Maddrax 511 - Jana Paradigi - E-Book

Maddrax 511 E-Book

Jana Paradigi

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Deus ex machina

Während Ydiel im Kolosseum einen Kampf auf Leben und Tod bestreitet und Aruula und Quart'ol versuchen, ihm aus dem Untergrund heraus beizustehen, dürfen sie auf Matthew Drax nicht hoffen. Er hat seine Freunde im Stich gelassen, ist zusammen mit Patrem abgeflogen. Er lässt ein Rom hinter sich, das zur Todesfalle geworden ist. Denn was niemand weiß: Nur wenige Stunden noch, dann wird die Anomalie kollabieren und alles im weiten Umkreis ins Nichts reißen ...

Teil 2 des Doppelbandes

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 142

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Impressum

Was bisher geschah …

Deus ex machina

Leserseite

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Lektorat: Michael Schönenbröcher

Titelbild: Studioalef/Tsuneomp/shutterstock

Autor: Jana Paradigi und Ramon M. Randle

Datenkonvertierung eBook: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-8401-7

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Am 8. Februar 2012 trifft der Komet „Christopher-Floyd“ – in Wahrheit eine Arche Außerirdischer – die Erde. Ein Leichentuch aus Staub legt sich für Jahrhunderte um den Planeten. Nach der Eiszeit bevölkern Mutationen die Länder und die Menschheit ist degeneriert. In dieses Szenario verschlägt es den Piloten Matthew Drax, „Maddrax“ genannt, dessen Staffel durch einen Zeitstrahl vom Mars ins Jahr 2516 versetzt wird. Zusammen mit der telepathisch begabten Kriegerin Aruula erkundet er diese ihm fremde Erde. Bis sie durch ein Wurmloch in ein Ringplanetensystem versetzt werden, während der Mond auf die Erde zu stürzen droht. Matt findet Hilfe und Verbündete und die Rettung gelingt in letzter Sekunde – aber sie hinterlässt Spuren: Areale aus verschiedenen Parallelwelten tauchen plötzlich auf der Erde auf …

Matt und Aruula wissen nicht, was bei dem Wurmloch-Unfall geschah; nur, dass der Mond wieder in seinem alten Orbit ist. Vom Untergang der Kasynari im Ringplaneten-System und dass Colonel Aran Kormak mit seiner Flucht durch das Wurmloch zur Erde die Katastrophe ausgelöst hat, ahnen sie nichts. Sie entdecken fünfzig Kilometer durchmessende Areale von Parallel-Erden, die von einer hohen Dornenhecke umgeben sind, die offenbar die Vermischung beider Welten eindämmen soll. Im ersten erschien die vom Britischen Empire regierte Stadt Lancaster, im zweiten eine Metropole der Dinosaurier-Nachfahren. Im dritten herrscht die Inquisition des Vatikans über Berlin. Doch was hat diese Versetzungen ausgelöst, und kann man sie rückgängig machen? Im Zentrum der Areale scheint es eine Verbindung beider Universen zu geben.

Ein Transfer gleich nach dem Wurmloch-Kollaps blieb indes unbemerkt: Das Königreich Agartha wurde in eine Parallelwelt versetzt, in der eine Art Zombie-Virus wütet. Dort wird es zur letzten Bastion der Nichtinfizierten, ist aber für die „MX-Welt“ verloren.

Um weitere Areale aufzuspüren, nutzen Matt & Co. ein im Erdorbit installiertes Satelliten-Netzwerk, das plötzlich auftauchende Polarlichter über dem Ort der Versetzung anzeigt. Sie sind mit einem Gleiter des Androiden Miki Takeo unterwegs und können so den Pflanzenwall überwinden. So auch in Yucatán, wo die Sauroiden bereits auf Ex-Technos gestoßen sind und ein Krieg droht. Aruula findet telepathischen Kontakt zu dem Szousss Ydiel und kann mit seiner Hilfe vermitteln. Als endlich Frieden herrscht, will Ydiel die Gefährten bei ihrer Reise begleiten. Die führt – nach einem besorgten Funkruf aus dem Hort des Wissens – erst nach Schottland, wo sie einem Techno-Paten das Geschäft mit dem Zeitstrahl verderben und selbst hineingeraten, wodurch ihre Zellalterung wieder gehemmt wird, und dann nach Rom.

Die Ewige Stadt und fast die ganze Erde wurde in dieser Parallelwelt vom Archivar Patrem kontrolliert, der als Graue Eminenz die Fäden zog. Als Rom nun versetzt und vom Rest der Welt abgeschnitten wird, bringt Patrem mit einem Artefakt Matt unter seine Kontrolle und will in Agartha ein neues Machtzentrum eröffnen, während Ydiel und Quart’ol im Kolosseum um ihre Leben kämpfen sollen. Aruula versucht sie zu retten.

Deus ex machina

von Jana ParadigiundRamon M. Randle

Ein paar Monate zuvor

Patrem saß in seiner Turmkammer, eine Lupenbrille auf der Nase, und blickte mit angehaltenem Atem auf das freigelegte Stück Positronengehirn auf dem Tisch. Mit einer Hand hielt er die haarfeine Pinzette, mit der anderen den winzigen Impulsgeber. Eine kleine Berührung nur, eine minimale Abweichung, und all die Vorarbeit wäre umsonst gewesen.

Er presste die harten Lippenkanten zusammen, fokussierte sich ein weiteres Mal auf den zu treffenden Punkt und setzte den Impulsgeber schließlich genau zwischen die beiden Nervenenden auf das Kontaktplättchen auf. Elenores Augenlider zuckten. Für einen Moment öffnete sie die Augen und sah ihn an. Dann erlosch das Licht hinter der Pupille. „Fast“, wisperte der Archivar. „Fast hättest du bleiben können.“

„Schneller! Nun macht schon!“, rief Aruula. Sie zwängte sich durch den engen Abflusskanal des Aquädukt-Systems, vor ihr Quart’ol, und vor ihm die nach Hydriten-Maßstäben deutlich größere Shin’loa. Aruula konnte kaum glauben, dass die beiden von derselben Art waren. Die Hydriten dieser Welt waren viel stämmiger, größer und deutlich besser in Form.

Unrat, vermengt mit verrottenden Knochenteilen, bedeckte den Boden und klebte an Wänden und Decke. Doch Aruula wäre auch durch schlimmere Höllen gekrochen, um ihrem Freund Ydiel beizustehen.

Shin’loa hatte ihr keine großen Hoffnungen gemacht. Der Kampf zwischen dem Sauroiden und dem Gladiator mit dem blumigen Namen „Sägezahn“ hatte bereits vor Minuten begonnen. Und auf den riesigen Leinwänden, die überall in der Stadt aufgestellt waren, hatte es nicht gut für den Sauroiden ausgesehen. Dennoch musste Aruula es wenigstens versuchen. Niemand sollte allein sterben, mit dem Gedanken, zurückgelassen worden zu sein.

So gesehen war es Glück und Schicksal zugleich gewesen, dass Shin’loa sie gefunden hatte. Sie kannte sich wie kaum ein zweiter in diesem Wirrwarr unterirdischer Kanäle aus und führte sie direkt unter die Arena. Zu jener Stelle, an der ein weiterer Abwasserschacht nach oben führte, ein Regenabfluss mitten im Rund der Arena.

Benutzt hatte die Hydritin diesen Ausgang noch nie. Aber es war die einzige Möglichkeit, Ydiel in seinem verzweifelten Kampf gegen den Gladiator-Champion zu Hilfe zu eilen.

„Still jetzt. Es sind nur noch wenige Meter“, sagte Shin’loa und verlangsamte ihre Schritte.

Dann blieb sie stehen. Ein Lichtstrahl markierte die Stelle, an der eine Röhre hinauf zum Abdeckgitter führte. Als die Hydritin zögerte, drängte sich Aruula an ihr vorbei, stemmte einen Fuß gegen die Wand und drückte sich hoch. Ihre Finger fanden in den Streben Halt. Doch um einen ersten Blick in die Arena zu riskieren, musste sie sich noch dichter heranziehen. So nah, dass ihr das Gitter Muster in die Wange drückte.

Über ihnen konnte man den dröhnenden Beifall der Zuschauer hören. Das Kolosseum schien bis auf den letzten Platz gefüllt. Offensichtlich wollte sich niemand den Kampf mit dem Echsenmonster entgehen lassen, angetrieben von der voyeuristischen Gier nach Blut und Qual, die dem Menschen innewohnte.

„Was siehst du?“, fragte Quart’ol ungeduldig.

„Noch nicht viel“, gab Aruula im Flüsterton zurück.

Angestrengt spähte sie weiter hinaus. Ydiel war nun schon seit einer halben Ewigkeit in der Arena, aber so weit man es an der Reaktion der Zuschauer ablesen konnte, war der Kampf noch nicht vorbei.

Plötzlich wirbelte Staub auf. Aruula sah, wie der Sauroide, mit den Bruchstücken eines Schilds und einem Speer bewaffnet, einen wahrhaften Koloss in leichter Rüstung umtänzelte. Der Gladiator hatte im Gegenzug ein funkenschlagendes Netz und eine röhrende Motorsäge in den Händen. Kein sehr ausgeglichener Kampf. Umso heldenhafter war Ydiels Gegenwehr und Durchhaltevermögen.

„Ydiel ist am Leben!“, stieß Aruula hervor. „Noch! Ich muss zu ihm!“ Sie rüttelte probeweise am Gitter, aber das saß fest. „Wie kriegen wir dieses verdammte Ding auf?“

„Ich habe für die Bolzen in den Katakomben mehrere Tage gebraucht“, gab Shin’loa sichtlich betreten zu.

„Habt ihr denn keinen Bolzenschneider? Oder vielleicht ein Brecheisen? Meinetwegen auch Sprengstoff! Irgendetwas, mit dem wir uns den Weg bahnen können!“, rief Aruula ungehalten. Quart’ol ermahnte sie mit einem Handzeichen, leise zu sein.

Die Kriegerin von den Dreizehn Inseln wartete die Antwort nicht ab. Sie zog ihr Schwert, setzte es in einer Ecke des Gitters an und versuchte dieses aufzuhebeln. Doch das Gitter bewegte sich um keinen Millimeter.

Quart’ol, der bisher ungewöhnlich still geblieben war, kam näher und betrachtete sich die Sache. „Sie haben das Gitter verschweißt, Aruula“, stellte er fest. „Ohne effektiveres Werkzeug haben wir keine Chance.“

Ein Stampfen erklang über ihnen, als würde jemand versuchen, ein Insekt auf dem Boden zu zertrampeln. Aruula blickte erneut zwischen den metallenen Streben hindurch in die Arena.

„Ydiel!“, schrie sie gegen das Kreischen und Klatschen der Zuschauer an. Sie sah ihn nur eine Armlänge entfernt im Staub liegen und mit schmerzverzerrtem Blick in ihre Richtung blicken. Hatte er sie bemerkt?

Hilflos musste Aruula mitverfolgen, wie der Gladiator, das elektrifizierte Netz in der Linken, mit der anderen Hand seine Waffe hob und sie mit Wucht auf den Sauroiden niedergehen ließ. Ydiel riss seinen Speer hoch und versuchte das rotierende Sägeblatt abzuwehren. Natürlich brachte es ihm nichts als einen kleinen Aufschub.

Die Motorsäge jaulte auf, als würde sie selbst einen Kampfschrei ausstoßen, als die Sägezähne den Speerschaft trafen und dem Sauroiden aus der Hand rissen. Das Hartholz wurde zerfetzt und verstreute sich in alle Himmelsrichtungen. Ydiel war dem Krieger wehrlos ausgeliefert.

„Steh auf, verdammt!“, schrie Aruula verzweifelt. „Du darfst nicht aufgeben!“ Quart’ol packte sie an der Schulter, doch sie schlug seine Hand beiseite. „Lass mich! Lass mich, wenn du nicht helfen kannst!“

Der eingeölte, muskelbepackte Champion blickte gnadenlos auf sein Opfer herab und hob die schwere Säge zum finalen Stoß. Eine der Kamera-Drohnen umkreiste sensationsheischend die beiden Kämpfer und übertrug das Bild auf den riesigen Monitor. Die Schaulustigen skandierten den Namen „Sägezahn“ und kreischten abermals auf, als die Waffe auf den Sauroiden hinabfuhr.

Doch Ydiel hatte noch nicht aufgegeben! Aruula hielt den Atem an, als er sich seitwärts rollte und Sägezahns linken Arm ergriff!

Mit der Kraft des Verzweifelten riss Ydiel den Arm des Gladiators zu sich heran. Das Netz in seiner Hand folgte der Bewegung – und verfing sich in der niederfahrenden Kettensäge!

Aruula erkannte die Genialität dieser Taktik erst, als Funken aufstieben. Das elektrisch geladene Drahtgewebe wurde mit einem Ruck in den Kettenlauf gezogen, wickelte sich in Windeseile um die Säge und schließlich um den gesamten Arm des Hünen.

Der Gladiator riss ungläubig die Augen auf. Sein Körper zuckte unkontrolliert, die Pupillen kippten nach hinten, schaumiger Speichel rann ihm aus dem Mundwinkel – aber noch immer stand er.

Die Zuschauer erstarrten, und auch Ydiel stierte reglos auf seinen Gegner, bis die Kette schließlich stockte und die Säge mit einem lauten Knall explodierte. In die nachfolgende Stille des allumfassenden Entsetzens erklang ein langgezogenes Stöhnen.

Als der Hüne fiel, krabbelte Ydiel rückwärts, richtete sich schließlich auf und riss beide Fäuste in Siegerpose in die Luft.

Die Zuschauer sprangen von den Sitzen auf und brachen in frenetischen Jubel aus. Das schmächtige Echsenwesen hatte ihren mächtigen Champion besiegt!

„Ich danke dir, Wudan, dass du ihm beigestanden hast“, stieß Aruula hervor, während sie ungläubig hinaus auf die Szenerie blickte.

„Was ist los! Was passiert da draußen?“, wollte Quart’ol wissen und drängte sich neben sie an das Gitter.

„Er hat gewonnen“, sagte Aruula. „Ydiel hat tatsächlich gewonnen.“

Shin’loa zog die beiden fort von der Öffnung, während über ihnen immer mehr Kamera-Drohnen kreisten, um den neuen Champion in allen Einzelheiten einzufangen. „Das ändert die Lage“, sagte die Hydritin ernst.

„Wieso? Was meinst du?“, wollte Aruula wissen.

„Der Cesar wird bald erfahren, dass sowohl Quart’ol als auch du verschwunden seid“, erklärte Shin’loa. „Da Ydiel den Kampf überlebt hat, wird er ihn als Druckmittel oder Lockvogel einsetzen, um euch in die Hände zu bekommen. Wenn wir ihn also retten wollen, dann müssen wir das sofort tun. Sobald er in die Katakomben zurückgebracht wurde.“

„Sprich noch einmal mit deinem Vater“, forderte Quart’ol. „Welche Vorbehalte er auch hatte, dich zu unterstützen, er wird sie aufgeben müssen. Denn wenn wir bei der Rettungsaktion scheitern, ist auch euer Versteck nicht mehr sicher.“

„Wir können unser Leben nicht für jeden dahergelaufenen Hydriten riskieren“, klackte Guan’ril und fixierte Quart’ol mit grimmigem Blick. „Und erst recht nicht für ein Echsenwesen.“

„Ich habe dir gesagt, dass sie beide aus einer anderen Welt kommen“, sagte Shin’loa zu ihrem Vater. „Und diese Welt ist nun auch die unsere. Das musst du endlich einsehen und handeln, anstatt sich weiter zu verstecken!“

Guan’ril bleckte die Zähne und zischelte ungehalten. „So sprichst du nicht mit deinem Vater! Ich werde selbst entscheiden, was ich denke und tue!“

„Dann beeile dich damit! Denn lange wird es wohl nicht mehr dauern, bis die Soldaten unser Versteck gefunden haben und uns einen nach dem anderen abschlachten!“, entgegnete Shin’loa mit trotzig vorgerecktem Kinn und hoch aufragender Kopfflosse.

Erst glaubte sie, ihr Vater würde sie packen und schütteln, so wütend sah er aus. Doch dann schnaubte er nur, dass sich die Kiemen blähten, ließ die Schultern hängen und seufzte tief. „Ich hätte es wissen müssen. Nein, ich wusste es von Anfang an, dass dies hier nicht von Dauer sein würde.“

„Ihr habt euch mutig gegen die blutigen Traditionen eures eigenen Volkes gestellt und Verzicht geübt“, mischte sich Quart’ol unvermittelt ein. „Und das zum Besseren für euch und jeden, der euch gefolgt ist. Nur weil eure Zeit an diesem Ort vorüber ist, bedeutet das keinen Rückschritt. Veränderung ist im Gegenteil in den meisten Fällen etwas Gutes.“

„Abgesehen davon, dass wir angeblich aus unserer Heimat herausgerissen und in eine andere Welt versetzt wurden?“, fragte Guan’ril zynisch.

„Auch das könnte sich als euer größtes Glück herausstellen, weil es die Perspektive erweitert“, hielt Quart’ol dagegen.

Shin’loas Blick wanderte erneut zu ihm. Der dürre Hydrit hatte etwas an sich, das sie magisch anzog. Er war vielleicht kein großer Krieger, dafür aber ein echter Denker. Er besaß so viel Wissen, so viel Erfahrung und Weitsicht. Vielleicht waren das die Werte, die in der Welt, in der sie gestrandet waren, die wichtigeren waren.

„Wie sollen wir weitermachen? Wo ist der Sinn?“, erwiderte Guan’ril. „Wie es scheint, sind wir von einem Tag auf den anderen eine aussterbende Spezies geworden – der Rest einer prähistorischen Abart, die auf dieser Welt keinen Hafen kennt.“

Shin’loa blickte zwischen den Männern hin und her. Dabei hoffte sie inständig, dass Quart’ol ihren Vater überzeugen konnte, dass es nun Zeit war zu kämpfen, statt sich weiter zu verstecken.

„Hinter der Dornenhecke und den Strudeln liegt eine Welt, die euch alle willkommen heißt“, sagte Quart’ol. „Die Lebensweise des Kreises der Besinnung ist auch die unsere. Wir werden voneinander profitieren können. Und wir haben dieselben Wurzeln. Wir alle sind Hydriten.“ Er legte eine genau bemessene Pause ein, um seine Worte wirken zu lassen, und fuhr dann fort: „Gebt uns eine Chance. Gebt euch eine Chance, und wir finden einen Weg. Ich werde alles unternehmen, damit euch der HydRat Asyl gewährt.“

Guan’dril machte einen Schritt zur Seite und zeigte auf die anderen Mitglieder der Gruppe. „Was ist mit denen, die es nicht schaffen? Die ihren Blutdurst nicht besiegen können? Und was ist mit jenen, die noch immer in den Kerkern des Cesaren sitzen?“

„Aber darum geht es doch!“, schaltete sich Aruula ein, die bislang im Hintergrund geblieben war. „Wir müssen sie retten, damit sie überhaupt eine Chance haben! Deine Leute – und Ydiel! „Ihr Tonfall machte klar, dass sie nicht mehr lange warten würde. Sie würde aufbrechen, mit oder ohne Verstärkung.

Guan’ril schwieg mehrere Atemzüge lang. Dann nickte er. Shin’loa fühlte eine große Last von ihren Schultern abfallen. Ihr Vater hatte endlich Einsicht gezeigt und sich für den richtigen Weg entschieden. Die Zeit des Versteckens war vorbei.

„Ich bin einverstanden“, sagte Guan’ril. „Doch ich kann niemanden zwingen, mir und euch in einen so gefährlichen Kampf zu folgen. Die Mitglieder unserer Gruppe werden selbst entscheiden.“

Als Anführer des Kreises der Besinnung trat er einige Schritte vor, wandte sich den anderen Hydriten zu und rief mit lauter Stimme: „Das Schicksal hat uns unserer Wurzeln beraubt und in eine neue Welt versetzt. Aber unsere Herzen sind nicht verloren!“ Er spreizte seinen Flossenkamm zu voller Größe. „Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, uns auf die wahren Werte zurück zu besinnen. Und dazu gehört, über das eigene Wohl hinaus zu handeln. Unsere Brüder und Schwestern und auch ein Freund der beiden Fremden sind in Not, und nur wir können sie retten. Es wird keine heimliche Aktion wie bisher, sondern ein Kampf um Leben und Tod sein. Wer schließt sich uns an?“

Ein Raunen, Tuscheln und Klackern ging durch die Reihen der wilden Hydriten. Shin’loa konnte sehen, wie einige die Köpfe schüttelten. Andere wiederum nickten bekräftigend zu den Worten des Ältesten. Sie war stolz auf ihren Vater.

Aruula drängte erneut zum Aufbruch.

„Wer sich dagegen entscheidet, packt alles zusammen, was er tragen kann, und flieht“, fuhr Guan’ril fort. „Dieser Ort ist nicht mehr sicher. Von nun an wird das Meer wieder unsere Heimat sein. Wartet nicht auf uns. Wir werden euch später folgen – oder untergehen bei dem Versuch, das Richtige zu tun.“

Die Worte verhallten und Shin’loa dachte schon, sie und ihr Vater würden alleine auf der Seite ihrer neuen Freunde stehen, da trat der erste Hydrit vor, beugte sein Haupt vor Guan’ril und stellte sich neben ihn.

Am Ende war es ein gutes Dutzend, das mit ihnen gehen wollte. Die anderen begannen eiligst ihr Hab und Gut zusammenzusuchen.

„Bewaffnet euch!“, befahl Guan’ril den Willigen. „Sollten wir es bis hierher zurückschaffen, nehmt ihr die Fluchtwege, die direkt zum Hafen oder ins Meer führen. Es wird keine Zeit bleiben, noch einmal zurückzublicken. Es muss alles vorbereitet sein.“

„Danke“, hauchte Shin’loa in Quart’ols Richtung. Sein beschwörender Appell hatte den Ausschlag gegeben. Und es war gut so. Sie wollte lieber kämpfend sterben als wie ein Schwarm Gulpfüßler auf der Flucht zermalmt zu werden.

Quart’ol nickte ihr sachte zu. Doch sein Gesichtsausdruck war ernst. Sein Blick schien zu sagen: „Ich passe auf dich auf.“ Und dafür bewunderte sie ihn umso mehr. Ein dünner, schlauer, großherziger und tapferer Krieger. Besser, sie würde auf