Magierblut 2: Das Bündnis der Flammen - Simon Rhys Beck - E-Book

Magierblut 2: Das Bündnis der Flammen E-Book

Simon Rhys Beck

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Beschreibung

Mitten im Winter wird Zeth von seinem Geliebten Bennet nach Reda gerufen. Neuigkeiten beunruhigen Bennet und seinen Bruder: Das benachbarte Yendland rüstet auf. Aber noch etwas anderes scheint im Gange, denn ein junger Magier - der Zeth nur allzu bekannt ist - verfolgt einen skrupellosen Plan.

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Magierblut 2

Das Bündnis der Flammen

Impressum

© dead soft verlag, Mettingen 2011

http://www.deadsoft.de

© the author

Cover: Irene Repp

http://www.daylinart.webnode.com/

Bildreche: © Tokarev Anton – shutterstock.com

2. Auflage 2015

ISBN 978-3-934442-84-9

ISBN 978-3-944737-94-2 (epub)

Dieser Roman ist Fiktion. Personen und Orte sind frei erfunden.

Inhalt:

Mitten im Winter wird Zeth von seinem Geliebten Bennet nach Reda gerufen. Neuigkeiten beunruhigen Bennet und seinen Bruder: Das benachbarte Yendland rüstet auf.

Aber noch etwas anderes scheint im Gange, denn ein junger Magier – der Zeth nur allzu bekannt ist – verfolgt einen skrupellosen Plan.

Was bisher geschah …

Die Intrige seiner Stiefmutter Uliteria hat Zeth, Capitan der Schwarzen Dämonen, fast das Leben gekostet. Nur mithilfe des jungen Magiers Art, dem Sohn seines einstigen Liebhabers, schaffen es Zeth und sein Geliebter Bennet zu überleben.

Bennet und sein Bruder River übernehmen nach einem Ritual im Therion-Tempel die Herrschaft über den magischen Stadtstaat Reda.

Zwei Jahre dauert nun schon der Wiederaufbau der Stadt, aus Reda ist eine blühende Metropole geworden.

Da stirbt Caskáran Ferakon von Yendland überraschend. Kyl, Zeths launischer Halbbruder, übernimmt den Posten des Caskáran.

Die Stimmung zwischen Yendland und Reda bleibt unterkühlt. Und Ne’ertal, Anführer der Xentenmagier, spinnt weiterhin seine Intrigen im Hintergrund.

Erde, Feuer, Wasser und Licht

Herr über die Elemente

ein Kämpfer, Gesandter des Feuers

das Bündnis der Flammen wird das zerstören

was bisher war

und ein neues Licht erstrahlen lassen

Durch die Kälte

Dicke Schneeflocken wehten in das Gesicht des großen, schwarz gekleideten Mannes und hinterließen unangenehme Spuren auf seiner ausgekühlten Haut. Er zog mit einer Hand die Kapuze tiefer ins Gesicht und schlug den Kragen seines Umhangs höher. Doch gegen den eisigen Wind konnte er nicht viel ausrichten.

Das ächzende Knistern vereister Äste und Zweige begleitete ihn, seit er in die höheren Gebiete vorgedrungen war.

Das Schneetreiben nahm zu, und als der Flockenwirbel so dicht wurde, dass Zeth den Weg nicht mehr erkennen konnte, beschloss er, sich eine Zuflucht zu suchen.

Bis zum nächsten Dorf würde er es nur unter allergrößten Mühen schaffen. Und er wollte nicht riskieren, dass sein Hengst auf dem schwierigen Untergrund ins Rutschen geriet.

Was hatte Bennet nur getrieben, ihn ausgerechnet jetzt zu sich zu rufen?

Die Sehnsucht allein konnte es nicht sein, dachte Zeth spöttisch.

Er trieb sein Pferd noch ein Stück weiter in den Wald. Hier kannte er sich gut aus. In den letzten zwei Jahren war er unzählige Male diesen Weg Richtung Reda geritten. Zerrissen zwischen seiner Liebe zu Bennet und seiner Verbundenheit zu Darkess und seinen Leuten.

Verdammt, irgendwo in der Nähe war doch eine Höhle gewesen? Er hatte sich hier bereits einige Male vor Unwettern verborgen, denn sie bot Platz für ihn und sein Pferd.

Die steinerne Zuflucht tauchte vor seinen Augen auf, gerade rechtzeitig, denn der Schneesturm hatte noch einmal an Heftigkeit gewonnen und wollte ihn in die Knie zwingen.

Zeth sprang von seinem Pferd. Er war kalt und steif gefroren. Seine Füße schmerzten.

Er zog das Tier hinter sich her. Der Hengst schnaubte beunruhigt, als er in den dunklen Unterstand geführt wurde. Zeth strich ihm vorsichtig über die aufgeblähten Nüstern und ließ die Zügel los.

Er atmete erleichtert aus, als er dem Wind und den peinigenden Schneeflocken entkommen war.

Der weiße Vorhang, den er nun aus dem Inneren der Höhle betrachten konnte, ließ darauf schließen, dass ihr Aufenthalt länger andauern konnte.

Zeth sah sich um, entdeckte die alte Feuerstelle und das Holz, das er immer wieder gesammelt und an der Wand der Höhle aufgeschichtet hatte. Es waren nur noch Reste, aber es würde reichen.

Mit Mühe zog er die Handschuhe von seinen Händen und knotete mit klammen Fingern den Beutel von seinem Gürtel. Es half nichts, er brauchte jetzt ein wärmendes Feuer. Noch immer fiel es ihm schwer, sich der Magie zu bedienen, die ihn durchfloss. Er erinnerte sich an eines der letzten Gespräche mit Art.

„Du bist unfassbar stur, alter Mann.“

„Ich habe meine Gründe, der Magie zu misstrauen.“

„Du bist selbst ein Magier.“

„Ich habe Heilkräfte“, korrigierte Zeth.

„Du bist ein Zauderer, kein Zauberer.“

Und trotzdem … Zeth ließ seine Finger durch die feinen Körner gleiten, die sich in dem Beutel befanden. Er erschauderte kurz in Erinnerung an das, was er damals in einem Beutel mit sich herumgeschleppt hatte. Für Art, von Art – er kam einfach nicht von dem Burschen los.

Seufzend schichtete er ein paar Zweige und Holzscheite aufeinander und streute eine Handvoll hellblauer Körner über das Holz. Nichts passierte. Hervorragend. Wenn das kein grandioser Zauber war …

Denk FEUER.

‚Feuer‘, dachte er widerwillig.

Sofort loderte ein kleines Feuer auf.

Ich würde dich loben, wenn ich da wäre.

Ein glockenhelles, fast metallenes Lachen klang in seinem Kopf.

‚Kleiner Klugscheißer.‘ Er war nicht der weltgrößte Magier, aber es war demütigend, sich von diesem Wicht etwas sagen zu lassen. Es hatte auch etwas Beängstigendes, dass ihre Verbindung so stark war. Art konnte ohne Voranmeldung in seinem Geist erscheinen, schneller, als Zeth seine Barrieren aktivieren konnte. „Der Junge ist fast wie ein Gott“, murmelte er und zwang sich, den Gedanken zu verdrängen. Es fehlte auch noch, dass der Bursche mitbekam, was er über ihn dachte. Wahrscheinlich würde er dann größenwahnsinnig.

Dicht setzte er sich an das kleine, bläulich-schimmernde Feuer und genoss die Wärme, die seinen Körper langsam auftaute.

Selbst sein Hengst kam näher.

Zeth nahm zwei Hände voll Hafer aus seiner Satteltasche.

Es hatte sich verdammt viel verändert in den letzten zwei Jahren. Da er die Zeit hatte, gestattete er sich einen weiteren Rückblick und ließ seinen Gedanken freien Lauf.

Bennet und River hatten es geschafft, Reda wieder zum Leben zu erwecken. In kürzester Zeit hatten sich Magier in der Zauberstadt eingefunden, hatten geholfen, alles wieder aufzubauen. Selbst die wenigen überlebenden Cat’as waren zurückgekehrt. Die beiden Brüder waren umsichtige Herrscher, sie hatten ihre Aufgaben viel besser gemeistert, als Zeth erwartet hätte.

Er selbst war in der ersten Zeit fast ausschließlich in Reda gewesen. Bis zu Ferakons überraschendem Tod. Der hatte alles geändert.

Eine volle Woche dauerten die Feierlichkeiten, an deren Anfang Ferakons Beisetzung stand. Sein Halbbruder Kyl hatte den Platz des Caskáran eingenommen. Kyl, unbeherrscht und unberechenbar wie immer, hatte Zeth zurück an den Hof gerufen, um die Armee neu aufzustellen. Und Zeth hatte seinem Ruf folgen müssen. Als Capitan der Schwarzen Dämonen war er weiterhin ein Teil von Iskarans Streitmacht und damit dem Herrscher unterstellt.

Er hätte sich teilen müssen, um jedem gerecht zu werden. Denn mittlerweile war sein Sohn Eliah geboren und er wurde auf Darkess gebraucht. Noch immer war es schwierig, auch wenn er seinem Cousin Darren die Oberaufsicht über Darkess übergeben hatte. Die Festung befand sich in seinem Besitz, die Verantwortung für seine Leute lag bei ihm. Und doch gab es etwas, das wichtiger war als alles andere: Bennet.

Das war der Grund, warum er jetzt in der Kälte saß.

Zeth sattelte seinen Hengst ab und legte die Satteldecke auf den Boden, um sich darauf zu setzen. Er nahm sich ein wenig getrocknetes Obst und Brot. Noch immer hatte der Schneefall nicht nachgelassen. Wenn er Pech hatte, würde er hier einschneien.

Er hoffte für Bennet, dass dieser einen guten Grund hatte, ihn bei diesem Wetter nach Reda zu bestellen.

Bruderlieben

Das Getuschel verstummte, als Garal, einer der jüngeren Magier, sich erhob.

Bennet musterte ihn aufmerksam. Garal war ein großer, attraktiver Mann mit energischem Kinn und langem, braunem Haar, das er meist zu einem Zopf gebunden hatte. Er war einer der wenigen Magier, die sich für Politik und Handel interessierten, doch Bennet vermutete, dass er oft in seinem eigenen Interesse agierte. Garal hatte eine starke telepathische Begabung, es stand in seiner Macht, andere Menschen zu beeinflussen. Damit war er ein gefährlicher Gegner, aber auch ein gewiefter Berater.

All dies machte Bennet sich immer wieder bewusst, wenn er auf den Magier traf – wie auch in diesem Fall. Er hatte ein Treffen anberaumt, denn zwei Searcher hatten beunruhigende Entwicklungen zwischen Yendland und Isiria aufgedeckt.

Da Reda direkt im Grenzbereich der beiden Länder lag, würde er von Unruhen auf jeden Fall betroffen sein.

„Wenn Ihr noch weitere Informationen wünscht, bevor es zu Kriegshandlungen kommt“, hob nun Garal an, „dann frage ich mich, warum Ihr nicht Euren direkten Kontakt zum Hofe des Caskárans von Yendland nutzt.“

„Von welchem direkten Kontakt sprecht Ihr?“

„Natürlich von Capitan Zeth. Er geht in Reda ein und aus – als einziger Yendländer. Habt Ihr Euch schon einmal Gedanken gemacht, dass er auch Informationen aus Reda mit hinausnehmen könnte?“

Unruhe unter den anderen Magiern entstand. Alle Blicke ruhten auf einmal auf ihm.

„Das ist eine Unterstellung“, sagte River, der neben seinem Bruder saß.

„Warum ist er dann nicht hier? Warum kehrt er immer wieder zurück nach Yendland? Ist sein Platz nicht hier, an Eurer Seite? Er ist der lelaravan, seine oberste Aufgabe ist, Euch zu schützen.“

Garal ließ sich nicht beirren, er genoss die volle Aufmerksamkeit der anderen Anwesenden in vollen Zügen.

Bennet unterdrückte nur mit Mühe ein genervtes Schnauben.

Diesen Vorwurf hörte er nicht zum ersten Mal, aber heute hoffentlich zum Letzten!

„Capitan Zeth ist bereits auf dem Weg hierher.“

Garal schenkte ihm ein mildes Lächeln. „Solange er sich Euch gegenüber nicht loyal zeigt und mit dem Respekt, der Euch zusteht, werde ich auf der Hut sein. Meine Sinne sind auch nicht so verwirrt, wenn er mir gegenübersteht.“

„Wollt Ihr damit andeuten, meine Sinne wären verwirrt?“, hakte Bennet nach.

„Ihr seid ihm zugetan, er teilt Euer Bett. Ich bin nicht sicher, ob das Eure Entscheidungen und Einschätzungen nicht maßgeblich beeinflusst.“

Eine feste Hand landete auf Bennets Bein, bevor der in die Luft gehen konnte. River sandte ihm einen warnenden Blick.

„Er will, dass Zeth sich öffentlich unterwirft“, zischte Bennet, als er und sein Bruder allein waren.

River, der am Fenster gestanden hatte, drehte sich um, strich sich das fuchsfarbene Haar hinter die Schultern. „Garal hat nur gesehen, was alle anderen auch sehen, sarix. Zeth ist der Einzige, der uns keine Hochachtung zollt – zu keiner Gelegenheit.“

„Ich habe nie von ihm erwartet, dass er vor mir kniet!“

River kam näher, das bodenlange, weiße Gewand, das er trug, machte leise, raschelnde Geräusche. Er legte seine Hand auf Bennets Schulter. „Ich habe das auch nie erwartet. Ich sage dir nur, was andere empfinden – und was sie vielleicht beunruhigen könnte. Die Yendländer haben unsere Stadt zerstört, sie haben so viel Leid über uns gebracht. Und jetzt gibt es einen von ihnen, der hier ein- und ausgeht. Du darfst nie vergessen, dass die Xenten in Yendland geblieben sind. Sie waren mit verantwortlich für all die Gräueltaten, und noch immer gehören sie zur yendländischen Regierung.“

„Zeth ist ein Magier, er war von Anfang an ein Teil des neuen Reda.“

„Ja, und er wurde von Anfang an misstrauisch beäugt.“

„Und – glaubst du, Garal könnte recht haben?“, sagte Bennet auf einmal zweifelnd. Er hatte Zeth in der letzten Zeit so selten gesehen. Manchmal waren sie sich fremd gewesen. Es hatte sich viel verändert, nicht nur in ihrem Umfeld, auch, was sie selbst betraf. Zeth war kein Mann, der viel erzählte.

River zuckte mit den Schultern. „Ich habe niemals auch nur einen Augenblick an ihm gezweifelt. Aber mittlerweile geht es nicht mehr nur um mich oder um dich.“

„Dann ist es doch so – ich habe gar keine Wahl.“ Er betrachtete eingehend den auf Hochglanz polierten Fußboden.

„Du musst tun, was du für richtig hältst, Bruderherz. Du kennst deinen Liebsten. Er wird nicht sehr positiv auf ein Unterwerfungsritual reagieren.“

„Vielleicht wäre es einfacher, wenn du …?“

River lachte leise. „Es stimmt zwar, dass wir beide gleichberechtigt über Reda herrschen, aber in dieser speziellen Angelegenheit kann ich dich nicht vertreten.“

Bennet spürte ein unangenehmes Ziehen in seinen Eingeweiden. Es gab Momente, in denen er seine Bestimmung verfluchte. Wie viel einfacher war es gewesen, als nicht jeder auf das gestarrt hatte, was er tat. Und sicher gab es auch in Reda einige, die auf Fehler von ihm und seinem Bruder warteten. Sie hatten viel geleistet, sie hatten eine ganze Stadt wieder auferstehen lassen, aber das hieß nicht automatisch, dass sie von allen Einwohnern geliebt wurden.

Vielleicht fehlte ihm auch ein Berater, jemand, dem er in jeder Hinsicht vertrauen konnte. Im Augenblick war da nur River. Sein Bruder war sein engster Vertrauter, er konnte über alles mit ihm sprechen, sich mit ihm beraten – aber sein Bruder war kein Magier. Im Augenblick hatte River sich sogar aus den Regierungsangelegenheiten zurückgezogen, da er fast ausschließlich mit Art zusammen war. Und der junge, verrückte Magier kostete ihn enorm viel Zeit und Energie. Bennet missfiel das, aber er konnte River nicht davon abhalten, bei Art zu sein.

Er seufzte laut. „Dann nutz mal deine Verbindungen, mein lieber Bruder … Art muss Zeth ein Zeichen geben.“

River nickte. „Ich weiß nicht, wo er sich aufhält, aber ich suche ihn sofort.“

„Er hängt sicher wieder bei Meister Mistok herum, dabei gibt es doch nicht mehr viel, was er lernen müsste, oder?“

Ein Schatten glitt über Rivers Gesicht. „Art ist so ein zerrissener Mensch. Ich weiß gar nicht, was in ihm vorgeht. Vielleicht will er der mächtigste Magier von Oostland werden.“

„Von ganz Oostland?“ Das überraschte selbst Bennet, immerhin bestand Oostland aus den Staaten Isiria, Yendland, Cairrigk, Winden und Reda – und hier gab es eine Menge Magier und Zauberkundige!

River zuckte mit den Schultern.

„Bitte, sag Art, dass wir von Zeth eine offizielle Begrüßung erwarten, wenn er ankommt.“

Im Nebenraum erklang ein seltsames Zischen, gefolgt von ohrenbetäubendem Scheppern. Ein Stuhl flog um. Irgendetwas Gläsernes ging zu Bruch.

River und Bennet sahen sich verwundert an, dann liefen sie los. Bennet bog als Erster um die Ecke, blieb jedoch so abrupt stehen, dass sein Bruder in ihn hineinlief.

Der Anblick, der sich ihnen bot, war verheerend. Inmitten eines Scherbenhaufens saß Art und grinste sie irre an.

Er zog sich an dem umgekippten Stuhl nach oben und lachte hell. „Ihr wolltet mich sprechen?“

Bennet schüttelte den Kopf, als er das Ausmaß der Zerstörung betrachtete. In dem kleineren Empfangszimmer waren alle Gemälde von den Wänden gerissen, soweit er sehen konnte, stand nichts mehr an seinem Platz, zerbrechliche Dekorationsgegenstände lagen zertrümmert am Boden.

River hatte sich schneller gefangen als sein Bruder. „Ja, wir wollten dich sprechen. Meinst du nicht, dass du das nächste Mal auf herkömmlichem Weg herkommen könntest?“

Art klopfte sich noch einige Scherben von seiner schwarzen Hose und richtete den dunkelblauen Umhang. „Wenn du wüsstest, wie weit ich entfernt war, würdest du nicht fragen ...“

Bennet entging nicht der hungrige Blick, den Art seinem Bruder zuwarf. Die Beziehung der beiden war wirklich nervenaufreibend. Eigentlich war alles an Art nervenaufreibend. Und sein explosives Wesen machte ihn nicht gerade zu Bennets bestem Freund.

„Kannst du einen Kontakt zu Zeth herstellen? Einen, der ihn nicht gleich vom Pferd reißt“, fügte Bennet rasch hinzu.

„Warum? Er ist bereits auf dem Weg hierher.“ Arts ungewöhnlich dunkelbraune Augen irrten durch den Raum. „Bitte, denk doch nicht so schlecht über mich, Bennet.“ Seine Stimme war einschmeichelnd. Er machte einen langen, eleganten Schritt auf Bennet zu.

Da war etwas an Art, was ihn zwang, sich zu öffnen, seinen Geist in sich zu akzeptieren. Arts angenehme Aura hüllte ihn ein. Und fast hätte Bennet dem Locken nachgegeben.

„Hör auf, er will das nicht“, sagte River mahnend.

Bennet blinzelte irritiert. „Du Mistkerl“, zischte er, aber Art lachte nur wieder auf diese betörende Weise.

„Es geht immer besser, und eines Tages krieg ich sogar dich dazu …“

Bennet kniff die Augen zusammen. „Was waren das für schöne Zeiten, als du nicht mal im Traum an Sex gedacht hast, weil du keine anderen menschlichen Wesen um dich herum ertragen konntest.“

„Da war ich ein Kind!“ Art zog einen Schmollmund.

„Du bist noch immer ein Kind! Und jetzt schick Zeth eine Nachricht – wenn er herkommt, erwarten River und ich eine offizielle Begrüßungsgeste.“

Erstaunt zog der junge Magier die Augenbrauen nach oben. Bennet spürte einen winzigen Stich in seinem Kopf, als hätte ihn jemand mit einer langen, sehr dünnen Nadel gepikt.

„Hör auf, verdammt!“

„Ich wollte mir nur ein Bild machen von dem, was du unter offizielle Begrüßungsgeste verstehst“, murmelte Art entschuldigend. Er stieg über einen Scherbenhaufen hinweg. „Das wird ihm nicht gefallen, Tar Bennet“, verabschiedete er sich förmlich und verneigte sich knapp, bevor er den Raum auf herkömmlichem Wege verließ.

Kaum hatte er die Tür hinter sich geschlossen, wandte sich Bennet an River. Er knirschte leicht mit den Zähnen. „Wie kannst du ihn nur ertragen?“

River zuckte mit den Schultern, sein Gesicht wurde weich. „Ich schätze, ich liebe ihn. Aber er mich nicht.“

„Woher willst du das wissen? Er hechelt hinter dir her wie ein Hund einer läufigen Hündin!“

„Bennet, er braucht meine Energie … und nicht nur meine.“ Ein Hauch von Traurigkeit schwang in Rivers Stimme mit.

Bennet trat auf ihn zu und lehnte seine Stirn an die seines großen Bruders. „Lass ihn spielen, er ist erst 17 – und das ist für einen Magier nicht einmal ansatzweise erwachsen. Ich bin sicher, dass er immer wieder zu dir zurückkommt.“

River lächelte schmal. „Ich bin nicht eifersüchtig, sarix. Ich habe nur Angst, dass er eines Tages ganz aus meinem Leben verschwindet.“

Bennet lachte humorlos. „Diese Hoffnung habe ich bereits aufgegeben.“

Unterwerfung

Der Zorn, der in Zeth schwelte, war so stark und blutrot, dass er fast die Kälte vertrieb, die ihn erneut fest im Griff hatte. Es fehlte nicht viel und seine Zähne hätten geklappert, als er – wenig anmutig – von seinem Pferd hinunterrutschte. Ein Diener, der ebenfalls vermummt war, kam ihm entgegen geeilt und nahm ihm die Zügel ab.

„Capitan Zeth – Ihr werdet bereits erwartet.“

Oh ja, das hatte er schon mitbekommen. Art, der kleine Hexer, hatte ihm eine deutliche Vision von dem geschickt, was ihm bevorstand. Diese hatte ihn begleitet auf dem restlichen Weg durch den Schnee.

Am Stadttor von Reda hatte man ihn ungehindert passieren lassen, die Straßen der magischen Stadt waren weitestgehend leer gefegt. Bei diesen Temperaturen hielten sich die Bewohner, selbst die magisch Begabten, lieber im Warmen auf. Aus den Spelunken und Gasthäusern drangen Stimmen und Musik an sein Ohr. Aber Zeth hatte kein Interesse an den schönen Dingen, die Reda ausmachten – er war mit seinen Gedanken bei Bennet und dessen Befehl. Denn nichts anderes war es, oder?

Am Tor des Palastes wurde Zeth in Empfang genommen. Er blieb einen Augenblick stehen, genoss die Wärme, die ihn umfing. Er schlug die Kapuze seines Umhangs zurück und zog seine Handschuhe aus. Erst dann folgte er dem Palastdiener, einem echten Cat’a mit faszinierend gelben Katzenaugen, bis zum Saal der Herrscher.

Die breite Flügeltür wurde vor ihm geöffnet, und als Zeth sah, wie viele Leute außer Bennet anwesend waren, gewann der Zorn erneut die Oberhand. Langsam trat er näher. Es war nicht so, dass er Bennet blamieren wollte, Bennet war der Tar von Reda! Aber wie konnte er diese Demutsbekundung von ihm verlangen! Wie konnte er überhaupt an Zeths Loyalität zweifeln?

Alle Augen waren auf ihn gerichtet, als der Palastdiener ihn ankündigte: „Capitan Zeth.“

Bennet saß, ganz unüblich für ihn, auf einem der zwei großen Sessel, die auf einem Podest standen und Thronen glichen. Der Platz seines Bruders war leer! Wollte River dieses Schauspiel wirklich verpassen?

Ohne einen Gruß auszusprechen, schritt Zeth voran. Er hatte seine Emotionen im Griff, äußerlich, aber ein einziger Funken hätte ihn explodieren lassen. Bei Ecclató, er war durch diesen verdammten Schneesturm geritten, hatte sich den Arsch abgefroren, die Gesundheit seines Pferdes aufs Spiel gesetzt, um sich hier vor Bennet auf den Boden zu werfen? Warum?

Bennet stand auf und wartete, scheinbar gelassen, darauf, dass Zeth näherkam. Seine ganze Haltung drückte das aus, was er erwartete – was Art ihn, Zeth, hatte sehen lassen.

Aber er konnte nicht, er tat Bennet nicht den Gefallen. Oder was auch immer es sein sollte!

Statt einer Begrüßung starrte er Bennet aus zusammengekniffenen Augen an. Er kam ganz nah, stieg sogar auf das kleine Podest, spürte Bennets warmen Atem.

Bennet hatte sich wieder verändert, das war ihm gleich aufgefallen. Immer war Zeth überrascht, wenn sie sich eine Zeit lang nicht gesehen hatten. Mittlerweile war fast alles Knabenhafte aus seinem Gesicht gewichen. Er war noch immer eher von zierlicher Gestalt – Zeth überragte ihn um einen Kopf – mit schmalen Hüften, aber seine Schultern waren deutlich breiter geworden. Bei allem Zorn begehrte Zeth Bennet so heftig, dass es beinahe ein Schmerz war.

„Du bist ein Kindskopf“, zischte er ihm zu.

Dann drehte er sich um und stieg mit vorgetäuschter Lässigkeit wieder vom Podest herunter.

Vielleicht konnten sie später noch einmal von vorn anfangen.

Bennets Stimme war nicht laut, aber sie ließ keinen Zweifel daran, dass es ihm ernst war.

„Ich erwarte auch von dir Respekt. Komm zurück!“

Mit äußerster Beherrschung schaffte es Zeth, sich umzudrehen und die drei, vier Schritte zu Bennet zurückzugehen.

Ihre Blicke trafen sich mit ungeheurer Intensität.

„Runter auf die Knie!“, befahl Bennet mit tödlicher Ruhe.

Zeth biss die Zähne zusammen, bis seine Kiefer knackten. Die anderen Anwesenden hatte er längst ausgeblendet. Es gab nur noch Bennet und ihn, ein Kräftemessen, das er nicht erwartet hatte. Aber Bennet hatte sich verändert in den letzten zwei Jahren. Er war nun der Tar von Reda, gemeinsam mit seinem Bruder Herrscher über einen ganzen Stadtstaat. In diesem Moment zählte nicht, wie nah sie sich gekommen waren. Was sie zusammen erlebt hatten und was sie verband. Um Bennets Ansehen nicht zu schaden, musste er sich fügen. Bennet hatte einen Befehl erteilt, er musste gehorchen.

Mit einem Lächeln, das sich wie versteinert auf seinem Gesicht anfühlte, traf er eine Entscheidung. Wenn Bennet ihn auf den Knien sehen wollte, würde er es tun. Er hatte so viele Unterwerfungsrituale am eigenen Leib erfahren, auf eines mehr oder weniger kam es nicht an. Er verschloss seinen Zorn und seine Enttäuschung tief in seinem Herzen und sank vor seinem Geliebten auf den Boden, den Kopf geneigt.

„Seid gegrüßt, Tar Bennet ti Mendor.“

Nur das leichte Vibrieren seiner Stimme verriet, wie aufgewühlt er war. Außer Bennet würde es niemandem auffallen.

„Seid ebenfalls gegrüßt, Capitan Zeth. Ich danke Euch, dass Ihr so schnell herkommen konntet.“

„Wenn ich gewusst hätte, wie herzlich der Empfang wird, wäre ich noch schneller geritten“, sagte Zeth ätzend.

„Ihr könnt Euch zurückziehen, um ein heißes Bad zu nehmen und etwas zu essen. Wir können später reden.“

Zeth stand langsam auf, sah Bennet nicht ins Gesicht. Irgendetwas war geschehen in seiner Abwesenheit. Und er fühlte sich für einen unschönen Moment lang hohl und heimatlos.

Bereits auf dem Weg in sein eigenes Gemach befiel ihn eine bleierne Müdigkeit. Fast teilnahmslos sah er zu, wie sein Bad gerichtet wurde. Er ließ seine Augen über die dunkelblau gemusterten Fliesen gleiten. In diesem Raum wenigstens war alles gleich geblieben.

Die junge Frau, die die angenehm duftenden Essenzen in das Badewasser träufelte, sah ihn neugierig an. Er bemerkte erst jetzt, wie hübsch sie war.

Aber er ließ sich nur beim Auskleiden helfen. Seine Gedanken waren zu sehr mit Bennet beschäftigt, als dass er auch nur in Erwägung gezogen hätte, sich mit ihr zu vergnügen.

„Wie heißt du?“, fragte er das Mädchen.

Sie lächelte, als sie den geflochtenen Zopf mit einer Spange an ihrem Hinterkopf hochsteckte. „Livias, Capitan. Legt euch zurück und entspannt euch. Ich habe schon verstanden, dass Ihr keine weitergehenden Berührungen wünscht.“

Das heiße Wasser schmerzte an seiner ausgekühlten Haut, aber es tat gut, dass er sich endlich wieder spürte. Doch seine Gedanken hielt er eisern unter Kontrolle. Er musste abwarten, was Bennet noch auf Lager hatte. Oder vielleicht sollte er versuchen, vorher mit River zu sprechen?

Nach dem Bad hüllte Livias ihn in ein angenehm weiches Handtuch.

„Ihr seid sicher hungrig. Soll ich Euch etwas zu essen in Euer Gemach bringen? Oder wünscht Ihr in Gesellschaft zu speisen?“

Noch bevor er eine Entscheidung treffen konnte, wurde die Tür geöffnet. Bennet trat ein.

Mit einem einzigen Blick befahl Bennet das Mädchen hinaus.

„Selbst das hast du mittlerweile gelernt“, sagte Zeth spöttisch.

Bennet unterdrückte das hilflose Geräusch, das sich über seine Lippen schleichen wollte. Warum war Zeth nur so dickköpfig? Er hatte sich doch gefreut, seinen Liebhaber endlich wiederzusehen. Aber natürlich, es war klar gewesen, dass er auf diese Begrüßung mit heftiger Ablehnung reagierte.

Sprachlos sah er zu, wie Zeth das Handtuch fallen ließ und vor ihm auf die Knie sank.

„Komm schon, bring es zu Ende.“

„Was meinst du?“, fragte Bennet leise.

„Mach die Unterwerfung perfekt und fick mich.“

„Ich wollte dich nicht demütigen“, sagte Bennet mit Nachdruck.

„Bennet bitte – ich will nicht, dass diese Geschichte so stehen bleibt. Beende das, was du angefangen hast.“ Zeth hob den Kopf und versenkte seinen Blick in Bennets. „Du bist der Tar von Reda, du hast mich vor dir knien lassen. Jetzt nimm mich wenigstens ordentlich durch. Tritt meinen angekratzten Stolz ganz in den Boden, damit ich wieder aufstehen kann.“

Bennet kam ganz nah an ihn heran, strich ihm durch die nassen Haare. „Das willst du doch gar nicht.“

Zeth griff nach seiner Hand und küsste die feuchten Handflächen. „Für dich, und das solltest du wissen, würde ich sogar in aller Öffentlichkeit den Arsch hinhalten.“

„Gut.“ Bennet ergab sich. Die Lust, die sich so drängend einen Weg an die Oberfläche seines Bewusstseins gesucht hatte, war durch Zeths Worte noch heftiger geworden.

„Ich will dich, aber nicht hier auf dem Boden.“ Er deutete zu Zeths Bett hinüber. „Dort.“

Zeth kam auf die Beine, viel geschmeidiger als vorhin im Saal. Ohne zu zögern, ließ er sich auf dem bisher unberührten Bett nieder.

„Wie willst du es?“

Bennet spürte, wie ihm gleichermaßen das Blut in den Kopf und in die Lenden schoss. Er hatte Zeth noch nie dominiert. Er hatte es noch nie gewollt, wobei er – mit anderen Bettgefährten – durchaus aktiv war. Aber jetzt wollte er es – er war nur unsicher, weil es Zeth war, der ihn lauernd ansah. Und weil er in Zeths Gesicht die Emotionen erkannte, die niemand sonst gesehen hätte.

„Auf alle viere, ich will sehen, worauf ich mich freuen kann.“

Zeth kam seiner Aufforderung nach, seine Bewegungen waren langsam, sinnlich und doch so verhalten, dass Bennet seine Anspannung erkennen konnte. Sollte er das wirklich tun? Was passierte nur mit ihnen?

„Gib dir Mühe. Vielleicht schaffst du es, mir die Wut aus dem Leib zu vögeln.“ Zeths Stimme klang gepresst, und Bennet wurde fast von den Beinen gerissen, von der Energie, die Zeth entstehen ließ. Zwischen ihnen bestand ein besonderes Band.

Er kam langsam näher, den Blick fest auf Zeths nackten Körper gerichtet. Alles nahm er wahr, jede Narbe, jeden angespannten Muskel, das leichte Vibrieren unter Zeths noch immer gebräunter Haut.

Er schob sich den Umhang von den Schultern und zog sich das Oberteil aus. Auf dem kleinen Schränkchen vor dem Fenster standen verschiedene Fläschchen mit Ölen und Badesubstanzen. Eines der Öle wählte Bennet aus. Dann setzte er sich neben Zeth, der still ausgeharrt hatte.

„Unruhig?“, fragte Bennet.

Zeth schüttelte den Kopf.

Aber Bennet wusste es besser. Er wärmte etwas Öl in seiner Hand, es roch nach Zitronen, und verteilte es mit leichtem Druck auf Zeths Hintern. Die Muskeln waren steinhart, wie alles an Zeth.

Er ließ seine Finger in die verheißungsvolle Spalte gleiten.

„Wenn du den Arsch so zusammen kneifst, wird es nicht sehr angenehm für dich werden.“

Er konnte nicht verhindern, dass Spott in seiner Stimme mitklang.

Zeth entspannte sich tatsächlich ein bisschen.

Bennet grinste und drückte seinen Daumen gegen Zeths fest verschlossenen Hintereingang.

„Jetzt sei nicht so zimperlich“, brummte Zeth.

„Das warst du bei mir auch immer.“

„Aber ich bin ein Mann!“

Bennet lachte leise. „Ich auch mittlerweile ...“

„Das werde ich gleich sehen ...“

„Das wirst du merken.“

Vorsichtig schob Bennet noch einen weiteren Finger in Zeth hinein, so tief, dass Zeth endlich mit einem winzigen Stöhnen reagierte.

„Zeig mir wenigstens, wenn es dir gefällt“, bat Bennet. „Sonst fühl ich mich so ...“

„Mach weiter und red nicht so viel“, wurde er unterbrochen. „Hab ich dich auch immer zugequatscht?“

Bennet stutzte, dann lachte er erleichtert. Dass Zeth offensiv wurde, hieß wohl, dass er nicht mehr länger warten wollte. Fakt war, dass ihn Bennets Berührungen erregt hatten. Sein Schwanz war mittlerweile hart, ein Lusttropfen glänzte auf der Spitze.

Mit einer Hand öffnete er seine Hose und glitt hinter Zeth. Sein eigenes Verlangen brannte bereits lichterloh. Daran hatte auch der kleine verbale Schlagabtausch nichts geändert.

Zeth wurde unruhig.

Er will es. Du brauchst dich nicht zurückzuhalten.

Bennet setzte an und drängte sich mit sanfter Brutalität in Zeths Körper. Als er sich etwa bis zur Hälfte versenkt hatte, war es mit Zeths zur Schau gestellter Ruhe vorbei. Er wich mit einem Zischen nach vorn aus. Doch Bennet folgte der Bewegung, ließ Zeth nicht entkommen.

Hätte Zeth wirklich gegen ihn angekämpft, Bennet hätte keine Chance gehabt. So gab es ein kleines Gerangel, das ihre Lust weiter anstachelte.

„Wow“, keuchte Bennet. „Als wenn man einen wahnsinnigen Stier reitet.“

Bennet packte Zeths Schwanz, während er das Tempo seiner Stöße anzog, und Zeth stöhnte verhalten. Er quälte sich wieder in eine kniende Position.

„Komm schon, Kopf nach unten, verneig dich vor dem Herrn von Reda“, befahl Bennet mit einem Grinsen.

„Falsche Richtung“, spottete Zeth, senkte aber den Kopf und ergab sich vollkommen.

Bennets Griff wurde fester, fordernder. Ihm lief der Schweiß über die Brust. Lange würde er nicht mehr durchhalten können.

„Ich lass die Sterne für dich singen“, versprach er rau.

„Das weiß ich …“, presste Zeth noch hervor, dann brach er unter der Macht des Höhepunktes unter Bennet zusammen.

Die Stille, die sich über sie senkte, wog definitiv mehr als Bennet, der noch immer auf ihm lag.

Was hatte ihn bloß geritten, Bennet herauszufordern? Gut, was ihn jetzt geritten hatte, brauchte er nicht mehr zu fragen.

Bennet steckte noch immer hart in ihm, als er sich das erste Mal vorsichtig bewegte. Als er sich ein Stück zurückzog, knirschte Zeth mit den Zähnen.

„Keine Angst, ich lass dich erst mal in Ruhe.“

Zeth hörte die Belustigung aus seiner Stimme heraus.

Er streckte sich. Der Höhepunkt, den er von Bennet geschenkt bekommen hatte, hatte all seine Energiereserven aufgefüllt. Und da war sogar noch Lust in ihm, die sich langsam, wie eine Schlange, einen Weg durch seinen gesamten Körper bahnte.

„Das thes bringt mich noch um den Verstand.“

„Du warst zu lange nicht mehr hier“, sagte Bennet und wollte sich vollends von ihm lösen.

„Warte noch.“

„Hm?“ Bennet verharrte.

Zeth nutzte ihre intime Verbindung und öffnete sich für eine ganz andere Art der Wahrnehmung. Er konnte in Bennet hineinsehen, nicht in seine Gedanken – das hätte Bennet nicht zugelassen und das lag auch nicht wirklich in Zeths Macht – aber er nahm all die Emotionen auf, die Bennet bewegten. Und er suchte nach Verletzungen, Krankheiten, physischen Schäden, die er hätte heilen können.

Bennet bemerkte das. „Hör auf, ich komme mir vor, als wäre ich beim Arzt. – Ich bin gesund!“

Zeth lächelte. „Ja, das stimmt. Und jetzt runter von mir.“

Bennet rollte sich neben ihn und sah ihm direkt ins Gesicht. „Es tut mir leid, Zeth. Es war nicht meine Idee …“

Zeth wollte abwinken, aber es interessierte ihn auch brennend, was Bennet dazu bewogen hatte, ihn so zu behandeln.

„So?“

Bennet zog eine Grimasse. „Du bist der einzige Yendländer, ein Capitan der Streitmacht von Yendland, um genauer zu sein, der in Reda ein- und ausgeht. Es gibt Magier, die dich mit Skepsis betrachten. Sie wollten einen Vertrauensbeweis.“

Zeth schnaubte. Erst musste er seine eigene Magiebegabung jahrelang verheimlichen und jetzt, als er sie endlich leidlich akzeptiert hatte, wurde ihm unterstellt, dass er Reda gegenüber nicht loyal war. Das war verrückt.

„Warum hast du mich hergerufen, Bennet?“

Dass Bennets Finger erneut auf Wanderschaft gingen, zärtlich durch seine Haare fuhren, an seinem Hals entlang, über seine Oberarme, lenkte ihn ein wenig ab.

Doch sein Geliebter hatte offenbar kein Interesse an einem Gespräch. Er rückte noch näher heran und vergrub seine Zähne spielerisch in Zeths Arm. „Ich habe dich vermisst, Zeth. Lass uns später darüber sprechen“, murmelte er, die Augen glasig vor Lust.

Zeth lachte leise, aber er fügte sich – immerhin war Bennet der Tar von Reda.

Andere Vorzeichen

Zeths Magen knurrte vernehmbar, als sie einige Zeit später erschöpft nebeneinander im Bett lagen.

Bennet sah ihn entschuldigend an. „Ich bin so ein Egoist“, flüsterte er und hauchte Zeth einen Kuss auf die Lippen. Er stand auf und ging zur Badewanne hinüber. Das Wasser war leider so weit abgekühlt, dass es ihn nicht mehr reizte, sich darin zu waschen.

„Ich ordere neues Wasser und was Vernünftiges zu essen.“

„Gute Idee“, murmelte Zeth.

Livias erschien bald darauf und erneuerte das Badewasser.

Bennet wartete, bis Zeth es sich in der Wanne bequem gemacht hatte, und stieg dann zu ihm. Er versuchte nicht daran zu denken, wie oft sie es schon in der Badewanne miteinander getrieben hatte. Im Augenblick war seine Gier gesättigt.

Sie wuschen sich nur kurz, denn das Essen wurde gebracht. Und Bennet erkannte an Zeths Blick, wie hungrig der mittlerweile war.

Und erst als sie aßen, kam er auf Zeths Frage zurück.

„Ich habe beunruhigende Nachrichten aus Yendland bekommen.“

Zeth sah auf.

„Zwei Searcher haben mir vor ein paar Tagen berichtet, dass dein Bruder Kyl seine Armeen aufrüsten lässt. Weißt du etwas darüber?“

Zeth legte das Stück Brot beiseite, die Augenbrauen nach oben gezogen. „Nein, ich weiß darüber nichts. Das letzte Mal, als ich in Iskaran war, hatte ich den Auftrag, neue Rekruten in ihre Einheiten aufzuteilen. Kyl wollte, dass ich bestimmte Teile der Armee neu aufstelle. Die Fußtruppen sollten aufgestockt werden, die Truppen zu Pferde reduziert.“

Er zögerte.

„Du sagst Searcher … hast du etwa Spione in Yendland?“

Bennet aß ungerührt weiter. „Hättest du Spione in Yendland an meiner Stelle?“

Zeths rechter Mundwinkel zuckte und auch er aß weiter.

Bennet war nicht begeistert davon, dass sie sich so belauerten. Er konnte verstehen, dass Zeth ihm keine militärischen Einzelheiten der yendländischen Armee auf dem Silbertablett präsentieren durfte, aber es fühlte sich nicht richtig an, dass sie Dinge voreinander geheim hielten.

Er seufzte unhörbar. Wahrscheinlich musste er sich damit abfinden, solange Zeth sich nicht vollkommen für Reda entscheiden konnte.

„Was meinst du, kannst du für mich herausfinden, was dein Bruder plant?“ Bennet bemühte sich, einschmeichelnd zu klingen.

Zeth starrte in an. „Du verlangst doch nicht etwa, dass ich für dich spioniere, oder?“

Bennet seufzte, dieses Mal laut. „Jede Art von Aufrüstung seitens der Yendländer macht uns nervös. Ich muss wissen, was Kyl vorhat. Er ist doch genauso verrückt wie seine Mutter.“

„Da stimme ich dir zu, aber mir ist noch nicht ein Mal zu Ohren gekommen, dass er eine Offensive gegen Reda planen könnte. Das wäre absurd!“

„Reda ist vielleicht nicht für ihn interessant, aber da gibt es immer noch die Xenten in Yendland. Und Ne’ertal …“

Zeth nickte langsam.