Mord auf Helgoland - Robin D. Jensen - E-Book

Mord auf Helgoland E-Book

Robin D. Jensen

0,0
3,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.

Mehr erfahren.
Beschreibung

Dreizehn ehemalige Klassenkameraden treffen nach dreißig Jahren auf der Hochseeinsel Helgoland aufeinander. Unter ihnen eine Person, die auf Rache sinnt. In ihrer Tasche befindet sich ein Giftfläschchen und auf ihren Lippen liegt ein wissendes Lächeln.

Als ein Mitglied der Gruppe tot aufgefunden wird, brechen sofort gegenseitige Verdächtigungen und Paranoia aus.
Die beiden Hamburger Kommissare Rainer und Britta sind genau zur rechten Zeit am rechten Ort und nehmen die Ermittlungen auf. Schnell wird klar: Jeder der zwölf Verbliebenen hätte ein Motiv.

Während der Täter sich weiterhin unbemerkt inmitten der Gruppe bewegt, plant er bereits sein weiteres Vorgehen. Und ehe Rainer und Britta sich versehen, geschieht ein weiterer Mord, gefolgt von einem Anschlag. Wird es ihnen gelingen, den Mörder zu enttarnen?

»Mord auf Helgoland« ist der fünfte Band der Reihe Mörderisches Hamburg. Der Roman ist eine Neuauflage und erschien ursprünglich unter dem Titel »Entkommen unmöglich«.
Jeder Krimi ist in sich abgeschlossen und kann unabhängig von den anderen gelesen werden.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2025

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Kapitel 43
Kapitel 44
Kapitel 45
Kapitel 46
Kapitel 47
Kapitel 48
Kapitel 49
Kapitel 50
Einige Bemerkungen zu diesem Buch
Weitere Veröffentlichungen

Robin D. Jensen

Mord auf Helgoland

Über den Autor:

 

 

 

Robin D. Jensen wurde 1959 in Nordenham geboren, studierte BWL und arbeitete über 35 Jahre in Hamburg als IT-Berater in größeren Unternehmen. 2016 begann er zu schreiben und bezeichnet sich selbst als »Zufallsautor«, denn von ihm stammt unter anderem die Krimireihe mit dem Hamburger Kommissar Rainer Zufall. Der sympathische, etwas schüchterne Protagonist seiner Krimis löst gemeinsam mit seinem Team die kniffligsten Fälle, aber auch sein Privatleben nimmt in den Büchern einen größeren Raum ein.

 

 

Buchbeschreibung:

 

Dreizehn ehemalige Klassenkameraden treffen nach dreißig Jahren auf der Hochseeinsel Helgoland aufeinander. Unter ihnen eine Person, die auf Rache sinnt. In ihrer Tasche befindet sich ein Giftfläschchen und auf ihren Lippen liegt ein wissendes Lächeln.

 

Als ein Mitglied der Gruppe tot aufgefunden wird, brechen sofort gegenseitige Verdächtigungen und Paranoia aus.

 

Die beiden Hamburger Kommissare Rainer und Britta sind genau zur rechten Zeit am rechten Ort und nehmen die Ermittlungen auf. Schnell wird klar: Jeder der zwölf Verbliebenen hätte ein Motiv.

 

Während der Täter sich weiterhin unbemerkt inmitten der Gruppe bewegt, plant er bereits sein weiteres Vorgehen. Und ehe Rainer und Britta sich versehen, geschieht ein weiterer Mord, gefolgt von einem Anschlag. Wird es ihnen gelingen, den Mörder zu enttarnen?

 

»Mord auf Helgoland« ist der fünfte Band der Reihe Mörderisches Hamburg. Der Roman ist eine Neuauflage und erschien ursprünglich unter dem Titel »Entkommen unmöglich«.

Jeder Krimi ist in sich abgeschlossen und kann unabhängig von den anderen gelesen werden.

 

 

 

Robin D. Jensen

Mord auf Helgoland

 

Mörderisches Hamburg 5

 

 

 

Kriminalroman

 

 

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der

Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind

im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

 

© Oktober 2023 Empire-Verlag

Empire-Verlag OG, Lofer 416, 5090 Lofer

 

Lektorat: Petra Bülow

Korrektorat: Jasmin Schulte – http://www.zeilenstark.de/

 

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise –

nur mit Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.

 

Cover: Chris Gilcher

https://buchcoverdesign.de/

Illustrationen: Adobe Stock ID 113737867, Adobe Stock ID 276838953 und Adobe Stock ID 177733062

 

Prolog

 

Es war ein schöner Tag im September. Dreizehn Frauen und Männer bereiteten sich auf ein Wiedersehen dreißig Jahre nach ihrem Abitur vor.

Sie freuten sich auf das Treffen auf der Hochseeinsel Helgoland, zu dem sie gemeinsam von Hamburg aus starten wollten. Die wenigsten von ihnen hatten nach der Schulzeit noch Kontakt miteinander gehabt und waren gespannt, wie es den anderen ergangen war.

Nur eine Person hatte ein ganz spezielles Anliegen, das nicht nur das eigene Leben, sondern auch das der anderen zwölf nachhaltig verändern würde. Diese Person traf Vorbereitungen der besonderen Art. Es sollte ein denkwürdiges Klassentreffen werden, anders als von allen anderen erwartet und eine Abrechnung für dreißig Jahre verpfuschtes Leben. Die Demütigung von damals war heute noch genauso präsent wie vor dreißig Jahren und hatte das weitere Leben dieser Person nachhaltig geprägt. Dafür sollte der Übeltäter büßen und ein qualvolles Ende finden.

Der Koffer war gepackt, in der Seitentasche verschwand das kleine Giftfläschchen, das ein unwürdiges Leben beenden sollte. Die Person lächelte und machte sich auf den Weg.

Kapitel 1

 

Endlich Wochenende. Die Kommissare Britta Papadopoulos und Rainer Zufall hatten beschlossen, die freien Tage mal nicht zu Hause zu verbringen, sondern ihr lange geplantes Vorhaben umzusetzen und zwei Tage auf Helgoland zu verbringen. Rainer hatte die Fahrt mit dem Katamaran ab Hamburg und auch eine Übernachtung in einem der Hotels auf der kleinen Insel gebucht und freute sich auf die ungestörte Zeit mit seiner Freundin und Kollegin.

Der Wetterbericht sagte für die Hinfahrt ruhiges Wetter vorher, was für die nicht ganz seefeste Britta beruhigend war. Dass der Wetterbericht für den nächsten Tag deutlich mehr Wind ankündigte, hatte Rainer lieber nicht erwähnt, aus Angst, dass Britta es sich dann noch einmal anders überlegen würde.

Es wird schon nicht so unruhig werden, beruhigte er sich selbst. Außerdem bin ich ja da und kann mich um sie kümmern, falls ihr doch übel werden sollte. Erfahrungsgemäß war die Fahrt auf der Elbe bis zur Mündung in die Nordsee kein Problem. Da würde es nur leichte Wellenbewegungen geben und sollte von jedem gut zu überstehen sein.

Unruhig wurde es erst, sobald der Katamaran die Nordsee erreichte. Zurück würden sie eben den unruhigen Part zuerst haben, aber darüber wollte er sich heute noch keine Gedanken machen.

»Wir müssen uns beeilen, damit wir rechtzeitig an den Landungsbrücken sind«, trieb Rainer seine Freundin zur Eile. »Um neun Uhr legt das Teil ab und wartet nicht auf uns.« Er war bereits reisefertig und sah ungeduldig zu Britta, die nach seinem Geschmack viel zu viel Zeit im Bad brauchte.

»Nun hetz mich nicht«, erwiderte sie leicht unwirsch. »Ich muss meine Haare noch trocken bekommen.« Sie richtete ihren Föhn auf Rainer, dessen Haare wie üblich verwuschelt und noch ziemlich nass waren. Aber er brauchte keinen Haartrockner.

»Der Rest trocknet unterwegs«, verkündete er.

»Gut, du Nervensäge.« Britta zog ihre Stiefel an und streifte sich ihre Lederjacke über. Wie üblich war sie wieder ganz in Leder gekleidet, während Rainer Pullover und seine leicht zerrissene Jeans trug.

Sie verließen die Wohnung und beeilten sich, die U-Bahn-Station Hoheluftbrücke zu erreichen. Die Fahrt bis zu den Landungsbrücken dauerte nur wenige Minuten.

An der Brücke Dreiviertel stand schon eine Menschentraube und wartete darauf, an Bord gehen zu dürfen. Eine Gruppe von fünf Personen, die sich herzlich begrüßten, fiel den Kommissaren auf. Diese schienen sich eine längere Zeit nicht gesehen zu haben, wie sie der lautstarken Unterhaltung entnahmen.

Dann machte jemand ein Zeichen und die Passagiere durften an Bord gehen. Rainer und Britta suchten sich einen Platz in der Nähe des Panoramafensters, um einen guten Blick auf das Wasser zu haben.

Als sie sich hinsetzten, griff Britta nach Rainers Hand. Ihre eigene war schweißnass.

»Keine Bange, Schätzelein, das überlebst du«, hauchte Rainer ihr ins Ohr und schmunzelte. »Es ist wichtig, aufs Wasser zu schauen. Das soll gegen Übelkeit helfen. Ich freue mich schon auf die frische Luft und die zwei ungestörten Tage mit dir.«

Britta nickte. Ganz wohl war ihr in Anbetracht der Fahrt allerdings nicht.

Kapitel 2

 

Sven Müller war sehr überrascht gewesen, als er nach langer Zeit von seinem Klassenkameraden Peter Heilemann die Einladung zu einem Klassentreffen erhielt. Dieser hatte Detektivarbeit leisten müssen, um seinen ehemaligen Mitschüler ausfindig zu machen, denn sein Name, Sven Müller, war ja nicht gerade selten.

Doch irgendwie war es Peter gelungen, und Sven war begeistert. Schließlich hatte er alle seine ehemaligen Mitschüler seit ihrem Abitur nicht mehr gesehen, und das war immerhin bereits dreißig Jahre her. Die meisten hatten sich nach dem Abitur in alle Winde zerstreut. Wie es meistens so ist: Man verabredet sich, auf jeden Fall in Kontakt zu bleiben, aber dann sind die guten Vorsätze schnell vergessen und man verliert sich aus den Augen.

Sven hatte sofort zugesagt und sich den Termin geblockt. Am Tag des Treffens spürte er überraschenderweise so etwas wie Nervosität. Was aus den Leuten wohl geworden war? Jahrelang war er selbst als Berater in einem IT-Unternehmen tätig gewesen, bis er sich dann entschlossen hatte, seinen Job an den Nagel zu hängen und sich ganz der Schriftstellerei zu widmen, mit zunehmendem Erfolg.

Und nun war der Tag des Klassentreffens da. Um acht Uhr brach er auf und stieg in die S-Bahn, um rechtzeitig an den Landungsbrücken zu sein.

Schon von Weitem war die Traube von Menschen zu sehen, die ebenfalls wie er und seine ehemaligen Klassenkameraden nach Helgoland wollten.

Dort angekommen blickte er sich suchend um. Zwei Männer, die sich unterhielten, fielen ihm auf. Der eine kam ihm bekannt vor: Peter Heilemann. Aber wer war der andere?

»Hallo Peter«, begrüßte er den Organisator des Treffens.

»Hallo Sven«, grüßte der zurück und nahm vorsichtig seine Hand. »Ich freue mich, dass es geklappt hat.«

Sven nickte. »Ich mich auch«, bestätigte er und warf einen Blick zu dem anderen Mann. Wer war das bloß?

»Na, Sven, erkennst du mich nicht mehr?«, fragte dieser lachend. Sven kratzte sich am Kopf. Langsam dämmerte es ihm. Die Stimme half ihm schließlich auf die Sprünge: Robert Gerland. In den letzten Schuljahren war er sein bester Kumpel gewesen, mit dem er viel Zeit verbracht hatte. Sie schwärmten damals für das gleiche Mädchen, waren aber schließlich beide leer ausgegangen, denn jemand anderes schnappte sie ihnen quasi vor der Nase weg.

Er betrachtete Robert. Ganz schön aus dem Leim gegangen war er, um nicht zu sagen beinahe fett. Früher war er zwar auch nicht schlank gewesen, aber mittlerweile war er doch sehr umfangreich geworden. Die Haare und sein Vollbart zeigten bereits einige graue Strähnen.

»Klar, Robert, ich brauchte nur einen Moment. Mensch, dreißig Jahre sind eine lange Zeit.«

»Das stimmt. Wie geht’s denn so?«

»Ach, ganz okay. Toll, heute haben wir ja viel Zeit, um uns auf den aktuellen Stand zu bringen. Wo wohnst du denn jetzt?«

Robert grinste. »Ich habe in Braunschweig studiert und bin da auch geblieben. Und du?«

Sven lächelte zurück. »So ähnlich wie du, nur in einer anderen Stadt: Hamburg.«

»Und ich hab in Bremen studiert, wohne aber jetzt wieder in Hamburg«, warf Peter leise ein. »Ich freu mich.«

»Ich auch«, erwiderte Sven. »Endlich mal alle wiedersehen. Wie viele kommen denn?«

»Ach, wenn alle kommen, die zugesagt haben, dann sind wir dreizehn.«

»Dreizehn? Na ja, kein Grund zur Unruhe. Wir sind doch nicht abergläubisch, oder?« Robert lachte und die beiden anderen stimmten in das Gelächter ein.

»Überhaupt nicht«, verkündete Peter und Sven nickte heftig.

»Dann freuen wir uns auf zwei schöne Tage.« Robert hob den Daumen.

Sven blickte sich suchend um. Wo blieben denn die anderen? Er sah auf die Uhr. Nun gut, es war erst zwanzig vor neun, also noch genug Zeit für die übrige Truppe, sich zu ihnen zu gesellen.

Kapitel 3

 

Sven musterte Peter ein wenig genauer, während sie sich über die alten Zeiten unterhielten. Sein Haar war deutlich spärlicher geworden, aber ansonsten hatte er sich kaum verändert. Er war immer noch das dünne Hemd, das er schon zu Schulzeiten gewesen war. Seine Arme hingen wie damals herunter, als ob sie nicht zu seinem Körper gehörten. Aus seiner gesamten Körperhaltung sprach die Unsicherheit, die Sven von früher kannte.

Peter war immer ein Mitläufer gewesen, keiner, der irgendwie im Mittelpunkt gestanden hatte oder besonders auffällig gewesen war. Die Tatsache, dass er dieses Klassentreffen organisiert hatte, war ziemlich untypisch für ihn.

Was hatte er eigentlich gemacht nach der Entlassung? Sven wusste es nicht.

»Was hast du denn nach dem Abitur gemacht?«, fragte er ihn, und es schien fast so, als wenn Peter diese Frage erschreckt hätte.

»Äh, ich habe Bauingenieurwesen studiert«, kam die zögerliche Antwort, als ob es ihm peinlich wäre. Sven stutzte.

»Ah, okay. Und wo?«

»Wie gesagt, in Bremen.«

Anscheinend muss ich ihm alles aus der Nase ziehen, dachte Sven. War es ihm unangenehm, dass er kaum herumgekommen war? Daher versuchte er, ihm die Unsicherheit zu nehmen.

»Oh super, da hast du bestimmt schnell einen Job bekommen, oder?«

Wieder druckste er herum. »Ich habe jetzt den Betrieb meines Vaters übernommen.«

Okay, ist doch keine Schande, dachte Sven, sprach es aber nicht aus. Langsam verlor er die Lust an diesem Thema.

»Ich finde es klasse, dass du das Treffen hier organisiert hast. Wer kommt denn alles?«, wechselte er rasch das Thema.

Ganz offensichtlich froh, nicht weiter über seinen Werdegang sprechen zu müssen, zählte Peter die Namen auf: »Also wir drei, dann noch Holger, Henning, Karl, Markus, Werner, Karin, Heidi, Paula, Jutta und Conny. Die anderen habe ich entweder nicht erreicht oder sie konnten nicht.«

»Immerhin, dreizehn von achtzehn ist doch schon eine ganze Menge. Danke, dass du dich dahintergeklemmt hast.«

Peter strahlte, ganz offensichtlich glücklich über das Lob.

»Und wie sieht das Programm aus für heute?« Langsam kam sich Sven wie ein Interviewer vor, aber von den anderen beiden kam nichts, was das Gespräch in Gang hielt. Das konnte ja noch lustig werden.

»Also um neun Uhr legt das Schiff ab, die Fahrt dauert etwa drei Stunden und fünfundvierzig Minuten. Dann können wir im Hotel einchecken. Nachmittags gibt es ein gemeinsames Kaffeetrinken, dann ist freie Zeit auf der Insel und abends essen wir zusammen im Hotelrestaurant.«

»Schön. Übernachten alle im selben Hotel? «

»Ich glaube, ja. Ja, doch, ich habe für uns dreizehn Zimmer gebucht.«

»Und hat deine Frau dir freigegeben?«, scherzte Sven, aber Peters Gesichtszüge entgleisten sichtbar.

»Ich bin nicht verheiratet«, druckste er herum.

Oh Mist, voll ins Fettnäpfchen! Ich muss einfach vorsichtiger sein, dachte Sven.

»Sorry, das wusste ich nicht.«

Peter sah betreten aus. Zeit für den nächsten Themenwechsel.

»Und wie geht’s dir so?«, sprach Sven Robert an, der die ganze Zeit danebengestanden, aber sich nicht am Gespräch beteiligt hatte.

»Muss ja«, kam die kurze Antwort.

Super, dachte Sven. Es wird Zeit, dass jemand von den anderen dazukommt, sonst geht mir mit diesen beiden Spaßbremsen gleich der Gesprächsstoff aus.

»Wo wohnst du, was machst du so?«, schob Sven hinterher, wobei ihm erst dann bewusst wurde, die Frage schon mal gestellt zu haben. Sie waren früher so viel zusammen gewesen, hatten ihren Liebeskummer geteilt. Er war doch damals nicht so kurz angebunden gewesen, dachte Sven.

»Wie gesagt: in Braunschweig. Ich habe Informatik studiert, bin da dann irgendwie hängengeblieben.«

Darf ich jetzt nach Frau und Kindern fragen, oder droht die nächste Peinlichkeit?, ging Sven durch den Kopf.

»Und sonst?«, hakte er vorsichtig nach.

»Frau und zwei Kinder«, erwiderte Robert grinsend. Sven atmete erleichtert auf. Die Klippe konnte ich also umschiffen, dachte er.

»Peter hat erzählt, du schreibst Bücher?«, fragte Robert und lächelte seinen früheren Kumpel an.

Kam jetzt die Frage: Und wieviel hast du schon verkauft? Die Frage folgte eigentlich immer, um herauszufinden, ob man es mit einem »richtigen« Autor zu tun hatte, ob derjenige nur zum Spaß schrieb und gar nicht veröffentlichte oder ein erfolgloser »Schreiberling« war.

»Ich kann davon leben«, antwortete Sven vielsagend und wartete auf die Frage, die immer kam, ob denn auch ein Bestseller dabei war.

»Und was schreibst du so?« O, andere Frage, dachte Sven.

»Krimis und Thriller.«

»Oha, keine Sachbücher über Software oder Ähnliches?«

»Nein, das Thema habe ich an den Nagel gehängt. Mit diesen Sachen habe ich lange genug zu tun gehabt.«

Sven blickte zu Peter, der förmlich an seinen Lippen hing, sich aber nicht am Gespräch beteiligte. Er wirkte so, als ob er das ganz aufregend fand, was Sven machte. War er schon immer so merkwürdig gewesen? Sven konnte sich nicht erinnern.

»Und Familie?«, platzte Roberts nächste Frage in dessen Gedanken.

»Ja, Frau und auch zwei Kinder.«

Robert nickte.

»Weißt du eigentlich, was aus Kim geworden ist?«, fragte er. Aha, jetzt kam das Thema auf den Tisch.

Kim war das Mädchen, in das sie damals beide verliebt gewesen waren. Darum konnten sie ganz offen darüber sprechen und Kim hatten sie es auch gestanden. Ihr gefiel das natürlich, aber sie hatte ein Auge auf Lars geworfen, der allerdings keine Anstalten machte, davon irgendetwas mitzubekommen oder seinerseits Interesse an ihr zu zeigen. Über Monate lebten Robert und Sven in diesem Schwebezustand. Man konnte im Nachhinein sogar feststellen, dass sie die beiden so lange hinhielt, bis sie Gewissheit hatte, ob aus ihr und Lars etwas werden könnte.

Hinterher wunderte es Sven, dass Robert und er sich nicht wie die zweite Wahl vorgekommen waren, aber sie waren geduldig gewesen. Auf der anderen Seite war es ja auch spannend, wen von ihnen sie auswählen würde.

So ging das bis zu dem Tag, an dem sie eine Abendveranstaltung in der Schule hatten. Sven hatte Kim nicht gesehen, wusste aber, dass sie da sein musste. So wartete er am Ausgang auf sie, bis sie herauskam, leider eng umschlungen mit Lars. Sven war wie vor den Kopf gestoßen. Nach dem Abitur verlor Sven sie aus den Augen und wusste nicht, was aus ihr geworden war.

»Keine Ahnung!« Sven schüttelte den Kopf. »Interessiert mich auch nicht.« Stimmte das wirklich? Noch bis gestern hatte er gar nicht mehr an sie gedacht, aber heute kam das Thema plötzlich wieder hoch und schmerzte überraschenderweise doch ein wenig.

»Weißt du was über sie?«, fragte Robert Peter, der weiterhin schweigend ihr Gespräch verfolgt hatte.

Er schüttelte den Kopf. »Nein, über sie habe ich nichts herausbekommen. Keine Adresse, keine Mailadresse, nichts. Wie vom Erdboden verschluckt.«

»Na dann, Schnee von gestern«, schloss Robert das Thema ab.

»Genau«, stimmte Sven ihm zu.

Was wohl aus ihr geworden war? Früher war sie sehr attraktiv gewesen. Aber wer wusste, wie sie sich inzwischen verändert hatte?

»Hallo!«, hörten sie eine Frauenstimme und drehten sich um. Das war doch Heidi Clausen, die ihren Kameraden freundlich zuwinkte. Gleich dahinter tauchte Paula Thomsen auf. Die hatte sich überhaupt nicht verändert. Zurückhaltend wie eh und je.

 

Kapitel 4

 

Bei den beiden Frauen schien die Zeit stehengeblieben zu sein. Im Gegensatz zu Robert hätte Sven die beiden auf der Straße sofort wiedererkannt. Heidi trug immer noch ihr Haar sehr kurz, die Farbe war die gleiche wie früher, schwarz, allerdings mit einigen grauen Strähnen, die sie aber noch attraktiver aussehen ließen. Ihr sympathisches Lächeln erinnerte ihn an damals.

Paula hielt sich dezent im Hintergrund, graue Maus wie früher. Ihre Haare waren grau und sie trug sie immer noch halblang. Ihre Augen waren ohne Glanz und ließen Sven vermuten, dass sie in den letzten dreißig Jahren nicht viel Freude empfunden hatte. Er erinnerte sich, dass man sie auf einer Klassenfahrt einmal beinahe auf der Rückfahrt vergessen hätte, weil sie immer so still und unscheinbar war, dass man sie leicht übersehen konnte.

Heidi dagegen war der Liebling aller in der Klasse gewesen, eine Frau, mit der man, wie man so schön sagt, Pferde stehlen konnte.

»Hi«, sprudelte es aus ihr heraus und im nächsten Moment fiel sie Sven um den Hals. »Wenn das mal nicht unser Sven ist. Hast zwar jetzt einen Bart, bist etwas größer und kräftiger als früher, aber an der Stimme habe ich dich sofort erkannt.«

Die alte Vertrautheit war sofort wieder da, und Sven war froh, dass endlich Leben in die Runde kam. Er umarmte sie herzlich, freute sich aufrichtig, sie wiederzusehen. Als sie sich von ihm löste, boxte sie ihn freundschaftlich in die Seite und Sven grinste.

»Die liebe Heidi Clausen«, rief er.

»Hansen inzwischen«, verbesserte sie ihn. »Ich heiße inzwischen Hansen.«

Heidi wandte sich um und drückte als nächstes Robert, danach Peter. Letzterer verspannte sich sichtlich, als Heidi ihn umarmte.

»Schön, euch zu sehen«, sagte Heidi und strahlte die Männer an.

Zögernd gab Paula Sven die Hand. Der Händedruck war, als ob er einen toten Fisch in der Hand hielte. Sie legte ihm mehr oder weniger eine weiche Hand in seine, wollte sie gleich wieder wegziehen, aber er packte fest zu und lächelte sie an.

»Hallo Paula, schön, dass du auch dabei bist.«

Verlegen probierte sie ein vorsichtiges Lächeln, blickte unsicher von Sven zu Robert und nickte zaghaft.

»Und Jungs, was treibt ihr so?«, fragte Heidi, die sofort die Initiative übernahm.

Peter und Robert schauten hilflos zu Sven, sodass er sich aufgerufen fühlte, Heidis Frage zu beantworten.

»Also ich bin mittlerweile Autor geworden, nachdem ich lange Zeit in der IT gearbeitet habe.«

»Wow, spannend. Was schreibst du so und kannst du davon leben?«

Das waren wieder die Standardfragen, die man ihm immer stellte, aber bei Heidi klang das anders, interessiert und nicht herablassend. Daher hatte Sven kein Problem damit, die Frage sofort ehrlich zu beantworten.

»Krimis und Thriller und ja, ich bin ganz zufrieden damit.«

»Schön.«

»Und wie ist es dir so ergangen?«, fragte er zurück. Im Augenwinkel bemerkte er die anderen drei, die schweigend danebenstanden, dem Gespräch lauschten und sich offensichtlich nichts zu sagen hatten.

»Nun ja, ich habe damals auf Lehramt studiert und war danach lange auf der Suche, bis es dann endlich mit einer Festanstellung geklappt hat. Zwei gescheiterte Ehen, zwei Kinder und jetzt lebe ich in Hannover. So viel gibt es von mir im Telegrammstil zu berichten.« Sie grinste und boxte ihn noch einmal freundschaftlich in die Seite.

»Gescheiterte Ehen?«, fragte Sven ungläubig. »Wie kann man sich denn mit dir nicht verstehen?«

»Das geht«, erwiderte Heidi und zog die Augenbrauen hoch. »Offenbar fühlen sich Männer von mir an die Wand gedrückt.« Sie machte eine bedeutungsvolle Pause und fügte dann hinzu: »Daher lebe ich jetzt auch mit einer Frau zusammen.«

Sven stutzte. »Wie? WG?«

»Wer weiß«, antwortete sie vielsagend. Peter holte geräuschvoll Luft und wirkte erschüttert.

»Okay, verstehe.« Damit hatte Sven jetzt wirklich nicht gerechnet. Doch Peters Reaktion fand er einigermaßen sonderbar. Homosexuelle Beziehungen waren heutzutage nun wirklich kein Tabuthema mehr, auch wenn er sich das bei Heidi eigentlich nicht vorstellen konnte.

»Und wie sieht es bei dir aus, Paula? Was hast du so getrieben in den letzten dreißig Jahren?«

So plötzlich im Mittelpunkt zu stehen, ließ sie förmlich zusammenzucken. Es kostete sie anscheinend Überwindung, so direkt von sich zu erzählen.

»Ich habe eine Banklehre gemacht.« Ihre Worte kamen äußerst leise aus ihr heraus. Mehr sagte sie aber nicht.

»Okay, und du arbeitest in einer Bank?«, hakte Sven nach. Das mutete ja fast wie ein Verhör an, aber anscheinend musste man auch ihr alles aus der Nase ziehen. Zum Glück war ja Heidi dabei, dachte er.

Paula nickte und zuckte im nächsten Moment zusammen.

»Mahlzeit zusammen«, dröhnte plötzlich ein dunkler Bass hinter ihnen. Das konnte nur Karl Frieling sein, der Klassendominator früherer Tage. Und tatsächlich, er war es. Aber was war denn aus ihm geworden? Alle staunten nicht schlecht, denn er war total aus dem Leim gegangen, schob eine ziemliche Kugel vor sich her.

Karl stellte sich hinter Peter und gab ihm einen kräftigen Schlag auf den Rücken. Sven hatte beinahe Angst, dass der dünne Peter vornüberfallen würde.

In dem Moment wurde der Zugang zum Boot geöffnet.

Kapitel 5

 

Gemeinsam schoben sie sich vor in Richtung Katamaran. Karls Stimme übertönte alles. Es war beinahe wie früher. Karl trat auf und alles hörte quasi auf sein Kommando. Wenn Karl kam, hatten die anderen Pause. Er war wie ein Wirbelsturm, der alles hinwegfegte, nur dass dieser nach dreißig Jahren noch gewaltiger daherkam als früher. Groß und kräftig war er damals schon gewesen, aber mittlerweile war er ein richtiger Schrank geworden, ein schwergewichtiger Kleiderschrank.

Im Schlepptau folgte Holger Rieken, die Sportskanone. Holger war früher viel mit Karl zusammen gewesen, was seinen Noten allerdings nicht besonders gutgetan hatte. Das Abitur schaffte Holger nur mit Ach und Krach, während Karl ganz gut durchgekommen war. Ihm hatte geholfen, dass er gern mit den Lehrern im Unterricht diskutierte, was ihm sehr gute mündliche Noten eingebracht hatte.

Sven versuchte, Holger ein wenig genauer zu betrachten, was nicht ganz einfach war, weil sich Karl vor Holger aufgebaut hatte. Ganz offensichtlich versuchte Holger immer noch, sich fit zu halten. Während die meisten Männer im fortgeschrittenen Alter an Gewicht zulegten, war er immer noch rank und schlank, aber muskulös. Sven beneidete ihn fast und nahm sich zum wiederholten Mal vor, mehr und regelmäßiger Sport zu treiben.

»Na, ihr Fischköpfe«, rief Karl. Er hatte wohl den Eindruck, die Gruppe aus ihrer Lethargie wecken zu müssen. »Was liegt an?«

Karl machte die Runde, packte jeden bei der Hand, wobei insbesondere Peter regelrecht zusammenzuckte, als Karl dessen Hand griff und ganz offensichtlich fest zudrückte. Bei Sven angekommen reichte er ihm seine Pranke und legte die andere Hand auf Svens Schulter.

»Mann, ich komm nicht mehr auf deinen Namen.« Er schloss die Augen und grübelte. Wer mochte dieser Kerl bloß sein?

Der grinste. »Na, dann überleg mal.« So leicht wollte er es ihm nicht machen. Karl stutzte. Man konnte regelrecht sehen, wie es hinter seiner Stirn arbeitete. Dann ging er weiter, blickte aber immer wieder zu Sven zurück. »Ich habe es gleich.« Als nächstes war Heidi dran, die er schwungvoll griff und in die Höhe hob.

»Na, wenn das nicht die gute Heidi ist. Gut schaust du aus. Aber wer ist der Kerl da?«, fragte er und nickte in Svens Richtung.

»Fängt mit S an«, half ihm Heidi auf die Sprünge.

»S, S, S«, grübelte Karl. »Sven?«, kam es plötzlich. Der Angesprochene nickte.

»Mensch, du warst doch viel kleiner damals.«

»Stimmt, früher war ich kleiner«, antwortete Sven schmunzelnd. »Und mit zwanzig bin ich noch mal gewachsen.«

Karl schüttelte den Kopf. »Unglaublich«, murmelte er. »Sven!«

So ging er von einem zum anderen, hatte bei jedem einen frechen Spruch auf den Lippen, während Holger ihm eher geräuschlos folgte und jeden freundlich begrüßte.

---ENDE DER LESEPROBE---