Magische Bilder - Akram El-Bahay - E-Book

Magische Bilder E-Book

Akram El-Bahay

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Beschreibung

Vor langer Zeit wurden die Meister der sechs magischen Familien mit einem Zauber in sechs Fotografien gebannt. Nun versuchen ihre Nachfahren sie zu befreien, doch die düsteren Inquisitoren, allen voran ihr Anführer Nicéphore, wollen dies verhindern. Bei dem Versuch, die Meister der Magie zu befreien, erweist sich der junge Art selbst als Magier, der zur legendären siebten Familie gehört. Er gerät in ein halsbrecherisches Abenteuer, das ihn von Paris über Kairo bis nach Peking führt. Er besucht die magischen Enklaven in den Metropolen der Welt - und findet in der Zauberin Wu die Liebe seines Lebens. Doch dann stellt er fest, dass sein eigener Vorfahr versucht, ihn in ein Foto zu bannen ...

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Inhalt

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Über das Buch

Über den Autor

Weitere Titel

Titel

Impressum

Widmung

Zauberkünstler

Trafalgar

Der Jäger

Verloren

Ein zweiter Anlauf

Bilder der Vergangenheit

Schauspielkunst

Maos Kopf

Die Falle des Wächters

Die Falle Nicéphores

Ein hoher Preis

Ein neuer Meister

Reise mit Stil

Geschichtsstunden

Lügen

Lenin

Fremde Worte

Im Herzen der Macht

Die harte Hand

Fluchtweg

Die Wut des Drachen

Eine unerwartete Begegnung

Todesurteile

Verborgen

Ein besonderes Bild

Familienangelegenheiten

Willkommen

Über das Buch

Vor langer Zeit wurden die Meister der sechs magischen Familien mit einem Zauber in sechs Fotografien gebannt. Nun versuchen ihre Nachfahren sie zu befreien, doch die düsteren Inquisitoren, allen voran ihr Anführer Nicéphore, wollen dies verhindern. Bei dem Versuch, die Meister der Magie zu befreien, erweist sich der junge Art selbst als Magier, der zur legendären siebten Familie gehört. Er gerät in ein halsbrecherisches Abenteuer, das ihn von Paris über Kairo bis nach Peking führt. Er besucht die magischen Enklaven in den Metropolen der Welt – und findet in der Zauberin Wu die Liebe seines Lebens. Doch dann stellt er fest, dass sein eigener Vorfahr versucht, ihn in ein Foto zu bannen …

Über den Autor

Akram El-Bahay hat seine Leidenschaft, das Schreiben, zum Beruf gemacht: Er arbeitet als Journalist und Autor. Für seinen Debütroman „Flammenwüste“ wurde er mit dem Seraph Literaturpreis und dem RPC Award ausgezeichnet. Als Kind eines ägyptischen Vaters und einer deutschen Mutter ist er mit Einflüssen aus zwei Kulturkreisen aufgewachsen, deren Mythenwelt ihn gleichermaßen inspirieren. Er ist Mitglied des Phantastik-Autoren-Netzwerkes PAN. Der Autor lebt mit seiner Familie in Nordrheinwestfalen und tauscht sich gern auf Facebook und Instagram mit seinen Lesern aus.

Weitere Titel des Autors:

Die Flammenwüste-Trilogie

Die Vorgeschichte: Flammenwüste – Das Geheimnis der goldenen Stadt

Band 1: Flammenwüste

Band 2: Flammenwüste – Der Gefährte des Drachen

Band 3: Flammenwüste – Der feuerlose Drache

Die Bibliotheks-Trilogie

Band 1: Die Bibliothek der flüsternden Schatten – Bücherstadt

Band 2: Die Bibliothek der flüsternden Schatten – Bücherkönig

Band 3: Die Bibliothek der flüsternden Schatten – Bücherkrieg

Die Ministry-of-Souls-Dilogie

Band 1: Ministry of Souls – Das Schattentor

Band 2: Ministry of Souls – Die Schattenarmee

Die Magische-Bilder-Dilogie

Band 1: Magische Bilder – Die verschollenen Meister

Band 2: Magische Bilder – Der Meister der siebten Familie

Akram El-Bahay

MAGISCHE BILDER

Der Meister der siebten Familie

Roman

Vollständige E-Book-Ausgabedes in der Bastei Lübbe AG erschienenen Werkes

Originalausgabe

Dieses Werk wurde vermittelt durch die Michael Meller Literary Agency GmbH, München.

Copyright © 2024 by Akram El-Bahay Diese Ausgabe 2024 by Bastei Lübbe AG, Schanzenstraße 6 – 20, 51063 Köln

Textredaktion: Katja Hildebrandt, Blankenfelde-Mahlow Covergestaltung: Massimo Peter-Bille Covermotiv: © shutterstock: bogadeva1983 | Frame Art | Luis Molinero | krusto | pixelparticle Satz und E-Book-Konvertierung: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 978-3-7517-4799-8

Sie finden uns im Internet unter luebbe.de Bitte beachten Sie auch: lesejury.de

Aus der Bibliothek der ungeschriebenen Bücher

Zauberkünstler

»Oh, wie schön! Endlich sehe ich einmal Madrid.« Das magische Radio imitierte ein tiefes Luftholen, als wollte es den Duft der Stadt in sich aufnehmen.

»Mit welchen Augen willst du denn sehen?«, fragte Amin und richtete seinen roten Hut. Der Magier blickte sich missmutig um und wischte sich zum wiederholten Mal den Schweiß von der Stirn. Ehe das Radio zu einer empörten Erwiderung ansetzen konnte, seufzte er. »Hier ist es so heiß. Und so stickig. Schrecklich.«

»Du bist doch gewohnt, dass es heiß und stickig ist«, bemerkte Art. »In Kairo herrscht immer Hitze, oder?«

»Ja, aber es ist eine ägyptische Hitze«, erwiderte Amin. »Und die kenne ich. Hier aber zerfließe ich.«

»Könnt ihr beide bitte mal still sein? Sonst fallen wir noch auf.« Wu, die chinesische Magierin, hob eine Augenbraue, und Art und Amin verstummten.

Art warf seinem ägyptischen Freund einen kurzen Blick zu. Amin war der Alunni der gefallenen Enklave von Kairo. Einer der ranghöchsten Magier unter den großen, weitverzweigten Familien. Und in seinem Anzug, der gelegentlich die Farbe wechselte wie eine LED-Birne, und mit dem Hut etwa so unauffällig wie ein bunter Papagei unter Spatzen. Art hingegen musste sich nicht etwas Ausgefallenes anziehen, um aufzufallen. Seine kakaobraune Haut sorgte ganz allein dafür, dass er fremd wirkte. In seiner Heimat Frankreich ebenso wie in Spanien. »Wiederhole noch mal die Textstelle«, forderte er das Radio auf.

Ein Rauschen war zu hören, das in Arts Ohren reichlich beleidigt klang. »Ich sehe eben mit anderen Sinnen«, brummte es, dann knisterte es, als würde es sich räuspern. »Fristón auf dem sinkenden Schiff.«

Sie hatten die Worte Dutzende Male gehört. Meister Fristón, das Oberhaupt der Familie aus Spanien, war wie die anderen seines Rangs vor über zweihundert Jahren in ein magisches Bild gesperrt worden. Die Suche nach diesen Bildern, die Ereignisse zeigten, die sich Jahrzehnte vor der Erfindung der Fotografie ereignet hatten, war lange Zeit vergeblich gewesen. Bis Art in die Welt der Magier gestolpert war. Bis er herausgefunden hatte, dass er selbst ein Zauberer war. Und zwar einer, der die magischen Bilder finden und betreten konnte. Eine einzigartige Gabe.

»Welches Schiff?«, meinte Amin. Er nahm den Hut vom Kopf und wedelte sich mit ihm Luft zu. »Die Titanic?«

»Nein.« Wu klang, als müsste sie sich zur Geduld zwingen. »Sie ist 1912 gesunken.« Auf Arts und Amins verwunderten Blick hin hustete sie verlegen. »Ich mochte den Film.«

»Das erste bekannte Foto wurde von Joseph Nicéphore Niépce im Jahr 1826 erstellt«, sagte das Radio. »Da die magischen Gefängnisse allesamt Ereignisse zeigen sollen, die vor diesem Jahr stattgefunden haben, kann die Titanic nicht das Schiff sein, von dem die Rede ist.«

Nicéphore. Der Name war Art in den vergangenen Wochen, seit er die magische Welt betreten hatte, allzu oft begegnet. Hinter ihm verbarg sich der Anführer der Inquisitoren, einer ebenfalls weitverzweigten Familie von Fanatikern, die Magier hassten und jagten. Und Nicéphore war, wie sich herausgestellt hatte, selbst ein Magier. Einer, der sich gegen seine eigene Gattung gewandt hatte. Einer, den Art noch nie hatte zaubern sehen, obwohl sie sich einige Male begegnet waren. Nicéphore war ein Rätsel. Doch mit ihm konnten sie sich erst beschäftigen, wenn sie die Meister befreit hatten.

»Jaja«, unterbrach Amin das Radio. »Dann eben irgendein anderes. Und ihr seid sicher, dass eines der Fotos hier ist?«

Art folgte dem Blick des Ägypters zu dem palastartigen Gebäude. Selbst in dieser Straße, in der es nur Villen gab, stach es heraus. Er wollte zu einer Antwort ansetzen, doch das Radio war schneller.

»Senior Alvarez ist ein ebenso zurückhaltender wie erfolgreicher Unternehmer, dessen Rüstungskonzern im vergangenen Jahr mehr als zehn …«

»Bitte keine Wirtschaftsberichterstattung«, ermahnte Amin es. »Ich will es nur noch einmal hören, damit ich weiß, dass sich das Risiko lohnt. Immerhin müssen wir uns auf seine Geburtstagsparty schmuggeln. Und angesichts der vielen Wachleute schätze ich, dass wir ohne Magie nicht herauskommen, falls sie uns enttarnen.«

Im Schein zahlloser Fackeln, die vor dem Palazzo entzündet worden waren, hielten im Minutentakt schwere Autos und spuckten die Gäste des Abends aus. Jeder einzelne wurde von den Wachleuten gemustert und kontrolliert.

»Einer der Cucuys aus El Primero hat gehört, wie Senior Alvarez während eines Empfangs beim spanischen König dem Monarchen persönlich von seinem größten Schatz erzählte. Einem Bild, das die Welt auf den Kopf stellen würde, falls er es je einem Menschen zeigte. Er hatte zu diesem Zeitpunkt unwissentlich einen Garriere-Trank zu sich genommen. Eigentlich war das Gebräu, das einen unkontrolliert quasseln lässt, dazu gedacht, den spanischen König zum Reden zu bringen. Cayetano aus El Primero ging nach den Ereignissen in England davon aus, dass der König womöglich Kenntnis von einem der Bilder hat. Der Cucuy hat es natürlich allen Gästen gegeben, damit der redselige König nicht so auffällt. Es war ein schöner Zufall, dass Senior Alvarez dort war. Eine unverhoffte Spur.«

Art nickte. Sie hatten einen Hinweis darauf gefunden, dass sich die Bilder im Angesicht der damaligen Herrscher befunden hatten. Um dann an deren Nachkommen vererbt zu werden? In England hatte sich eines der magischen Bilder, das die Unterzeichnung der Unabhängigkeitserklärung zeigte, tatsächlich im Besitz Charles III. befunden. In Spanien schien das Bild indes einen anderen Weg genommen zu haben. Es war wirklich eine unverhoffte Spur, die sie zufällig gefunden hatten. Nein, korrigierte er sich. Nicht durch Zufall. Wir sind auf der Suche. Und nur wer sucht, findet auch etwas.

»Trotzdem wissen wir nicht, ob dieser Alvarez wirklich eines der Bilder besitzt.« Amin zog sich den Hut wieder an und setzte ein strahlendes Lächeln auf. »Aber das werden wir herausfinden. It’s showtime.« Bei seinen letzten beiden Worten sah Amin an Art vorbei zu jemandem, der hinter ihm stehen musste.

Als Art sich umwandte, blickte er in das Gesicht eines blonden Mannes, der kaum zwanzig Jahre alt sein konnte. Auch wenn er harmlos und beinahe freundlich schien, wich Art unwillkürlich einen Schritt zurück.

»Ah«, begrüßte der Ägypter den Blonden. »Du bist ein wenig spät, mein Bester.«

Der Mann schenkte Amin ein Lächeln, das einem Raubtier gut zu Gesicht gestanden hätte.

»Cayetano hat mir versichert, dass du der beste Cucuy in El Primero bist. Keiner in der Enklave soll zuverlässiger als du sein.« Amin setzte eine strenge Miene auf.

Cucuy. Art hatte den Begriff noch nie gehört, ehe sie mit dem Zug von England nach Spanien gereist waren. Auf der langen Fahrt hatte Amin ihm von den Gestaltwandlern erzählt. In allen Enklaven gab es sogenannte Creatura magicis: Geschöpfe, die durch Magie erschaffen wurden. In Ägypten waren es Mumien. In Frankreich Gargoyles. Und in Spanien tummelten sich die Gestaltwandler in der Enklave. Die Cucuys allerdings waren weit finsterere magische Wesen als die, denen Art bislang begegnet war. Die Fähigkeit, sich das Äußere eines Menschen zu geben, hatten viele der Cucuys genutzt, um Kinder fortzulocken und dann … zu verspeisen. Amin hatte Art mehrfach versichert, dass dies heutzutage nicht mehr vorkam. Doch als Art dem Wesen vor ihm in die kalten Augen blickte, zweifelte er keinen Moment daran, dass der Hunger der Cucuys noch immer da war. Die Augen verrieten sie. Sie waren vollständig schwarz, was Amins Worten nach die Vorliebe der Cucuys für Sonnenbrillen erklärte, die sie selbst in der Nacht trugen. Als hätte er Arts Gedanken gehört, zog er seine hervor und setzte sie sich auf. »Ich kenne ihn«, entfuhr es Art. »Zumindest das Gesicht.«

Der Cucuy nickte. »Ich habe mir die Haut geholt, die ihr gewünscht habt.« Die Stimme klang wie ein heiseres Flüstern, und das Lächeln, das der Gestaltwandler noch immer aufsetzte, ließ ihn für Art wie einen durchgeknallten Serienmörder wirken.

»Ein Cucuy ist …«, begann das Radio, doch Amin schaltete es kurzerhand ab und steckte es in die Herrenhandtasche, die er sich umgehangen hatte.

»Ich hatte doch gesagt, dass wir uns ein wenig Prominenz zur Hilfe holen«, bemerkte der Ägypter. »Seven ist der angesagteste Magie-Youtuber der Gegenwart. Es war nicht einfach, dafür zu sorgen, dass Senior Alvarez ihn für die Unterhaltung seiner Kinder und der anderen kreischenden Blagen anstellt, aber der gute Cayetano hat es hinbekommen. Der echte Seven wird sich doch an nichts erinnern, oder?«

Wenn Art es richtig im Kopf hatte, musste ein Cucuy denjenigen berühren, dessen Gesicht er stahl. Dummerweise sahen die Gestaltwandler laut Amin üblicherweise wie Skelette aus, über die ein wenig graue Haut gezogen war. Der Anblick blieb sicherlich im Gedächtnis.

Das Schweigen des Cucuys und ein fast genussvoller Ausdruck auf dem gestohlenen Gesicht ließ Amin drohend den Zeigefinger heben. »Du hast ihn nicht gegessen, oder? Cayetano …«

»Zu alt, zu zäh«, fiel ihm das Wesen ins Wort. »Und verboten.«

»Tja, dabei sind die verbotenen Früchte doch die süßesten«, scherzte Amin.

Der Gestaltwandler legte sein Lächeln ab. »Ich habe ihn betäubt. Er wird vielleicht einen Albtraum haben, mehr nicht.« Es klang beinahe bedauernd. Dann drückte der Cucuy Art eine Tasche in die Hände, die er bei sich trug.

»Darin sind ein paar magische Dinge«, erklärte Amin, als er Arts Blick bemerkte. »Cayetano hat sie für uns zusammengestellt. Die Inquisitoren können nur lebendige Magie fühlen, deshalb sind die kein Problem. Du gibst ihm die Sachen gleich, wenn er mit der Show anfängt.«

»Ich?«, fragte Art.

»Du bist der Assistent.«

»Und warum nicht du?«

Amin lächelte ihn überlegen an. »Ich sehe aus wie ein Star. Handlangerarbeiten würden meine Rolle gefährden. Gut? Also los, Seven. Du bist die Attraktion, wir deine Entourage. Wenn wir erst mal drin sind, suchen wir das Bild. Und dann hauen wir mit ihm ab. Das wird ein Kinderspiel.«

Die Maskerade bestand die erste Bewährungsprobe, noch ehe die Magier und ihr Begleiter das Anwesen betreten hatten. Der Wächter am Einlass ließ sich von dem vermeintlichen Seven die Hülle seines Handys signieren. Offenbar gehörte auch er zu den tausenden von Abonnenten des Internetstars. Weder Art noch den anderen beiden echten Zauberern warf er mehr als einen beiläufigen Blick zu. Sie schienen vom Glanz des gestohlenen Äußeren bis zur Unsichtbarkeit überstrahlt zu werden.

Auch für die Gäste waren die Magier wohl kaum mehr als Dienstboten, die man geflissentlich übersah, solange man nichts von ihnen verlangte. Der Cucuy hingegen wurde von vielen erkannt, als die vier durch die imposante Eingangshalle gingen. Ein herbeigerufener Mitarbeiter der Eventagentur, die den Geburtstag organisierte, führte sie am Rand entlang. Art hatte sich vor Kurzem mit Wu und Amin schon einmal mit einer falschen Identität den Einlass in ein ähnlich prunkvolles Anwesen erschwindelt. Doch die Villa des Kunsthändlers Monet in Paris war innen wie außen eine Scheußlichkeit gewesen, während der Palazzo Ehrwürdigkeit und Geschmack atmete. Die Gäste waren so elegant gekleidet, dass sich Art in einem Film wähnte, der das Leben von Millionären nachstellte.

»Die jungen Herrschaften sind äußerst anspruchsvoll«, sagte ihr Führer so aufgeregt, als hinge sein Job davon ab, dass den Kindern die Zauberkunststücke gefielen.

»Ich mag Kinder«, erwiderte der Cucuy, was ihm einen warnenden Blick von Amin einbrachte.

Art war froh, dass Amin ihm in Paris einen Babel-Zauber verpasst hatte. So konnte er jede Sprache der Welt verstehen und sprechen. Nur an den Moment, in dem der Ägypter ihm dafür seinen spuckenassen Finger ins Ohr gesteckt hatte, erinnerte er sich nicht allzu gerne.

Während sie an den Gästen vorbeigingen, versuchte Art, eine Spur des gesuchten Bildes zu finden. Seine Augen benutzte er dazu nicht. Es war kaum zu erwarten, dass ein Foto, das es nicht geben konnte, irgendwo an einer der getünchten Wände hing. Überhaupt schien der Besitzer des Palazzos erstaunlich wenig von Wandschmuck und Möbeln zu halten. Zumindest kam es Art so vor, bis sie in den Raum traten, in den ihr Führer sie lotste, denn er quoll vor beidem beinahe über. Die Bilder zeigten allerdings haufenweise Stars. Vermutlich zumindest. Art erkannte nur einen Teil. Einige der Berühmtheiten waren so jung, dass sie sich das Alter mit ihren Anhängern teilten. Die Kinder, die auf Unterhaltung warteten, saßen und lagen erkennbar gelangweilt auf einer monströsen Sitzgruppe und sahen nur kurz von ihren Handys auf, als die Gruppe den Raum betrat. Doch kaum hatten sie den Cucuy erkannt, sprang einer von ihnen auf.

Er war wohl höchstens zehn und sah aus, als wäre er es trotz seines geringen Alters gewohnt, Bediensteten Anweisungen zu geben. Den Mitarbeiter der Eventagentur beachtete er ebenso wenig wie Art und die beiden anderen Magier. Die Vermutung lag nahe, dass er der Sohn des Gastgebers war. »Seven«, begrüßte er den falschen Zauberer. Dann kniff er verärgert die Augen zusammen. »Du hast meinen Post nicht kommentiert.«

Art sah fragend zu Amin, der aber ebenso ratlos wie er wirkte. Der Cucuy legte den Kopf schief und betrachtete den Jungen und seine zehn Freunde so interessiert, als stünde er vor einem Kuchenbuffet.

»Seven hat etwas Besonderes geplant«, sagte Wu in die kurze Pause hinein.

Der Junge sah sie an, als würde er sie erst jetzt registrieren. Statt etwas zu erwidern, hob er auffordernd und genervt die Augenbrauen.

»Er wird euch in seiner Story bringen«, fuhr Wu ungerührt fort.

Der Junge überlegte kurz, aufmerksam von seinen Freunden beobachtet, dann nickte er gönnerhaft. »Alles klar. Aber du musst jeden von uns verlinken.« Mit einer beiläufigen Handbewegung bedeutete er dem Mann der Eventagentur, zu gehen. Leise fiel die Tür einen Moment später ins Schloss.

Der Cucuy setzte ein wölfisches Grinsen auf. »Wir werden viel Spaß miteinander haben«, meinte er und streckte einen Arm aus.

Art drückte ihm die Tasche in die Hand.

Der Cucuy öffnete sie und zog ein Tuch heraus.

Die Blicke der Kinder sagten deutlich, dass sie den Anfang der Show bereits für misslungen hielten. Doch ehe einer von ihnen den Mund öffnen konnte, hatte der Cucuy dem Jungen vor sich das Tuch über den Kopf geworfen.

»Sehr lustig«, kommentierte dieser. Doch als der falsche Zauberer das Tuch wieder fortzog, war das Haupt verschwunden.

Die Kinder starrten fassungslos auf den Kopflosen. Dann fingen sie enthusiastisch an zu klatschen.

Der Cucuy hob einen Finger und die Zuschauer verstummten. Dann legte er das Tuch auf einen niedrigen Tisch, der vor der Sitzgruppe stand. Als er es in die Höhe riss, kam der Kopf des Jungen wieder zum Vorschein.

Art starrte verblüfft zu Amin.

»Exite-Samt«, raunte der Ägypter. »Ganz einfaches Ding. Kommt häufig bei Kindergeburtstagen zum Einsatz. Oder wenn es darum geht, Platz im Haus zu schaffen. Lässt verschwinden, was er bedeckt.«

Diesmal jubelten die Kinder so laut, dass sich Art am liebsten die Hände auf die Ohren gepresst hätte. Er rechnete damit, dass der Kopf des Jungen jeden Moment zu schreien beginnen würde. Doch stattdessen fiel dieser in den Jubel mit ein.

»Ich glaube, die Sache läuft«, meinte Amin leise und deutete auf die Tür. Ehe er ging, trat er aber noch einmal zu dem Cucuy. »Heute bleibt die Küche kalt, mein Freund. Wir sind gleich wieder da.«

Die Kinder hatten nur noch Augen für den falschen Influencer.

»Halt dich zurück«, raunte Amin ihm zu. »Ich erzähle es Cayetano, wenn du dir hier einen Snack genehmigst.«

Der Mann von der Eventagentur sah sie erschrocken an, als sie hinaus auf den Flur traten. Offenbar hatte er gelauscht.

»Keine Angst«, meinte Art. »Die Show läuft. Aber Seven hat sein Handy vergessen. Kein Handy, keine Story.«

»Sie alle holen das Handy?«

»Es ist ziemlich teuer«, bemerkte Amin. Dann senkte er die Stimme. »Wenn Sie da drinnen Schreie hören, holen Sie uns. Klar?« Er lächelte ihm zu und ließ ihn verwirrt vor der Tür stehen.

»Wohin?«, raunte Wu. Selbst in ihrem schlichten schwarzen Hosenanzug wirkte sie so elegant, dass die weiblichen Gäste ihr abschätzige Blicke zuwarfen, kaum dass die drei die Halle des Palazzos betreten hatten. Auch Art sah sie immer wieder an. Für einen verrückten Moment wünschte er sich, dass sie beide als ganz normale Gäste hier sein könnten. Oder an einem anderen Ort einfach nur zusammen wären. Keine Inquisitoren. Keine magischen Bilder. Er wollte Zeit mit ihr verbringen. Er …

»Fühlst du etwas?«, fragte Amin.

Art war einen Augenblick lang verwundert. Hatte der Ägypter ihm etwa vom Gesicht abgelesen, dass er für Wu etwas empfand, das … Nein, dachte er im nächsten Moment. Es geht um das Foto. Art würde es als Einziger spüren können. Stimmen hören. Gerüche wahrnehmen, wenn sie nahe genug waren. Er schüttelte den Kopf.

»Na ja, macht nichts«, erwiderte Amin und winkte einen Bediensteten zu sich, der ein Tablett voller Gläser herumtrug. So selbstsicher, als wäre er einer der geladenen Gäste, nahm er sich eines und prostete einer Frau zu, die das typisch katzenhafte Gesicht aller in die Jahre gekommenen Damen besaß, die beim Kampf gegen das Alter auf die Fähigkeiten eines Schönheitschirurgen setzen. »Hier lässt es sich schon aushalten. Wir müssen nur ab und an nach diesem Cucuy schauen. Bei einer Mumie müsste ich mir natürlich keine Sorgen machen.«

Art blickte sich um. Noch immer kamen Gäste von draußen und mischten sich unter die Leute. Eine fünfköpfige Band spielte spanische Gitarrenmusik, und das Gemurmel der Menschen legte sich wie ein Teppich über alles. Vermutlich könnte er Worte, die aus dem magischen Bild stammten, nicht einmal hören, wenn er es in Händen hielt.

»Er weiß, dass er ein besonderes Bild hat«, meinte Wu so leise, dass Art sie kaum verstand. »Es ist nicht wie in England.«

Art nickte. Das Bild, das die Unterzeichnung der Unabhängigkeitserklärung gezeigt hatte, war in einem alten Puppenhaus verborgen gewesen. »Senior Alvarez ist ein Sammler, oder?«, meinte er.

»Kann man so sagen«, erwiderte Amin. »Gemälde, alte Autos, Wein. Such dir etwas aus. Sein Ruf eilt ihm voraus. Er hat Geld und gibt es gerne aus. In den Klatschblättern taucht er nie auf. Aber ich habe Gerüchte gehört. Man sagt, er sei ziemlich durchgeknallt.«

»Durchgeknallt? Also verrückt?« Art erkannte ein paar Wachleute am Fuß einer breiten Treppe, die von der Halle hinauf in den ersten Stock führte. »Ist das nicht eine der Folgen, wenn normale Menschen magische Dinge besitzen? Sie verlieren den Verstand?« Er nickte dezent zu den Wachleuten. »Die Typen stehen sicher nicht da, weil sie nichts zu tun haben. Wo würdest du das aufbewahren, was für dich am wertvollsten ist?«, fragte er Amin.

»In einem magischen Safe«, sagte der Ägypter so stolz, als habe er eine besonders schwere Aufgabe gelöst.

»In meinen privaten Räumen«, meinte Wu und nickte Art zu. Auch sie sah zu der Treppe. »Wie kommen wir an denen vorbei?«

»Da wir kein Portal öffnen sollten, um nicht am Ende die Inquisitoren herbeizulocken, schlage ich vor, dass wir etwas von dem Kinderkram benutzen.« Amin griff in seine Handtasche und holte ein Stück Papier hervor. Erst auf den zweiten Blick bemerkte Art, dass es die Form einer Fliege besaß. »Das ist ein sehr beliebter Scherzartikel. Harmlos, aber nervtötend.« Er hob die Papierfliege vor seinen Mund. »Molestum incipit.« Dann hauchte er das Papier an und zog die Hand fort.

Die Fliege fiel nicht zu Boden, sondern ploppte auf und sah mit einem Mal aus wie ein echtes Insekt. Flügel entfalteten sich und bewegten sich erst zaghaft, dann immer schneller. Lautlos flog die Fliege davon.

»Das wird sicher helfen«, kommentierte Art.

»Wart ab«, meinte Amin und stellte sein Glas auf das Tablett eines Bediensteten, der gerade an ihnen vorbeiging. »Gleich geht es los.«

Art kniff die Augen zusammen, um der Fliege mit dem Blick folgen zu können. Sah er doppelt? Da waren plötzlich zwei von ihnen. Nein. Es waren vier. Acht. Sechzehn. Immer mehr erschienen, als teilten sie sich alle paar Sekunden. Die ersten Gäste wurden auf die Insekten aufmerksam und wedelten mit den Händen, um sie zu vertreiben.

»Wir können uns schon mal in Position bringen«, sagte Amin und schob sich näher an die Treppe heran.

In das Gemurmel und die Gitarrenmusik mischte sich nun das Summen der Fliegen. Es wurde mit jeder Sekunde lauter. Längst flog da ein kleiner Schwarm zwischen den Gästen umher. Offenbar hatte man dem Personal einen Hinweis gegeben. Art machte einen Mann aus, der eine Fliegenklatsche in der Hand hielt.

»Wunderbar«, kommentierte Amin. »Wenn man nach ihnen schlägt, fangen sie an zu wachsen.«

Kaum hatte der Mann eine von ihnen, die an der Wand vor ihm saß, mit der Klatsche erwischt, verdoppelte sie ihre Größe. Auch die anderen magischen Insekten wuchsen, als die Gäste nach ihnen schlugen. Die Gespräche verstummten und empörte Rufe erhoben sich. Ein kleiner, untersetzter Mann mit Halbglatze bellte ein paar Befehle in das Chaos.

»Das ist der Gastgeber«, meinte Amin und sah zu dem Mann, der sich so fassungslos umsah, als wähnte er sich in einem Albtraum. Sie hatten nun die Treppe erreicht, und Amin zeigte auf den Bedauernswerten, der wild nach den Fliegen schlug. Es mussten mittlerweile Hunderte sein. »Senior Alvarez braucht Hilfe«, rief Amin laut.

Die Wachen am Fuß der Treppe schienen unschlüssig zu sein, ob sie ihren Posten verlassen durften. Weitere Bedienstete kamen herbeigelaufen und versuchten, der Plage Herr zu werden. Senior Alvarez schlug die magischen Insekten fort, die ihn umschwirrten, und endlich setzten die Wachleute sich in Bewegung, um ihm beizustehen.

»Jetzt«, zischte Amin und ging unbeachtet in all dem Trubel auf die Stufen zu. Art und Wu folgten ihm. Am Fuß der Treppe sahen sie sich noch einmal kurz um. Niemand blickte in ihre Richtung. Alle Augen waren auf den Fliegenschwarm und die Bediensteten gerichtet, die vergeblich gegen sie kämpften. Hastig stiegen die Magier die Treppe empor. Am oberen Absatz bog Amin aufs Geratewohl nach links ab und führte sie fort vom Geländer. Während die aufgeregten Rufe noch zu ihnen empordrangen, sah der Ägypter Art auffordernd an.

»Was?«, fragte Art.

»Bitte sehr. Finde das Bild. Wo ist es?«

Nicht zum ersten Mal kam sich Art wie ein Trüffelschwein vor. Er sah den Flur entlang. Ein dicker roter Teppich, der alle Schritte erstickte. Alte Gemälde an den Wänden, auf denen ernste Männer und Frauen zu ihnen hinabblickten. Und sicher ein Dutzend Türen. Welche sollte er wählen? Er entschied sich für die ihm am nächsten gelegene und umfasste die Klinke. »Hier ist doch niemand, oder?«, raunte er Amin zu.

Der Ägypter zuckte mit den Schultern. »Ich denke nicht. Aber ich habe natürlich keinen Röntgenblick. Es gibt einen Zauber für so etwas. Ist leider verboten. Du kannst dir sicher vorstellen, dass es in den Enklaven nicht gerade erwünscht ist, einfach durch geschlossene Türen zu schauen. Deshalb sind sie alle mit einem Schutz-Zauber versehen. Ich erinnere mich da …«

Art wartete das Ende der Geschichte nicht ab, sondern drückte die Klinke hinunter. Das Mädchen, das gelangweilt auf dem Bett lag und von ihrem Handy aufsah, hatte einen so arroganten Blick aufgesetzt, dass die Verwandtschaft zu dem Jungen, dessen Kopf nicht mehr auf dem Hals saß, sofort offensichtlich wurde. Anscheinend war sie es nicht gewohnt, Fragen stellen zu müssen. Sie begnügte sich damit, Art genervt anzufunkeln.

»Ihr Vater schickt uns«, stammelte er sich schnell eine Ausrede zurecht. »Unten gibt es eine Insektenplage. Sie sollten besser in Ihrem Zimmer bleiben.« Er musste sich angesichts der offen zur Schau gestellten Überheblichkeit des Mädchens anstrengen, weiter höflich zu klingen.

»Stören die Insekten das WLAN?« Sie schien keine Antwort zu erwarten, sondern sah wieder auf ihr Handy. »Ich glaube nicht«, sagte sie und wedelte mit der Hand, als würde sie einige der Fliegen verscheuchen müssen.

Leise schloss Art die Tür.

»Die höhere Gesellschaft«, kommentierte Amin. »Einfach eine Klasse für sich.«

»Da ist es nicht«, meinte Art. »Und hier sind doch noch Leute.«

»Dann musst du eben etwas vorsichtiger sein«, erwiderte der Ägypter.

Art blickte zu Wu und entspannte sich, als er das Lächeln auf ihrem Gesicht sah.

»Wie wäre es«, sagte sie an Amin gewandt, »wenn du an der Treppe Wache hältst? Art und ich suchen in der Zwischenzeit das Bild.«

Der Ägypter hielt erkennbar wenig von der Idee. Doch er zuckte mit den Schultern und postierte sich weit genug vom Geländer entfernt, um nicht von unten gesehen zu werden. Dann hob er einen Daumen, als wollte er den beiden damit sein Einverständnis signalisieren, nun weiterzusuchen.

»Du hast nicht irgendein magisches Ding, das in Räume sehen kann, oder?«, fragte Art, als er mit der Chinesin vor die nächste Tür trat. »Ich meine, vielleicht ein verzaubertes Auge, das man unter der Tür durchschieben kann, oder so was?«

»Das müsste aber ein ziemlich flaches Auge sein«, erwiderte Wu. »Außerdem hört sich das nach etwas an, das in einem Harry-Potter-Roman vorkommen könnte.« Sie lächelte noch einmal und legte dann ein Ohr an die Tür. »Da ist es ganz still«, meinte sie.

Art schob sich neben sie, und für einen Moment waren sie sich so nahe, dass er ihren Duft wahrnahm. Parfüm und eine ganz besondere Note. Unwillkürlich schloss er die Augen, um sich besser darauf konzentrieren zu können. »Genau«, sagte er, als er die Augen wieder öffnete und Wu so dicht vor sich sah, dass sie sein ganzes Blickfeld ausfüllte. »Absolut still.« Er räusperte sich und setzte ein schiefes Lächeln auf. Dann drückte er vorsichtig die Klinke herunter. Der Raum hinter der Tür war in Dunkelheit getaucht. Art suchte nach einem Lichtschalter. Als er ihn gefunden und betätigt hatte, beleuchteten mehrere Deckenspots ein Heimkino. Für einen Moment blieb Art der Mund offen stehen. Der kleine Saal sah moderner aus als der des Kinos in dem Vorort von Marseille, aus dem Art stammte. Er machte ein paar Schritte hinein, doch er fühlte nichts und verließ das Kino wieder. Auch die nächsten beiden Räume, ein begehbarer Schuhschrank, dessen Größe an Arts Appartement heranreichte, und ein Abstellraum waren unverdächtig. Hinter einer weiteren Tür aber spürte Art ein Prickeln, als würde ein feiner Dunst auf seiner Haut zu Wasser werden. Die Dunkelheit in dem Raum roch nach Meer, und ein Rauschen erfüllte die Luft, als würden irgendwo Wellen gegen ein Schiff schlagen. »Ich glaube, hier sind wir richtig«, murmelte er und trat in das Zimmer ein.

Für einen Moment schloss er die Augen und konzentrierte sich auf die Eindrücke, die ihn umfingen. Da waren leise Stimmen, die sich in das Rauschen mischten. Aufgeregte Stimmen. Ein kalter Wind. Ein hölzernes Knarren. Doch ganz plötzlich verschwand alles wieder, als Licht aufflammte. Art blinzelte, sah sich verwirrt um und erkannte Wu, die einen Schalter an der Wand betätigt hatte.

»Was spürst du?«, fragte sie.

»Tausend Dinge«, erwiderte er. »Und keines von ihnen gehört in«, Art sah sich um, »ein Arbeitszimmer.« Der Raum war größer als die vorherigen. Die Wände wurden von Bücherregalen gesäumt, und die Wälzer, die ihnen die Rücken zukehrten, gab es sicher nicht in der Buchhandlung um die Ecke zu kaufen. Sie trugen allesamt ein Kleid aus Leder, und Art vermutete, dass alleine diese Bibliothek ein Vermögen wert war. Die Wachleute hatten aber bestimmt nicht ihretwegen vor der Treppe Stellung bezogen. Der Tür gegenüber stand ein schwerer Schreibtisch, und hinter ihm wies ein Fenster hinaus in den beleuchteten Garten. Es gab außer dem Fenster nur eine Stelle, die nicht von Bücherregalen verdeckt wurde. Ein Gemälde, das eine Seeschlacht zeigte, hing so, dass Senior Alvarez es von seinem Schreibtisch aus betrachten konnte. Als Wu die Tür schloss, erstarben alle Geräusche von draußen. Schallisoliert. Wer hier arbeitete, wollte offenbar völlig ungestört sein. »Das Bild ist hier irgendwo«, raunte Art und blickte unwillkürlich zu den Büchern. Wie viele waren es? Hunderte? Tausende? Er erinnerte sich an die Miniaturbibliothek des Puppenhauses in Windsor Castle. Das magische Bild, das sie dort gesucht hatten, war in einem der winzigen Bücher versteckt gewesen. Art hoffte, dass es hier anders war. Die Bibliothek von Senior Alvarez bot zu viele Verstecke.

»Vielleicht gibt es einen Safe«, meinte Wu, die Arts Gedanken zu erraten schien. Sie ging auf das Gemälde zu und schob es vorsichtig von der Wand. Nichts.

»Such du beim Schreibtisch. Da gibt es womöglich eine verschlossene Schublade.« Art wandte sich den Büchern zu, während sich die Chinesin am Schreibtisch zu schaffen machte. Es hatte sein Gutes, das die Tür keine Geräusche hindurchließ. Niemand hörte ihre Stimmen. Andererseits bekamen Art und Wu so nicht mit, was draußen geschah. Nun, die magischen Fliegen würden hoffentlich noch weiter für Unruhe sorgen. Mit geschlossenen Augen ging Art die Wände ab, ohne dass er etwas Besonderes spürte. Er hörte nicht mal mehr die Stimmen oder den Ozean. Da war nur das eigene Herz, das laut schlug. Der Duft des Meerwassers schien verflogen. Er roch nur die Erinnerung an Wus leichtes Parfüm. Als er zurück am Ausgangspunkt war, schüttelte er enttäuscht den Kopf. »Es funktioniert nicht.«

»Du bist abgelenkt«, sagte Wu. Sie sah ihn so durchdringend an, als hätte sie erraten, was ihn beschäftigte.

Er erwiderte ihren Blick und öffnete den Mund, ohne dass auch nur ein Wort über seine Lippen kam. Was sollte er sagen? Dass er etwas für eine zweihundert Jahre alte Magierin empfand? Was ist daran falsch, Art?, fragte er sich. Die Welt, in die du gestolpert bist, ist völlig verrückt. Da dürfte eine Romanze zwischen zwei Menschen, die gut hundertachtzig Jahre trennte, doch kaum ins Gewicht fallen. Wenn sie überhaupt für ihn empfand wie er für sie. Wenn sie überhaupt …

»Es ist das Licht«, unterbrach sie seine Gedanken.

Das Licht? Art wusste nicht, ob er enttäuscht oder erleichtert sein sollte, dass sie nicht aussprach, was er fühlte. Nein, sagte er sich. Ich muss es sagen. Im richtigen Moment. Und der war sicher nicht jetzt gekommen. Sie mussten ein magisches Bild suchen. Nicht flirten. »Genau«, meinte er rau. »Als es dunkel war, konnte ich einiges hören. Und spüren. Wir sollten die Lampe ausmachen.« Himmel. Das klang, als wollte er sich gleich an sie ranmachen.

Wu schenkte ihm ein Lächeln, das er nicht verstand, und ging mit schnellen Schritten auf den Schalter zu. »Entspann dich«, sagte sie. »Hier sind nur du und ich.«

Tja, das ist vielleicht das Problem. Art nickte dennoch, und das Licht verlosch. Die Dunkelheit floss um ihn wie schwarzes Wasser und nahm ihn mit sich. Es gab nichts anderes mehr als stille Finsternis. Für einen Moment hörte er sich laut atmen. Dann drang wieder das Rauschen eines Ozeans an sein Ohr. Wind. Er fühlte Wassertropfen auf der Haut. Kälte. Knarren. Arts Beine setzten sich von alleine in Bewegung. Er ging unwillkürlich dorthin, wo all das herkam. Ein Keuchen entfuhr ihm, als er mit dem Kopf gegen etwas stieß. Er strich mit der Hand über eine Fläche, die unter seiner Berührung nachgab. »Ich glaube, ich habe es«, sagte er, und das Licht flammte erneut auf.

Zu seiner Verblüffung fand sich Art vor dem Gemälde wieder. Er verstand nicht, weshalb. Es war keine handliche Fotografie, wie die anderen magischen Bilder, die er bisher gefunden hatte. Die Schiffe vor ihm waren mit Farbe auf eine Leinwand gepinselt worden, und das Gemälde war sicher einen Meter breit und fast ebenso hoch. Verwirrt sah er zu Wu, die so ratlos wie er schien.

Im nächsten Moment öffnete sich die Tür neben ihr.

»Amin«, entfuhr es Art, »du solltest doch …« Der Anblick der gelangweilten Tochter, die in den Raum blickte, ließ ihn verstummen. Das Mädchen sah ihn ausdruckslos an. Dann wanderte ihr Blick zu Wu.

Art streckte unwillkürlich eine Hand aus. »Warte«, rief er. Doch das Mädchen machte einen Schritt zurück auf den Flur.

Verdammt, dachte Art. Er wusste nicht, weshalb sie in das Arbeitszimmer gekommen war. Doch er wusste, dass sie gleich Alarm schlagen würde. Egal wie viele Fliegen da unten waren, die Wachen würden in wenigen Sekunden hier oben sein. Es gab keinen Fluchtweg. Sie würden Magie einsetzen müssen, um sich zu befreien und damit die Inquisitoren auf ihre Spur locken.

Das Mädchen öffnete den Mund, holte Luft und …

Amin erschien neben ihr und drückte ihr etwas, das wie ein Bonbon aussah, zwischen die Lippen.

Statt Worten kam ein kleiner Frosch aus dem Mund der Tochter hervor und sprang quakend auf den Teppich. Entsetzt blickte das Mädchen ihn an. Und starrte dann mit aufgerissenen Augen auf Amin.

»Ist nicht schlimm«, meinte er an das Mädchen gewandt, der Schrecken und Ekel das Gesicht verzerrten. Ein zweiter Frosch sprang ihr zwischen den Lippen hindurch, als sie ihn für einen stummen Schrei öffnete. »Eine Kröten-Pastille.« Er zog das Mädchen in das Arbeitszimmer hinein. »Als Kinder haben wir immer biblische Plagen gespielt.«

Das Mädchen sah ihn an, als müsste sie entscheiden, ob er oder sie den Verstand verloren hatte.

»Die Wirkung vergeht von selbst«, sagte der Ägypter und dirigierte das fassungslose Mädchen zum Stuhl hinter dem Schreibtisch. »Habt ihr es gefunden?«

Das Bild. Art hatte es für einen Moment ganz vergessen. Er sah von Amin zu dem Mädchen, das sich die Hände vor den Mund hielt. Vergeblich. Ein weiterer Frosch sprang von ihrer Zunge. Art richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf das Gemälde. Wu hatte die Tür geschlossen, und es war, abgesehen vom Quaken der Frösche, still in dem Raum. Mit den Fingern fuhr Art über die Leinwand. Und ertastete ein fast handgroßes Quadrat, das sich ein wenig vom Rest des Bildes abhob. Mit den Augen war es unter der Farbe nicht zu erkennen. Doch die Finger lösten es mit ein wenig Kraft. Auf der Seite, mit der es auf die Leinwand geklebt worden war, konnte er das sehen, was das Gemälde zeigte. Mächtige Segelschiffe, die in eine Seeschlacht verstrickt waren. Das Bild war völlig unversehrt. Keine Spur des Alters. Keine Klebereste. Nicht einmal ein Kratzer oder ein Knick verunstalteten es. Das Foto fühlte sich an wie biegsames Glas, und kaum hatte er es berührt, waren die Eindrücke wieder da. Die Stimmen und Geräusche. Der Duft des Meeres. Die Kälte auf der Haut. Art hielt es hoch, und die beiden Alunni lächelten.

»Mein Schüler. Ich wusste, dass du es schaffst«, meinte Amin. »Mein Plan ist, dass wir das Foto mitnehmen, den schrecklichen Cucuy loswerden und dann in aller Ruhe Meister Fristón befreien, der da vermutlich drinsteckt.«

Art wollte gerade zu einer Erwiderung ansetzen, als die Tür in das Arbeitszimmer aufgerissen wurde. Senior Alvarez stand zusammen mit einem Wachmann auf dem Flur und sah entgeistert in den Raum. Von unten drangen helle Schreie empor. Kinderschreie. Als wollte sie alles noch unglaublicher wirken lassen, hustete die Tochter des Geburtstagskindes einen weiteren Frosch aus.

»Es sieht nicht so aus, wie es ist«, versuchte es Amin. »Oder es ist nicht so, wie es aussieht?« Er seufzte. Noch ehe der Wachmann die Hand, die er blitzschnell unter sein Jackett gesteckt hatte, wieder hervorziehen konnte, hatte Amin mit den Fingern geschnippt. Die beiden Männer erstarrten, als wären sie zu Salzsäulen geworden. »Planänderung. Ihr geht sofort in das Bild, ehe die Inquisitoren hier auftauchen. Das haben sie sicher gespürt. Dürfte nicht mehr lange dauern, bis sie hier sind. In ihren Todesfingern haben sie bestimmt noch ein paar Portal-Zauber. Ich kümmere mich solange um den verfluchten Cucuy. Dem Kinderschreien nach war der Hunger doch größer als gedacht.« Er lächelte entschuldigend, während ein weiterer Frosch aus dem Mund der Tochter sprang. »Ich schließe ab. Du bleibst besser hier. Ist übrigens auch ein biblischer Zauber. Während der Sache mit Sodom war doch die Frau von Lot …«

»Amin«, rief Wu drängend. »Die Kinder.«

»Klar«, sagte der Ägypter. Er wollte loslaufen, doch dann hielt er kurz inne, öffnete seine Herrenhandtasche und warf Art etwas zu. Das Radio. »Vielleicht vergisst du es einfach auf der anderen Seite«, meinte er leichthin und lief los.

»Öffne das Bild«, sagte Wu. »Jetzt und hier.«

Art atmete tief durch. Er spürte, wie Wu nach seiner Hand griff. Ein Gefühl der Sicherheit stieg in ihm auf. In den Duft des Meeres mischte sich der ihres Parfüms.

Art schloss die Augen und suchte nach der Magie in sich. Sie war eine unerschöpfliche Quelle. In ein magisches Bild zu gehen war der einzige Zauber, den außer ihm kein anderer beherrschte. Dieser Zauber war seine dunkle Haut. Das, was ihn unterschied. Das, was ihn besonders machte. Er öffnete die Augen und sah zu Wu. Für einen Moment war ihm alles egal. Es gab drei Worte, die ihm auf der Zunge lagen. Sie waren ganz plötzlich da, und er traute sich nicht, sie auszusprechen. Stattdessen beugte er sich zu ihr und küsste sie, während er sich und sie in das Bild zog. Der Boden unter ihnen begann zu schaukeln. Ein scharfer Wind blies ihnen in die Gesichter.

Und sie küsste auch ihn.

Trafalgar

»Was ist das für ein Albtraum?« Art hielt sich im nächsten Moment an der Reling des Schiffes fest, auf dem sie das Bild betreten hatten. Rauch und Pulverdampf stiegen ihm in die Nase. Er hustete und seine Augen begannen sofort zu tränen. So hatte er sich das Ende ihres ersten Kusses nicht vorgestellt.

»Die Schlacht von Trafalgar«, hörte er Wu sagen. Ihre Stimme klang dumpf, und als es Art gelang, die Augen offen zu halten, sah er, dass sie sich den Kragen ihres Blazers vor den Mund schob.

Irgendetwas rammte das Schiff und Art wäre beinahe über Bord gegangen. Er griff nach Wu und hielt sie fest, ehe sie noch auf die Planken fiel. »Das erkennst du?« Um sie herum schrien und liefen Männer. Manche klangen, als würden sie Befehle geben, andere schienen Schmerzen zu haben.

»Das stand auf dem Gemälde«, erwiderte sie, während ganz in ihrer Nähe eine Kanone abgefeuert wurde.

Der Knall hinterließ ein Klingeln in Arts Ohren. Er packte Wu und zog sie mit sich auf eine Tür zu, die nur wenige Schritte von ihnen entfernt in das Innere des Schiffs führte. In all dem Durcheinander waren sie bislang nicht aufgefallen. Doch wenn sie zu lange an einem Ort blieben, würde irgendwer sie sicher bemerken.

»Fühlst du etwas?«, fragte die Chinesin, während Art in den kleinen Raum sah, der hinter der Tür lag. Ein Tisch mit einer Karte und ein paar Geräten, die er noch nie zuvor gesehen hatte. Ein Schrank. Eine Bank. Vermutlich wurde hier der Kurs des Schiffs bestimmt. Art schloss die Tür und blickte Wu an. Der Kuss schien eine Ewigkeit lang her zu sein. Sie waren mitten in einer Schlacht. Und sie hatten eine Aufgabe. Er wusste, worauf sie hinauswollte. Der Meister. Irgendwo in dieser Hölle aus Lärm, Feuer und Rauch war vermutlich Meister Fristón gefangen. Und irgendwo war vielleicht auch der Wächter. Der Meister der siebten Familie, der Art das Angebot gemacht hatte, ihn zu unterweisen. Wu und er würden es spüren, wenn die beiden in ihrer Nähe waren. »Ich werde seekrank. Zählt das?«

Trotz des Chaos musste Wu lächeln. »Nicht ganz.«

»Wie heißt das Schiff?«, hörte er eine quäkende Stimme fragen. Himmel, er musste das Radio versehentlich eingeschaltet haben, als er es gefangen hatte. Art wollte erneut den Knopf drücken, doch dann sah er Wu den Kopf schütteln. Art begriff nicht, warum der Name wichtig war. Er sah sich um. Nirgends erkannte er einen Hinweis darauf, wie dieses Schiff genannt wurde. Dafür aber lag ein Buch neben der Karte, das trotz des Seegangs noch nicht heruntergefallen war. Art schlug es auf. Die Ziffern und Zeichen, die darin eingetragen waren, mussten Koordinaten sein. Ein Logbuch. Auf der ersten Seite fand er den Namen in äußerst verschnörkelten Buchstaben. »Victory«, las er mit Mühe.

»Das ist nicht gut«, sagte das Radio. Ein weiterer Stoß erschütterte das Schiff. Einen Moment später wurde erneut ein Schuss abgegeben.

»Wieso?«, fragte Art. Ich hätte den Knopf doch drücken sollen, dachte er.

»Dies ist das Flaggschiff der britischen Armada«, sagte das Radio.

»Flaggschiff klingt doch gut. Und Victory auch.« Er sah aus einem der kleinen Fenster. Riesige Segelschiffe zeichneten sich schemenhaft im Dunst ab. Eines brannte und schien führungslos zu treiben. »Wenn ich einen Meister in diesem Bild verstecken würde, dann hier.«

»Die Briten gewinnen«, erwiderte das Radio. »Das Flaggschiff der französisch-spanischen Flotte, die Santísima Trinidad, sinkt. Und die verlorene Schlacht markiert den Anfang vom Ende von Napoleons Herrschaft.«

»Wieso weißt du so etwas?«, fragte Art.

»Bildungsrundfunk«, erwiderte das Radio.

»Meister Fristón auf dem sinkenden Schiff«, murmelte Wu. »Wir sind auf dem falschen Segler. Wir müssen auf die Santísima Trinidad. Sie wird sinken.«

Art konnte nicht glauben, was er da hörte. Es war schon riskant genug, da wieder rauszugehen. Wus Magie wirkte in den Bildern nicht, und seine Macht reichte nicht an ihre heran. Doch in all dem Chaos zu versuchen, auf ein sinkendes Schiff zu gelangen, war Wahnsinn. In den Bildern konnten sie verletzt werden. Und sterben. Zischend presste Art die Luft aus dem Mund. »Wie sollen wir auf diese Santa Trinidad gelangen?«

»Santísima Trinidad«, verbesserte ihn das Radio.

»Wir haben keinen Portal-Zauber zur Verfügung«, schob Art hinterher. Er hätte ihn nur bewirken können, wenn er Amins Schlangenring am Finger tragen würde.

»Wir sollten besser gar nicht zaubern«, meinte Wu. »Der Wächter könnte uns sonst sofort auf die Schliche kommen.«

»Dann nehmen wir ein Ruderboot?« Ein anderer Weg fiel Art nicht ein. »Das wird eine äußerst romantische Fahrt.«

Die Idee, eines der Beiboote zu Wasser zu lassen, verwarfen sie, kaum dass sie hinaus auf das Deck und mitten hinein in die Hölle der Schlacht traten. Art vermutete die Boote in Richtung Bug, doch schon nach wenigen Schritten war der erste Soldat auf sie aufmerksam geworden. Er starrte Art und Wu an, als wären sie Geister. Für einen Moment überlegte Art, ob sich der Mann mit einer Lüge zufriedengeben würde. Doch dann wurde ihm bewusst, dass er die Anwesenheit eines Dunkelhäutigen und einer Asiatin mit keinem Schwindel hätte erklären können. Mal ganz abgesehen davon, dass Wu und ihn die seltsame Kleidung unweigerlich verdächtig machte. Es hätte wohl kaum absonderlichere Leute auf einem Kriegsschiff der britischen Flotte dieser Zeit geben können.

»Wir haben keine andere Wahl«, raunte Wu, während sie die Hände hob, als wollte sie sich ergeben.

»Ich fürchte, die Alunni hat recht«, plärrte das Radio in Arts Hand.

Er lächelte den Soldaten entschuldigend an, der entgeistert auf das Radio starrte. Dann schnippte er mit den Fingern. Der Mann wurde von den Beinen gerissen und gegen die Bordwand geschleudert. Er fiel benommen auf die Knie und hielt sich den Kopf. Aus dem Augenwinkel erkannte Art weitere Soldaten, die offenbar mitbekommen hatte, dass zwei zusätzliche Passagiere an Bord gelangt waren. Zwei zusätzliche Passagiere, die einen von ihren Kameraden angegriffen hatten. »Wir müssen einen anderen Weg vom Schiff finden«, zischte Art.

»Keine Zeit«, erwiderte Wu und machte sich an ihrem Ring zu schaffen. Der kleine Drache, der sich um ihren Finger wand, reckte sich, als hätte er zu lange geschlafen. Wu griff nach Arts Hand. »Du hast das schon einmal gemacht«, sagte sie und lächelte. »Das wird ein äußerst romantischer Flug.«

»Was gemacht?«, fragte das Radio misstrauisch, während sich der Drache um Arts Ringfinger schlang.

Die Soldaten liefen auf sie zu. Ihre gezogenen Waffen sahen aus wie antiquierte Pistolen. Tödlich waren sie allerdings sicherlich.

»Das hier«, sagte Art und schloss die Augen. Für den Zauber, den ihm der Ring einer der magischen Familien ermöglichte, brauchte er all seine Konzentration. Er hatte auch schon Amins Schlangenring getragen und ein Portal mit ihm geöffnet. Doch für diesen Zauber hier benötigte er weit mehr Kraft.

»Ich kann, wie ich wohl kaum betonen muss, nichts sehen«, erwiderte das Radio.

Art beachtete es nicht. Er rief den Drachen. Auch wenn dieser nur aus Nebel bestand, wurde er für die Zeit, die er durch Magie existierte, so echt, als wäre er aus Fleisch und Feuer gemacht. Art hielt die Augen geschlossen, doch die entsetzten Rufe der Soldaten zeigten ihm, was er nicht sah.

»Er ruft meinen Beschützer herbei«, sagte Wu ruhig.

»Ah«, kommentierte das Radio. »Der Beschützer der Wus ist, soweit ich weiß, ein nebelhaftes Abbild von Lóng, einem der vier chinesischen Wundertiere.«

Art öffnete die Augen wieder. Der flügellose Drache schwebte neben dem Schiff. Er besaß den Leib einer übergroßen Schlange und ein Maul, das groß genug war, fünf oder sechs Soldaten auf einmal zu verspeisen. »Stimmt«, meinte er und folgte Wu auf die Reling. Geschickt nahm sie auf dem Drachen Platz, und Art setzte sich hinter sie.

Das Wesen drehte den Kopf und schien einer Stimme zu lauschen, die Art nicht verstehen konnte. Wu nickte und wandte sich zu Art um. »Wie sieht die Santísima Trinidad aus?«, fragte sie.

»Radio?« Art schüttelte das Gerät sanft.

»Ein gewaltiger Dreimaster«, sagte es. »Das größte Schiff während der Schlacht um Trafalgar. Es besitzt 116 Kanonen, und was auch noch interessant ist …«

Der Rest des Satzes wurde unhörbar, als Art die Lautstärke herunterdrehte und das Radio mit einiger Mühe in die Innentasche seines Jacketts zwängte. Hastig sah er sich um. In dem Chaos und dem Rauch und dem Feuer etwas zu erkennen, war schwer. Dennoch machte er ein Schiff aus, das in der Tat alle anderen überragte. Drei gewaltige Masten. Es feuerte wütend um sich, als wollte es die Schlacht alleine gewinnen. »Dort.« Er deutete auf den Giganten, der selbst unter heftigen Beschuss geriet.

Wu nickte und einen Moment später flog der Drache los. Die Schreie der Soldaten, die nicht fassen konnten, was sie sahen, verklangen schnell und alleine der Lärm der Schlacht erfüllte die Luft.

Eine Kugel kam ihnen so nahe, dass der Drache ausweichen musste und dabei beinahe seine Reiter abwarf. Eine zweite Kugel folgte. Und dann eine dritte. Sie waren unter Beschuss geraten, und Arts Hoffnung, dass sie unbemerkt vom Wächter bleiben würden, schwand zusehends.

Der Drache tauchte unter dem nächsten Schuss elegant hinweg und beschleunigte sein Tempo. Sie flogen einen Moment so nahe über dem Meer, dass eine Welle sie überspülte. Als wären die Schiffe Slalomstangen, raste der Drache zwischen ihnen hindurch. Dann änderte er unvermittelt die Richtung und hielt auf den Himmel zu.

Wu rutschte nach hinten und Art schlang einen Arm um sie. Er wollte ihn schon wieder zurückziehen, doch stattdessen hielt er sie weiter, und sie entwand sich ihm nicht. Arts Herz schlug schneller, was nicht alleine daran lag, dass der Drache sich nun weit über das Schlachtfeld erhob.

»Du musst ihn lenken«, sagte Wu.

Ihn lenken. Art war froh, dass der Drache nicht in sich zusammenfiel. Er war nur aus Rauch und … Denk nicht an so etwas, rief er sich zur Ordnung. Sonst stürzt du gleich mit Wu in die Tiefe. Hastig suchte Art nach dem richtigen Schiff. Die Santísima Trinidad. Da! Er machte sie inmitten einer Gruppe feindlicher Segler aus, die unablässig auf sie feuerten. Nicht gerade der angenehmste Ort in dieser Hölle. »Dorthin«, sagte er und deutete auf ihr Ziel. Der Drache bewegte seinen Kopf nicht, doch er schien auch so zu wissen, wohin Art wollte. Sie stiegen noch ein paar Meter in die Höhe. Dann, als würden sie in einer Achterbahn sitzen, die den Scheitelpunkt ihrer Fahrt erreicht hatte, kippte der Drache unvermittelt nach vorne und ließ sich fallen.

Ein Schrei drängte Art auf die Zunge und wäre ihm beinahe zwischen den Lippen hindurchgeschlüpft. Doch Wu gab keinen Ton von sich, und auch wenn Art wusste, dass die Magierin ihm an Erfahrung, Macht und Lebensalter weit überlegen war, konnte er es nicht mit seinem Stolz vereinbaren, wenn er schrie und sie nicht. Ein Keuchen aber konnte er nicht unterdrücken.

»Ist alles in Ordnung?«, rief Wu.

»Ja«, gab Art zur Antwort. »Ich hatte nur befürchtet, du würdest aus meinem Arm rutschen.«

Wu lachte, und der Klang trieb alle Angst aus Arts Herzen. Mit einem Mal fühlte er sich so lebendig wie noch nie in seinem Leben. Er war hier mit der Frau, die er … ja was? Die er liebte? Konnte man einen Menschen lieben, den man kaum kannte? Warum nicht?, dachte er bei sich. Es gab Zauberei und magische Wesen und eine finstere, jahrhundertealte Geheimorganisation. Warum sollte es da nicht auch Liebe geben, die einen einfach so überfällt?

Der Drache bremste seinen Sturzflug und glitt nun wieder parallel zur Wasseroberfläche dahin. Dabei wich er einigen Geschossen aus. Art sah, wie auf den Schiffen die Kanonen auf sie ausgerichtet wurden. Und zwar auf Schiffen beider Lager. Auch während der Schlacht bei den Pyramiden hatten eigentlich verfeindete Soldaten gemeinsam versucht, die Magier zu töten. Sie hatten beide demselben Herrn gehorcht. »Ich glaube, der Wächter weiß, dass wir hier sind«, sagte er. »Er hat uns erkannt.«

»Wir fliegen auf einem Drachen durch die Schlacht. Er müsste blind sein, wenn er das nicht bemerkt«, erwiderte Wu. »Bist du bereit?«

Art atmete tief durch. Sobald sie auf dem Schiff waren, würden sie auf den Wächter treffen. Der Meister der siebten Familie, von der es hieß, sie sei nicht mehr als eine Legende. Es war auch seine Familie. Dieses Detail hatte er bislang keinem verraten. Nicht einmal Wu. Als Mitglied der siebten Familie beherrschte auch Art den Zauber der Bilder. »Ja«, erwiderte er. »Bringen wir es zu Ende.«

Die Soldaten, die sie auf dem Deck erwarteten, wichen zurück, als der Drache längsseits zum Schweben kam. Das Wesen stieß ihnen auf Arts Befehl hin Flammen und Rauch entgegen. Es war zu wenig, um das Schiff, das ohnehin schon beschädigt war, endgültig zu zerstören. Doch es reichte aus, um die Figuren in diesem Bild auf Abstand zu halten. Während Art und Wu vom Rücken des Drachen auf das Deck sprangen, suchten die Soldaten Deckung hinter einigen Kisten oder wollten sich das Feuer vom unwirklichen Leib schlagen.

Art überlegte einen Moment, ob er den Drachen weiter erhalten sollte. Das Wesen war eine große Hilfe. Der Zauber aber kostete Art so viel Kraft, dass er am Ende nicht stark genug wäre, um den Weg aus diesem Bild zu öffnen. Schweren Herzens ergriff er Wus Hand, und der Drachenring löste sich von seinem Finger, um sich dann um ihren zu schlingen. Augenblicklich wurde der Drache zu Nebel, der sich in den Rauch um sie herum mischte.

»Er ist hier«, sagte Wu und sah sich um. Sie hatten das Deck in der Nähe einer Tür betreten, die in das Innere des Schiffs führte.

Art spürte ebenfalls die Gegenwart des Meisters. Und er fühlte den Wächter. Auch er war hier. Aber wo? Keine Zeit, ihn zu suchen. Art musste sich um die Soldaten kümmern. Nach dem Drachen-Zauber fiel es Art furchtbar schwer, Wind aufkommen zu lassen. Zögerlich, fast widerwillig erhob er sich und wuchs, bis er stark genug war, um alle auf dem Deck mit Ausnahme von Art und Wu zu packen und emporzuheben. Die Männer gaben Schüsse aus ihren antiquierten Waffen ab. Doch statt auf Art richteten sie diese gegen die Luft. Schreiend wurden sie fortgerissen und stürzten in den Ozean.

»Komm«, drängte Wu. Sie hatte die Tür aufgerissen. Eine Treppe führte in die Tiefe. Dort war niemand zu sehen. Dennoch glaubte Art, dass sie beobachtet wurden, als er schwer atmend hinter Wu die Stufen hinabstieg. Ihnen begegnete nicht ein einziger Soldat. Kein Matrose. Sie schienen alleine im Inneren der Santísima Trinidad. Art hatte selbstredend keine Ahnung, wie es in einem Kriegsschiff während einer Schlacht zugehen sollte. Doch er hätte wenigstens ein paar Menschen erwartet. Dass niemand hier war, konnte nur eines bedeuten.

»Er hat uns eine Falle gestellt«, raunte Wu.

»Dann wäre es ziemlich dumm, wenn wir direkt in sie hineinlaufen, oder?«

»Wir wissen, dass es eine Falle ist«, erwiderte Wu. Sie hatten das Ende der Treppe erreicht, und die Chinesin lugte in den Gang, der sich links und rechts von ihnen ausbreitete. »Und er wird wissen, dass wir wissen, dass es eine Falle ist. Das macht ihn siegessicher. Und genau das ist unser Vorteil.«

Art sah sie verwirrt an. »Ein wunderbarer Vorteil. Ich hätte lieber den Drachen hier unten.«

»Er würde nur stören.« Wu schloss die Augen und runzelte die Stirn. »Wo ist er?«, raunte sie.

Auch Art konzentrierte sich. Er spürte den Meister deutlicher. Doch das Gefühl wurde von einem anderen überdeckt. Einem, das dunkel und kalt war. Wie vermutet war ihr Gegner ebenfalls hier in der Nähe. Er wartete auf sie. Einer Intuition folgend zog er das Radio aus seinem Jackett und drehte die Lautstärke wieder etwas auf. »Wir sind auf der Santísima Trinidad«, flüsterte er.

»Glückwunsch«, erwiderte das Radio hörbar eingeschnappt darüber, dass man es leiser gedreht hatte. »Ein Schiff, das sinken wird. Es … Oh, natürlich. Wir suchen Meister Fristón.« Mit einem Mal klang das Radio ziemlich abenteuerlustig. »Sind wir schon unter Deck? Es ist so still.«

»Ja«, sagte Art heiser und verringerte die Lautstärke ein wenig. »Was gibt es hier für Räume?«

»Ich bin nun wirklich kein Experte für nautische Gefährte«, begann das Radio. Doch dann schien es zu spüren, dass keine Zeit für launige Bemerkungen war. »Die Kabinen der Mannschaft. Die Besatzung beträgt in der Spitze eintausendeinhundertundfünfzehn Mann. Allerdings werden am Ende der Schlacht nur noch wenige hundert Seelen übrig sein. Die armen Teufel. Wer nicht schon während der Schlacht stirbt, landet hier unten im Lazarett. Am Ende läuft Wasser in das Schiff. Die Spanier und Briten wollen es als Trophäe abschleppen. Doch sie müssen es zuletzt aufgeben, weil es zu schwer beschädigt ist. Die übrigen hundertfünfzig Mann gehen mit der Santísima Trinidad unter.«

»Dann ist er dort«, sagte Wu entschieden. »Bei den Verletzten. Im Lazarett. Meister Fristón auf dem sinkenden Schiff. Vermutlich endet der Moment dieses Bildes, wenn die Santísima Trinidad untergeht.«

In all der Aufregung hatte Art ganz vergessen, dass die Zeit in den Bildern nicht normal verging. Irgendwann begann alles wieder von vorne.

»Wie lange dauert es, bis das Schiff sinkt?«, fragte Art.

»Höchstens einen Tag«, erwiderte das Radio.

»So lange brauchen wir nicht.« Art entdeckte links von ihnen eine weitere Treppe, die tiefer hinabführte. »Das Lazarett ist unten?«, fragte er.

»Ganz unten«, sagte das Radio, während das Schiff getroffen wurde und heftig zu schaukeln begann. Schnell hielten Wu und Art sich am Geländer fest und warteten einen Moment, bis das Schwanken wieder weniger wurde.

Art drehte die Lautstärke nun ganz runter und stecke das Radio weg, dann schlich er, gefolgt von Wu, zu der Treppe. Er hätte sich die Mühe, leise zu sein, nicht machen müssen. Auch auf dieser Treppe waren sie alleine. Ein weiterer Gang, eine weitere Treppe. Es wurde immer stickiger und es roch nach altem Schweiß, zu oft geatmeter Luft und nassem Holz. Vermutlich war die Santísima Trinidad bereits an einigen Stellen löchrig und fing an, mit Wasser vollzulaufen.

Am Fuß der letzten Treppe fühlte sich Art wie in einem Grab. Hatte auf den oberen Decks wenigstens noch gelegentlich schmutziges Licht den Weg durch geöffnete Türen auf den Gang gefunden, gab es hier einzig den Schein weniger Lampen. Wasser schlug dumpf gegen die Wände. Sie mussten unter der Wasseroberfläche sein. Das Gefühl, dass nur eine Holzwand sie vor Millionen Litern Wasser schützte, ließ Art tief durchatmen. Er wusste, dass er mit Wu jederzeit das Bild verlassen konnte. Er wusste, dass dieses Schiff erst nach der Schlacht sinken würde. Aber leider weigerte sich sein Verstand, all das zu akzeptieren. Sein Herz schlug hart vor Aufregung.

Wu legte ihm eine Hand auf den Arm, als wollte sie ihm bedeuten, dass alles gut war. Abgesehen von dem finsteren Magier, der hier unten auf sie wartete, um zu verhindern, dass sie den Gefangenen des Bildes befreiten. Dreimal waren sie ihm bereits begegnet. Dreimal hatten sie ihm die entrissen, die er bewachte. Doch nur zwei Meister lebten. Houdin war auf der Flucht gestorben. Sie mussten Fristón retten. Die Inquisitoren waren unter der Führung von Nicéphore stark geworden. Ohne die Meister wäre es nur eine Frage der Zeit, bis die Magier in ihren Enklaven vernichtet würden.

Der Gang endete an einer Tür.

Mit einem Mal war es ganz still. Der Lärm der Kämpfe war nicht mehr zu hören. Art konnte nicht sagen, ob das Wasser um sie herum alle Geräusche verschluckte oder ob die unwirkliche Welt in diesem Bild den Atem anhielt. Noch immer spürte er, dass die Beschwörung des Drachen ihn viel Kraft gekostet hatte. Doch obwohl er sich nur allzu gerne ausgeruht hätte, wusste er, dass er sich keine Pause gönnen durfte. Wenn sie nicht den ersten Schritt machten und in die Falle gingen, würde der Wächter zu ihnen kommen. Und dann waren sie womöglich unvorbereitet.

Er sah zu Wu, die ihm entschlossen zunickte.

Und dann stieß er die Tür auf.

Der Anblick, der sich ihm bot, ließ Art einen Schritt zurückweichen. Oder war es der Geruch? Vor ihm lagen so viele Männer, dass er sie nicht zählen konnte. Manche hatte man auf Säcke gebettet. Andere lagen auf den nassen Holzplanken gegen die Bordwand gelehnt. Die Verwundeten blickten sie aus Augen an, die so matt waren, als hätte man das Licht in ihnen gelöscht. Es roch nach Schweiß, Angst und Eiter. Vermutlich reichte schon die Anwesenheit in dem Lazarett, um sich mit einem Erreger zu infizieren, der einem das Fleisch von den Knochen fraß. Wasser sickerte durch Ritzen in das Schiff ein und stand an einigen Stellen bereits knöchelhoch. In dem Lazarett war es nicht still. Stöhnen und gewisperte, fieberheiße Worte mischten sich in die Stimme des Meeres, das die Santísima Trinidad binnen eines Tages verschlucken würde.

Es gab hier erkennbar weniger Arme und Beine, als die verwundeten Leiber besitzen sollten. Zu den Leuten, die noch auf beiden Füßen gingen, gehörte ein Soldat, der sich seiner Uniformjacke entledigt hatte. Das Blut, das ihm den Stoff färbte, war vermutlich nicht sein eigenes. Es klebte ihm auch an den Händen und im Gesicht. Und an der Säge, die er in Händen hielt. Es war sicher kein chirurgisches Instrument, doch wenn sich Art nicht irrte, hatte es gerade erst einen Knochen durchtrennt.

Der Mann sah sie an und … wirkte nicht im Mindesten irritiert.

»Wo ist er?«, fragte Wu. Der Anblick der Verwundeten hatte ihr nicht den Ekel auf das Gesicht getrieben. Doch als sie den vermeintlichen Arzt ansah, verzog sie es, als hätte sie ein Stück faules Fleisch im Mund.

»Fristón auf dem sinkenden Schiff.« Die Stimme des Wächters, deren Klang nicht ganz mit der Bewegung des Mundes übereinstimmte, war in jedem Bild dieselbe. Und während er sprach, legte sich ein fremdes Gesicht mit dunkler Haut über das des Soldaten.

Art hätte die Stimme mittlerweile unter hunderten herausgehört. Da war eine Kälte. Eine Wut. Und etwas, das ihm vertraut war.