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Alle reden von oder über Kunst - Max Bräutigam will auch mitreden. Seit vielen Jahrzehnten ist er auf der Spur, das Wesen der Kunst zu erkennen, jedoch in einem Dschungel ist es schwierig, sich zurechtzufinden, Licht zu sehen. Handwerklich und ingenieurtechnisch ausgebildet und autodidaktisch 'kunstschaffend', findet der Autor in der 'Moderne' und im Besonderen im Kunsthandel erhebliche Abweichungen zur eigenen Bewertung. Jegliches unnütze Schaffen ist Kunst - jegliches nützliche Schaffen ist Ingenieurkunst, so in etwa könnte das Ergebnis lauten. Und vergessen wir in der Diskussion diejenigen nicht, die ihren Alltag mit erfahrungsbasiertem Wissen und Esprit unauffällig bewerkstelligen und bei denen sich nach getaner Arbeit eine innere Zufriedenheit und auch Stolz für das Geschaffene einstellen.
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Seitenzahl: 44
Veröffentlichungsjahr: 2017
Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit.
KARL VALENTIN
Wurde 1939 in München geboren. Nach Volksschule, Handwerkerlehre und zweitem Bildungsweg folgte Ingenieurstudium für Maschinenbau. Er lebt heute im Chiemgau und in München. Mal- oder Zeichenunterricht besuchte er keinen – auch keinen diesbezüglichen VHS-Kurs. Autodidakt pur! Bezüglich der schulischen Kunstbildung ist er ein Analphabet der Künste.
Jedoch besuchte er von Jugend auf viele Kunstausstellungen. Auf seinen Reisen, wo immer es ihm es möglich war, lernte er das Sehen und Verstehen der Darstellungen.
Der Schmetterling ist der Inbegriff für Leichtigkeit,
Heiterkeit, Sommerluft, Farbenspiel, Verliebtsein.
Hinterglasbild, rückseitig mit Ölfarben durch Abstreifen
über eine Kante mit einem steifen Pinsel bespritzt
und mit einer Hochglanz- Aluminiumfolie belegt.
Ich war stets neugierig auf Kunst. Als Kind und später als Ministrant war ich oft in Kirchen. Der Aufenthalt war immer eine Mischung aus Ehrfurcht und Staunen. Ich fand oft die Zeit, mich in die Details prächtiger Barockgemälde zu versenken oder den Faltenwurf gotischer Skulpturen zu studieren. Später in der heimatlichen Umgebung und auf meinen Reisen boten sich viele Gelegenheiten, Kirchen, bedeutende Klöster, berühmte Kathedralen, Schlösser, großartige Moscheen und asiatische Tempel zu besuchen. Ich lernte mehr und mehr das Sehen und Verstehen.
Vermutlich wurde mein Interesse am künstlerischen Gestalten bereits in der Volksschule geweckt. Dort wurde großer Wert auf die äußere Gestaltung der Schulhefte gelegt. Die karierten Hefte erhielten einen sorgfältig ausgemalten Rand aus umlaufenden Karos und Rauten, die letztlich ein farbiges Zopfmuster bildeten. Es war Anfang der fünfziger Jahre, etwa die Zeit, als Vasarely seine Kunstrichtung gefunden hat. Er hätte seine Freude daran gehabt.
Ein relativ frühes Erlebnis in der Kunst war eine Beobachtung und dann ein Gespräch. Ende der fünfziger Jahre, die Zeit der Anfänge der Farbfotografie. Die Fotos waren noch sehr teuer, aber dieser Umstand forderte das Auge. Die Motivwahl gestaltete sich zur detaillierten Betrachtung mit Schatten, Lichtstärke usw. Eine junge Frau, eine Studentin, saß bereits in Position und malte in Aquarell eine farbige Rosette in einem romanischen Dom – es war in Trondheim. Ich suchte noch nach einer Position, um Linien, Flächen, Farben, Licht und Schatten attraktiv aufzuteilen. Die Belichtungszeit für ihr Bild war das Mehrfache, und im selben Maße prägte sich die Szene, das Objekt in ihr Gedächtnis. Die Frage war, wer hat am Ende der Reise den beständigeren Bestand an Erinnerungen – 200 Dias oder 10 Aquarellbilder? Das Sehenlernen war der Lehrinhalt.
In meiner Lehre zum Metallhandwerker und später auch im Studium zum Maschinenbauingenieur war das „Technische Zeichnen“ keine Kunst, sondern eine Notwendigkeit. Einen Gegenstand kann man beschreiben oder auch zeichnen. Auch das Technische Zeichnen ist ein Handwerk und muss gelernt sein. Verschneidungslinien sich durchdringender Körper oder die Abrollkurven zu einer Getriebekonstruktion sind Grafiken. Diese Art der millimetergenauen Darstellung empfand ich als schön.
In den 80er-Jahren wurde in den Konstruktionsbüros das „Computer Aided Design“ (CAD) eingeführt. Eine schwierige und vielschichtige Aufgabe für jeden einzelnen Beteiligten. Dies hatte auch Einfluss auf meine grafischen Arbeiten – neue Ziele wurden gesetzt.
Später versuchte ich Bewegung in die Darstellung zu bringen, indem ich zwei voreinander gestellte Motive, das eine auf Glas gemalt, einige Zentimeter vor dem zweiten, aufstellte. Bei der Bewegung des Betrachters verschieben sich die Linien beider Darstellungen gegeneinander. Es ergeben sich Interferenzlinien, sodass der Eindruck einer Bewegung entsteht.
Es waren viele Anfänge – kein kontinuierlicher Weg, eine Reihe von Zufällen, Begegnungen, Gesprächen, Situationen. Parallel hierzu, über Jahrzehnte, besuchte ich sehr viele verschiedene Vernissagen und Kunstausstellungen. Vielfach war das Publikum so interessant wie die Exponate. Es war und ist das Katalogwissen, um mitreden zu können. Sicher, man sieht mehr, wenn man mehr weiß. Viele Künstlergespräche, deren Inhalt ich nur im Vorbeigehen aufgenommen habe, waren eher peinlich. Vielleicht war es eine moderne Grafik, die einen Kick zur darstellenden Kunst auslöste – das kann ich auch. Dann die Ernüchterungsphase – so geht es nicht – aber es ist einen Versuch wert.
In der dritten Lebensphase verfüge ich nun über mehr Zeit, um zu zeichnen und zu malen. Ich verfolge damit allerdings keine weitergehenden künstlerischen Ambitionen. Ich bin und bleibe Ingenieur.
*
Autodidakt in der Darstellenden Kunst. Kreis, Punkt, Komma, Strich – fertig ist das Angesicht. Ohne jegliche diesbezügliche Vorbildung war und ist eine bildliche Darstellung für den Maler ein persönliches Erlebnis. Es ist besonders die Vielfalt, wie einer Idee ein Ausdruck gegeben werden kann. Beginnend beim Material – Papier, Pinsel, Farbstoff und dann das Licht. Hinzu kommen noch die Stimmung, in der sich der Akteur befindet, die Spontaneität und nicht zuletzt das handwerkliche Können. Zeichnen, Malen, Formen können durch wiederkehrendes Ausüben und die dabei gewonnene Erfahrung kontinuierlich verbessert werden. Es besteht jedoch die Gefahr, dass der Schaffende, sollte ihm bei einem Bild besondere Anerkennung zuteilwerden, anschließend diese Art der Darstellung mehrfach wiederholt und dabei eine weitere Entwicklung zum Künstler versäumt. Dieser Gefahr wurde von mir von Anbeginn entgegengesteuert. Die Neugierde in mir führte zu einer großen Vielfalt der Bilder. Da kein Bild für den Verkauf bestimmt ist, stellt sich auch nicht die Frage, wann ein Bild fertig ist. Bei mir ist es fertig, wenn die Darstellung meinem Eindruck, meiner Vorstellung, meiner Erinnerung entspricht. Ein Bild zu erstellen ist ein ständiges Experimentieren. Die Kunst kann man am intensivsten erleben, wenn man es freischaffend selbst versucht.
Die Malerei mit all den vielfältigen Ausdrucksformen ist nur ein schmaler Streifen im Spektrum der Kunst. Ich finde, dass die