Aber das Rampenlicht lockte mehr - Gisela Reutling - E-Book

Aber das Rampenlicht lockte mehr E-Book

Gisela Reutling

5,0

Beschreibung

Seit über 40 Jahren ist Mami die erfolgreichste Mutter-Kind-Reihe auf dem deutschen Markt! Buchstäblich ein Qualitätssiegel der besonderen Art, denn diese wirklich einzigartige Romanreihe ist generell der Maßstab und einer der wichtigsten Wegbereiter für den modernen Familienroman geworden. Weit über 2.600 erschienene Mami-Romane zeugen von der Popularität dieser Reihe. »Da kommt sie«, sagte Anna Berger, als ein Wagen mit quietschenden Bremsen vor dem Haus anhielt. Sie legte ihre Strickarbeit beiseite und ging hinaus, um ihre Tochter zu empfangen. Auffallend genug nahm sich das weiße Sportcoupé mit den roten Polstern in der Straße mit den bescheidenen Reihenhäusern aus. Schon wieder ein neues Auto, dachte Anna, und sicherlich sündteuer. »Wie findest du meine neueste Errungenschaft?« lachte die junge Frau, die ihre langen Beine herausschob und nun vor ihr stand, sie beinahe um Haupteslänge überragend. »Sehr schön«, antwortete Anna, denn das wollte sie ja hören. Patricia legte den Arm um die Schulter ihrer Mutter, drückte sie an sich und gab ihr einen Kuß auf die Wange. »Bin ich froh, daß ich es geschafft habe, einen kurzen Halt bei euch einzulegen«, sagte sie fröhlich, während sie hineingingen. »Mein Anruf hat euch sicherlich überrascht?« »Ja, und natürlich auch sehr gefreut. Wir dachten doch, du wärst noch in New York. Aber das wechselt ja so schnell bei dir, daß wir gar nicht mehr mitkommen.« sie lächelte zu ihrer Tochter empor. »Manchmal komme ich selber nicht mehr mit«, versicherte diese scherzhaft. »Ich bin wahnsinnig gut im Geschäft.

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Leseprobe: Was das Meer ans Land wirft…

Der Sturm hatte nur wenig nachgelassen. Wenke, die im Wasser trieb und gegen die Wellen kämpfte, hatte plötzlich einen schmerzhaften Stoß erhalten. Das Segelboot, das unter Wasser gedrückt worden war, tauchte plötzlich wieder auf. Es trieb halb auf der Seite liegend, halb kieloben. Instinktiv klammerte sie sich an die nassen Planken. Wo, um Himmels willen, war Lars? Und wie sollte sie es bis zum Ufer schaffen? Wenke keuchte, spuckte Wasser und versuchte einen Überblick zu bekommen. Doch Meer, Wolken und Regen waren noch immer zu einer grauen, undurchdringlichen Masse vermischt. Der Horizont verschwamm, und es war nicht auszumachen, wo der Himmel begann und die See endete. Doch da – was war das? Mitten im Getümmel der aufgepeitschten See sah sie plötzlich etwas Orangefarbenes, einen Kopf, zwei Arme. Es war Lars! Er trug eine Schwimmweste. Wo hatte er die her? Egal – es war einfach alles egal. Lars lebte, nur das war wichtig, und jetzt trieb er mit kräftigen Schwimmstößen auf sie zu. »Wenke! Gott sei Dank, du lebst! Halt dich gut fest.

Mami Classic – 8 –

Aber das Rampenlicht lockte mehr

Gisela Reutling

»Da kommt sie«, sagte Anna Berger, als ein Wagen mit quietschenden Bremsen vor dem Haus anhielt.

Sie legte ihre Strickarbeit beiseite und ging hinaus, um ihre Tochter zu empfangen.

Auffallend genug nahm sich das weiße Sportcoupé mit den roten Polstern in der Straße mit den bescheidenen Reihenhäusern aus. Schon wieder ein neues Auto, dachte Anna, und sicherlich sündteuer.

»Wie findest du meine neueste Errungenschaft?« lachte die junge Frau, die ihre langen Beine herausschob und nun vor ihr stand, sie beinahe um Haupteslänge überragend.

»Sehr schön«, antwortete Anna, denn das wollte sie ja hören.

Patricia legte den Arm um die Schulter ihrer Mutter, drückte sie an sich und gab ihr einen Kuß auf die Wange. »Bin ich froh, daß ich es geschafft habe, einen kurzen Halt bei euch einzulegen«, sagte sie fröhlich, während sie hineingingen. »Mein Anruf hat euch sicherlich überrascht?«

»Ja, und natürlich auch sehr gefreut. Wir dachten doch, du wärst noch in New York. Aber das wechselt ja so schnell bei dir, daß wir gar nicht mehr mitkommen.« sie lächelte zu ihrer Tochter empor.

»Manchmal komme ich selber nicht mehr mit«, versicherte diese scherzhaft. »Ich bin wahnsinnig gut im Geschäft. Das macht Spaß, auch wenn es knochenharte Arbeit ist.«

Der Vater stand in der Wohnzimmertür, er breitete die Arme der Tochter entgegen. »Schön, dich mal wiederzusehen, Patricia«, sagte er herzlich. »Hoffentlich hast du diesmal ein bißchen mehr Zeit mitgebracht.«

»Ein paar Stunden schon, Paps.« Auch er bekam rechts und links ein Küßchen, sie strahlte ihn an.

»Nur ein paar Stunden?« warf die Mutter enttäuscht ein. »Morgen ist doch Sonntag.« Sie hatte in Patricias Zimmer das Bett überzogen, ihr den alten Teddybär auf das Kopfkissen gesetzt.

»Danach wird bei uns nicht gefragt, Mutti. Morgen abend muß ich in Paris sein, zu einer Besprechung wegen eines neuen Titelbildes. Das vormalige Heft hatte ich euch geschickt. Habt ihr mich darauf überhaupt erkannt?« fragte sie neckend.

Das Fotomodell Patricia konnte nämlich aussehen wie ein Vamp, ein anderes Mal war sie als große Lady von kühlem Hochmut dargestellt. Dann konnte sie dem Betrachter auch als unschuldige Nymphe erscheinen, mit seidigem Blondhaar und smaragdgrünen groß aufgeschlagenen Augen. Ihre Wandlungsfähigkeit war erstaunlich.

Heute, in Jeans und T-Shirt und mit lose aufgestecktem Haar, sah sie aus wie Anna und Dieter Bergers Tochter Patricia, ungeschminkt und sehr jung. Und doch war sie es nicht mehr. Sie gehörte einer anderen Welt an, die ihrer bürgerlichen sehr fern war. Und diese andere Welt lag ihr zu Füßen. Kaum eine bunte Illustrierte, in der man nicht irgend etwas über Patricia fand. Patricia auf der Dachterrasse ihrer Wohnung in Paris, Patricia an einem südlichen Badestrand, ganz privat und unbemerkt mit einem Teleobjektiv aufgenommen…

Sie konnten sehr stolz sein auf diese Tochter, die eine Karriere gemacht hatte, von der hunderttausend Mädchen träumten. Jedenfalls sagte man ihnen das oft genug.

Nicht zum ersten Mal gestand Anna Berger es sich heimlich ein, anders wäre es ihr lieber gewesen. Immer kam es ihr etwas unheimlich vor, daß sie, eine biedere, schlichte Hausfrau von unauffälligem Äußeren, die Mutter eines Mädchens war, um das ein wahrer Starrummel gemacht wurde.

»Wo ist denn Wolfgang?« fragte Patricia lebhaft. Sie sah sich um, als müßte der Bruder jeden Moment zu Tür hereinkommen.

»Wolfgang ist mit seinem Freund zu einem Fußballspiel gegangen«, antwortete die Mutter.

»Dann geht es ihm wohl wieder besser«, meinte Patricia erfreut.

Anna hob die Schultern, ein Schatten ging über ihr Gesicht. »Mal so, mal so. Er fühlt sich oft schwach und müde.«

»Aber er ist doch weiter in ärztlicher Behandlung?«

»Ja sicher. Aber die Spritzen schlagen nicht an. Bisher hat sich jedenfalls das Blutbild noch nicht gebessert.«

Ein bedrücktes Schweigen folgte ihren Worten. Sie dachten an den Sohn, den Bruder, dessen rote Blutkörperchen sich verminderten. Die Ärzte nannten es Anämie. Der Vater hatte sich mit umdüsterter Miene abgewandt. Nach einer kleinen Weile sagte er: »Machen wir Patricia das Herz nicht schwer, Anna. Es gibt doch Hoffnung. Wir müssen nur Geduld haben.«

Patricia hob den Kopf. »Und wenn man Wolfgang hier nicht helfen kann, müssen die besten Spezialisten zu Rate gezogen werden«, äußerte sie eindringlich. »Die Kosten spielen keine Rolle. Ich verdiene genug.«

»Das sieht man.« Dieter Bergers Blick war durch das ebenerdige Fenster gegangen, blieb an dem schicken Wagen da draußen haften. Er versuchte abzulenken. »Wie mir scheint, gibst du es aber auch mit vollen Händen aus, hm, Töchterchen«, lächelte er leicht.

Das Manöver gelang. Patricias Miene hellte sich auf. »Ich bring’s unter die Leute«, bestätigte sie munter. »Sparen kann ich später immer noch.«

Die Sorglosigkeit der Jugend!

»Später wirst du hoffentlich mal heiraten und aus dieser Glitzer- und Scheinwerferwelt aussteigen«, sagte der Vater vernünftig. »An Verehrern fehlt es dir ja nicht. Auch von ›Verlobten‹ war schon die Rede.«

»Ach«, Patricia machte eine wegwerfende Handbewegung, »wenn ich mal mit einem Mann gesehen werde, dichtet man mir gleich eine Liaison mit ihm an. Dabei lebe ich solider als manche andere, das könnt ihr mir glauben. Und was Männer anbetrifft, bin ich sowieso sehr wählerisch«, schloß sie überlegen.

»Aber ein leibhaftiger Prinz muß es doch nicht sein, oder?« fragte die Mutter ein wenig anzüglich.

Ein leises Rot huschte über Patricias Gesicht. »Wie kommst du denn darauf?« murmelte sie.

Anna Berger lächelte fein. »Von unserer Nachbarin Frau Anselm erfahre ich doch immer, was sich in der mondänen Welt so tut. Sie liest mit Begeisterung all diese Stories. Und da sollst du händchenhaltend und anscheinend sehr verliebt mit dem Prinzen Sowieso auf einer Party gesehen worden sein. Den Namen habe ich leider vergessen.«

Patricia sah beiseite, ein verträumter Ausdruck trat in ihre Augen. »Er heißt Bernhard von Weerth«, sagte sie, »und er ist der netteste Mensch, den ich kenne.«

»Ach du lieber Himmel«, entfuhr es ihrer Mutter, »du wirst uns doch wohl nicht einen Prinzen als Schwiegersohn bringen! Was sollen wir denn noch alles mit dir erleben?«

»Auch das würden wir überstehen, Anna«, warf Dieter mit trockenem Humor ein.

Patricia lachte auf, sie warf den Kopf zurück.

»Vom Verliebtsein bis zu einer festen Bindung ist es ein weiter Schritt, und daran ist überhaupt nicht zu denken«, versicherte sie.

Aber sie wurde schon wieder unruhig, sie wollte bald los. »Mußt du denn in die Nacht hineinfahren?« bemerkte ihr Vater stirnrunzelnd. »Ich halte das nicht für richtig.«

»Es bleibt ja noch ein paar Stunden hell, und ich werde auch irgendwo übernachten, ich kenne da ein gutes Motel. Aber dann habe ich wenigstens schon ein ganzes Stück hinter mir.«

Die Mutter machte ihr noch einen Imbiß zurecht, und Patricia langte auch zu. Sie gehörte zu den wenigen Ausnahmen, die sich nicht kasteien mußten, um ihre superschlanke Linie zu bewahren. Sie bedauerte nur, daß sie ihren Bruder nicht angetroffen hatte.

»Ihm wird es auch leid tun«, sagte Anna. »Aber wir konnten ihn nicht mehr erreichen, nachdem dein Anruf so kurzfristig kam.«

»Für Wolfgang ist es auch wichtig, unter Menschen zu kommen«, äußerte ihr Mann ernst. »Und der forsche Claus ist da richtig für ihn. Der möbelt ihn auf, wie er selber immer sagt.«

»Ich werde Wolfi noch heute abend von unterwegs anrufen«, versprach Patricia, bevor sie ging. Die Eltern begleiteten sie nach draußen.

»Paß auf dich auf, Kind, fahr nicht zu schnell.«

Patricia warf ihnen noch eine Kußhand zu, nachdem sie eingestiegen war und dann brauste sie davon.

»Daß wir sie auch immer wieder loslassen müssen«, seufzte die Mutter, während sie immer noch in die Richtung sah, in die das schnittige Auto verschwunden war.

»Alle Eltern müssen ihre Kinder loslassen, Anna. Patricia ist dreiundzwanzig. Sie wäre so oder so nicht mehr bei uns. Und sie scheint doch ganz glücklich zu sein in ihrem turbulenten Beruf, der ihr schwindelnde Gagen einbringt.«

Seine Frau nickte zögernd. Sie ging in die Küche, um das Abendessen vorzubereiten. Wolfgang würde sicher auch bald kommen. Aber sie mußte immer noch daran denken, wie sich Patricias Leben verändert hatte. Fast unglaublich, denn es war eher wie in einem Film, den man ein wenig belächelte, weil es das doch in Wirklichkeit gar nicht geben konnte. Hier war ein Filmstoff Realität geworden.

Vor etwas mehr als zwei Jahren besuchte Patricia noch eine Sprach- und Computerschule. Sie wohnte zu Hause, ging liebevoll mit ihrem fünf Jahre jüngeren Bruder um, und sie hatte ihren Freundeskreis, mit dem sie ihre Freizeit verbrachte. Nichts deutete darauf hin, daß ihre hübsche Tochter einmal ausscheren würde aus diesem ganz normalen Dasein.

Eines Tages hatte sie ein Mann angesprochen und sie gefragt, ob er ein paar Aufnahmen von ihr machen dürfte. Wie es sich herausstellte, war das ein bekannter Modefotograf, der einen Blick hatte für fotogene Gesichter und immer auf der Suche nach neuen, unverbrauchten war. Verblüfft und auch geschmeichelt hatte Patricia eingewilligt. Sie nahm es eher als Spaß. Vielleicht bot sich damit ja die Möglichkeit, ihr Taschengeld aufzubessern. Gerade üppig ging es nicht bei ihnen zu. Der Vater war Versicherungskaufmann. Es reichte für die Familie. Viel mehr war nicht drin.

Die Aufnahmen, von einem Könner gemacht, übertrafen alle Erwartungen. Es war eine fremde, sehr aparte und wunderschöne junge Frau auf diesen Bildern. Patricia wurde in Kleider gesteckt, die sie nie getragen hatte, aber sie bewegte sich mit angeborener Grazie vor der Kamera und nicht viel später auch auf dem Laufsteg vor dem ausgewählten Publikum eines französischen Couturiers.

Damit war ein neues Modell geboren. Der Aufstieg war rasant und unaufhaltsam. Patricia verlor nicht den Kopf dabei. Sie handelte mit erstaunlichem Geschick die höchsten Gagen aus, weil sie wußte, was sie wert war. Und sie genoß dieses neue Leben in vollen Zügen.

Nur uns hat sie hinter sich gelassen, dachte die Mutter ein wenig traurig. Für sie blieb ein kurzer Besuch, und das auch selten genug. Aber ihr Mann hatte wohl recht: Man mußte loslassen können.

Größere Sorgen machte ihnen ihr Wolfgang. Und als ihre umherschweifenden Gedanken bei ihm angelangt waren, trat er zur Tür herein. Er sah angeregt aus, seine blassen Wangen hatten Farbe. »Sein« Verein hatte gewonnen, verkündete er triumphierend, und es war ein Superspiel gewesen! Jetzt hatte er Hunger.

»Gleich gibt’s was«, sagte seine Mutter eifrig und stellte die Teller auf den Tisch. Wie wohl er aussah, und er hatte Appetit. Ach, es würde schon alles gut werden!

*

Zauberhaft war dieser Frühling in Paris, nur hatte Patricia nicht viel davon. Besprechungen, Atelieraufnahmen, die große Modenschau für die Wintermodelle – ihr Terminkalender war voll.

Als das Starmannequin Patricia im Blitzlichtgewitter der Journalisten über den Laufsteg schritt, saß Bernhard von Weerth in der ersten Reihe. Auch die anderen Modells waren erste Wahl, hochgewachsene, schmalhüftige Gestalten, zwei, drei Farbige darunter, aber der Prinz hatte nur Augen für die schöne Blondine, die ihm hin und wieder, scheinbar unabsichtlich, ein verwehtes Lächeln schenkte.

Nach der Show wurden sie mit lebhaftem Applaus bedacht, der berühmte Modemacher und seine jungen Damen, in deren Mitte er sich mit stolzem Lächeln zeigte.

Bernhard von Weerth wartete danach draußen in seinem Wagen auf Patricia. Es dauerte eine Weile, bis er sie endlich kommen sah. Rasch stieg er aus. »Sie waren hinreißend«, sagte er. »Das grüne Chiffonkleid werde ich für Sie kaufen. Es ist ein Traum. Es hat genau die Farbe Ihrer Augen.«

Patricia ließ sich in das breite Polster gleiten, froh, einen harten Tag hinter sich zu haben. Es sah alles so einfach aus. Niemand wußte, wie hektisch es hinter den Kulissen und schon lange vorher zuging.

»Das grüne Chiffonkleid ist bereits verkauft«, sagte sie gutgelaunt. »Außerdem ließe ich es mir nicht von Ihnen schenken.«

»Das ist schade«, sagte der junge Mann, setzte sich neben sie ans Steuer und ließ seine Hände einen Augenblick darauf ruhen.

»Daß es verkauft ist?« Patricia legte den Gurt um. »Im Gegenteil, es ist ein Erfolg. Es hat nämlich einen sagenhaften Preis.«

»Daß sie keine Geschenke von mir annehmen, Patricia. Ein Mann möchte doch die Frau, die er anbetet, verwöhnen.«

»Das können Sie, wenn Sie mir jetzt ein Glas Champagner anbieten, Bernhard«, lächelte sie.

»Marcel hat schon alles vorbereitet.« Damit ließ er den Motor an.

Sie fuhren zu ihm, in seine Wohnung in einer der vornehmsten Avenues in Paris. Es war nicht sein einziger Wohnsitz.

Der Champagner wurde im silbernen Kübel gebracht, etwas später servierte der Diener leichte, köstliche Speisen in raffinierter Zusammenstellung.

»Im Sommer werden Sie hoffentlich mal eine größere Pause einlegen«, meinte Bernhard von Weerth im Laufe ihrer Unterhaltung. »Kommen Sie mit mir an die Côte d’Azur. Ich werde den ganzen August dort sein. Mein Haus steht Ihnen zur Verfügung und meine Yacht auch.«

»Das ist ein verlockendes Angebot«, mußte Patricia zugeben. »Im August habe ich einen Termin in New York. Ich soll einen Werbespot für ein neues Parfüm machen.«

»Dann ist es viel zu heiß, um dort zu arbeiten«, bemerkte der junge Mann kritisch. »Haben Sie das nötig?«

»Es zahlt sich aus«, behauptete Patricia sachlich.

Bernhard lächelte ein wenig. »Sie sind eine geschäftstüchtige junge Dame, nicht wahr? Aber mehr als drei, vier Tage wird Sie das nicht in Anspruch nehmen, oder?«

»Das kommt darauf an, mit was für Leuten ich es zu tun haben werde«, gab sie diplomatisch zurück.

»Aber anschließend machen Sie Ferien, bei mir. Versprechen Sie mir das?« Sein Lächeln warb und bat.

Patricias Lider zuckten. Ferien mit ihm – sie ahnte, wohin das führen würde. Sicher, sie war verliebt in Bernhard von Weerth. Er war anders als die Männer, die sie bisher kannte. Man merkte ihm die gute Rasse an, in Haltung und Benehmen, die Erziehung in Eliteschulen. Wo gab es das sonst, daß ein junger Mann so ritterlich mit einer Frau umging.

Auch er war verliebt in sie, daraus machte er kein Hehl, auch nicht in der Öffentlichkeit. aber sie waren nicht Liebende. Patricia wollte sich vor großen Gefühlen hüten. Es würde sie zu sehr ablenken. Was sie wollte, das war, sich auf dieser beruflichen Höhe zu halten, die sie so jäh erklommen hatte. Ein Sichverlieren durfte es da nicht geben.

»Es werden noch andere Freunde da sein«, sagte er, als läse er ihr die Gedanken von der Stirn ab. »Gästezimmer gibt es genug.«

»Dann werden Sie doch genügend Unterhaltung haben«, sagte sie ein wenig kokett und griff nach ihrem Glas.

»Darum geht es nicht. Ich schmücke mich doch so gern mit Ihnen, Patricia.«

»Ich bin doch kein Schmuckstück, das man trägt«, lachte sie.