Maddrax 545 - Jana Paradigi - E-Book

Maddrax 545 E-Book

Jana Paradigi

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Beschreibung

Das nächste Ziel heißt Coellen! Dort wird Rulfan sich entscheiden müssen: Kehrt er in die Parallelwelt zurück, um den Kampf gegen die Daa'muren weiterzuführen?
Die Einwohner von Coellen leiden derweil zunehmend unter der Isolation durch den Pflanzenwall. Die Anbauflächen reichten nicht aus, um auf Dauer alle zu versorgen. Doch seit einigen Wochen gibt es einen Lichtblick, denn jemand von außen schafft Güter in die Stadt, ohne dass man weiß, wie. Und welcher Plan dahinter steckt!
Rulfan und seine Freunde ahnen nicht, dass sie einer sorgsam installierten Falle entgegen fliegen ...


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Seitenzahl: 152

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Inhalt

Cover

Impressum

Was bisher geschah...

Entscheidungen

Leserseite

Vorschau

BASTEI LÜBBE AG

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Néstor Taylor / Bassols

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7517-0693-3

www.bastei.de

www.luebbe.de

www.lesejury.de

Am 8. Februar 2012 trifft der Komet »Christopher-Floyd« – in Wahrheit eine Arche Außerirdischer – die Erde. Ein Leichentuch aus Staub legt sich für Jahrhunderte um den Planeten. Nach der Eiszeit bevölkern Mutationen die Länder und die Menschheit ist degeneriert. In dieses Szenario verschlägt es den Piloten Matthew Drax, »Maddrax« genannt, dessen Staffel durch einen Zeitstrahl vom Mars ins Jahr 2516 versetzt wird. Zusammen mit der telepathisch begabten Kriegerin Aruula erkundet er diese ihm fremde Erde. Bis sie durch ein Wurmloch in ein Ringplanetensystem versetzt werden, während der Mond auf die Erde zu stürzen droht. Matt findet Hilfe und Verbündete und die Rettung gelingt in letzter Sekunde – aber etwas geht schief: Areale aus verschiedenen Parallelwelten manifestieren sich plötzlich auf der Erde...

Um diese 50 Kilometer durchmessenden Parallelwelt-Areale, die von hohen Dornenhecken umgeben sind, aufzuspüren, nutzen Matt und Aruula ein Satelliten-Netzwerk im Erdorbit. Mit ihrem Gleiter überwinden sie die Pflanzenwälle. In einem parallelen Rom treffen sie auf einen zeitreisenden Archivar namens Patrem, der mit Hilfe gefährlicher Artefakte herrschen will. Matt setzt dem ein Ende. Seine Waffen deponiert er im Hort des Wissen.

Da erscheint ein weiteres Areal: die Stadt Coellen – und mit ihr der Neo-Barbar Rulfan, ein in ihrer Welt längst verstorbener Freund, der sich ihnen anschließt.

Matts Erzfeind Colonel Aran Kormak wird derweil auf der Suche nach Verbündeten Chefexekutor der Reenschas in Glasgow. Er greift den Hort des Wissens an, eine Enklave befreundeter Retrologen und Wissenschaftler, scheitert aber und landet im Kerker. Matt und Aruula erleben mit, wie er auf der Flucht in einem Ballon von einem Artefakt verkleinert wird! Später dringt er in den Hort ein, erfährt vom Zeitstrahl und versucht ihn zu durchqueren.

Da empfängt Aruula einen Hilferuf der Pflanzenentität GRÜN. In Neuseeland treffen die Freunde auf eine botanische Seuche, die aus einer Parallelwelt herübergekommen ist. GRÜN, der für die Dornenhecken rund um die Anomalien verantwortlich zeichnet, ist dagegen machtlos. Gemeinsam mit den Hydriten – Fischmenschen, die seit Äonen auf der Erde leben – entwickelt man eine Waffe gegen die Rote Pest.

Inzwischen wissen die Archivare, dass ihre Reisen in die Vergangenheit für die Weltenwechsel verantwortlich sind: Wo immer sie ein Portal schufen, wurde die Raumzeit geschwächt und bricht nun durch den Wurmloch-Unfall auf! Spätere Generationen entwickeln ein Gegenmittel, das aus ferner Zukunft in einer Stasiskugel zurückversetzt wird und schicken Worrex, einen der ihren, zurück. Er schließt sich den Gefährten an. Doch als die Freunde die Kapsel finden, ist sie leer! Das Wesen darin hat vier Menschen okkupiert, die »Krieger des Lichts«, die einen Feldzug gegen den Weltrat in Washington führten! Nun mutieren sie zu mächtigen Wesen, die auf der Suche nach Energie eine Schneise der Verwüstung hinterlassen. In einem verfallenen Freizeitpark holen die Gefährten sie ein – und müssen sich gegen mutierte Gejagudoos erwehren. Als Worrex den Gleiter bruchlandet, können die Krieger abermals entkommen. In einer Mormonen-Siedlung bringen sie drei X-Quads in ihren Besitz, mit denen sie die letzte Etappe ihrer Reise antreten.

Es zieht die Krieger des Lichts zu einem atomaren Endlager, wo sie von Scorpocs angriffen werden und mit ihnen verschmelzen. So finden sie die Gefährten, und Worrex macht dem Wesen klar, dass es auf seiner Suche nach Energie nie Erfüllung finden kann, denn letztendlich wurde es nur für einen Zweck geschaffen: die Strahlung innerhalb der Parallelwelt-Portale zu absorbieren. Es gelingt ihm, die Kreatur zu überzeugen, mit ihnen zu kommen – in der Stasiskapsel, die der Android Miki Takeo zwischenzeitlich repariert hat.

Derart vorbereitet, machen sie sich nach Lancaster auf, um das erste Portal zu schließen – und finden eine Schreckensherrschaft der blutsaugenden Nosfera vor, die sie zunächst beenden müssen. Dann fliegen sie weiter nach Waashton, wo Worrex erkennen muss, dass sich der Weg zurück geschlossen hat und er auf der Erde festsitzt. Da meldet sich der Hydrit Quart'ol bei seinem Freund Matt: Auf dem Grund des Atlantiks ist eine Stadt aufgetaucht, in der einst der legendäre Friedensstifter Ei'don verschwand: Atlantis! Tatsächlich wurde Ei'don zurückversetzt – ein Umstand, auf den die Hydriten schonend vorbereitet werden müssen. Quart'ol zieht sich mit ihm zurück und die Gefährten fliegen weiter zum nächsten Portal auf der Halbinsel Yucatán in Mexiko, wo sie im Streit zwischen Reptiloiden und Menschen vermitteln müssen, bevor sie das Portal schließen können.

Entscheidungen

von Jana Paradigi und Ramon M. Randle

In der Parallelwelt

»Sie kommen!«, rief Lorain von Wachturm Nummer drei. Im nächsten Moment erbebte die Hecke und riss auf. Graue echsenhafte Gestalten quollen wie Eiter aus der Öffnung.

Ernando krallte seine Finger in die Zügel seines Horsays. Nie zuvor hatte ihm der pure Anblick seiner Gegner die Tränen in die Augen getrieben. Doch in diesem Moment rannen sie ihm die Wangen hinab. Denn er wusste, dass es kein Entkommen gab. Weder für seine geliebte Lorain, noch für ihn oder sonst einen Menschen. Sie waren in ihrer Stadt eingepfercht. Coellen war zu einem Gefängnis geworden, zu ihrer ganz persönlichen Todesfalle.

Maleen eilte durch die Straßen in Richtung Altstadt. Wulf lief geduckt an ihrer Seite, die Ohren angelegt, das Fell gesträubt. Und auch Maleen spürte die Gefahr in jedem Winkel der Stadt lauern. Coellen, wie sie es einst gekannt hatte, gab es nicht mehr. Der Ort, an dem sie sich an der Seite von Rulfan sicher und geborgen gefühlt hatte, war zur Hölle mutiert.

Alleingelassen mit einem Kleinkind, hatte sie sich seit einem halben Jahr ohne Rulfans Hilfe durchschlagen müssen, abgeschnitten von der restlichen Welt und ohne Hoffnung auf Besserung oder gar Rettung.

Die anfängliche Unterstützung von Nachbarn und Freunden war nach den ersten Monaten ins Gegenteil umgeschlagen. Die Menschen fingen an, sich gegenseitig zu belauern, sich abzugrenzen und zu bekämpfen. Nachdem die Nahrungsmittel knapp geworden waren und die Kriminalität ein nie gekanntes Ausmaß angenommen hatte, hatte auch Maleen ihr Haus gesichert und war ohne den Lupa nicht mehr hinausgegangen. Doch selbst solch eine Gefahr wurde irgendwann zur Gewohnheit.

Die Garde der Roten Funken unter Bürgermeister Attenau hielt zwar tapfer die Stellung, doch die Zahl der linientreuen Kämpfer reichte kaum aus, um die wichtigsten Stellungen zu schützen und gegen Plünderer zu verteidigen. Das Rathaus war zu einem Zufluchtsort geworden. Doch selbst dort waren die Spendengaben irgendwann eingestellt worden.

Einziger Lichtblick waren die Samariter –Händler, die seit kurzem wie aus dem Nichts auf dem Marktplatz auftauchten und Gemüse, Obst und sogar Fleisch gegen alles tauschten, was in ihren Augen Wert besaß. Das Problem war nur: Maleen hatte in den letzten Wochen jedes Stück ihrer kostbaren Habe bereits dafür eingesetzt.

»Warte, Wulf«, sagte sie mit gedämpfter Stimme, als der Lupa den gewohnten Weg zum Markt einschlagen wollte. Er war neben ihrem Freund Will der Einzige, der noch treu an ihrer Seite stand, ohne Klage, obwohl auch er die Veränderungen zu spüren bekam. Sein Futter musste er sich schon seit längerem in den Straßen und Winkeln der Stadt selbst erjagen. Immerhin gab es seit der Versetzung der Welt in ein Paralleluniversum aufgrund der Isolation durch die Hecke reichlich Ratzen und anderes Getier, das sich als Happen eignete.

So war das eben. Wenn es der einen Spezies schlecht erging, blühte eine andere auf deren Leichen auf. Und niemand scherte sich mehr um diese Plage. Die Energie der Leute reichte einfach nicht aus, um sich um etwas anderes als das eigene Überleben zu kümmern. Nur der Bürgermeister und seine Roten Funken hielten die Flaggen von Recht und Ordnung, Moral und Hoffnung noch hoch, so weit es eben möglich war.

Maleen hatte lange Zeit versucht, es ihnen gleichzutun. Schon, weil sie Rulfan nicht als Diebin unter die Augen treten wollte, wenn er sich wieder blicken ließ. Nicht, weil sie sein Urteil fürchtete, sondern weil sie sich diese Blöße nicht geben wollte.

Doch die Zeit hatte ihren Willen gebrochen. Heute würde sie tun, was einmal undenkbar für sie gewesen war.

Sie bog in eine Seitenstraße ein, die sie weiter nach Norden führte. Eine Gegend, die noch als relativ sicher galt, denn hier patrouillierten selbsternannte Milizengruppen. Die Menschen kannten Maleen zusammen mit ihrem vierbeinigen Begleiter und hielten Abstand. Doch ihr Gesicht brannte vor Scham, als könnte man daran ablesen, was sie vorhatte.

In dieser Gegend wohnte William Liefeld, der einzige Freund, mit dem sie sich regelmäßig auf dem Markt traf und der hin und wieder auf Leonard aufpasste, wenn sie ihn länger allein lassen musste. Doch auch dabei hatte sich ihre Einstellung zwangsweise verändert. Leo war jetzt fast zwei Jahre alt, da konnte er für eine Stunde im Haus bleiben, wenn es nicht anders ging. So wie jetzt.

Sie würde Will wie immer auf dem Markt treffen. Nachdem sie diesen Umweg zu seinem Haus gemacht hatte.

Vor einigen Wochen hatte er ihr von seiner Sammlung erzählt: Münzen und allerlei antiker Krempel, wertvoll genug, um ihn gegen Nahrung zu tauschen.

Seine Wohnung war die Nummer siebzehn. Eine Tür von vielen in dieser Wohnsiedlung. Nicht jedes der Stockwerke war nutzbar oder auf übliche Weise zugänglich. Doch die Menschen hatten Brücken gebaut oder Stiegen angebracht, um doch ein halbwegs sicheres Heim beziehen zu können. Will lebte im Keller, dem sichersten Ort hier, denn man brauchte nur einen Zugang zu bewachen.

Maleen trat in den Hauseingang. Kleine Zettel wiesen den Weg zu den unterschiedlichen Familien. Die Treppe ins Untergeschoss lag hinter stinkendem Müll; offenbar ein Versuch, die lästigen Nagetiere von den eigenen Vorräten fernzuhalten.

Wulf trat vor und schnüffelte ausgiebig. Als ein leises Quieken erklang, begann der Lupa mit beiden Vorderpfoten zu graben.

Etwas Graues flitzte zwischen den Abfällen hervor. Maleen unterdrückte einen Schrei. Wulf drehte sich blitzartig, das Maul mit den spitzen Fangzähnen in doppelten Zahnreihen aufgerissen. Ein Schnappen, gefolgt von einem letzten Quieken, dann war es vorbei.

»Schön, dass dir dein Mittagessen von selbst in den Rachen läuft«, sagte Maleen und schüttelte lächelnd den Kopf. »Ich hingegen muss dafür jetzt etwas tun, das deinem Herrn gar nicht gefallen würde.«

Der Lupa sah sie mit seinen großen Augen an, als könnte er sie verstehen. Das Band zwischen ihm und Maleen war deutlich enger geworden, seit Rulfan weg war. Doch Maleen wusste, dass Wulf seinen Herrn jeden Tag vermisste. Eine Tierseele war in dieser Hinsicht reiner, als es je eine menschliche sein konnte. Wulf liebte bedingungslos und unvermindert, egal wie viel Zeit verstreichen mochte.

Maleen beneidete ihn dafür. Denn diese Treue war begleitet von der unerschütterlichen Zuversicht, dass Rulfan wiederkommen würde. Eine Hoffnung, die Maleen kaum mehr teilte. Und deshalb musste sie handeln.

Sie drückte sich an dem Abfallhaufen im Eingang vorbei, sah sich noch einmal um und eilte dann in schnellen Schritten die Treppe hinunter.

Sie wusste, dass Will zu dieser Zeit bereits auf dem Markt stand, um sich bei der Ankunft der Händler einen Platz in den vorderen Reihen zu sichern. Trotzdem war die Zeit knapp, denn sie musste es selbst noch rechtzeitig zu ihm schaffen, um Nahrung für ihren Sohn und sich selbst zu besorgen.

Die Treppenstufen endeten an einer Tür, die mit allerlei alten Blechschildern bedeckt war. Statt eines Türgriffs ragte ein einsamer Metallstift hervor. Will trug die Klinke offenbar bei sich, als Absicherung gegen Einbrüche. Doch das Schloss darunter war weder verdeckt, noch sah es besonders kompliziert aus. Ein einfacher Zylinder, wie er in den meisten der Häuser üblich war. Maleen atmete auf.

Sie zog die Metallhaken, die sie zu Hause zurechtgebogen hatte, aus der Jackentasche und schob erst den einen vor, um den Mechanismus zu entriegeln. Danach kam der zweite, um mit ihm den Zylinder zu drehen.

Eine Fingerübung, die sie in ihrem eigenen Heim trainiert hatte. Denn wenn sie etwas machte, dann machte sie es richtig. Man mochte sie für gewöhnlich, für schwach und vielleicht auch einfältig halten, weil sie eine Frau war. Doch da irrten die Leute gewaltig. Bereits im Kindesalter hatte sie diesen Trick mit den Drähten von ihrem Vater gelernt, der davon überzeugt gewesen war, dass eine Frau sich in jeder Lage selbst zu helfen wissen musste.

»Mach dich bereit, Wulf. Gleich sind wir drin«, flüsterte Maleen ihrem vierbeinigen Freund zu und lauschte gespannt, bis das erlösende Klicken ertönte. Eine Zange, die sie in ihrer Umhängetasche mitgebracht hatte, ersetzte den Türgriff, und schon waren sie drinnen.

Ein irrationales Glücksgefühl durchströmte Maleen. Sie hatte es geschafft, hatte einen kleinen Sieg errungen in ihrem andauernden Kampf ums Überleben. Auch wenn es weder rühmlich noch ehrenhaft war, bei einem Freund einzubrechen, um ihn zu bestehlen.

Aber William hatte doch so viel, um es zu tauschen. Er würde es vielleicht nicht einmal merken, wenn sie ein paar kleinere Stücke mitnahm. Sie musste nur alles so zurücklassen, als wäre sie nie hier gewesen, und verhindern, dass er dabei war, wenn sie die Sachen später bei den Händlern versetzte.

Sie betätigte den Lichtschalter, aber es blieb dunkel. Verflixt! Entweder war das eine weitere Sicherung, oder man hatte dem Haus den Saft abgedreht. Sie würde eine Kerze und Zündhölzer finden müssen, um sich zurechtzufinden.

Vorsichtig, den Lupa an der Seite, schlich sie im Dunkeln tiefer in die Wohnung hinein. Dabei stieß sie mit dem Fuß unvermittelt gegen etwas Hartes. Vielleicht ein Stapel Bücher oder aufgeschichtete Kartons; sie wusste es nicht.

Es folgte ein dumpfer Schlag. Etwas musste zu Boden gefallen sein. Maleen gefror in der Bewegung und presste angespannt die Lippen aufeinander. Auch der Lupa hielt inne und schnüffelte.

Zwei Atemzüge lang blieb alles still. Doch als Maleen gerade weitergehen wollte, ertönte ein leises Surren, gefolgt von einem metallenen »Klick«. Einen Moment später sauste etwas durch die Luft, traf sie gegen die Brust und schleuderte sie rückwärts Richtung Eingang, während gleichzeitig das Licht und eine laute Sirene angingen.

Wulf knurrte und schnappte ins Nichts, aus Mangel an reellen Gegnern. Als Maleen am Boden vor Schmerzen aufkeuchte, lief er zu ihr und legte seinen Kopf auf ihre Schulter. Eine Geste, mit der er sie schon unzählige Male in den letzten Monaten getröstet hatte, wenn sie vor Verzweiflung in der Wohnung zusammengesunken war. Er hatte ihr die Tränen fortgeleckt und war so lange nicht von ihrer Seite gewichen, bis sie sich wieder gefangen hatte.

Doch die plärrende Sirene ließ ihr keine Zeit, sich zu beruhigen. Immerhin konnte sie nun dank des angesprungenen Generators, der die drei Glühbirnen an der Decke antrieb, etwas sehen.

Der vermeintliche Bücherstapel, über den sie gestolpert war, entpuppte sich als eine ausgeklügelte Stolperfalle. Gleichzeitig war er Auslöser für den primitiven, aber effektiven Rammbock gewesen, der nun vor Maleen von der Decke baumelte.

»Wir müssen weg hier«, keuchte Maleen und rappelte sich mühsam auf. Der Schlag gegen die Brust hatte ihr die Luft aus der Lunge gepresst und tat noch immer weh.

Doch ohne Beute würde sie nicht gehen. Gehetzt sah sie sich um. Ihr Blick streifte Regale, Schränke, Kartons – und blieb an einer Vitrine hängen, in der sich altes Porzellan, Zinnbecher und Kerzenständer befanden.

Verschlossen! Maleen kniff die Augen zusammen. Fang jetzt bloß nicht an zu heulen, du doofe Kuh. Schließlich hast du dir das selbst eingebrockt.

Sie zog die Zange abermals aus ihrer Tasche und holte aus, um das Glas zu zerschlagen. Doch dann zögerte sie. Wie weit wollte sie noch aus purer Verzweiflung gehen? Wo verlief die Grenze? Einbruch, ja. Etwas stehlen von jemandem, der genug hatte, ja. Aber rohe Gewalt anwenden, Zerstörung und Chaos hinterlassen? Das hatte sie nie gewollt. Und doch, es musste sein. Für Leonard.

Sie hämmerte die Zangenspitze gegen das Glas. Einmal, zweimal. Dann endlich zerbrach es und fiel in großen Splittern zu Boden.

»Keine Bewegung!«, erklang in nächsten Moment hinter ihr eine Stimme.

Ein halbes Jahr zuvor

»Ihr kriegt mich nicht! Ihr werdet mich nie kriegen, ihr Kleingeister!«, rief Smythe, während er, die Schallkanone vor sich haltend, durch die Hecke stapfte. Die Ranken verdorrten, sobald er sie mit der Waffe traf. In Bruchteilen von Sekunden verschwand das Leben aus dem Grün und wandelte sich in trockenes Braun. Es reichte eine kleine Berührung, um die machtvolle Dornenhecke zu zerbröseln.

Doch der Sieg war ein kurzer, denn hinter ihm schloss sich die Hecke fast sofort wieder.

»Schneller!«, trieb der Professor sich selbst an. Welle um Welle drang der unsichtbare Strahl in das Gestrüpp und zwang es nieder. Der dünne Trageriemen schnitt in seine Schulter. Smythe sah mit Unbehagen, dass die Waffe ihre Energie bereits aus dem zweiten der Trilithiumkristalle zog. Der erste war leer und hatte seinen funkelnden Glanz verloren. Und den dritten, seine Lebensversicherung, hatten sie ihm abgenommen.

Seine Flucht aus Coellen war ein Wettlauf gegen die Zeit gewesen. Ganz egal, wie viele Berechnungen er zuvor angestellt hatte, die Wahrheit war: Er vermochte nicht zu sagen, ob zuerst die Hecke ein Ende finden würde oder die Energie seiner Waffe.

So musste es sich anfühlen, wenn ein Mensch zu ertrinken drohte. Er kämpfte sich mit aller Kraft voran, um die Oberfläche zu erreichen, während das Wasser von überall her an den Körper drängte. Ein Kampf gegen eine Naturgewalt und gleichzeitig gegen die eigene Verzweiflung. Gegen diesen kleinen finsteren Gedanken im Hinterkopf, der es so verlockend erscheinen ließ, einfach aufzugeben und zu sterben.

Doch Smythe kämpfte nicht gegen Wasser, sondern gegen diese schier unüberwindbare Hecke, die sich um Coellen gebildet hatte. Gleich nachdem die Stadt in eine Parallelwelt katapultiert worden war, wie er jetzt wusste.

Aber selbst von so einer Nachricht ließ sich ein Jacob Smythe nicht in die Knie zwingen. Nicht einmal, wenn in dieser anderen Welt der verdammte Matthew Drax und seine Barbarenbraut noch am Leben waren! O nein, das hatte ihn nur noch mehr angespornt, sich seine Freiheit erneut zu erkämpfen!

Er hatte mit seinem Plan, diese Schallkanone zu bauen, alles auf eine Karte gesetzt – und gewonnen. Und wenn er erst in Freiheit war, würde er nicht ruhen, bis er den verhassten Commander erneut zur Strecke gebracht hatte!

Meter um Meter bahnte ihm die Schallwaffe einen Weg durch das undurchdringliche Grün, während es sich hinter ihm wieder schloss. Als würde er von einer Lawine aus Dornen verfolgt, die ihn zu überrollen drohte.

»Hier wird es nicht enden!«, schrie Smythe der Hecke entgegen. »Im Gegenteil, das neue Spiel fängt gerade erst an!«