Licht und Schatten auf Mallorca - Andreas Robens - E-Book

Licht und Schatten auf Mallorca E-Book

Andreas Robens

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Beschreibung

Caro & Andreas Robens sie necken sich, fetzen sich, lieben sich. Als Reality-TV-Stars in Goodbye Deutschland! Die Auswanderer und Das Sommerhaus der Stars Kampf der Promipaare sorgen sie fur polarisierenden Gesprachsstoff. Und egal ob Existenzaufbau oder neue Geschaftsmodelle unter haarsträubenden Bedingungen auf Mallorca, auch dort teilen Caro & Andreas von Beginn an wortgewaltig aus und stecken robust ein.

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Seitenzahl: 252

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Caro & Andreas Robens

Andreas Reinhardt

LICHT UND SCHATTEN AUF MALLORCA

Erfolg trifft auf Intrige, Neid und Missgunst

Biografie

Diese Biografie wurde erlebt und erzählt von Caro & Andreas Robens

und literarisch in Szene gesetzt von Andreas Reinhardt.

Impressum

©NIBE Media ©Caro und Andreas Robens

Andreas Reinhardt

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das des öffentlichen Vortrags sowie der Übertragung durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder andere Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlags und des Autors reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Created by NIBE Media

Bildnachweis: Alle Fotos aus Privatarchiv Caroline & Andreas Robens

NIBE Media

Broicher Straße 130

52146 Würselen

Telefon: +49 (0) 2405 4064447

E-Mail: [email protected]

www.nibe-media.de

Inhaltsverzeichnis:

Einige Worte zum Einstieg

Aus einem früheren Leben

Zwei von der schnellen Truppe – Kennenlernen, Liebe, Heirat

Boutique weg, Fitnessstudio her

Zähes Ringen um unser Fitnessstudio

Doppelgesichtiges Personal bereitet Kopfschmerzen

Eine Bodybuilderin erstmals im Wettkampfmodus

Florierendes Fitnessstudio grüßt unorthodoxes Solarium

„Goodbye Deutschland! Die Auswanderer“ – ins Fernsehen wie die Jungfrau zum Kind

Zwischen improvisierter Wegfahrsperre und garstigen Warnaufklebern

Eine Spanische Meisterschaft mit Hindernissen

„Iron Diner“ und „Muscle Beach“ – mit dem Dolch im Gewande

Robens-Galerie

Lebhaftes Wohnen auf Mallorca, sieben Wohnadressen seit 2010

Urlaubsabenteuer – Südspanien, Kreuzfahrt im Mittelmeer, Teneriffa

Ein letztes Mal Bodybuilding auf der Bühne

Bully und Hexe – sehr spezieller Familienzuwachs aus dem Tierheim

Das „Esport Fitness 24/7“ – ein 24-Stunden-Konzept ohne Personal

Das Corona-Fiasko

Randnotizen zum „Sommerhaus der Stars“

Eine zweite Hochzeit mit viel Drumherum

Franchise – ein Fitness-Diner-Konzept mit Zukunft

Ein Ende ohne Ende

Danksagung

Einige Worte zum Einstieg

Wenn ich – Andreas Robens – mal beginnen darf, schon vor Jahren hat mir ein Freund den Floh mit einer Biografie ins Ohr gesetzt. Er war der Meinung, mein Leben sei so außergewöhnlich, da würde sich ein Buch allemal lohnen. Und wie das mit Flöhen im Ohr eben so ist, man wird sie einfach nicht mehr los. Hinzu kam, dass die spannenden Ereignisse nicht abrissen, sich die Anekdoten immer weiter angehäuft haben, nicht zuletzt wegen Caro.

»Bitte?! Ach du meinst, weil wir uns immer nur darin einig sind, uneinig zu sein, um dann am Ende doch irgendwie am selben Strang zu ziehen. Ja, doch, das alleine wäre wohl schon ein Buch wert.«

Mit Caros und meiner Reality-TV-Präsenz, sei es durch „Goodbye Deutschland! Die Auswanderer“ oder „Das Sommerhaus der Stars – Kampf der Promipaare“, und dem damit zusammenhängenden Status als Prominente, haben sich zwei neue Gründe für eine Biografie ergeben. Zum Ersten haben unsere Fans verstärkt den Wunsch geäußert, aus erster Hand mehr über uns und unser Leben zu erfahren. Zum Zweiten sind von Unwissenden, Neidern und so manchem Schreiberling verstärkt auch Halbwahrheiten beziehungsweise Unwahrheiten über uns und unser Leben in die Welt getragen worden, die es geradezurücken gilt.

Wenn ich – Caro Robens – dann mal darf. Wir leben in einer Zeit, in der sich alle den Mantel der Toleranz umhängen wollen und angeblich jeder nach seiner Fasson glücklich werden darf. Die Realität sieht leider anders aus. Was uns in den letzten Jahren an zum Teil hasserfüllter Intoleranz und gezieltem Mobbing entgegengeschlagen ist, war nervig und zermürbend. Als sogenannte Reality-TV-Stars – weder haben wir uns dieses Prädikat selber aufgedrückt, noch betrachten wir uns als Stars im klassischen Sinn – waren und sind wir Anfeindungen ausgesetzt, die unser Aussehen, unsere Art zu Leben, ja selbst unser ganzes bisheriges Lebenswerk in den Schmutz ziehen. In diesem Buch gehen wir darauf ein.

Unsere Erfahrungen als erfolgreiche deutsche Auswanderer auf Mallorca haben Caro und ich auch deshalb in Buchform verewigt, um jenen Hilfestellung zu geben, die ebenfalls diesen Schritt planen, mit dem Gedanken spielen oder bereits aktive Auswanderer auf der Insel sind. Wenn unsere Biografie nebenbei also auch als Tippgeber ihren Zweck erfüllt, würde uns das sehr freuen.

Alles in allem erzählen wir über unser abwechslungsreiches Leben mit vielen Höhen und Tiefen, über Schönes und Witziges genauso wie über Trauriges und Frustrierendes – Mallorca im Privaten und Geschäftlichen, Freunde und Feinde, deutsche Reality-TV-Formate, Hochzeiten und Urlaube, Bodybuilding-Meisterschaften, Auswirkungen der Corona-Maßnahmen.

Apropos Freunde und Feinde: Vorab bedanken wir uns gleichermaßen bei unseren Unterstützern und Neidern, Gönnern und Hatern. Ihr alle habt Andreas und mich in den letzten Jahren immer stärker werden lassen – als Persönlichkeiten, Ehepaar und Geschäftspartner.

Gemeinsam wünschen wir euch viel Vergnügen beim Lesen und Zuhören!

Aus einem früheren Leben

Auch wenn ich eine Frau bin, gehöre ich definitiv nicht zu den größten Plaudertaschen, ganz im Gegensatz zu Andreas. Viel Spannendes gibt es über mein früheres Leben ohnehin nicht zu berichten. Also fange ich einfach mal an – Ladies first, kurz und knackig. Danach darf sich mein Ehemann dann so richtig austoben.

Geboren im März 1979, war Mallorca bereits in jungen Jahren mein Urlaubsziel Nummer eins, wohin ich über kurz oder lang auch auswandern wollte. Es ging so weit, dass ich mir extra Nebenjobs gesucht habe, um mir mehrmals im Jahr einige Tage Mallorca leisten zu können, um wenigstens regelmäßig Zeit an meinem Sehnsuchtsort genießen zu dürfen. Als ich dort schließlich einen Mann kennenlernte, der in der angesagten Diskothek „Oberbayern“ in El Arenal bei Palma arbeitete, gab es einen gewichtigen Grund mehr, diesen Rhythmus noch zu intensivieren. Auch wenn er es mir ausreden wollte, weil angeblich zu anstrengend, im März 2003 kündigte ich meinen Job in Deutschland, packte meine „sieben Sachen“ ins Auto und machte mich gen Mallorca auf den Weg, um bereits ab dem Folgemonat Vollzeit im „Oberbayern“ zu arbeiten. Den dortigen Geschäftsführer hatte ich über meinen damaligen Freund längst kennengelernt und einen Job sicher. Gewohnt habe ich auch gleich bei meinem Freund, allerdings nur für ein Jahr, länger hat die Beziehung nicht überlebt. Mit dem Job lief es wesentlich besser, was bedeutet, ich blieb sechseinhalb Jahre im „Oberbayern“, in der Disco „Regine's“ sowie im „Bierkönig“, einer spannenden Mischung aus Biergarten und Freiluftdiskothek in Nachbarschaft zum „Oberbayern“ und „Regine's“.

Mallorca – für mich die sprichwörtliche Liebe auf den ersten Blick. Fernweh war immer schon meine schlimmste Krankheit gewesen, außerdem oder vielleicht gerade deshalb bin ich in Deutschland nie wirklich glücklich geworden, wobei das Wetter eine gewichtige Rolle spielte.

»Apropos Deutschland, Caros Eltern sind ehemalige Studienräte, also Lehrer.  Beide sind sehr auf dem Boden, ordentlich, sortiert – also das genaue Gegenteil von Caro.«

»Was der schon wieder redet. - Das ist ja wohl ziemlich übertrieben, Andreas.«

»Was denn, die beiden haben 50 Jahre als Lehrer gearbeitet, wurden Hausbesitzer und haben ein Kind gekriegt – wenn auch missraten.«

So ein Unsinn, von wegen missraten. Ich erzähle mal besser selber weiter. Ja, ich komme aus einem eher konservativen Elternhaus und bin tatsächlich Einzelkind …

»Ja, genau, verwöhntes Lehrer-Einzelkind.«

»Quatsch! - Hört nicht auf ihn, das stimmt gar nicht.«

Meine erste unerwünschte Tätowierung gab es zwar schon mit 16 Jahren, aber im Haushalt habe ich trotzdem immer bereitwillig geholfen, obwohl meine Eltern das heute wohl anders sehen würden. Mich verkennt halt jeder.

»Caro, du fantasierst, so sieht's aus. - Anstatt ihrer Mutter beim Kochen über die Schulter zu schauen und dabei was zu lernen, war sie lieber draußen im Park, Bier zischen, mit bunten Haaren.«

»Psst! Wir wollten gar nicht so weit zurückgehen, schon vergessen?«

»Ach, Caro, ist doch spannend. - Ihr Vater war früher sogar der festen Überzeugung, dass sie wegen ihrer Tattoos keinen Mann mehr abbekommen würde, dabei ging es zu jener Zeit gerade mal um zwei kleine Tätowierungen, nicht mal an auffälliger Stelle.«

»So ein Lästermaul! - Was soll's, Schnee von vorgestern.«

Zurück nach Mallorca, bevor ich Andreas kennenlernte. Es gab zwei Jahre, in denen ich mit einer meiner nächsten Liebschaften die Wintersaison über im österreichischen Salzburg gearbeitet habe – ebenfalls in der Gastronomie. Ansonsten blieb es durchweg Mallorca, mit einer knüppelharten 7-Tage-Arbeitswoche von 20 Uhr abends bis 6 Uhr 30 morgens, 11 Monate am Stück. Die 30 Tage Urlaub nutzte ich, um ganz für mich zu regenerieren und die Seele baumeln zu lassen. Selbst dann flog ich nicht nach Deutschland. Man kann wirklich sagen, bis ich Andreas kennenlernte, lebte ich, um in und für die Gastronomie zu arbeiten, war nicht einen Tag krank. Der Rhythmus war nur durchzuhalten, weil ich noch jung genug war und mir meine Arbeit so enorm viel Spaß machte. Selbst meine jeweiligen Typen fand ich in den Gastronomiebetrieben meines Umfeldes. Kein Wunder eigentlich, woanders war ich ja kaum anzutreffen, und sie mussten dieselben schrägen Arbeitszeiten meistern.

Erst als Andreas auf der Szene erschien, begann ich nachzudenken und kam zu dem Schluss: Okay, bis hierhin und nicht weiter. Es ist eine schöne Zeit gewesen, doch das Leben hat noch so viel mehr zu bieten. - Ein Unfall, zu dem ich noch kommen werde, hat mir die Entscheidung halb abgenommen.

Bis dahin war übrigens auch Fitnesstraining oder gar Bodybuilding nie mein Thema gewesen. In Deutschland bin ich zwar die beste Kundin in einem Fitnessstudio gewesen, jedoch nur, weil ich jahrelang zuverlässig Beiträge gezahlt ansonsten aber durch konsequente Abwesenheit geglänzt habe. Reiten und Squash habe ich da viel spannender gefunden. Auf Mallorca war das alles ohnehin kein Thema mehr, aus Zeitgründen wie gesagt. Außerdem waren die Laufarbeit und das Schleppen von Bierkrügen im Job definitiv Fitness fördernd genug. Andererseits reden wir da auf Dauer über ein ziemlich ungesundes Leben: eine warme Mahlzeit pro Tag, bestenfalls zwei, irgendwo bestellt und mehr oder weniger hektisch hinuntergeschlungen, dazu Arbeitszeiten gegen den natürlichen Biorhythmus.

Für einige Jahre war ich dafür wie gemacht, und den täglich gebotenen Unterhaltungswert musste man andernorts auch lange suchen: Paare, die es spontan und ungehemmt am und auf dem Tresen trieben, Gäste, die bis auf die Schuhe an den Füßen splitternackt durch die Lokalität stolzierten oder auf Tischen tanzten, von den Stehpinklern vor versammelter Mannschaft ganz zu schweigen. Ein spaß- und alkoholgeschwängertes „Irrenhaus“, das einem wohl keiner glauben würde, der es nicht mit eigenen Augen gesehen hat – nur mit viel tolerantem Humor zu ertragen. Und die, welche es selbst erlebt haben, glänzen in der Regel durch einen zumindest teilweisen Filmriss in der Erinnerung. Bleiben noch ehemalige Angestellte wie ich, die reichlich unglaubliche Erlebnisse mit sich herumtragen.

Tja, so ist es früher bei mir, Caroline Robens zugegangen. Insgesamt betrachtet nicht gerade der Stoff, aus dem abwechslungsreiche Abenteuerromane gemacht sind.

Selbstverständlich hat auch für einen Andreas Robens das Leben nicht erst auf Mallorca begonnen … also körperlich und bürokratisch betrachtet. Gefühlt schon, denn erst dort habe ich mich zum ersten Mal in meinem Leben wirklich frei und glücklich gefühlt. Aber lasst uns in Deutschland einsteigen. Meinen Lebensmittelpunkt hatte ich in Hannover und habe vor allem in Hannover und Hildesheim gearbeitet – zuletzt als Leibwächter und dann Türsteher. Falls Ihr jetzt darüber nachdenken solltet, welcher wohl der gefährlichere Job gewesen ist, also aus eigener Erfahrung eindeutig der des Türstehers. Nicht umsonst wird eine stichsichere Weste auf dieser Position schnell zu deinem besten Freund.

Was für eine bittere Ironie, dass mir der einzige schwere Messerstich im Leben ausgerechnet in privatem Umfeld von meiner damaligen Freundin beigebracht worden ist. Dabei wollte ich mich nur von ihr trennen. Die Klinge ist in die linke Brust eingedrungen, woraufhin das Blut mit Druck aus der Wunde schoss. Schon ziemlich schräg, so im Nachhinein betrachtet, dass ich ein simples Pflaster für ausreichend gehalten habe. Es hätte nie und nimmer halten können. Nach Wählen des Notrufes wurde mir bewusst, dass ich bei ungebremstem Blutverlust vermutlich innerhalb von Minuten sterben würde. Also steckte ich kurzerhand den Zeigefinger in die Stichwunde. Auf wackeligen Beinen machte ich mich auf den Weg, dem herbeigerufenen Rettungswagen entgegen. Als dieser innerhalb kürzester Zeit neben mir hielt und eine Sanitäterin mit ihrem Kollegen zu Hilfe eilte, fragte ich nur:

»Na, wie sieht's aus, kann ich noch eine rauchen?«

Man merkte ihr deutlich an, dass sie schlagfertig und durch den Job abgehärtet war: »Klar, wenn du verbluten willst, kannst du erst noch eine rauchen. Dreh dich mal um, die Blutspur auf der Straße ist deine. - So, Kamerad, jetzt leg dich mal ganz schnell auf die Bahre!«

Vermutlich war ich schon gar nicht mehr voll zurechnungsfähig, stand unter Schock und wurde nur noch von Unmengen Adrenalin auf den Beinen gehalten. Kaum in der Waagerechten, zogen die meinen Finger aus der Wunde und ersetzten ihn durch eine Klemme. Die Maske auf dem Gesicht bekam ich auch noch mit, bevor ich mich für über sechs Stunden in einen Tiefschlaf verabschiedete. Meine nächste Erinnerung ist der Aufwachraum. Dort sah ich niemanden und prüfte sofort, ob noch alles an mir dran war. Im Krankenhaus konnte man ja nie wissen. Ein Verband auf der Brust war soweit die einzige Auffälligkeit. Der neugierige Blick darunter machte eine Narbe von stolzen acht bis zehn Zentimetern sichtbar. Offensichtlich hatte es im OP viel zu tun gegeben. Auf den Schreck wollte ich unbedingt eine rauchen.

Mittlerweile sah ein Arzt nach dem Rechten, der verständnislos den Kopf schüttelte: »Sie sind gerade dem Tod von der Schippe gesprungen und wollen eine rauchen? Außerdem dürfen Sie noch gar nicht aufstehen.«

Dann klärte er mich darüber auf, dass dieses verdammte Messer doch tatsächlich die Aorta-Wand am Herzen durchstoßen hatte!

Das ließ mich den Ärmsten nur noch mehr nerven: »Ich muss jetzt unbedingt an die frische Luft und eine rauchen!«

Wie auf Bestellung erschien eine Krankenschwester auf der Szene, und der Arzt gab seinen Widerstand auf: »Schwester, Sie sind doch Raucherin. Haben Sie Zigaretten dabei, dann gehen Sie mal mit ihm runter, eine rauchen.«

Daraufhin kam sie zu mir, nahm meine Hand und grinste diabolisch: »Sind Sie wirklich sicher?«

»Ja, ich bin …«

Ohne Vorwarnung ließ mich dieses Persönchen zusammenzucken, als sie mir den Katheter mit einem plötzlichen Ruck herauszog.

»Der Preis für eine Zigarette«, kommentierte sie trocken.

Was als Nächstes geschah, tat meiner mir eigenen Eitelkeit überhaupt nicht gut. Ein einzelnes dieser unsäglichen Krankenhaushemden war mir zu klein, also verpasste sie mir gleich zwei davon – für vorne und hinten. Mit selber laufen war auch Essig. Im Rollstuhl wurde ich von ihr durch die Gänge geschoben. Und das mir! Na wenigstens die letzten Meter bis vor den Haupteingang legte ich auf eigenen Füßen zurück – hart erstritten, wohlgemerkt – um zumindest halbwegs mein Gesicht zu wahren, Ihr versteht. Na ja, von einer Krankenschwester gestützt zu werden, war jetzt auch nicht das Gelbe vom Ei, aber allemal besser als dieses Ding auf Rädern. Das Kuriose an der ganzen Aktion: Nach nur einem Zug an der Kippe bereute ich es schon. Mir wurde davon dermaßen schlecht, dass mir die Lust am Rauchen schlagartig verging.

Während der folgenden Visite gratulierten mir die „Götter in weiß“ noch zum improvisierten Finger in der Wunde, was mir nach deren Einschätzung wohl das Leben gerettet hatte. Nach insgesamt fünf Tagen wurde ich aus der Klinik entlassen.

Ironie des Schicksals: Erst meine Nahtoderfahrung trieb mich endlich zu der Entscheidung, Deutschland so schnell wie möglich den Rücken zu kehren. Sterben konnte ich auch gerne woanders. - Ich hätte das Land definitiv irgendwann verlassen, vermutlich aber erst nach weiteren Verzögerungen infolge etlicher Ausflüchte. Dabei hatte mich ja schon immer Fernweh geplagt, genauso wie das deutsche Schmuddelwetter. Damit sollte jetzt endgültig Schluss sein, also machte ich ab Sommer 2009 Nägel mit Köpfen, begann meinen Hausstand zu veräußern – Möbel, Waschmaschine, Geschirrspüler, Fernseher et cetera pp. Außerdem verkaufte ich mein geliebtes Wohnmobil. Für mich gab es in der Situation nur noch drei Optionen: verkaufen, verschenken, wegschmeißen. - Was übrigblieb, passte in eine Reisetasche. Das sollte und würde mir zum Leben erst einmal reichen, daran gab es für mich gar keinen Zweifel. Anzubieten hatte ich immerhin drei abgeschlossene Ausbildungsberufe: Schlosser, Informationselektroniker, Leibwächter. - Das Einzige, was mich noch in Deutschland hielt, war der Prozess wegen des Messerstiches vor dem Landgericht Hildesheim. Mitte Januar 2010 war auch der überstanden.

Die Wohnung war bis auf ein Bett, einen kleinen Zweitfernseher, etwas Geschirr und die schon erwähnte Reisetasche mittlerweile leer. Lebensmittel und Getränke kühlte ich draußen auf dem Balkon. Aufgrund des strengen Winters war das leider Gottes eine Gratwanderung zwischen gut gekühlt und gefroren. Was willste machen, das Leben ist nun mal kein Wunschkonzert.

Das südliche Spanien war als mein europäisches Fernziel gesetzt, und im Februar unternahm ich eine eineinhalb wöchige Erkundungstour nach Marbella. Warum ausgerechnet Marbella? Ganz einfach, es gehörte zu den südlichsten Städten Spaniens, versprach also ein warmes, trockenes Klima. Vom Klientel her rechnete ich mir zudem gute Chancen aus, auch beruflich schnell wieder Fuß fassen zu können, vorzugsweise als Leibwächter. Kontakte hatte ich dorthin nicht, und mein seinerzeit mehr als spärliches Spanisch war auch nicht eben hilfreich. Doch so ist das mit Wunschträumen. Emotionen und Bauchgefühl zählen da schnell mehr als Logik und Fakten. Aber gerade die Fakten holten mich gnadenlos ein. Selbst in Andalusien war es mir im Februar zu kühl und die Lebenshaltungskosten in dieser Stadt unverschämt hoch. Klar, Marbella war immerhin eine Hochburg der Schönen und Reichen des internationalen Jetsets. Bevor ich dort Fuß gefasst hätte, wäre ich wohl schon dreimal verhungert. Das Schicksal bot mir allerdings eine nahe Alternative an. Der Rückflug nach Deutschland bescherte mir nämlich einen Zwischenstopp auf Mallorca. Ja, genau, wieso eigentlich nicht Mallorca? Als Deutscher würde ich dort ganz sicher über die Runden kommen, angesichts der florierenden Partyszene zumindest wieder als Türsteher. Und so betrat ich eine Woche später erneut mallorquinischen Boden.

Jetzt ist es nur so, dass meine latente Unbeständigkeit und Abenteuerlust mich schon seinerzeit andauernd auf neue Ideen gebracht hat. So hatte ich mir aktuell in den Kopf gesetzt, den Sommer über auf Mallorca zu arbeiten und anschließend die Kanarischen Inseln anzusteuern, um von dort aus Freunde und ehemalige Arbeitskollegen in Ghana zu besuchen, die mich mit offenen Armen dorthin eingeladen hatten. Unter Schwarzafrikanern zu leben und zu arbeiten, die Aussicht auf pure Exotik, Lebensfreude und Improvisationstalent, das alles reizte mich sehr. Westafrika – das Abenteuer schlechthin.

Und dann kam Caro …

Zwei von der schnellen Truppe – Kennenlernen, Liebe, Heirat

Ausgerechnet im wuseligen „Oberbayern“ mit haufenweise filmreifen Darbietungen alkoholisierter Gäste, lernten Caro und ich uns kennen. Nicht der romantischste Ort, zumal mein dortiger Job als Türsteher eine ganz eigene Dynamik entfaltete.

»Oh ja, Schatz, Wirkung entfaltete vor allem dein dunkler Anzug, der einzige weit und breit. Hochsommer in einer überfüllten Disko, und der neue Türsteher schwitzt in seinem viel zu warmen Anzug vor sich hin. Nee, echt mal, anfangs fand ich dich nur sonderbar in deinem Zwirn, der von Stunde zu Stunde dreckiger wurde.«

»Was denn, ein Türsteher, der was auf sich hält, trägt nun mal Anzug. Und meiner war schwarz, also besonders elegant. Gegenüber allen anderen fiel ich doch angenehm aus dem Rahmen.«

»Wie, schwarz?!«

»Jawoll, schwarz! Immer, wenn mein Anzug frisch aus der Reinigung kam, war er lupenrein schwarz.«

»Mag sein, und wieso war er so oft in der Reinigung?«

»Zugegeben, im „Oberbayern“ hat er gelitten, dank Alkoholspritzern, Fremdspeichel, Blut und Speiseresten bis hin zu Kot…«

»Schon gut, so genau wollen wir das gar nicht wissen.«

Wo Caro recht hat, hat sie recht. Nach einer einzigen Nacht stand mein Anzug ganz von alleine vor Dreck. Also habe ich das mit meiner sehr professionellen Berufsbekleidung schon nach der ersten Woche sein gelassen. Alleine die Kosten für die Reinigung hätten mich auf Dauer bettelarm gemacht. Caro hat dann auch endlich aufgehört, sich lautstark über mich lustig zu machen: 'Ha ha, mit Anzug im „Oberbayern“, ha ha!' - Im Übrigen hat sie mein Outfit nicht daran gehindert, in ihrer Rolle als Bedienung auffallend oft genau zu mir zu kommen, um Wechselgeld aus der Kasse zu holen. Nachtigall, ick hör dir trapsen.

»Um das gleich mal richtig zu stellen, so wie er das erzählt, war das natürlich überhaupt nicht gewesen.«

»Aber klar doch, genau so war das gewesen.«

»Wie du meinst, aber ich werde das gleich noch geraderücken. Erzähl du unseren Lesern und Zuhörern lieber von deinen Erlebnissen mit den Gästen.«

Was Caro vorhin schon erwähnt hat, ich meine die Sache mit den bis auf die Schuhe splitterfasernackten Gästen, es blieb auch mir nicht erspart. So einen schleppten mir die Kollegen einmal schon um 20 Uhr 30 an – betrunken und bestens gelaunt. Aus dem Gestammel ließ sich ableiten, dass seine Saufkumpane es für eine Spitzenidee gehalten hatten, ihn mit Ausnahme der Schuhe komplett zu entkleiden und sich selbst zu überlassen.

Auf meine Frage nach der obligatorischen Lochkarte zum Abrechnen, lachte mir der Schelm offen ins Gesicht: »Sieh mich mal an, wo soll ich denn eine Karte haben?«, wobei er sich noch bekräftigend auf die blanken Arschbacken schlug.

Eine verlorene Lochkarte bedeutete eigentlich, dass der Gast den höchstmöglichen Gegenwert von 36 Euro an mich zu zahlen hatte, bevor er die Disko verlassen durfte. Andernfalls blieb dieser Betrag als Verlust an mir und meinen Kollegen am Eingang hängen. In diesem speziellen Fall jedoch wollte ich mir den teuren Spaß ausnahmsweise gönnen und als Letzter lachen:

»Na dann, schönen Abend noch«, verabschiedete ich den Spaßvogel zuckersüß, hielt ihm sogar noch die Tür auf.

Als er die draußen vorbeiflanierenden Passanten sah, schienen sich die Alkoholschwaden im Kopf abrupt zu lichten: »Hast du mal ein Handtuch?«

»Einen Scheiß kriegst du von mir«, sprach ich und lächelte dabei weiter. »Wenn du es lustig findest nicht zu bezahlen, dann finde ich es lustig, dich ohne Klamotten ins Hotel zu schicken.«

Eine geschlagene Stunde später präsentierten mir seine Kumpels die fehlenden Klamotten nebst Lochkarte, und ich berichtete genüsslich, wo der Nackte abgeblieben war. Auf wundersame Weise ernüchtert, beglichen die Beteiligten den ausstehenden Betrag für ihr Opfer. Tja, auch andere verfügten über deftigen Humor, ich ganz besonders. Mir blieb einmal mehr die Erkenntnis, dass Partyurlauber ihr Gehirn gerne an deutschen Flughäfen abgaben, bevor sie sich in den Flieger nach Mallorca setzten.

Hinsichtlich der je nach persönlichem Konsum markierten Lochkarten ging es übrigens nicht immer so friedlich zu. In Handgreiflichkeiten mit Zechprellern wurde ich regelmäßig verwickelt. Neben zahlreichen Ausreden war besonders der Versuch beliebt, im Kollektiv nach draußen zu stürmen, uns Türsteher quasi zu überrennen. 36 Euro je nicht abgerechneter Karte waren unser schlagendes Argument dafür, mit der nötigen Härte dagegenzuhalten. Natürlich war man Profi genug, angespannte Situationen nicht in eine Schlägerei ausarten zu lassen – so weit als möglich jedenfalls, denn wo viel Alkohol im Spiel war … Alles in allem hatte das Reinigungspersonal immer noch genug damit zu tun, neben zerbrochenem Glas und Erbrochenem auch Blut wegzuwischen.

So, jetzt komme ich – Caro Robens – nochmal mit eigenen Worten darauf zurück, wie ich Andreas kennengelernt habe. Schließlich wollen wir ja bei der Wahrheit bleiben. Da stand also dieser wie aus dem Ei gepellte Hüne im Anzug seit Tagen an der einen Kasse, an welcher ich seit nunmehr über sechs Jahren die komplette Abrechnung für die drei zusammengehörigen Diskotheken „Oberbayern“, „Regine's“ und „Bolero“ zu machen hatte.  Mit anderen Worten, mir war es völlig egal, welcher Türsteher gerade an dieser Kasse Dienst tat, ich hatte einfach nur einen Job zu erledigen. Dass ich auffallend häufig zu Andreas gekommen wäre, womöglich noch nach ihm schmachtend – Schwachsinn, war nicht so.

»Moment, und warum warst du so tierisch eifersüchtig auf du weißt schon wen?«

»Mensch, das war später, da waren wir schon zusammen.«

Die Belegschaft hatte eine Art Ritual. Jeden Morgen nach der Arbeit gingen wir noch gemeinsam frühstücken. Andreas blieb mit seinem schwarzen Anzug und einer von der Sonne knallrot verbrannten Haut irgendwie ein Außenseiter, der keinen echten Anschluss fand. Erschwerend kam noch hinzu, dass er eine gewisse Arroganz ausstrahlte, jedenfalls empfanden wir anderen es so. Zu seiner Ehrenrettung muss ich aber hinzufügen, dass es Neulinge im Team generell schwer hatten. Wie auch immer, ich als guter Mensch habe ihn aus Mitleid gefragt, ob er nicht vielleicht mitkommen wolle. Wie sich dann schnell herausstellte, war Andreas gar kein so übler Kerl. Er machte so eine gute Figur, dass ich mich am Tag darauf sogar mit ihm am Strand getroffen habe. Was soll ich sagen, wenn er will, kann er ein charmanter Gesprächspartner und guter Zuhörer sein. Damals mit dem Ergebnis, dass er nach einer knappen Stunde Strand direkt mit zu mir nachhause gekommen ist und unbedingt bleiben wollte, inklusive Einzug noch am selben Tag.

»So, Caro, nun lass mich mal. Ich war ja höflich genug, dich deine Geschichte fantasievoll ausschmücken zu lassen, aber natürlich ist es anders abgelaufen.«

»Das sagst du. Ich habe eindeutig das bessere Erinnerungsvermögen. Wie ich es erzählt habe, genau so ist es abgelaufen.«

»Da darf ich aber lachen. Träum weiter, Schatz.«

Fakt ist, ich hatte unter der weiblichen Belegschaft die freie Auswahl. Caro stach als besonders nett heraus und war von Anfang an ganz in Ordnung. Als sie mich spontan einlud, gemeinsam mit den anderen frühstücken zu gehen, tat ich ihr den Gefallen gerne. Vor Ort stellte sich heraus, dass wir beide einen guten Draht hatten. Es war amüsant, sich mit ihr zu unterhalten. Da war ein Treffen am Strand der nächste logische Schritt. Natürlich auch eine tolle Gelegenheit, mich mit durchtrainiertem, adonisgleichem Körper und lediglich in Badehose publikumswirksam zu präsentieren. Typisch Frau, ließ Caro mich natürlich warten.

»Ach ja, richtig, diese schrecklich hässliche Badehose.«

»Wieso, das war eine klassische Badehose, wie sie überall getragen wurde.«

»Sicher, von älteren Herren in den 60er Jahren.«

»Ach so, deswegen kamst du also nur zögernd zu mir, obwohl du mich längst entdeckt hattest.«

»Ist doch egal, Hauptsache, am Strand hat sich alles geklärt.«

»Stimmt, du hast mich ja gar nicht mehr loslassen wollen.«

»Hallo, geht’s noch, Andreas?! Wer von uns träumt denn jetzt?«

Diese Frau, also ehrlich. Aber wie auch immer, irgendwie passten wir gut zusammen. Caro war eben noch netter und lieber als die anderen Vertreterinnen ihres Geschlechts. Allzu hoch wollte ich das Ganze trotzdem nicht hängen, dachte eher an ein kurzweiliges Techtelmechtel. Genau genommen befand ich mich ja nur auf der Durchreise Richtung Afrika. Ich hatte gar kein Geheimnis darum gemacht – wieso auch. Der Rest ist Geschichte. Ich blieb bekanntlich auf Mallorca. Und Schuld daran hatte wieder einmal Caro. Die war ja von Mallorca nicht weg zu kriegen. Da hätte man sie schon mit der Brechstange runterhebeln müssen.

»Was sollte ich auch in Ghana? Als Nächstes hättest du vielleicht noch Addis Abeba ins Spiel gebracht oder es wäre noch exotischer geworden: Papua-Neuguinea womöglich. - Gewundert hätte es mich bei ihm nicht. Nein danke, keine Experimente. Ich war und bin für Mallorca gemacht.«

Jetzt lest Ihr es mit eigenen Augen, hört es mit eigenen Ohren. Mit dieser Frau war nicht zu verhandeln gewesen. Aber bevor ich da zu sehr ins Detail gehe, lieber zurück zu meinem Umzug. Eigentlich wollte ich Caro nach dem kurzen Strandaufenthalt ja mit zu mir nehmen. Aber nein, sie bestand mit Nachdruck darauf, sie in ihre Wohnung zu begleiten.

»Gar nicht wahr!«

»Aber sicher doch.«

Daraus wurden vier oder fünf Tage. Der Vermieter meiner Einzimmerwohnung, welcher mir zufällig über den Weg lief, kommentierte die jüngste Entwicklung mit den Worten:

»Du lässt dich hier doch eh nicht mehr blicken. Zieh doch gleich ganz da ein.«

Aber so leicht fiel mir die Entscheidung dann auch wieder nicht. Immerhin verlieh mir dieses Zimmer etwas Heldenhaftes. Na klar doch, wenn es einen mit lediglich einer Reisetasche ins Ausland verschlägt, noch dazu ohne erwähnenswerte Sprachkenntnisse, macht einen sogar der erste Einkauf stolz. Und hier reden wir schließlich über eine in Eigenregie angemietete Wohnung. Gefühlt machte mich das zum Herrn der Welt. Aber selbst das änderte nichts mehr daran, dass ich mit meinem übersichtlichen Hausstand von heute auf morgen bei Caro einzog.

»Genau genommen war es ein schleichender Einzug. Jeden Tag sind neue Klamotten und Utensilien von dir dazugekommen. Socken hier, ein paar T-Shirts da, dazu noch ein Eiweißshaker – ja, sogar deine Altherrenbadehose.«

»Du hattest eine Waschmaschine, die mir fehlte. In Wahrheit hat die mich zu dir gelockt.«

»Liebe Leser und Zuhörer, liebe Fans und sonstige Interessierte, dieser Mann lügt hier wie gedruckt.«

Das tue ich natürlich nicht, „Wahrheit“ ist mein zweiter Vorname. Damit kommen wir auch schon zu Caros Wohnung. Der Clou: Mitten im Wohnzimmer lag ein Ungetüm von einer Luftmatratze – warum auch immer.

»Wie, warum auch immer?! Du weißt genau, warum.«

Also das erzähle ich dann doch lieber wieder selbst. Es war nämlich gar nicht daran zu denken, ein Bett von vernünftiger Größe über das schmale Treppenhaus nach oben zu schaffen. Selbst zwei super exquisite Sofas hatte ich schon zurück ins Möbelgeschäft schicken müssen, weil es keine Chance gab, diese irgendwie durchs Treppenhaus zu manövrieren. Und selbst wenn, danach wartete ja noch die Wohnungstür, ausschließlich für Schlanke gemacht. Somit war ein aufblasbares Bett zwar nicht die hübscheste, dafür aber eine gangbare Lösung. Andreas war verständlicherweise davon irritiert und präsentierte mir nach kurzer Überlegung eine Alternativlösung. - So, jetzt darfst du wieder.

Danke, zu gütig. Die Lösung lag in den Fenstern. Die waren nämlich schön groß. Wieso also nicht den Fensterrahmen – genau genommen war es eine Fenster-Tür-Fenster-Kombination – im Wohnzimmer ausbauen und sperrige Möbelstücke mit einer Seilkonstruktion nach oben und ins Zimmer ziehen? Technisch war das mit dem nötigen Geschick ohne Weiteres möglich. Für das eigentliche Ausbauen brauchte ich gerade mal 20 Minuten. Mit Hilfe eines hinzugezogenen Bekannten versuchten wir uns dann als Erstes an einem eigens gekauften Sofa. Es klappte vorzüglich.

Aber zu Caros damaliger Wohnung hätte ich noch eine andere Anekdote. Es hat etwas mit ihrem schrägen Ordnungssinn zu tun.

»Jetzt fängst du doch wieder an, dir was auszudenken.«

»Nee, Caro, bestimmt nicht. Das ist wirklich wahr.«

Ich hatte mir den Fuß verletzt, war krankgeschrieben und sozusagen an die Wohnung gefesselt. Was macht ein galantes und ordentliches Mannsbild, wie ich es nun einmal bin, in so einer Situation? Richtig, ich wollte etwas Ordnung in Caros vier Wände bringen. Als ich jedoch Gesellschaftsspiele in einem Küchenschrank vorfand, Küchengeschirr hingegen im Wohnzimmerschrank, fiel ich vom Glauben ab.

»Das ist doch ganz leicht erklärt. Die Spiele waren zu groß für den Wohnzimmerschrank, passten aber wunderbar in den Küchenschrank.«

Na meinetwegen, geschenkt. Kommen wir zu dem ganzen Zeug auf dem Fußboden, der reinste Parcours-Hindernislauf – egal, ob im separaten Raum, im Flur oder auf der Toilette.

»Wovon redest du bitte? So ein Quatsch.«

»Und auf deinen Schränken habe ich sogar noch Bauschutt vorgefunden.«

»Das war nur Staub.«

»Ja sicher, mutierter Staub. Da lagen Betonbrocken.«