0,00 €
Herzlich willkommen, lieber Ausländer, in Deutschland! Du hast dich also getraut, in das Land der Brezeln, Beamten und chronisch schlechter Laune zu ziehen? Mutig! Oder vielleicht ein bisschen masochistisch? Egal, dieses Buch ist dein ultimativer (und bitterböser) Überlebensguide für den deutschen Wahnsinn.
Vergiss alles, was du über freundliche Nachbarn und unkomplizierte Behördengänge gehört hast. Hier wirst du lernen, was es wirklich bedeutet, von der "deutschen Freundlichkeit" begrüßt zu werden (Spoiler: Es hat nichts mit Freundlichkeit zu tun). Tauche ein in die faszinierende Welt der deutschen Sprache, in der Artikel das Geschlecht von Tischen und Apokalypsen bestimmen, und versuche, nicht den Verstand zu verlieren, wenn dir wieder ein Beamtenschreiben ins Haus flattert, das selbst Kafka in den Wahnsinn getrieben hätte.
Freue dich auf unvergessliche Erlebnisse in der U-Bahn, wo du lernst, dich gegen rücksichtlose Touristen (äh, Deutsche) durchzusetzen und Bekanntschaft mit Mitfahrern machst, die mit Alufolie bewaffnet sind. Entdecke die "kulturelle Vielfalt" in Marzahn, wo dich jugendliche Horden mit einem ausgeprägten Hang zum Nationalismus empfangen. Und natürlich darfst du dich auf die kulinarischen Highlights freuen: von Saumagen, bei dem man nie so genau weiß, was drin ist, bis zu gepanschtem Wein, der dir garantiert den Abend ruiniert.
Aber keine Sorge, lieber Ausländer, du bist nicht allein! Dieses Buch ist dein sarkastischer Freund, der dir zur Seite steht, während du dich durch den Dschungel der deutschen Eigenheiten kämpfst. Und wer weiß, vielleicht entwickelst du ja sogar eine perverse Art von Liebe für dieses Land, das so fies ist, dass es schon wieder faszinierend ist.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Veröffentlichungsjahr: 2025
„Ich liebe Deutschland so sehr, dass ich mich weigere, es den Deutschen zu überlassen. “
Herre, was si flüeche liden sol,
1. Vorrang der Vernunft vor religiöser Offenbarung,
Grubenunglück
Sozialismus
Die Glocke
„Perfektion ist der Tod von Mögichkeiten“
„Wir schleichen wie die Schnecken ein,
„Müde bin ich, geh zur Ruh’ –
„Es war ein wundervoller Wald,
Deutschland: Im Jahr 2022 wurden in Deutschland 69, 3 % der Siedlungsabfälle recycelt.
Deutschland: 2022 wurden 68, 5 % der Verpackungsabfälle recycelt.
Deutschland: Im Jahr 2021 lag die Recyclingquote für Kunststoffverpackungen bei 48, 4 %.
Deutschland: 2021 wurden 80, 3 % der Glasverpackungen recycelt.
Deutschland: 2021 wurden 86, 7 % der metallischen Verpackungen recycelt.
„Ich kann auch nicht immer saufen,
"Schatz, was gibt es zu essen? "
Nananananana, spendet in der Not Trost, das ist der Hawaii Toast! Den mag ich so
Noch einmal zu Spezialitäten: Es gibt einfach zu viele, um sie dir vorenthalten zu können.
2023: Der Gewinner wurde noch nicht öffentlich bekannt gegeben (Stand Oktober 2023).
Udo Lindenberg: Der Uncancelbare
Heino: Offiziell Arschloch
Endpunkt Wendler
Zitat: "Du singst wie ein nasser Sack. " (Aus einer "DSDS"-Folge)
Umstrittenes Zitat:
"Ich mag keine Türken, die nur 'Ey, Alter' sagen. "
"In Deutschland gibt es zu viele Ausländer, die sich nicht integrieren. "
"Afrika ist nicht bereit für Popmusik. "
Ein älterer Mann mit PLO-Tuch beugt sich zu dir runter und flüstert:
Du gehst also heim, bestellst einen Falafel-Teller, und denkst dir:
Plötzlich bleibt dein Blick an einem Bauzaun hängen. Davor ein Plakat:
Kommunismus à la Deutschland:
Du liest einen Artikel:
Lieber Ausländer, du fragst dich: Warum gibt es keine Autobahn-Demos?
Und dann kommt’s: Ein Flyer auf dem Boden.
Du siehst ein Haus, das halb steht, halb weggebaggert ist. Ein Schild prangt dran:
Lieber Ausländer, du begreifst langsam:
Neben dir steht ein Schild:
Die Frau neben dir klopft dir auf die Schulter:
Du fragst dich: Wie demokratisch ist diese neue Partei?
Beim Rausgehen hörst du noch, wie jemand sagt:
In der Ecke steht ein verrosteter Supermarktwagen mit einem Schild:
Ein Kind zeigt auf dich und ruft: „Mama, der Mann kommt aus dem Zukunftsraum! “
Er schrieb:
Aber – und das ist das Komische:
https: //taz. de/Betr-Kindesmisshandlung/! 359178/
https: //radentscheid-stuttgart. de/2019/04/aktion-looks-like-shit-but-we-still-get-hit/
https: //www. mpg. de/9401306/musikgeschmack
– Michel Friedman
„Nie, nie, nie wieder Deutschland“
- Antifa
Inhaltsverzeichnis
Einleitung: Du willst nach Deutschland 4
Wie wir sind 5
U8 von Neukölln nach Kreuzberg: Die deutsche Freundlichkeit 5
Leitkultur in Marzahn 7
Die Deutsche Sprache: Die Alufoliefressende Schreibmaschine 10
Was wir an uns mögen 17
Bildung: Einstürzende Aulen 17
Die Gebrüder Grimm: So deutsch wie Pizza 20
Die zwei Nerds 20
Die Zensur 23
Pädophile und Organfresser 24
Germanische Interpretation 26
Was bleibt? Deutschland! 26
Neurotische Landschaften 27
Öko: Der Wald, der Ausländer hasst 34
Recycling: Deutsche Religion 43
Wie wir uns bewegen 49
Der urdeutsche Konflikt: Radfahrer vs Motoristen 49
Autos: Protzen und Drücken 58
Bahn: Zug nach Auschwitz 67
Wie wir genießen 74
Essen: Von Saumagen bis Schweinekopfsülze 74
Digestif: Vom grässlichen Korn bis zum gepanschten Wein 85
Drogen: Sterben durch Bürokratie 89
Musik: Ist Schlager eine Atomwaffe? 94
Prominente: Dumm und Dümmer 105
Wie wir uns lieben 111
Verwaiste Kindergärten: Keinen Bock auf Kinder 111
Dating: Starren 116
Scheißeporno: Perversionen als deutsche Spezialität 116
Wie wir Politisieren 116
EU: imperial und ungerecht 116
Autoritäre Gerontokratie: Die Jungen sind egal 116
Linke: Antideutsch vs Anti-Imps 116
Konservative: Adenauer und Mutti wischen mit Merz den Boden 116
Kommunismus: Enteignet wird nur für die Autobahn 116
Weststalinismus: Genossin Wagenknecht 116
Lügenpresse: Das Medium zerstört die Demokratie 116
Korruption: In Deutschland nennt man das Spende 116
Wer wir waren 117
Die Wiedervereinigung, die es nie gab 117
Die Aufarbeitung, die es nie gab 117
Die Nazis, die logen 117
Fazit: Germany ist kotzen Scheiße – gibt es nich 117
Index 117
Straßenbild: Grau statt Kunst 120
Du, lieber Ausländer, willst nach Deutschland? Was fällt dir ein? Nur weil dir ein paar Bömbchen zu Hause auf den Kopf fallen? Nur weil dein Landstrich durch die Klimakatastrophe aussieht wie eine über Nacht im ballernden Backofen vergessene Pizza? Nur weil du mit einen 1, 2 Cent Stundenlohn nicht zufrieden bist, wie es sich für einen guten Ausländer gehört?
Ganz schlechte Idee.
Versteh mich nicht falsch. Ich bin sicher, du bist gut ausgebildet. Handwerker, Pfleger, Arzt, das was Deutschland wirklich braucht. Sicher bist du arbeitswütig bis zum Umfallen. Wahrscheinlich bist du auch ein ganz prima Typ, humorvoll, freundlich, nie um ein Lächeln verlegen?
Das ist scheißegal.
Die Deutschen werden dich hassen.
Deine nächsten Jahre werden die Hölle.
Das hier ist kein Selbsthilferatgeber. Es gibt den einen Hack, das #Mindset nicht, mit der du Deutschland durchspielst. Egal, was du tust, du wirst an folgendem Schuld sein: Diebstahl, Kriminalität generell, du wirst guten Deutsch die Arbeit wegnehmen, gleichzeitig bist du stinkend faul. Du wirst ihnen die arischen Frauen wegnehmen, weil es deine Schuld ist, dass du nicht so dumm und hässlich bist, wie ein Brandenburger an der Raststätte Prignitz West an der A24 beim Morgenbier. Gleichzeitig wirst du an jeder Vergewaltigung schuld sein. Du wirst Kinder stehen, Brunnen vergiften, die Sozialsysteme als Pfleger, Arzt und Handwerker zerstören. Du wirst die Sprache verschandeln, Weihnachten vernichten und die deutscheste aller Leitkulturen entarten. Du bist, kurz gesagt, gefickt.
Wieso dieses Buch?
Lass es mich so sagen: du bist im Krieg. Sieh auf diesen Waschbeton, den grauen Himmel, den Schilderwald. Ein Teil von dir wird hier sterben. So, wie es für Angehörige der Horror ist, nicht zu wissen, wo die gefallenen liegen, kann dieses Buch dir nur zeigen, wo du scheitern wirst. In ganz seltenen Fällen wieso. Was an Deutschland so kaputt ist, dass es eine nationale Midlifecrisis zu durchleben scheint, an dessen Ende entweder (wieder) ein mordender Teenager von Nation steht, oder ein Land, das, wie jedes andere, keinen Tobsuchtsanfall bekommt, wenn seine Bewohner minimal divers sind.
Willkommen, lieber Ausländer, in Deutschland.
Komm mit mir in die U-Bahn, lieber Ausländer. Denn dort wirst du zuerst landen. Der Führerschein, nein, die Fahrerlaubnis, die du in deinem Heimatland gemacht hast, gilt hier natürlich nicht. In der Vorstellung eines Deutschen bedeutet diese, egal ob du aus Syrien, Botswana oder Uruguay kommst, dass du gelernt hast, einen Eselwagen zu steuern. Den Esel zu drücken, wenn er zu bockig wird. Den Wagen obskur hoch mit Heu zu beladen und deine Familie oben drauf. Merk dir: Es gibt nur ein Autoland. Deutschland.
Doch du landest in der U-Bahn, mit der du von dem „Problembezirk“, der für Ausländer vorgesehen oder zur Not dazu gemacht wird, wegkommst. Die U-Bahn ist gut für dich, denn hier sind viele andere Ausländer. Das heißt keine Nazis, oder zumindest weniger. Ausländer, oder andere Minderwertige, Arme, Studenten, Frauen, Jugendliche, Linke. Alles, die nicht Manns genug sind, zwei Tonnen Stahl vor sich herzuwuchten. Du stehst vor dem Automaten am U-Bahnhof Moritzplatz und willst dir ein Ticket ziehen. Ja, genau, du hast richtig gesehen, Münzen! Die Verkehrsbetriebe nehmen auch Gulden, Kopeken, Gold. Aber ganz sicher wird deine Karte nicht funktionieren. Dein Mobiltelefon-Wallet wird dich nur irritiert ansummen: „Bezahlen hier nicht möglich. “ Eine Studie des Netzwerks „Internations“ befragte Expats, also nützliche Ausländer, nach der Digitalisierung in der Welt. Deutschland belegt hier mit komfortablem Abstand den letzten Platz. Die Expats kritisieren die mangelnde digitale Infrastruktur und die absurd komplexe Bürokratie, auf die wir noch zu sprechen kommen. Ein Befragter äußerte: "Die Digitalisierung in Deutschland ist ein Witz. " Das ist allerdings viel zu wohlwollend. Denn der Wahnsinn hat einen finsteren Plan. Dazu später mehr. 1Folgt später im Buch.
Folgt später im Buch.
Irgendwie bekommst du noch ein Ticket. Während der Automat druckt und du fasziniert diesem erschreckend analogen Vorgang zusiehst, hörst du einen Schrei den U-Bahnhof entlang hallen. Dann noch einen. Ein handfester Streit. Eigentlich ist klar, was zu tun ist: eingreifen. Du erinnerst dich an das niedliche Video, in dem zwei Katzen sich anfauchen, tatzen und ein Hund dazwischengeht. In fast allen anderen Ländern der Welt, selbst im Tierreich, werden Streits geschlichtet. Doch nicht im Reich der Deutschen. Sieh dir die Menschen an. Das Blaugrau der Wände ist noch ein Feuerwerk an Spaß gegen ihre Gesichter. Sie könnten sich mit ihren heruntergezogenen Mundwinkeln die Schuhe binden. 58 % der Deutschen nehmen sich als schlecht gelaunt wahr und sind damit wohl noch viel zu optimistisch. Aber vor allem: Niemand reagiert.
Erschrocken biegst du dich langsam an der Säule vorbei, siehst erst den einen Schreienden und dann. .. niemanden. Er übernimmt den zweiten Part gleich mit. Sein Gesicht ist so weiß, dass selbst Papier wie frisch aus dem Solarium wirkt (Zur Erklärung: Braun sein ist in Deutschland nur gut, wenn es unecht und krebserregend ist. Natürliche Bräune ist ein Kainsmal). Seine Augen blicken wirr in zwei Richtungen, er gestikuliert mit einer angekokelten Alufolie. Du bist schockiert, zu Recht. So ein reiches Land lässt seine Abhängigen, seine verrückten Freitheater spielen, anstatt ihnen zu helfen. Aber auch das, lieber Ausländer, hat System. Geduld, junger Jedi. 2Folgt später im Buch.
Folgt später im Buch.
Die U-Bahn kommt, die Türen gehen auf, du wartest höflich. Die Deutschen aber und besonders eine Dame stürmen rein, noch während andere aussteigen, und kacken sich dann an: „Erst aussteigen lassen! “ Du schaffst es gerade noch und siehst, wie die Dame, blondierte Haare, aufgespritzte Lippen, den Mittelfinger gegen die Scheibe klatscht und mit den Lippen die Worte „Fick dich doch“ formt. Deutsche werden überall außerhalb ihrer vier Wände sofort zum Touristen, das heißt, maximal unfreundlich. In einer Umfrage des Portals Weg. de wurden Touristen aus verschiedenen europäischen Ländern nach der Freundlichkeit anderer Nationen befragt. Deutsche Touristen landeten dabei nur auf Platz zwölf von 15. Besonders in Italien und Großbritannien schnitten die Deutschen mit nur 7 % Zustimmung schlecht ab. Wieder schreit jemand, nicht schon wieder. Doch zum Glück ist es nur ein anders Begabter, so hast du das jetzt zu nennen, sonst wirst du zu selbigem geschlagen. Er steigt am Alexanderplatz aus, glücklich brabbelnd. Es wird der fröhlichste Mensch sein, den du heute, diese Woche, vielleicht in diesem Jahr in Deutschland gesehen haben wirst.
Die Türen schließen sich. „Die Fahrscheine bitte! “ Ich sitze dir gegenüber und kämpfe mit meinem Abo des Deutschlandtickets, das ich bei einem Zweitdienstleister gekauft habe, weil die Bahn, als sie verordnet bekam, ausnahmsweise Menschen günstig zu befördern, strategische Inkompetenz walten ließ. Auch dazu, lieber Ausländer, später mehr. Jetzt macht sie es ungefähr so einfach, das Ticket in ihre App zu laden, wie auf Altgermanisch das Gesamtwerk von Walther von der Vogelweide zu zitieren – rückwärts:
swenn ich nun laze minen sanc!
(Herr (Gott nochmal! ), was sie an Verfluchungen erleiden soll, wenn ich nun aufhöre, sie zu besingen! )
Doch das macht nichts, zumindest für mich. Denn ich bin eine Kartoffel, so nennen wir Deutschen uns, wenn uns Herrenmensch zu cringe ist. Die Kontrolleurin, eine toughe junge Frau mit Migrationshintergrund, macht sich nicht einmal die Mühe, meinen veralteten R-Code zu scannen, den ich ihr hinhalte, um Zeit zu gewinnen. Sie sieht mich nur kurz an, der – du hast es erraten, dazu später mehr – Klassismus kickt rein wie das Crack des Drogennutzers am Moritzplatz, und sie geht weiter. Dein Ticket wird sie allerdings ganz genau untersuchen. Dir ins Gesicht sehen. Angenervt weggehen, wenn es gültig ist. Denn sie bekommt eine Prämie, ein Kopfgeld für jeden Schuldner. Und in Deutschland, wo Ausländer nach Kräften auch finanziell ganz unten gehalten werden, bist du potenziell ein guter Fang. Wie die drei anderen, die jetzt die Bahn verlassen müssen: Ein Ghettokiddie mit weißen Plastikjogginghosen, eine Mutti mit Kopftuch frisch vom Flughafen und ihr Mann mit Schiebermütze und brachialem Schnauzer. Für Solidarität kannst du nach Frankreich gehen.
Die Türen klatschen zu und sofort geht es weiter: Jetzt streiten wirklich zwei Deutsche. Du vergewisserst dich, ja, Kartoffeln. Ältere Semester. Die stehende Frau zischt den sitzenden Mann an: „Da hätte man ja aufstehen können! “ – „Da hätte man ja was sagen können! “, feuert er zurück, aber nicht direkt an sie, sondern an einen Punkt zehn Lichtjahre hinter ihrem linken Ohr. In Deutschland wird nicht darüber geredet, sondern daran vorbei. Die Entrüstung entlädt sich wie bei überkochendem, schäumendem Kartoffelwasser und spritzt alle Umstehenden an. Dass es so wenige Sitzplätze gibt, weil die CDU oder KKS, die Partei der Konservativen, Korrupten und Senilen, die Taktung der Züge reduziert hat, weil wir so wenig Geld haben, weil du, böser Ausländer, es irgendwie dem Staat geklaut hast, ist egal. In Deutschland hinterfragt man das System nicht. In Deutschland ist es eine Ehre, dem System dienen zu dürfen.
Fasziniert bist du zu weit gefahren. Vielleicht wolltest du zur Weinmeisterstraße zu Com Viet, dem lustigen 90er-Jahre-Vietnamesen mit den Fotos auf den Tischen, wo nicht nur das Interieur, sondern auch die Preise seit 30 Jahren stabil sind. Du bist drauf und dran, dein erstes, vielleicht sogar abschiebungswürdiges Verbrechen zu begehen: eine Station zurückfahren. Das darf man mit deinem Ticket nicht. Natürlich hast du das nicht gewusst, aber in Deutschland, so wirst du von der Kontrolleurin, dem BVG-Sachbearbeiter, dem Polizisten, der Richterin, dem Justizvollzugsbeauftragten, der Polizistin mit der Haube, die dich morgens um 4 abholt, und dem Zollbeamten, bevor du in Handschellen ins Flugzeug geführt wirst, hören: „UNWISSENHEIT SCHÜTZT VOR STRAFE NICHT! “
Doch jetzt bist du noch auf dem Bahnhof. Der Rosenthaler Platz ist eine Bühne für Mitte-Hipster. Alle schön, alle jung, modisch, gebildet und fast alle deutsch, deutsch, deutsch. Da, die erste Deutsche, die nicht durch dich hindurchsieht wie durch eine tote Qualle. Sie ist maximal 16, steht vor einer Boombox mit einem Mikro in der Hand, singt „People are strage, when youre a stranger…“. Ihr Blick trifft dich direkt, unangenehm direkt. Er sagt: Lass mir noch ein Like da, bevor du gegangen wirst.
Zum Glück, lieber Ausländer, denkst du dir, ist es doch ruhiger da, wo du wohnst. Du hast das Privileg, nicht in den schimmligen, drogenverseuchten, überfüllten, aber überteuerten Altbauten der Innenstädte zu wohnen, sondern in den schimmligen, drogenverseuchten, überfüllten, aber überteuerten Plattenbauten des Stadtrands. Es gibt sie überall, von Jenfeld in Hamburg, wo ein gutes deutsches Elternpaar seine Tochter jahrelang in einem fensterlosen Raum einsperrte, bis sie halb verhungert die Tapete und ihre eigenen Haare fraß und schließlich mit sieben starb – mit dem Gewicht einer Zweijährigen. Über Hasenbergl in München, das einfach nur einen unfassbar niedlichen Namen für eine Plattenbausiedlung hat. Bis zu Marzahn in Berlin.
Du steigst in Berlin vielleicht am S-Bahnhof Mehrower Allee aus, vielleicht Ahrensfelde, vielleicht Roul-Wallenberg-Straße. Wer weiß das schon, wenn alles gleich aussieht? Der Deutsche, der mit blutigem Gesicht auf dem Boden der S-Bahn rollend Mittagsschlaf hielt, war keine große Hilfe. Wenigstens hatte er keine Drogen genommen, sondern nur guten, deutschen Alkohol.
Draußen, wo sich normalerweise nach rechts und links eine als Straße getarnte Autobahn bis an beide Horizonte erstreckt, stehen heute massenweise Polizisten. So viele Helme, Schienbeinpanzer und Schlagstöcke, dass du kaum siehst, wer hier beschützt wird: 80 echte Deutsche. Sie rufen: „Öst-Öst-Östdeutschland! “ Ein Student mit einer Baumwolltasche, auf der „Germany ist kotzenscheiße“ steht, ruft zurück: „Schön, aber jetzt remigriert euch mal zurück nach Sachsen! “ Kurze Stille. Dann skandieren sie weiter. Das, was du da siehst, lieber Ausländer, ist die Zukunft. Und die hasst dich.
Die Zukunft ist es vor allem, weil alle, die hier mitlaufen, noch fast Kinder sind. Maximal 18-jährige „erlebnisorientierte“ Jungs. Ihre Pickel sind so groß und reif, dass man instinktiv in Deckung geht, sollten sie eruptieren. Ihre Freundinnen sind fast 16, eher ein Fall für das Jugendamt. Nur hinten drei ältere Männer, die genau wissen, was sie tun. Die, die später von nichts gewusst haben wollen.
Sind sind aber auch die Zukunft, weil Deutschland auf einem nationalistischen Hype ist, der die islamische Revolution im Iran aussehen lässt wie ein Malefiz-Spiel mit Oma. Ich hoffe für dich, du bist kein Muslim? Im Jahr 2024 verzeichnete das CLAIM-Netzwerk 1. 926 anti-muslimische Vorfälle in Deutschland – ein knackiger Anstieg von 114 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Oder noch schlimmer: jüdisch? Laut der Leipziger Autoritarismus-Studie 2022 stimmten 7, 2 Prozent der Befragten der Aussage zu, dass „der Einfluss der Juden zu groß“ sei, während weitere 21, 6 Prozent dieser Aussage zumindest teilweise zustimmten. Ich würde gerne „keine Angst“ sagen, wenn du keins von beidem bist, aber, lieber Ausländer, leider haben 21, 8 Prozent der Befragten in Deutschland manifest ausländerfeindliche Einstellungen.
Moment, sagst du jetzt! Vielleicht bist du Vietnamese? Koreaner? Japaner? In Berlin sind obskurerweise fast alle Blumenläden und ein guter Teil der Beauty-Salons vietnamesisch. Du hast recht, die Deutschen werden dann oft sagen, du seist fleißig. Ein Kompliment, aber nur scheinbar. In Deutschland interessiert sich niemand für Gutherzigkeit. Analytische Fähigkeiten, gar selbstständiges Denken? Suspekt. Humor? Unnütz bis entartet. Aber Arbeit! Das ist der deutsche Gott. Nur bekommst du leider auch als Ostasiate Rassismus ab. Einen positiven. Der hört sich zwar gut an, dient aber nur dazu, dich vom arischen Reinvolk abzugrenzen. Versuch mal, den da vorne, den Deutschen mit kariertem Hemd und Schnauzbart, anzusprechen, ob du seine Erstgeborene ehelichen kannst. Aber nimm den Integralhelm mit.
Geh doch ein bisschen mit den Nazis mit. Auf in Richtung Zukunft! „Wir sehen uns noch! “, wird dich einer anschreien – für den Nieselregen aus Speichel bräuchtest du ein Handtuch. Nicht nur du, auch der Mann mit blauen Haaren, die Transsexuelle, einfach jeder, der nicht weiß, deutsch und unfassbar dumm ist.
Sieh mal die Häuser an. Schick sanierte Plattenbauten, kaum etwas erinnert mehr an die graue Wüste der 90er. Neubauten, sogar die eine oder andere Geflüchtetenunterkunft. Und da – der erste Hitlergruß aus dem Fenster. Sehr clever, wenn Hunderte Polizisten vor der Tür stehen. Aber das Markenzeichen der Nazis war ja immer, dass sie das Dümmstmögliche machten – und alle trotzdem hinterherliefen. Zum Glück passiert das heute nicht mehr, schon gar nicht mit Trump, der AfD, Viktor Orbán.
Und ja, plötzlich siehst du ein Plakat: „Kein Kiez für Nazis! “ und sogar eine Gegendemo. Die Kundgebung „Patriarchat sterben lassen – Antifaschistisch kämpfen“ hat keine 80, sondern 1. 300 Teilnehmer. Und ja, auch einige Marzahner Eingeborene applaudieren ihr vom Balkon. Doch lass dich nicht täuschen. Das hier ist Berlin, nicht Taucha. Try being black in Saxony.
Es wird langsam dunkel und unruhig. „Bleibt zusammen, es gibt Übergriffe! “, schallt es von der Gegendemo. Dunkeldeutschland erwacht. Und mit ihm seine Leitkultur. Denn die ist es, die dich auflaufen, zerschellen und sinken lässt.
Die Leitkultur verkündete der baldige König von Deutschland, Friedrich Merz, im Jahre 2000 an seine Untergebenen: „Zuwanderer, die auf Dauer hier leben wollen, [haben sich gefälligst, aber ganz zackig] einer gewachsenen, freiheitlichen deutschen Leitkultur anzupassen. “
Hörst du, lieber Ausländer? Denn, wie der König – im Gegensatz zu so nicht staatstragenden Dingen wie der Wissenschaft, genauer der Soziologie und der Ethnologie – weiß, ist ein Staat ein homogener Volkskörper. Die Vorlage für die Rechtsextremisten hätte nicht steiler sein können. Nur bei einem bleiben alle still: Was ist denn eigentlich die Leitkultur?
„Nicht Multikulti“, tönt es aus dem alkoholikerfauligen Gebiss des Recken vor Penny, an dem du vorbeigehst. „Keine Parallelgesellschaften! “ Schön, aber was genau?
Ein Definitionsversuch besteht aus vier Punkten:
2. Demokratie, die auf der Trennung von Religion und Politik basiert,
3. Pluralismus und
4. Toleranz.
Ist doch gar nicht so schwer, oder? Natürlich gibt es Ausnahmen – für dich, lieber Ausländer. Der Islam gehört nicht zu Deutschland, Jesus aber schon. Die christlichen Kirchen bekommen jährlich 6, 7 Milliarden Euro (katholisch) und 6 Milliarden Euro (protestantisch/falschgläubig) an Subventionen – wie im Sozialismus! Nein, das ist nicht die Kirchensteuer. Das ist extra. Damit sind gleich die ersten beiden Punkte abgeschossen! Die zweiten? Die gelten so lange, wie alles schön deutsch ist. Wenn jemand eine andere Sprache spricht, andere Feste feiert, nicht für das germanische Vaterland sterben will oder anders aussieht – tschuldigum, tschüß.
Es dauerte dann auch nicht lange, bis Bassam Tibi, der selbsternannte Erfinder des Begriffs „Leitkultur“, „Einwanderung“ (gesteuert, geordnet) gegen „Zuwanderung“ (wildwüchsig, einschließlich illegaler Migration und Menschenschmuggels) stellte. So wie ein Soldat, der fürs Vaterland gesteuert und geordnet gefallen ist, ein Held ist, aber ein wildwüchsig, illegal fürs gegnerische Vaterland Gestorbener ein dreckiger Verräter.
Nebenbei, lieber Ausländer: Tibi hat zumindest einen kleinen Hack des Deutschtums gefunden. Wie der islamfeindliche, türkischstämmige Katzenbuchautor Akif Pirinçci, der rassistische SPDler Thilo Sarrazin oder der schwarze AfDler Achille Demagbo: als Immigrant deutscher sein als die Deutschen. Das nennt sich "Tokenism": „Ich kann kein Rassist sein, ich habe schwarze Freunde oder esse manchmal Döner (nachdem ich ihn desinfiziert habe, weil Hakan ihn angefasst hat)! “ Deutscher sein heißt rassistischer, menschenfeindlicher, abartiger. Dann mögen sie dich. Zumindest so lange, wie sie dich brauchen.
Du gibst dem Alkoholiker trotzdem eine Münze und lächelst. Er sieht dich fassungslos an. Er spuckt abfällig auf den Euro und merkt dann, dass er ihn in seiner Hand hält. Da ist das SPD-Ortsbüro. Eine Scheibe ist eingeschlagen. Olaf Scholz befiehlt von einem Plakat dahinter: „Kompetenz für Deutschland. “
Im Mai 2017 wagte es die sozialdemokratische Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, Aydan Özoğuz, die Verwendung des Begriffs "Leitkultur" zu kritisieren, da angesichts der gelebten kulturellen Vielfalt in Deutschland „eine spezifisch deutsche Kultur […] jenseits der Sprache schlicht nicht identifizierbar“ sei. Anstelle der Idee einer Leitkultur schlug sie einen „Gesellschaftsvertrag mit den Werten des Grundgesetzes als Fundament und gleichen Chancen auf Teilhabe als Ziel“ vor.
Als Deutscher musst du nun denken: "Da könnten wir ja gleich den Stalinismus einführen! " Das wusste auch Alexander Gauland, Ghoul und Ehrenvorsitzender der AfD-Fraktion, der sie dafür im Wahlkampf 2017 rassistisch beschimpfte und damit die Leitkultur besser definierte als jeder andere. Er sagte, sie könnte „entsorgt“ werden – lupenreiner Nazisprech. Aber keine Angst natürlich wurde die Anzeige eingestellt. Rassismus bleibt in Deutschland meist straffrei, lieber Ausländer.
Ansonsten versuchte sich noch gewohnt analytisch scharf Christian Lindner (FDP) an einer Definition: „Leitkultur ist, wenn man im Supermarkt trotzdem "Hallo" sagt, obwohl man gerade einen Parkplatzstreit mit dem Nachbarn hatte. “ Aha. Der Kabarettist Volker Pispers war schon näher an des Pudels Kern: „Wenn die Leitkultur wirklich leitet, warum verlaufen wir uns dann so oft? “
Aber auf den verdienten zweiten Platz kam das „blöde Wessischwein“ (Dynamo Dresden) Jan Böhmermann: „Die deutsche Leitkultur lässt sich übrigens am besten in einem All-Inclusive-Hotel auf Mallorca beobachten. “
Der Soziologe Heinz Bude stellte ernüchtert die beste Definition: „Die Idee der Leitkultur ist wie ein schlecht gemachter Zaun. Sie soll abgrenzen, lädt aber eher zum Überspringen ein. “ Warum nicht die ganz großen Kanonen rausholen? Der Philosoph Jürgen Habermas: „In einem demokratischen Verfassungsstaat darf auch die Mehrheit den Minderheiten die eigene kulturelle Lebensform – so weit diese von der gemeinsamen politischen Kultur des Landes abweicht – nicht als sogenannte Leitkultur vorschreiben. “ Im Februar 2016 urteilte sogar der stellvertretende Bundesvorsitzende der CDU, Armin Laschet, in Bezug auf flüchtlingsfeindliche Angriffe in Sachsen, „die Integration mancher Deutscher in unsere Leitkultur sei gescheitert“.
Es ist bestürzend einfach. In einer Welt von Panda-Livestreams, cloudbasierten Lieferdiensten und Memecoins gibt es die soziale Konstruktion dieser nationalen Kultur als homogenisierende, territorial gebundene Entität nicht. Jeder, der davon schwurbelt, meint einfach nur eins: Du, lieber Ausländer, sollst dich verpissen. Und: Ich bin absolut fein damit, dass Superreiche auf meine Kosten reicher werden und ich mich mit dem Hass auf Schwächere ablenke, weil das einfacher und risikoloser für mich ist. Ich bin ein ganz armes, aber trotzdem verachtenswertes Schwein.
An der Ecke vor deinem Haus knien Sanitäter. Eine Teilnehmerin der Gegendemo ist bewusstlos. Du fragst, was passiert ist.
„Keine Ahnung. Wahrscheinlich ein Schlägertrupp der Nazis. Aber als wir kamen, waren die schon weg. “
„Berlin ist hart, aber herzlich! “, lügt die Ansage in der Bahn. Aber, fragst du dich, gilt das vielleicht wenigstens für die deutsche Sprache? Du weißt schon, wie wenn man in Norddeutschland „moin“ sagt und wer „moin, moin“ erwidert, schon als Schwätzer gilt? Das geht alles, solange du aussiehst wie auf einem überhaupt nicht homoerotischen Nazi-Soldatengemälde von Will Tschech. Doch für dich, lieber Ausländer, wird die deutsche Sprache das unsichtbare Netz sein, in dem du dich verhedderst und qualvoll ertrinkst, wenn du nicht vorsichtig bist. Und unglaublich, fast irreal fleißig. Und leidensbereit. Opferberieit, wie ein Soldat, der seinen ausblutenden Kameraden durch die Mondlandschaft aus Kratern schleppt. Du willst Deutsch lernen? Gut, ich habe ein paar Aufgaben für dich. Als Agent.
Der irische Komödiant Dylan Moran leierte, Deutsch sei: „Wie eine Schreibmaschine, die Alufolie frisst und die Kellertreppe hinuntergetreten wird. “ Mark Twain, der einen Aufsatz mit dem Titel „Die Schrecken der deutschen Sprache“ verfasste, den er 1897 vor dem Presse-Club in Wien vorgetragen hat, nannte „das Studium des Deutschen ein aufreibendes und erbitterndes Unternehmen“. Er schrieb weiter: „Es gibt ganz gewiss keine andere Sprache, die so unordentlich und systemlos daherkommt und dermaßen jedem Zugriff entschlüpft. “ Und Karl V. , Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, soll vor 500 Jahren gesagt haben: „Ich spreche Spanisch zu Gott, Italienisch zu den Frauen, Französisch zu den Männern und Deutsch zu meinem Pferd. “
Kommst du vielleicht aus Griechenland, Italien oder Frankreich? Der französische Romantiker Charles Nodier schrieb 1828 über die „erhabene Emphase“ des Griechischen, „ähnlich dem Geräusch der Ströme des Peneios“. Das Italienische rolle „in seinen Silben das Rauschen der Wasserfälle und das Zittern der Olivenbäume“. Anders in der wolkenverhangenen, trostlosen Taiga nördlich der Alpen, wo die Wörter grob und konsonantenreich seien: „Ihre schallenden und holprigen Klänge erinnern an das Flüstern der Wildbäche, den Schrei der vom Unwetter gebogenen Tannen und den Lärm einbrechender Felsen. “ Bist du bereit, dich von einem Felsen erschlagen zu lassen?
Sei dir bewusst, was dir als ausländischer Agent in Deutschland blüht. Das FSI – Foreign Service Institute der USA nimmt folgende, kleine Übung, Schwierigkeitskategorieeinschätzungen, vor:
Spanisch/Französisch: Kategorie I (24-30 Wochen).
Deutsch: Kategorie II (60 Wochen für grundlegende Sprachfertigkeiten).
Arabisch/Chinesisch: Kategorie IV (88 Wochen oder mehr/Selbstmord).
Man raunt in Langley, klingonisch wäre einfacher zu lernen als deutsch! Der Knackpunkt, um es im Gutturallaut zu sagen, sind die „grundlegenden Sprachfertigkeiten“. Genauer: Wer Deutsch nicht perfekt spricht, fliegt auf. Als dumm, ländlich, minderwertig oder schlimmer: als Ausländer. Falls es dich beruhigt, immerhin bist du mit deinem Leid nicht allein. Die ganze Welt hasst Deutsch. Doch es ist eine Hassliebe. Der „Deutsche“ gilt zwar als erfolgreich und zielstrebig, aber auch als pedantisch und gefühlskalt. Im schlimmsten Falle gar als autoritär und überheblich. Im Ausland ist die deutsche Sprache ambivalent konnotiert; sie gilt oft nicht nur als hässlich und roh, sondern auch als besonders effizient – und daher als geradezu ideal für Soldaten und Ingenieure. Was dich erwartet, ist ein wahnsinniges Kasussystem: Nominativ, Genitiv, Dativ, Akkusativ. Kennst du nicht? Viele Sprachen verzichten darauf, weil man es schlicht nicht braucht? Schon, wenn die Sprache zur Verständigung dienen sollte. Doch Deutsch dient zur Abgrenzung. Natürlich hast du von den Artikeln gehört: das Mädchen ist ein Ding, der Tisch männlich, die Apokalypse weiblich. Knie nieder vor der erhabenen deutschen Logik! Oder wie wäre es mit einer Satzstellung, so variabel wie Buchstabensuppe? Im Hauptsatz („Ich gehe nach Hause“) und im Nebensatz andersherum („weil ich nach Hause gehe“). Deinen Mund darfst du verformen mit Guttural- oder Kehllauten wie in „Ach“ oder dem Zungenspitzen-, dem Zäpfchen-„R“. Typisch deutsche: die Knacklaute bei Worten, die im Anlaut einen Vokal haben, weil sich die Stimmbänder plötzlich öffnen und die angestaute Luft auf einmal entweicht. Als wolle sie sich retten.
Du hörst dich auf der Straße um. Denkst dich als guter Agent in Deutsche rein. Sie hören sich für sich normal an: blablabla – blablabla. Was du hörst, ist: KRATZKRAUTZNKRVZON – KRAGCHZIÖKKISAM!
Reicht noch nicht? Dann wirst du noch mit Umlauten (ä, ö, ü) bespuckt. Und als Bonus konjugieren wir Verben nach Person, Zahl, Zeit, Modus und Genus. Damit niemand Deutsch wirklich lernen kann. Nur können.
Oder du bist wie der Polyglott Ioannis Ikonomou, der als Übersetzer bei der Europäischen Kommission in Brüssel arbeitet. Der gebürtige Grieche spricht nicht weniger als 32 Sprachen fließend und versteht zudem sogar auch ein paar tote Sprachen wie Maya und Alt-Iranisch. Damit kannst du in Deutschland als Ausländer sogar eine unbezahlte Praktikantenstelle bekommen.
Also, zur ersten Aufgabe: Frage Menschen nach der Uhrzeit. Da, der Hipster mit Enscheißhosen im Indienlook und einer Frisur, die aussieht, als wäre sie ihm auf Meth geschnitten worden – von einem Border Collie.
„Entschuldigen Sie…“
Er geht einfach weiter. Da siehst du es, er trägt Kopfhörer. Aber er muss nichts darauf hören, um dich zu ignorieren. Jede Entschuldigung, nicht sprechen zu müssen, ist in Deutschland akzeptiert.
Der Zweite, fake Pelzkragen, Tommy-Hilfiger-Pullover, Schuhe aus totem Tier, bleibt kurz stehen.
„Entschuldigen Sie … können Sie mir sagen, wie spät es ist? “
Das kurze Stocken reicht. Eine unsichtbare Hand zieht seine Mundwinkel nach unten, er geht wortlos weg. So weit kommt es noch, dass er mit Ausländern redet.
Beim nächsten, einer Dame, die anhält, hast du die Worte schon im Kopf:
„Entschuldigen Sie Fräulein, ich möchte Sie nicht belästigen, euer Hochwohlgeboren, aber dürfte ich, wenn es Sie nicht inkonveniert, da mein Mobiltelefon nicht funktioniert und ich einen dringenden Termin beim Notar für Erbsachen habe, Sie gnädigst nach der Uhrzeit fragen? “
Doch du bist so nervös, dass das Einzige, was aus deinem Mund kommt, das hier ist:
„Fahrrad. “
Die Dame sieht dich an, macht zwei Schritte zur Seite und geht dann weiter.
Deutsch, das wird dir klar, ist keine Herausforderung, sondern ein Duell auf Leben und Tod – vielleicht an den Außengrenzen der EU. Ein Scrabble-Spiel, in dem die Tische groß wie Fußballfelder sind. Schon fährt das Ordnungsamt vorbei und mustert dich mit einem Blick, der sagt: Du passt nicht in die Ordnung.
Du musst jetzt, lieber Agent, dringend deutsch sein! Was ist das Deutscheste, das ein Mensch tun kann? Genau, du biegst in die Fleischerei „Gottschlich“ an der Schönhauser Allee im prenzlauerigsten aller Berge. Ein Name, so deutsch, wie es nur geht, und so verwirrend wie das Deutsche. Was soll das heißen – Gott auf die Schliche kommen?
Die Göttin hinter der Theke sieht dich mit strengem Blick an. Im deutschen Service ist das Äquivalent dazu diese Unsitte, bei der man die Mundwinkel hochzieht und die Augen zusammenkneift: Lächeln.
Sie sagt: „Bitte. “
Der Mann vor dir in der Schlange macht eine Handbewegung und sagt: „Bitte. “
Der hinter dir sagt, dringlich: „Bitte! “
Du sagst: „Eine Gesichtswurst, bitte! “
Die Fleischgöttin sieht dich genervt an, packt dir eine dünne Wurstscheibe ins Papier: „Bitte. “
Du sagst: „Ist das Rind? “
Sie sagt: „BITTE? “
Du sagst, als du denkst, dass sie sich mit einer Salami schlagen will: „Bitte nicht! “
Und verschwindest.
Auf Englisch hätten diese „Bittes“ folgendes bedeutet: What do you want? You go ahead. Please. Here you go. What the hell.