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Kristjan Knall

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Beschreibung

Und, was denkst du gerade? Google weiß es.   Google ist unser kollektives Unterbewusstes und unsere Schwarmdummheit. Genies? Mit Goethe gestorben. Eingebung? Mit Gott/Nietzsche gestorben. Glückstreffer? Mit Trump gestorben. Mit dem Feature Autocomplete vervollständigt Google unsere Gedanken, bevor wir sie haben. Weil andere sie gehabt haben. Und die meinen Frauen sollten:   mehr Kleider tragen Turnschuhe tragen nicht arbeiten keine Rechte haben keine Hosen tragen   Sieht so aus, als wären wir verdammt konservativ bis menschenverachtend, aber geile Sneaker müssen sein. Und es wird noch viel bunter. Islam? Angela Merkel? Deine Schwester? Heute brauchen wir keinen verkoksten Sigmund Freund mehr, der in unserem vermuteten Unterbewusstsein marodiert. Google sagt uns direkt, was wir denken. Und wir sind widerlich. Das hier wird ein Köpper in unsere kollektive Nichtintelligenz, bevor die Computer endgültig übernehmen. Nach Ray Kurzweil, "Cheffuturologist" bei Goolge, wird das um 2045 sein. Wenn man sich ansieht, was wir so verzapfen, ist das hoffentlich nicht zu spät. Google ist schon jetzt unsere Welt. Der stille Gigant, der unsere Wahrnehmung formt. Wer ist dieser Google? Was will er? Was meint er zu deiner Schwester?   Die BBC kürte 2016 in einer repräsentativen Umfrage mit 25 000 Teilnehmern aus aller Welt ausgerechnet Deutschland zum beliebtesten Land. Doch Vorurteile täuschen. Die Deutschen sind tolerant, rational und aufgeklärt? Eine kleine Suche nach "Schwule sind", "Impfen ist" und "Juden sollen" offenbart den Abgrund der Barbarei unter der dünnen Decke Zivilisation.   Aber du bist anders. Natürlich. Du bist eine Schneeflocke, absolut einzigartig? Vielleicht, aber unwahrscheinlich. Die Suchergebnisse weichen bei jedem ein wenig ab, aber die Zahlen lügen nicht. Du schon, und wenn du es nicht merkst. Was du und deine Mitmenschen wirklich denken, steht hier. Der preußische König Friedrich der zweite schrieb an Voltaire: "Das gemeine Volk modert im Schlamm seiner Vorteile vor sich hin.[…] Der Pöbel verdient keine Aufklärung." Vielleicht nicht, aber er kann sie mit einer Googleanfrage bekommen. Du bekommst ein paar Werkzeuge an die Hand, um ein kleiner Wahrsager zu werden. Niemand hat Trump vorhergesehen? Ein Blick auf Google hätte genügt. Bevor die nächste Katastrophe kommt, oder du eine wirst, weißt du Bescheid.   "Warum also soll man sich mit einem weiteren dieser Autoren treffen? Zumal der Verlag auch noch selbst davor warnt." - Der Tagesspiegel, 19.3.2013. "Fast durchgängige Meinung: Kristjan Knall hat einen Knall." - Berliner Kurier, 19.2.2013 "Vieles an Knalls Beschreibungen ist maßlos übertrieben und landet oft unter der Gürtelline." - Berliner Morgenpost, 24.3.16. "Dass er in der Verkleidung wie eine jüngere Ausgabe von Helge Schneider wirkt, war ihm nicht bewusst, ist ihm aber recht." - Süddeutsche Zeitung, 28.11.14 "Im Online-Auftritt des Berliner Kuriers hinterlässt ein Leser am 18. Februar in der Kommentarspalte hinter dem Bericht über die Flaggenverbrennung folgende Nachricht: "Für den Vogel sollten wir Berliner sammeln, um ihm ein Ticket nach Russland zu spendieren, am besten dorthin, wo der Meteorit runtergekommen ist. Oder an die Elfenbeinküste, da kann er ja dann die Menschen weiter beleidigen. Mal sehen, was die dann mit ihm machen." - Cicero, 20.6.2013   Weiteres vom Meister des Abfucks:   Berlin zum Abkacken. Eulenspiegel, 2013 111 Gründe Berlin zu hassen. Schwarzkopf, 2016 Stoppt die Klugscheißer!. Eulenspiegel, 2013 Europa ist geil, nur hier nicht. Eulenspiegel 2014   Edition Umsonst:   Fuck Berlin - A Not-Guide, 2022 Wir Lügner – wie Google uns uns entlarvt, Bookrix, 2017 Als Mehmet Yildiz: Neukölln, ein Frontbericht. Bookrix, 2017 IS-Idioten – was mal gesagt werden muss, Bookrix, 2017 Hassfick - Pick-Up Artists, Tinder, Liebe und Hass.

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Kristjan Knall

Wir Lügner

Wie Google uns entlarvt

Für deine Mudda.BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Einleitung

Frauen sollten - ?

Und, was denkst du gerade?

Google weiß es.

Google ist unser kollektives Unterbewusstes und unsere Schwarmdummheit. Genies? Mit Goethe gestorben. Eingebung? Mit Gott/Nietzsche gestorben. Glückstreffer? Mit Trump gestorben. Mit dem Feature Autocomplete vervollständigt Google unsere Gedanken, bevor wie Sie haben. Weil andere Sie gehabt haben. Und die meinen Frauen sollten:

mehr Kleider tragen

Turnschuhe tragen

nicht arbeiten

keine Rechte haben

keine Hosen tragen

Sieht so aus, als wären wir verdammt konservativ bis menschenverachtend, aber geile Sneaker müssen sein. Und es wird noch viel bunter. Islam? Angela Merkel? Deine Schwester? Heute brauchen wir keinen verkoksten Sigmund Freund mehr, der in unserem vermuteten Unterbewusstsein marodiert. Google sagt uns direkt, was wir denken. Und wir sind widerlich. Das hier wird ein Köpper in unsere kollektive Nichtintelligenz, bevor die Computer endgültig übernehmen. Nach Ray Kurzweil, „Cheffuturologist“ bei Google, wird das um 2045 sein. Wenn man sich ansieht, was wir so verzapfen, ist das hoffentlich nicht zu spät. Google ist schon jetzt unsere Welt. Der stille Gigant, der unsere Wahrnehmung formt. Wer ist dieser Google? Was will er? Was meint er zu deiner Schwester?

Die BBC kürte 2016 in einer repräsentative Umfrage mit 25 000 Teilnehmern aus aller Welt ausgerechnet Deutschland zum beliebtesten Land.i Doch Vorurteile täuschen. Die Deutschen sind tolerant, rational und aufgeklärt? Eine kleine Suche nach „Schwule sind“, „Impfen ist“ und „Juden sollen“ offenbart den Abgrund der Barbarei unter der dünnen Decke Zivilisation.

Aber du bist anders. Natürlich. Du bist eine Schneeflocke, absolut einzigartig? Vielleicht, aber unwahrscheinlich. Die Suchergebnisse weichen bei jedem ein wenig ab, aber die Zahlen lügen nicht. Du schon, und wenn du es nicht merkst. Was du und deine Mitmenschen wirklich denken, steht hier. Der preußische König Friedrich der Zweite schrieb an Voltaire: „Das gemeine Volk modert immer im Schlamm seiner Vorurteile dahin. […] Der Pöbel verdient keine Aufklärung.“ Vielleicht nicht, aber er kann Sie mit einer Googleanfrage bekommen. Du bekommst ein paar Werkzeuge an die Hand, um ein kleiner Wahrsager zu werden. Niemand hat Trump vorhergesehen? Ein Blick auf Google hätte genügt. Bevor die nächste Katastrophe kommt, oder du eine wirst, weißt du Bescheid.

 

Wir und Google

 

„Alter, ich schwöre auf meine Mutter!“, war die Versicherung von gestern. Wem das zu stumpf ist, der benutzt Suchmaschinen. Und vertraut statistisch anderen Menschen mehr. Logisch, eine Suchmaschine sind die Vorschläge aus dem Leben der anderen. Wer vertraut und googelt am meisten? Die Dänen, wie immer. Können wir bitte mal deren gesamtes Sozial- und Wertesystem kopieren, bevor wir hier das Vierte Reich ausrufen und gegen die Wand fahren?

 

Die Sozialforscher Esteve Sanz and Juraj Stančík fanden heraus, dass Google besonders bei existenziellen Ängsten gefragt wird. Wenn die Welt unterzugehen scheint, bei Tsunamis, Coups, und der Trennung von den Lomardis, ist es die neue Kristallkugel. Deswegen sind viele der Antworten bei Google so verdammt finster:

 

warum ist...meine nase immer zu

warum ist...meine freundin so dumm

warum ist...meine periode braun

warum ist...meine periode schwarz

 

Zeit ist ein Faktor. „Warum ist meine scheiße grün?“ hat in den USA Hochkonjunktur zwischen fünf und sechs Uhr morgens, während „Wie rolle ich einen Joint?“ zwischen ein und zwei Uhr nachts die Frage der Wahl ist.ii Große und kleine Dramen, die zu peinlich für jeden anderen sind, eröffnet man Google. Und Google merkt sich das. Google Privacy existiert nicht. Alles, was du schreibst, wird gelesen, und nie vergessen.iii Verstecken war gestern: Google weiß sogar, wann du wo bist. Restaurants, Schwimmbäder, sogar Puffs: Immer mehr Etablissements zeigen an, wann die meisten Besucher zu erwarten sind. Nein, du musst dafür dein Handy nicht benutzen. Dabei haben reicht. Auch ausgeschaltet. Ja, selbst ohne Akku. Die einzige Art, wie du dein Handy mitnehmen kannst ohne beschattet zu werden, ist in einem Kühlschrank.iv

 

Also Vorsicht beim „egosurfen“. Wer wird nicht neidisch, wenn hinter den Namen eines Schwarms bei Google „Freundin“ auftaucht? Das heißt viele Frauen haben deinen süßen Fratz gegoogelt. Durch Google erkennen wir das Bewusstsein anderer, und unseres im Verhältnis dazu. Es ist das Gegenteil der Echokammer auf Twitter, Facebook oder im Chemtrail-Forum. Man kann grässlich andere Meinungen lesen, nur um zu wissen, was man hasst, und was man minimal weniger hasst. Niemand zensiert, oder besser fast niemand. Außer Google.

 

 

Wer ist dieser Google?

 

Dein Freund. Zumindest wenn man es googelt. In Englischen wurden bis vor kurzem noch „Skynet“ und „God“ angezeigt. Jetzt hat die unsichtbare Hand das gelöscht. Ist Google der strafende alt-testamentarische eifersüchtige spaßbefreite Gott, oder eines der Millionen lustigen dauerbekifften Hindumonster? Ist es das Chaos, oder synchronisiert es sich wie Metronome untereinander?

 

Google grinst. Wenn du während des Jobs (außer an Überarbeitung) stirbst, bekommt dein Kind 50% des Gehaltes für die nächsten zehn Jahre. Wenn es in krakeliger Schrift einen süßen Zettel schreibt, dass es morgen Geburtstag hat und Papi bitte frei haben soll, passiert das schon mal. Google Street View hat uns mit seinen unheimlichen Filmwägen die Welt ins Wohnzimmer gebracht. Winkende Nakte in Schweden, die Gang in Baltimore, oder fixende Junkies in der Vancouver Eastside – sie alle sitzen mit dir an Tisch. Sogar die Wüste können wir uns rein ziehen, dank kamerabestückter Kamele.

 

Mehr als 20 Milliarden US-Dollar scheffelt Google im Jahr aus Werbung, das ist mehr als alle großen Fernsehsender der USA zusammen. Wirtschaftsmagazinen gefällt das, deswegen wählte Fortune Google 2014 zum besten Unternehmen. Das dritte Mal in Folge. Google antwortete schnuckelig, dass es eher eine Hunde-, als eine Katzenfirma sei. Auf Spaß und Komfortzone wird ganz viel Wert gelegt. Mitarbeiter haben Entspannungsräume, Gemeinschaftsaktivitäten und eine Reputation fast wie Hollywoodstars. Wäre es nicht minimal verbrannt, wäre das Firmenmotto garantiert: „Kraft durch Freude“.

 

Als Google am 16. August 2013 fünf Minuten nicht funktionierte, brach der globale Internettraffic um 40% zusammen. Wir sind so abhängig von Google, wie von keinem anderen Unternehmen. Das allein ängstigt. Ist Google böse? Googlesucks.com ergibt keinen Treffer, Google hat die Domain gekauft. Verschwörungstheoretiker aller Länder vereinigt euch! „Don't be evil“, war lange Zeit das Firmenmotto Googles. Von dem hat sich die Mutterfirma Alphabet nun aber offiziell verabschiedet. Eine Bosheit mit Ansage?

 

In der Contraspalte steht auf jeden Fall, dass Google Kampfroboter hergestellt hat. Bei Boston Dynamics, den bösen Nerds, die die Roboter durch den Schnee gejagt und getreten haben. Wenn dass unsere Computer-Overlords in der Zukunft sehen werden, können wir uns schon mal warm und gepolstert anziehen. Aber Google hat das Projekt eingestellt, und dafür die Altersforschung bei Calico - zusammen mit Apple! - aufgenommen. Das Ziel ist simpel, aber so ambitioniert wie nichts seit dem Feuer: Den Tod besiegen.

 

Verlage hassen Google wie die Pest. Sie meinen, Google klaut ihnen Inhalte. Sie wollten eine Beteiligung in Deutschland zum Beispiel mit dem Leistungsschutzrecht erpressen. Google verlinkte kurzerhand nicht mehr auf die Verlage, woraufhin deren Werbeeinnahmen fast komplett weg brauchen. Klar, hat Google da eine Monopolstellung. Aber ganz ehrlich, dies das, wer braucht schon Verlage? Würde jemand jenseits der AFD wirklich Axel Springer nachweinen? Wird in der Süddeutschen Werbung von Berichten eher getrennt als auf Buzzfeed?v Wer würde die Tiraden der Frankfurter Allgemeine gegen die bösen Kommunisten, Ausländer und dieses Internet vermissen? Andererseits: Für alle Bücher in den USA zahlte Google gerade einmal 125 Millionen US-Dollar.

 

Richtig dreckig wirds bei den Steuern. Allein das französische Finanzministerium fordert 1,6 Milliarden Euro von Google. Das sind eine Menge Austern und Schampus. Frankreich geht noch schärfer vor als Großbritannien. Dort hatte sich Google auf eine Zahlung von 172 Millionen Euro geeinigt. Für die manisch neoliberalen Engländer ist das ein ganz schön dicker Klopper. Google hat von 2007 bis 2009 wahnwitzige 3,1 Milliarden Dollar Steuerersparnis ergaunert. Anders kann man das nicht sagen, bei all den Briefkastenfirmen in den Niederlanden, Irland und den Bermuda-Inseln. In Fachkreisen heißt das Double Irish, oder das holländisches Sandwich. Da geht das Gemeinwesen kotzen.

 

Wie funktioniert dieser Google?

 

Zwei Millionen Suchanfragen brät Google pro Minute durch, eine einzige davon braucht mehr Rechenleistung als die Apollo Mission zum Mond. 2010 wurde Google Instant eingeführt, da machte sich Google nicht mehr die Mühe, 10 Resultate anzuzeigen, sondern nur noch 4. Wahrscheinlich wollte Google uns weniger blamieren. Hat leider nicht geklappt. Solange wir hier das Sagen haben, blamieren wir uns bis zum Anschlag.

 

Was vorgeschlagen wird, hängt davon ab, wo du dich befindest, und was du bisher gesucht hast. Wenn du zufällig Thailandfan bist und eine Massage suchst, wirst du auch die einschlägigen Ergebnisse bekommen. Im letzten Schritt entscheidet Google, was relevant ist. Wie genau das funktioniert, bleibt ein Geheimnis. Es gibt einige „Freshness Layers“, bei denen das, was gerade viel gefragt ist, auch über lange populärem auftaucht. Teilweise kann schon Stunden nach einem Ereignis, zum Beispiel einem Tsunami, oder einer Erlöserrede von Kanye West, die Reihenfolge verändert werden. Wer sich der Googlefilterblase und „personalisierter“, also auf Datenraub basierender Werbung nicht unterwerfen will, der kann Suchmaschinen wie Startpage.com Nutzen. Leider macht die keine Vorschläge, und die meisten Monitoristen bringen auch nicht die digitale Zivilcourage auf sie zu nutzen. Daher verwende ich für alle Suchen Google mit gelöschten Cookies, leerem Profil, allerdings Ortsbestimmung Berlin. Man kann nicht alles haben.

 

Google passt nicht alles in den Kram. Es gibt geschützte Gruppen: Rasse (ja wirklich), Ethnie, Hautfarbe, Nationalität, Religion, Behinderung, Geschlecht und Alter. Außerdem werden all die bösen Ausdrücke weg gefiltert, „die Fotze soll...“, wird also keine Resultate liefern. Im Englischen ist Google um einiges prüder als im Deutschen. Auch „Muslims are terrorists“ wird im Deutschen beantwortet. „Lesbians are“ erscheint im Englischen leider nicht, im Deutschen aber sehr wohl, und grandios beantwortet.vi In China verschwinden nicht nur Ausdrücke, sondern auch ein großer Teil der Nachrichten. Unter anderem dafür sprechen in China nun mehr Menschen Englisch als in den USA. Dafür hat sich Google eine Menge Schelte anhören müssen. Es fährt aber nach dem Motto, besser ein wenig Information, als keine – und vor allem keine Werbeeinnahmen von 1,2 Milliarden Kunden.

 

Wenn das Schaltjahr und Ostern auf einen Tag fallen, wir können aber auch Einträge geändert werden. Für manche Leute ist Google Autocomplete ein echter Albtraum. In Frankreich wurde ein Kläger bei Gericht noch vor abgeschlossenen Verfahren als Vergewaltiger und Satanist vorgeschlagen. Sicher nicht so angenehm, aber für einen, der ein berechtigtes Interesse hat, kommen eine Millionen, die einfach scheiße sind und es nicht zeigen wollen. Leute, so gelangweilt sind, dass sie zum Spaß aus dem Flugzeug springen zum Beispiel. Ein Skydiving Unternehmen hatte zum Beispiel die Worte Tod und Unfall als Vorschläge hinter seinem Namen. Es beschwerte sich. Und nichts geschah. Weil eben einige Leute bei ihnen in den Tod gestürzt waren.

 

Gänzlich unappetitlich wird es beim runterladen. Wikileaks bot seine Dokumente über Torrents an, ein Netzwerk wo Nutzer direkt von Nutzern Herunterladen. Google Autocomplete erwähnt das mit keinem Wort, weil diese Netzwerke auch für illegales Downloaden benutzt werden können. In Zweifel steht Google auf der Seite des Geldes. Aber Google ist nicht unhackbar. Wer fanatisch genug ist, kann die Sucheinträge verändern. Die leicht rassistische Amazonwebsite Mechanical Turk lässt einen hunderte Subunternehmer finden. Wenn 100 Leute immer nur stumpf „ist ein Idiot“, nach Donald Trump einhacken, so wird das früher oder später auf Google auftauchen.

 

Soll Google nun mehr verbieten, oder alles ungefiltert durchlassen? Redefreiheit, oder Opferschutz? Da kommen wir seit tausenden Jahren zu keinem Kompromiss. Tabus sind aber immer Gründe für Komplexgeplagte, sich zu profilieren. Wer kein Hakenkreuz aus dem Fenster hängen darf, wählt eben AFD. Google sollte unzensiert zeigen können, wie grässlich wir sind.

 

 

Wie funktionieren wir?

 

“I suppose it is tempting, if the only tool you have is a hammer, to treat everything as if it were a nail.”

 

Abraham H. Maslow, Toward a Psychology of Being

 

 

Ich

 

Abbildung 1: Laut Copyrightwahn muss ich sagen, dass das von Goolge ist. Gilt - erschreckenderweise - für alle anderen Bilder, wo es nicht anders vermerkt ist.

 

„Ich will“ ist nicht nur für den gepflegten Rammsteinfan ein muss. Wie behämmert wiederholen Sie am Ende eines ihrer letzten annehmbaren Lieder diese zwei Worte: „Ich will“ ist in der Konsumwahngesellschaft „Ich bin“. Wir wenden uns an Google weil wir was wollen. Wir machen alles weil wir was wollen. Ein ganz dickes Tzorri an alle Goths und Depressiven, aber so lange ihr noch lebt, wollt ihr. Und die Frage ist: Was willst du, Alter? Handy? Potte? Nein, dich. Zielsicher entscheiden wir uns für die kitschigste aller Varianten. Ich will schlechten Geschmack. Wo ist der Deinhard?

Da ist es schon fast wieder erfrischend, wenn einige „Deutsch lernen“ wollen. Das werden doch nicht die Legastheniker von der AfD sein? Mit Knallern wie: „Verpflichtende Sprachkurze auf hohem Niveau für alle Einwanderer...“; viii oder „Erst mal schöne drei worte zum zweiden was bitte ist an multikultieso toll? Für ein freues deutschland und ein europa das vaterländer!“ixDenen so viel am Deutschtum gelegen ist, doch man versteht es leider nicht, weil derbstes Sächsisch Ihr Maul entstellt? Nein, wahrscheinlich googeln das Assad- und Brexitflüchtlinge.

 

 

 

x

 

 

Wie grässlich geht es uns denn heute? Es muss schon ziemlich übel sein, wenn man das googelt. Erstens hat man niemandem zum ausheulen, zweitens – weiß man nicht mal mehr, wie es einem geht? Du bist Deutschland, du bist Robocop? „Ich fühle mich nicht gut“, ist untertrieben. Du bist vereinsamt und fertig, so geht dir das. Na klar fühlst du dich „nicht wohl“. Du hast keine realen Freunde; du bist zu faul um welche zu finden. Das, was dir den Nacken hoch kriecht ist die Gewissheit, dass du dein Leben verschwendest. Du könntest jetzt in Island nackig durch die Tundra rennen, oder Wände mit Moosgraffiti besprühen. Stattdessen wartest du auf Vorschläge von Google. Du fühlst dich krank? Moment, da haben wir seit 5000 Jahren was für, nennt sich Arzt. Aber was wissen die schon? Bestimmt findest du viel bessere Vorschläge im „Neue Germanische Medizin Forum“, nur echt mit Deppenleerzeichen. Krebs? Da helfen Vitamine! Depression? Ab an einen Kraftort (Autobahnpfeiler, Ortseingang von Finsterwalde, Berlin, U8 morgens um halb 7). Oder ist das die Art von Unwohlsein, die nicht verpflichtet? Das Aua, das weg geht, wenn keiner hinsieht? Möchtest du vielleicht einfach ein bisschen weinen? Dann bist du bei Google genau richtig. Da blamierst du wenigstens nur unsere gesamte Zivilisation. Du fühlst dich einsam? Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung. Aber lass mich raten, du suchst nur auf Facebook nach Freunden? Welches Pokemon passt zu deiner Superkraft Selbstmitleid? Mensch, ist dein Avartar nicht schön, vor allem weil er nicht 140 Kilo wiegt, „Mandy“ und „Specelle“ auf den Hals tätowiert hat, und keinen pinken Pony, der selbst Gurken-Uschi aus Halberstadt 1992 peinlich gewesen wäre?

 

Du fühlst dich „leer“. Gratulation, da hast du es (dich) auf den Kopf getroffen. Du fühlst dich nicht nur so, du bist leer. Und Google wirft dir das zurück. Du brauchst keine Suchvorschläge, du brauchst ein Leben. Studien zeigen, dass Käufer mit der Auswahl zwischen 20 Shampoos im Supermarkt kreuzunglücklich sind. Die mit der Auswahl zwischen 3 hingegen sind so glücklich, wie man sein kann, wenn Parabene einem die Haut zerfressen.xi Du bist die 20. Was du nicht brauchst, ist noch mehr Auswahl. Schließe die Augen, tippe auf ein Suchergebnis, und mach das. Wir sehen uns in Burkina Faso. Dann muss sich Google auch nicht mehr für dich schämen.

 

Kleine Funfact für Datenschutzmuffel: Wer Cookies löscht bekommt billigere Produkte angezeigt. Wenn schon totunglücklich, dann bitte günstig.

 

 

 

xii

 

Zeit für gepflegte Eskalation. Fachkreise wissen: Wenn es brennt soll man in top-desozialisierten Lagen der Bunkervorstädte und „Problemviertel“ nicht mehr „Hilfe“ schreien. Da setzen die potentiellen Retter das Kindle nicht mal ab. Aber bei „Feuer!“, kommen alle von Kampflesben in Double Denim bis zu Volprolls in – Double Denim. Nächstes mal hast du also was sinnvolles zum googeln.

Hilfe du bist „ein Junge“? Fällt dir das erst jetzt auf? Oder kannst du verboten gut tippen für vier Jahre alt sein? Und was, zum Zuckerberg, geht das Google an? Vielleicht bist du ja auch gefangen im falschen Körper. Sicher nicht angenehm. Aber was kann dir Google da helfen? Vor allem nicht einmal eine konkrete Fragestellung wie: Was kostet eine Geschlechtsumwandlung? Zahlt das auch die gesetzliche Untermenschenkrankenkasse? Auf welche Toilette muss ich dann gehen?

„Hilfe ich wachse“ sind entweder wieder die tippfertigen Vorschüler, oder die Jungen, die gerne Mädchen wären. Groß sein ist nicht feminin, deswegen ist Rambo auch 1,72cm groß.xiii Exakt 4cm über der weiblichen Durchschnittsgröße in Deutschland. Und das Szenenbild von Tom Cruise (1,70cm) wird 10% kleiner gebaut, damit er nicht als der Murkel rüber kommt, der er ist.xiv Er bekommt sogar ein Kistchen zum drauf stehen! Zurück zum Gender: Kontrollieren Transvestiten das Internet? Kontrollieren die unsere Gedanken? Wo ist die AfD, wenn man endlich irrationale Ängste hat? So viel seelenzerfressende Angst, „Hilfe, ich kann nicht mehr“. Google ist mittlerweile die gelangweilt rauchende Krankenschwester.

Bizarrometer-Neukalibrierung: „Hilfe, ich bin ein Fisch“? In welchem Universum macht das Sinn? In der super gegen Gott helfenden Alternativen-Universen-Theorie gibt es unendlich viele Paralleluniversen. Wir sind in dem, dass nur exakt wie unseres funktionieren kann: Wenn Wasser bei 4 Grad eine höhere Dichte hat, sodass sich Leben entwickeln kann, wo Schabowski sich verplappert und die Mauer ohne ein Massaker geöffnet hat, wo Neos Ausweis in Matrix am 11.September 2001 abäuft. Irgendwo in diesem genialen Plan, muss eine vereinsamte Möchtegerntranse vor dem Rechner sitzen und sich fragen, ob sie ein Fisch ist. Wenn es einen Gott gäbe würde der sich jetzt ein fünftes Bier aufmachen.

„Hilfe, ich hab meine Lehrerin“…? Da kann nur eins kommen: Nackt gesehen. Auf Buzzfeed und ähnlichen Barometern für unsere kollektive Wahnhaftigkeit kursieren zwar gerne Geschichten von heißen Lehrerinnen die Schüler vernaschen. Die sind aber meist so verlässlich wie afrikanische Nashorn-Potenzpillen. Eine nackte Lehrerin ist der Fetisch alternder Manager, die statt zu quälen mal selbst geschunden werden wollen. Sie sind aber der Alptraum der Pubertierenden. Der Antisex. Jetzt muss Google erstmal ein paar Stunden in die ganz finsteren Löcher des Internet tauchen.

 

 

 

 

 

xv

Bevor man sich erschießt vielleicht ein wenig Positives, ein bisschen Möglichkeit? Daniel Gilbert behauptet in seinem Harvardprofessor-trifft-Stoner-Werk „Stumbing on Happiness“, dass nur der Mensch Pläne schmieden kann.xvi Was also plant unsere großartige Spezies?

Devolution. Ein. Tier. „Befruchten“. Was für Creepster sind wir? Gott geht kotzen. Oder ist das ein neuer barocker Ausdruck, Jugendsprache 2017? Können wir noch tiefer sinken? Nach tausenden Jahren krakelig schreiben lernen, Musik wie sterbende Katzen produzieren (obwohl Mozart 2016 mehr CDs verkauft hat als Drake, Adele und Beyonce zusammen) und öde Theaterstücke aushalten haben wir das kulturell vorzuweisen? Wirklich gerecht wäre es andersherum. Die Tiere haben wenigstens nicht den halben Planeten auf dem Gewissen und bieten Pressmenschen zwischen Weißmehlscheiben an. Aber mal im Ernst, sind im Internet nur Transvestiten und Sodomisten unterwegs? Und Fresssüchtige?

Die dürfte interessieren, ob ein Mensch „platzen“ kann. Noch nicht genügend Burger gefuttert? Oder sind wir ambitioniert, wollen wir Wettessweltmeister werden? Takeru Kobayashi ist, ein schmächtiger Japaner und mehrfacher Weltrekordhalter Unter anderem aß er 9 kg Reisbälle in 30 Minuten und ca. 8 kg, ähm, Kuhgehirn in 15 Minuten. Er entzauberte diesen (zumindest außerhalb der Kotzpausen) ästhetischen Sport. Seine Strategie: Planen. Brötchen zerreißen, viel Wasser, exaktes Kautiming. Sein Markenzeichen ist das Wackeln mit dem Körper (der Kobayashi-Shake), um Nahrung durch die Speiseröhre zu zwängen und kompakter in seinem Magen zu verstauen.xvii Wieder ein Japaner der den Amerikanern einen Traum stiehlt.

„Kann der Mensch sich ändern“? Klar, aber du nicht. Dafür muss man mehr tun, als googeln. Zumindest bis das Internet direkt an unser Gehirn angeschlossen ist. Die „Singularität“ ist der feuchte Traum der Transhumanisten und nebenbei die digitale Unsterblichkeit. Natürlich schlägt Google Matrix vor. Nichts, was einen interessieren müsste, Tod kratzt uns ja nicht, wa? Redet man nicht drüber, weil wir voll drüber stehen, zumindest bis wir uns auf dem Totenbett vor Angst vollpissen. Können wir eh nichts machen? Sieht der Gründer von Web.de anders und spendete vor kurzem mal eben 10 Millionen Euro und landete auf Cover der Wired.xviii Die Ansage: In 10 Jahren kommt eine Spritze raus, die einen um 15 Jahre verjüngt. Da hat bestimmt niemand Interesse dran.

Stellen wir uns lieber die wichtigen Fragen; „kann der Mensch fliegen“? Ja, seit den Gebrüdern Wright 1903. Otto Lilienthal, der deutsche Pionier und Lufthansabegründer, starb übrigens an seiner Erfindung. Am 9. August 1896 stürzte Lilienthal bei Stölln am Gollenberg aus etwa 15 m Höhe aufgrund einer „Sonnenbö“ (einer thermischen Ablösung), die er nicht aussteuern konnte - und nicht etwa aufgrund eines Konstruktionsfehlers. Recht haben ist wichtiger als Sterben. Und jetzt schließt auch noch Berlin Tegel. Der Flughafen der seinen Namen trägt – und funktioniert. Harte Zeiten. Die Frage wäre, kannst du fliegen? Probiers` mal, da ist das Fenster. Wie die Ärzte 1988 in „Ohne Dich“ höflich nahe legten: „Bitte spring doch aus dem Fenster (los, spring schon!). Ich steh dann unten und ich freu` mich auf den Aufschlag!“

Das nimmt schon die nächste Frage vorweg: „Kann ein Mensch einen Hund anstecken“? Wirklich? Ich würde gerne glauben, dass es sich um Husten handelt, aber nach der ersten Tierfrage bekomme ich die Bilder nicht mehr aus dem Kopf. Deutschland, deine Wünsche werden hoffentlich nicht wahr.

Aber wer kennt das nicht. Nicht nur prollige Goldkettenchantals aus Plattensiedlungen mit „Juicy“-Hosen über einem Arsch mit dem Ausmaß eines Steinbruchs lassen sich von ihrem „Fifi“ abschlecken. Selbst gestandene Männer tun das. Die, die ihren Drecksviechern in der U-Bahn eine Sitzbank frei halten. Der Sabber läuft die Tribaltattoos runter während der „Kampfi“ im die Wulstlippen leckt. Und ja, das kann gefährlich sein. Nicht das „Hundeküsschen“ auf der nackten Haut, aber wo Schleimhäute sind, da wird’s gefährlich. Intuitiv sollte es schon einleuchten sich von nichts küssen zu lassen, dass Fäkalien frisst. Vom Lecken an anderen Hundegenitalien ganz zu schweigen. Das, was wir Ekel nennen, ist für Hunde ein Fremdwort. In der Sabber finden sich aber nicht nur E. Coli Bakterien. Als Bonus bekommt man Viren, Salmonellen und, ganz besonders angenehm, Wurmeier.xix Die ganzen lustigen Videos, wo Hunde auf dem Hintern herum rutschen? Ja, das sind Würmer. Das nächste Mal, wenn man einen Hunderomantiker sieht, kann einem also noch übler werden als sonst.