurter Buchmesse

Teil IV: Samstag, 14.Oktober 2017

Inhaltsverzeichnis
Sa, 09:30 Uhr: Drava Verlag präsentiert Sebastijan Pregelj
Sa, 10:00 Uhr: avant Verlag präsentiert Fabien Toulmé
Sa, 10:30 Uhr: Edition Moderne präsentiert Gion Capeder
Sa, 11:00 Uhr: kunstanstifter Verlag präsentiert Yi Meng Wu
Sa, 11:30 Uhr: Picus Verlag präsentiert Theodora Bauer
Sa, 12:00 Uhr: zu Klampen Verlag präsentiert Christof Wackernagel
Sa, 12:30 Uhr: Lectorbooks präsentiert Gion Mathias Cavelty
Sa, 13:00 Uhr: taz und Westend Verlag präsentieren Simone Schmollack
Sa, 13:30 Uhr: weissbooks.w präsentiert Jey Jey Glünderling
Sa, 14:00 Uhr: Frankfurter Verlagsanstalt präsentiert Lasha Bugadze
Sa, 14:30 Uhr: AvivA Verlag und Orlanda Verlag präsentieren Salome Benidze
Sa, 15:00 Uhr: Weidle Verlag präsentiert Zurab Karumidze
Sa, 15:30 Uhr: Verlag Voland & Quist präsentiert Beka Adamashvili
Sa, 16:00 Uhr: be.bra Verlag präsentiert Annemieke Hendriks
Sa, 16:30 Uhr: Ink Press präsentiert Elvira Dones
Sa, 17:00 Uhr: Liebesleben-Leseperformance Buchpräsentation
Sa, 17:30 Uhr: Wieser Verlag präsentiert Lojze Wieser

Sa, 09:30 Uhr: Drava Verlag präsentiert Sebastijan Pregelj: Chronik des Vergessens

Drava Verlag

Angefangen hat Drava vor 50 Jahren als kleiner, regionaler Minderheitenverlag. Heute werfen wir unsere Netze über ganz Europa aus. Unser Ziel ist dasselbe geblieben: das Verborgene und Verdrängte sichtbar und hörbar zu machen. Es gibt genug Platz auf unserer Arche. Zur

Über das Buch

Was braucht man, um im Altersheim einen relativ glücklichen Lebensabend zu verbringen? Die Hauptfigur des Romans „Chronik des Vergessens“, ein pensionierter Jurist, glaubt es zu wissen: er hat seine eigenen vier Wände, sein Blutbefund ist in Ordnung, er hat die Ausscheidung unter Kontrolle, ist nicht hilflos, nicht wirr und nimmt seine Umgebung wahr, kurz: er ist Herr über sein Leben. Zumindest erscheint es so, am Anfang. Nach und nach aber erweist sich sein Gedächtnis als ziemlich porös – weit mehr, als er ahnt und als seine Bemühungen, sich die kognitiven Fähigkeiten zu erhalten, auszugleichen vermögen. Das Hier und Jetzt findet immer ausschließlicher in seinem Kopf statt, die Gegenwart gerät zu einer ins Fantastische ausufernden Erzählung und bald fragt man sich, welche Wirklichkeit die wirklichere ist.

„Mach, was du zu tun hast, mach es jetzt, willst du nicht in der Chronik des Vergessens untergehen.“

Über den Autor

Auszug aus Sebastijan Pregelj: Chronik des Vergessens

Eine seltsame Gesellschaft

Eine seltsame Gesellschaft hat sich da auf meinem Begräbnis eingefunden. Man sieht schon von Weitem, dass die Leute nicht zusammengehören. Oder doch. Vielleicht gehören sie gerade wegen ihrer Verschiedenheit zusammen. Ich weiß nicht. Eine bunte Gesellschaft, nicht mehr als zwanzig Leute, im Halbkreis. Vor ihnen das offene Grab, in einer Betonnische steht die Urne. In der Urne ist ein bisschen Asche. Mehr ist von mir nicht übrig.

Die Leute, die hier zusammengekommen sind, waren mir lieb. Jeden Einzelnen von ihnen habe ich auf meine Art geliebt. Einige habe ich lange gekannt, andere nur kurz. Aber die Dauer hat nicht viel zu bedeuten.

Ganz vorn steht Konstanca. Die große, schöne Frau in dem schwarzen Mantel, der mitten am Tag, wenn die Temperatur noch immer auf fünfundzwanzig Grad und mehr steigt, viel zu warm wäre, ihr in der Früh aber gute Dienste leistet. In der rechten Hand hält sie ein Spitzentuch, mit dem sie sich die Tränen abwischt. Ab und zu starrt sie in den Himmel, als würden ihre Augen mich irgendwo da oben suchen. Dann senkt sie den Blick und schaut wieder zu Boden.

Neben ihr steht Rina, ihre Tochter. Sie ist hier, weil sie nicht will, dass ihre Mutter an diesem Tag allein ist. Sie hat Angst um sie. Sie denkt sich, dass der Verlust und die Leere, die ich hinterlassen habe, für sie nichts Gutes bedeuten. Viel hatte ihr die Mutter in den letzten Monaten über mich, über uns, über unsere Pläne erzählt. Rina nahm das nicht ganz ernst. Sie sagte aber nichts, machte nicht einmal eine Andeutung, dass ihr das, was die Mutter erzählte, kaum glaubhaft erschien. Sie war froh, als die Mutter in ihrem Alter jemanden kennenlernte. Sie war froh, dass sie im Heim einen neuen Freund gefunden hatte und nicht die Zeit haben würde, sich in die Vergangenheit zu flüchten. Bevor Konstanca einzog, machte sich Rina Sorgen, wie ihre Mutter das neue Zuhause annehmen würde, und das, obwohl sie zigmal darüber gesprochen hatten und sich einig waren, dass es anders nicht ging. Außerdem war Konstanca gesund und bei Kräften, nur das Gedächtnis ließ langsam etwas nach, nebst den Beschwerden, die mit dem Alter einhergehen und die nichts Besonderes sind, wenn man sich damit abfindet. Rina machte sich vor allem Sorgen, dass ihre Mutter hier nicht den richtigen Umgang haben würde, dass sie sich aus den Leuten nichts machen und daher mehr oder weniger allein und einsam sein würde. Sie hatte Angst, dass sie sich einkapseln und langsam in ihren Erinnerungen verlieren würde. Dann aber zeigte sich, dass die Angst unbegründet war. Konstanca fand neue Freunde und sie hatte immer weniger Zeit. Schließlich sah sie sogar während Rinas Besuchen auf die Uhr. Wenn Rina sie fragte, ob sie es eilig hätte, verneinte sie und bat sie im selben Atemzug, noch zu bleiben. Rina verstand, sie musste fast lachen. Sie war glücklich und ohne Sorgen.

Nun sind die Sorgen und Ängste wieder zurück. Rina fühlt, wie sie sich um ihren Hals winden und das Rückgrat hinunterwandern, bis zum Becken und dann die Beine hinunter, bis in die Sohlen. Trotzdem wird sie nie etwas sagen. Sie wird lieber längere Besuche einplanen, wird lieber versuchen, ihre Mutter aufzuheitern oder wenigstens mit ihren Erzählungen abzulenken.

Ein paar Schritte weiter steht Adam. Als ich ihn kennengelernt habe, war er Praktikant, jetzt leitet er eine Anwaltskanzlei. Adam liebe ich wie meinen Sohn. Adam sieht öfter einmal zu Rina hinüber. Er will wissen, wer diese Frau ist, obwohl er es in Wahrheit weiß. Sie gefällt ihm.

Zwischen Adam und Rina steht eine Gruppe alter Leute. Vorn der kahlköpfige Maks im grünen Trainingsanzug, das Schachspiel unterm Arm. Er murmelt, dass wir fallen würden wie die Figuren. Eine miese Partie. Aber aufgeben kommt nicht in Frage, sagt er sich entschlossen. Neben ihm steht Franc, der so etwas wie der Gehilfe des Hausmeisters ist. Franc ist mit den Gedanken ständig bei den Dingen, die im Heim zu erledigen sind. Zu tun gibt’s genug. Er hofft, dass das Begräbnis nicht zu lange dauern wird. Er hofft, dass man ihn nach dem Begräbnis nicht drängen wird, auf einen Kaffee mitzugehen. Einen Kaffee würde er zwar wollen, aber nicht am Imbissstand am städtischen Friedhof. Hier riecht er nach Chrysanthemen und schmeckt nach Tod. Irgendwann mittendrin knurrt ihm der Magen. Er hat Hunger. Das Bestattungsunternehmen, denkt er, hat nichts für die Lebenden übrig, sondern hat nur die Toten im Sinn. Wenn es für die Lebenden etwas übrighätte, würde es die Begräbnisse nicht so früh ansetzen. Wie soll sich da das Frühstück ausgehen?

Neben Franc steht Bernard, der Maler, der eben die Idee hat, seinem Werk einen neuen Zyklus mit Titel: Wir sind hier. Wir leben hinzuzufügen. Man kann sich dem Tod widersetzen, überlegt er. Man braucht sich nur uns anzuschauen! Er spürt einen Kitzel in der Brust, in seinen Fingern kribbelt es leicht. Am liebsten würde er zum Heim laufen, einen Karton auf die Staffelei stellen und sofort mit dem Malen beginnen. Er würde die Gesichter lebender Menschen malen. Natürlich gewinnt der Tod am Ende, gesteht er sich ein, aber bis dahin kann ich noch viele Lebende malen. Und die Bilder werden bleiben und bezeugen, dass es uns einmal gegeben hat.

Neben Bernard steht die diensthabende Schwester, die an diesem Morgen als Begleiterin abgestellt worden ist. Ich sehe sie zum ersten Mal. Ich weiß nicht, wie sie heißt. Sie wirkt freundlich und geduldig. Hinter der Schwester stehen noch ein paar Leute. Sie halten sich eher im Hintergrund, weil ihnen der Tod an der Grube zu nahe wäre.

Links von der Grube steht Musa aus dem Sudan, der Koch, der sagt, dass es am Ende schon lecker sei, etwas auf dem Teller zu haben, und dass die Liebe überall gleich schmecke. Neben ihm steht Rabia aus Pakistan. Tränenspuren glänzen auf ihren Wangen. Links von ihr steht Makemba Alisa aus der Zentralafrikanischen Republik. Makemba Alisa schluckt ihre Tränen hinunter. Nach einer Weile sucht sie mit der Rechten behutsam Rabias Hand. Die beiden Frauen halten einander, als gäbe ihnen das Mut und Kraft.

Hinter Makemba steht Joseph, der Filipino, der vor Tagen den Fernseher repariert hat. Der Fernseher ist alt, aber er hat lange tadellos funktioniert. Musa hat sich jeden Abend, wenn die letzte Tür zu und der Trubel vorbei war, vor den Fernseher gesetzt und Kochsendungen geschaut. Bis spät in die Nacht. Er hat sich nicht genug wundern können, wie viele solche Sendungen es gibt. Er war von den Kanälen begeistert, auf denen verschiedene Meisterköche von überall auf der Welt den ganzen Tag nur kochen. Als der Fernseher kaputtgegangen ist, war Musa ganz außer sich. Auch wenn er zu niemandem gesagt hat, dass er den Fernseher vermisst, haben wir es alle gewusst. Sein Blick war wehmütig, seine Worte spärlich und mager. Sogar sein Essen schmeckte anders, es war auf einmal herb. Franc und Joseph machten den Fernseher einmal auf und sahen sich sein Innenleben an. Joseph suchte erst mal im Internet die Schaltpläne heraus, dann fand er noch ein Geschäft, das Ersatzteile verkaufte, und bestellte sie. Nach gut einer Woche brachte der Briefträger ein handliches Paket. Jetzt, wo der Fernseher repariert ist, schaut Musa wieder am Abend und bis spät in die Nacht seine Kochsendungen.

Neben Joseph steht Luminiţa. Luminiţa kommt aus Rumänien. Sie gilt als vermisst. Sie hat nichts unternommen, damit die Ämter das anders sehen. Sie hat mir gesagt, dass sie daran nichts ändern will, schon gar nicht jetzt, wo sie nach langer Zeit wieder leichter atmet und denkt und sie sich nach Langem wieder lebendig fühlt. Sie hat mir gesagt, dass sie sich fühlt, als hätte sie alles, was sie bedrückt hat, in einen großen Koffer gegeben und diesen in einem Schließfach am Bahnhof gelassen, den Schlüssel aber von der Brücke, die die vier grünen Drachen bewachen, in den Fluss geworfen, wo ihn ein Fisch verschluckt hat, der später von einem größeren Fisch gefressen worden ist, und dieser wieder von einem größeren und so weiter, aus dem Fluss ins Meer und in den Ozean. Luminiţa hält in der rechten Hand einen Strauß Sommerblumen, den sie in der Früh auf der Wiese hinter dem Heim gepflückt hat. Vom langen Halten tut ihr das Handgelenk weh.

Neben Luminiţa steht Vesna, die Sozialarbeiterin, die aus der Zentrale zu uns gekommen ist. Die junge Frau, sie ist nicht einmal fünfundzwanzig und dem Anschein nach sogar noch jünger, hat das Gesicht und den Körper eines Kindes. Mitten im Gesicht ihre großen, erschreckten Augen, Rehaugen gleich. Sie hat vor Monaten ihr Studium abgeschlossen. Weil sie aber wie die meisten jungen Leute keine Arbeit bekommt, arbeitet sie ehrenamtlich. Sie hofft, auf diese Weise Erfahrungen zu sammeln und vielleicht irgendwann später die Chance auf eine richtige Stelle zu bekommen. Vesna und Luminiţa sind sich in den letzten Wochen nähergekommen. Vesna scheint mir weniger schüchtern zu sein, und Luminiţa habe ich hin und wieder lachen gesehen. Vesna muss dringend aufs Klo. Sie überlegt, ob sie sich eine Blasenentzündung geholt hat. Bevor sie aus dem Heim gegangen ist, war sie auf dem Klo, und jetzt drückt es schon wieder. Wie blöd. Wo soll sie zwischen diesen Gräbern eine Toilette finden?

Etwas abseits von den Übrigen steht ein junger Mann. Er steht eine Weile, dann spaziert er zur nächstgelegenen Bank und setzt sich. Von dort aus sieht er sich die versammelte Menge an. Wenn Aida, die Putzfrau, auf dem Begräbnis wäre, würde sie sich an ihn erinnern, sie hat ihn zumindest das eine Mal in der Früh von mir weggesehen sehen. Wer er ist, weiß sie nicht. Ich habe es ihr nicht gesagt. Ich weiß nicht einmal selbst, wer er ist. Der Mann sieht zufrieden aus. Er denkt sich, dass am Ende alles irgendwie ist, wie es sein soll, und dass sich wieder einmal alles irgendwie ausgeht. Als aus den Lautsprechern die Trauermusik ertönt, kommen die Gedanken ins Stocken. Alle schauen vor sich hin, alle warten darauf, was nun kommt. Einer der vier Uniformierten, die am Grab stehen, geht ans Mikrophon und sagt ein paar offizielle Worte. Dann überfliegt er mit einem Blick die Anwesenden, wie um zu testen, ob noch jemand etwas sagen will. In Gedanken zählt er bis dreißig. Weil niemand hervortritt, wendet er sich den Männern am Grab zu. Auf ein Zeichen hin stellen sie sich neben ihn. Sie stehen ruhig da. Einer von ihnen hält eine Holzstange mit der Staatsfahne, die er ein paarmal über dem offenen Grab hin und her schwenkt. Dann wickelt er die Fahne auf die Stange, und die Männer gehen ab.

Die Leute, die hier zusammengekommen sind, blicken noch ein paar Sekunden schweigend vor sich hin. Jeder überlegt für sich, ob jetzt Schluss ist und ob sie jetzt gehen können, oder ob sie aus Höflichkeit noch ein wenig stehenbleiben müssen.

Die alten Leute treten von einem Fuß auf den andern, als würde durch die Schuhe die Kälte eindringen, in Wahrheit ist es die Angst. An diesem Morgen ist der Tod nicht zu ihnen gekommen, aber sie sind von sich aus in seinen Garten gegangen, als forderten sie ihn heraus, als wären sie gekommen, um ihn zu bitten, kurz noch woanders reinzuschauen. Hauptsächlich denken sie sich, dass es mir gut geht, weil ich es hinter mir habe. Die Leute fürchten sich nicht vor dem Tod, sie fürchten sich vor dem Schmerz in den letzten Augenblicken. Und sie haben Angst, weil sie nicht wissen, wohin sie gehen und was sie dort erwartet, wenn es ein Dort überhaupt gibt; und wenn nicht, was eben stattdessen sein wird. Mir, der ich die Schwelle zwischen hier und dort überschritten habe, geht es ihrer Meinung nach gut, den Umständen entsprechend. Außerdem habe ich Glück gehabt. Ich bin im Schlaf gestorben. Die Leute wünschen sich, im Schlaf zu sterben, auch wenn es für die meisten beim Wunsch bleibt.

Auch Makemba Alisa, Rabia, Musa, Luminiţa und Joseph treten von einem Fuß auf den andern; auch sie lässt die Morgenkälte zittern.

Einzig Konstanca steht ruhig und bewegt sich nicht. Rina steht geduldig neben ihr und wartet. Adam sieht hin und wieder zu den beiden hinüber. Er ist entschlossen, hinzugehen, Konstanca zu begrüßen und die Frau, die bei ihr ist, kennenzulernen, aber nicht jetzt. Er muss noch ein wenig warten.

Aus: Sebastijan Pregelj: Chronik des Vergessens. Roman. Aus dem Slowenischen übersetzt von Erwin Köstler. Drava Verlag. 250 Seiten. 21,00 Euro. Zur

Sa, 10:00 Uhr: avant Verlag präsentiert Fabien Toulmé: Die zwei Leben von Balduin

avant Verlag

Manchmal – und öfter als das Vorurteil es will – beschäftigen sich Comics engagiert mit dem Hier und Jetzt, mit den politischen und sozialen Zerwürfnissen der Welt, in der wir leben. Autor_innen wie Manuele Fior, Joann Sfar, Simon Schwartz, Gipi, Birgit Weyhe, David B., Ulli Lust und Liv Strömquist geben dem avant-verlag ein unverwechselbares Profil. Diese neue Generation von Comic-Autor_innen erzählt politische, aber auch persönliche Geschichten, entwickelt innovative Bildsprachen und zeigt, was der Comic heute ist: ein aufregendes Medium mit literarischer Qualität. Seit 2001 publiziert der avant-verlag Comics und Graphic Novels für LiebhaberInnen moderner Grafik und Kunst. Zur Verlagsseite.

Über den Comic

Balduin, Single, dreißig Jahre alt, steckt in einer beruflichen Sackgasse. Eingesperrt in die monotone Routine seines Bürojobs, sehnt er sich nach einem anderen Leben. Sein Bruder Luc ist das Gegenteil von ihm: ein weltreisender Freigeist mit gehörigem Erfolg bei den Frauen … Eines Tages wird ein Tumor bei Balduin entdeckt und seine Lebenserwartung reduziert sich plötzlich auf wenige Monate. Balduin, der Anti-Held, entschließt sich zu einem radikalen Bruch und folgt seinem Bruder nach Afrika … Eine rührende Geschichte über Familienbande und die wirklich wichtigen Dinge im Leben.

Eine Graphic Novel voller Emotionen und Humor! Eine Reflexion über den Sinn des Lebens – kurz gesagt eine Graphic Novel mit großen Gefühlen.

Fabien Toulmé: Die zwei Leben von Balduin. Aus dem Französischen von Annika Wisniewski. Avant Verlag. Vierfarbig. Hardcover. 272 Seiten. 30,00 Euro. Zur Verlagsseite.

Über den Zeichner und Texter

Fabien Toulmé kommt 1980 in Orléans zur Welt. Der Comicliebhaber entschließt sich zu einem langen und anstrengenden Studium des Bauingenieurwesens und Städtebaus, um sich am Ende auf den Bau von Panels und Sprechblasen zu spezialisieren. 2001 geht er für mehrere Jahre in die Tropen (Benin, Guyana, Brasilien, Guadalupe). Des blauen Wassers und der Kokospalmen überdrüssig, kehrt er 2009 nach Frankreich zurück und lässt sich in Aix-en-Provence nieder. Seither veröffentlicht er seine Illustrationen und Comics in diversen Zeitschriften (Lanfeust Mag, Psikopat, Spirou…) und Sammelbänden (Alimentation générale, Éditions Vide Cocagne, Vivre dessous, Éditions Manolosanctis, Les autres gens …). "Dich hatte ich mir anders vorgestellt …", seine erste Graphic Novel, war in Frankreich einer der großen Comic-Überraschungserfolge 2015.

Sa, 10:30 Uhr: Edition Moderne präsentiert Gion Capeder: Superman

Edition Moderne

Edition Moderne wurde 1981 von Richard Bhend, Jürg Bodenmann, Wolfgang Bortlik und David Basler gegründet und hat seinen Sitz in Zürich, im Strapazin-Atelier. Der Verlag publiziert Comics und Graphic Novels in deutscher Sprache und ist der einzige Comicverlag der Deutschschweiz. Zurzeit erscheinen jährlich 12 Bücher, bis anhin wurden insgesamt mehr als 300 Bände publiziert. Zur

Über den Comic

Bei Chris scheint beruflich und familiär alles in bester Ordnung. Er wird von seinen Freunden geschätzt, im Geschäft wird er befördert, seine Frau liebt ihn und er kümmert sich rührend um seine kleine Tochter. Doch hinter der gutbürgerlichen Fassade herrscht das Chaos. Chris verliert die Kontrolle über seine Sex- und Gewalteskapaden, der Superman entpuppt sich als wandelnde Zeitbombe.

Superman erzählt in präzisen Bildern, wie ein Mensch unter Druck allmählich außer Kontrolle geraten kann.

Über den Zeichner und Autor

Gion Capeder, *1971, lebt in Bern. Nach einem Philosophie- und Kunststudium hat er unter anderem als Koch, Artdirector und Festivalleiter gearbeitet. Trotz seines urbündnerischen Namens ist seine Muttersprache Französisch. Zur

Sa, 11:00 Uhr: kunstanstifter Verlag präsentiert Yi Meng Wu: Yaotaos Zeichen

kunstanstifter Verlag

kunstanstifter wurde 2006 als kleiner unabhängiger Verlag für Illustration gegründet. Unser Herz schlägt für schräge, witzige, außergewöhnliche Zeichnungen und Texte. Wir veröffentlichen Kurzgeschichten, Erzählungen, Märchen, neue zeitgenössische Texte ebenso wie klassische Werke, Back- und Kochbücher, Reiseführer und Kinderbücher. Gedruckt wird klimaneutral in heimischen FSC-zertifizierten Druckereien mit mineralölfreien Farben. Papier, Verarbeitung und Veredelung, das heißt die Ausstattung und die Haptik unserer Werke, sind uns außerordentlich wichtig. Zur

Über das Buch

Lyon, Frankreich: Auf dem Dachboden ihrer Großeltern findet Lucie einen alten Koffer mit geheimnisvollen chinesischen Zeichen. Gehörte der etwa ihrem Urgroßvater Yaotao, der in den 1930er Jahren aus China nach Frankreich kam? Plötzlich flattern die Zeichen aus dem Koffer und tanzen durch das Zimmer, um ihr Yaotaos Geschichte zu erzählen.

»Yaotaos Zeichen« ist eine auf historischen Tatsachen beruhende atmosphärische Zeitreise, die vom Ankommen in einer fremden Kultur erzählt. Yi Meng Wu ließ sich durch Recherchen im »Fonds Chinois« in Lyon zu ihrem bisher umfangreichsten Buchprojekt inspirieren.

Die Buchkünstlerin, die selbst in zwei Kulturen aufgewachsen ist, zeigt uns die aufwendig gestalteten Schauplätze in collagierten Bildern. Sie wird auf der Buchmesse von der Entstehung des Buches berichten, etwas über den geschichtlichen Hintergrund erzählen und einen Einblick in den kreativen Prozess geben. Zur Verlagsseite.

Über die Illustratorin und Autorin

Geboren 1983, wuchs Yi Meng Wu 吳禕萌 in Shanghai und im Ruhrgebiet auf. Sie studierte Visuelle Kommunikation an der Folkwang Hochschule der Künste in Essen sowie an der École nationale supérieure des Arts Décoratifs in Paris und erhielt ihr Diplom an der Universität der Künste in Berlin. In ihrem Berliner Designatelier Studio Wu 無 zeichnet, bastelt, schreibt und denkt sie mit analogen und digitalen Mitteln zum Thema »interkulturelle Gestaltung«. Ihre Buchprojekte wurden vielfach ausgezeichnet: u. a. mit dem German Design Award, beim Wettbewerb Die Schönsten deutschen Bücher der Stiftung Buchkunst und mit dem Joseph Binder Award.

»Yaotaos Zeichen« ist das bisher umfangreichste Projekt der Buchkünstlerin, die sich am wohlsten zwischen den Kulturen fühlt. Zur Autorinnenwebseite.

Sa, 11:30 Uhr: Picus Verlag präsentiert Theodora Bauer: Chikago

Picus Verlag

Der Picus Verlag wurde 1984 von Dorothea Löcker und Alexander Potyka in Wien gegründet. Schon zu Beginn setzten sich die Verleger über jede Eingrenzung des Verlagsprogramms hinweg: Ein Architekturtitel und vier Kinderbücher im ersten Programm deuteten bereits jene Vielfalt an, die für den Verlag bis heute prägend ist. Nunmehr findet man unter dem Logo des pochenden Spechts Bücher für Kinder ebenso wie Belletristik, Reisereportagen, Zeitgeschichte und Essays. Gemeinsam sind dem weit gefächerten Programm ein aufklärerischer Impetus, Weltoffenheit sowie Sinn für Ästhetik und Lebenslust. Zur

Über das Buch

Feri und Katica leben Anfang der zwanziger Jahre in einem Gebiet des Aufruhrs, des Umbruchs und vor allem der Armut: an der noch jungen ungarisch-österreichischen Grenze. Die große Hoffnung heißt »Amerika«, vor allem für Feri, der die schwangere Katica mitnehmen will. Ein Unglück und das beherzte Eingreifen von Katicas Schwester Anica lassen die Auswanderpläne zur Flucht werden. Nun sind sie zu dritt. Doch das Leben in Amerika ist nicht so gut zu ihnen wie erhofft: Katica stirbt bei der Geburt ihres Kindes, Feri wird zum Säufer und Tagedieb, und bald muss Anica die Verantwortung für den kleinen Josip übernehmen …

Theodora Bauer verleiht ihren Protagonisten Seele, ihrer Geschichte Realismus, ihrem Schicksal Tragik und Schönheit: Ein großer Roman über die Sehnsucht nach einem besseren Leben.