0,99 €
Die Apokalypse kennt viele Gesichter - und viele Geschichten! Drei ungewöhnliche Perspektiven auf einen alles vernichtenden Meteoriteneinschlag. Die drei Kurzgeschichten sind im Rahmen der Recherche zum Roman "Wild Card - Ein postapokalyptischer Reisebericht" entstanden. Sie sind jedoch vom Buch und voneinander unabhängig. Lust auf mehr Weltuntergang? Dann wirf auch einen Blick auf den dystopischen Roman "Wild Card - Ein postapokalyptischer Roadtrip"
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 25
Veröffentlichungsjahr: 2020
Die Welt brennt. Der Himmel verfinstert sich, eine Walze aus kochend heißem Wasserdampf, Staub und Feuer verschlingt wahllos Bäume, Häuser und Lebewesen ... Was fühlt ein Mensch in diesem Augenblick?
Der Einschlag eines Meteoriten ausreichender Größe ist – wie kaum ein anderes Ereignis – geeignet, den Untergang der Menschheit herbeizuführen. Wie sähen die letzten Wochen vor einer solchen Apokalypse aus? Die letzten Tage? Stunden? Minuten?
Im Rahmen meiner Recherche zu „Wild Card“, meinem postapokalyptischen Reisebericht, habe ich festgestellt, dass es in einer solchen Situation nicht nur eine Geschichte gibt. Es gibt fast acht Milliarden Geschichten, acht Milliarden Perspektiven und acht Milliarden unterschiedliche Reaktionen darauf, mit einem solchen Schicksal konfrontiert zu sein. Nicht zuletzt auch ganz verschiedene Arten des Umgangs für die wenigen Überlebenden. Daher bin ich auf die Idee gekommen, mir einige außergewöhnliche Perspektiven herauszupicken und euch in drei Kurzgeschichten zu präsentieren.
Wie würdet ihr reagieren, wenn die Welt untergeht?
In diesem Sinne: Viel Spaß beim Lesen!
Jetzt hätte sie sich beinahe die Finger an der Zigarette verbrannt. Das hätte ihr ja gerade noch gefehlt, dachte Clarissa missmutig. Immerhin: Hätte sie es sich zum Neujahrsvorsatz gemacht, das Rauchen aufzugeben, sie hätte ihn eingehalten. Das hier war definitiv die letzte. Nagut, die vorletzte vielleicht. Abgesehen von dem kleinen, warmen Stück Glut war es bitterkalt. Irgendwie hatte sie angenommen, dass die Temperatur ihr in dieser Situation nichts mehr ausmachen würde, aber weit gefehlt, sie fror wie ein Schneider. Clarissa war nun schon seit einer Stunde hier und wünschte sich sehr, sie wäre noch ein wenig länger im kuscheligen Bett geblieben oder hätte sich wenigstens dicker angezogen. Aber jetzt war es auch schon egal, oder?
In der ganzen Zeit war kein einziger Mensch durch das schäbige Treppenhaus in ihrem Rücken gelaufen, auf dessen Balkon sie nun bibbernd stand, und die weite Pflasterfläche unter ihr blieb ebenfalls leer. Zu dieser letzten, eigenartigen Zeit hatte wohl jeder sein persönliches Ritual. Mit einem Anflug von Grinsen musste sie daran denken, wie viele Menschen dieses Ereignis wohl schlichtweg verschliefen. Eigentlich gar keine so üble Sache, fiel Clarissa im selben Moment auf.
Ansonsten war der Ausblick aus dem 42. Stockwerk des Hochhauses in Richtung Osten nicht gerade idyllisch, obwohl in der Ferne die braune Brache weitläufiger Äcker zu erkennen war. Das Panorama hinter ihr hätte allerdings noch um einiges Hässlicheres geboten: Zehn Betonriesen, keiner niedriger als zwölf Etagen, und alles mit dem ganzen Charme moderner Ghetto-Plattenbau-Architektur. Die einzelne, verzweifelte Platane, direkt neben dem lächerlich kleinen Sandkasten-Quadrat in der Mitte, bot da auch keine Abhilfe. Also konzentrierte sie sich stattdessen auf den Himmel. Es war noch dunkel, doch am Horizont ließ sich der erste fahle Streifen sehen, darunter eine Andeutung von Morgenrot.