Magierbund Band II - Uwe Balzereit - E-Book

Magierbund Band II E-Book

Uwe Balzereit

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Beschreibung

Einst lebte Adam sorgenfrei in den Tag hinein. Wohlbehütet von Mutter und Vater kümmerte er sich um nichts außer sich selbst. Heute, nachdem er alles hinter sich gelassen hat, führt er eine Truppe Soldaten und Elfen an. Sogar Könige verneigen sich vor ihm, denn er kann Magie weben, eine Kraft, die er sich niemals hätte vorstellen können. Doch das Wichtigste in seinem Leben ist die kluge und wunderschöne Emiliana. Sie vertraut ihm bedingungslos und weiß, welcher der rechte Weg ist.

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Seitenzahl: 284

Veröffentlichungsjahr: 2017

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Das Buch

Einst lebte Adam sorgenfrei in den Tag hinein. Wohlbehütet von Mutter und Vater kümmerte er sich um nichts außer sich selbst. Heute, nachdem er alles hinter sich gelassen hat, führt er eine Truppe Soldaten und Elfen an. Sogar Könige verneigen sich vor ihm, denn er kann Magie weben - eine Kraft, die er sich niemals hätte vorstellen können. Doch das Wichtigste in seinem Leben ist die kluge und wunderschöne Emiliana. Sie vertraut ihm bedingungslos und weiß, welcher der rechte Weg ist…

Der Autor:

Uwe Balzereit, 1969 in Schwerin geboren, ist Vater von 3 Kindern und wohnt in der kleinen Stadt Güstrow in Mecklenburg Vorpommern. Inspiriert durch seine eigenen Lagerfeuergeschichten in Ferien- und Jugendfilmcamps brachte er die dort erzählten Abenteuer vom „Magierbund“ nun zu Papier.

INHALTSVERZEICHNIS

Prolog

Womit alles begann

Diebesbande

Die Bibliothek des Wissens

Dunkelelfen

Begegnungen

Arela

Prinz Marim

Eisenzwerge

Thorit

Arelas Reich

Aufbruch

Galok

Marget

Zurück

Trauer

Eigene Wege

Festung der Flüche

Am Ziel

Rückzug

Für Nicole

PROLOG

Man hatte eine gute Sicht von den Hügeln hier oben. Soweit man sehen konnte, war das Schlachtfeld übersät mit Dangan. Hass und Wut brodelten in der großen schlanken Frau, die mit eisigem Blick die Umgebung absuchte. Irgendwo hier musste ihr Herr und Meister sein.

Nicht weit von ihrem Standpunkt aus konnte man eine riesige Festung erkennen, deren gewaltige Mauern so hoch waren, dass sie einen langen Schatten auf die Hügellandschaft warfen. Ihre hohen Türme schienen bis in die Wolken zu ragen. Bereits seit Tausenden von Jahren stand dieses Bollwerk hier und würde noch viele Tausend Jahre überdauern.

Sie kannte diese Festung. Sie hatte Visionen im Schlaf. Sie sah, wie mit brachialer Gewalt ganze Landstriche verwüstet und Menschen vernichtet wurden. Und immer wieder tauchte ein Gesicht vor ihr auf: das Gesicht ihres Schöpfers. Die kalten Augen in seiner steinernen Miene starrten sie immerfort an und befahlen ihr, ihm zu dienen. Jedes Mal schwor sie ihm die Treue.

Sie sah andere Welten und ähnliche Kriege und immer sah sie Unterdrückung und Tod. Es war, als würde sie sich daran nähren, sich dadurch immer mehr Kraft aneignen. Sie war süchtig danach. Sie gierte nach Macht.

Eines Tages, das wusste sie, würde all das hier ihr gehören, über alles und jeden herrschen. Sie hatte es gesehen und ein eiskaltes zufriedenes Lächeln umspielte ihr Gesicht, welches sonst glatt und starr wie ein Leichentuch war.

WOMIT ALLES BEGANN

Vor gar nicht langer Zeit war Adam noch hinter wirklich jedem Rock in Grywald her. Er war ein Junge aus „guten Verhältnissen“, wie man hier im Dorf sagt und erst als sein Vater in die Stadt Thorit zog, kam es zwischen Adam und Bradach Malkier, seinem Vater zu einem Zerwürfnis.

Daraufhin floh Adam zurück zu seiner neuen Liebe Emiliana. Sie brachte ihn dazu, sein Leben aus einem neuen Blickwinkel zu betrachten und zu ändern. Auf dem besten Weg dorthin durchkreuzte jedoch das Schicksal seine Pläne, denn dunkle Mächte breiteten sich aus und überfielen sein Dorf und das ganze Land.

Mithilfe von Emiliana fand Adam zur Magie. Gemeinsam bestritten die zwei gefahrvolle Wege, um die Welt Arida von den dunklen Magiern und ihren grausamen Geschöpfen zu befreien. Bevor sie den Dämonen im Kampf aber gegenübertreten können, müssen sie zusammen und mit der Hilfe von Freunden ihre magischen Kräfte mittels des Buches der Elemente festigen.

Das Erbe seiner Mutter forderte Adam auf, einen ihm unbekannten Ort aufzusuchen, einen Ort der Zuflucht. Doch auf dem Weg dorthin müssen die Gefährten an Dangan, fürchterliche Dämonen aus einer anderen Welt und an dunklen Magiern vorbei und riskierten mehr als einmal ihr Leben. Sie befreiten Ellion, die größte Stadt in Arida, von den Dangan, retteten somit Tausenden von Menschen das Leben, bauten mithilfe der bisher erlernten Magie die Stadt wieder auf und legten einen Schutzwall gegen die dunkeln Mächte um die Stadt.

Im Verlauf der Schlacht um Ellion wurde der Prinz entführt und niemand weiß, wo er sein könnte, wenn er noch lebt. Doch Emiliana und Adam suchen nach ihm und weiter nach dem geheimnisvollen Ort, den seine Mutter ihn aufgetragen hat zu finden. Daher brachen sie erneut mit ihren neuen Freunden Kenlad, einem Krieger der Elfen, Sven, Hauptmann aus dem Reich Ellion und einigen Soldaten auf, um die dunklen Mächte zu besiegen und so Arida zu retten.

DIEBESBANDE

Sven hatte heute sogar ein fröhliches Liedchen auf den Lippen. Es war selten, dass er sang. Es sei denn der Wein war leer, dann musste er immer singen. Heute war es ein echtes Lied.

Es war warm, die Luft jedoch klar und frisch, denn in der Nacht hatte es geregnet. Es schien, als sei die Luft saubergewaschen worden. Über ihm trällerte eine Lärche, als würde sie seinen Gesang auslachen. Und das tat sie!

Adam verfolgte den Vogel und wob Magie. Augenblicklich verband er sich mit dem Tier, sah, was dieser sah und konnte mit ihm reden. Der Vogel schien kurz Purzelbäume in der Luft zu schlagen, denn es dauerte eine Weile bis Adam verstand, den kleinen Körper der Luft anzupassen und ihn zu fliegen. Nun aber flog er direkt auf Sven zu und lies auf seinem Hut ein kleines weißes Häufchen fallen. Emiliana brach daraufhin in schallendes Gelächter aus, zumal sich Sven ja bereits brüskierte, dass die Lerche ihn wohl auslache.

Der Vogel setzte sich zu Emiliana und zwitscherte ihr leise zu. Dann begriff sie, weshalb sich das Tier so sonderbar verhielt. »Was tust du? Der arme Vogel!« Auf Emiliana achtend verlor Adam prompt den Kontakt zur Lerche und laut schimpfend flog sie davon.

»Hast du das gesehen? Ich konnte selbst lenken! Das ist ja unglaublich!«, rief Adam begeistert aus. Emiliana schaute ihn böse an. »Das mag ja sein, mein Lieber, doch solltest du die Lebewesen nicht vorher um Erlaubnis fragen?« »Du hast ja recht, Emiliana. Aber es ist alles so einfach, so leicht. Ach, hey, Sven! Deinen Gesang fand wohl auch der Vogel nicht gut.«, kicherte Adam. Sven verstummte und ritt schweigend weiter. Trotzig hielt er Ausschau nach der Lerche.

In der Ferne machten die Gefährten ein Dorf aus, das an den nahen Wald grenzte. Bereits vier Tage war es nun her, dass sie Ellion hinter sich ließen, um das geheimnisvolle Erbe anzutreten, von dem Adams Mutter sprach und ein üppiges Abendessen an einem richtigen Tisch wäre jetzt traumhaft.

Gegen Mittag hielten sie auf dem Dorfplatz an. Hier gab es ein Wirtshaus, wenn auch ein kleines. Es war nur mit Holz gedeckt, würde aber schon ihren Ansprüchen gerecht werden.

Skeptisch beäugten die Dorfbewohner die Ankömmlinge. Fremden gegenüber war man vorsichtig, denn zu viele Schauergeschichten waren bereits im Umlauf.

Das Wirtshaus hieß „Die verschlafene Witwe“ und Sven war wie immer der Erste, der es betrat und nach Wein verlangte.

Eine beleibte Frau mittleren Alters kam mürrisch an den Tisch, an dem sie nun saßen. Die Zeiten seien schlecht und Essen hätten sie nicht viel zu bieten, gab sie zu verstehen. Somit bestellten alle nur Brot, etwas Käse und dazu gewürzten Wein. Die Leute am Nebentisch tuschelten leise und deuteten dabei auf Adam und Emiliana.

Die Stube war wenig ansehnlich. Auf dem Tisch klebten Reste vom Essen und auch der Boden wurde eher selten gefegt. Insgesamt schien es ein Haus, in dem wohl eher unredliche Leute einkehrten. Nachdem die Wirtin den Wein gebracht hatte, fragte Adam dennoch nach einem Zimmer für die Nacht. Die Wirtin verwies sie jedoch in den Pferdestall, der Heuboden dort würde für alle genug Platz hergeben.

Wenig später brachte sie altbackenes Brot und Käse, von dem sie offensichtlich den bereits grünen Rand sorgsam abgeschnitten hatte. Ein wirklich karges Mahl! Sven blubberte vor sich her, dass er heute wohl besser auf dem Proviantwagen schlafen wolle, denn selbst der Wein war eher Essig und außerdem viel zu stark gewürzt. Als die dicke Wirtin dann auch noch volle 12 Taler verlangte, genügte es ihm. Er stand wutentbrannt auf und verließ wortlos das Wirtshaus.

»Die Zeiten sind hart, seit die dunkle Macht sich überall ausbreitet! Nirgends bekommt man mehr frisches Korn und Fleisch.« Die Wirtin rückte ihre schmierige Schürze zurecht und ging zurück in die Küche, in der sie laut mit Geschirr und den Töpfen klapperte.

»Adam, lass uns weiterziehen. Sven hat recht: lieber sollten wir unter dem Wagen schlafen als nur eine Nacht in diesem Haus.« Emiliana drängte zum Aufbruch und die anderen taten es ihr gleich.

Erst als sie das Dorf weit hinter sich gelassen hatten, schlugen sie ihr Lager auf. Emiliana setzte sich zu Sven, der noch immer vor sich her schimpfte: »So eine Spelunke! Nennt sich Wirtshaus, pah! Halsabschneider und Betrüger, mehr waren das nicht. Nicht mal die Äcker waren ordentlich bestellt. Was für ein Haufen Ganoven!«

Als sie kurz darauf ihren Beutel öffnete, bemerkte sie, dass das „Buch der Elemente“ und die Karte von Adams Mutter fehlten. Auch das Gold des König Aron war spurlos verschwunden. Aufgeregt rief sie Adam und erklärte ihm, was sie vermutete.

Sven indes nahm sein Schwert und zog los in Richtung Dorf. »Ich werde den Schweinestall ausräuchern wie Ratten!“ Man sah ihm seinen Ärger deutlich an. »Bleibt hier!«, rief Adam ihm jedoch zu. »Ich habe eine bessere Idee.«

Er wob etwas Magie und ein magisches Fenster öffnete sich. Es zeigte das Wirtshaus. Dort waren die vermeintlichen Gäste und die Wirtin gerade munter dabei, ihr erbeutetes Gold untereinander aufzuteilen. Buch und Karte hatten sie achtlos auf den Boden geworfen.

»Ich wusste es! Dieses Pack! Und auch der Wein war nur gepanschte Plörre!« Sven stampfte mit den Füßen vor Wut.

Adam schloss das magische Fenster wieder und wandte sich an Kenlad. »Kommt, wir müssen unsere Sachen wiederbekommen. Wir wollen das Dorf einkreisen und dann über die Diebe richten.« Kenlad gab die Befehle weiter und auch Sven tat es ihm mit seinen Soldaten gleich. So ritten sie schon bald in die Nacht. Wenig später erreichten sie das Dorf.

Das Wirtshaus war noch hell erleuchtet und es erklangen Musik und Gegröle. »Sieh an, sieh an. Jetzt haben sie tatsächlich die guten Sachen aufgetischt. Mieses Pack!«, flüsterte Sven Kenlad zu, während sie durch die Fenster in das Wirtshaus schauten.

Kurz darauf flog die Tür mit einem lauten Krachen in die Wirtsstube und schon stand Adam mit seinem Schwert Trunan in der Hand direkt vor dem Diebesvolk. Die Waffe glühte bedrohlich und Adam stand es ins Gesicht geschrieben, dass er es ernst meinte.

Überrascht wichen die Diebe zurück. »Gebt sofort die gestohlenen Sachen heraus, dann wird eure Strafe vielleicht nicht so hoch ausfallen!«, drohte Adam. Die Wirtin nickte jedoch nur einem der abseits stehenden Männer zu und der hob seine Armbrust in Adams Richtung. Fast gleichzeitig traf ihn ein grellweißer Lichtstrahl und er war verschwunden. Es blieb nur ein Häufchen Asche auf dem schmutzigen Dielenboden. Erschrocken wichen die Schurken weiter in die Wirtsstube zurück. Mit Nachdruck und lauter als vorher schrie Adam: »Los jetzt, gebt die Sachen heraus oder ihr endet wie der da!«, und deutete dabei auf den Aschehaufen.

Erneut gab die Wirtin ein Zeichen, woraufhin sich sechs ihrer Schläger mit ihren Schwertern erhoben und auf Adam zustürmten. Trunan leuchtete auf und Adam zielte auf den Dielenboden vor ihm, so dass die vordersten Angreifer durch die Wucht nach hinten in Richtung Küche geschleudert wurden und die anderen mit sich rissen.

Sven nutze den Augenblick der Überraschung, trat hervor und hielt sein Schwert der Wirtin an den Hals. »Gib unsere Sachen heraus, du diebisches Weib!« Zögernd griff sie in ihre schmutzige Kittelschürze und zog das Buch und die Karte heraus. »Ich wusste doch, dass der Kram etwas wert sein würde.«, zischte sie. Sofort riss Sven ihr die Dinge aus der Hand und warf sie Adam zu.

Hinten aus der Küche tauchten Kenlad und die restlichen Soldaten auf. Der Elfenkrieger trug eine kleine offene Truhe. »So, und nun gebt her das restliche Gold.«, rief Sven. Er zeigte mit seinem Schwert auf die Kiste und als auch Adam mit seinem Schwert näher trat, welches unheimlich in seiner Hand leuchtetet und vibrierte, da leerten alle ihre Taschen, fingen ängstlich zu wimmern an, dass doch alles nur des Weibes Schuld sei und zeigten auf die Wirtin.

Diese jedoch schäumte nun vor Wut - einmal wegen dem Verlust der Beute und nun auch noch wegen der feigen Diebesbande. Mit einem kurzen Dolch in der Hand stürmte sie kreischend auf Sven zu, um ihm das Messer direkt in sein Herz zu rammen. Mit aller Kraft, die sein kleiner Körper hergab, hob er sein Schwert und hieb damit auf die Frau ein. Mit einem dumpfen Poltern landete ihr Kopf auf dem dreckigen Boden. Entsetzt beobachteten alle, wie der verbliebene Körper in sich zusammensackte und nach hinten kippte. Absolute Stille breitete sich in der Wirtsstube aus, während Sven sich das Blut aus dem Gesicht und von der Klinge seines Schwertes wischte.

Kurz darauf flehte die restliche Diebesbande lautstark um ihr Leben. »Ruhe!«, befahl Adam. »Von nun an werdet ihr redlich arbeiten und eure Äcker bestellen. Euer Wirtshaus wird jeden kommenden Gast bedienen wie es sich ziemt. Auch werde ich natürlich eurem König von diesem Vorfall berichten. Wir werden euch weiterhin beobachten und sollte es nur im Entferntesten eine Klage geben, dann soll der König über euch und das Dorf richten!«

Sven sammelte das restliche Gold ein und trug es zu Kenlad, der ihn noch immer voller Respekt ansah. »Mein kleiner Freund des Weines, Ihr seid ja doch ein Kämpfer!«, nickte er anerkennend und schlug Sven so fest auf die Schulter, dass er wankte. Stolz dank des Lobes nahm er einen Krug Wein vom Tisch und ging hinaus. Vor dem Wirtshaus schenkte er sich ein und wollte gerade ansetzen als Emiliana sich seinen Becher griff und austrank. Mit großen Augen schaute er sie an. »Was soll das? Das war meiner!«

Erst jetzt bemerkte er, wie blass sie war. »Was ist mit dir? Was hast du?«, fragte Sven plötzlich besorgt und goss ihr noch einen Becher ein.

»So etwas habe ich noch nie gesehen. Es war so schrecklich, all das viele Blut…«, flüsterte Emiliana. Sie schauderte dabei.

»Was sollte ich tun? Das Weib wollte mich töten und in Ellion hätte wohl eh der Strick auf sie gewartet.«, verteidigte sich Sven.

So tranken sie nun beide weiter den Wein, bis dann auch Adam und die Soldaten aus dem Wirtshaus traten und auf die Pferde zuhielten.

Nach einem kurzen Ritt trafen sie wieder im Lager ein, wo die Zurückgeblieben bereits alle Zelte aufgebaut hatten und mit einer köstlich duftenden Suppe warteten.

Am Feuer wurde dann nochmals über den Vorfall gesprochen und diejenigen, die nicht im Dorf waren, staunten nicht schlecht, was sie da hörten. Ihr Respekt gegenüber ihrem Hauptmann wuchs erheblich mit dieser Geschichte.

Alsbald schliefen sie alle ein und nur die Wache zog noch ihre Runden durch das Lager.

DIE BIBLIOTHEK DES WISSENS

Der nächste Morgen ließ sie deutlich spüren, dass es in diesem Landstrich erheblich wärmer war. Die Sonne brannte wie sonst zu Hause nur im Hochsommer. Vereinzelt gab es Baumreihen auf der Ebene, die ihr Blätterdach ähnlich flach wie die Landschaft hatten und ihnen so Schatten spendeten. Diese Schatten waren ihnen immer willkommen für eine Pause.

Dann wurde die Landschaft deutlich karger. Nur noch sehr wenig Grün zeigte sich und unter jedem Stein lauerte eine Schlange oder gar ein Skorpion.

Sven schien mit jeden Schritt immer kleiner zu werden, seine Kleidung klebte ihm förmlich am Körper. Die Hitze verlangte viel von ihm ab. Er war für diese Gegend einfach nicht geboren. Die Einheimischen bewegten sich hier mit einer unkomplizierten Schnelligkeit mit ihren zusätzlichen Lasten auf dem Kopf, dass es einem schwindelig wurde. Sven wollte einfach nur noch heim. Am Tage verdampfte man fast und des Nachts fror man sich die Zehe ab. Weit und breit war kein Wirtshaus in Sicht. Die Pferde hier, wenn es denn überhaupt Pferde waren, waren wirklich sehr hässlich. Die hatten eine riesige Beule auf dem Rücken! Sven grübelte, wie man auf den Tieren reiten konnte, zumal er von jeher schon ein eher miserabler Reiter war.

Und der Wein, der war ja wirklich fürchterlich! Palmwein - was auch immer das sein sollte. Er sah aus, wie schlechte Milch, roch ähnlich und sorgte für fürchterliche Kopfschmerzen. Dennoch hatte Sven natürlich immer einen geringen Vorrat in seiner „Wasserflasche“.

Nach dieser entsetzlichen Nacht saß Sven völlig verfroren auf einem Pferd, welches, wie er immer sagte, »nicht funktionierte«, und sah am Horizont einen Schemen. Angestrengt schaute er in die Richtung.

Emiliana ritt seitlich zu ihm. »Sven, was siehst du?«, fragte sie. Sven hob seinen Arm und verwies auf den Horizont. »Sieh dort! Eine Stadt. Oder zumindest steht dort ein großes Gebäude, wenn nicht gar ein Palast. Das könnte doch ein Ort sein, an dem wir richtiges Essen bekommen und ein ordentliches Bett finden?« Die Luft flirrte dank der großen Hitze und ließ ein glasklares Bild nicht zu. Doch auch Emiliana konnte dort etwas am Horizont erkennen.

Sven fluchte, als sein verdammtes Pferd wieder einmal bockbeinig an einem kleinen Strauch hielt und genüsslich fraß, während die anderen bereits auf ihr Ziel zuritten.

»Verfluchter Gaul, du musst doch schon platzen bei der Menge, die du frisst. Keiner Wunder, dass wir nicht vorwärts kommen!« Doch sein Pferd kümmerte es nicht, was sein Reiter da erzählte. Es tat, was es wollte. Svens Laune sank immer weiter.

Erst am späten Nachmittag erreichten sie einen Palast, der glänzte, als wäre er aus Glas, ein Gebäude mit riesigen Türmen und unzähligen kleinen Fenstern.

Die Mauer, die es umgab, hatte scheinbar keine Wehrgänge und auch sonst waren nirgends ein Soldat oder eine Wache zu sehen. Es schien beinahe, als sei der Palast unbewohnt, fast schon gespenstisch.

Ein riesiges Tor - fünfzig Mann zu Pferd könnten dort zugleich durchreiten, schätzte Kenlad - diente als undurchdringbare Barriere. Es war aus schwarzem, scheinbar extrem hartem Holz und hatte viele metallene Bänder und Nieten. Um das Tor waren riesige Runen eingelassen. Adam benötigte einige Zeit, um die Inschrift zu lesen.

WER WISSEN WILL, TRETE EIN!

KRIEG WILL NICHT WILLKOMMEN SEIN!

Adam sprang von seinem Pferd, legte alle Waffen ab und berührte das Tor. Ein Beben erschütterte den Boden und sogleich öffnete sich das Tor mit lautem Gekreische aus den Angeln. Im Gegensatz zu der Vegetation hier draußen eröffnete sich den Reisenden nun der Anblick eines riesigen Innenhofes voller sattgrüner Bäume. Sprachlos betraten alle ohne Waffen den Palast und betrachteten staunend die vielen Brunnen und die Figuren, die sie schmückten, als seien sie lebensecht.

Wie aus dem Nichts stand ganz plötzlich eine Person direkt vor Adam. Nein, sie stand nicht, sie schwebte vor ihm und ihm war, als sei sie aus Luft gemacht. Er konnte durch sie hindurchsehen.

»Willkommen, junger Magier! Hier findest du Wissen, die Reichtümer dieser Welt. Nutze sie weise und du darfst weiter reisen.“

Die geistähnliche Gestalt schien sehr alt und trug einen langen weißen Bart, der fast den Boden berührte. Sie war mit einer blauen golddurchzogenen Robe bekleidet und stützte sich auf einen Stab aus dunklem Holz, dessen oberes Ende ein Schlangenkopf mit zwei Rubinen zierte - wie bei Adams Schwert Trunan. Mit seinem Stab verwies der Alte auf eine der vielen Türen auf der anderen Seite des Innenhofes und schwebte auf sie zu. Adam und Emiliana folgten ihm. Vor einer Tür blieb er stehen und hob noch einmal an: »Suche hier das Wissen auf deine Fragen und eine weitere Tür wird sich öffnen. Doch hab acht! Wählst du das falsche Wissen, wird dies für immer euer zu Haus‘!« Mit diesen Worten verschwand der Alte.

Hand in Hand betraten die beiden mutig den Raum. So etwas hatte Adam noch nie gesehen. Auch Emiliana sagte keinen Ton und drehte sich staunend mit erhobenem Kopf. Soweit das Auge reichte, waren Bücher, Schriftrollen und Karten zu sehen. Die Elfenbibliothek war schon riesig, doch das hier war einfach unbeschreiblich. Der Raum wurde von unzähligen Kerzen erhellt, die überall auf riesigen Kerzenleuchtern brannten. Die Mitte des Raumes zierten eine Liege und ein riesiger, schwer aussehender Tisch.

Adam fuhr mit den Fingern über die Buchrücken eines Regals. Im Vorbeigehen sah er Runen, die er noch nie gesehen hatte. Er berührte alte Bücher, die so gewaltig waren, dass er Angst hatte, er könnte sie nicht tragen.

Nach einer Weile seines anscheinend ziellosen Umherstreifens in der Bibliothek entschloss er sich, etwas über die Dangan zu erfahren. Ihn interessierte, woher sie kamen, was sie wollten. Doch wie sollte er sich hier zurechtfinden? Bis er die Regale nach einem solchen Buch durchsucht hätte, wären Jahre vergangen.

Er konzentrierte sich und in einem Regal hinter ihm regte sich etwas. Bücher lösten sich von ihrem Platz und schwebten zielstrebig auf den Tisch in der Mitte zu.

Emiliana trat staunend vor. Ein riesiger Foliant, beinahe so hoch wie ein Arm lang ist und dick wie ein Bein, lag vor ihr. Der Buchdeckel war über und über mit Runen bedeckt und es hatte den Anschein, als bewegten sich Figuren auf ihm, als sähe man in eine neue Welt.

Adam schlug die erste Seite auf und dort war das Abbild eines Dangan zu sehen, genauso, wie er sie vom Überfall damals am See in Erinnerung hatte: groß, hässlich und mit diesen leuchtenden Augen.

Er blätterte weiter und fand in alter Schrift verfasst vor sich, was es zu den Dangan zu sagen gab:

»Vor sehr langer Zeit herrschte auf der Erde ein König. Macht und Magie waren, was er liebte und ein jeder, der nicht in der Lage war Magie zu weben, wurde als Sklave verurteilt, während die anderen emsig studieren mussten und ihrem König treu dienten. Mit der Macht der Magie eroberte der König ein Land nach dem anderen. Jede Kenntnis von Magie, jedes Buch, jede Karte wurden ihm zugetragen und er verschloss dieses Wissen im hiesigen Palast.

Eines Tages brachte man ihm aus einem Beutezug ein Buch, welches das Wissen um die Dunkelheit hütete. So lernte der König, wie Wesen aus anderen Dimensionen in unsere Welt gebracht und zu seinem Werkzeug gemacht werden konnten. Er studierte Tag und Nacht die alten Schriften und alsbald gelang es ihm, ein Portal zu öffnen. Die ersten dunklen Wesen drangen in unsere Welt: die Dangan. Der König ahnte nicht, dass mit den Dangan noch weit bösere Wesen in unsere Welt kamen, die ihre Macht so auf den König lenkten, dass dieser zu deren Werkzeug wurde.

Alles Lebendige, alles Menschliche drohte schon bald auszusterben. Eine Gruppe mutige Magier aus dem Elfenvolk bündelten im Kampf gegen das Böse ihre Kräfte in einem Elfenstab. Mit seiner Hilfe wurde das Portal verschlossen und das Wissen um die dunkle Macht vernichtet. Die dunkeln Wesen wurden verbannt und die Dangan mit ihnen.

Das Volk der Dunkelelfen weiß um das Portal und wo es sich befindet. Sie bewachen den Riss zwischen den Welten. Nur ein Träger des Elfenstabes und des dunklen Schwertes kann diesen Riss für immer schließen…«

Auf den kommenden Seiten wurde erklärt, welchen Zauber man weben musste, um den Riss zu schließen. Auch wurde davor gewarnt, der Machtgier zu verfallen, denn die Energie, die durch diesen Riss fließt, verwirre den Verstand und beeinflusse jeden, der sich ihm nähert.

Kaum dass Adam zu Ende gelesen hatte, schlug das Buch den Deckel zu und schwebte zurück an seinen Platz. Zwei weitere Bücher, viel kleiner als das erstere, offenbarten Karten. Einiges konnte er erkennen. Mit Emilianas Hilfe ergänzten sie die wichtigen Punkte auf ihrer eigenen Karte.

Gerade als sie damit fertig waren, öffnete sich leise quietschend eine Tür. Kein Licht drang hindurch und noch während die beiden durch die Tür traten, bemerkten sie, dass sie zurück in den Innenhof kamen. Es war tiefste Nacht.

In der Mitte des Hofes war ein großes Zelt aufgebaut. Eine Wache kam zügig auf sie zu. »Drei Tage warten wir nun schon!«, rief er aufgeregt. »Wir wollten nach Euch suchen, doch wir haben keine der Türen aufbekommen.«

Vom lauten Wortwechsel aufgeschreckt kam Kenlad auf die drei zu und auch Sven stürzte, sich im Laufen die Hose hochziehend und darüber fluchend, aus seinem Zelt. Emiliana lachte, als er ihnen fast vor die Füße fiel. Sie half ihm hoch und überschwänglich nahm Sven beide in den Arm. »Ich dachte schon, ihr seid verloren! Was zum Teufel habt ihr denn da drei Tage lang getrieben?« Adam hob erstaunt eine Braue. »Wie kommst du auf drei Tage? Wir waren doch höchstens eine Stunde lang weg?« Kenlad schob sich vor Sven. »Es waren tatsächlich genau drei Tage, Magier. Wir waren in Sorge.«

Sie begaben sich in das Zelt, und während sie ausgiebig speisten, erzählten Emiliana und Adam, was sie erfahren hatten. Kenlad fuhr auf, als er von den Dunkelelfen hörte. »Vor mehr als tausend Jahren wusste man noch um die Dunkelelfen, aber heute sind sie fast vergessen, denn niemand hat sie mehr gesehen.« Emiliana holte die Karte hervor und zeigte all die Punkte, die nun verzeichnet waren. Kenlad schüttelte nur den Kopf, die meisten Orte kannte selbst er nicht. Wenig später wurde es wieder ruhig im Innenhof.

Der Morgen begann wieder mit dieser brütenden Hitze. Adam hatte das Gefühl, er müsse verbrennen. Schweißnass öffnete er die Augen und erschrak. Er lag unter freiem Himmel! Das Zelt, der Palast, alles war verschwunden!

Rasch weckte er die anderen. Auch die Wache hatte tief und fest geschlafen.

Erstaunt fanden sie nichts weiter vor als Sand und dürre Sträucher soweit das Auge reichte. Nur die Pferde und der Proviantwagen waren noch da.

Adam versuchte, ein magisches Fenster zu weben, um zu erfahren, wo die Bibliothek des Wissens geblieben war. Doch vergebens. Es tat sich nichts. Also berieten sie sich, legte eine Richtung fest und zogen geradewegs los.

Gegen Mittag liefen sie neben den Pferden, um sie zu schonen, denn auch ihnen setzte die Hitze sehr zu. Noch immer war nichts zu sehen am Horizont, keine Wolke, kein Wind, nur die Sonne, die erbarmungslos auf sie herunter brannte. Sven jammerte unentwegt, wie heiß es doch sei und verfluchte den vielen Sand, durch den sie stapften.

So liefen sie den ganzen Tag immer mit der Sonne im Rücken und lagerten nachts, sobald es zu kalt wurde, um den Weg fortzusetzen. Silbrig glitzerte der feine Sand im Schein des Mondes und Sven befürchtete, dass sein Wein im Becher schon bald anfror, also leerte er ihn zügig.

Mit nur wenigem Holz und Gesträuch machten sie ein kleines Feuer, das sie wenigstens etwas wärmen sollte. Selbst die Tiere aus der Umgebung fühlten sich von der Wärme angezogen.

Erschrocken wich Sven beiseite, als ein drachenähnliches Wesen nah ans Feuer kam und alle aufmerksam beäugte. Während Adam sich auf die Echse konzentrierte, gab er ihr jedoch zu verstehen, dass sie nichts zu befürchten hatte.

Das Tier sendete ihm ein Bild von Frieden und Ruhe zurück und legte sich vor ihm in den Sand. Adam brach etwas von seinem Brot und legte es behutsam vor die Echse.

Eine lange Zunge schnellte aus dem Maul und sofort war das Brot verschwunden. Auch vorbeiziehende Fliegen oder Käfer wurden sofort gefressen und dabei schmatze das Tier laut. Derweil schaute Sven genervt drein.

Die Nacht verlief ohne Zwischenfälle, bis auf dass Sven früh schlecht gelaunt wach wurde, da es wieder so warm war. Nach einen kurzen Frühstück gingen sie weiter. Der Proviantwagen war nahezu leer, also mussten sie bald etwas zu essen und vor allem Wasser finden. Auch war kein Tier zu sehen, welches man hätte erlegen könnte, außer natürlich die Echse vom Vorabend. Die lag auf dem Wagen und genoss die Sonnenstrahlen. Es machte durchaus den Eindruck, als wolle sie die Gruppe länger begleiten.

Am Nachmittag setzte ein Sturm ein, der das Vorankommen erschwerte. Überall am Körper spürten sie den Sand und es war kaum möglich, Luft zu holen. So wickelten sich die Gefährten und den Pferden Tücher vor den Mund. Erst als es Nacht wurde, legte sich der Sturm und sie rasteten und reinigten ihre Habe.

DUNKELELFEN

Wegen der Anstrengungen des Tages verzichteten sie diesmal auf ein Feuer und schliefen erschöpft und ohne zu essen ein. Erst spät am nächsten Morgen erwachten sie und Adam spürte sofort, dass die Luft sich abgekühlt hatte. Er setzte sich auf und erblickte unweit von ihrem Lager Berge, riesige Berge und Bäume. Niemand hatte das in dem Sturm bemerkt. Das grüne Laub und fette Wiesen begeisterten ihn und er konnte sich kaum satt daran sehen. Eilig stiegen alle auf ihre Pferde und ritten in der Hoffnung, einen Bachlauf zu finden, auf den Wald zu.

Sie waren gerade in vollem Galopp, da flogen plötzlich schwarze Pfeile auf sie zu und blieben mit einem Zittern in dem Boden vor ihnen stecken. Sven rollte fast über den Kopf seines Pferdes hinweg, als dieses abrupt innehielt. Alle griffen zu ihren Waffen und versuchten, die Angreifer auszumachen, doch sie sahen nichts außer Wald und Dickicht. Von den Feinden keine Spur. Erneut schlugen Pfeile vor ihnen ein, diesmal sehr viel näher als zuvor. Noch immer konnte man niemanden erkennen. Adam senkte sein schwarzes Schwert und legte es zu Boden. Kenlad sah ihn erstaunt an, tat es ihm dann aber gleich und die anderen Gefährten folgten seinem Beispiel.

Wenige Augenblicke später trat eine Gruppe hochgewachsener Krieger aus dem Wald. Sie waren mit einer Art Lederrock bekleidet, Arme und Beine waren mit ebenfalls schwarzem Leder geschützt und sie waren mit goldenen Armreifen geschmückt. Sie trugen Bögen so lang wie sie selbst.

Kenlad atmete schwer aus und seine aufgerissenen Augen zeigten deutlich sein Erstaunen. Noch nie hatte er die Dunkelelfen gesehen. Allzeit hatte er es für ein Märchen gehalten, denn schon als Kind drohte man ihm, er müsse zu den Dunkelelfen, wenn er nicht folgsam sei und das zeigte immer Wirkung. Aber hier und jetzt stand er tatsächlich den Dunkelelfen gegenüber.

Einer der Krieger sagte etwas in einer Sprache, die niemand von ihnen verstand. Nochmals hob der Krieger an und als noch immer niemand darauf reagierte, hob er wieder seinen Bogen und alle anderen Krieger ebenso.

Adam wob etwas Magie und versuchte, auf diesem Wege mit dem Elfen zu kommunizieren. Der Elf hielt plötzlich inne, senkte langsam den Bogen. Adam gab ihm in der Sprache der Magier zu verstehen, dass sie nicht in böser Absicht unterwegs waren und sie ihre Sprache wirklich nicht verstanden.

Noch immer rührte sich der Krieger nicht. Die anderen Dunkelelfen schauten ihn besorgt an und wurden bereits unruhig, als dieser plötzlich den Arm hob und sie anwies, die Waffen zu senken.

Adam lies von seiner Magie ab, trat auf den Elf zu und reichte ihm die Hand zum Gruß. Dieser tat es ihm gleich, schreckte jedoch sogleich vor dem Schwert Trunan zurück, welches vor ihm im hohen Gras lag. Laut und wild gestikulierend sprach er mit seinem Gefolge und zeigte dabei immer wieder auf das Schwert.

Daraufhin sprach nun eine Stimme zu Adam, dass sie ihnen folgen mögen. Der Träger des dunkeln Schwertes müsse sich nicht fürchten, denn er sei stets willkommen im Reich der Dunkelelfen. Adam nickte zögernd und wies dann seine Leute an, ihm zu folgen.

Er bemerkte, wie der Krieger immer wieder verächtlich zu Kenlad schaute. Er war nochmal gut einen Kopf größer als dieser und einen solch riesigen Elfen hatte er wirklich noch nie gesehen. Auch die langen spitzen Ohren waren größer, die Haut erheblich dunkler als die von Kenlad und er bewegte sich mit einer so hohen Geschwindigkeit, dass es Adam und den anderen schwerfiel, mit ihm mitzuhalten.

Nach endlos gefühlten Stunden machten sie halt. Direkt vor ihnen versperrte ein riesiger Baum den Weg. Der dunkle Elf schlug mit seinem Bogen gegen das Holz und ein großes Tor öffnete sich. Sie gingen durch den gewaltigen Stamm und gelangten so an einen großen Platz mit vielen Holzhäusern, ganz ähnlich denen, die Adam auch schon bei den anderen Elfen gesehen hatte. Sofort wurden sie umringt und mit Waffen bedroht. Insbesondere Kenlad wurde gleich von mehreren Kriegern bedrängt.

Adam nahm sein Schwert und hielt es über seinen Kopf. Das Schwert begann zu leuchten, so dass es den gesamten Platz, auf dem sie standen, erhellte. Sogleich ließen alle von ihnen ab und blickten nur erstaunt auf das Schwert. Die Runen auf Adams Arm verbanden sich mit denen des Schwertes und glühten hell auf. Plötzlich knieten die ersten Elfen vor ihm nieder und senkten demütig das Haupt. Adam verstand die Welt nicht mehr. Alles um ihn war verstummt, während ein alter Elf auf ihn zuging. »Seid gegrüßt, junger Magier! Ihr tragt das Siegel und das Schwert Trunan. Beides habe ich seit sehr langer Zeit nicht mehr gesehen.« Auch er verneigte sich tief vor Adam. »Eine wirklich schöne Behüterin habt Ihr da gewählt, eine aus unserem Volke.« Adam verstand nicht. Zwar wusste er, dass Emilianas Eltern Elfen waren, aber doch sicher keine Dunkelelfen? »Selten wurde ein Halbelf geboren.«, bemerkte der Greis, während er Emiliana anschaute und drehte sich dann wieder zu Adam. »Junger Magier, was führt Euch zu uns Dunkelelfen?«

Adam erzählte ihm mit wenigen Worten, was ihr Ziel sei. Aufmerksam hörte der Alte zu und bat sie, mit in sein Haus zu kommen, denn selten habe er solch bedeutsame Gäste.

Der Raum war nicht groß aber doch gemütlich. Alles hier war aus poliertem Holz. Offensichtlich war kaum etwas war mit einer Säge oder einem Messer bearbeitet und so hatte es den Anschein, als wäre das Holz freiwillig zu einem Tisch gewachsen, ebenso auch die Stühle und alle anderen Möbel in diesem Raum. Ein kleiner Steinofen lieferte Wärme und auf ihm stand eine Kanne mit heißem Wein, der verführerisch nach kräftigen Gewürzen duftete. Beim Austeilen der Becher hob er zu sprechen an: »Ich bin Neldor, Ältester der Dunkelelfen. Schon lange habe ich vorhergesagt, dass ein Träger des magischen Schwertes zu uns kommen wird.« Dabei blickte er zwischen Adam und Emiliana hin und her. »Wir hörten von der Ausbreitung der dunklen Pest. Auch wir mussten schon gegen die Dangan kämpfen. Bislang konnten sie unsere Barrieren nicht durchbrechen, doch es wird eine Frage der Zeit sein. Eine sehr dunkle Macht befehligt die Dangan. Um so viele von ihnen in unsere Welt zu holen, muss man sehr mächtig sein und über dunkle Magie verfügen. All dies Böse ist schon seit Tausenden von Jahren nicht mehr geschehen. Der Quell des Übels ist aber auch uns bis jetzt unklar.«