Skrupellose Liebe - Gabriele Böing - E-Book

Skrupellose Liebe E-Book

Gabriele Böing

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Beschreibung

Tanja hat sich gerade aus den Folgen ihrer Fehler befreit, da trifft sie auf einen Mann, der ihr Herz und ihre Gedanken sofort erobert. Doch seine Vorstellungen von einer gemeinsamen Zukunft werfen für Tanja unüberwindbare Probleme auf. Zudem verfolgt auch ihr neuer Chef skrupellos und beharrlich gegen ihren Willen sein Ziel. Als Tanja bemerkt, dass sie manipuliert wird, ist es fast schon zu spät... Ein spannender Roman für das Herz!

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EPUB
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Seitenzahl: 101

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

KAPITEL 1

Tanja drückte ihre fünfjährige Tochter Marie innigst an sich. Nie wieder würde sie es riskieren, Marie abgeben zu müssen. Nie wieder würde Tanja ihrer geliebten Tochter das antun und sie vernachlässigen. Marie hatte genug Trauriges in ihrem jungen Alter erlebt. Ihre Tochter hatte inzwischen diese schwierigen Zeiten verdrängt und tat so, als hätten sie niemals stattgefunden. Als wäre all das nur ein kurzer, nächtlicher Albtraum gewesen. Aber Tanja hatte sich geschworen, ihrer Tochter zukünftig nur noch ein unbelastetes Leben zu bieten und Marie alle Wünsche zu erfüllen.

Marie wandte sich geschickt aus der Umarmung ihrer Mutter heraus. „Mama, meine Freundin wartet schon mit ihren neuen Zaubermalstiften auf mich. Die hat sie gestern zum Geburtstag bekommen. Heute wollen wir ganz viele wunderschöne Bilder damit malen. Mama, wir müssen jetzt ganz schnell los.“ Marie hopste erwartungsvoll vor Tanja herum und ihre Augen strahlten vor Vorfreude.

„Es ist schön, dass deine Freundin die Stifte zum Kinderhort mitbringen darf. Ich bin schon ganz neugierig auf dein Bild, das du damit malst.“ Tanja freute sich jeden Tag erneut, dass die katastrophale Vergangenheit Maries Lebensfreude nicht dauerhaft gedämpft hatte.

„Mama, schenkst du mir auch ganz viele Zauberstifte, wenn ich wieder Geburtstag habe?“

Tanjas Herz verkrampfte sich plötzlich schmerzhaft bei dieser Frage ihrer Tochter. Bedauernd sah sie ihre Tochter mit den braunen unschuldig-bittenden Augen an: „Ich versuch‘s, Marie! Wenn ich Glück habe, bekomme ich bald wieder einen Job und dann schenke ich dir so viele Zauberstifte, wie du willst!“

„Au ja!“ Marie schien die zurückhaltende Vorsicht in der Antwort ihrer Mutter überhört zu haben. „Ich bin so froh, dass du wieder ganz gesund bist, Mama!“ Maries Augen strahlten Tanja voll ehrlicher Liebe und unerschütterlichem Vertrauen an.

Tanja hingegen musste mit den Tränen kämpfen. Schuldgefühle und Scham übermannten sie. Nach der Trennung von ihrem höchst manipulativem Freund Lars vor gut einem Jahr hatte Tanja trotz ihrer gemeinsamen Tochter Marie völlig den Halt unter den Füßen verloren. Lars hatte durch seine jahrelangen Drogen- und Alkoholexzesse einen krankhaften Verfolgungswahn ausgebildet. Tanja verstand noch immer nicht, warum sie schleichend und Stück für Stück seinen Glauben an die Bösartigkeit und Böswilligkeit aller Menschen übernommen hatte.

Die verheerenden Folgen für Tanja waren ebenfalls Verfolgungsängste, ein völlig zerrüttetes Selbstbewusstsein, den Verlust der Stelle als Tierpflegerin im örtlichen Zoo und der darauf folgende Absturz in die Alkoholsucht.

„Mama, bist du fertig? Können wir jetzt endlich losgehen?“, unterbrach Marie Tanjas schwere Gedanken.

„Ja, los geht‘s!“ Tanja streichelte Marie noch sanft über den Kopf, nachdem sie die Wohnungstür sorgfältig von außen verschlossen hatte. Sie wohnten seit wenigen Monaten in einer kleinen Wohnung im ärmlichen Hochhausviertel von Bochum. Für Tanja war dieses gemeinsame Reich, das nur ihr und ihrer Tochter gehörte ein himmlischer Palast. Es war eine neue Chance für sie und Marie nach all den schrecklichen Monaten des letzten Jahres, wieder ein normales gemeinsames Leben zu führen. Der Kinderhort war noch das Beständigste gewesen, was ihrer Tochter in dieser Zeit geblieben war. Tanja hatte ihrer Ängste mit Alkohol zu bekämpfen versucht, bis das Jugendamt ihr Marie weggenommen und in eine gute Pflegefamilie gebracht hatte.

Auf dem Weg zum Bus plapperte Marie munter drauflos. „Du brauchst mich heute also nicht ganz so früh abzuholen wie sonst. Ich will ganz lange malen!“

„Gut, Mäuschen.“ Obwohl es Marie in der Pflegefamilie nicht schlecht gegangen war, wollte sie nicht mehr darüber reden. Mit einer mehrmonatigen Entzugstherapie und einer eigenen Wohnung hatte Tanja ihre Tochter unter der Bedingung wiederbekommen, auch weiterhin abstinent zu bleiben und ein geordnetes Leben zu führen. Tanja war unendlich dankbar für die neue Chance und würde es diesmal schaffen und das auch ohne Mann.

„Du kommst doch auch morgen zum Elternabend?“, fragte Marie lautstark ihre Mutter im Bus.

„Natürlich werde ich auch da sein!“

„Wird Papa auch kommen?“ Ein trauriges Bedauern schwang in Maries Stimme mit.

Tanja atmete tief ein. „Nein, Marie. Papa ist noch immer im Krankenhaus. Wenn er ganz gesund geworden ist, wird er vielleicht am nächsten Elternabend teilnehmen.“ Tanja tat diese Lüge weh. Sie bezweifelte stark, dass Lars jemals so genesen würde, dass er am normalen Leben ohne seine übergroßen Ängste oder Alkoholrausch teilnehmen können würde. Zudem glaubte sie auch nicht, dass Lars plötzlich sein Interesse an seiner Tochter und ihrem Leben entdecken würde.

„Aber Papa hat mich doch auch lieb?“, bohrte Marie weiter.

„Bestimmt“, antwortete Tanja gegen ihre eigene Überzeugung. Sie konnte sich einen vertrauenden, liebevollen Lars mit klarem Verstand einfach nicht vorstellen.

Aber Marie schien beruhigt zu sein und quatschte unbedarft ihre frisch gewonnenen Erkenntnisse aus dem Kinderhort heraus: „Jungs sind sowieso alle doof. Das sagt auch meine beste Freundin.“

Tanja musste lächeln. Auch sie war inzwischen zu der Überzeugung gelangt, dass es ohne einen Mann durchaus ein besseres und einfacheres Leben für sie und ihre Tochter werden könnte.

„Wir sind gleich da, Marie. An der nächsten Bushaltestelle müssen wir aussteigen.

Nachdem Tanja ihre Tochter im Ganztagskinderhort abgegeben hatte, schrieb sie wie jeden Tag Bewerbungen an die Zoos. Als erfahrene Tierpflegerin für Zootiere gab es nur wenige mögliche Arbeitsplätze in ihrer Gegend. Wenn sie ihrer Tochter finanziell ein normales Leben bieten wollte, blieb ihr wohl kaum eine große Wahl, als sich auch bei entfernteren Zoos zu bewerben. Dann müssten Tanja und ihre Tochter auch einen Umzug in Kauf nehmen. Sie würde für das Wohlergehen ihrer Tochter alles in Kauf nehmen. Jedoch das zweite Problem war der Kinderhort. Hortplätze waren überall in Deutschland knapp und womöglich kaum mit dem geringen Tierpflegergehalt finanzierbar. Ohne eine Ganztagsunterbringung von Marie würde Tanja jedoch nicht arbeiten können. Und selbst bei einer Ganztagsbetreuung war es als Tierpfleger schon schwierig eine Stelle zu erhalten, die geregelte Arbeitszeiten in Abhängigkeit von der Kinderbetreuung bot. Die Zootiere brauchten auch am Wochenende und am Abend Futter, unabhängig davon, ob die eigentliche Arbeitszeit der Tierpfleger dann schon zu Ende war.

Plötzlich drehte sich alles um Tanja und ein starker Drang nach dem betäubenden und beruhigenden Alkohol machte sich in ihr breit. Auf dem Weg zu einem finanziell normalen und ruhigen Leben schien sie unüberwindbare Hindernisse lösen zu müssen, aber sie wollte kämpfen. Wenn sie an ihren aufkeimenden Wunsch nach Alkohol dachte, schüttelte Tanja abwehrend den Kopf. Niemals würde sie nochmals mit einer Droge ihr Leben und das ihrer Tochter zerstören. Tanja nahm sich vor, ihre Gefühle und Schwierigkeiten am Abend bei dem Treffen der Anonymen Alkoholiker zum Thema zu machen.

KAPITEL 2

Nachdem Tanja an diesem Abend ihre Tochter bei einer älteren, sehr hilfsbereiten Nachbarin in guter Obhut wusste, fuhr sie, wie jeden Donnerstag, zum Treffen der Anonymen Alkoholiker in die Nachbarstadt.

Durch die Verspätung des Busses erreichte sie den Gruppenraum erst, als das Treffen schon begonnen hatte. Leise drückte sie daher die Klinke herunter und schlich sich in das Zimmer, in dem der Gruppenleiter Sebastian bereits die zwölf Traditionen der Anonymen Alkoholiker vorlas. Bei Tanjas Eintreten stockte er und sechs Augenpaare schauten Tanja teils neugierig, teils wohlwollend an.

Tanja räusperte sich. „Entschuldigung. Der Bus aus Bochum hatte Verspätung und...“ Tanja stockte. Ihr Blick konnte sich nicht von einem offenbar neuen Teilnehmer lösen. Dieser Mann strahlte sie mit einem neckischen Gesichtsausdruck an. Seine hellblauen Augen waren das Auffälligste, aber nicht das einzig Faszinierende an ihm. Das markante Gesicht, die halblangen dunkelbraunen Haare sowie sein offensichtlich durchtrainierter Körper strotzten nur so vor gesunder Männlichkeit.

„Hey, Tanja...“, holte sie der Gruppenleiter Sebastian wieder in die Gegenwart zurück. „Gut, dass du auch noch kommst. Wir sind heute nur wenig Teilnehmer, aber dafür haben wir Zuwachs bekommen: den Thomas.“

Damit wies Sebastian genau auf dieses Testosteronpaket Thomas, das neben sich auf einen leeren Stuhl zeigte. „Setzt dich doch zu mir, Tanja. Später erzähle ich euch auch etwas über mein Leben mit meinem engsten Freund. Mit ihm habe ich alles geteilt und er war immer da, wenn ich ihn brauchte.“ Damit zwinkerte er Tanja zu. Sie zuckte leicht zusammen und stolperte dabei über ein Stuhlbein auf ihrem Weg zu dem Platz neben Thomas. Er lachte auf und seine dunkle, starke Stimme jagte Tanja eine Gänsehaut über den Rücken. Zu dumm, dass seine Ausführungen zu seinem besten Freund gerade wie eine Liebeserklärung geklungen hatten. Anscheinend stand Thomas den Männern näher als den Frauen.

Inzwischen hatte auch Tanja am großen, rechteckigen Sitzungstisch neben Thomas Platz genommen und Sebastian las die zwölf Traditionen der Anonymen Alkoholiker bis zum Ende vor. Im Anschluss daran wurden ebenfalls die zwölf Schritte und ein passender Text von den Teilnehmern vorgetragen. Diesen für Tanja sonst so wichtigen, nahezu meditativen Teil der inneren Besinnung konnte sie dieses Mal nicht genießen. Immer wieder schaute sie aus dem Augenwinkel zu Thomas neben ihr herüber, der sehr konzentriert zuzuhören schien.

Aber auch Thomas war nicht bei der Sache. Er war fasziniert von Tanja, seit sie den Raum betreten hatte. Ihre vom Wind zerzausten, blonden langen Haare, ihre großen schokobraunen Augen und ihre schmale, zarte Figur hatten in ihm sofort Gefühle geweckt, die er für immer hatte verdrängen wollen. Am liebsten hätte Thomas sie einfach in den Arm genommen und ab sofort von allem Bösen beschützt. Vorsichtig wagte auch er während des Vorlesens einen Seitenblick zu Tanja neben ihm, die unbeeindruckt zu meditieren schien. Er stöhnte enttäuscht auf. Also war der interessierte Blick von ihr, als sie zur Tür hereingekommen war, nur Neugier und Überraschung gewesen. Enttäuscht mied er daraufhin, zu ihr herüberzusehen.

Nach einer Viertelstunde war das Vorlesen beendet und jeder durfte von seiner Woche, seinen Problemen und seinen Erfahrungen berichten, sofern er wollte. Sofort meldete sich Thomas zu Wort: „Erst einmal möchte ich mich bedanken, von euch so nett aufgenommen worden zu sein. Ich bin Thomas und trockener Alkoholiker.“ Er schluckte. Es fiel im schwer, über sich zu reden, denn inzwischen hatte er erkannt, dass er viele Fehler gemacht hatte. Thomas schämte sich deswegen, denn er hatte sich bis zu seiner Alkoholabhängigkeit doch eher für einen verstandesgeleiteten Mann gehalten, der sein Ziel ohne Umwege angesteuert hatte.

Angespannt starrte Tanja auf die liebevoll, meditativ anregende Tischdekoration. Eine dicke cremefarbene Kerze brannte mitten auf dem rechteckigen Sitzungstisch. Darunter befand sich eine einfache weinrote Serviette zum Schutz vor Wachstropfen. Eine Kanne mit Kaffee und eine mit Tee sowie einfache Plastikbecher, eine geöffnete Dosenmilch, eine aufgeklappte Würfelzuckerpackung und Zahnstocher zum Umrühren waren über den Tisch verteilt. Tanja musste lächeln. Die Zahnstocher als Löffelersatz waren ganz klar auf Sebastians Sparsamkeit zurückzuführen. Tanja hörte ihn in Gedanken leidenschaftlich argumentieren: „In diesem Döschen sind 500 Zahnstocher. Für denselben Preis würde ich gerade mal 50 Plastiklöffel bekommen.“ Recht hatte er, zumal diese Dinge von den Spenden der Teilnehmer bezahlt werden mussten.

Am Ende des Treffens ging immer ein Spendenkörbchen herum. Aber um alle Kosten zu tragen, musste der Gruppenleiter Sebastian oft Geld aus der eigenen Tasche dazulegen. Dennoch grinste Tanja, als sie sah, wie Sebastian mit dem zu kurzen Holzzahnstocher versuchte, den Zucker am Boden des Kaffeebechers zu verrühren.

Ihr Grinsen brachte Tanja jedoch ein tadelndes Räuspern von Sebastian ein. Ja, stimmte, Thomas wollte gerade mit seiner Lebensgeschichte beginnen. Tanja, die sonst stets mit Begeisterung und vorbehaltsloser Anteilnahme den Leidenserlebnissen der anderen Mitglieder lauschte, war dieses Mal jedoch kaum daran interessiert. Irgendwo um ihren Magen herum schmerzte schon die Erwartung, Thomas über seine vermutlich leidvollen Erfahrungen mit seinem „engsten Freund“ aufgeklärt zu werden. Mit großem Erstaunen spürte sie, dass es ihr wehtun würde, zu hören, dass Thomas für sie unerreichbar wäre.

„Also“, begann Thomas nach seiner bedeutungsvollen Pause. „Ich bin nicht nur Alkoholiker, sondern zu lange hirnlos umhergelaufen mit dem einzigen Ziel, etwas wert sein zu wollen.“

Tanja sah in den Gesichtern der zuhörenden Mitglieder genau das, was sie selber fühlte: Ungläubigkeit, dass dieser vor Kraft und Selbstsicherheit strotzende Mann den Eindruck hatte, nichts wert zu sein.