Lessons from a One-Night-Stand - Piper Rayne - E-Book
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Lessons from a One-Night-Stand E-Book

Piper Rayne

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Beschreibung

Große Gefühle in der Kleinstadt Holly Radcliffe hätte nie gedacht, dass ihr One-Night-Stand am ersten Tag in der neuen Stadt solche Wellen schlagen würde. Doch ihr kleines Abenteuer mit dem Highschool-Coach Austin Bailey ist nach kürzester Zeit Stadtgespräch. Holly hatte gehofft, dass sie Austin nie wiedersehen würde, aber als Schulleiterin ist sie seine neue Chefin. Blöd nur, dass ihr verräterisches Herz schneller schlägt, sobald sie ihm begegnet.

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Lessons from a One-Night-Stand

Die Autorin

PIPER RAYNE ist das Pseudonym zweier USA Today Bestseller-Autorinnen. Mehr als alles andere lieben sie sexy Helden, unkonventionelle Heldinnen, die sie zum Lachen bringen, und viel heiße Action. Und sie hoffen, du liebst das auch!

Das Buch

Große Gefühle in der Kleinstadt

Holly Radcliffe hätte nie gedacht, dass ihr One-Night-Stand am ersten Tag in der neuen Stadt solche Wellen schlagen würde. Doch ihr kleines Abenteuer mit dem Highschool-Coach Austin Bailey ist nach kürzester Zeit Stadtgespräch. Holly hatte gehofft, dass sie Austin nie wiedersehen würde, aber als Schulleiterin ist sie seine neue Chefin. Blöd nur, dass ihr verräterisches Herz schneller schlägt, sobald sie ihm begegnet.

Piper Rayne

Lessons from a One-Night-Stand

Aus dem Amerikanischen von Cherokee Moon Agnew

Forever by Ullsteinforever.ullstein.de

Deutsche Erstausgabe bei ForeverForever ist ein Verlag der Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin Juni 2020 (1)© Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2020Titel der amerikanischen Originalausgabe: Lessons from a One-Night Stand© 2019 by Piper Rayne

Umschlaggestaltung: zero-media.net, MünchenTitelabbildung: © FinePic®Übersetzung: Cherokee Moon AgnewE-Book powered by pepyrus.com

ISBN 978-3-95818-517-3

Emojis werden bereitgestellt von openmoji.org unter der Lizenz CC BY-SA 4.0.

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Inhalt

Die Autorin / Das Buch

Titelseite

Impressum

Kapitel 1

AUSTIN

Kapitel 2

HOLLY

Kapitel 3

AUSTIN

Kapitel 4

HOLLY

Kapitel 5

AUSTIN

Kapitel 6

HOLLY

Kapitel 7

AUSTIN

Kapitel 8

HOLLY

Kapitel 9

AUSTIN

Kapitel 10

HOLLY

Kapitel 11

AUSTIN

Kapitel 12

HOLLY

Kapitel 13

AUSTIN

Kapitel 14

HOLLY

Kapitel 15

AUSTIN

Kapitel 16

HOLLY

Kapitel 17

AUSTIN

Kapitel 18

HOLLY

Kapitel 19

AUSTIN

Kapitel 20

HOLLY

Kapitel 21

AUSTIN

Kapitel 22

HOLLY

Kapitel 23

AUSTIN

Kapitel 24

HOLLY

Kapitel 25

AUSTIN

Kapitel 26

Kapitel 27

AUSTIN

Kapitel 28

HOLLY

Kapitel 29

AUSTIN

Kapitel 30

HOLLY

Kapitel 31

AUSTIN

Kapitel 32

HOLLY

Kapitel 33

AUSTIN

Kapitel 34

HOLLY

Kapitel 35

AUSTIN

Kapitel 36

HOLLY

Kapitel 37

AUSTIN

Kapitel 38

HOLLY

Kapitel 39

AUSTIN

Kapitel 40

AUSTIN

Kapitel 41

Epilog

AUSTIN

Leseprobe: Flirting with Fire

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Cover

Titelseite

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 1

AUSTIN

Der attraktive Typ, der mit offenem Mund und entsetzt dreinblickend da oben auf der Bühne steht?

Das bin ich. Austin Bailey. Ältester Bruder des Bailey-Clans, Beschützer meiner jüngeren Geschwister, hervorragender Biologielehrer, Baseball-Coach, netter Nachbar und insgesamt ein ziemlich toller Kerl.

Bevor wir uns der Tatsache widmen, dass mir das Karma gerade den Stinkefinger zeigt, sollte ich euch erzählen, wie mein Tag begonnen hat.

Der heutige Tag begann wie jeder andere auch. Ich bin aufgewacht, habe mich fertig gemacht und für meine undankbaren Zwillingsschwestern Phoenix und Sedona das Frühstück zubereitet. Dann sind wir alle in meinen Jeep gehüpft, um zur Schule zu fahren.

Natürlich hat Phoenix die Pfannkuchen nicht gegessen. Wenn ich mich richtig erinnere, hat sie gesagt: »Die schmecken nach Pappkarton. Kannst du dich nicht einfach ans Rezept halten?«

Sedona hat die Pfannkuchen zwar gegessen, doch sobald wir auf den Parkplatz der Lake Starlight Highschool gefahren sind, auf der sie in die Oberstufe gehen, endete ihre Dankbarkeit. »Park da hinten. Ich will nicht, dass mich irgendjemand aus diesem Monster steigen sieht.«

Inzwischen habe ich begriffen, dass Teenager einfach nie mit irgendwas zufrieden sind. Vor allem nicht die weiblichen. Nichts für ungut, Ladys, aber ihr Kommentar schmerzt mich noch immer. Inwiefern ist mein Jeep bitte peinlich? Er hat einen Schnorchel, damit ich mir nicht sofort einen neuen Motor besorgen muss, wenn ich ins Gelände fahre, und ihr stattdessen neue Klamotten kaufen kann. Sie sollte mir besser dankbar sein. Aber sie ist siebzehn. Es ist unmöglich, es ihr recht zu machen.

Ich parke absichtlich ganz vorn und drücke auf die Hupe, um unsere Ankunft zu signalisieren. Sedona zu ärgern gehört zu meinen fünf Lieblingsbeschäftigungen. Das werde ich ab nächstem Jahr vermissen.

Phoenix’ Magen knurrt, als sie aus dem Wagen steigt. Sedona rennt bereits zum nächstgelegenen Eingang, als wäre dieser unheimliche Clown aus Es hinter ihr her.

Ich schlendere in Richtung Tür und checke meine E-Mails auf dem Handy, denn ich warte auf eine hoffentlich gute Nachricht. Doch Elijah, mein bester Pitcher, unterbricht mich.

»Coach, ich brauche Ihren Rat.« Er fährt sich durch das lange Haar.

»Welche Frisur du dir schneiden lassen sollst? Komm in mein Büro. Ich habe dort eine Schere.«

Unter den Kids ist es neuerdings eine Art Wettbewerb, wer seine Haare am längsten wachsen lassen kann und dabei am ungepflegtesten aussieht. Ich kann das nicht nachvollziehen. Und Elijah ist von allen der Schlimmste.

»Nein, Coach. Becca hat mit mir Schluss gemacht«, erklärt er mit brüchiger Stimme. Sein Blick wandert über den Schulhof, wo die meisten Kids bis zum ersten Klingeln abhängen.

Ich stecke das Handy in meine Jackentasche. »Warum das denn?«

»Na ja …« Wieder fährt er sich durch das Haar.

Bei aller Liebe. Wenn ich nächste Saison noch hier bin, stelle ich eine neue Regel auf: Wenn dir die Haare in die Augen hängen, schneide ich sie ab.

Natürlich wird mich dann JPs Mutter anrufen, um sich zu beschweren. Sie ruft immer an. Sie würde sogar anrufen, wenn das Sportgetränk, das die Schüler bekommen, nicht mehr nach Erdbeere, sondern nach Zitrone schmecken würde. Ihr kennt solche Mütter bestimmt. Wahrscheinlich wischt sie ihm immer noch den Hintern, um sicherzustellen, dass er es richtig gemacht hat. Ja, die Andrews-Familie hatte es nicht leicht, aber sie war schon vorher so.

Ich schiebe den Gedanken an JPs Mom beiseite, denn ich bekomme davon Kopfschmerzen. »Was hast du angestellt?«

Ich öffne die Tür zum Schulkorridor. Da es Montagmorgen ist, nicken mir meine Kollegen lediglich zu und klammern sich an ihre Kaffeetassen, als wären es Rettungswesten.

Eine Gruppe von drei Mädchen, die bei den Spinden herumlungert, folgt Elijah den Flur hinab. Ich bin nicht blind. Die Mädchen stehen auf ihn. Ich kann mir schon vorstellen, was seine Hormone mit ihm angestellt haben. Hormone sind gerissene Mistkerle.

»Kennen Sie Sara Pylar?«, fragt Elijah zögerlich.

Seht ihr? Zu schade, dass ich nicht auf die Fehltritte meiner Spieler wetten kann. Sonst wäre ich inzwischen ein reicher Mann.

Ich schließe die Tür zu meinem Klassenzimmer auf. Elijah tritt zuerst ein.

Ob ich Sara Pylar kenne? Aber natürlich kenne ich sie. Sie ist die, die für gewöhnlich die kürzesten Röcke trägt und sich eine Haarsträhne um den Finger wickelt. Je schlechter ihre Noten werden, desto mehr Kaugummi kaut sie, während sie fragt, ob sie sich in die erste Reihe setzen dürfe, um das Smartboard besser sehen zu können.

»Ja, ich kenne Sara.«

Er setzt sich auf den Stuhl neben meinem Pult. »Es gab da diese Mutprobe …«

»Oh, das ist nie gut.« Ich verschränke die Arme vor der Brust.

»JP hat sich über mich lustig gemacht, weil ich bisher nur Becca geküsst habe. Er hat gesagt, dass wir uns sowieso trennen würden, sobald wir aufs College gehen. Und dass die Mädchen dort auf einem ganz anderen Level als ich sein würden.« Mit großen Augen sieht er mich fragend an.

Ich bin auch aufs College gegangen. Ich habe dort Baseball gespielt. Und es gab auch einen Zeitpunkt, an dem ich dachte, ich würde vielleicht Profikarriere machen. Doch dann haben mich meine Familienpflichten zurück nach Lake Starlight geführt. Jetzt unterrichte ich und versuche, Kids wie Elijah einzutrichtern, nicht die gleichen Fehler zu machen wie ich. Andererseits ist die Jugend auch eine Rechtfertigung dafür, dumme Sachen zu machen.

»Die Mädchen auf dem College sind die Mädchen, mit denen du zur Highschool gegangen bist. Nur ein bisschen älter.« Ich setze mich und greife nach meinem Stift.

»Er sagt, ich würde es bereuen, so wenig Erfahrung zu haben.«

Ich werfe einen Blick auf die Uhr an der Wand. Elijah hat nur noch fünf Minuten, bis es klingelt. Ich hebe die Hand, um ihn zu stoppen. »Hör zu.«

Elijah ist gut genug, um in der ersten Runde angenommen zu werden. Diese Stadt kann es gar nicht erwarten, ihn brillieren zu sehen. Er wird in den kommenden Jahren noch vielen Versuchungen standhalten müssen. Und er muss jetzt entscheiden, wie er damit umgehen wird.

»Hast du Sara geküsst?«, frage ich.

»Nein, aber …«

»Ich stelle jetzt eine Vermutung auf. Sag mir, wenn ich falschliege.« Er schließt den Mund, also fahre ich fort. »Du lässt dich zu sehr von deinen Freunden beeinflussen. JP, dessen Mutter ihn wahrscheinlich heimlich zu Dates begleitet, sagt dir, dass du nicht genug Erfahrung hast und ein anderes Mädchen küssen sollst.«

Er nickt und grinst, denn jeder weiß, dass JPs Mom in seinem zukünftigen Studentenwohnheim wahrscheinlich Kameras anbringen wird.

»Und du dachtest: ›Hey, was, wenn mir Becca tatsächlich das Herz bricht und sich in einen anderen verliebt? Was soll ich dann machen?‹ Also bist du mit einer sehr willigen Sara in ein Schlafzimmer oder einen anderen privaten Raum gegangen. Und Becca hat euch erwischt, bevor du dich entscheiden konntest, ob du Sara küssen willst oder nicht.«

Merkt ihr, dass ich es so klingen lasse, als würde er Becca niemals betrügen? Das ist wahrscheinlich Blödsinn. Er ist siebzehn. Er hätte Sara auf jeden Fall geküsst und seine Beziehung zu Becca in den Wind geschossen. Und irgendwann hätte er gemerkt, dass er einen großen Fehler gemacht hat.

»Ganz genau, Coach.«

»Und jetzt musst du um Gnade winseln.« Ich blicke noch mal auf die Uhr. Noch drei Minuten.

»Das habe ich. Ich bin bei ihr vorbeigegangen. Ich habe ihr geschrieben.«

Ich stehe auf, um Elijah wissen zu lassen, dass er gehen soll, bevor meine Klasse kommt. »Sorry.« Ich klopfe ihm auf den Rücken. »Da wirst du schwerere Geschütze auffahren müssen.«

Seine Schultern sacken zusammen.

»Überleg dir, was Becca glücklich macht. Warum sie sich in dich verliebt hat. Dann wird dir schon was einfallen.«

»Woher wissen Sie das, Coach?«

Ich öffne die Tür und warte darauf, dass er geht. »Weil ich auch mal so war wie du. Und willst du noch einen Rat?«

Vor der Tür bleibt er stehen.

»Hör nicht mehr auf deine Freunde. Freunde geben in der Regel beschissene Ratschläge. Und um ehrlich zu sein, kann man mit einer festen Freundin viel mehr Erfahrung sammeln, als wenn man von Mädchen zu Mädchen hüpft. Jungs in eurem Alter haben keinen Grips. Also hör nicht auf sie.«

Ich will überhaupt nicht wissen, wie weit er mit Becca bisher gegangen ist. Vor allem, da Phoenix und Sedona so alt sind wie er.

Er sieht mich verlegen an. »Nun ja, wir haben …«

»Das will ich gar nicht hören. Und es sollte auch kein anderer hören. Sei kein Arsch, der alles weitererzählt.« Die Schulglocke läutet. »Geh jetzt in deinen Unterricht.«

Er dreht sich um. »Sie meinen die Versammlung?«

»Versammlung?«

Ich trete hinaus auf den Flur. Alle strömen in Richtung Aula.

»Ja. Rektorin Miller hat doch ihr Baby bekommen.«

Scheiße. Jetzt bin ich derjenige, der sich durchs Haar fährt. Vor lauter Teenagerproblemen habe ich total vergessen, dass der neue Rektor heute vorgestellt wird. Es wird der letzte Rektor sein, unter dem ich arbeite, denn nächstes Jahr wechsle ich aufs College. Oder zumindest hoffe ich es.

»Ja. Geh. Nicht, dass du zu spät kommst.«

»Danke, Coach … für alles.« Dann joggt er los und schließt zu seinen Freunden auf.

Ich gehe durch den Hintereingang, da die Lehrer vorn beim neuen Rektor sitzen müssen, um vor den Schülern wie eine vereinigte Front zu wirken. Als Symbol, dass wir hinter ihm stehen.

Ich laufe schnurstracks Fay Murphy, der Büroangestellten, in die Arme. »Hey, Fay.«

»Ich bin ja so froh, dass ich dich gefunden habe.« Sie wirkt ein wenig nervös, und ihr Gesicht hat die Farbe, die es immer hatte, wenn Rektorin Miller mit ihr geschimpft hat, weil sie ihren Tacker nicht nachgefüllt hatte. Nicht mehr unter dieser Diktatorin arbeiten zu müssen ist eine willkommene Veränderung. Lasst euch gesagt sein: Schwangere mögen es nicht, wenn sie keinen Kaffee mehr trinken dürfen. Wir alle hatten darunter zu leiden.

»Was ist?« Ich gehe weiter, denn sonst kommen wir zu spät.

»Du musst Rektorin Radcliffe vorstellen.« Sie stellt sich auf die Zehenspitzen und flüstert mir ins Ohr: »Malcolm … ich meine Konrektor Ealey hat heute Morgen angerufen. Ich glaube, er war noch …«

Fay muss den Satz nicht zu Ende führen. Malcolm Ealey hat eine schmutzige Scheidung hinter sich und verbringt seither zu viel Zeit in Bars, um seine Sorgen zu ertränken. Deshalb hat die Schulbehörde beschlossen, sofort einen neuen Rektor einzustellen, statt den Posten übergangsweise ihm zu überlassen.

»Warum ausgerechnet ich?«

Sie reicht mir ein Blatt Papier. »Die Schüler sehen zu dir auf. Jeder glaubt, sie werden Rektorin Radcliffe eher akzeptieren, wenn du sie vorstellst.«

Rektorin. Wieder eine Frau. Hoffentlich ist sie nicht schwanger und trinkt genug Kaffee. Das wäre für uns alle besser.

Ich nehme den Zettel entgegen und sehe mir an, was ich gleich sagen soll. »Na schön.«

Ich habe kein Problem mit öffentlichen Reden. Ich habe zu Hause zwei Teenagerinnen sitzen. Man weiß erst, was eine feindliche Umgebung ist, wenn man versucht hat, einen Streit zwischen ihnen zu schlichten.

»Du bist der Beste, Austin.« Fay drückt kurz meinen Unterarm und verschwindet den Flur hinab.

Während ich mir die Biografie der neuen Rektorin durchlese, verlangsamt sich mein Schritt. Was zum Teufel macht eine Yale-Absolventin in Alaska an der Lake Starlight Highschool? Nachdem ich mir alles angesehen habe, falte ich das Blatt Papier zusammen. Ich schaffe es auch so. Den Schülern ist es sowieso egal, was auf diesem Zettel steht.

Nachdem ich die Aula betreten habe, suche ich nach einem fremden Gesicht, aber ich kenne jeden hier.

»Ihr Treffen mit dem Oberschulrat dauert wohl ein wenig länger. Wenn du also noch ein bisschen warten könntest? Ich tippe dir dann auf die Schulter, wenn es so weit ist«, informiert mich Fay.

»Ich bin doch kein Zoodirektor.«

Fay lacht.

Das werde ich an diesem Job ganz bestimmt nicht vermissen.

Ehe ich mich’s versehe, trete ich ans Podium, räuspere mich und stelle mich vor. Als würden mich nicht sowieso alle kennen. Sedona verdreht die Augen und sieht weg. Ich habe keinen blassen Schimmer, warum sie sich so für mich schämt. Ich meine, seht mich an. Fast einen Meter neunzig groß, hübscher Kurzhaarschnitt. Ich mache viermal pro Woche Sport. Wandern, Radfahren, Ski. Meine Muskeln kommen nicht nur vom Training im Fitnessstudio.

Okay, bevor ich so klinge, als wollte ich eine Zeitungsannonce aufgeben, erzähle ich euch lieber weiter, wie mein Tag innerhalb von nur zwanzig Minuten so richtig scheiße wurde.

Ich reiße ein paar Witze, und die Kids werden ein wenig lockerer. Vielleicht sollte ich das mit dem College-Baseball-Team noch mal überdenken und stattdessen Stand-up-Comedian werden. Ich glaube, ich wäre darin ziemlich gut.

Fay tippt mir auf die Schulter. Gott sei Dank, denn langsam geht mir das Material aus.

Ich ziehe den Zettel aus meiner hinteren Hosentasche und räuspere mich noch mal. »Alles klar, Leute. Wie alle wissen, hat uns Rektorin Miller verlassen, um die Zeit mit ihrem Baby zu genießen. Deshalb heißen wir heute eine neue Rektorin willkommen. Dr. Radcliffe wird für den Rest des Schuljahres die Stelle übernehmen. Yale hat sie mit einem Doktor in Pädagogik abgeschlossen. Sie kommt aus den unteren achtundvierzig Staaten, also heißt sie herzlich in Alaska willkommen!«

Die Hälfte der Schüler klatscht, während die andere Hälfte so unbeeindruckt dreinblickt, wie es nur Jugendliche können.

Zeit, ihr Interesse zu wecken. »Dr. Radcliffes Hobbys sind bei Football-Spielen über den Rasen zu flitzen, Frettchenwettrennen und Umfragen gegen Geld durchzuführen.«

Die Schüler brüllen vor Lachen und wirken endlich so, als wollten sie tatsächlich hier sein. Fay tritt neben mich und stößt mich an.

»Sorry«, murmle ich. »Dr. Radcliffe erzählt euch am besten selbst von ihren Hobbys.« Als ich hinter mir das Klackern von High Heels höre, drehe ich mich um.

Mir fällt die Kinnlade herunter, und meine Eier ziehen sich Schutz suchend zusammen.

Die Frau mit dem kastanienbraunen Haar, die direkt auf mich zukommt und so wütend dreinblickt wie Sedona heute Morgen, als ich gehupt habe?

Japp, das ist meine neue Chefin.

Die neue Rektorin der Lake Starlight Highschool.

Ich behalte Privates gern für mich, aber eins kann ich euch sagen: Das ist bisher die erste und einzige Rektorin, die ich auf dem Rücksitz meines Jeeps zum Kommen gebracht habe.

Kapitel 2

HOLLY

Ich werde ihn umbringen, ist das Erste, was mir in den Sinn kommt. Und zwar langsam.

Ich bin professionell genug, um mir nicht anmerken zu lassen, dass mich die Tatsache, dass ich mit dem Typen am Mikro geschlafen habe, aus dem Konzept bringt. Also setze ich ein Lächeln auf und hoffe, dass man nicht sieht, wie unwohl ich mich fühle.

Meine High Heels klackern über die Bühne, doch das Geräusch wird vom Gelächter der Schüler übertönt, für das der Arsch mit dem Mikrofon in der Hand verantwortlich ist.

Eigentlich habe ich den One-Night-Stand nicht bereut – bis jetzt zumindest. Im Gegenteil. Ich habe mich gefragt, ob sich unsere Wege noch einmal kreuzen würden und wir das Ganze vielleicht wiederholen könnten. Doch jetzt steht das nicht mehr zur Debatte. Echt schade. Er war wirklich gut. Und es freut mich, euch mitteilen zu können, dass ich ihn mir nicht erst schönsaufen musste.

So gelassen wie möglich nehme ich das Mikrofon entgegen. Ich hatte schon öfter mit Jungs wie ihm zu tun. Aber normalerweise sind sie noch minderjährig.

»Tut mir leid. Ich …« Sein Gesicht ist kreidebleich.

»Danke. Coach Bailey, richtig?« Soll er ruhig denken, ich könnte mich nicht an ihn erinnern.

Er leckt sich die Lippen. »Ja.«

Ich tue, als müsste ich nicht an seine außerordentlich talentierte Zunge denken.

Hui, da werden Erinnerungen wach.

Habt ein wenig Nachsicht mit mir. Es war schon eine Weile her, dass ich richtig rangenommen wurde.

Als ich mich in das Mikro räuspere, verstummen die Schüler. Coach Bailey sitzt nun hinter mir. Er kann auf meinen Hintern starren so lange er will, er wird ihn nie wieder zu spüren bekommen. »Guten Morgen, allerseits.« Ich wende mich Coach Bailey zu. »Vielen Dank fürs Vorstellen und das Ausschmücken meiner Biografie. Nächstes Mal lasse ich Sie über den Rasen flitzen.« Ich schenke ihm ein gekünsteltes Lächeln.

Das Gesicht der Büroangestellten ist knallrot, als sie Austin einen verstohlenen Blick zuwirft.

Ich drehe mich wieder um und bin überrascht, dass mir die Schüler noch immer ihre volle Aufmerksamkeit schenken. »Ich bin Rektorin Radcliffe. Coach Bailey hat euch noch nicht erzählt, dass ich in Florida geboren und aufgewachsen bin. Ich fasse nicht, dass hier noch Schnee liegt. Es ist Jahre her, dass ich welchen gesehen habe. Bevor ich diesen Job angenommen habe, war ich Professorin an der Florida State.«

»Warum sind Sie dann hergekommen?«, schreit ein Schüler in den hinteren Reihen.

Alle lachen.

»Ich schätze, ich habe mir zu viele Dokus über Alaska angesehen.«

Ich brauche keine Hilfe von Coach Bailey, um die Schüler zum Lachen zu bringen. Ich habe meine Gründe, warum ich hier bin, doch die gehen keinen etwas an. Zum Glück hat sich diese Stelle aufgetan. Die Leute reißen sich nicht gerade um Jobs in Alaska. Deshalb war es einfacher, den Posten zu bekommen, als ich gedacht hätte.

»Ich will, dass ihr wisst, dass meine Tür immer offen steht. Ich hoffe, jeden von euch kennenzulernen, auch wenn ich nur bis zum Ende des Schuljahres hier sein werde und Rektorin Miller ab nächstem Jahr wieder übernehmen wird. Der Abschlussklasse verspreche ich, dass ich mich mit jedem Einzelnen von euch zusammensetzen werde, um über eure Zukunft zu sprechen und welchen Weg ihr einschlagen wollt. Wahrscheinlich haben sich die meisten schon für eine Schule entschieden. Vielleicht sind sich einige aber auch noch unsicher. Ich glaube, ich kann euch vermitteln, was die Erwartungen sein werden und euch mit der Umstellung helfen, die manchmal ziemlich schwierig sein kann.«

Ein Murmeln geht durch die Menge.

»Vielleicht gibt es ja einen unter euch, der Befragungen gegen Bezahlung durchführen will. Falls ja, stehe ich mit Rat und Tat zur Seite.« Ich wende mich dem Mann zu, dessen Attraktivität mein Herz noch immer schneller schlagen lässt. »Nicht wahr, Coach Bailey?«

Lachen erfüllt die Aula.

Grinsend lehnt er sich zurück, einen Fußknöchel auf das Knie gestützt. Der Mistkerl glaubt, er wäre der König der Schule. Aber ich werde ihn schon noch von seinem Podest schubsen.

»Nun ja, ich bin sicher, ihr wollt mit eurem normalen Tagesablauf fortfahren. Denkt daran. Meine Tür ist offen. Immer. Einen schönen Tag noch.«

Fay eilt ans Mikro und erteilt den Schülern die Anweisung, eine Schlange zu bilden, um zur ersten Stunde zu gehen. Sie schnauzt einen Jungen an, der mit seinem Kumpel herumtobt. Es freut mich, dass ich sie anscheinend total unterschätzt habe.

Ein paar der Lehrer kommen auf mich zu und stellen sich vor, bevor sie in ihre Klassenzimmer gehen. Doch Coach Bailey bleibt. Offensichtlich wartet er auf mich.

Die Aula leert sich. Als der Hausmeister – ich glaube, er heißt Kip – anfängt, die Stühle aufzustapeln, kommt Coach Bailey auf mich zu.

»Holly.« Er sagt meinen Namen, als würde er mich kennen. Okay, irgendwie tut er das ja auch. Aber nur, weil er weiß, dass ich rasiert bin, heißt das nicht, dass er mich wirklich kennt.

»Hallo. Austin, richtig?«

Grinsend beißt er sich auf die Innenseite seiner Wange. »Ja.«

»Schön, Sie wiederzusehen. Vielen Dank für die humorvolle Einführung. Das hat die Aufmerksamkeit der Schüler wirklich geweckt.«

Er schiebt die Hände in die Hosentaschen und verlagert das Gewicht auf die Fersen. »Ja, tut mir leid. Ich wollte das Ganze nur irgendwie aufpeppen.«

»Dann kann ich Ihnen also meinen Lebenslauf schicken? Schließlich muss ich nach Rektorin Millers Rückkehr nach einem neuen Job suchen. Vielleicht können Sie ihn ja auch ein wenig aufpeppen.«

Er lacht und sein Grinsen wird noch breiter. »Alles klar. Das habe ich wohl verdient. Waffenstillstand?«

»Geben Frauen für gewöhnlich bei Ihnen so leicht nach, Austin?« Ich verschränke die Arme vor der Brust, mein Blazer spannt um meine Schultern.

Er lässt den Blick über meinen Körper schweifen und verweilt für ein paar Sekunden auf meiner Brust. Dann sieht er mir wieder in die Augen. »Meistens. Du auch am Samstag.«

Ich presse so fest die Kiefer aufeinander, dass meine Zähne gleich zu Staub zerfallen. Doch ich ignoriere seinen Kommentar. »Zu schade, denn so leicht werde ich Ihnen nicht vergeben. Wenn Sie mich bitte entschuldigen würden. Ich muss jetzt arbeiten.« Ich mache auf dem Absatz kehrt und verlasse die Bühne.

»Holly! Warte.« Er schließt zu mir auf und berührt mich leicht am Ellbogen.

»Ja?« Ich blicke auf seine Hand, und er lässt mich los.

»Ich … ich will nicht, dass wir einen schlechten Start haben. Tut mir leid mit deiner … Ihrer Biografie. Wirklich.«

Jetzt weiß er, dass ich ihn nicht so leicht gewähren lassen werde. Ich habe auf die harte Tour gelernt, dass man Menschen nicht einfach beschwichtigen sollte, indem man immer wieder Entschuldigungen annimmt, die nur leere Worte sind.

»Danke, ich weiß es zu schätzen. Man läuft sich bestimmt mal über den Weg.« Ich durchquere die Aula. Erst, als ich den Korridor erreicht habe, hole ich tief Luft. Muss ich wirklich bis zum Schuljahresende Tag für Tag mit ihm zusammenarbeiten?

Ihr seid bestimmt froh, nicht in meiner Position zu sein. Ich wäre es zumindest.

Ich bin noch keine fünf Minuten in meinem Büro, als mein Handy klingelt. Der Name meiner Mutter leuchtet auf dem Display auf.

Verdammt. Das kann ich gerade genauso wenig gebrauchen wie eine Pilzinfektion.

»Hey, Mom«, sage ich und setze mich an meinen Schreibtisch. Aua. Meine Zähne graben sich in meine Unterlippe, als ich den stechenden Schmerz im Steißbein spüre. Anscheinend haben die Schulen in Alaska nicht genug Geld für bequeme Stühle.

»Hallo. Oder besser gesagt: Guten Morgen. Bei dir ist es ja noch früh.« Sie lacht. »Ich wollte nur hören, ob du dich schon eingelebt hast.«

»Na ja, ich habe heute meinen ersten Arbeitstag. Schon vergessen?«

»Ach ja, stimmt. Du hättest mich heute Morgen anrufen sollen, um mich daran zu erinnern.«

Kennt ihr das Sprichwort Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm? Auf meine Mutter und mich trifft das definitiv nicht zu. Sie ist total gelassen und denkt, alles würde sich von selbst regeln. Und ich … nicht.

»Ich hatte viel zu tun«, erwidere ich.

»Du hast immer viel zu tun.«

»Was soll das denn heißen?« Aufgebracht tippe ich mit meinem Stift auf dem Schreibtisch herum. Es ist ein von Gott gegebenes Talent, dass eine Mutter ihre Tochter mit nur einem kleinen Satz auf die Palme bringen kann.

»Gar nichts, Süße. Wie ist das Wetter in Oregon? Kalt?«

Wisst ihr – ich habe meine Mutter angelogen.

Ich weiß, ich weiß. Aber ich habe meine Gründe.

Ich überkreuze die Finger. »Ja. Zum Glück haben wir noch den Wintermantel gekauft.«

»Ich hab’s dir ja gesagt. Du solltest öfter auf mich hören. Schließlich habe ich dich großgezogen.«

Ich ignoriere die Stichelei. »Wie geht’s dir?«

»Gut. Ich gehe gleich ins Restaurant und esse zu Mittag. Ich vermisse dich.«

Das Schwerste daran, nach Alaska zu kommen, war, meine Mutter zu verlassen. Das – und sie anzulügen. Aber sie versteht nicht immer, warum ich tue, was ich tue. Und ich will sie nicht verletzen.

»Ich dich auch. Wie wäre es, wenn wir morgen Abend während des Bachelors skypen?«, frage ich und lasse den Stift fallen.

»Perfekt. Wir machen uns beide eine Pizza. Dann ist es, als wären wir zusammen.«

Es klopft an meine Bürotür. Fay.

»Alles klar. So machen wir’s. Einen schönen Tag noch, Mom.«

»Dir auch, Süße. Hab dich lieb.«

»Hab dich auch lieb.«

Ich lege auf. Das schlechte Gewissen nagt an mir. Aber es ist besser, wenn sie es nicht weiß. In ein paar Monaten bin ich wieder in Florida, und sie wird nie davon erfahren.

Ich winke Fay herein.

»Tut mir leid, Rektorin Radcliffe, aber …«

»Nennen Sie mich doch bitte Holly.«

»Rektorin Miller hat gesagt, das zeuge von mangelndem Respekt.«

Gott behüte diese gutherzige Frau. »Ich bestehe darauf. Nennen Sie mich Holly.«

»Okay … Ich störe Sie nur ungern, aber Coach Bailey hat um einen Termin bei Ihnen gebeten. Sie haben in der vierten Stunde noch eine Lücke. Und er auch. Ich wollte nur sichergehen, dass es für Sie in Ordnung ist.«

Da ich nicht will, dass sie Angst vor mir hat, lächle ich freundlich. »Aber natürlich. Tragen Sie den Termin ein.«

Ich sage es, während ich mir insgeheim denke, dass er sich mit seinem sexy Grinsen und seiner großen, starken Statur besser von mir fernhalten sollte. Ich könnte Fay am Kragen ihres Seidenblazers mit den Schulterpolstern packen und ihr ins Gesicht schreien: »Haben Sie denn gar keine Ahnung, wie magisch seine Finger sind? Ich werde nachgeben, Fay. Wie viel soll eine Frau bitte ertragen?« Aber ich bin Profi, also werde ich es nicht tun.

»Super. Dann schiebe ich ihn dazwischen.«

Ich stelle mir vor, wie sich Austin in mich schiebt, und mein Gesicht wird ganz heiß.

Fay lächelt mich noch einmal an und schließt die Tür hinter sich. Wäre mein Büro nicht ein Aquarium mitten im Front Office, würde ich jetzt die Stirn auf die Tischplatte knallen.

Ich wurde heute schon vor der ganzen Schule gedemütigt, bin dem Typen begegnet, der mich Samstagnacht auf der Rückbank seines Jeeps gevögelt hat, und ich habe meine Mutter belogen … mal wieder.

Der Umzug scheint eine hervorragende Entscheidung gewesen zu sein. Was will man mehr?

Kapitel 3

AUSTIN

»Coach!«

Elijah schließt zu mir auf, während ich auf dem Weg ins Büro bin, um sicherzustellen, dass zwischen Holly und mir alles in Ordnung ist. Ich will nächstes Jahr aufs College wechseln. Jeder potenzielle Arbeitgeber wird sich bei ihr nach mir erkundigen. Im Moment sieht sie mich bestimmt als Klassenclown, der nichts wirklich ernst nimmt. Und sie hat allen Grund dazu. Wahrscheinlich schließen die Schüler gerade Wetten ab, ob sie beim nächsten Football-Spiel tatsächlich über den Rasen flitzen wird.

»Nicht jetzt, Elijah. Wir können uns beim Training unterhalten.«

»JP hat Becca gefragt, ob sie mit ihm gehen will!«

Ein paar Köpfe drehen sich zu uns um.

»Dann verprügle ihn.« Der Satz rutscht mir heraus, bevor ich darüber nachdenken kann.

Elijah bleibt kurz stehen, bevor er mir wieder hinterherrennt. »Ernsthaft?«

»Nein. Mach das lieber nicht.«

Obwohl … Ich würde es tun. Es ist offensichtlich, dass JP Elijah in die Falle gelockt hat. Ein wirklich toller Freund. Aber ich bin ihr Mentor und stecke schon jetzt knietief in der Scheiße. Heute Morgen war Rektorin Radcliffe nicht mehr die lächelnde, zufriedene Frau, die ich letzten Samstag auf meinem Rücksitz hatte.

»Ich bin so sauer auf ihn. Am liebsten würde ich ihm eine reinhauen. Mitten auf seinen großen Zinken.«

Ich packe ihn am Shirt und ziehe ihn hinter mir her, bis wir die verstopfte Arterie des Hauptflurs hinter uns gelassen haben. »Schlag ihn mit seinen eigenen Waffen. Du kennst Becca. Du weißt, was sie mag und was nicht. Außerdem hast du JP gegenüber einen großen Vorteil. Becca liebt dich.« Ich deute auf seine Brust.

Ein paar Sekunden später geht Becca an uns vorbei und starrt Elijah so lange an, bis er sie ansieht. Dann wirft sie ihm einen finsteren Blick zu und tut, als würde sie ihn abgrundtief hassen.

»Los.« Ich schubse ihn, und er stößt gegen sie, sodass ihr Buch beinahe zu Boden fällt. Doch er fängt es rechtzeitig auf und murmelt irgendwas.

Becca reißt ihm das Buch aus der Hand, murmelt ebenfalls etwas, macht auf dem Absatz kehrt und erwischt ihn mit ihrem peitschenden Pferdeschwanz.

Gut, vielleicht braucht sie ein bisschen Zeit.

Ich habe echt ein schlechtes Gewissen, Elijah einfach so stehen zu lassen, denn er wirkt wie ein ausgesetzter Welpe. Aber ich muss mich jetzt um wichtigere Dinge kümmern. Ich muss mein Verhältnis zu Rektorin Radcliffe in Ordnung bringen.

Allmählich leert sich der Flur, als ich das Schulbüro betrete. Fays Lächeln überrascht mich positiv. Eigentlich ist sie immer gut drauf, doch unter Rektorin Miller war sie häufig den Tränen nahe. Rektorin Miller konnte einfach nicht besonders gut mit Menschen. Hoffentlich ist sie zu ihrem Baby netter. Ach, hört auf, mich zu verurteilen. Ihr kennt sie ja nicht mal.

»Hey, Fay«, sage ich und trete an den Empfangstresen.

»Hi, Austin. Noch nicht, mein Guter. Sie telefoniert gerade.«

Ich lehne mich gegen die Theke und nehme mir ein Karamellbonbon aus dem Glas. Bei Fay gibt es immer die leckersten Naschereien.

»Was gibt’s Neues?«, frage ich, schnappe mir einen Kugelschreiber und tippe damit auf der Theke herum.

»Gary arbeitet fleißig am Umzugswagen für die Bailey-Gründertagsparade.« Sie grinst über beide Ohren. Ich sehe ihr an, dass sie sich an gemeinsame Momente mit meinen Eltern zurückerinnert.

»Großartig. Savannah kommt heute Abend vorbei, um über die Logistik zu sprechen. Hast du irgendwelche Vorschläge, was wir dieses Jahr verbessern könnten?« Ich lutsche an meinem Bonbon.

»Wie ich Savannah kenne, hat sie alles im Griff. Ich finde es toll, dass ihr das übernommen habt, nach dem, was mit euren Eltern passiert ist.« Ihre Augen werden glasig. Jedes Jahr führen wir die gleiche Unterhaltung.

»Ja.«

»Ihr musstet so viele Opfer bringen.« Sie legt ihre Hand auf meine und drückt sie. »Eure Eltern wären stolz.«

Ich lege meine andere Hand auf ihre. »Das bedeutet mir sehr viel. Danke, Fay.«

»Habe ich dir schon mal davon erzählt, als deine Mutter und ich dieses Doppeldate hatten?«

Ich kenne die Geschichte in- und auswendig, aber sie erzählt sie so gern. Also höre ich mir mal wieder geduldig die Story von Fays und Beths wildem Doppeldate an, bei dem meine Mom meinen Dad kennengelernt hat.

»Coach Bailey.« Holly steht in der offenen Bürotür. Den Blazer hat sie mittlerweile ausgezogen. Sie trägt eine ärmellose cremefarbene Satinbluse, die ihre muskulösen Arme betont. Ich wusste, dass sie stark ist, so wie sie sich an meinem Überrollschutz festgehalten hat, während sie mich geritten hat.

Was denn? Ich bin ein Mann. Wenn mir etwas an ihrem Körper auffällt, muss ich automatisch an Sex denken. Und da ich weiß, wie er mit ihr ist – phänomenal, wenn ich mich für ein Wort entscheiden müsste –, muss ich natürlich an Sex mit ihr denken. Deshalb bin ich noch lange kein Schwein.

»Ein andermal, Fay.« Ich lege den Kugelschreiber zurück auf die Theke.

Sie lächelt mich an, wie sie es getan hat, als ich fünfzehn war. »Klar.«

Ich betrete Hollys Büro und schließe die Tür hinter mir, denn keiner muss hören, was wir zu besprechen haben.

»Setzen Sie sich«, sagt sie, nimmt hinter ihrem Schreibtisch Platz und richtet sich gerade auf.

Ihr Schreibtisch ist wie geleckt. Ich stelle mir vor, wie sie mit Schablonen Umrisse zeichnet, damit alles seinen festen Platz hat.

»Danke.« Ich setze mich und fühle mich, als wäre ich im Trainingsanzug zu einer Hochzeit erschienen. Ich wette, ihr Outfit hat eine Menge Geld gekostet. Und ich sitze hier in Jeans und Hemd. Aber es ist vor allem die Energie, die von ihr ausgeht. Sie ist unterkühlt. Geschäftsmäßig. Kein bisschen wie die Frau, die ich am Samstag im Lucky’s kennengelernt habe.

Die Sonne schiebt sich hinter einer Wolke hervor und scheint durch das Bürofenster direkt auf ihre Bluse, sodass ich perfekte Sicht auf ihren BH habe. Mit Spitze. Wie der, den ich ihr an jenem Abend ausgezogen habe. Einer ohne Verschluss. Nicht ganz einfach, aber verdammt sexy.

Scheiße. Ich muss sofort aufhören, mir Holly nackt vorzustellen. Ich verändere meine Sitzposition. Jeans sind nicht unbedingt dafür geeignet, einen Ständer zu kaschieren.

»Was kann ich für Sie tun, Austin?« Sie legt die Hände auf den Schreibtisch und lehnt sich nach vorn.

Ich bin ziemlich sicher, dass ihr nicht bewusst ist, dass sie ihre Brüste zusammenquetscht, wenn sie das macht. Aber da ich ein guter Junge bin, starre ich nicht auf ihr Dekolleté.

Ich bin gerade ein wenig verwirrt.

Ich räuspere mich. »Ich wollte mich entschuldigen.«

»Das haben Sie bereits.« Ihr Gesicht ist so regungslos wie das einer Hollywood-Schauspielerin, die sich zu viel Botox hat spritzen lassen.

»Ja, ich weiß. Sie halten mich jetzt bestimmt für einen Vollidioten. Aber da liegen Sie falsch.«

»Warum sagen Sie das?« Sie legt leicht den Kopf schief.

»Sie denken bestimmt, ich würde meinen Job nicht ernst nehmen. Doch die Wahrheit sieht ganz anders aus. Ich bin seit fast neun Jahren an dieser Schule. Ich habe das Baseball-Team so weit gebracht, dass einige der Jungs die Chance haben, an renommierten Schulen angenommen zu werden. Meine Schüler sind mir sehr wichtig …«

Sie hebt die Hand, um mich zum Schweigen zu bringen. Dieselbe Hand, die Samstagabend meinen Schwanz berührt hat. Solche Details vergesse ich nicht. »Ich weiß von Elijah Crupe und den Angeboten, die er bekommen hat. Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen. Ich bin eine erwachsene Frau. Und Sie haben sich einen Fehltritt erlaubt.«

»Ich habe nur Spaß gemacht. Hätte ich gewusst, dass Sie die Frau von Samstagabend sind, hätte ich auch Ihre anderen Qualitäten erwähnt.«

Sie reißt die Augen auf, und ihre Wangen werden rot. Sie wirkt nicht gerade beeindruckt.

Du wolltest dich bei ihr entschuldigen, nicht mit ihr flirten, du Idiot.

»Vielen Dank. Aber ich glaube, wir sind uns einig, dass keine weiteren außerschulischen Aktivitäten stattfinden werden.« Sie lehnt sich zurück.

»Sie hätten noch erwähnen sollen, dass Sie gut in Scrabble sind. Und was war Ihr anderes Hobby? Möbel restaurieren? Patinieren?«

Sie starrt mich an.

Ich habe sie beleidigt. Ich glaube, ich verbringe zu viel Zeit mit Phoenix und Sedona.

»Darf ich raten, was Ihre Hobbys sind?« Sie wartet nicht auf meine Antwort. »Sie sind wahrscheinlich eher der Outdoor-Typ. Einer, der den ganzen Tag draußen ist und gefährliche und riskante Sachen macht, weil es ja so männlich ist. Und dann kommen Sie abends spät nach Hause, plumpsen aufs Sofa und sehen sich ein Spiel an.«

Ich grinse. Sie ist ganz schön gut.

»Habe ich mir gedacht. Typen wie Sie sind alle gleich. Sie können sich gern über meine Hobbys lustig machen, wenn Sie wollen. Doch ich werde mir von Ihnen nicht das Gefühl geben lassen, langweilig zu sein.«

»So habe ich es nicht gemeint.«

»Wenn Sie für heute also fertig sind, mich zu beleidigen, würde ich jetzt gern weiterarbeiten.«

»Holly.« Ich stehe auf, die Finger auf der Tischkante. Meine Güte, ich vermassle es gerade so richtig. Normalerweise bin ich derjenige, der bei Diskussionen die Oberhand hat.

Sie sieht mich an. Könnten mir ihre schönen grünen Augen den Stinkefinger zeigen, würden sie es tun.

Zeit, endlich auf den Punkt zu kommen. »Hören Sie. Ich bewerbe mich gerade auf Trainerstellen an ein paar Colleges. Sie werden mit Sicherheit hier anrufen und nach meinen Referenzen fragen …«

»Sie glauben also, ich würde Ihre Karriere ruinieren wollen, weil Sie mich vor der gesamten Schule blamiert haben, nachdem wir miteinander geschlafen haben? Ich habe mir die Noten Ihrer Schüler angesehen. All Ihre Spieler sind gute Schüler. Die in der Abschlussklasse werden wahrscheinlich gute Prüfungen ablegen. Falls jemand anrufen sollte, werde ich nur über diese Dinge sprechen. Aber bitten Sie mich nicht, ihnen etwas über Ihren Charakter zu erzählen.« Sie hebt die Augenbrauen und gibt mir zu verstehen, dass ich jetzt verschwinden soll.

»Vielen Dank. Das weiß ich sehr zu schätzen.«

»Auf Wiedersehen, Austin.«

Ich öffne die Tür und verlasse ihr Büro. Doch ich fühle mich immer noch beschissen.

Warum bloß?

»Alles in Ordnung?«, fragt Fay, als ich gedankenverloren an ihrem Tresen vorbeigehe.

Ich setze ein Lächeln auf. »Alles super.«

Ich zwinkere ihr zu, und sie lächelt. Fay soll sich um die Baileys nicht noch mehr Sorgen machen als ohnehin schon.

Dieser beschissene Montag ist fast vorbei. Den Rest des Tages darf ich zum Glück auf dem Baseball-Feld verbringen. Es ist arschkalt, aber immerhin bin ich im Freien und bringe den Kids den besten Sport der Welt bei.

Mein Kumpel Jack schlendert zu mir herüber und bleibt hinter mir stehen. »Die Gerüchteküche brodelt.«

Ich lache über sein Outfit, bestehend aus Parka, Mütze und Handschuhen. »Du bist doch hier aufgewachsen, oder?«

»Sehr witzig, du Arschloch. Ich bin gerade aus Cancún zurückgekehrt. Hab also gefälligst ein wenig Nachsicht mit mir. Ich muss mich erst mal akklimatisieren.«

»Und wie ist die Ehe?«, frage ich und beobachte die Jungs beim Aufwärmen.

»Nope, wir reden jetzt nicht über mich, sondern über dich.« Er reibt sich die behandschuhten Hände.

»Zieh lieber diese lächerlichen Handschuhe aus und hilf mir beim Training.«

»Na schön. Ich hab’s auf die nette Tour versucht.« Er zieht die Handschuhe aus, tauscht sie gegen einen Baseball-Handschuh und geht hinüber zu den Jungs. »Hey, Jungs. Hat sich Coach Bailey heute Morgen blamiert?«

Die Jungs lachen.

»Sie hätten sein Gesicht sehen sollen«, erwidert Elijah.

»Sie wird ihn ab jetzt an der kurzen Leine halten«, fügt JP hinzu. »Aber sie ist ein ziemlich heißer Feger.«

»Ehrenrunde!«, rufe ich.

JP lässt seinen Handschuh fallen, rennt bis zur Straßenlaterne und wieder zurück.

Jack blickt über die Schulter und fragt mich wortlos, ob es stimmt, was die Jungs sagen. Doch ich zucke bloß mit den Schultern. Lachend dreht er sich wieder um.

»Ich habe gehört, er habe die ganze Bühne vollgesabbert«, stichelt Jack die Jungs weiter an.

Wie schnell verbreiten sich bitte Gerüchte in dieser Stadt? Jack arbeitet nicht mal hier an der Schule. Er hilft mir lediglich beim Training, weil er Baseball genauso sehr liebt wie ich.

»Er hat ihr die ganze Zeit auf den Hintern gestarrt, während sie gesprochen hat«, sagt JP.

Der kleine Mistkerl hat seine Ehrenrunde beendet. Würde er lügen, würde ich ihn noch mal rennen lassen. Aber leider sagt er die Wahrheit. Verdammt, ich hätte nicht gedacht, dass es so offensichtlich war.

»Und ich habe gehört, er sei in der vierten Stunde in ihr Büro gegangen«, erzählt ein anderer.

»Echt? Das ist ja interessant. Ich glaube, ich sollte mal im Schulbüro vorbeischauen.« Jack wirft JP den Ball zu, kommt dann zu mir und senkt die Stimme. »Und?«

Ich sehe mich um, um sicherzugehen, dass keiner in der Nähe ist. »Ich hatte am Samstag was mit ihr.«

Jack krümmt sich vor Lachen. »Willst du mich verarschen?«

»Nope.« Ich schüttle den Kopf.

»Ein Klassiker. Ich kann es kaum erwarten, die Glückliche kennenzulernen.«

»Du kannst mich mal.«

Er schlägt mir auf die Schulter. »Ist es böse, dass ich mir irgendwie wünsche, dass du dich unsterblich in sie verliebst?«

Ich hebe eine Augenbraue.

»Vielleicht bleibst du dann.« Er zuckt mit den Schultern. Als er vor zwei Wochen mit Francie vor den Altar getreten ist, hat er geheult wie ein Baby, doch normalerweise zeigt er keinerlei Gefühle. Typisch für einen Kerl aus Alaska. Deshalb überrascht es mich, dass er das Thema anschneidet.

»Wenn du’s richtig anstellst, wirst du nächstes Jahr der Coach. Vielleicht bezahlen sie dich dann sogar«, erwidere ich lachend.

Er grinst. »Mir wäre es lieber, du würdest bleiben. Ich habe keine Lust, eine Horde von hormongesteuerten Jungs unter Kontrolle zu halten.«

»Es ist nicht so, als würde ich nie wieder zurückkommen.«

Jack erwidert nichts mehr und tritt an den Rand des Spielfelds. »JP, hör auf, Elijah zu nerven! Zwei Runden!«

Ich weiß, was mir Jack damit sagen will. Ich werde ihn auch vermissen. Ich werde alles vermissen. Aber mein Leben steht seit fast zehn Jahren still. Es ist an der Zeit, endlich für mich zu leben. Diese Chance darf ich mir nicht entgehen lassen.

Kapitel 4

HOLLY

Es ist noch vor Unterrichtsbeginn, als ich das Lehrerzimmer betrete. Ich dachte, die meisten Lehrer wären bereits in ihren Klassenzimmern und würden den Unterricht vorbereiten, doch stattdessen sitzen sie hier und plaudern über die Schüler. Die einen unterhalten sich darüber, wie sich Elijah Crupe und JP um ein Mädchen namens Becca streiten. Die drei werde ich mir genauer ansehen. Elijah kenne ich schon. Ich war dabei, als ihm Miranda Miller mitgeteilt hat, dass er vielleicht ein Baseball-Stipendium bekommen könnte.

Coach Bailey würde bestimmt ausrasten, wenn Elijah für irgendwas Ärger bekäme. Bisher ist seine Akte lupenrein, aber da könnten auch Miranda Miller und Coach Bailey die Finger im Spiel gehabt haben. Einen Job am College zu bekommen wäre mit Sicherheit einfacher, wenn einer seiner Topspieler rekrutiert werden würde.

»Guten Tag, Rektorin Radcliffe.« Eine Frau mit kinnlangem dunkelbraunem Haar kommt mit ausgestreckter Hand auf mich zu. »Wir haben uns gestern noch nicht kennengelernt. Ich bin eben erst aus den Flitterwochen zurückgekehrt. Ich bin Francessca Porter, die Bibliothekarin.«

Jetzt verstehe ich, warum sie so gebräunt ist, obwohl hier in Alaska noch nicht mal Frühling ist.

»Schön, Sie kennenzulernen, Francessca. Bitte nennen Sie mich Holly. Ja, ich war gestern in der Bibliothek, und Ihre Vertretung hat mir von Ihrer Hochzeit erzählt. Herzlichen Glückwunsch.«

»Vielen Dank. Aber alle nennen mich Francie, falls Sie mich auch so nennen wollen.« Ihr freundliches Lächeln beruhigt mich ein wenig. Mein neues Umfeld macht mich immer noch nervös.

»Okay, danke.« Ich rühre ein wenig Sahne in meinen Kaffee und werfe das Stäbchen weg.

Francie bleibt unschlüssig stehen. Ich habe das Gefühl, sie will mir noch irgendwas sagen. »Ähm … es gibt da noch etwas.«

Ich nehme einen Schluck von meinem Kaffee und hebe die Augenbrauen, um ihr zu verstehen zu geben, dass sie fortfahren soll.

»Mein Mann, Jack Porter … Er ist, ähm, der Besitzer von Hammer Time Eisenwaren. Und er ist …«

Wenn das so weitergeht, sitzen wir morgen noch hier. Ich habe keine Ahnung, warum sie so nervös ist. Ich lege die Hand auf ihren Arm. »Was ist los, Francie?«

Ihre Schultern sacken zusammen. »Er ist Austin Baileys bester Freund. Ich wollte es Ihnen nur sagen, weil ich nicht will, dass Sie denken, ich würde lügen oder Ihnen Informationen vorenthalten. Ich habe gehört, was bei der Versammlung vorgefallen ist. Und dass er danach in Ihrem Büro war und Sie die Jalousien geschlossen haben …«

Sie redet in einem Affenzahn, doch als sie die Jalousien erwähnt, legt sich meine Stirn in Falten. »Warten Sie. Was? Ich habe die Jalousien nicht zugezogen.«

Bei dem Gedanken, dass hier an der Schule Gerüchte über mich umgehen, wird mein Hals staubtrocken. Was hat Coach Bailey herumerzählt?

»Nun ja, diese Stadt ist zwar nicht so klein, aber der Lake Starlight Buzz Wheel-Blog … Ich hätte nichts sagen sollen. Es ist nur … Sie sind die neue Rektorin und …«

»Machen Sie sich keine Sorgen. Es ist in Ordnung, dass Sie mit Austin Bailey befreundet sind.« Ich lächle sie an und hoffe, ich kann sie ein wenig beruhigen. Ich habe keine Ahnung, warum sie denkt, ich könnte damit ein Problem haben.

Sie legt die Hand auf ihre Brust und seufzt, als hätte ich sie gerade beleidigt. »Oh, ich bin nicht wirklich mit ihm befreundet. Wir kennen uns nur durch Jack. Austin ist nur … der beste Freund meines Manns.«

Rektorin Miller hat den Leuten an dieser Schule ganz schön zugesetzt. Sie tun alle, als wollte ich ihnen mit dem Lineal den Hintern versohlen.

»Schon in Ordnung. Was ist dieses Lake Starlight Buzz Wheel, das Sie eben erwähnt haben?«

Sie wird rot. Obwohl ich mich eigentlich nur mit ihr unterhalte, wird plötzlich der ganze Raum still. Na super. Ich versuche, die unangenehme Situation mit einem Lächeln zu überspielen.

»Es ist eine Klatschseite?« Sie sagt es, als würde sie die richtige Antwort raten. Als wäre sie Gast bei Jeopardy.

»Eine Klatschseite?«

Ein Stuhl kratzt über den Linoleumboden. »Sie berichten über die neuesten Ereignisse in Lake Starlight«, erklärt Fay.

»Tratsch«, fügt jemand hinzu.

»Ja, und die Nachrichten werden jeden Tag wieder gelöscht. Also muss man sie bis Mitternacht gelesen haben. Ansonsten weiß man nicht, um wen oder was es ging.« Fay tut, als würde es sich um geheime Staatsakten handeln.

Ich muss nicht wissen, wer mit wem schläft und wer seine Steuern nicht bezahlt. Es geht mich nichts an, was andere tun. »Das finde ich ein wenig geschmacklos.«

»Ist es auch. Aber keiner kennt den Verfasser. Also können wir ihn auch nicht davon abbringen«, erklärt Francie. Ihr Grinsen verrät mir, dass sie den Blog regelmäßig liest.

Alle im Lehrerzimmer starren mich an. Langsam dämmert es mir, warum Francie den Blog überhaupt erwähnt hat. Mir bricht der Schweiß aus.

»Heißt das, dass gestern ein Artikel über mich veröffentlicht wurde?«, frage ich. Schweigen legt sich über den kleinen Raum wie frisch gefallener Schnee.

Fay senkt betreten den Blick, wie sie es bisher jedes Mal getan hat, wenn ich ihr eine Frage stelle, die sie nicht beantworten will.

Francie beißt sich auf die Unterlippe und nickt.

»Nun ja, ich kann Ihnen versichern, dass es nicht stimmt. Was auch immer derjenige geschrieben hat«, sage ich so laut, dass mich jeder hören kann.

Keiner widerspricht. Wahrscheinlich hatte es irgendwas mit Austins dummem Auftritt gestern in der Aula zu tun.

»Fay kann bestätigen, dass die Jalousien offen waren, als Coach Bailey gestern in meinem Büro war.«

Keiner sagt etwas. Nicht einmal Fay.

»Es ist lächerlich, dass ich auf diesem Blog überhaupt erwähnt werde. So interessant bin ich nun auch wieder nicht.«

»Nun ja, Sie sind die mysteriöse Jeep-Frau. Von daher sind Sie schon interessant«, sagt einer der Lehrer hinter mir.

»Wie bitte?« Kaffee quillt mir aus dem Mund und landet auf meiner rosafarbenen Bluse.

»Oh, Moment. Ich helfe Ihnen.« Fay rennt zum Waschbecken und kommt mit nassen Papiertüchern zurück.

»Danke.« Ich will die Tücher entgegennehmen, doch Fay versucht bereits, sich an meiner Bluse zu schaffen zu machen. Ich schiebe ihre Hand weg. »Ich kriege das schon allein hin.«

»Ich habe einen Fleckenentferner in meiner Schreibtischschublade.« Sie wirft die Papiertücher in den Mülleimer und will gerade den Raum verlassen, als die Tür aufgeht.

Austin steht im Türrahmen. Er trägt mal wieder Jeans und Hemd. Diesmal ein gestreiftes, darüber eine Strickjacke. Er ist … zum Anbeißen. Verdammt.

»Francie!« Seine Stimme dröhnt durch den Raum und unterbricht die Unterhaltung, die wir gerade geführt haben. Er schlingt die Arme um sie und hebt sie hoch. Eine richtige Bärenumarmung. »Wie war’s in Cancún? Bist du wieder mit Delfinen geschwommen wie damals auf der Abschlussfahrt?«

Francie sieht mich an. Von wegen »nicht mein Freund«.

»Ja. Danke, Austin.« Sie tätschelt seine Schulter, damit er sie runterlässt.

»Los! Erzähl!«

Francie sieht mich erneut an und dann wieder ihn.

»Oh, Guten Morgen, Holly.« Er nickt mir zu. »Schon jetzt ein Kaffeefleck? Wird wohl kein guter Tag, was?«

Ich wünschte, ich hätte bereits den Fleckenentferner. Dann würde ich ihm damit ein Auge ausstechen.

»Oh, das hätte ich beinahe vergessen«, sagt Fay und rennt aufgeregt zur Tür.

»Nein, Fay. Ist schon in Ordnung.« Ich gehe ihr nach.

Gemurmel erfüllt den Raum, und ich schnappe Wörter wie »beschlagene Scheiben«, »Jeep« und »Handabdruck« auf. Neben einem Tisch mit drei Lehrern bleibe ich stehen und sehe sie an. Ein Mann und zwei Frauen, alle sind ungefähr Mitte fünfzig. Während der Mann den Blick senkt, halten die Frauen meinem stand.

»Okay, allerseits.« Ich stemme die Hände in die Hüften. »Irgendjemand wird mir jetzt sagen, was Sie über mich gehört haben.«

Austin kommt auf mich zu. »Holly, gehen wir lieber in Ihr Büro.«

Doch ich hebe die Hand. »Nope. Ich will es jetzt wissen.«

Jetzt reißt mir langsam der Geduldsfaden. Wenn sie dachten, Miranda Miller wäre schlimm gewesen, dann sollten sie mich mal sehen, wenn ich richtig wütend werde. Das passiert zwar nicht oft, aber wenn es passiert, werde ich zu Joe Pesci in Good Fellas.

»Schätzchen.« Fay legt die Hand auf meinen Unterarm. Unsicher schürzt sie die Lippen, und ich nicke, um ihr zu sagen, dass sie fortfahren soll. »Es gab Fotos von einer Unbekannten in Austins Jeep am Samstagabend. Wissen Sie … das waren große Neuigkeiten, denn … nun ja, Austin …«

»Fay«, fährt Austin dazwischen.

»Ich dachte, es wären Sedona und Jamison«, sagt jemand.

Wer zum Teufel sind Sedona und Jamison?

»Nachdem Austin bei der Versammlung kreidebleich geworden ist und jemand danach Ihre Unterhaltung mitbekommen hat …«, fährt Fay fort.

Mein Blick wandert zu Kip, dem Hausmeister, denn er war der Einzige, der außer uns noch in der Aula war. Er starrt in seine Kaffeetasse. Feigling.

»Buzz Wheel hat eins und eins zusammengezählt. Da war allen klar, dass Sie es waren in Austins Jeep.« Der letzte Satz ist nur noch ein Flüstern, und Fay wirkt plötzlich kleiner.