Monika - Hans Ernst - E-Book

Monika E-Book

Hans Ernst

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Beschreibung

Der wohlhabende Sägemüller Haller und die reiche Kollerhof-Bäuerin sind einander spinnefeind. Jakob, der Sohn des Sägemüllers, und Monika, die elternlose Nichte der Kollerin, kommen sich trotzdem näher. Als Monika jedoch ein Kind von Jakob erwartet, ist er keineswegs erfreut. Er will eine Frau aus der Stadt mit viel Geld heiraten. Für Monika bricht eine Welt zusammen, als Jakob diesen Plan in die Tat umsetzt. Nichts und niemand kann sie dazu bewegen, zu verraten, wer der Vater ihres Kindes ist. Als Julia heranreift, kann sie nicht verstehen, warum sie mit den Leuten vom Sägemüllerdorf nicht reden darf.

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LESEPROBE ZU

Vollständige E-Book-Ausgabe der im Rosenheimer Verlagshaus erschienenen Originalausgabe 2006

© 2017 Rosenheimer Verlagshaus GmbH & Co. KG, Rosenheim

www.rosenheimer.com

Titelbild: Studio v. Sarosdy, Düsseldorf

Redaktionelle Bearbeitung: Dr. Elisabeth Hirschberger, München

Satz: Buch-Werkstatt GmbH, Bad Aibling

eISBN 978-3-475-54788-1 (epub)

Worum geht es im Buch?

Hans Ernst

Monika

Der wohlhabende Sägemüller Haller und die reiche Kollerhof-Bäuerin sind einander spinnefeind. Jakob, der Sohn des Sägemüllers, und Monika, die elternlose Nichte der Kollerin, kommen sich trotzdem näher.

Als Monika jedoch ein Kind von Jakob erwartet, ist er keineswegs erfreut. Er will eine Frau aus der Stadt mit viel Geld heiraten. Für Monika bricht eine Welt zusammen, als Jakob diesen Plan in die Tat umsetzt. Nichts und niemand kann sie dazu bewegen, zu verraten, wer der Vater ihres Kindes ist. Als Julia heranreift, kann sie nicht verstehen, warum sie mit den Leuten vom Sägemüllerdorf nicht reden darf.

I

Die Sonne lugt über den Heuberg. Freilich ist sie nun gegen Ende Oktober nicht mehr so stark, dass sie den Dunst, der um diese frühe Morgenstunde noch über der Erde liegt, mit einem Mal zerreißen könnte. Es ist frisch. Drunten am Inn liegt Reif. Aber je höher die Sonne steigt, desto leichter heben sich auch die feinen, weißen Schleier vom Boden und schweben langsam hoch, ziehen über den Wald hinauf und verkriechen sich dann in den Schluchten der Berge, deren höchste Gipfel schon eine weiße Kappe tragen.

Nun wird auch das Grottental frei von den Nebeln, und man sieht nun auch, woher der Lärm rührt, der schon lange zu hören war. Das Poltern von Baumstämmen, Klirren von Ketten und Kreischen von Sägen kommt von der Sägemühle, die gleich am Anfang des Grottentals steht. Hoch sind die schweren Baumstämme vor den Gattern aufgestapelt. Auf der anderen Seite liegen die Stöße frisch geschnittener Balken und Bretter. In der Mitte schlängelt sich ein Weg mit groben Kieselsteinen durch, und wenn man ihm gut hundertfünfzig Schritt folgt, kommt man an das eigentliche Wohnhaus.

Es ist ein breites, weiß getünchtes Haus mit kleinen Fenstern und einer Laube, die sich um die ganze Front zieht. Über der niederen Haustür ist ein mächtiges Steinbockgeweih angebracht, und darüber steht in kunstvoll verschnörkelten Buchstaben, dass dieses Haus im Jahr 1907 von Balthasar und Margarete Haller renoviert worden sei. Der Stall und die übrigen Gebäude sind grau und verwittert, aber gut instand gehalten.

Im Hof steht ein frisch gewaschener, komfortabler Wagen. Ein schlanker, etwa sechzehnjähriger Bursche überquert gerade den Hof.

Nun kommt der Sägemüller, eine breite, vierschrötige Gestalt mit energischem Gesicht, breitspurig aus dem Haus. Er hat seine Sonntagskleidung an.

Franz Haller ist um die fünfzig Jahre alt, sieht aber mit seinem glatt rasierten Gesicht und seiner vor Gesundheit strotzenden Farbe noch jünger aus. Zwei graue, scharfe Augen mustern das Gefährt, dann sagt er zu dem Burschen:

»Siehst du das wieder nicht, Jakob, dass die Windschutzscheibe noch Schlieren hat?«

Im selben Augenblick kommt auch die Hallerin aus dem Haus.

»Gelt, Vater, vergiss es nicht, sechs Meter Satin musst mitbringen.«

»Ist schon recht, Margret.«

»Und tu dich nicht ärgern, Franz.«

Ein kurzes, trockenes Lachen. Sein Blick geht flüchtig über den Steilhang hinauf, wo er hoch oben gerade den Kollerhof aus den Nebeln durchschimmern sieht.

»Ich ärgere mich gar nicht mehr mit der da oben. Den Prozess muss ich gewinnen heut, weil ich im Recht bin.«

Der Haller zündet sich erst seine Virginia nochmals an, dann steigt er in den Wagen und Jakob, sein zweitältester Sohn, schließt die Wagentür.

Das Gefährt rollt in gemütlichem Tempo aus dem Hof. Mutter und Sohn schauen ihm nach, bis es hinter dem Bretterhaufen verschwindet.

»Hoffentlich gewinnt er den Prozess«, meint Jakob, »sonst kann man den Vater wieder ein paar Tage nicht genießen.« Dann wendet er sich ab, geht in den Schuppen und zieht den Pflug heraus.

Die Sägemüllerin steht noch eine Weile unter der Tür und schaut in den schönen Morgen. Da sieht sie am Kollerhof ebenfalls einen Wagen aus dem Hof fahren. Das ist der Wagen der Kollerhofbäuerin Barbara Meierhofer, die mit dem Sägemüller nun schon ein halbes Jahr wegen einer elenden Streuwiese prozessiert.

Seufzend streicht sich die Sägemüllerin ein paar lockere Härchen hinters Ohr. Wenn nur alles gut ausgehen könnte. Nur um alles in der Welt keine Feindschaft.

Die Hallerin ist groß und hager. Ein Blick voll Güte strahlt aus ihren Augen. Aber es sind manchmal Schatten unter diesen Augen, blaue Schatten, wie von durchwachten Nächten. Vor Jahren ist sie schon einmal bei einem Spezialisten in Rosenheim gewesen.

»Ja, meine liebe Frau«, hat der Arzt gesagt, »mit Ihrer Lunge, da ist es nicht ganz in Ordnung. Sie müssen sich ein wenig mehr schonen.«

Das sagt sich so leicht. Aber wie kann man sich schonen, wenn so viel Arbeit da ist. Und in der großen Sägemühle gibt es Arbeit genug. da ruft schon wieder eine Magd von der Waschküche herüber, die nicht weiß, wie sie die Waschmaschine bedienen soll.

»Ja, da soll sich einer schonen!«

Währenddessen fährt der Sägemüller gemütlich auf der Straße nach Rosenheim dahin. Der Tag ist so schön, und es lässt sich so gut über verschiedene Dinge nachdenken. Schwere Gedanken sind es ohnehin nicht, die der Sägemüller hat, denn er hat ein geruhsames Leben hinter sich und wahrscheinlich auch vor sich. Ihm geht es gut, der Jakob entwickelt sich prächtig, sein Ältester, der Stefan, studiert Theologie und wird in drei Jahren geweiht. Die Mutter kränkelt ein wenig, aber die gute Bergluft tut ihr gut.

Ja, und die Sägemühle ist eine echte Goldmühle, Scheune und Keller sind voll, die Marktpreise sind gut, das Vieh steht breit und schwer in den Ställen.

Er hat also gar keinen Grund sich zu ärgern, der Franz Haller, Und die Kollerin, die er schon eine Weile hinter sich herfahren sieht, kann ihm den Buckel runterrutschen.

Zehn Jahre hat er jetzt die Streuweise gemäht. Er hat dem Koller dafür eine gewisse Menge Balken geschnitten. Dafür sollte er die Wiese mähen dürfen auf Lebenszeit.

Die ersten Jahre nach dem Tod ihres Mannes hat es auch die Kollerin dabei belassen. Aber auf einmal hat sie sich eingebildet, sie müsse die Streu für sich haben. Als er seine Knechte hingeschickt hatte, um die Streu zu mähen, waren die Kollerhofknechte bereits an der Arbeit.

Natürlich ist er gleich zur Kollerin und hat sehr unhöflich gefragt, was sie sich denn eigentlich einbilde. Das war sehr ungeschickt von ihm, denn er hätte wissen müssen, dass man die Barbara Meierhofer nicht reizen darf. Sie ist sonst ein friedliebender Mensch, aber grob kommen lässt sie sich nicht. Er hätte ja auch im Guten den Handel abmachen können. Aber weil er halt auch ein Hitzkopf ist, darum sind sie heute alle beide auf dem Weg zum Amtsgericht.

Die Kollerin ist bei weitem nicht so ruhig, wie der Sägemüller. Ruhe, das ist überhaupt nicht ihre Art. Sie sitzt neben dem Sepp, dem sechzigjährigen Knecht, der den Wagen lenkt, in einen warmen Mantel und Schal gehüllt, obwohl die Sonne fast sommerlich warm scheint. Und immerzu redet sie.

»Fahr mehr rechts, Sepp! Siehst du denn nicht, dass ein Auto kommt? Ist das nicht der Brotfahrer von Neubeuern? Hat der ein neues Auto?«

»Ja«, sagt der Knecht, »hat er.«

»Das hast du gewusst, Sepp, und hast es mir nicht gesagt?«

»Ich hab mir gedacht, du weißt es schon, weil du sonst auch alles weißt.«

»So? Alles? Gar nichts weiß ich. Wohin komme ich denn noch mit meinem Rheuma, dass ich was erfahren könnte? Und du weißt es und sagst es nicht! Nichts als Falschheit gibt es unter den Menschen. Aber der da vorn, der wird sich heut grün und blau ärgern. Den Prozess verliert er. Was sagst du, Sepp?«

»Wenn nichts Schriftliches da ist, schon.«

»Nichts ist da.« Ihre Nase wird ganz rot vor Schadenfreude. »Beim Auerbräu parkst du«, nimmt sie nach einer Weile wieder das Wort auf. »Aber nicht, dass du trinkst wie ein Bräukutscher. Zwei halbe Bier kannst trinken und ein Paar Würst essen auf meine Rechnung. Was drüber ist, musst du selber zahlen. Nicht, dass du es wieder treibst, wie das letzte Mal. Eine so hohe Zeche zahl ich nicht mehr. Hast gehört, Sepp?«

»Ja, ich hör schon. Aber das letzte Mal hast du nicht gesagt, wie viel ich trinken soll.«

»Freilich, dich kenn ich schon. Hast dir gedacht, die Bäuerin zahlt. Alle wollt ihr mich ausnutzen bis auf die Haut. Aber so dumm bin ich nicht.«

»Ich weiß schon«, sagt der Knecht und schmunzelt.

»Fahr zu, Sepp, damit wir noch vor dem Sägemüller dort sind.«

Sepp drückt auf das Gaspedal. Kurz vor Pang fahren sie am Sägemüller in schneidigem Tempo vorbei, und nach einer Viertelstunde hält Sepp schon vor dem Auerbräu, nachdem er zunächst seine Bäuerin beim Amtsgericht abgesetzt hat.

Als er den Wagen geparkt hat, stopft sich Sepp seine Pfeife und betritt die Gaststube.

Bei der vierten Halbe fällt ihm ein, dass die Bäuerin nur zwei genehmigt hat. So eine Pfennigfuchserin! Hat sie es denn nötig, so knauserig zu sein?

Nein, die Kollerbäuerin hätte es gar nicht nötig.

Es gibt viele und schöne Höfe im Inntal, aber nur wenige sind so groß wie der Kollerhof, der mit seinen Feldern und Wiesen und seinem schlagbaren Holz schon eher einem Gut gleicht. Dazu kommt noch Almgelände, hoch oben über dem Bergwald zwischen den Felsenmauern eingebettet.

Nicht einmal ein Kind ist da, für das sie raffen und scheffeln könnte. Monika Noster ist die nächste Verwandte und soll nach Recht und Brauch den Hof einmal erben. Das Mädchen ist jetzt allerdings erst vierzehn Jahre, und wer weiß, ob sie es so lange aushält bei ihrer Tante, die ihr jetzt das Leben schon sauer genug macht. Hätte Monika noch Eltern und ein Zuhause, sicher wäre sie schon längst davongelaufen.

Wer das Anwesen auch erben mag, er muss ein tüchtiges Stück Arbeit leisten, um den Hof einigermaßen instand zu setzen. Der verstorbene Koller hat schon lange Jahre vorher nichts mehr richten lassen. Und die Bäuerin ist viel zu geizig dazu. Ihr ist es gleich, dass die Fenster und Türen schief in den Angeln hängen, dass der Wind durch alle Lücken pfeift und der Mörtel abbröckelt.

»Wer nach mir kommt, der soll es sich richten. Mir ist es so gut genug«, pflegt sie immer zu sagen.

Über all dies nachzudenken, hat der Knecht Zeit genug. Aber ums Zwölfuhrläuten geht die Tür auf, und die Kollerin kommt herein. Ihre Äuglein glänzen. Sepp kennt sich aus. Wenn man dreißig Jahre auf einem Platz ist, kennt man seine Leute. Die Kollerin hat also den Prozess gewonnen.

Sie setzt sich, nimmt den Schal ab und knöpft den Mantel auf. Dabei sieht sie die sechs Striche auf dem Bierfilzl des Sepp.

»Du hast nicht schlecht getrunken«, meint sie und schaut ihn an. »Sechs Halbe! Du bist ja nicht reicht bei Trost. Aber es macht nichts, Sepp. Heut zahl ich alles. Gut ist es gegangen, Sepp. Weißt, was der Richter gesagt hat zum Haller? ›Aber, Herr Haller‹, hat er gesagt. ›Ich kann Sie gar nicht verstehen, dass sie die Sache nicht schriftlich abgemacht haben damals. Sie sind doch sonst ein so vernünftiger Mann. Solche Sachen gehören notarisch festgelegt und beiderseits unterschrieben!‹« Die Kollerin greift nach einer Brezel und bricht sie krachend entzwei. »Mein lieber Sepp, den Sägemüller hättest sehen sollen. Ganz blau ist er geworden vor Wut, weil er verspielt hat. Der Siebengescheite! Meint immer, er kennt sich aus in den Gesetzen. Aber die am Gericht haben es ihm gesagt, mein Lieber. Fräulein! Was gibt’s denn zum Essen? Schweinsbraten? Ist recht. Bringen Sie halt zweimal. Aber für mich nicht so fett.«

Die Kollerin hat einen gesegneten Appetit mitgebracht. Aber während des Essens plappert sie immerzu.

»Er ist natürlich in den ›König Otto‹ gegangen. Grad hab ich ihn noch hineinstürmen sehen. Haller, hab ich mir gedacht, dir wird dein Schweinsbraten heut nicht so schmecken wie mir. In den ›König Otto‹ muss er gehn, wie wenn für ihn eine Bauernwirtschaft nicht gut genug wäre. Vor dem Abend fahren wir nicht heim. Und reuen tut mich gar nichts heute.«

II

Der Haller Jakob arbeitet auf dem Acker. Die Hemdsärmel hat er aufgekrempelt und den Hut abgelegt. Ein Büschel seiner dunkelblonden Haare hängt ihm wirr in die braun gebrannte Stirn.

Jakob ist zuversichtlich und unbekümmert, wie man eben mit sechzehn Jahren ist, besonders wenn man ein so schönes Erbe zu erwarten hat wie er. Da sein Bruder den geistlichen Beruf gewählt hat und sonst niemand da ist, wird also er einmal Herr über die Sägemühle sein.

Als er wieder einmal gegen das untere Ackerende kommt, steht dort unter den Blutbuchen ein junges Mädchen und wartet auf ihn, Monika Noster, die Verwandte der Barbara Meierhofer.

Als Jakob bei ihr ankommt, geht sie auf ihn zu und sagt:

»Du – einen Marder weiß ich, den kannst fangen.«

»Einen Marder?« Der Bursche ist Feuer und Flamme. »Wo denn, Monika?«

»Bei uns im Heustadel.«

»Den hol ich mir.«

»Freilich, deswegen hab ich es dir doch gesagt, du Dummkopf.«

Jakob hört auf zu pflügen und setzt sich unter die Buche. Monika setzt sich neben ihn und nimmt ein paar Äpfel aus ihrer Tasche.

»Magst auch einen, Jakob?«

»Mag ich schon, ja. Der löscht den ärgsten Durst.«

Jakob beißt herzhaft in den Apfel, und dann lacht er plötzlich laut heraus. »Wenn mein Vater und deine Tante wüssten, dass wir hier zusammensitzen!«

Bei dieser Vorstellung muss auch Monika lachen.

»Mir wäre lieber, wenn dein Vater gewinnen würde«, meint sie dann.

»Mir ist das ganz gleich«, sagt Jakob und wirft den Apfelbutzen in weitem Bogen von sich.

»Da hast Recht. Uns zwei geht das gar nichts an, gelt, Jakob? Wenn mir die Tante den Hof schon vermacht hätte, dann würde ich deinem Vater die Streuwiese schenken.«

»Da täuscht du dich aber, Monika. Wenn deine Tante dir den Hof vermacht hätte, wärst du schon erwachsen. Und dann wäre ich es erst recht, weil ich älter bin um zwei Jahre. Folglich wär ich dann Sägemüller, und du tätest die Streuwiese nicht meinem Vater, sondern mir schenken.«

»Da hast auch wieder Recht.«

Damit lehnt sich Monika an den Stamm der Buche zurück und schlingt die Hände um die hoch gezogenen Knie.

Lautlos wirbeln rote und gelbe Blätter von der Krone des uralten Baumes, tanzen eine Weile in der Luft und landen dann sanft auf dem Boden. Verträumtes Herdengeläute kommt von der Höhe herab, und tausend silberschimmernde Marienfäden segeln durch die Luft.

Und so vergeht eine lange Zeit. Jakob muss über etwas sehr angestrengt nachdenken, denn seine Stirn ist in Falten gelegt. Plötzlich erinnert er sich an seine kleine Freundin und wendet sich ihr zu. Aber sie hat ihr Köpfchen an den Stamm gelehnt und die Augen geschlossen.

Da schau, jetzt ist sie eingeschlafen, denkt er und lächelt. Ganz ungestört kann er sie nun betrachten. Schneeweiß blitzen die regelmäßigen Zähne hinter den etwas geöffneten Lippen hervor, und ihre Brust hebt und senkt sich unter den ruhigen Atemzügen. Der Wind spielt mit ein paar lockeren Strähnen an ihren Schläfen, und jetzt kommt einer der silbernen Fäden gegaukelt und schmiegt sich um ihren Hals.

Jakob kennt Monika sehr gut. Sie sind acht Jahre lang jeden Tag gemeinsam von der Schule heimgegangen. Seit Jakob mit der Schule fertig ist, treffen sie sich auch noch sehr oft. Also könnte man meinen, dass es für den Sägemüllerbuben nicht mehr viel zu betrachten gäbe an der Monika. Aber es ist ihm, als hätte er bisher vieles noch nicht gesehen, was ihm jetzt auffällt. Das Grübchen am Hals, die fein geschwungenen Buchten an den Schläfen, die langen, seidigen Wimpern.

Lange schaut er sie an. Dann drückt er seine Lippen auf ihre Stirn. Darüber erwacht sie.

Er weiß in seiner Verwirrung nicht, was er sagt. Aber es muss schon etwas Dummes sein, weil sie so kichert. Und dann fragt sie ihn, warum er das getan habe.

»Weil ich dich halt so gern hab«, stammelt er verlegen, »und weil ich dich halt doch auch schon so lange kenn.«

»Ja, Jakob«, antwortet sie, »von der Schul an waren wir täglich zusammen. Wär halt schön, wenn es das ganze Leben so sein könnt.«

Kaum hat sie das gesagt, erschrickt sie über ihre Worte und wird rot bis unter die Haare.

Der Jakob lacht. »Ja, das wäre gar keine schlechte Sache, wenn wir zwei einmal heiraten würden. Wenn die Tante dir den Kollerhof vermacht, dann kannst ihn du verkaufen und ziehst zu mir auf die Sägmühl!«

Darauf schüttelt sie beinahe zornig den Kopf.

»Das bild dir nur nicht ein. Den Hof würde ich niemals verkaufen. So schön wie da oben bei uns auf der Höhe ist es nirgends. Da könntest eher du die Sägemühle verkaufen.«

»Darüber streiten wir jetzt doch nicht«, meint er. »Überhaupt sind wir noch viel zu jung.«

»Jetzt werde ich fünfzehn. Fünfzehn und vier wären neunzehn«, rechnet sie.

»Monika«, sagt er. »Mindestens müssen wir warten, bis wir volljährig sind.«

Wie könnte das schön werden, wenn sie einmal verheiratet sind! Er wird dann als reicher Sägemüller beim Löwenwirt in Breitbruck hinter dem großen Ofentisch sitzen und recht gescheit reden. Sicher ist er dann auch im Gemeinderat.

Jakob erzählt der staunenden Monika noch mehr große Dinge, die er vollbringen wird. Sie sitzt dicht neben ihm und schiebt schmollend die Unterlippe vor. Dann platzt sie plötzlich heraus:

»Du würdest also immer im Wirtshaus sitzen und das große Wort führen, und ich müsste schön brav bei den Kindern daheim bleiben.«

Jakob ist sprachlos. So weit hat er noch gar nicht gedacht. Er will gerade beginnen, etwas dazu zu sagen, als Monika aufspringt und erschrocken ruft:

»Ich muss ja nach den Kühen schauen!«

Damit rafft sie ihre Tasche auf und läuft den Hang hinauf.

»Wenn ich Feierabend gemacht habe, dann komme ich wegen dem Marder«, schreit ihr Jakob noch nach und wendet sich wieder seinem Pflug zu.

Jetzt gibt es auf einmal viel Bedenkenswertes. Dumm wäre das schon gar nicht, wenn die Kollerin der Monika den Hof überschreiben würde. Dass Monika ihn dann verkaufen würde, das ließe sich schon bewerkstelligen. Sie würde halt dann vor die Wahl gestellt. Entweder den Hof verkaufen oder sie wird nicht Sägemüllerin.

Als die Sonne hinter den Bergen verschwindet, fährt Jakob heim. Die Mutter hat ihm die Brotzeit schon hergerichtet in der Stube. Aber er nimmt sich gar nicht die Zeit dazu, sondern sucht auf dem Speicher die Marderfalle, versteckt sie unter seiner Jacke und verlässt ungesehen das Haus.

Jakob meidet den Weg und steigt über Zäune und Gräben, bis er den Obstgarten des Kollerhofes erreicht. Ein Hund schlägt ein paar Mal an. Aber da kommt Monika schon aus der Haustür, als hätte sie dahinter auf ihn gewartet.

Sie führt ihn gleich zu dem Heustadel, der einige hundert Meter oberhalb des Dorfes am Waldrand steht. Auf dem ganzen Weg dorthin sprechen sie kein Wort. Erst als Jakob die Falle aufgestellt hat, sagt er:

»Wenn er reingeht, der Marder, kriegst auch was davon.«

»Was denn?«

»Ja, da muss ich erst fragen, was ein Marderbalg wert ist um diese Zeit. Überhaupt – du musst den Mund halten. Der Jäger darf das nicht erfahren.«

»Ich sage kein Wort davon.«

Ganz langsam gehen sie wieder den Hang hinunter. Und weil es nun schon sehr dunkel geworden ist, ist es ganz natürlich, dass sie sich an den Händen halten. Auf einmal bleibt Monika stehen und sagt, während sie versucht, in seine Augen zu schauen:

»Ich weiß noch alles, was du heute Nachmittag gesagt hast.«

»Ich auch.«

»Ich vergesse es auch nicht und werde dich daran erinnern, wenn du einmal nichts mehr davon wissen möchtest.«

»Geh, du Gans, du dumme«, sagt er verlegen.

»Nein, ich bin keine dumme Gans. Was man verspricht, das muss man halten. Für mich gibt es nichts Schlimmeres als Lügen.«

»Ich hab aber auch gesagt, dass wir warten müssen, bis wir volljährig sind. Und das dauert bei dir noch vier Jahre! Weißt, Monika, das ist doch eine lange Zeit! Ob wir es aushalten?«

»Ich schon, Jakob«, sagt sie leise. »Ich glaub, dass wir füreinander geschaffen sind.«

Wieder überwältigt den Burschen eine Welle von Zuneigung und er reißt sie mit beiden Armen an sich. Monika ist davon überrascht und geängstigt zugleich und keineswegs einverstanden mit der Wildheit des Sägemüllersohnes. Sie macht sich los und stürmt auf den Hof zu.

Jakob hat das Gefühl, dass er eine Dummheit begangen hat. Nachdenklich pirscht er sich an den Hof heran, in der Hoffnung, Monika vielleicht noch einmal zu treffen. Aber da fährt gerade die Kollerin in den Hof.

Ein Knecht kommt aus dem Haus und öffnet die Wagentür. Die Kollerin steigt aus und sagt laut:

»Schafft den Sepp ins Bett! Der hat sich vor Freud, dass ich gewonnen hab, ein Räuscherl angetrunken und ist eingeschlafen.«

Jakob muss darüber lachen. Aber dann kommt ihm jäh zu Bewusstsein, was die Kollerin gesagt hat. Sie hat gewonnen? Dann wird der Vater ziemlich grantig sein. Er muss versuchen, noch vor ihm am Tisch zu sitzen. In großen Sprüngen hastet er den Hang hinunter und kommt gerade recht, als die dampfende Suppe aufgetragen wird.

»Wo warst denn du?«, fragt die Müllerin.

»Oh, ich hab da mein Taschenmesser liegen lassen auf dem Acker draußen, und das hab ich suchen wollen, hab es aber nicht gefunden.«

»Du!«, sagt die Bäuerin scharf, ungeachtet der Dienstboten, die um den Tisch sitzen. »Anlügen tust mich nicht. Ich brauche nicht zu wissen, wo du warst, aber das Anlügen kann ich nicht vertragen. Beim Lügen fängt jede Gemeinheit an. Dein Messer liegt in der Küche.«

Jakob bekommt einen roten Kopf und schweigt.

Sie sind gerade mit dem Essen fertig, da fährt der Sägemüller in den Hof.

Als der Sägemüller die Stubentür öffnet, weiß die Mutter sofort, dass er den Prozess verloren hat. Sein Gesicht sagt alles. Es ist dunkelrot und die Adern an seinem Hals sind dicke Striemen.

Die Küchenmagd bringt ihm die Filzpantoffeln, und die Müllerin fragt vorsichtig:

»Was magst denn essen, Vater?«

»Nichts! Mir ist der Appetit vergangen heute.« Er zerrt seine Jacke herunter, ballt sie zusammen und schleudert sie auf die Ofenbank. Dann beginnt er durch die Stube zu wandern. Die Dienstboten drücken sich einer nach dem andern zur Tür hinaus. Jakob will gerade dasselbe tun, da dreht sich der Sägemüller um und sagt scharf:

»Dass ich dich nicht mehr mit der schwarzen Hexe da oben sehe. Merke dir ein für allemal: Von uns zum Koller hinauf, und umgekehrt genauso, gibt es keinen Weg und Steg mehr.«

»Geh, das sind ja noch Kinder«, mischt sich die Müllerin ein.

Haller dreht das Gesicht über die Schulter nach ihr zurück.

»Aus Kindern werden große Leute.« Und wieder zu Jakob gewendet: »Ich hab es dir jetzt gesagt. Halte dich daran. Ich will beileibe nicht merken, dass du mich hintergehst. Hast du mich verstanden?«

»Ja«, sagt Jakob kleinlaut und schleicht zur Tür hinaus.

Am Sonntagnachmittag wartet Jakob hinter dem Friedhof auf Monika.

Zuerst erzählt er ihr, dass er den Marder richtig gefangen habe. Diese Woche käme er sowieso nach Rosenheim, und da würde er den Balg zum Kürschner bringen. Dann sagt er plötzlich:

»Was meinst, mein Vater hat mir verboten, mit dir zu reden.«

»Genau dasselbe ist mir auch verboten worden«, sagt Monika und lacht.

»Ist die Kollerin auch so wütend?«

»Und wie! Wenn sie mich noch mal mit dir sieht, dann schlägt sie mich, hat sie gesagt.«

»Da müssen wir halt schlau sein«, antwortet Jakob. »In Zukunft gehen wir bloß mehr bis zum Heustadel vom Reitmooser miteinander. Bis dahin kann uns niemand sehen, und dann trennen wir uns.«

Sie treffen sich aber nur noch ein paar Sonntage, dann kommt Jakob weit fort auf eine landwirtschaftliche Schule.

Der Entschluss ist dem Sägemüller ganz plötzlich gekommen, und Jakob und Monika fanden nicht einmal mehr Zeit, sich richtig zu verabschieden. Aber er will ihr schreiben. Das hat er ihr fest versprochen.

Woche um Woche wartet nun Monika auf einen Brief. Sie ist schon immer auf dem Sprung, wenn der Postbote kommt, damit die Tante den Brief nicht erwischt.

Der erwartete Brief bleibt aus.

Weihnachten war Jakob zu Hause. Monika hat es von Sepp erfahren. Sie selbst hat ihn nicht gesehen.

Das Herz wird ihr schwer. Hat Jakob sie vergessen? Nein, sie will es nicht glauben. Sie wartet weiter auf den versprochenen Brief. Vergebens.

Ostern ist der Sägemüller Jakob wieder daheim. Monika sieht ihn mit anderen Burschen vor dem Gasthaus zum Löwen stehen, als sie in die Kirche geht. Er nickt ihr nur flüchtig zu, ohne sein lebhaftes Gespräch nur einen Augenblick zu unterbrechen.

Sie wartet nach der Kirche lange Zeit auf ihn, dort bei den Haselnussstauden, wo der Weg abzweigt nach der Sägemühle. Sie wartet, bis die Elfuhrglocke läutet, dann gibt sie es auf und steigt mühsam den Berg hinauf.

Monika begreift nun langsam, dass Jakob nichts mehr von ihr wissen will. Ein Kindertraum hat sein Ende gefunden. Bei den Blutbuchen setzt sie sich hin und weint bitterlich.

III

Monika Noster schreitet durch den Frühlingsglanz der Bergwelt. Kein kleines Mädchen mehr mit zerzausten Haaren, sondern eine junge Frau mit noch nicht ganz neunzehn Jahren.

Monikas Schönheit ist von einer kühlen, nahezu herben Art. Sie hat sich ganz verändert. Gleich geblieben sind nur ihre Augen. Sie sind voller Glanz und Tiefe.

In ihrem Innern hat sich wohl die größte Veränderung vollzogen. Alles ist klar und ohne Winkelzüge. Hat sie früher oft den Gedanken gehabt, der Tante fortzulaufen, wenn sie erst erwachsen ist, so hat sie nun die Absicht, um dieses Erbe, das ihr genauso zusteht wie den anderen Verwandten, die sich in letzter Zeit sehr häufig sehen lassen, mit aller Kraft zu kämpfen. Nicht, um später ein schönes Leben als Großbäuerin führen zu können, sondern weil sie diese Felder und Wiesen mit einer Inbrunst liebt, die man ihrem herben Wesen gar nicht zutrauen würde.

Ein gutes Stück dieser Verantwortung hat sie jetzt schon auf ihre jungen Schultern genommen. Die Kollerin ist seit dem Winter arg vom Rheuma geplagt und kann nur mühsam auf zwei Stöcken humpeln. So sitzt sie nun den ganzen Tag im Lehnstuhl vor dem Fenster, damit sie die Arbeit draußen am Hof besser übersehen kann. Freilich hat sie dauernd zu schimpfen. Aber Monika erträgt ihre Launen geduldig. Sie ärgert sich nur, dass die Dienstboten sich nicht daran halten, wenn sie etwas sagt, auch wenn dies im Auftrag der Tante geschieht. Sie stehen dem Mädchen abwehrend, beinahe feindselig gegenüber. Nur der alte Sepp ist auf ihrer Seite. Aber einmal, da wird der Tag kommen, wo sie hintreten kann vor alle und sagen: »So, hier geschieht von heute an, was ich will, und wem es nicht passt, der kann gehen.«

Heute nun geht Monika auf die Alm, um dort nach dem Rechten zu sehen, denn nächste Woche soll das Vieh hinaufgebracht werden. Zum ersten Mal will die Tante ihr dieses verantwortungsvolle Amt übertragen. Damit erfüllt sich eine lang gehegte Sehnsucht. Einmal so ganz allein für sich leben inmitten der Berge, fern von aller Betriebsamkeit, von allem Lärm und fern von allen Menschen. Ach, wie oft hat sich Monika das schon gewünscht. Und nun soll es in Erfüllung gehen.

Rüstig steigt sie durch den Wald aufwärts, begleitet von dem Rauschen eines Wildbaches.

Noch ein steiles Stück geht es hinauf, dann lichtet sich der Wald, und eine schimmernde, frischgrüne Wiese zieht sich über den sonnenbeschienenen Hang. Nach diesem Hang geht es ebenso steil abwärts. Und dort liegt halb versteckt zwischen verwitterten Bäumen die Kolleralm.

Monika sieht sofort, dass der Winter einigen Schaden angerichtet hat. Das Dach ist etwas beschädigt, der Zaun umgerissen, die Bank vor der Hütte zusammengedrückt. Außerdem muss die Hütte sauber gemacht werden.

Sie macht sich gleich daran, und ein paar Stunden nach Mittag ist sie fertig. Wenn dann in den nächsten Tagen die Knechte Zaun und Dach in Ordnung bringen, steht dem Auftrieb nichts mehr im Weg.

Nachdem sie die Hütte wieder sorgfältig verschlossen hat, macht sie sich auf den Heimweg. Sie schlägt aber diesmal einen anderen Weg ein und steigt den Hang hinauf zum Gipfel der Ramboldplatte. Ein paar Schritte noch, und sie steht auf dem schmalen Plateau, von dem aus der Blick weit über das Inntal schweift.

Mit leuchtenden Augen schaut sie hinab auf das großartige Landschaftsbild zu ihren Füßen, auf das vom Inn durchflutete grüne Tal. Da liegen Frühlingswiesen, hingebreitet wie Teppiche aus hellem Samt, dazwischen die dunklen Streifen der Äcker und die Häuser, so klein und winzig wie aus einer Spielzeugschachtel.

Monika sucht die Sägemühle, aber die liegt so tief versteckt, dass man sie nicht finden kann.

Merkwürdig. Alles an ihr hat sich verändert. Nur eines ist gleich geblieben – ihre Liebe zu Jakob Haller. Sie ist ihm in all den Jahren nur ein paar Mal begegnet, ganz flüchtig auf dem Weg, ohne dass sie ein Wort miteinander gewechselt hätten. Aber sie hört sehr viel über ihn. Die Dienstboten auf dem Kollerhof haben immer etwas zu erzählen von den tollen Streichen des jungen Sägemüllers. Man kennt ihn landauf, landab, und bei allen Veranstaltungen ist er anwesend und tonangebend.

Muss das ein Kerl geworden sein! Alle Mädchen sollen den Kopf nach ihm drehen, und mehr als eine hat die Hoffnung, einmal Sägemüllerin zu werden. Ja, er ist ein wenig zügellos geworden, der Jakob Haller. Seit die Sägemüllerin im vergangenen Sommer gestorben ist, soll es ganz schlimm geworden sein. Die Mutter hatte doch immer noch einen positiven Einfluss.

Was die Feindschaft betrifft zwischen der Sägemühle und dem Kollerhof, so besteht sie immer noch. Selbst der Tod der Müllerin hat keine Brücke bauen können. Niemand vom Kollerhof ist zur Beerdigung gegangen. Auch an der Primiz des Stefan Haller hat niemand teilgenommen, obwohl der junge Geistliche dem Kollerhof seinen Besuch abgestattet hat.

Monika hat damals die Tante gebeten, sie möge doch wenigstens sie zur Beerdigung der Müllerin gehen lassen. Und als das nichts half, hat sie gedroht: »Ich gehe einfach. Du kannst mich nicht daran hindern.«

Die Kollerin hat darauf geantwortet:

»Geh nur. Aber merke dir, wenn sich die Tür hinter dir geschlossen hat, geht sie für dich nicht wieder auf. Meinst du vielleicht, es ist schon beschlossene Sache, dass du dich da einmal reinsetzt in den Hof, weil du gar so auftrumpfst? Daran brauchst du nicht einmal im Traum denken. Und jetzt bin ich noch da, und es hat zu geschehen, was ich will.«

Was blieb Monika anderes übrig, als sich dem Willen der Tante zu fügen? Die ahnte ja nicht, wie sehr sie sich bemüht hat, die unglückliche Liebe zum Jakob aus ihrem Herzen zu verbannen. Nein, das Herz ist ein eigensinniges Wesen, das nicht so leicht bereit ist, herzugeben, was es seit früher Kinderzeit heiß in sich getragen hat.

Immer noch steht Monika oben auf dem Gipfel. Schließlich muss sie ihre Gedanken gewaltsam losreißen von der Sägemühle. Sie schaut um sich. Kein Laut ist in dieser Einsamkeit. Nur drüben am Lechnerköpfl hört sie ab und zu kleine Steine rieseln. Und jetzt kommt von der Hochsalwand herüber ein Greifvogel. Ganz unbeweglich steht er eine Weile in der Luft, dann stößt er blitzschnell mit heiserem Schrei hinunter in die Tiefe. Ringsum leuchten die Berge in der Frühlingssonne.

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