Mata Hari - Ralf Hagedorn - E-Book

Mata Hari E-Book

Ralf Hagedorn

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Beschreibung

Sie war Tänzerin, Muse, Geliebte – und angeblich eine der gefährlichsten Spioninnen ihrer Zeit: Mata Hari. Doch wer war die Frau hinter dem Schleier wirklich? Dieses fundierte Sachbuch geht dem Mythos auf den Grund und zeichnet ein differenziertes Bild der Margaretha Geertruida Zelle, die 1917 als Doppelagentin hingerichtet wurde. War sie eine kaltblütige Verräterin – oder eine unabhängige Frau, die zur Projektionsfläche und zum Sündenbock wurde? Ein spannendes Porträt einer Frau zwischen Ruhm, Macht und Untergang – und eine kritische Auseinandersetzung mit dem Umgang der Geschichte mit weiblicher Selbstbestimmung. Dieses ist ausreichend bebildert. Seitenumfang: 82

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Seitenzahl: 61

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Mata Hari

Das tragische Leben der Spionin

IMPRESSUM:

Ralf Hagedorn

c/o IP-Management #4887

Ludwig-Erhard-Str. 18

20459 Hamburg

Mata Hari (1876-1917).

Mata Hari (indonesisch und malaiisch „Sonne“, wörtlich „Auge des Tages“) war der Künstlername der niederländischen Tänzerin Margaretha Geertruida Zelle (* 7. August 1876 in Leeuwarden; † 15. Oktober 1917 in Vincennes bei Paris, Frankreich). Während ihrer Ehe verwendete sie auch die Namen Marguerite Campbell und Lady Gretha MacLeod. Als Spionin des deutschen Nachrichtendienstes führte sie den Decknamen H 21.

Mata Hari war in der Zeit vor und während des Ersten Weltkrieges als exotische Tänzerin und exzentrische Künstlerin berühmt. Wegen ihrer Spionagetätigkeit für die Deutschen wurde sie am 25. Juli 1917 wegen Doppelspionage und Hochverrats von den Richtern eines französischen Militärgerichts zum Tode verurteilt und am 15. Oktober in Vincennes hingerichtet.

Mata Hari war nie die raffinierte Doppelagentin, wie in dem Urteil von 1917 und späteren Darstellungen stilisiert – eher ein willkommenes Bauernopfer des französischen Militärgerichts, weil die Kriegsbegeisterung merklich nachließ und ein Sündenbock für die Niederlagen und Verluste hilfreich schien. Mata Hari trat im Spätherbst 1915 in den Dienst des deutschen Geheimdienstes III b und wurde im Folgejahr zusätzlich durch den französischen Geheimdienst für Aktivitäten gegen das Deutsche Reich angeworben. Aus den zeitgenössischen Akten des britischen Geheimdienstes Security Service (MI 5), die am 21. Januar 1999 freigegeben wurden und nun in dem britischen Nationalarchiv öffentlich zugänglich sind, geht jedoch hervor, dass sie keine wesentlichen Geheimnisse, weder an die Deutschen noch die Franzosen, verraten hat sie verfügte nicht über die Kontakte in militärische oder kriegswichtige Bereiche. Aus der gegenwärtigen Quellenlage scheint es, als habe Mata Hari unter akuter Geldnot leidend am Ende ihrer Tanzkarriere mit einer kläglich-naiven, bedeutungslosen Informationstätigkeit ihr drohendes Schicksal, als Künstlerin in Vergessenheit zu geraten, abzuwenden versucht und dabei die Gefährlichkeit ihres Handelns nicht erkannt.

Die deutsche Kriegspropaganda im Ersten Weltkrieg, die den Fall auszunutzen gedachte, bezeichnete sie als „Opfer des französischen Kriegswahns“ und läutete mit dem politischen Finale des Idols seine dramatisch-romantische Verklärung ein. Bislang war ihre Lebensgeschichte Stoff für über 250 Bücher und ein Dutzend Filme. Die Quellenlage ist jedoch nach wie vor dünn, basiert doch nur ein Bruchteil dieser Bücher und Filme auf verlässlichen Quellen oder ist geneigt, sich den tatsächlich historischen Abläufen zu stellen.

Künstlername

Der Künstlername Mata Hari stammt aus der malaiischen Sprache und bedeutet „Sonne“ bzw. wörtlich übersetzt „Auge“ (mata) des „Tages“ (hari). Nach anfänglichen Erfolgen als Tänzerin legte sich Margaretha Geertruida MacLeod diesen Namen 1905 zu und unterstützte damit indirekt in der Presse verbreitete Gerüchte, dass sie die Tochter eines orientalischen Herrschers sei.

Quellenlage

Geertruida Zelle, die spätere Mata Hari

Von unbekannt - unbekannt, PD-alt-100, https://de.wikipedia.org/w/index.php?curid=3586164

Die Berichte über Leben und Hintergrund der Mata Hari sind so zahlreich wie widersprüchlich. Viele Details aus ihrer Biografie sind bis heute umstritten. Die diversen Versionen ihres Lebenslaufes, aus denen schließlich ein dicht gewobenes Netz aus Sagen und Legenden entstand, sind zum einen darauf zurückzuführen, dass Mata Hari selbst zahlreiche Geschichten erfand, mit denen sie Tatsachen ihres Lebens besser darstellen wollte als die Wirklichkeit war. Andererseits wurden aber auch von ihren Biografen die tatsächlichen Lebensdaten mit willkürlich erfundenen Geschichten, umstrittenen Anekdoten und einseitigen Darstellungen der Spionagevorwürfe vermischt und oft genug als „authentisches Quellenmaterial“ dargestellt. Der Erfindungsreichtum manches Autors stand Mata Haris eigenem Reichtum an Fantasie kaum nach. So schrieb bereits Friedrich Wencker-Wildberg in den Quellennachweisen seiner 1936 erstmals erschienenen Biografie:

„Über Mata Hari hat sich im Laufe der letzten zwanzig Jahre eine ziemlich umfangreiche Literatur angesammelt. Unterzieht man die einzelnen Schriften einer kritischen Untersuchung, so bleibt sehr viel Spreu und herzlich wenig Weizen übrig, ja man wundert sich geradezu, dass über eine Frau, die immerhin eine Zeitlang im hellen Rampenlicht der Öffentlichkeit gestanden und Behörden, Presse und Literatur beschäftigt hat, die widerspruchvollsten und unwahrscheinlichsten Geschichten verbreitet wurden …“

– (Friedrich Wencker-Wildberg: Mata Hari. Roman ihres Lebens.)

Hinsichtlich der Recherchen zu Mata Haris Spionagetätigkeit und Kontakt mit den deutschen, britischen und französischen Nachrichtendiensten gilt Sam Waagenaar (1908–1997) unter ihren Biografen als die verlässlichste Quelle. Er arbeitete in den 1930er Jahren für Metro-Goldwyn-Mayer und war an der Recherche zu dem mit Greta Garbo 1930 gedrehten Film Mata Hari beteiligt. Er sprach mit Zeitzeugen und erhielt von dem Dienstmädchen Anna Lintjens zwei Einklebebücher, in denen Mata Hari Fotos und Presseartikel über sich gesammelt und mit Notizen versehen hatte. Drei Jahrzehnte später sichtete Waagenaar das alte Material, recherchierte weiter und schrieb seine erste Biografie, die 1963 erschien; eine zweite, überarbeitete Fassung erschien 1976. In seinem Vorwort zur deutschen Erstausgabe des Buches Mata Hari. Der erste wahre Bericht über die legendäre Spionin behauptet Waagenaar, nur „zwei Außenstehende“ hätten die Akte je gesehen: „Alain Presles, ein französischer Journalist, der durch einen blinden Glückszufall Teile dieser Akte kopieren durfte … und ich.“Diese Übersetzung entsprach seinem ersten Buch über Mata Hari, das in seiner niederländischen Originalfassung den Titel De moord op Mata Hari („Der Mord an Mata Hari“) trägt. Nach weiteren Recherchen legte er 1976 ein zweites Buch vor, das allerdings schon im Titel ein radikal verändertes Bild vermittelte: Mata Hari: niet zo onschuldig („Mata Hari, [doch] nicht so unschuldig“). Die deutsche Fassung trägt den unverfänglichen Titel: Sie nannte sich Mata Hari. Bild eines Lebens, Dokument einer Zeit.

Solange – siehe oben – die französischen Gerichtsakten noch unzugänglich sind, musste notgedrungen den Informationen direkter Augenzeugen und Zeitgenossen besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden. Das älteste Quellenwerk stellen dabei die von Mata Haris Vater Adam Zelle herausgegebenen „Memoiren“ dar: die Lebensgeschichte meiner Tochter und meine Verärgerung über ihren früheren Ehemann. Mit Porträts, Dokumenten, Faksimiles und Beilagen“), erstmals 1907 bei Veldt, Amsterdam, erschienen. Dabei handelt es sich indes um ein einseitiges Plädoyer eines sicherlich liebenden, aber ebenfalls mit blühender Fantasie ausgestatteten Vaters für seine Tochter und gegen deren Ehemann, dem sämtliche Schuld an der unglücklichen Ehe aufgebürdet werden soll. Das Buch enthält gefälschte Dokumente zu einer frei erfundenen Ahnenreihe, die die Abstammung der westfriesischen Familie von den Welfenherzögen des Hauses Braunschweig-Lüneburg-Celle und damit die Verwandtschaft zu den meisten europäischen Herrscherhäusern „nachweist“, sodass die dortigen Informationen insgesamt mit höchster Vorsicht zu genießen sind.

Als Gegenschrift auf diese Versuche des Vaters, der Tochter zu helfen, galt lange Zeit der niederländische Autor und Dichter Gerrit Hendrik Priem (1865–1933) mit seiner Schrift von 1907 De naakte Waarheid omtrent Mata Hari („Die nackte Wahrheit über Mata Hari“), die angeblich nach einem überraschenden und völlig ehrlichen Interview des Autors mit Mata Hari zustande gekommen sein soll. Heute sind sich die Forscher hingegen einig, dass dieses Interview fingiert und frei erfunden war.

Ein direkter Augenzeuge, ja maßgeblicher Beteiligter, war der französische Nachrichtenoffizier Georges Ladoux (1875–1933), der im August 1914 vom Oberbefehlshaber der französischen Streitkräfte, General Joseph Joffre, zum Leiter der Presse- und Telegrammzensur des Kriegsministeriums bestimmt wurde und später die von ihm selbst gegründete Abwehrabteilung des Pariser Kriegsministeriums leitete. Nach Kriegsende verfasste der journalistisch erfahrene Ladoux mehrere Bücher über seine Weltkriegserfahrungen sowie seine Sicht der Dinge in der Affäre Mata Hari, die indes „durch einen hohen fiktionalen Anteil und ein starkes Rechtfertigungsbedürfnis gekennzeichnet“ waren und daher ebenfalls nicht als verlässliche Quelle angesehen werden können.

Da aus all diesen Gründen ein Großteil der zur Verfügung stehenden Informationen äußerst problematisch ist, sind die im vorliegenden Artikel dargestellten Informationen, wenn nicht anders erwähnt, mit den Daten des Gemeindearchivs Leeuwarden, des Historisch Centrum Leeuwarden, des Leeuwarder Fries Museum und der offiziellen Biografie des Instituut voor Nederlandse Geschiedenis (Institut für niederländische Geschichte) abgeglichen und entsprechen – soweit veröffentlicht – den aktuellen Erkenntnissen der Leeuwarder Mata-Hari-Arbeitsgruppe.