Maddrax 565 - Jana Paradigi - E-Book

Maddrax 565 E-Book

Jana Paradigi

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Beschreibung

Auf dem Mars hat Wang'kul durch Chandras Erdmission von einer Waffe erfahren, mit der die kosmische Entität namens Streiter auf dem Erdmond vernichtet wurde: der Flächenräumer. Doch der befindet sich unerreichbar im Ringplanetensystem. Gibt es eine Möglichkeit, ihn zum Mars zu holen und sich damit gegen die böse Präsenz zu schützen, die Wang'kul nahen spürt?
Da ergibt sich ein weiteres Problem: Ein Erkundungstrupp der Menschen bricht nach Norden auf, um der Herkunft seiner Riesentier-Projektionen auf den Grund gehen. Bevor sie den Vulkankrater erreichen, wird Wang'kul Abwehrmaßnahmen ergreifen müssen...


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Inhalt

Cover

Was bisher geschah...

Irrwege

Leserseite

Vorschau

Impressum

Am 8. Februar 2012 trifft der Komet »Christopher-Floyd« – in Wahrheit eine Arche Außerirdischer – die Erde. Ein Leichentuch aus Staub legt sich für Jahrhunderte um den Planeten. Nach der Eiszeit bevölkern Mutationen die Länder und die degenerierte Menschheit befindet sich im Krieg mit den Daa'muren, die als Gestaltwandler ein leichtes Spiel haben. In dieses Szenario verschlägt es den Piloten Matthew Drax, »Maddrax« genannt, dessen Staffel durch einen Zeitstrahl vom Mars ins Jahr 2516 versetzt wird. Zusammen mit der telepathisch begabten Kriegerin Aruula erkundet er diese ihm fremde Erde, und es gelingt ihm, die lebende Arche, den »Wandler«, gegen dessen kosmischen Feind zu verteidigen, woraufhin sich der Wandler mit den Daa'muren ins All zurückzieht...

Während es Matt und Aruula in ein anderes Sonnensystem verschlägt, hat der Kampf gegen den Streiter dramatische Folgen: Der Mond nähert sich der Erde! Als Matt und Aruula endlich einen Weg in die Heimat finden, gelingt es mit außerirdischer Hilfe, den Mond in seine Umlaufbahn zurückzuversetzen, doch dies verursacht eine Schwächung des Raum-Zeit-Kontinuums, das in der Folge an besonderen Punkten aufbricht – dort wo die Nachfahren der Menschheit, die Archivare, in der Zeit zurückgereist sind, um Artefakte der Vergangenheit zu sammeln. Nun tauchen an den Bruchstellen Areale verschiedener Parallelwelten auf.

Zusammen mit dem Pflanzenwesen GRÜN gelingt es unseren Helden, mittels eines Tachyon-Prionen-Organismus die Risse zu versiegeln – bis eine Bruchstelle kollabiert, die nicht auf die Archivare zurückgeht und ein gewaltiges Areal um den Victoriasee in die Gegenwart versetzt. Kaiser Pilâtre de Rozier, der dort regiert, hat den Austausch beobachtet. Das Luftschiff seines Sohnes Victorius verschwand darin, während der See durch eine gewaltige Stadt ersetzt wurde. Matt und Aruula stellen fest, dass die Menschen aus dem Areal einen »bösen Keim« verbreiten; dieselbe Kraft, mit der sich auch Aruula über den Kontakt mit GRÜN infiziert hat. Als der Anführer der Dunklen, Shadar, ihr die telepathischen Kräfte rauben will, befreit er sie ungewollt von dem Keim.

Nun wollen Matt und Aruula den Tachyonen-Organismus einsetzen, um das Portal zu öffnen, doch das Wesen ist aus der Stasiskugel verschwunden! Sie vermuten Colonel Kormak dahinter, doch der kann die Schuld auf seine Assistentin Vasraa abwälzen und sie anschließend »entsorgen»... so denkt er jedenfalls. In Wahrheit überlebt sie aber und sinnt auf Rache.

Inzwischen wird die Wolkenstadt Château-à-l'Hauteur von den Dunklen angegriffen; nur Pilâtre entkommt mit einer Roziere. Da treffen die befreundeten Daa'muren Grao und Ira ein, die durch das Portal den Todesschrei eines Wandlers empfangen haben. Durch sie erlangen die Gefährten ein erstes Heilmittel: Die Splitter von Daa'muren-Kristallen können den Dunklen Keim aus den Infizierten herausholen! Pilâtre will nun schnellstens in die Parallelwelt, doch er muss sich gedulden; erst gilt es, mehr Kristalle zu bergen. Matt, Aruula und die Daa'muren fliegen zum Kratersee und kehren mit etlichen Kristallen sie zum Victoriasee zurück, wo de Rozier zwischenzeitlich versuchte, seinen Sohn zurückzuholen, aber scheiterte.

Nun ist es Zeit zu handeln! Mit der Wolkenstadt Orleáns-à-l'Hauteur erobern sie Château zurück. Nur Shadar kann sich mit seiner Gefährtin Elloa absetzen. 25 Dunkle werden gefangen genommen, die infizierten Bewohner geheilt. Doch Matt braucht weitere Hilfe – und wendet sich an Colonel Korak, der eine Eingreiftruppe gründet, die Dark Force. Kurz zuvor kommt Besuch vom Mars: Das Geistbild Chandras materialisiert und sammelt Informationen für Wang'kul, den Herrscher des Mars, der eine Bedrohung näher kommen spürt...

Irrwege

von Jana Paradigi und Ramon M. Randle

Mars, Neu-Utopia

Ich warte geduckt hinter dem Massabusch, als sich Schritte nähern. Da ist er, Umeko, in all seiner Pracht. An seiner Seite das unterkühlte Biest: Eislanze. Sie stolziert neben ihm her, als wäre sie der Hahn und nicht die Henne. Sie fühlen sich unbeobachtet. Gut so. Mal sehen, welches Ei die beiden legen wollen.

Ich schleiche näher. Lausche. Denn Wissen ist die wahre Macht. Wer alles weiß, kann die Welt lenken. Und ich weiß mittlerweile viel. Sie reden über Verantwortlichkeiten. Natürlich opfert sich die Braut und zieht an seiner statt in den Krieg. Auch wenn sie es Expedition nennen. Das ist seine Chance, in Ruhe die neue Schwarzhaarige abzuklopfen.

Nomi saß mit ihrem Sohn Scharan auf dem Schoß am gedeckten Frühstückstisch und klammerte sich an die Tasse mit heißem Kräutersud.

»Du tust ja so, als wollte ich mich der Expedition anschließen, nur um von dir wegzukommen«, sagte Nachtstimme.

Sein Tonfall war nicht einmal wütend. Eher ratlos. Und Nomi war es ebenso. Sie wusste selbst nicht mehr, was sie wollte. Was richtig war oder was falsch. Sie hasste sich dafür, was die letzten Jahre aus ihr gemacht hatten. Eine weinerliche Maus, die vor allem und jedem Angst hatte.

»Ich mache mir einfach Sorgen«, antwortete sie schließlich und schüttelte über sich selbst den Kopf. »Aber ich weiß natürlich, dass ich dich deshalb nicht zuhause einsperren kann. Dass ich nicht über dich bestimmen kann. Das will ich doch auch gar nicht.«

Nachtstimme rückte mit dem Stuhl näher an sie und Scharan heran. Er strich seinem Sohn über den Kopf, bevor er die Hand an Nomis Wange legte und ihr tief in die Augen sah. »Umeko hat uns hier in Neu-Utopia mit offenen Armen und ohne Vorurteile aufgenommen. Er hat uns ein Heim geschenkt, hat uns mit Nahrung versorgt. Wir haben an diesem Ort eine neue Familie gefunden. Jetzt ist es an mir, etwas zurückzugeben.«

Nomi schluckte bei dem Wort »Familie«. Sie hatte eine: ihren Bruder Londo und ihre Pflegemutter Chandra. Nomi machte sich immer noch Vorwürfe, dass sie nach Chandras Verschwinden nicht länger nach ihr gesucht hatten. Dennoch nickte sie und mühte sich um ein Lächeln.

»Ich verspreche dir, vorsichtig zu sein. Kein Ritt auf einem Drachenvogel oder dergleichen«, sagte Nachtstimme mit schiefem Grinsen.

»Vogels fliegen hoch«, plapperte Scharan dazwischen.

»Das tun sie, mein Sohn«, erwiderte der Waldmann sanft. »Und sie kommen mit leckerer Beute im Maul immer wieder zum Nest zurück. Also sei schön brav. Vielleicht habe ich dann auch ein Geschenk für dich dabei.«

Als Nachtstimme sich zurücklehnen wollte, streckte Nomi den Arm aus und packte ihn mit einer Hand am Nacken, zog ihn näher heran und küsste ihn voller Inbrunst und Verzweiflung.

»Bringt ihm ja kein Monster mit, hörst du?«, sagte sie, als sich Nachtstimme erhob.

»Monster! Monster!«, johlte Scharan.

Nachtstimme wiegte den Kopf. »Ich werde versuchen, Eislanze und die anderen Saat-Anhänger davon abzuhalten. Aber versprechen kann ich nichts.«

Ein letzter Blick. Ein tiefes Seufzen. Dann war er fort, und Nomi entschied, sich mit ein paar Einkäufen abzulenken.

Erfreulicherweise hatte Scharan Lust, seine neuen Spielkameraden in der Tagesstätte wiederzusehen. Bei ihrem ersten informativen Besuch hatte Nomi erfahren, dass die Kinder von Mutanteneltern nicht automatisch schon mit Kräften geboren wurden. Die überwiegende Zahl erhielt sie erst mit der rituellen Taufe, wenn sie vier oder fünf Jahre alt waren.

Ein Fakt, der es Nomi leichter machte, Scharan hin und wieder in die Tagesstätte zu geben, um Besorgungen zu machen. Auch wenn die Kinder bereits spielerisch den Erwachsenen nachzueifern versuchten, indem sie sich mit ausgedachten Superkräften bekämpften.

Du musst einfach nur durchhalten, dich anpassen, redete Nomi sich ein, während sie durch das üppige Grün in den Gassen schlenderte. Irgendwann wird es leichter. Du gewöhnst dich an all das, und es wird sich ganz normal anfühlen.

Aber in diesem Moment fühlte es sich fremd und oft auch noch beängstigend an. Egal, wie sehr Nomi sich Normalität in ihrem Leben wünschte. Selbst die übergroßen bunten Blumen, die die Hausdächer schmückten, trugen den bitteren Beigeschmack des Unnatürlichen.

»Wie wäre es mit einem Fruchteis? Ganz frisch gemacht und herrlich kühl!«, erklang es von einem der kleineren Straßenstände.

Eine Frau mit weißen Haaren winkte Nomi heran und präsentierte ihr drei verschiedene Sorten, die in einer Wanne aus gefrorenem Wasser untergebracht waren. In Elysium hätte man das Eis mit Hilfe eines technischen Aggregats gekühlt. In Neu-Utopia übernahm das ein kleiner Junge, der neben der Frau auf einem Hocker saß und seine von Frost überzogene Hand an den Wannenrand hielt.

Früher hätte Nomi ihn besorgt fortgerissen und die Hand eiligst in warme Tücher gewickelt. Doch der Junge zeigte keine Anzeichen von Schmerz, sondern blickte eher gelangweilt drein. Er mochte vielleicht zehn Jahre alt sein und verwendete seine Mutantenkräfte, als wäre es das Selbstverständlichste von der Welt.

Nomi presste die Lippen aufeinander. Unwillkürlich dachte sie an Scharan. Wie würde er es verkraften, wenn irgendwann alle außer ihm so etwas konnten? Wie würde sie ihm klarmachen können, dass er der Normale war und nicht die anderen? Würden die Kinder ihn ausgrenzen? Ihn verlachen?

»Komm und lass dir ein Lächeln ins Gesicht zaubern«, sagte die Frau und winkte erneut.

Zögerlich trat Nomi näher. Sie hatte das monetäre Prinzip in dieser Stadt noch nicht begriffen, wenn es denn eines gab. Bisher war sie mit allem versorgt worden. Man hatte ihr eine Aufgabe zugeteilt, um sich nützlich zu machen. Aber über Geld wurde nie gesprochen. Gab es das überhaupt?

»Das Eis sieht wirklich köstlich aus. Aber ich weiß nicht, wie... wie ich...«, begann Nomi und brach dann ab.

Doch die Frau schien auch so zu verstehen. Sie nickte ein paar Mal mit verschmitzter Miene. »Du bist noch relativ neu hier, hm? Ich habe dich schon ein oder zwei Mal in der Gemeinschaftsunterkunft gesehen, die für Anwärter gedacht ist. Aber da scheinst du nicht zu schlafen.«

»Das stimmt. Es ist jetzt schon einige Tage her, dass ich mit meiner Familie in die Stadt gezogen bin. Umeko war so freundlich, uns direkt eine neue Behausung zuzuweisen. Aber ich habe die neue Lebensweise immer noch nicht so ganz verinnerlicht«, gab Nomi zu, ohne weiter auf die Gründe ihrer offensichtlichen Bevorzugung einzugehen. Es tat gut, mal nicht erkannt zu werden.

»Kannst dich einfach bedienen«, mischte sich der Junge ein und deutete auf die Eissorte, die ihm am nächsten war. »Das hier ist am leckersten!«

»Runkelbeeren mit Honig verfeinert«, erklärte die Weißhaarige. »Aber für dich scheint mir gerade der herbere Tautropfen die richtige Sorte zu sein. Der hilft, wenn einem etwas auf der Seele liegt.« Sie zwinkerte erneut und klopfte neben sich auf die einfache Holzbank.

Nomi hatte noch keine echten Freundschaften geschlossen. Also überwand sie ihre Scheu, setzte sich und nahm dankend eine Portion der empfohlenen Leckerei.

Das Eis war wunderbar kühl und gleichzeitig prickelnd auf der Zunge. Zu Beginn fruchtig und auf eine angenehme Weise bitter im Nachgeschmack.

Nomi atmete genießerisch durch und lehnte sich zurück an die Hauswand. »Ich bin Nomi.«

»Und mich nennt man gemeinhin Cassi. Also, Nomi, wo drückt der Schuh?«

Mit einer wildfremden Person über ihre Probleme zu sprechen, erschien Nomi völlig verrückt. Aber wen hatte sie ansonsten schon? Nachtstimme war in sein Abenteuer aufgebrochen, kaum dass sie wieder einmal ein neues Leben begonnen hatten.

»Es liegt an mir. Ich scheine nirgends hineinzupassen«, sagte Nomi und leckte an ihrem Eis. »Immer mache ich mir Sorgen. Ich klammere. Dabei ist mein Mann der beste, den man sich wünschen kann. Er hat uns hierher gebracht.«

»Aber du wolltest das gar nicht?«, hakte Cassi nach und traf damit zielsicher den wunden Punkt.

»Wir haben das gemeinsam entschieden«, wich Nomi aus.

»Weil du das Gefühl hattest, es ihm schuldig zu sein?« Wieder trafen ihre Worte.

»Es ist das Beste für unsere Familie«, hielt Nomi dagegen.

Die Weißhaarige wiegte den Kopf eine Weile hin und her. »Das Beste ist nicht immer das, was man braucht«, sagte sie schließlich.

Diese Erkenntnis war so bitter, wie Nomis Eis schmeckte. War sie also in Wahrheit eine kleine Masochistin? Brauchte sie Angst, Leid und Schmerz statt einem ruhigen, idyllischen Leben? War sie so kaputt? Und konnte man ihr das so deutlich im Gesicht ablesen? Oder war es eine dieser besonderen Fähigkeiten, die es der Frau möglich machten, sie derart gnadenlos zu durchleuchten?

»Du scheinst in meine dunkelsten Abgründe sehen zu können. Ist das deine Superkraft?«, fragte Nomi bemüht scherzhaft.

Cassi schüttelte energisch den Kopf. »Ich lebe hier, aber ich bin einfach nur eine Marsianerin, die sich gegen ein Leben unter ihresgleichen entschieden hat. Ganz ohne grüne Suppe zu schlürfen.«

Wieder zwinkerte sie, und Nomi fühlte, wie ihr Herz ein wenig leichter wurde. Vielleicht war es doch möglich, sich in Neu-Utopia zu integrieren und dabei man selbst zu bleiben.

Unterwegs nach Norden

Seit mehreren Stunden saß Iwao nun schon in diesem ratternden Militärfahrzeug. Das, was es an Sicherheit zu bieten hatte, fehlte ihm an Komfort. Er hatte den Posten des Präsidenten übernommen, um über solchen Belangen zu stehen, statt mit schmerzendem Hintern auf einer Expedition nach Norden zu reisen.

Doch die Mission war zu wichtig. Er musste sicherstellen, dass seine Pläne aufgingen, ohne dass die Mutanten die Militärs dabei störten.

»Bitte drehen Sie den Kopf noch ein Stück nach links und schauen sie aus dem Fenster«, sagte Coz, der junge Mann, der mit der Dokumentation der Reise beauftragt war. Es würde ihn als aktiven mutigen Mann darstellen, der selbst mit anpackte.

Das zumindest war der Plan. Doch der Produktionsleiter ging Iwao bereits jetzt schrecklich auf die Nerven. Niemand hatte das Recht, dem Präsidenten irgendwelche Anweisungen zu geben.

Die Frau, die auf der Rückbank die Kamera hielt, war ihm da deutlich sympathischer. Sie hatte sich als Tessa vorgestellt und zur Begrüßung mit ihren übergroßen Wimpern geklimpert. Immer, wenn Coz es mit seinen Anweisungen übertrieb, rollte sie hinter seinem Rücken genervt mit den Augen.

In den Drehpausen verwendete sie die Kamera wie ein Schutzschild, um den Produktionsleiter unauffällig auf Abstand zu halten. Iwao hingegen schien eindeutig auf ihrer Beuteliste zu stehen. Denn sie nutzte jede Gelegenheit, um ihm auch außerhalb des Drehs nahe zu sein. Macht war eben doch das potenteste Odeur.

»Du hast sichergestellt, dass die Aufnahmen keinesfalls live und ungeschnitten ausgestrahlt werden?« Iwao sah zu dem Blonden, der wie wild auf dem Bedienfeld seiner mobilen Schnittausrüstung herumtippte.

Coz nickte mehrfach. »Mindestens ein Tag Verzögerung, wie Sie es beauftragt haben. Aber die Öffentlichkeit wird denken, dass sie alles in Echtzeit verfolgen darf.«

»Außerdem dürfen keine Totalen der umgebenden Landschaft gesendet werden. Es wäre fatal, wenn man unsere Route in Echtzeit mitverfolgen könnte«, ermahnte Iwao ihn eindringlich, doch der Blonde schien kaum hinzuhören.

»Ist das klar?«, fragte Iwao in schärferem Ton.

Coz hielt im Tippen inne und sah auf. »Hier draußen ist doch nichts. Und selbst wenn sich jemand die Mühe macht, die genaue Wegstrecke auszukundschaften, was wäre schon dabei?«

Iwao schnaubte. »Wie wäre es mit einem Anschlag auf den Präsidenten mitten im Nirgendwo? Wäre das nicht eine hervorragende Gelegenheit und Story?«

Dem Blonden gefroren die Gesichtszüge. Nur sein Adamsapfel hüpfte nervös auf und ab, während er sichtlich nach einer passenden Erwiderung suchte. Doch mehr als ein unsicheres Lachen kam dabei nicht heraus. Tessa schnaubte amüsiert, allerdings wohl eher über die Reaktion ihres Produktionsleiters. Damit sammelte sie bei Iwao schon mal Pluspunkte.

Schließlich blickte er doch noch wie gewünscht aus dem Fenster, um dem Kerl die gewünschte Einstellung zu ermöglichen. Alles diente dem großen Ganzen. Auf der einen Seite gab es ihm die Gelegenheit, die Bedrohung der immer wieder auftauchenden Kreaturen endgültig abzuwenden. Auf der anderen Seite konnte er durch die Drachenblutessenz seine Macht mehren und sich als Präsident beweisen.

So eine Krise war das ideale Mittel, um seine Position und das Ansehen bei der Bevölkerung zu steigern. Aber dafür musste die Unternehmung ein Erfolg werden. Ein gutes Dutzend Fahrzeuge waren von ihrer Seite aus unterwegs. Mit schweren Waffen bestückt, um jedweden Angriff niederschlagen zu können. Ganz egal, welche Monster sich zeigen und sich ihnen in den Weg stellen würden.

Und dann waren da natürlich noch die Mutanten mit ihren riesigen Lasttieren, die mit etwas Abstand parallel zu ihnen in dieselbe Richtung strebten.

»So wenig Mutanten wie möglich in den Einstellungen, verstanden?«, ermahnte Iwao Coz und Tessa. »Es soll erkennbar sein, dass wir großzügigerweise mit ihnen zusammenarbeiten. Mehr nicht.«

»Ist berücksichtigt«, erwiderte der Produktionsleiter automatisch, während er einmal mehr auf seinem Touchpad herumtippte.

Draußen zog die Welt an ihnen vorbei. Die einst rote Steinwüste hatte sich in ein Meer aus Grün verwandelt. Zumeist zähe Bodendecker, die hier und da von Büschen überwuchert wurden.

Abgesehen von den beiden Trucks, wirkten die Fahrzeuge der Militärs neben den gewaltigen Packtieren wie Kinderspielzeug. Eislanze hatte sie Gondals genannt. Monströse Vierbeiner mit dunklem, teils geschecktem zotteligen Fell. Eine Tierart, die zu den neuen Rassen zählen musste, denn für Biro Elevantär waren sie eine kleine Sensation.

Sie bewegten ihre massigen Körper erstaunlich schnell und hielten das Tempo, während die Fahrzeuge immer wieder auf Geröll unter der grünen Bodenschicht achten mussten.

Insgesamt waren es sechs dieser Gondals. Vier beladen mit Ausrüstung und Proviant, zwei, um die Mutanten zu tragen. Allein, um ihnen die sonderbar geformten Satteltaschen auf den Rücken zu schnallen, hätte es ohne Superkräfte wohl einen Kran gebraucht.

Einer der Mutanten saß jeweils in einem geflochtenen Korb direkt im Nacken des Tieres und hielt die lächerlich dünnen Zügel in den Händen. Wahrscheinlich wurden sie mit Gedankenkontrolle beherrscht, denn diese Zügel sahen nicht so aus, als würden sie auch nur ein energischeres Kopfdrehen aushalten.

Die meisten anderen Mutanten hockten in geflochtene Gondeln – eine Abwandlung der übergroßen Satteltaschen. Für Iwaos Geschmack deutlich zu unbequem. Zudem waren die Mutanten dabei der prallen Sonne ausgesetzt, die an diesem Tag unerbittlich auf sie herniederbrannte.

Iwao hatte auskundschaften lassen, wie gut die Mutanten vorbereitet waren. Der Militärkonvoi war seinerseits mit reichlich Waffen bestückt. Sie hatten thermoisolierte Zelte und genug Vorräte dabei, um einen ganzen Monat in der Wildnis zu überleben.

»Wird es von Seiten des Militärs noch eine Einweisung für anwesende Zivilisten im Falle eines neuerlichen Angriffs geben?«, fragte Coz von der Seite.

Iwao hob verächtlich lächelnd einen Mundwinkel. »Ich könnte den Kommandanten bitten, euch einen Vortrag darüber zu halten, wie ihr euch in einer Angriffssituation zu verhalten habt. Oder wir kürzen das Ganze ab und ihr haltet euch an meinen Rat, das Fahrzeug unter keinen Umständen zu verlassen.«

»Und wenn wir draußen angegriffen werden?«, mischte sich Tessa hörbar beunruhigt in das Gespräch ein.