Morgenland Brandenburg - Uwe Rada - E-Book

Morgenland Brandenburg E-Book

Uwe Rada

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Beschreibung

Uwe Rada führt uns in den Osten Brandenburgs. Auf seiner Spurensuche entdeckt er eine Region, in der die Zukunft bereits begonnen hat: Die Energiewende, der Umbau von Wald- und Landwirtschaft, die Entwicklung neuer Technologien prägen hier eine Entwicklung, die auch anderen Teilen Deutschlands bevorsteht. Dazu kommt der Strukturwandel in der Lausitz, eine riesige Chance, aber auch Herausforderung. Im Gespräch mit den Menschen, die zwischen Spree und Oder leben und arbeiten, erfährt er, dass das Morgen vielen noch Angst macht. Doch das Gestern kommt nicht wieder, und die Gegenwart geht auf unsicherem Grund.

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Uwe Rada

MorgenlandBrandenburg

Zukunft zwischen Spree und Oder

Mit Fotografien von Inka Schwand

BeBra Verlag

Für Manfred und Angela

Die Fotos auf S. 118 o., 182 o., 183 u., 185 u., 187 u. stammen von Uwe Rada

Umschlagfoto: © picture alliance / Andreas Franke

Gedicht auf S. 7: »Die Mark. Mich rühren die sandigen Wege …« von Eva Strittmatter, aus: Eva Strittmatter, Erwin Strittmatter. Landschaft aus Wasser, Wacholder und Stein. Ein Jahreszeitenbuch. Berlin, Aufbau 2005.

© Aufbau Verlage GmbH & Co. KG, Berlin 2005, 2008

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Alle Rechte vorbehalten.

Dieses Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen, Verfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung auf DVDs, CDROMs, CDs, Videos, in weiteren elektronischen Systemen sowie für Internet-Plattformen.

E-Book im BeBra Verlag, 2023

© der Originalausgabe:

be.bra verlag GmbH

Berlin-Brandenburg, 2022

Asternplatz 3, 12203 Berlin

[email protected]

Lektorat: Ingrid Kirschey-Feix, Berlin

Umschlag und Satz: typegerecht berlin

ISBN 978-3-8393-2150-8 (epub)

ISBN 978-3-89809-223-4 (print)

www.bebraverlag.de

INHALT

Morgenland

Wo geht es zum Morgen Siehdichum, Fünfeichen

Tesla und der Wald der Zukunft Grunow, Grünheide

Baden verboten Treppelsee, Groß Köris, Trebatsch

Das Leben ist eine Rakäte Beeskow, Prädikow

Nichts wie weg? Trebatsch, Australien, Cottbus

Krasse Stadt im Aufbruch Cottbus, New York

Die Traumfabrik Forst, Lodz

Der Pionier in der Wüste Großräschen

Neue Landschaften Welzow

Doppelt hält besser Frankfurt, Słubice

Die Zukunft der Oder Sandomierz, Frankfurt, Słubice

Nachfolge gesucht Falkenhagen, Bremsdorf, Frankfurt, Siehdichum

Kein himmlisch Kind Schneeberg, Mixdorf, Steinhöfel

Solidarisch ackern Berlin-Mitte, Reudnitz

Die Dorfheldin Chossewitz, Trebnitz

Hoffnungsbay Goyatz, Jessern, Cottbus

Das neue Jerusalem Wien, Neuzelle, Treppeln

Brandenburg schreiben Görsdorf, Beeskow

Ein Bach hält zusammen Oelse

Runder Geburtstag Berlin-Pankow, Grunow, Müllrose

Literatur

Ortsregister

Dank

Autor und Fotografin

Mich rühren die sandigen Wege

Im alten sandigen Land.

Die Heckenrosengehege.

Die Holderbüsche am Rand

Der alten Felderraine.

Die Gräser reden mir da

Von Zeiten, die warn noch nicht meine,

Als ich das Früheste sah:

Die Gräser. Und hörte die Lerche.

Und roch dieser Sande Geruch.

Seither schlepp ich diese Erde

Mit mir als Segen und Fluch.

Ich muss diesen Sand verwandeln,

Bis er schmilzt und Wort wird in mir.

Diese Erde läßt nicht mit sich handeln.

Ich komm nicht umsonst aus ihr.

EVA STRITTMATTER

»Die Mark. Mich rühren die sandigen Wege …«, aus:

Eva Strittmatter, Erwin Strittmatter. Landschaft aus Wasser,

Wacholder und Stein. Ein Jahreszeitenbuch. Berlin, Aufbau

2005. © Aufbau Verlage GmbH & Co. KG, Berlin 2005, 2008

MORGENLAND

Morgenland ist, anders als Siehdichum, kein Ort. Es ist auch keine geografisch-kulturelle Verortung, denn das Wort Abendland spielt in diesem Buch keine Rolle. Morgenland ist, wie bei Luther, die Bezeichnung für eine Himmelsrichtung, den Osten Brandenburgs, dort, wo über dem Land die Sonne aufgeht.

Morgenland Brandenburg erkundet das Land von Morgen in Ostbrandenburg und der Lausitz. Eine Region, die lange nicht in einem Atemzug mit Zukunft und Entwicklung genannt wurde, weil die Probleme der Vergangenheit und Gegenwart sie fest im Griff hatten. Abwanderung, Deindustrialisierung, Verlust an Perspektiven: Bis in die jüngste Zeit fand im Morgenland die Zukunft woanders statt.

Auch jetzt ist das Morgen, das zwischen Spree und Oder hervorscheint, nichts, das für Imagebroschüren taugt. Selbst der Strukturwandel in der Lausitz ist kein Selbstläufer, er hängt davon ab, dass Menschen kommen und ihn mit Leben füllen. Vielmehr ist die Zukunft, die im Morgenland sichtbar wird, nah dran an den Erfahrungen der Gegenwart und den Menschen, die diese Gegenwart bewohnen, bearbeiten, auch beargwöhnen. Es ist das Morgen, in das wir gehen, nicht das, das auf uns zukommt.

Inzwischen sagen viele, die Zukunft wird nicht in der Stadt erprobt, sondern auf dem Land. Noch aber macht das Morgen vielen Angst. Doch das Gestern kommt nicht wieder. Und die Gegenwart geht auf unsicherem Grund.

WO GEHT ES ZUM MORGEN

Siehdichum, Fünfeichen

Media vita in morte sumus. 1524 war es, da hat Martin Luther einen gregorianischen Choral ins Deutsche übersetzt, der schon im Frühmittelalter in Frankreich entstanden war. Mitten im Leben sind wir vom Tod umfangen. Mit dieser ersten Strophe des Chorals gab Luther den Ton vor für zahlreiche Kirchenlieder, die danach entstanden sind. Hat er dabei nur an den Tod gedacht oder auch an das Leben danach?

Mitten im Leben sind wir vom Tod umfangen: Knapp fünfhundert Jahre später wird Luthers Wort auch in Siehdichum gesprochen. Unterhalb des Forsthauses, das Gabriel Dubau, der Abt des Klosters Neuzelle, 1746 hoch auf einem Bergsporn zwischen Hammersee und Schlaube errichten ließ, weihte die Stiftung Stift Neuzelle im Oktober 2020 einen Ruheforst ein. 400 Bäume dienen seitdem als so genannte Biotopbäume, um jeden von ihnen gibt es zwölf Grabstellen. Dem Uhrzeiger nach sind sie angeordnet, wer Glück hat, findet seine letzte Ruhe mit Blick auf den Kleinen Schinkensee und die Schlaube. Mitten im Tod sind wir von der Schönheit und Ruhe des Schlaubetals umfangen.

Aber hat diese Schönheit Zukunft? Auch Norbert Kannowsky ist an diesem feuchten Oktobertag nach Siehdichum gekommen. Der Geschäftsführer der Stiftung Stift Neuzelle ist gewissermaßen der weltliche Nachfolger des Abtes Gabriel Dubau, und als solchen treiben ihn nicht nur die letzten Dinge um, sondern auch die vorletzten. Zum Beispiel die Frage: Wie bewirtschafte ich meinen Wald in Zeiten von Klimawandel, anhaltender Dürre und zunehmender Waldbrandgefahr? Wie steuere ich meine Stiftung in Zeiten knapper Kassen in eine sichere Zukunft?

Der Ruheforst in Siehdichum ist eine Antwort auf diese Frage. Kannowskys Stiftung hat ihn vor der Einweihung noch einmal kräftig durchgeforstet, damit in den kommenden 100 Jahren die gebotene Stille einer letzten Ruhestätte möglich wird, dann hat er ihn aus der Bewirtschaftung genommen. Die Verpachtung an die Betreiber der Ruheforst-Friedhöfe in Deutschland verspricht ganz offensichtlich mehr Einnahmen als die Ernte meist jüngerer Eichen. Mitten im Leben sind wir von wirtschaftlichen Zwängen umfangen.

Der Waldboden hier atmet Geschichte, sagt Norbert Kannowsky bei der Einweihung des »Ruheforstes Schlaubetal«. Er atmet aber auch Zukunft. Kannowskys Stiftung hat sich etwas getraut. Hat die ausgetretenen Wege verlassen und Neuland betreten. Waldbestattungen gab es bis dahin nur wenige in Brandenburg. Würde der Ruheforst in Siehdichum angenommen werden? Oder würden die Grabstellen an den Biotopbäumen ein Schuldengrab für die Stiftung werden? Auch andere stehen vor solchen Fragen. Überall in Brandenburg mit seinen Wäldern und Feldern werden neue Geschäftsmodelle ausprobiert, entstehen Windparks, Solaranlagen, Wildnisgebiete, aber auch Coworking-Spaces und neue Wohnprojekte. Es ist Druck auf dem Kessel, und mit jedem Hitzesommer steigt er. Was heißt das für die Menschen, die auf dem Land leben und es bewirtschaften?

Was sind unsere Wege in die Zukunft? Welche sind wir bereit zu gehen, und welche scheuen wir? Oder verharren wir lieber in vertrauter Umgebung, weil die Zukunft immer behaftet ist mit Unwägbarkeiten?

Seitdem ich nicht mehr nur in Berlin, sondern auch im Schlaubetal lebe, stelle auch ich mir Fragen, die mir zuvor nur selten in den Sinn kamen. Existenzielle Fragen, die nach dem Woher und Wohin. Die Zeit, in der die Stadt lebt, ist die Gegenwart. In einer rauschenden Clubnacht gibt es kein Gestern und Morgen. Geradezu zelebriert wird das Hier und Jetzt in Berlin, es ist die Währung urbaner Lebensstile und Selbstvergewisserung, auch wenn es nur eine Momentaufnahme ist. Auf dem Land führt das Hier und Jetzt kein Eigenleben. Wenn der Regen ausbleibt, habe ich keine Zeit, den Garten zu genießen, sondern muss ihn wässern. Wenn sich ein Unwetter zusammenbraut, muss ich die Wäsche von der Leine holen und schnell noch gießen, damit die Regentonne wieder volllaufen kann. Die Gegenwart ist auf dem Land ein schmaler Grat zwischen Vergangenheit und Zukunft. Im vermeintlich säkularen Berlin hat sie religiöse Züge angenommen.

So wie unser Garten im Schlaubetal vor Sonne und Trockenheit geschützt werden muss, muss auch die Region ihren Platz zwischen gestern und morgen finden. Norbert Kannowsky, der Chef der Stiftung Stift Neuzelle, hat gehandelt. Es hätte auch schief gehen können. Hätte er den Kopf in den Sand gesteckt, dann hätte er vielleicht ein paar schlaflose Nächte weniger gehabt. Gleichzeitig hätte er sich der Zukunft verweigert. Denn Gottvertrauen hilft in diesen Zeiten nicht mehr weiter. Mitten im Leben sind wir zum Tun verdammt.

Mehr als zwei Jahre nach seiner Einweihung wird der Ruheforst erweitert. Die Nachfrage nach den Plätzen an den Biotopbäumen ist riesig, alle Zweifel sind verflogen. Werden die anderen Zukunftsprojekte in Ostbrandenburg ähnlich erfolgreich? Wie wird Brandenburg in Zukunft aussehen? Das ist, was mich umtreibt, dem will ich auf die Spur gehen. Das Land von Morgen in Brandenburgs Osten unter die Lupe nehmen.

Auch Morgenland ist ein Wort, das von Martin Luther stammt. In seiner Übersetzung des Matthäusevangeliums spricht er von den »Weisen aus dem Morgenland«. Es sind die Heiligen Drei Könige, Sternendeuter, Magier. Das Morgenland bei Luther trägt noch nicht, wie später der Orient, dieses kulturelle Gepäck mit sich, nicht dieses Fingerzeigen auf die anderen und den Islam, um sich selbst, im christlichen Abendland, auf die Schulter zu klopfen.

Für Luther ist das Morgenland eine Himmelsrichtung, weil es zu seiner Zeit noch nicht die Begriffe gibt, derer wir uns heute bedienen. Osten heißt bei Luther Morgenland, Westen Abendland, Norden Mitternacht und Süden Mittag. Das Morgenland Brandenburg ist also der Osten des Landes, es ist aber auch jene Region, über die in der Mark als erstes die Sonne aufgeht. Über der Oder erwacht sie, klettert dann hoch Richtung Spree und senkt sich wieder über der Elbe. Ein Land der Sonne ist das Morgenland in Brandenburg, auch wenn das durchaus einen bitteren Beigeschmack hat nach mehreren Hitzesommern in Folge. Doch ist nicht da der Tag am nächsten, wo die Nacht am tiefsten ist?

Von Siehdichum will ich mich also auf den Weg ins Morgenland machen. Ins Land von morgen, in diese Werkstatt der Zukunft, in der man, auch um den Preis des Scheiterns, Neues ausprobieren darf, tüfteln, durch das Fernglas in die nahe Zukunft blicken, und es auch mal umdrehen, so viel Spaß soll sein. Und so viel Überraschung auch. Warum die Zukunft immer linear denken? Warum nicht auch Haken schlagen, Dinge zusammenbringen, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben? Warum nicht These und Antithese probieren, weil nur so etwas Neues entstehen kann, auch im Erzählen.

Wie aber komme ich ins Morgenland? Mit Bus und Bahn oder doch besser mit dem Auto? Oder ist das Morgenland gar nicht so weit weg, so dass ich auch aufs Fahrrad steigen kann?

In den Urwald Fünfeichen komme ich vom Ruheforst in Siehdichum sogar zu Fuß. Vom nahen Försterfriedhof gehe ich auf einem Waldweg Richtung Südosten. Vom Totalreservat Teufelssee führt der Weg dann geradewegs in Ost-, also Morgenlandrichtung zum Urwald Fünfeichen. Mein Ziel ist der größte und ursprünglichste Traubeneichenwald in Brandenburg. Zugleich ist er ein Zukunftswald.

Mir begegnet der Traubeneichenwald im Schlaubetal zunächst als Rätsel. Einen Urwald stelle ich mir anders vor. Wild, ungeordnet und schwer zu durchdringen. Der Urwald Fünfeichen dagegen ist schachbrettförmig angelegt. Doch das ist nur sein Grundriss. Viele der Eichen standen dort schon, als Gabriel Dubau sein Jagdhaus in Siehdichum errichten ließ. Die Wälder rund um die Schlaube sind uralt, die ältesten Eichen im Urwald von Fünfeichen haben 300 bis 350 Jahre auf dem Buckel. Methusalembäume sind es, die ich zwischen den geometrisch angelegten Forstwegen dann endlich entdecke, manche stehen noch, manche haben sich, müde und kraftlos, hingelegt und schlafen, denn tot ist Totholz nicht. Aber um Totholz soll es hier nicht gehen, auch nicht um den Lebensraum von Insekten und Vögeln, sondern um die Zukunft des Waldes. Der älteste Wald des Schlaubetals ist nämlich auch der Wald, der dem Klimawandel trotzen soll.

Auch das habe ich erst auf den zweiten Blick begriffen. Urwald – das waren für mich Baumriesen, eng beieinander, ein Dickicht, ein Fingerzeig vergangener Zeiten, der in die Gegenwart ragt. Das Besondere am Urwald in Fünfeichen, der 1961 zusammen mit dem Teufelssee als Naturschutzgebiet und später als Totalreservat ausgewiesen wurde, ist etwas anderes. In ihm leben Traubeneichen verschiedener Generationen. So wie die Stadt ihr Mehrgenerationenwohnen hat, hat das Schlaubetal seinen Mehrgenerationenwald. So besonders ist der Urwald in Fünfeichen im Schlaubetal, dass ihn Brandenburg im Jahr 2015 zum ersten Generhaltungswald des Landes ausgewiesen hat.

Der wilde Wald, der sich zwischen den Forstwegen im Schachbrettmuster entwickeln konnte, ist eine Art Arche Noah. Das Gedächtnis, das er speichert, ist das von Artenvielfalt und Widerstandsfähigkeit. Und genau das brauchen die Wälder, um durch den Hitzestress des Klimawandels zu kommen. Was hier hochkommt, ist erprobt. Die Eicheln, die in Fünfeichen gesammelt werden, sind die Samen der Zukunft. Mitten im Wald sind wir von Hoffnung umfangen.

Doch wer wird in Zukunft durch diesen Wald des Morgenlandes streifen? Wer sich die Wanderschuhe anziehen und die Eichen bewundern, die bis dahin gewachsen sein werden? Wer wird das Morgenland bevölkern? Die gute Nachricht: Es werden nicht weniger sein als heute. Gut ist die Nachricht deshalb, weil noch 2016 das Landesamt für Bauen und Verkehr (LBV) in Zusammenarbeit mit dem Amt für Statistik Berlin-Brandenburg (AfS) eine sehr düstere »Bevölkerungsvorausschätzung« erstellt hat. Bis zum Jahr 2030 sollte die Bevölkerung im so genannten Planungsraum Oderland-Spree, zu dem die Landkreise Märkisch-Oderland und Oder-Spree sowie die kreisfreie Stadt Frankfurt (Oder) gehören, um 19.300 Menschen auf 412.000 schrumpfen. Die jüngste Prognose von 2021 geht dagegen von einem leichten Wachstum von 2.098 Personen aus. Das passt zum Brandenburger Trend, der besagt, dass die Mark mit Berlin in der Mitte das einzige Bundesland im Osten Deutschlands ist, das bis 2030 wachsen wird.

Die schlechte Nachricht: Je weiter die Planerinnen und Planer in den Osten der Region schauen, desto düsterer sieht es aus. Grunow, das Dorf, in dem wir leben, ist heute schon mit elf Einwohnern pro Quadratkilometer die am dünnsten besiedelte Gemeinde zwischen Spree und Oder. Im Amt Schlaubetal, zu dem Grunow-Dammendorf gehört, sollen bis 2030 noch einmal bis zu fünf Prozent der Menschen abwandern, die bislang geblieben waren. Hinzu kommt, dass doppelt so viele Menschen sterben wie geboren werden. Das kann auch ein Zuzug von außen nicht ausgleichen. Zwar ist Tesla in Grünheide ein Hoffnungsschimmer, aber nur für jene Orte, die entlang der Regionalexpresslinie 1 liegen. Südlich davon und östlich von Storkow wird Tesla kaum Zuwachs bringen. Selbst Beeskow und sein Umland gehören inzwischen zu den schrumpfenden Regionen zwischen Spree und Oder. Mitten in der Zukunft sind wir von Statistik umfangen.

Mein Morgenland dagegen lässt sich von Statistiken nicht aus der Ruhe bringen. Vielleicht liegt es daran, dass ich keine Kinder habe und auf keine andere Zukunft hoffen kann als die Zeit, die vor mir liegt. Ja, auch ich hoffe natürlich, dass das Morgenland in Brandenburg mehr noch als bisher von Berlin profitieren wird, ich hoffe es für Beeskow, ich hoffe es für Eisenhüttenstadt und Frankfurt, ich hoffe es für die Lausitz, wo die Prognosen mit über zehn Prozent Bevölkerungsverlust noch dramatischer ausfallen als in Oderland-Spree.

Aber das Morgenland ist 500 Jahre nach den Worten von Martin Luther auch mein ganz persönliches Morgenland, die Zukunft der Region ist auch das Naheliegende, das ich mir in ihr wünsche. Und sie ist das Morgenland jener Menschen, die etwas aus ihr machen. Die graben, säen, ernten. Ihnen will ich folgen. Nach Beeskow und nach Frankfurt (Oder), an die Hoffnungsbay und nach Reudnitz und natürlich nach Cottbus und in die Lausitz, Deutschlands vielleicht größtes Zukunftslabor der Gegenwart.

Norbert Kannowskys Idee mit dem Ruheforst, das muss ich zugeben, hat mich fasziniert. Er gibt dem Wald eine andere Dimension.

Fasziniert von dieser Dimension und der Magie, die Siehdichum umgibt, war auch Charly Hübner. Nach dem Ende seiner Karriere als Schauspieler im Rostocker Polizeiruf 110 drehte Hübner im März 2022 seinen ersten Film als Regisseur. Es war die Verfilmung des Romans Sophia, der Tod und ich von Thees Uhlmann, ein Road-Movie mit dem Tod als lebendigen Reisebegleiter. Eines Nachts steigen die Romanfiguren in einem tiefen Wald aus dem Auto und klopfen an die Tür einer Pension. Das Forsthaus Siehdichum hatte seinen ersten Kinoauftritt. Was für eine Geschichte.

Keinen Augenblick hat Charly Hübner gezögert, als wir ihn um ein kurzes Treffen baten. Wir mussten nicht lange warten, da kam er vom Hof des Forsthauses über einen schmalen Pfad herunter zum Wanderparkplatz, den die Filmtrucks schon in Beschlag genommen hatten. Es war eine Begegnung voller Herzlichkeit, bei der wir ihm ein Exemplar von »Siehdichum« geschenkt haben. Ob er es gelesen hat, werde ich nie erfahren.

Aber dafür, dass er »Siehdichum« ins Kino gebracht hat, bin ich ihm dankbar. In der Romanszene, die auf dem Weg zwischen Forsthaus und Ruheforst gedreht wurde, blickte der Ich-Erzähler noch einmal in den Himmel. Er war noch einmal rausgegangen aus der Pension, in der er mit Sophia und dem Tod eingecheckt hatte. Und auch mit seiner Mutter, die sie auf dem Weg aufgegabelt hatten. Schon als sie aus dem Auto ausgestiegen waren, hatte die Mutter gesagt: »Der Himmel sieht furchteinflößend aus. Dunkler als sonst.«

Nun also stand der Erzähler da »in der windigen Kälte der Nacht«. Bevor er noch einmal vor die Tür gegangen war, hatte der Tod zu ihm gesagt: »Ich mache den ganzen Kram hier zu dem, was er ist. Ich bin das Ticken in eurem Kopf. Alles, was ihr am Leben liebt, bekommt durch mich erst seine Form.«

Luthers Wort hatte plötzlich eine andere Bedeutung bekommen. Es liegt an uns, welche Macht wir dem Tod im eigenen Leben einräumen. Ob er sich uns in den Weg stellt und daran hindert, weiterzugehen. Oder ob wir ihn beiseiteschieben und den nächsten Schritt wagen.

Mitten im Leben sind wir von Zukunft umfangen.

TESLA UND DER WALD DER ZUKUNFT

Grunow, Grünheide

Eine solche Kolonne hat der Feldweg nördlich von Grunow noch nicht gesehen. Wo ich sonst auf meiner Abendrunde unterwegs bin, wackelt ein Pick-up den unebenen Sandweg entlang, gefolgt von mehr als einem Dutzend Fahrzeuge, sogar eine Tesla-Limousine hat sich der Kolonne angeschlossen. Der Hersteller von Elektroautos will sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, bei einer ungewöhnlichen Exkursion dabei zu sein, zu der die grüne Landtagsabgeordnete Isabell Hiekel eingeladen hat. Auf dem Feldweg bei Grunow soll im September 2022 die Frage beantwortet werden, ob der neun Monate zuvor gepflanzte Tesla-Wald angewachsen ist. Oder ob die Pflanzung als Ersatz- und Ausgleichsmaßnahme für die Rodung der »Gigafactory« in Grünheide dem Hitzesommer zum Opfer gefallen ist.

Ich selbst werde während der Exkursion auf dem Beifahrersitz des Pick-ups durchgeschüttelt. Am Steuer sitzt Axel Behmann, der Geschäftsführer von »Naturwald für Generationen«, dem Projektträger der Aufforstung. Behmann, der gelernte Landwirt aus Schleswig-Holstein, macht nun in Wald. »Wir sind hier Pioniere«, sagt er und meint damit auch, dass aus dem Feldweg in Zukunft ein Waldweg werden soll. Auf der Ladefläche seines Wagens hat Behmann einen Spaten dabei und eine Bodensonde. Über beides wacht sein Jagdhund.

Bereits im Januar 2022 hatte mich Behmann eingeladen, der Neupflanzung des Tesla-Walds in Grunow beizuwohnen. 30.000 Bäume an einem Tag hatten sich Behmann und seine Pflanzkolonne damals zum Ziel gesetzt. Vor allem Eiche und Birke sollten an diesem feuchtkalten Tag in die Erde gebracht werden. Axel Behmann hatte mit einer Breite von elf Metern Deutschlands größte Pflanzmaschine bauen lassen. Drei der fünf Plätze auf der Pflanzmaschine waren besetzt. Die rumänischen Pflanzer griffen sich die Eichen- und Birkensetzlinge aus den Säcken und steckten sie in die einen Meter tiefe Furche. Die Kolonne, die der Pflanzmaschine folgte, war keine Fahrzeugkolonne, sondern ging zu Fuß. Die »Kolonnisten« traten den Boden um die Jungbäume fest. Es war ein Anblick, der ungewöhnlich war in Brandenburg. Wann wird schon unter Einsatz von schwerem Gerät ein neuer Wald gemacht?

Seit diesem Januartag bin auf eine kindliche Weise aufgeregt. Welche Bäume werden überleben, welche auf der Strecke bleiben? Wann werden sie mir über den Kopf wachsen? Wie wird der Wald der Zukunft aussehen? Wird es ein gewohnter Anblick sein oder muss ich mich an ihn erst gewöhnen, so wie ich mich auch an andere neue Landschaftsbilder gewöhnen musste? Und ein wenig staune ich über mich selbst. Woher kommt diese kindliche Aufregung? Ist die Neugier also doch kein Privileg der Jugend?

Nur durch einen Zufall hatte ich entdeckt, dass der Tesla-Wald nicht rund um Grünheide entsteht, wo die Gigafactory wie ein Ufo in der Mark gelandet ist. Der Neuwald wurde zwischen Beeskow und Grunow gepflanzt, denn die »Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen«, die das Brandenburgische Waldgesetz verlangt, müssen nicht in unmittelbarer Nähe des abgeholzten Waldes erfolgen. Wichtig ist nur, dass sie im selben Naturraum stattfinden. Das ist in Grunow der Fall. Sowohl der gerodete Tesla-Wald in Grünheide als auch der 60 Kilometer weiter östlich entstehende Tesla-Neuwald gehören zum Naturraum »Ostbrandenburgisches Heide- und Seengebiet«.

Ich kann seitdem mit eigenen Augen sehen, wie der Wald der Zukunft wächst. Nicht durch Naturverjüngung, also durch die natürliche Aussamung wie im Urwald Fünfeichen, sondern durch eine gezielte Aufforstung. Nicht um kleine Versuchsflächen geht es hier, sondern um Brandenburgs größten Waldneubau. Für die 173 Hektar Kiefernwald, die in Grünheide gerodet wurden, hat sich Tesla vertraglich verpflichtet, 294 Hektar aufzuforsten. Dass zwischen Beeskow und Grunow sogar 520 Hektar neuer Wald entstehen und noch 150 Hektar extensiv bewirtschaftetes Grünland dazu, hat zwei Gründe. Einmal hat die Oegelner Fließ GmbH und Co. KG, die Gesellschaft von Flächeneigentümern, die hinter »Naturraum für Generationen« steht, 670 Hektar Flächen zusammenbekommen. Zum anderen betreut die landeseigene Flächenagentur, mit der Behmann ins Geschäft gekommen ist, nicht nur die Ausgleichsmaßnahmen von Tesla, sondern auch zahlreiche andere, wenn auch deutlich kleinere.

An diesem Januartag hatte mich, so habe ich es damals in mein Notizbuch geschrieben, die Zukunft berührt. Die Gegenwart, die ich bis dahin bei meinen Abendrunden über die Wald- und Feldwege nördlich von Grunow kennengelernt habe, war zur Vergangenheit geworden. Es waren schnell wachsende Pappeln, Weidenkätzchen und Robinien, die regelmäßig nach ein paar Jahren geerntet wurden und als Holzhäcksel in der Biogasanlage landeten. Rund um Grunow wuchsen viele dieser Kurzumtriebsplantagen. Schon vor vielen Jahren hatten die schlechten Böden die Landwirte zu solchen Experimenten gezwungen. Doch kaum hatte ich dieses neue Wort, Kurzumtriebsplantage, gelernt, war es schon wieder Geschichte. Nicht nur in der Stadt dreht sich das Rad der Zeit immer schneller, sondern auch auf dem Land.

Kurz vor dem Waldrand bringt Axel Behmann seinen Pick-up zum Stehen. Die Fahrzeuge der Kolonne parken nacheinander am Feldweg. Türen schlagen, vor einer Fläche, auf der bis vor kurzem noch schnell wachsende Pappeln Biomasse geliefert haben, bildet sich eine Menschentraube. Die junge Tesla-Mitarbeiterin scheint zufrieden, lachend schießt sie Handyfotos. Einige Pappelreihen hat der Förster, der für Behmann die Aufforstung des Tesla-Waldes verantwortet, stehen lassen. Sie sollen der Traubenkirsche, die auf der Fläche wächst, Schatten spenden. Schattenbäume sind wichtig, betont Behmann. Wenn sie ihren Dienst verrichtet haben, müssen sie aber raus. Denn Balsampappeln sind keine gebietsheimischen Gehölze, und nur solche dürfen den neuen Wald bilden. So verlangt es eine Vorschrift, über die die Untere Naturschutzbehörde mit Argusaugen wacht.

Was ist heimisch, was nicht? Was darf bleiben, was muss wieder weg? Wer bekommt einen Aufenthaltstitel, wer ein Bleiberecht, wer wird abgeschoben? Schon öfter hab ich die Naturschützer in meinem Bekanntenkreis in solche Debatten zu verwickeln versucht. Habe gefragt, ob es in Flora und Fauna nicht eine Fremdenfeindlichkeit gebe, die andernorts Empörung hervorrufen würde. Zum Beispiel dann, wenn von invasiven Arten die Rede ist, die die heimischen Arten verdrängen würden. Wenn die Eindringlinge wieder raus müssen aus den heimischen Biotopen. Wenn ihnen attestiert wird, sich nicht integrieren zu können und nichts zum Nutzen der Gemeinschaft beizutragen.

Es ist ein Thema, über das Naturschützer nicht gerne reden. Vielleicht auch deshalb, weil es nicht nur um Fremdenfeindlichkeit geht, sondern auch um Darwinismus. Man pflanzt, was sich als robust erwiesen und die besten Überlebenschancen hat. Und was hineinpasst in den großen Stoffwechsel der Natur. Roteichen zum Beispiel passen nicht hinein, obwohl sie resistent sind gegen Schädlinge und Hitze und dem Anspruch an Resilienz, den viele nun im Klimawandel hochhalten, Genüge leisten. Ihr einziges Manko: Es gibt in unseren Breiten keine Insekten, die die abgefallenen Blätter der Roteiche, die im Herbst noch viele an den Indian Summer erinnern, zersetzen können. Und ohne Zersetzung kein Humus, keine neue Muttererde. Die Natur kann grausam sein in ihrem Bemühen, Eindringliche fernzuhalten.

Axel Behmann hat sich dennoch vorgenommen, diese Diskussion zu führen und auf der Exkursion ein paar unangenehme Fragen zu stellen. Warum nicht auch mit Bäumen experimentieren, die nicht heimisch sind, fragt er. Solche zum Beispiel, die an anderer Stelle, etwa im Süden Europas, bewiesen haben, dass sie gut mit der Hitze klarkommen. Warum nicht auch Douglasien oder Libanonzedern in die heimischen Wälder bringen? Warum sie nicht bunt machen und divers?

Fragen sind das, die auch Forscherinnen und Forscher stellen, die unsere Wälder fit machen wollen für die Zukunft. Nicht nur durch Waldumbau, denn ein Mischwald ist feuchter als ein Kiefernforst und fängt weniger schnell Feuer. Auch so genannte »Klimabäume« oder »Zukunftsbäume« sollen die Wälder anpassen an die neuen Bedingungen.

Axel Behmann nennt die Bäume, mit denen er auf seinen Flächen gerne experimentieren möchte, »Alternativbaumarten«. Natürlich weiß er, dass das auch schiefgehen kann. Auf dem Feldweg nördlich von Grunow können es alle sehen. Schon neun Monate nach der ersten Pflanzung hat die Robinie, eine dieser invasiven Arten, wieder ausgetrieben. Im Tesla-Wald dürfen Robinien nicht zuhause sein, sagt Behmann. »Wenn bei der Abnahme nur eine einzige Robinie auf den Flächen steht, wird das nicht als Wald anerkannt.«

Welche die »nicht-invasiven« Bäume der Zukunft sein können, will Behmann deshalb im Rahmen eines Forschungsprojekts herausfinden, für das er die Hochschule für Nachhaltige Entwicklung in Eberswalde (HNEE) mit ins Boot geholt hat. Als Ausgleichsmaßnahme werden solche Experimente allerdings nicht gefördert. Vielleicht auch deshalb nicht, weil das von Axel Vogel, einem Grünen, geführte Landwirtschafts- und Umweltschutzministerium damit die Regeln ad absurdum führen würde, die es sich selbst gegeben hat. Die Aufgabe des Grundsatzes, nur gebietsheimische Gehölze zuzulassen, würde in Naturschutzkreisen zudem einen Aufschrei auslösen. Experimente wie die von Behmann und der HNEE können deshalb nur auf eigene Rechnung stattfinden.

Was aber, wenn es gar nicht so viele Setzlinge für gebietsheimische Gehölze gibt? Auf dem Feldweg, hinter dem einmal eine Kurzumtriebsplantage wuchs, haben die jungen Traubeneichen den Sommer überraschend gut überstanden, freut sich Isabell Hiekel, die Gastgeberin der Exkursion. Auch der Spitzahorn, sagt Behmanns Förster, sei gut über den Sommer gekommen, ganz anders als die Buche, die bis heute als die heimischste Baumart in Brandenburg gilt. Gerne würde der Förster noch mehr Traubeneichen und Spitzahorne pflanzen. Doch das sei gar nicht so einfach. 30.000 oder 40.000, sagt der Förster, könne er in diesem Jahr in den verschiedenen Baumschulen noch zusammenkratzen. Allerdings könnte er gut und gerne das Doppelte oder Dreifache davon pflanzen.

Und dann ist da noch die Hitze, die nicht nur den jungen Bäumen zusetzt, sondern auch den gestandenen unter ihnen. Eine fette Eichenmast habe man für 2022 erwartet, sagt der Förster. Doch auf den Hitzestress hätten die Eichen mit Notabwürfen reagiert. Wer mit dem Fahrrad unter einer Eichenallee fährt, weiß, was Behmanns Förster meint. Immer wieder knackt es, wenn die Reifen über grüne, noch nicht reife Eicheln rollen.

Zuwanderung nicht erwünscht, obwohl die heimische Waldbevölkerung nicht genügend Nachwuchs liefert, das ist die Botschaft, die Axel Behmann an diesem Tag unter die Leute bringen will. Isabell Hiekel unterstützt die Idee, mit »Alternativbaumarten« zu experimentieren. Auf die richtige Mischung kommt es an, findet sie. »Wir wissen heute nicht genau, was morgen passiert und müssen deshalb auf alles vorbereitet sein.« Trockenresilient und unempfindlich gegen Spätfröste sollen die Bäume der Zukunft sein. Hiekel wünscht sich, dass bald mehr möglich wird beim Waldbau in Brandenburg: »Hier muss sicherlich behutsam nachgesteuert werden«, sagt die Grüne. Dafür müssten die Ziele für die Waldwirtschaft unter den Bedingungen des Klimawandels neu definiert werden. »Das ist eine Aufgabe, die jetzt ansteht.« Sie verspricht, die Debatte auch im grünen Ministerium führen zu wollen.

Für »Naturraum für Generationen« kommt diese Debatte zu spät. Eine Forschungsfläche von 50 Hektar, auf der Behmann mit der Hochschule in Eberswalde mit Zukunftsbäumen experimentieren wollte, ist mit privaten Mitteln nicht zu finanzieren. Die Flinte ins Korn werfen will Axel Behmann dennoch nicht. Er bittet die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Exkursion, wieder in ihre Autos zu steigen. Die letzte Station an diesem Tag wird nicht in Grunow stattfinden, sondern bei Oegeln, dem Sitz von »Naturraum für Generationen«.