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Sophia wurde kurz nach der Geburt ihrer jetzt dreijährigen Tochter von ihrem Verlobten verlassen. Am ersten Kindergartentag ihrer Tochter lernt sie den warmherzigen sowie attraktiven Dennis kennen, dessen Sohn denselben Kindergarten besuchen wird. Dennis Frau ist vor über einem Jahr gestorben. Die vorsichtige Sophia und der aufrichtige Dennis sind fasziniert voneinander. Durch unangenehme Zwischenfälle, Unfälle, Lügen, Schwiegereltern, Expartner, Misstrauen und einer Gerichtsverhandlung wird jedoch immer wieder verhindert, dass eine vertrauensvolle Beziehung zwischen ihnen entstehen kann. Können Dennis und Sophia so viel Vertrauen in ihrer Liebe aufbauen, dass sie die Hindernisse als Paar überwinden können? - Ein Liebesroman für das Herz!
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Seitenzahl: 111
Veröffentlichungsjahr: 2020
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Sophia hatte diesen Tag schon gefürchtet, seit ihre Tochter Anna geboren wurde. Sie bangte davor, noch jemanden, den sie liebte, zu verlieren und wenn es erst einmal auch nur ein kleines Stück war. Wenn Sophia gewusst hätte, was im nächsten Monat tatsächlich auf sie wartete, wie hätte sie reagiert? Hätte sie sich mit ihrer Tochter noch tiefer unter der Bettdecke verkrochen, als der Wecker klingelte? Oder wäre Sophia tapfer ihrem unvermeidlichen Schicksal entgegengeschritten, mit dem Willen, ihre Fehler zu vermeiden? Vielleicht hätte sie auch vollstes Vertrauen in die »Stützräder« entwickelt, dass sie sich, ihre Tochter und ihre Liebe bei den sich überstürzenden Ereignissen führen könnten.
Mutter und Tochter hatten eine sehr enge Beziehung zueinander aufgebaut, da es keine weiteren Angehörigen mehr gab, die an ihnen interessiert gewesen wären. Außerdem konnte und wollte Sophia auch keinem anderen Mann mehr vertrauen. Bewerber hatte es genug gegeben, denn sie war durchaus attraktiv mit ihren grünbraunen Augen, ihrer sportlichen Figur und ihrer blonden Kurzhaarfrisur.
Nur einen Tag nachdem ihre geliebte Tochter zur Welt gekommen war, verkündete Sophias damaliger Verlobter Norbert Schirmberg, dass er eine neue Freundin hätte. Ohne Rücksicht auf sein neugeborenes Baby oder dessen Mutter hatte er bereits seine Sachen aus der gemeinsamen Wohnung geräumt, bevor Sophia fünf Tage später mit Anna das Krankenhaus verlassen durfte. Sophia hatte lange Zeit gebraucht, um zu akzeptieren, dass Norbert von diesem Zeitpunkt an weder an ihr, noch an seinem Kind interessiert gewesen war. Die neue Freundin, eine temperamentvolle, schwarzhaarige Südländerin mit einem eigenen Fotostudio hatte ihn und offensichtlich auch seine wohlhabenden Eltern völlig eingefangen.
Nun musste Sophia auch ihre geliebte Tochter zum ersten Mal regelmäßig in fremde Hände übergeben. Anna war drei Jahre alt und würde ab dem heutigen Tage den nahegelegenen Kindergarten besuchen. Sophia fühlte sich schon bei diesem Gedanken einsam und hatte daher ab kommender Woche eine Teilzeittätigkeit an den frei werdenden Vormittagen angenommen. Sie konnte noch nicht ahnen, wie turbulent ihr Leben ab diesem Tag werden würde.
»Ich möchte aber bei dir bleiben!«, beschwerte sich Anna, als Sophia sie an diesem Morgen aus der Wohnungstür schob.
»In dem Kinderhort sind viele Kinder in deinem Alter. Sie spielen alle den ganzen Tag mit dir. Du wirst dort so viel Spaß haben, dass du traurig bist, wenn ich dich heute Abend abholen werde«, versuchte Sophia sie halbherzig zu trösten. Sie stiegen die Treppe von dem fünften Stock herunter und Sophias Herz wurde mit jeder Stufe, die sie hinter sich brachten, schwerer.
»Du spielst am allerbesten mit mir. Ich will dort nicht hin«, bettelte Anna und Sophia sah die Augen ihrer Tochter schon verdächtig nass werden.
»Schau es dir doch wenigstens an!«, schlug Sophia vor.
»Gut, heute gehe ich hin. Aber wenn es mir nicht gefällt, bleibe ich morgen wieder bei dir, Mama«, verkündete Anna abschließend.
Sophia antwortete nicht. Sie hatte eine Teilzeitarbeit als Aushilfe in dem örtlichen Supermarkt gefunden. Jeden Morgen würde sie ab nächster Woche drei Stunden Waren einräumen, sortieren und etikettieren. Der Vater von Anna war verpflichtet worden, den Unterhalt zu zahlen, was er dann zwar widerwillig, aber zuverlässig erledigte. Allerdings reichte der geringe Betrag nicht aus, um ihrer Tochter mal eine zweite Jacke oder anspruchsvollere Bücher zu kaufen. Zudem musste sich Anna endlich unter gleichberechtigten Kindern beweisen können und sich ein wenig aus der engen Bindung zu ihrer Mutter lösen. Es tat jedoch auch Sophia gut, sich mal wieder im Berufsleben zu behaupten. Sie hatte früher in einer Bank gearbeitet, aber war seit der Geburt der Tochter zu Hause geblieben. Nach dieser langen Arbeitspause hatte Sophia keine Chance mehr, in einer örtlichen Bank eine Stelle zu bekommen, zumal sie auch nur stundenweise am Vormittag arbeiten konnte.
»Wenn du eine ganze Woche in den Kindergarten gehst, bekommst du zwei CDs von Benjamin Blümchen!«, versprach Sophia nach einer Weile.
Langsam schlenderte Anna zu dem nahegelegenen Kindergarten, der für alle Kinder von 8:30 bis 12:30 Uhr geöffnet war. Die Neuzugänge sollten jedoch schon um 8:00 Uhr eintreffen, damit sich die Erzieherinnen den Anfangsproblemen besser widmen konnten. Es war ein herbstlicher Tag und Anna schob die bunten Blätter mit den kleinen rosafarbenen Schühchen vor sich her. Der Unwille, dorthin zu gehen, war deutlich in ihrem betont langsamen Gehverhalten zu erkennen.
Bei dem verlockenden Angebot ihrer sonst sehr sparsamen Mutter schaute Anna jedoch plötzlich auf: »Ich bekomme die CDs, die ich mir so wünsche?«, fragte sie nochmal nach.
»Versprochen. Am Freitagnachmittag kaufen wir sie, wenn du bis dahin brav in den Kindergarten gehst«, bestätigte Sophia.
»Oh, ja!«, rief Anna und lief sofort etwas schneller.
Das Haus des evangelischen Kindergartens war schon zu sehen. Sophia stöhnte leicht auf. Jetzt würde ihre Tochter lernen müssen, zum ersten Mal Abschied zu nehmen. An den Trennungsproblemen würden beide noch zu arbeiten haben. Allerdings mussten sie nun nach vorne schauen und Anna brauchte gleichaltrige Freunde, mit denen sie sich messen konnte.
Als sie sich dem Vorplatz des Kinderhortes näherten, sahen sie, dass schon viele Eltern mit ihren kleinen Kindern davor standen und auf die Öffnung warteten. Dieser Kindergarten nahm Kinder von drei bis sechs Jahren auf. Sophia schaute auf ihre einfache Armbanduhr und bemerkte, dass auch sie eine Viertelstunde zu früh ankommen würden.
Ein wenig unsicher, aber auch neugierig stellten sich Sophia und Anna ebenfalls wartend vor die gläserne Eingangstür. Sophia schaute sich die Eltern der anderen Kinder an. Die Neuzugänge, die dreijährigen Jungen und Mädchen, wurden meistens von dem Vater und der Mutter begleitet. Nur wenige der Kinder lehnten sich aufgeregt an nur eines der Elternteile an. Sophia stöhnte auf. Warum hatte sie es nicht geschafft, ihren Ex-Freund zu halten? Was war so schief gelaufen, dass er sich eine neue Freundin hatte suchen müssen? Zudem interessierte ihn noch nicht einmal ihre gemeinsame Tochter, denn er hatte auch niemals sein Besuchsrecht eingefordert.
Plötzlich blieb Sophias Blick an einem gut aussehenden, besonders liebevollen Mann hängen, der vor seinem kleinen Sohn kniete und ihn herzlich umarmte. Der kleine Junge klammerte sich an ihn und ließ ihn nicht mehr los. In den Augen des Vaters glitzerten Tränen, die er mühsam zurückhielt. Mit einem weichen Gesichtsausdruck, schob er den Sohn sanft von sich weg, strich ihm über den Kopf und sprach mit ihm. Der Sohn nickte und stellte sich dann steif neben seinen Vater. Sophia musterte ihn mit hypnotischer Begeisterung. Der Mann war groß und wirkte sehr sportlich. Er hatte kurze, mittelbraune Haare, die forsch in alle Windrichtungen zeigten.
Sophia musste lächeln. Solch eine Wuschelfrisur hatte ihr Ex-Freund Norbert auch immer, wenn er morgens aus dem gemeinsamen Bett gestiegen war. Sofort fesselte jedoch wieder der Vater mit seinem Sohn Sophias Aufmerksamkeit. Seine warmherzigen Gesichtszüge erweckten den Eindruck, dass es sich um einen mitfühlenden Vater handeln musste. Wäre er wohl auch ein ebenso empathischer Liebhaber?
Plötzlich entdeckte dieser attraktive Mann, dass er von Sophia beobachtet wurde. Er lächelte sie an und Sophia schaute instinktiv erschrocken weg. Hatte sie ihn mit ihrem neugierigen Blick bedrängt?
Doch der Vater nahm seinen Sohn an die Hand und ging sicheren Schrittes auf Sophia zu. Unkompliziert streckte er ihr die Hand entgegen und sprach sie an: »Guten Morgen! Ich bin Dennis, Dennis Sarindo. Das ist mein Sohn Mikey. Er kommt heute, genau wie deine Tochter, in den Kindergarten. Obwohl ich ihn schon am Mittag wieder abholen kann, kommt es uns vor, als würde er eine mehrmonatige Weltreise antreten.« Dennis lachte, aber das Lachen klang bitter.
Sophia schüttelte seine Hand und antwortete erfreut: »Ich bin Sophia Rigard mit meiner Tochter Anna. Es ist richtig, dass auch sie heute zum ersten Mal hierhin geht. Die Umstellung fällt auch uns sehr schwer.« Sophia merkte, dass sich ihre Gedanken nur noch schwerfällig von Dennis Sarindo lösen ließen und sie daher auf einfachen Smalltalk zurückgreifen musste.
»Ich schätze, uns fällt es nachher schwerer als unseren Kindern, die bald beim Spielen die Zeit und hoffentlich auch uns vergessen werden«, grinste Dennis. Sophia nickte nur. Nun hatte ihr Gehirn völlig ausgeschaltet.
Dennis schien ihre Sprachlosigkeit auf die belastende Situation zurückzuführen, denn er legte seine Hand tröstend auf Sophias linken Oberarm. »Dann schlage ich mal vor, dass wir beide gleich noch einen Kaffee in der Selbstbedienungsbäckerei an der Ecke zusammen trinken und uns gegenseitig trösten sollten.«
Sophia wollte instinktiv ablehnen und formte im Geiste schon die Absage: »Ich kann leider nicht. Meine Tochter wartet.« Sie merkte jedoch, bevor sie ihre Gedanken laut aussprach, dass dies für die Vormittage in der Woche nicht mehr gelten würde. Schnell nickte Sophia daher.
Plötzlich hörte sie das laute Klacken, das vom Aufschließen einer schweren Glastür verursacht wurde.
»Nun geht es los«, stöhnte Dennis auf. Die freundliche Kindergartenleiterin Frau Gerald hielt die Tür auf und ließ die Neuankömmlinge mit ihren Eltern hinein.
»Wir haben Zeit und warten, bis die Ersten reingegangen sind, nicht wahr Sophia? Ich werde meinen Mikey noch früh genug los«, lachte Dennis verschmitzt.
»Ja, das ist der erste von vielen Abschieden in dem Leben mit unseren Kindern«, stimmte Sophia schweren Herzens zu.
Dennis lachte auf. »Schau mal, einige Mütter haben verkrampfte Gesichter und versuchen, ihre Trauer und Sorgen zu verbergen. Die Frau da drüben hat gerade eine Träne von ihrer Wange weggewischt.«
Sophia gefiel nicht, dass er sich über den Abschiedsschmerz der Mütter lustig machte, und wollte gerade protestieren, als sie die feuchten Augen von Dennis entdeckte. Als er dazu noch entschuldigend jungenhaft die Schultern hochzog, musste Sophia grinsen. »Ja, erheben Sie sich ruhig über die Frauen, Dennis. Vermutlich wollen Sie nur mit mir einen Kaffee trinken, damit ich Sie trösten kann.«
So langsam mussten auch Sophia und Dennis mit ihren Kindern durch die große Glastür in das Kindergartengebäude gehen. Anna und Mikey, die vor ihnen hergingen, redeten schon die ganze Zeit sehr quirlig miteinander und rannten im Gebäude sofort in das Spielzimmer, was verlockend bereits vom Eingang einsehbar war. Nachdem sie die Kindergartenleiterin begrüßt hatten, wurde die Eingangstür hinter ihnen geschlossen.
»Schau mal, unsere Kinder haben uns schon fast vergessen. So gut, wie sich die beiden vorhin schon verstanden haben, werden sie noch dicke Freunde«, freute sich Dennis ganz offensichtlich.
»Ja, hoffentlich ändert sich das nicht, wenn wir uns verabschieden«, zweifelte Sophia noch. »Vielleicht ist Ihr Mikey etwas selbstständiger erzogen worden. Da ich alleinerziehend bin, kann ich das von Anna leider nicht behaupten.«
»Mikey wurde von mir und seinen Großeltern eher verhätschelt als erzogen. Wenn er sich hier als Gleichberechtigter unterordnen soll, wird deine Anna bestimmt besser abschneiden.«
Sophia wunderte sich, dass Dennis ganz ungeachtet ihres Siezens einfach bei dem Duzen blieb. Hörte er etwa gar nicht genau auf das, was sie sagte oder überging er einfach nur forsch die Wünsche anderer?
Da Sophia daher nicht sofort antwortete, reagierte Dennis feinfühlig: »Wenn Sie wollen, können wir auch gerne bei dem Siezen bleiben. Aber ich bevorzuge besonders in Ihrem Falle ein persönliches Duzen. Das macht doch vieles einfacher und persönlicher.«
»In meinem Falle?«, fragte Anna verwundert nach, erhielt jedoch keine Erklärung mehr, da die Eltern jetzt gebeten wurden, der Kindergartenleiterin Frau Gerald zu folgen.
Während die Kinder bereits freudig in ihrem Spielzimmer die Bauklötze, Puppen, Stofftiere, Zelte und Kuschelecken ausprobierten, wurden die Eltern durch die Räume geführt. Sophia hörte jedoch nur mit einem halben Ohr zu. Die bevorstehende Übergabe der Tochter, die sie über drei Jahre nicht aus den Augen gelassen hatte, stand unmittelbar bevor. Zudem hielt auch Dennis ihre Gedanken mit seiner warmherzigen, offenen Art besetzt.
»So, liebe Eltern, nun haben Sie gesehen, wo sich Ihr Kind morgens vergnügen wird. Ich will Ihnen nichts vormachen, der Abschied in den ersten zwei bis drei Tage wird sich erfahrungsgemäß in manchen Fällen hart gestalten. Danach funktioniert es jedoch einwandfrei. Wir haben für diese Tage zwei zusätzliche Pädagogikfachkräfte hier, sodass Ihre Kinder besonders intensiv betreut werden können. Machen Sie sich also bitte keine Sorgen, es wird in jedem Falle funktionieren. Für Ihre Kinder ist es zudem sehr wichtig, sich mit Gleichaltrigen messen und beschäftigen zu können. Jetzt verabschieden Sie sich bitte kurz von den Kindern und gehen dann schnell heraus. Längere Verabschiedungszeremonien machen es Ihnen und Ihren Kindern erfahrungsgemäß nur noch schwieriger.«
Zu den Kindern gewandt rief Frau Gerald: »So liebe Kinder, eure Eltern gehen jetzt. Heute Mittag holen sie euch wieder ab und bis dahin spielen wir hier zusammen und gehen auch gemeinsam in den Garten. Wenn ihr euch noch verabschieden wollt, müsst ihr das jetzt tun.«
Kaum hatte Dennis den Spielraum betreten, da rannte sein Mikey schon so schnell es seine kleinen Beinchen erlaubten auf ihn zu und klammerte sich an ihn.
Mikey schluchzte laut auf: »Ich will nicht hier bleiben. Ich habe schon alles gesehen und will lieber zu Oma und Opa. Die sind sicher auch ganz traurig, dass sie nicht mit mir spielen können.«
Auch Anna kam auf Sophia zu. Ihre Wangen hatte die verräterische Rotfärbung, die für gewöhnlich einen Weinanfall ankündigte. Aber Anna schien tapfer bleiben zu wollen.