Mein neuer Mitbewohner - Natalie Rabengut - E-Book

Mein neuer Mitbewohner E-Book

Natalie Rabengut

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Beschreibung

Elisabeth findet, dass Niklas der perfekte Mitbewohner ist. Er packt im Haushalt mit an und steht ebenfalls auf Männer – eine Gemeinsamkeit, die das Zusammenleben wunderbar unkompliziert macht. Doch als Elisabeth beginnt, mit dem unscheinbaren Oliver auszugehen, verwandelt sich Niklas in ein launisches Ungeheuer … Die Albert Gessler-Fachhochschule in Köln hat einen hervorragenden akademischen Ruf. Hinter den Kulissen spielt sich allerdings täglich der ganz normale Wahnsinn ab: Chaotische Lehrkräfte, verplante Studenten und jede Menge extrakurrikulare Veranstaltungen sorgen für Drama, Aufregung und Stress – doch natürlich ist auch das eine oder andere Happy End dabei. Jede Kurzgeschichte der Reihe ist in sich abgeschlossen und kann unabhängig von den anderen gelesen werden. Neuauflage des gleichnamigen Titels von 2014.

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Mein neuer Mitbewohner

Natalie Rabengut

Copyright: Natalie Rabengut, 2014, Deutschland.

Neuauflage: Natalie Rabengut, 2020, Deutschland.

Coverfoto: © Kamjana – stock.adobe.com

Alle Rechte vorbehalten. Ein Nachdruck oder eine andere Verwertung ist nachdrücklich nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin gestattet.

Sämtliche Personen und Einrichtungen in diesem Text sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind zufällig.

Black Umbrella Publishing

www.blackumbrellapublishing.com

Inhalt

Einführung

Mein neuer Mitbewohner

Über Natalie Rabengut

Einführung

Elisabeth findet, dass Niklas der perfekte Mitbewohner ist. Er packt im Haushalt mit an und steht ebenfalls auf Männer – eine Gemeinsamkeit, die das Zusammenleben wunderbar unkompliziert macht. Doch als Elisabeth beginnt, mit dem unscheinbaren Oliver auszugehen, verwandelt sich Niklas in ein launisches Ungeheuer …

Die Albert Gessler-Fachhochschule in Köln hat einen hervorragenden akademischen Ruf. Hinter den Kulissen spielt sich allerdings täglich der ganz normale Wahnsinn ab: Chaotische Lehrkräfte, verplante Studenten und jede Menge extrakurrikulare Veranstaltungen sorgen für Drama, Aufregung und Stress – doch natürlich ist auch das eine oder andere Happy End dabei.

Jede Kurzgeschichte der Reihe ist in sich abgeschlossen und kann unabhängig von den anderen gelesen werden.

Mein neuer Mitbewohner

Als ich das Lachen hörte, wachte ich schlagartig auf. Mein Mund war trocken und beim ersten Versuch, zu schlucken, kam ein krächzendes Geräusch aus meinem Hals. Ich rieb mir über die Augen und blinzelte.

Mir gegenüber saß Professor Wolch, der mich belustigt betrachtet. »Elisabeth, verzeihen Sie. Mir war nicht bewusst, dass das Lernen für meinen Kurs so unglaublich langweilig ist.«

Noch immer bekam ich kein Wort heraus und begnügte mich mit einem gequälten Lächeln. Draußen wurde es bereits dunkel. Wie lange hatte ich geschlafen?

Hunderte von Gedanken wirbelten durch meinen Kopf: Würde ich die Deadline für den Essay einhalten können? Sollte ich Professor Wolch erklären, dass es nichts mit seinem Buch zu tun hatte, auf dem ich eingeschlafen war? Wie peinlich war es genau, dass ich in der Bibliothek eingeschlafen war? Vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass meine Kehle staubtrocken war und leicht kratzte, was mich zu der Vermutung verleitete, geschnarcht zu haben.

Es reichte! Das war das vierte Mal in dieser Woche, dass ich irgendwo vollkommen übernächtigt eingeschlafen war. So konnte es einfach nicht weitergehen, heute war erst Donnerstag.

Ich freute mich ja wirklich für meine Mitbewohnerin, dass sie scheinbar die Liebe ihres Lebens gefunden hatte und dass er scheinbar der beste Liebhaber der Welt war, aber ich würde gern mal wieder eine Nacht durchschlafen.

Selbst die Kombination aus Gehörschutz und schallisolierenden Kopfhörern brachte nichts, wenn die beiden es wie die Tiere trieben und dabei immer wieder das Bett gegen die Wand krachen ließen.

Dass ich seit einer Weile Single war, machte das Zuhören nicht besser. Ich hatte das Thema jetzt mehrfach angesprochen und noch während ich Professor Wolch hilflos anlächelte, beschloss ich, dass meine Mitbewohnerin ausziehen würde – und zwar schnell.

Es war nicht zu viel verlangt, die Nächte durchschlafen zu können, das Essen, das man gekauft hatte, auch nach der Arbeit noch im Kühlschrank vorzufinden und einfach in Ruhe lernen zu können.

Jetzt musste ich es ihr nur noch schonend beibringen, aber das würde schon werden.

Nicole umarmte mich und winkte mit der Chipstüte. Genau das richtige für den Game of Thrones-Marathon, den wir geplant hatten. Die Tiefkühlpizza war schon im Ofen, die Cola im Kühlschrank und die DVDs lagen säuberlich aufgereiht auf dem Wohnzimmertisch.

»Na, wie läuft die Mitbewohnersuche?«, fragte sie lässig und kommentierte nicht einmal den flauschigen Pyjama, den ich trug. Dabei hatte ich ihn extra zur Feier des Tages angezogen: Er war hellblau und über und über mit kleinen gelben Entenbabys bedruckt.

»Frag nicht. Ich werde einfach einen Kredit aufnehmen, damit ich hier bis zum Ende des Studiums alleine wohnen bleiben kann.« Damit warf ich mich ungraziös auf die Couch und seufzte.

Nicole lachte und ging in die Küche, um die Tüte Chips in unsere zeremonielle Game of Thrones-Schüssel zu kippen. Wir hatten für jede Serie unser eigenes Ritual: Zu den Gilmore Girls gab es Unmengen Kaffee, zu Twin Peaks Kirschkuchen, zu Supernatural gegrillte Käsesandwiches und zu Sex And The City Alkohol in rauen Mengen. Deswegen hatten wir die Serie um die New Yorker Girls schon länger nicht mehr geguckt, denn nach dem letzten Cocktailgelage hatte Nicole ihren Ex-Freund angerufen – um 3 Uhr morgens, dass diese Episode nicht schön geendet hatte, musste nicht extra erwähnt werden.

»Woran liegt es denn?«, wollte sie wissen und setzte sich elegant wie immer neben mich, die Beine hübsch unterschlagen, jede Locke perfekt an ihrem Platz. Ich hingegen hatte mich schon abgeschminkt und versuchte gar nicht erst so zu tun, als würde es mich interessieren, wie ich aussah. Ein Hoch auf das Single-Leben!

Nicole würde in einigen Stunden ihr Make-Up auffrischen und ihren Freund Sven, einen angehenden Arzt, von seiner Nachtschicht abholen. Da würde ich schon selig schlummern, abgefüllt mit blutigen Geschichten, Pizza und Chips. Allein die Vorstellung ließ mich wohlig seufzen.

»Ich glaube, ich komme einfach nicht mit Frauen klar. Nach dem Desaster mit meiner sexsüchtigen letzten Mitbewohnerin habe ich einen kleinen Fragenkatalog vorbereitet und wenn sie bei der dritten Frage schon zickig werden, möchte ich gar nicht, dass sie hier einziehen.«

Nicole zog ihre schmal gezupfte Augenbraue in die Höhe. »Was ist denn die dritte Frage?«

Ein Grinsen umspielte meine Mundwinkel. »Hast du Shades Of Grey gelesen und wenn ja, wie blöd fandest du es?«

Nicole boxte mir gegen die Schulter und ich jammerte auf. »Hey, wenn es danach gehen würde, dürfte ich auch nicht bei dir einziehen. Die Bücher waren toll«, schwärmte sie.

»Jepp, und genau deswegen wohnst du nicht bei mir.«

Sie tippte sich mit dem Finger gegen die Unterlippe. »Was ist denn mit einem männlichen Mitbewohner?«

»Keine Ahnung.« Für einen Moment dachte ich nach, da piepte bereits der Timer für den Backofen. Als ich mit den zwei heißen Pizzen zurückkehrte, versuchte ich meine Bedenken zu formulieren. »Das halte ich aus mehreren Gründen für problematisch. Ich will nicht generell sagen, dass Männer und Frauen nicht befreundet sein können, aber sobald der eine den anderen anziehend findet, wird es möglicherweise kompliziert. Dann hätten wir die Version, in der sie tatsächlich nur Mitbewohner sind – was passiert, wenn einer von beiden eine neue Beziehung beginnt und der neue Partner vielleicht kein Verständnis für den anders-geschlechtlichen Mitbewohner hat?«

Meine beste Freundin lauschte meinem Vortrag. »Abgesehen davon, dass du ein launisches und nachtragendes Biest sein kannst.«

»Genau«, stimmte ich ihr zu.

»Vielleicht habe ich trotzdem die Lösung für dich: einen Schwulen.«

Mein Mund, der sich gerade für die Pizza geöffnet hatte, klappte zu und ich legte das Stück zurück auf den Teller. »Die Idee ist gar nicht einmal schlecht.«

»Ist ja auch meine«, gab Nicole trocken zurück und schaltete den Fernseher an. Ein Schauer überlief mich in Erwartung der heutigen Episode, über die ich schon so viel gehört hatte. Es war praktisch unmöglich, spoiler-frei über den Campus zu laufen.

»Aber wo finde ich einen schwulen Mitbewohner? Bekomme ich nicht Probleme mit der Diskriminierungsbehörde oder so, wenn ich einen Aushang mache, in dem ich explizit einen Schwulen suche?«

Nicole lachte. »Das weiß ich nicht, aber im Hinterkopf habe ich irgendetwas von einem Kumpel eines Freundes von Sven, der eine Bleibe sucht. Ich meine, der wäre schwul. Er studiert irgendetwas mit Medien, auch an der Gessler.«

»Hm«, machte ich und knabberte weiter an der Pizza. Konnte ich mit einem Mann zusammenwohnen? Hatte ich bisher noch nicht ausprobiert – aber wenn er nicht bei jeder Gelegenheit versuchte, in mein Höschen zu kommen, wusste ich eigentlich nicht, was dagegensprechen sollte.

»Bedeutet dein Grunzen, dass ich meinen Freund mal fragen soll?«

»Weiß ich nicht. Wie heißt der Typ denn?«

Nicole verdrehte die Augen. »Spielt das irgendeine Rolle? Du kannst potenzielle Bewerber nicht ausschlagen, weil sie Harald heißen.«

»Harald?«, wiederholte ich entsetzt.

Wortlos drehte meine beste Freundin den Ton vom Fernseher lauter und ich grummelte vor mich hin.

»Meinetwegen«, sagte ich nach einer Weile. »Dann frag ihn mal. Nein sagen kann ich immer noch.«

Drei Stunden später hielt es mich kaum noch auf dem Sofa, so sehr fesselten mich die Szenen, die sich auf dem Bildschirm abspielten. Selbst Nicole hatte sich atemlos in meinem Oberschenkel festgekrallt und keuchte ebenso entsetzt wie ich.

Als es unerwartet klingelte, sprang ich vor lauter Schreck hoch. Nicole drückte die Pausetaste und ich lauschte dem Blut, das in meinen Ohren rauschte, während mein Herz raste. »Wer zum Teufel ist das?«

»Na, hoffentlich dein neuer Mitbewohner.«

Verblüfft sah ich sie an. »Hä?«

Sie verschränkte die Arme und funkelte mich böse an. »Mensch! Ich habe dich doch gefragt! Eigentlich sollte ich es nach der ganzen Zeit besser wissen. Aber du antwortest sehr überzeugend, wenn du abgelenkt bist.«

»Wann zum Teufel hast du denn gefragt?«

»Vor zwei Folgen.«

»Bitte? Da wurden gleichzeitig ungefähr 26 Menschen in einem Blutbad abgeschlachtet und du erwartest, dass ich ansprechbar bin?«, fauchte ich. Es klingelte erneut.