Moderation ist Gold - Horst Hanisch - E-Book

Moderation ist Gold E-Book

Horst Hanisch

4,8

Beschreibung

Grundlagen der effizienten Leitung von Gesprächsrunden. "Eine Frage, bitte." Interviews, Umfragen und Befragungen zielorientiert führen. Fragebögen mit Spannungsbogen neugierig machend aufbauen. Dabei lenkende Fragetechniken einsetzen. Gespräche und Meetings erfolgreich führen und Gesprächsrunden erfolgsorientiert leiten. Das vorliegende Buch geht auf die Bereiche Moderation, Talkrunden, Umfragen, Gesprächsführung und weitere Dialogformen ein. Es zeigt, wie eine Gesprächsrunde richtig zu leiten ist, wie Manipulationen auszuweichen ist, und wie ein zielorientiertes Ergebnis erreicht werden kann. Das vorliegende Buch zeigt der Leserin und dem Leser in zehn Kapiteln auf, was unter überzeugender Moderation und Gesprächsführung zu verstehen ist, und wie die Gesprächspartner und -partnerinnen empathisch eingebunden werden können. Eine gute Gesprächsführung 'ist Gold Wert'. Der Inhalt umfasst folgende Themen: - Wechselwirkung und Beeinflussung - Redner und Zuhörer beeinflussen einander - Die zwischenmenschliche Kommunikation - Missverständnis, Gerücht und Schuldzuweisung - Recht haben versus schuld sein - Vom Monolog über Dialog zu Gesprächsrunden - Professionelle Meetings, Präsenz und Online - Phasen der Gesprächsführung - Die 5 erfolgreichen Schritte der Moderation - Interviews, Umfragen, Befragungen - Die Meinung der Befragten einfangen - Journalisten, Informationen, Lügen, Konformität - Die Presse und das professionelle Interview - Unterschätzte Macht der Manipulation - Irreführung durch Statistik - Organisatorisches - Gut geplant und vorbereitet

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Inhaltsverzeichnis

INHALTSVERZEICHNIS

HINLEITUNG ZUM THEMA – VORWORT

„ICH HEIßE SIE HERZLICH WILLKOMMEN ...“

„... zu unserer heutigen Gesprächsrunde.“

KAPITEL 1 – WECHSELWIRKUNG UND BEEINFLUSSUNG – REDNER UND ZUHÖRER BEEINFLUSSEN EINANDER

WAS A SAGT UND B VERSTEHT

„Das habe ich schon tausend mal gesagt …“.

Bedürfnisse der Zuhörer

AUS EINER MENSCHENMENGE WIRD EINE MASSE

Wie die Menschenmasse handelt

Massenkommunikation

Sinnvoller rhetorischer Umgang mit dem Zuhörer

KAPITEL 2 – DIE ZWISCHENMENSCHLICHE KOMMUNIKATION

WIE FUNKTIONIERT KOMMUNIKATION?

Das Sender-Empfänger-Modell – Wahr ist das, was B versteht; nicht das, was A sagt

Vier Ohren der Nachricht in der Kommunikation

Fragen und Hören

Selbstkonzept des Empfängers – Eigene Beeinflussung

Die Emotion auslösende Bedeutung eines Wortes

Interaktive Kommunikation – Überdenken verbaler Äußerungen

Sprachliche Technik

KAPITEL 3 – MISSVERSTÄNDNIS, GERÜCHT UND SCHULDZUWEISUNG – RECHT HABEN VERSUS SCHULD SEIN

SCHULDZUWEISUNG

„Du bist schuld!“

DAS ENTSTEHEN VON MISSVERSTÄNDNISSEN UND GERÜCHTEN

Der Gerüchtetest

Intrige

Hilfreiche Kommunikations-Strategien … und die Vermeidung von Missverständnissen

Gezielt Missverständnisse erzeugen?

KAPITEL 4 – VOM MONOLOG ÜBER DIALOG ZU GESPRÄCHSRUNDEN

AUTHENTIZITÄT

Ohne ‚Maske‘ auftreten – Sich nicht verstellen müssen

Kongruente Botschaft

Empathie

Gegenseitiger Respekt im Dialog

Ihr Verhalten im Gespräch

DAS BEDÜRFNIS DES VERBALEN AUSTAUSCHS

Dialogformen – Vom Monolog zum Dialog

Der zwischenmenschliche Dialog

Dialogform Monolog

Dialogform Dialog

Dialogform Ansprache

Dialogform Aussprache

Der ‚Rote Faden‘ im Gesprächsaufbau und -ablauf

ERLEBENSWERTE DISKUSSIONSRUNDEN

Lebhafte aber gut organisierte Gesprächsrunden

1. Diskussionsrunde

False Balance – Mediale Verzerrung

2. Die Talk-Runde

Podiums-Diskussion

3. Der Polit-Talk

4. Das Streitgespräch

5. Debatte

6. TV-Duell

Die Gesprächsrunde eröffnen und schließen

KAPITEL 5 – PROFESSIONELLE MEETINGS, PRÄSENZ UND ONLINE

PROFESSIONELL DURCHGEFÜHRTE UND REGELMÄßIG STATTFINDENDE MEETINGS

Meetings planen und durchführen

MEETING-KULTUR

„Ich muss zum Meeting!“

Die Teilnehmenden im Meeting

Die Teilnehmenden treffen ein

Die Rolle des Moderators/der Moderatorin

Das Meeting eröffnen und führen

Gesprächslenkung im Meeting

Spielregeln im Meeting

Das Meeting beenden

Meeting erfolgreich umgesetzt

TELE-MEETINGS – VIDEOKONFERENZEN – ONLINE-AUSTAUSCH

Das digital geführte Meeting

KAPITEL 6 – PHASEN DER GESPRÄCHSFÜHRUNG – DIE 5 ERFOLGREICHEN SCHRITTE DER MODERATION

PROBLEM – ANALYSE – ENTSCHEIDUNG – LÖSUNG – ZIEL

Kommen Sie zügig zum Ziel – Realistische Zielsetzung

Die eigene realistische Zielsetzung

DIE FÜNF PHASEN EINER GESPRÄCHSRUNDE

Das Fünf-Phasen-Modell

Der Fünfsatz – In fünf Phasen zum Ziel

DAS BRAINSTORMING – SCHNELL NEUE GEDANKEN FINDEN

Gedankenblitze einfangen

KAPITEL 7 – INTERVIEWS, UMFRAGEN, BEFRAGUNGEN – DIE MEINUNG DER BEFRAGTEN EINFANGEN

DIE UMFRAGE AUF DER STRAßE

Das Interview und die Umfrage

DURCH FRAGEN LENKEN

Wer fragt, der führt – Mit Interesse und interessant lenken

Befragungskonstruktion: hart/weich

Befragungsfehler vermeiden – Unfaire Befragung

1. Unterforderung

2. Überforderung

3. Angst auslösen

4. Peinliche Situationen auslösen

5. Unbekanntes Wissen erfragen

6. Schachtelsätze verwenden

7. Antworten suggerieren

8. In die Länge ziehen

9. Überrumpelung

10. Gekoppelte Fragen

11. Knebelnde Fragen

12. Auftreten des Fragenden

13. Arrogantes Auftreten

FRAGETECHNIKEN – TRICKREICH ERFRAGEN.

Welche Fragerichtung einschlagen?

1. Die offene Fragetechnik. 109

2. Die reflektierende Fragetechnik

3. Die richtungweisende Fragetechnik

4. Die evozierende (hervorrufende) Fragetechnik

FRAGEARTEN: INFORMATION ODER TAKTIK?

„Sagen Sie mal, …“

Informationsfragen – Ich will’s wissen

1. Geschlossene Frage

2. Offene Frage

3. Halboffene Frage (Cluster-Frage) oder Multiple Choice Frage

Taktische Fragen – Ich will manipulieren

1. Die rhetorische Frage (Scheinfrage)

2. Gegenfrage.

3. Alternativ-Frage

4. Suggestiv-Frage

5. Übereinstimmungs-Frage

6. Kontroll-Frage

7. Ja-Antwort-Frage

8. Taraktische Frage (Verwirrende oder beunruhigende Frage)

9. Die akademische Frage

SPANNUNGSBOGEN AUFBAUEN

Ehrlich gefragt – Ehrlich gesagt

Die Dramaturgie des Fragebogens

Der Erfolg versprechende Aufbau des Fragebogens

Manipulation im Fragetrichter

KAPITEL 8 – JOURNALISTEN, INFORMATIONEN, LÜGEN, KONFORMITÄT – DIE PRESSE UND DAS PROFESSIONELLE INTERVIEW

ARBEIT MIT DEN JOURNALISTEN

Information bildet

Neugierde ist eine Zier …

Die Vorbereitung auf ein Interview

Wenn Sie interviewen …

Die Veröffentlichung des Interviews

Wenn Sie interviewt werden …

Die praktische Umfrage auf der Straße

Der Einstieg in die Umfrage

200 Lügen am Tag?

Weshalb lügt der Mensch?

Lügen … oder unwillkürliche Gesichtsbewegungen

Konformität und Gruppenzwang

KAPITEL 9 – UNTERSCHÄTZTE MACHT DER MANIPULATION – IRREFÜHRUNG DURCH STATISTIK

LÜGT DIE STATISTIK?

Ins bessere Licht stellen

Geschönte Darstellung des Ergebnisses

Darstellung der Ergebnisse

Die wundersame Vermehrung in der 3. Dimension – eine echte Schweinerei

Immer schön der Linie nach – Liniendiagramme

Mit Zahlen und Superlativen spielen

KAPITEL 10 – ORGANISATORISCHES – GUT GEPLANT UND VORBEREITET

Räumliche und inhaltliche Vorbereitung für die Gesprächsrunde

Vorgehensweise klären

Handouts und Unterlagen

GESPRÄCHSBEDARF – ARTEN VON GESPRÄCHEN

Es gibt viel Bedarf, zu sprechen

Kurzfristige Gesprächsplanung und -Umsetzung

Strukturierte Gesprächsführung

STRUKTUR DES GESPRÄCHSABLAUFS

Vorbereitung einer Gesprächsrunde

Logische Bausteine im Gesprächsverlauf

Die Nachbereitung nach einem Gespräch

INDEX

Hinleitung zum Thema - Vorwort

„Ich heiße Sie herzlich willkommen ...“

Habe keine Angst vor Perfektion. Du erreichst sie nie.

Salvador Dali, span. Maler

(1904 - 1989)

„... zu unserer heutigen Gesprächsrunde.“

„Jeden Tag treffen sie sich aufs Neue, die Zeitdiebe und Selbstdarsteller, die Nörgler und die Schweiger. Bei Kaffee und Keksen fühlen sich die einen wichtig und die anderen sind schwer genervt. Doch die Wahrheit ist: Viele Treffen sind komplett überflüssig. Warum will dennoch niemand daran rütteln?“ So titelt die Süddeutsche Zeitung am 14./15.12.2013.

Wir rütteln daran! Denn: Wir reden miteinander und wir reden zu anderen. Wir sprechen, diskutieren, tragen vor, kommunizieren, diskutieren und so weiter und so weiter. Hören wir auch einander zu? „Klar“, mögen Sie sagen, „höre ich auch meinem Gesprächspartner zu. Sonst wüsste ich ja gar nicht, was ich dem anderen entgegnen soll.“

Also scheint das Zuhören ein elementarer Teil einer Kommunikation zu sein. Wir setzen dabei Stillschweigen voraus, damit die Kommunikation auch einen Erfolg im weitesten Sinne erzielen kann.

Im vorliegenden Buch schauen wir, wie Gesprächsrunden optimal zu moderieren sind, wie Interviews zielorientiert umgesetzt werden können. Natürlich bleibt es nicht aus, den Be-reich der Manipulation in diesem Zusammenhang zu betrachten. In dem Moment, wenn Sie, liebe Leserin, lieber Leser, erkennen, wie manipuliert werden kann, sehen Sie auch, wie Sie sich gegen Versuche der Manipulation wehren können.

Wir betrachten auch Gesprächsrunden und Dialoge verschiedener Art. In der Regel wird unterstellt, dass einige Menschen zusammentreffen, um sich auszutauschen. Um ihre Mei-nung darzustellen und im positiven Sinne zuzuhören, was der Gesprächspartner zu sagen hat.

Manch ein Gesprächspartner hat sich als Ziel gesetzt, möglichst viel eigene Meinung zu vermitteln, ohne auf die Ideen oder Einwände anderer Rücksicht zu nehmen. Wer am lau-testen schreit, muss noch lange nicht recht haben. Und wer die meisten Redebeiträge bringt, muss nicht zwangsläufig die besten Ideen sein Eigen nennen.

Es ist ohne weiteres denkbar und auch deshalb anzunehmen und sogar richtig, dass auch ruhigere Gesprächspartner, die sich nicht stark artikulieren können oder wollen, bril-lante Gesichtspunkte in eine Gesprächsrunde bringen können.

Damit die Aktiven beruhigt und die Passiven gestärkt werden können, wurde die Position des Gesprächsleiters beziehungsweise der Gesprächsleiterin eingeführt. Diese Person hat einige entscheidende Aufgaben in seriösen Gesprächsrunden zu übernehmen. Deshalb werden wir uns der Aufgabe dieser Person widmen, wobei wir meistens von einem Moderator beziehungsweise einer Moderatorin ausgehen.

Neben dem Standardwerk des Autors Lebhafte Körpersprache, das ausschließlich auf non-verbale Kommunikation ausgerichtet ist, sowie dem Buch Reden ist Silber, in dem über-wiegend dem gesprochenen Wort während einer Präsentation oder eines Vortrags Rechnung getragen wird, liegt im vorliegenden Buch der Schwerpunkt auf der Art und Weise, wie in einer Gesprächsrunde miteinander kommuniziert wird.

Diese Person achtet nicht nur auf das gesprochene Wort, sondern auch auf das Drum-herum. Geschulte Moderatoren werden dieses Wissen berücksichtigen. Sie werden auch die räumlichen Gegebenheiten entsprechend der Zielsetzung herrichten (lassen), und sie wer-den auf die sozialen Strukturen der Gesprächsteilnehmer untereinander Rücksicht nehmen.

Ein interessanter Teil des Buches zeigt die Dynamik von Teilnehmern in Gruppen auf. Wie kann der Moderator diese Dynamik steuern, wie geht er mit kritischen Einwänden oder sogar unprofessionellem Verhalten um?

Da wir uns thematisch im zwischenmenschlichen Bereich bewegen, mögen mir die Leserin und der Leser es nachsehen, wenn ich auf den einen oder anderen Punkt ausführlicher eingehe und dadurch das eine oder andere etwas subjektiv betrachtet erscheinen mag.

Um trotzdem möglichst viel Objektivität einzubringen, nehme ich mir als Autor und Mensch die Freiheit, auf das Wissen und die Erfahrung anderer Menschen zurückzugreifen. Deshalb nutze ich hier die Gelegenheit, mich bei einigen Menschen auf diesem Wege zu bedanken, die mich psychisch und physisch bei der Realisierung dieses Projekts selbstlos unterstütz-ten.

Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser, wünsche ich ein gutes Gelingen bei Ihren zukünftigen Vorträgen, Gesprächsleitungen, Moderationen und anderen rhetorischen Herausforderun-gen. Auf dass Sie in Zukunft all das, was Sie vermitteln wollen, rhetorisch professionell aber doch menschlich und vor allem überzeugend umsetzen.

Horst Hanisch

Kapitel 1 – Wechselwirkung und Beeinflussung – Redner und Zuhörer beeinflussen einander

Was A sagt und B versteht

Der Spott endet, wo das Verständnis beginnt.

Marie von Ebner-Eschenbach, österr. Erzählerin

(1830 - 1916)

„Das habe ich schon tausend mal gesagt ...“

Gesprächspartner in einem Dialog oder in einer Gesprächsrunde beeinflussen sich gegen-seitig. Sie beeinflussen auch den Gesprächsleiter, so wie dieser die Gesprächsteilnehmer ständig beeinflusst.

Deshalb ist es sinnvoll, sich schon im Vorfeld mit seinen Gesprächspartnern gedanklich aus-einanderzusetzen.

Das gilt besonders dann, wenn Sie die Rolle der Gesprächsführung übernehmen, also die Rolle des Moderators oder der Moderatorin beziehungsweise die des Trainers oder des Coaches einnehmen.

Die Grundhaltung des Präsentierenden

Die Grundhaltung des Redners zu seinen Gesprächspartnern beeinflusst demnach den Ab-lauf der Gesprächsrunde sehr stark. Erscheint Ihre Grundhaltung als überheblich, arrogant, ängstlich, unterwürfig und so weiter, werden die Gesprächspartner entsprechend reagieren.

Die korrekte Grundhaltung ist selbstbewusst und gleichberechtigt allen Teilnehmern ge-genüber. Egal ob ein Arbeitssuchender oder ein Professor die Rolle des Gesprächspartners übernimmt; für den Moderator sind alle Teilnehmer gleich viel wert.

Wechselwirkung untereinander

Was ist damit gemeint?

Manche Redner begehen den Fehler, ihre Zuhörer nur als laufende Nummern, als aus-tauschbare Einheiten zu sehen. Darin liegt eine große Gefahr.

Der Teilnehmende ist sensibel. Er spürt genau, wie mit ihm umgegangen wird. Entspre-chend wird er mit dem Moderator umgehen.

Sieht der Präsentierende den Gesprächspartner nur als Berufsschüler, wird dieser den Prä-sentierenden nur als besserwissenden Be-lehrer sehen.

Das scheint nicht gerade der fruchtbare Boden für eine gute Zusammenarbeit zu sein.

Deshalb der Appell an alle Moderatoren, Gesprächsleiter und Präsentierende:

„Sehen Sie Ihre Teilnehmer als interessante und interessierte menschliche Individuen, die die Energie aufbringen, mit Ihnen zusammen einen Teil ihres Lebens zu verbringen und am Ende der Gesprächsrunde mit neuen Erkenntnissen nach Hause gehen.

Bedürfnisse der Zuhörer

Davon ausgehend, dass jeder Mensch Bedürfnisse hat, ist das bei Ihren Teilnehmern ebenso.

Nach Abraham Harold Maslow (US-Psychologe 1908 1970) hat der Mensch unten aufge-listete Bedürfnisse (vereinfachte Darstellung).

Der Mensch hat Motive und Bedürfnisse. Durch die Befriedigung der Bedürfnisse wird er motiviert.

Nach Maslow hat die Motivation einen dilatorischen (lat. dilatorius für aufschiebend) Cha-rakter.

Erst wenn fundamentale Bedürfnisse befriedigt sind, kommt ein nächsthöheres Bedürfnis ins Blickfeld. Die Bedürfnisse bauen in 5 Stufen aufeinander auf, wobei zuerst die unterste Stufe 1, dann Stufe 2 und so fort befriedigt werden muss.

Hier die Darstellung in der Maslow-Pyramide.

1. Stufe (unterste Stufe):

Physische Bedürfnisse/Physiologische Bedürfnisse

Dazu gehören: Essen, Trinken, Schlaf, Bewegung, Selbsterhaltung, Sexualität, Wärme.

2. Stufe:

Sicherheits-Bedürfnisse

Dazu gehören: Materielle Sicherheit, Sicherheit des Existenzminimums, allgemeines Schutzbedürfnis, Altersvorsorge, Versicherung, Bedürfnis nach stabilen Verhältnissen, Liebe oder Zuneigung im Sinne der Geborgenheit.

3. Stufe:

Liebes-Bedürfnisse, Soziale Bedürfnisse

Dazu gehören: Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppe oder Gesellschaft, Freundeskreis, Verein, Bekanntschaften, Gesellung, Liebe oder Zuneigung im Sinne der Zuwendung.

4. Stufe:

Wertschätzungs-Bedürfnisse, Ich-bezo-gene Bedürfnisse

Dazu gehören: Bedürfnisse nach dem eigenen Ich, Anerkennung durch andere, Status, Macht, Achtung durch andere, Selbstachtung, Selbstvertrauen, Geltungsbedürfnis.

5. Stufe (oberste Stufe):

Bedürfnisse nach Selbstverwirklichung

Dazu gehören: Bedürfnisse nach dem inneren Ich, volle Entfaltung, volle Selbstverwirkli-chung, Zurückgezogenheit, volle Verwirklichung der eigenen Möglichkeiten.

In der 5. Stufe findet sich möglicherweise auch der sogenannte Flow Effekt, ein blitzartiger Augenblick intensiven Lebens. (Nach dem Kroaten Mihaly Csikszentmihalyi [sprich: Tschik-zent-mihai], Happyologe, 1934 2021)

Menschliche Bedürfnisse

Beispiel zur Berücksichtigung der Bedürfnisse:

Ein Zuhörer kann müde werden und das Bedürfnis nach Schlaf haben. Vielleicht hat er auch Hunger und das Bedürfnis nach Nahrungsaufnahme.

In beiden Fällen wird es dem Zuhörer schwerfallen, sich auf die Gesprächssituation zu kon-zentrieren.

Da die Bedürfnisse der Zuhörer schwerer wiegen als der Wunsch zuzuhören, werden die Zuhörer unaufmerksam, ja, sie werden gegebenenfalls den Vortragenden/Präsentierenden sogar stören.

Deshalb sollte sich der Redner überlegen, welche Bedürfnisse der Zuhörer haben könnte und dem Teilnehmer rechtzeitig die Möglichkeit bieten, seine Bedürfnisse zu befriedigen.

Konkret heißt das zum Beispiel:

Mögliche Bedürfnisse des Teilnehmenden:Entsprechende Pausenplanung (um Me-dikamente einzunehmen, einen Snack zu genießen, jemanden anzurufen).Raumgestaltung (Luft, Licht, Sitzord-nung und so weiter).Organisatorisches (Wo sind Wasch-räume, Toiletten, wo kann geraucht werden, wie sind die Spielregeln?).

Aus einer Menschenmenge wird eine Masse

Wenn 50 Millionen Menschen etwas Dummes sagen, bleibt es trotzdem eine Dummheit.

Anatole France (François Anatole Thibault), frz. Schriftsteller (1844 - 1924)

Wie die Menschenmasse handelt

Geht ein Einzelner auf die Straße, um auf eine entsprechende Ungerechtigkeit aufmerksam zu machen, riskiert er belächelt zu werden.

Ist das so? Die Schwedin Greta Thunberg (*2003) schaffte es mit ihrem Protest. Sie setzte sich alleine auf die Straße vor den schwedischen Reichstag in Stockholm mit einem Schild (Schulstreik für das Klima) vor sich.

Nach wenigen Monaten hatte sie unzählbare Unterstützer und Unterstützerinnen gefunden, die weltweit (!) auf die Straßen gingen, um in ihrem Sinne zu demonstrieren.

Thunberg schaffte es, von Staatsrepräsentanten eingeladen zu werden, ja sogar vor den UN-Gremien zu reden.

Viele Verantwortliche machten sich Gedanken tatsächlich waren bald die ersten Auswir-kungen zu spüren. Einer allein kann also doch etwas bewegen.

Erst kommt einer dazu, dann andere; es entsteht eine zählbare Menge an Personen. Werden es noch mal mehr, kann die Teilnehmerzahl nur noch geschätzt werden. Es wird von Masse gesprochen.

Falls Sie, liebe Leserin, lieber Leser, vor sehr großer Menschenmenge einer unzählbaren Masse zu sprechen haben, mögen folgende Hinweise Ihr Interesse wecken:

Verhalten des Einzelnen in der Masse.

Die Masse reagiert leicht auf Emotionen (Gefühle anspre-chen).

Je größer die Masse, umso einfacher die Diktion (die Aus-drucksweise) des Sprechen-den.

Die Masse reagiert auf bild-kräftige Aussagen (anregen).

Die Masse zeigt eine ge-schwächte Urteilskraft.

Die Masse zeigt deutliche Konformität (Gruppenzwang).

Massenkommunikation

Wer weiß, wie Massen beeinflusst werden können, hat eine große Macht. Die Macht der Manipulation im positiven wie im negativen Sinne.

Natürlich weiß der Wissende auch, wie er sich gegen diese Manipulation wehren kann.

Die Masse und die Medien

Der Begriff Massenmedien ist den meisten geläufig, aber nicht eindeutig. Es kann sich handeln um:

Zeitungen

Rundfunk

Fernsehen

Zeitschriften

Tonträger

Internet

Die mediale und die präsente Masse

Bei den Massen wird unterschieden zwischen:

Masse

Mediale Masse

Präsente Masse

Die mediale Masse bilden zum Beispiel Internet-Konsumenten oder Fernseh-Zuschauer, die getrennt die Sendung verfolgen.

Die präsente Masse bilden die tatsächlich anwesenden Zuschauer, die zum Beispiel alle gleichzeitig bei einem Open-Air-Konzert vor Ort sind.

Die Medien bilden sozusagen die Brücke zwischen dem Ort des Geschehens und der jewei-ligen Masse.

Beeinflussung der Masse

Um eine Masse zu beeinflussen und deren Interessen zu erreichen, können folgende Punkte umgesetzt werden:

Grunderregung anregenMitleid, Ekel, Freude, TrauerMitmenschliche Ansprache wählenBekannte Persönlichkeit, Medien- oder InternetstarAnsprechauswahlWas die Mehrheit der Angesprochenen für richtig hält (die gängige Meinung), lässt sich leicht verstärken.MoralbonusDas Werteempfinden moralischer Punkte ist hoch.

Massenverhalten

Was unterscheidet das Verhalten einer Person in seinem Alltag von seinem Verhalten in einer Masse? In der Masse wird die Vernunftsteuerung des Einzelnen durch die kollektive Instinktsteuerung der Masse überlagert.

Deshalb wird sich der Einzelne in der Masse, zum Beispiel in einer Notsituation oder unter anderem psychischen Druck, massenkonform verhalten. Damit ist sein Handeln teilweise vorauszusehen.

Genau das ist der Punkt, der es dem Massenmedien Nutzenden relativ einfach macht, seine eigene Meinung zu verbreiten, und zwar so, dass sie auf fruchtbaren Boden trifft.

Massen lassen sich relativ leicht lenken, wie manche Diktatoren beweisen. Massen werden emotional aufgeputscht und damit sind sie kaum mehr kontrollierbar. Entwickelt sich die Masse zum randalierenden Mob ist ein strafgerichtlicher Übergriff nur noch einen Stein-wurf von der Katastrophe entfernt.

Die deutsche Vergangenheit zeigt hierzu deutliche Beispiele, wie aber auch die Situation in den USA im Januar in Washington (6.1.2021, Sturm auf das Kapitol in Washington, D.C.).

So beschrieb es Johann Wolfgang von Goethe in seinem Zauberlehr-ling, in dem ihm seine Besen außer Kontrolle gerieten.

Sinnvoller rhetorischer Umgang mit dem Zuhörer

Von der Straße und den verzauberten Besen zurück auf die Bühne oder in den Vortrags-raum.

Sobald mindestens zwei Personen im selben Raum sind, tritt eine gegenseitige Beeinflus-sung ein. Der Einzelne verhält sich anders, als wäre er allein vor Ort.

Die Art und Weise, wie die präsentierende Person mit dem Zuhörer oder den Zuhörern umgeht, entscheidet mit über den Erfolg der Aktion.

Der Präsentierende hat eine gewisse Macht den Zuhörern gegenüber, die er nicht ausspielen sollte. Macht kommt von machen.

So entscheidet er über den genauen Beginn seiner Aktion, über Unterbrechungen, über Interaktion und vieles mehr.

Solange von einer natürlichen Autorität gesprochen werden kann, bewegt er sich auf der wünschenswerten Ebene im Umgang mit den Zuhörern.

Trainierte Redner können in ihren Präsentationen und Vorträgen so vorgehen:

Verhalten der präsen-tierenden Person:Sie bleibt sachlich und fachlich richtig. Das, was sie vermit-telt, entspricht der gängigen Wahrheit.Annahmen sind als solche gekennzeichnet, Quellen sind zi-tierbar.Sie wählt eine klare Sprache und lässt eine nachvollziehbare Struktur erkennen.Sie stellt anschaulich, das bedeutet bildhaft dar.Alle Sinne werden einbezogen, Beispiele werden aufgezeigt.Sie baut Spannung auf, was die Neugierde beim Zuhörer ansteigen lässt.Sie baut eine Spannungskurve auf und beachtet die Mikro-Makroplanung.Die Zuhörer bleiben aufmerksam.Sie wiederholt den Grundgedanken, damit der Zuhörer hin und wieder daran erinnert wird, weshalb er überhaupt der Rede lauscht.Sie bringt Überraschung ein, um neugierig machende Ab-wechslung in den Ablauf zu bringen.Sie präsentiert abwechslungsreich. 15 bis 20 Minuten Aufmerksamkeit zum selben Thema gelten als Maximum für Zuhörer.Sie nimmt eine zeitliche Beschränkung vor. 15 Minuten spannender Inhalt bringen mehr als 30 Minuten träges Vor-tragen.Gegebenenfalls kurze Pausen einlegen.Sie ist positiv und humorvoll gestimmt.Die positive Stimmung überträgt sich auf die Zuhörenden.Sie ist hin und wieder witzig und ironisch, allerdings ohne je-mandem weh zu tun oder Tabus zu verletzen.Sie baut gegebenenfalls auf eine Moral oder einen Appell hin.Sie präsentiert zielorientiert, damit das gesteckte Präsentati-onsziel erkennbar erreicht wird.Sie ist authentisch.Sie ist sich selbst treu und ehrlich.

Kapitel 2 – Die zwischenmenschliche Kommunikation

Wie funktioniert Kommunikation?

Würden die Pforten der Wahrnehmung gereinigt, erschiene den Menschen alles, wie es ist: unendlich.

William Blake, brit. Dichter (1757 - 1827)

Das Sender-Empfänger-Modell – Wahr ist das, was B versteht; nicht das, was A sagt

Liebe Leserin, lieber Leser, oder besser liebe Rednerin, lieber Redner,

wahr ist das, was der Gesprächsteilnehmer versteht, nicht das, was der Sprechende sagt! Aufbauend auf dem bisherigen Wissen, sollte diese Aussage bei Ihnen sofort Zustimmung hervorrufen.

Bedauerlicherweise kommt es in der zwischenmenschlichen Kommunikation nach wie vor zu vielen Missverständnissen.

Mithilfe des Sender-Empfänger-Modells von Friedemann Schulz von Thun (dt. Psychologe und Kommunikationsforscher, *1944) werden hier die Kommunikationswege vereinfacht dargestellt.

Ein Sender (Gesprächspartner A) übermittelt einem Empfänger (Gesprächspartner B) eine Nachricht. Diese Nachricht kann verbal, paraverbal oder nonverbal erfolgen.

Die Nachricht erfolgtVerbal (durch Wörter)Bitte nehmen Sie das. Paraverbal (beispielsweise Pfeifen)Stopp, nicht weiter! (beim Sport)Nonverbal (Körpersprache)Kommen Sie näher! (Heranwinken)

Der Sender ist der Redner, der Empfänger ist der Zuhörer. (Stellt ein Zuhörer eine Frage, dann wird dieser zum Sender und der Redner zum Empfänger.)

Eine Nachricht wird von einem Sender zu einem Empfänger gesendet: S E. Es liegt eine unechte Kommunikation vor:

Die unechte Kommunikation finden Sie zum Beispiel im Internet, Fernsehen, Radio, Kino, bei einer SMS, bei Printmedien wie Zeitungen, Plakaten, aber auch in Piktogrammen, Ver-kehrsschildern und Hinweisschildern.

Unecht deswegen, weil auf die Nachricht nicht reagiert wird, wie beziehungsweise der Sender die Reaktion nicht wahrnehmen kann (wie beim Fernsehen).

Beispiele einiger Piktogramme

Ein Piktogramm (Piktographie, lat. pictum für gemalt; gr. graphein für schreiben) ver-mittelt einen Hinweis oder eine Information mithilfe eines erklärenden Symbols beziehungs-weise eines Icons.

Im Folgenden wird auf ein Basismodell der Kommunikation in einem Dialog zweier Ge-sprächspartner (oder generell zweier Menschen) eingegangen.

Kommunizieren zwei Personen miteinander, kann die gesendete Nachricht laut Friedemann Schulz von Thun bis zu vier Fenster öffnen.

Die vier Fenster im Kommunikationsmo-dell:Fenster des Sachinhaltes Fenster des AppellsFenster der BeziehungFenster der Selbstoffenbarung

Die Inhalte der Fenster haben unterschiedliche Aussagen.

Mögliche Fragen zur Deutung der Nach-richt:Fenster des Sachinhaltes: Wie ist der Sachverhalt? Fenster des Appells:Was soll ich tun, denken, fühlen?Fenster der Beziehung: