Mr. Data und das Braitenberg-Universum - Adrian W. Fröhlich - E-Book

Mr. Data und das Braitenberg-Universum E-Book

Adrian W. Fröhlich

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Beschreibung

Gedanken aus vier Jahrzehnten zum in unserer Zeit imminenten Projekt künstlichen Bewusstseins in Androiden - und damit zur Frage, was der Mensch jenseits der Metaphysik über sich selbst weiss. Sie führt zur ebenso schwierigen Zwillingsfrage nach dem Universum, mit dem der Mensch eine unauflösbare Einheit bildet. Die Kerntheorie von 1991 war nach ihrer Entstehung Gegenstand einer Erörterung mit Braitenberg (damals Leiter des MPI für Biokybernetik in Tübingen). Leicht überarbeitete und in einem einzigen Band zusammengefasste Neuausgabe.

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Seitenzahl: 1440

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Die in diesem Buch enthaltenen Grafiken, Tafeln und Bilder sind zum Teil Originale aus der Publikation Plastware – Spiel der Spiegel von 1991/1995 und aus Arbeiten des Autors aus den siebziger und achtziger Jahren. Sie wurden belassen, wie sie waren, weswegen ihre Druckqualität mangelhaft sein kann. Der Text kann auch grammatische Fehler, Helvetismen und Unebenheiten aufweisen.

Sie sollten sich an eine Denkweise gewöhnen, bei der die materielle Ausführung einer Idee viel weniger bedeutet als die Idee selbst.

Valentin Braitenberg

(…) we need a naturalism that does not straitjacket our understanding of complex systems such as the human brain to failed metaphors coming from early twentieth-century formulation of what is to make a computation.

Why can’t the brain be a physical system that does not happen to be a programmable digital computer? Are we sure there are not still new principles to be discovered in complex systems, biology and neuroscience?

The root of the crisis in naturalism is its being wedded to the picture that the universe is a machine.

Lee Smolin

.

(…), dass wir keine äussere und von der Realität der Erfahrung unabhängige Realität brauchen, um alle Erfahrungen erklären zu können, und damit Erkenntnis, den Beobachter und das Beobachten, sondern dass die Annahme einer äusseren, von der Erfahrung unabhängigen Realität entweder als überflüssig behandelt wird oder das Verstehen der genannten Phänomene als biologische Phänomene stört.

Humberto Maturana

In der Organisation der lebenden Systeme besteht die Rolle der Effektoroberflächen nur darin, die eingestellten Zustände der Rezeptoroberflächen konstant zu halten, und nicht darin, auf eine Umwelt einzuwirken, wie adäquat eine solche Beschreibung für die Analyse von Adaptationsprozessen oder anderen Prozessen auch immer erscheinen mag.

Humberto Maturana

Inhaltsverzeichnis

ZUR EINLEITUNG

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TEIL IV – DIE SUBJEKTTHEORIE

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ANUSKRIPTE

Zur Einleitung

1 Was ist ein Braitenberg-Universum?

Dieses Buch ist in vielerlei Hinsicht unfertig. Es stellt einen notwendigen, wohl mehr schlechten als rechten Kompromiss in einer Sache dar, die heute noch kaum übergreifend - und ausreichend formalisiert - darzustellen ist. Dieses Buch ist unvollkommen. Es berichtet von jener unerwarteten Gedankenreise, auf die mich mein Ich vor fünfzig Jahren schickte. Ich war damals fünfzehn, vielleicht auch siebzehn, und begegnete Platon in seinem Dialog Parmenides. Aus ihm vernahm ich eine weit entfernte Stimme, die mir zurief: Gehe hinaus und bringe zu Ende, was wir beginnen! Du bist zwar bloss ein Tropf, aber gewitzt und unbestechlich genug, um mit der Aufgabe betraut zu werden. Doch bist du nicht der Einzige.

Dieser innere Auftrag trieb mich bis Mitte der Neunziger Jahre stark um, so dass ich daneben nur das Nötigste erledigte, Studium, Militärdienst und Arbeit, als handle es sich dabei um lässliche Freizeitvergnügen. Danach trat für zwanzig Jahre das Böse in mein Leben und hielt mich gefangen. Hilfe kam von unerwarteter Seite. Es war meine Tochter, die mich aus den Umgarnungen befreite. Ich kehrte zu meiner Aufgabe zurück. Es bleibt jetzt unvollkommen, was rein und hart wie Diamant werden sollte. Für die Erlangung solcher Klarheit bin ich zu schwach geworden, zu alt. Doch, was gedacht wurde, bleibt es auf alle Zeit. Möge dieses Buch einen anderen zu einer ebenso unerwarteten Reise anstiften! Wer sie auch immer unternehmen wird, wird es nicht leicht haben. Ob mein Buch gelesen wird, ist im Grunde gleichgültig. Die Gedanken, von denen es Zeugnis ablegt, sie jedoch erscheinen mir unvergänglich - weil sie gedacht wurden.

Zwar habe ich versucht, so etwas wie die Geschichte meines Umgangs mit dem Stoff zu erzählen, um den es mir hier geht. Doch erst ein gemeinsamer Formungsprozess wird Licht in die Sache bringen. Ich richte mich also weniger an den reinen Laien, sondern nehme gerne an, dass Sie in einer der vom Stoff betroffenen Wissenschaften zu Hause sind. Auch hoffe ich, dass im Umgang mit ihm nicht bloss zerpflückt, sondern vielmehr gedacht werde. Dafür, dass Sie sich auf den Stoff einlassen wollen, danke ich Ihnen. Ich weiss, dass es Mut braucht und Wagnis bleibt. Leider konnte ich den Stoff seit einem Vierteljahrhundert mit niemandem mehr teilen, da es einfach keinen und keine gab, der oder die dazu in der Lage gewesen wäre.

Es ist ein Zug meines Denkens, dass mir die Disparatheit der verschiedenen wissenschaftlichen Modellwelten und ihrer angenommenen, allgemeinen Gegenstände immer künstlich erschienen ist. Sie ist mir nur verständlich in der Folge eines vorbewussten, die Voraussetzung bildenden Sprungs, der verhindert, dass die Rückführung ins Übergreifende gelingen kann. Dieser Sprung ist unvermeidlich, will man wissen können, wovon man spricht. Doch ist er, obschon nicht rückgängig zu machen, wenigstens neutralisierbar. Die Neutralisation leistet die in diesem Buch vorgeschlagene Universaltransformation, deren Schema das sogenannte Kosmische Ergon ist, bzw. die Überführung aller Wissenschaften in einen selbstreferentiellen, relativistischen Braitenberg-Kosmos – in ein monadisches Universum - als der neuen Heimstätte all unserer Gedanken und Forschungen.

Valentin Braitenberg (eigentlich Valentin von Braitenberg, 1926-2011), der Leiter des biokybernetischen Max-Planck-Instituts in Tübingen zwischen 1968-1994, schreibt in seinem Büchlein Künstliche Wesen: «Kein Zweifel, das Eigentliche am Menschen sieht von innen betrachtet ganz anders aus als von aussen.»1 Er eröffnet mit diesem lapidaren Satz die Einleitung zu einem genialen Wurf. In ihm ist eine gewaltige Wahrheit auf äusserst gelassene Weise daher gesagt, so gelassen, dass der Leser darüber hinweglesen muss. Die Erkenntnis Braitenbergs ist in Wirklichkeit die Tür, durch die man gehen muss, will man mehr tun, als das immer Gleiche zu wiederholen, wie es aber die Art der scholastischen Wissenschaft zu allen Zeiten gewesen ist.

Ein Braitenberg-Universum ist zunächst ein Universum, das auf dem dialektischen Gegensatzpaar von innen und aussen aufgebaut ist, ein Universum, worin Innen und Aussen Komplementärwelten sind. Braitenberg zeigt in seinem Büchlein, was darunter konkret zu verstehen ist. Er definiert einen Raum und eine Zeit, in denen sich Vehikel bewegen. Er stellt uns vierzehn verschiedene Konstruktionen vor und deutet deren Verhalten gleich wie das Verhalten biologischer Wesen. Braitenberg nimmt dabei die Aussensicht in Bezug auf seine Vehikel ein. Damit zählt er sie zu seinem Universum, ohne dies freilich zu bemerken oder gar zu problematisieren.

Ein Braitenberg-Universum ist also, grob gesagt, eine Raumzeit, in der sich beliebig viele Vehikel (Bezugssysteme) auf jene Art bewegen, die durch ihre Konstruktion ermöglicht wird, sowie ein Subjekt, das aufgrund seines eigenen Erlebens deutet, was es beobachtet, wenn es von der Prämisse ausgeht, dass es sich bei den Vehikeln um Wesen handelt.

Braitenbergs Vehikelwelt ist ein klassisches Universum mit absoluter Zeit und absolutem Raum. Man kann es auch ein Newtonsches Universum nennen. In meinem Buch wird nun der Versuch unternommen, einen erweiterten Braitenberg-Kosmos auf der Basis von Geschlossenheit und Konstruktivismus zu beschreiben, quasi eine Einstein-Bohr-Braitenberg-Welt. Realisiert, wird sie zu einer zugleich relativistischen und quantenmechanischen Welt.

Mein Versuch ist als ein umfassendes Gedankenexperiment konzipiert. Physikalisch ist er nicht, weil die Physik nicht alle Elemente eines solchen Braitenberg-Universums liefern kann. Und er ist nicht mathematisch, weil er in letzter Konsequenz keine Angelegenheit der Zahl ist. Nur die biologisch-philosophisch-konstruktivistische Herangehensweise, die es noch nicht gibt, kann reich genug sein, einen solchen Kosmos zu beschreiben. In die Biologie sind Physik und Chemie eingeschlossen, in die Philosophie Logik und Metaphysik. Konstruktivistisch ist dieser Kosmos darum, weil er sowohl das Braitenbergsche Innen, als auch dessen Aussen umfasst. Da es bis heute keine dafür hinreichend vorbereitete Wissenschaft gibt, bleibt mein Versuch zwangsläufig Gedankenexperiment. Als ein solches befindet es sich in bester Gesellschaft, denkt man etwa an die Gedankenexperimente des «goldenen Zeitalters der Quantenphysik».

Obschon es erstaunen mag, ist mein Versuch kein solcher in Künstlicher Intelligenz oder Künstlichem Leben. Künstliche Intelligenz (derzeit vor allem mit dem Konzept des Deep Learning und damit mit neuronalen Netzwerken verbunden), Artificial Life-Forschung und Robotik sind Disziplinen der aktuellen Scholastik. Sie können uns zwar in ein rudimentäres Newton-Braitenberg-Universum hineinführen, das als ein solches aber nicht erkennbar wird. Braitenberg ist derartigen Versuchen mit seinem 14-Vehikel-Kosmos auch heute noch voraus.

Hofstadters einzigartiges Werk Gödel, Escher, Bach2 handelt davon, dass Bewusstsein aus sogenannten seltsamen Schleifen emergiert, welche letztlich Ausdruck von Selbstreferenzialität sind. Das ganze Werk dreht sich grundsätzlich um Gödels Theorem, wie Hofstadter im Vorwort zu einer späteren Ausgabe seiner Arbeit betont. Gödel hat im Grunde genommen mathematisch ausformuliert, dass es keine geschlossene Welt geben kann ohne die Kontingenz. Eine vollkommen abgeschlossene Welt wäre leer, gäbe es nicht den einen Bruch. Man kann ihn jedoch nicht in diese Welt einbauen, ohne ihn dieser Welt vorauszusetzen, und so entstehen, russischen Puppen gleich, Myriaden selbstreferentieller Welten, ein Vorgang, gegen den die Russellsche Typologie machtlos und unfruchtbar ist. Hofstadter glaubt denn auch folgerichtigerweise, dass das Bewusstsein keine biologische Basis oder gar hirnbiologische Basis als solche habe und benötige, sondern von vornherein metaphysisch definiert werden müsse als Ergebnis seltsamer Schleifen der Selbstbezüglichkeit, in erster Linie solcher Schleifen, die verschiedene Ebenen miteinander verbinden. Wie dem Leser meines Buches klarwerden wird, bin auch ich dieser Ansicht. Allerdings gehe ich darüber hinaus, indem ich ein Metamodell liefere, worin sich solche seltsamen Schleifen entwickeln können. Obschon ich quantenphysikalische Phänomene als am Bewusstseinsprozess beteiligt stipuliere, gilt letztlich doch Hofstadters metaphysische Basis des Bewusstseins unumschränkt auch bei mir. Dieser scheinbare Widerspruch rührt davon her, dass ich ihn bewusst in mein Setting einbaue, um das Bewusstsein erst einmal dort zu verorten, wo es stattfindet, in ihm selbst, und um ihm im Rahmen eines Settings jenen Ort zuzuweisen, den allein es einzunehmen befähigt ist. Das Neue an meiner Theorie ist die durchgehende, letztlich instrumentelle Verschränkung des Subjektiven mit dem Objektiven, des Metaphysischen mit dem Physischen, wozu es eines besonderen Arrangements bedarf. Whiteheads Prozessphilosophie liefert es nicht, ebenso wenig wie die Monadenlehre Leibniz‘. Die einzigen Denker, die etwas Ähnliches versucht haben, waren Braitenberg in seinem Werk über künstliche Wesen und Maturana. Doch gingen sie nicht so weit wie ich. Insbesondere Braitenberg definierte das Universum nicht als geschlossen, autopoetisch und konstruktivistisch. Er stipulierte zwar die Verschränkung des Subjektiven mit dem Objektiven in seiner Versuchsanlage auch, führte sie jedoch nicht zu Ende. Mein Beitrag ist es, diese Verschränkung zu Ende zu bringen, was vorausgesetzt hat, dass ich von den (semantischen) Vehikeln Braitenbergs abrückte zugunsten eines Spiegelvehikels. Hierin ging ich auch über Maturana hinaus. Man kann meine Theorie, glaube ich, nur verstehen, wenn man sie konstruierend nachvollzieht. Sie überholt Spinoza, Leibniz und Kant, ohne sie zu widerlegen, und definiert jenes Universum, in dem der Dualismus zwischen Geist und Materie in ein dialektisches Setting zwischen Subjekt und Objekt überführt wird, wobei das Objekt durch das Spiegelwesen (das Ergoncircuitsystem ES, wie ich es in der Kerntheorie nenne) ersetzt wird. Erst in einem solchen Universum, das ich als Kosmisches Ergon (KE) bezeichne, können die Grenzen von Philosophie und Physik überschritten werden im Hinblick auf Konvergenz. Meine Theorie begründet eine Wissenschaft, die nicht Teil der Philosophie, nicht Teil der Physik, nicht Teil der Biologie und ebenso wenig Teil der Psychologie ist. Sie füllt die Lücke zwischen diesen Wissenschaften, eine Lücke, die noch kaum wahrgenommen wird, und deren Besetzung dem Einsetzen des Schlusssteins ins Gewölbe gleicht.

Bei der Entwicklung jedoch ging ich anders vor. Ich stützte mich lange Jahre ausschliesslich auf den klassischen Idealismus und dessen Ausmündung in die Husserlsche Phänomenologie und auf deren Verästelungen bis zu Heidegger und Sartre. Nachdem ich daran meiner Ansicht nach gescheitert war, erkannte ich, dass es auf diesem Weg nicht möglich sei, den Schlussstein zu finden. Ich wandte mich den analytischen Philosophen unserer Zeit zu, der Kognitionswissenschaft und der Künstlichen Intelligenz. So stiess ich unter anderem auf Braitenberg. Es wurde mir klar, dass die analytische Philosophie mit denselben Problemen rang wie der Idealismus, und dass sie strukturell dieselbe Asymptote besitzt. Nun sah ich mich genötigt, den Schritt ins Nichts zu wagen und die Welt der Ergonsysteme zu erfinden. So konnte ich Gedanken, wie sie Hofstadter vorträgt, integrieren und damit auch - beispielsweise - die Russellsche Typenlehre wirklich verstehen. An diesem Punkt stellte ich auch fest, dass die Quantentheorie an ähnliche Grenzen stösst, an die ich geriet, indem ich mir überlegte, wie die von mir im Kosmischen Ergon angelegte Subjektinklusion interpretiert werden muss. Dieser Schritt gelang mir erst vor wenigen Jahren, während die Kerntheorie bereits 1991 entstanden war.

In diesem Buch wird der Begriff des Braitenberg-Universums nicht allzu häufig verwendet. Statt seiner ist umso mehr vom Kosmischen Ergon die Rede, als dem Basiskonstrukt der Vehikelwelt, um die es mir geht. Hier sind wir beim Punkt, an dem ich mich von Braitenberg klar unterscheide. Braitenberg entwickelt semantisch reiche Vehikel, Vehikel mit einer nicht tautologischen Funktionalität. Diesen Makel musste ich eliminieren, weil sonst eine geschlossene, selbstreferentielle und konstruktivistische Variante der Welt unmöglich ist. In ihr gibt es nur ein einziges Vehikel, dessen Semantik darin besteht zu spiegeln. Es ist ein tautologisches Vehikel, das zum Grundbaustein für Vehikelorganismen wird, die in Bezug auf das Basisvehikel gleichsam «in komplexer Weise» symmetrisch sind. Darauf wird eingehend zurückgekommen.

Um den sich daraus ergebenden Kosmos zu verstehen, muss man nun allerdings weit ausholen. Das Buch lässt sich nicht durch Lesen allein bewältigen. Man muss denken, ja vielleicht konstruieren. Würde ich versuchen, das Gedankenexperiment süffig lesbar aufzubereiten, müsste mein Buch wohl an die zehntausend Seiten umfassen. Die aktuelle Gestaltung ist eine Zusammenfassung, die man noch als vernünftig bezeichnen kann, wenn man die Theorie erst einmal verstanden hat. Valentin Braitenberg selbst hatte meine Kerntheorie von 1991, welche das Zentrum des Buches ausmacht, in groben Zügen verstanden. Er fand sie so originell, dass er damals ihre unveränderte Publikation empfahl.

Das Dilemma meiner Arbeit besteht darin, eine dringend notwendige Theorie zu vermitteln, für deren Publikation es kein Organ, keinen Verlag geben kann. Ich wählte daher für meinen Text die heute gegebene Möglichkeit der Publikation on Demand.

Wenn Sie dieses Buch öffnen und darin lesen, werden Sie bald feststellen, dass sein Inhalt zunächst einmal hermetisch ist, dass sich ein Verständnis nur entwickeln kann, wenn Sie in Ihrem Geist – neben Ausdauer beim Denken und Vorstellen - etwas mitbringen, das man kreative Schamlosigkeit nennen könnte, die Fähigkeit nämlich, Dinge auf grünen Wiesen zu entwickeln. Wenn Sie glauben, das könnten Sie, dann lassen Sie uns beginnen!

Doch vorher noch eine kleine Standortbestimmung, auf die Sie später zurückgreifen können:

Das Braitenberg-Universum kommt als ein monadisches Universum in drei Varianten vor:

Eine psychologisch-gedeutete: semantisch und klassisch-realistisch (Braitenbergs Welt der künstlichen Wesen)

Eine ontologisch-vorgestellte: tautologisch, geschlossen-relativistisch (mein Universum der Ergonsysteme)

Eine physikalisch-wirkliche: (bio)konstruktivistisch-quantenphysikalisch (die künftige Umsetzung in einem Androiden)

In diesem Buch bauen verschiedene Modelle aufeinander auf. Die Stratifizierung, die im Buch einigermassen eingehalten wird, sieht so aus:

Braitenberg-Universum → die Situation/die Wandlung → die Struktur «Li» → das Kosmisches Ergon → die M-Loop-Termination3 → die Monade/Polyade → die Mentalisierung → die Modelle des Scholiums4 der Biokybernetik, Neurobiologie, der Philosophie und Psychologie.

Ich hoffe, dass meine Theorie von einigen verstanden werden wird. Ich hoffe, dass diese Forscherinnen und Forscher die Grösse und die Fähigkeit haben werden, der Menschheit zu dieser neuen Wissenschaft zu verhelfen, die hier angelegt ist, und die damit den ersten wirklich neuen Schritt seit den alten Griechen umsetzen werden.

1 Braitenberg, V., Künstliche Wesen, Vieweg, 1986, S.1.

2 Hofstadter, D.R., Gödel, Escher, Bach, Cotta, 1985

3 Hofstadters seltsame Schleifen, jedoch implementiert

4 Mit dem Begriff Scholium bezeichne ich in diesem Buch das an Hochschulen und Universitäten Gedachte und Gelehrte, im weitesten Sinne jede Art von Lehrmeinung.

2 Vorbemerkung

Die Natur weiss nichts und macht nichts.

Terje Rian, Ranger auf dem Dovre Fjell, Norwegen

Für alle unsere Anschauungen gilt zunächst einmal: «[..] sie erfassen das Sein als etwas, das mir als Gegenstand gegenübersteht, auf das ich als auf ein mir gegenüberstehendes Objekt, es meinend, gerichtet bin. Dieses Urphänomen unseres bewussten Daseins ist uns so selbstverständlich, dass wir sein Rätsel kaum spüren, weil wir es gar nicht befragen. Das, was wir denken, von dem wir sprechen, ist stets ein anderes als wir, ist das, worauf wir, die Subjekte, als auf ein gegenüberstehendes, die Objekte, gerichtet sind. Wenn wir uns selbst zum Gegenstand unseres Denkens machen, werden wir selbst gleichsam zum Anderen und sind immer zugleich als ein denkendes Ich wieder da, welches dieses Denken seiner selbst vollzieht, aber doch selbst nicht angemessen als Objekt gedacht werden kann, weil es immer wieder die Voraussetzung jedes Objektgewordenseins ist. Wir nennen diesen Grundbefund unseres denkenden Daseins die Subjekt-Objekt-Spaltung. Ständig sind wir in ihr, wenn wir wachen und bewusst sind.»5

Damit sind wir am Tatort. Bevor wir aber mit den Ermittlungen beginnen, sollte ich mich fairerweise dem geneigten Leser vorstellen. Doch das ist schwierig in einer Zeit, die eine mittelalterlich anmutende Titelsucht pflegt - und man muss sagen: erneut - dem naiven Akademismus verfallen ist, den unsere Kultur schon einmal überwunden hatte, indem sie echte Intellektuelle und Geistmenschen hervorbrachte, die durch ihre Gedanken überzeugten und nicht durch die akademische Vita, nicht allein durch eine solche, und wo es noch eine, aus heutiger Sicht betrachtet, überaus gebildete und zahlenmässig umfangreiche Leserschaft gab, die solches zu schätzen wusste. Jean Zieglers Ceterum, dass es in der Schweiz keine Intellektuelle gebe, traf damals nicht zu, heute jedoch auf jeden Fall, und nicht nur auf die Schweiz, sondern auf den deutschsprachigen Raum, wenn nicht sogar auf ganz Westeuropa. Natürlich gibt es immer Ausnahmen, aber es sind Ausnahmen.

Der erste wahrhaft gescheite Mensch, dem ich in meinem Leben begegnet bin, war mein Vater, ein Mensch, der über das verfügte, was ich als Realitätsfantasie bezeichne, die Fähigkeit, Vergangenheiten und Zukünfte nicht nur als Wirklichkeiten zu sehen, sondern das Spezifische des Wirklichen in ihnen spielen zu lassen, wozu es einer radikalen Kenntnis des Menschen bedarf, die in unserer Welt selten geworden ist. In Henri Lauener begegnete ich dann einem Philosophen, wie er trockener und exakter nicht sein konnte, der aber das pralle Leben liebte und sprühenden Geist besass, der es ihm erlaubte, selbst konträre Meinungen gelten zu lassen, ohne sie zu akzeptieren. Der dritte derartige Geist, dem ich begegnen durfte, war Valentin Braitenberg. Er las und begriff den formalisierten Teil meiner Theorie ohne weitere Erklärung und hielt sie für so bedeutsam, dass er mir ohne weitere Fragen dazu gratuliert hat. Nie hätte ich gedacht, dass diese Theorie jemand verstehen könne, dem sie nicht Punkt für Punkt erklärt wird. Braitenberg war einer der Denker der Biokybernetik, darüber hinaus ein begnadeter Geschichtenerzähler und Essayist, dessen Herausforderung das Gescheite war, das Markenzeichen des Intellektuellen.

Ich erinnere mich, dass ein Freund meines Vaters, Walter Robert Corti, Philosoph und Begründer des Kinderdorfes in Trogen, mit seinem erfolglosen Grossprojekt der Akademie das wollte, was heute monnaie courante ist. Er wollte die Ethik über die Ontologie stellen und war der Meinung, dass nur das gedacht werden dürfe, was den Grundprinzipien der Ethik genügt. Seine Idee hat sich weitgehend durchgesetzt, nicht wegen seines Wirkens, sondern als Folge der Erinnerungskultur an die Shoa. In den achtziger und neunziger Jahren ist hier Entscheidendes passiert. Die Shoa hat in der Diskussion inzwischen in Westeuropa und den USA jene Position eingenommen, die in der voraufgeklärten Welt der Wirklichkeit des Bösen zukam. Unter dieser Kautele versiegelt sie das Universum des Geistes auf die gleiche Weise, wie es vor der Aufklärung das katholische Dogma tat. Ethisch betrachtet ist dagegen – angesichts der millenaren Verbrechen der Nazis - nichts einzuwenden. Doch philosophisch hat es Konsequenzen. Nicht die Aufklärung wurde dadurch befördert, sondern paradoxerweise die Gegenaufklärung. Der Publizist ist heute wieder ein Fréron und kein Voltaire mehr, doch nennt er sich Voltaire. Das Dogma, kein katholisches dieses Mal, sondern ein menschenrechtliches, ist zurück. Normalerweise stösst sich daran niemand. Doch wer in Bereiche des Denkens vordringt, wie sie in diesem Buch erforscht werden, steht in der Gefahr der Häresie.

Auf die Frage, wer ich bin, gibt es angesichts dessen keine zufriedenstellende Antwort. Es ist am ehrlichsten, wenn wir uns darauf einigen, dass diese Frage dann zu klären sein wird, wenn das Buch seine allfällige Wirkung entfaltet. Wer begreift, was dieses Buch liefert, wird erkennen, dass es nur von einem Geist geschrieben werden konnte, der souverän ist und sich über alle sichtbaren und unsichtbaren Grenzen hinwegsetzt, nicht um sie zu verletzten, sondern um herauszufinden, ob es sie zu Recht gibt, bzw. was es zu Recht gibt, und was nicht.

Das Buch ist, das muss zugestanden werden, dann ein extrem harter Brocken, wenn es jemand in allen Einzelheiten verstehen möchte. Und das würde es auch dann sein, hätte ich mir die Mühe genommen, es über zehntausend Seiten auszubreiten und damit vielleicht ein bisschen verständlicher zu machen. Es ist ein fast unverständlicher Text aus dem einen Grund, weil sein Gegenstand schwierig zu fassen ist. Vieles an diesem Buch ist aber auch gut verständlich. Doch täuscht das über das Eigentliche hinweg.

Dieses Buch ist ein erzählter Kosmos. Erzählung spielt in ihm eine zentrale Rolle. Vielleicht die wichtigste Rolle überhaupt. Ich bin in diesem Buch nicht nur als ein Denker unterwegs, sondern auch als Erzähler, der selbst ein pralles Leben gelebt hat und lebt. Ich bin wie jeder Intellektuelle ebenso ein Romantiker, ein Erotiker, ein Aktivist, ein Sünder und ein Ehrenmann. Kein Geist taugt etwas ohne den Mann oder die Frau, die dahinterstehen. Wir leben, lieben und sterben.

Doch fangen wir an!

3 Zusammenfassung

Zweck des Buches ist es, die Natur umfassend neu zu denken und dabei ein Element nachzureichen, das in allen bisherigen Naturen gefehlt hat.

Dieses Element lässt sich jedoch nicht ausreichend plausibilisieren, ohne dass man zeigt, welche Lücke es schliesst. Es ist wie der Schlüssel, der ins Schloss passt, und wie bei diesen, müssen beide aus einer Hand stammen. Es muss aber nicht die ganze Natur beschrieben werden, das ist weder notwendig noch möglich. Die Tür kann sein wie sie will. Hier geht es nur um ihren Schliessmechanismus, nur er ist Gegenstand meiner Untersuchung.

Erstens: Wir akzeptieren die Realität als die einzige Möglichkeit, uns sinnvoll mit der Welt und uns selbst auseinanderzusetzen6. Doch in Bezug auf sie gilt Putnams Antinomie, dass es sie nur dann gibt, wenn es sie nur als eine Vorstellung gibt. Wir sind Wesen, die in dieser Antinomie existieren7.

Zweitens: Es gibt eine all unseren Untersuchungen und Lebenserfahrungen zugrundeliegende, invariante Struktur. Wir nennen sie die Situation. In ihr denken und handeln wir ständig. Es gibt kein Entrinnen. In ihr gilt Dichotomie, jene zwischen Phänomen und Noumenon, zwischen Objekt und Subjekt, zwischen Tale und Quale. Wir sind Wesen, die in dieser Dichotomie existieren.

Drittens: Alles in der Situation gehorcht dem Gesetz der Inklusion. Es besagt, dass etwas nur um den Preis gelöst bzw. eliminiert werden kann, als es Teil seiner Lösung bzw. seiner Elimination bleibt. Das bedeutet, dass nichts endgültig gelöst bzw. eliminiert werden kann, andernfalls nennen wir es trivial. Weder die Beschäftigung mit dem Externalen, die wir Naturwissenschaft, noch jene mit dem Internalen, die wir Geisteswissenschaft nennen, kommen für sich genommen ans Ziel. Weder lässt sich das Objekt als solches, noch das Subjekt als solches verstehen, sondern nur beides in inklusiver Verschränkung.

Viertens: Das einzige Kriterium für Vollständigkeit ist die Symmetrie. Sie umfasst Zweiteilung, Inklusion und Komplementarität.

Fünftens: Es gibt nur zwei Formen der Auseinandersetzung mit dem Gegebenen, mit x, Infinitesimalität (Vervielfältigung, Teilung) und Autilität (Vereinigung, Selbstwerdung). Infinitesimalität bedeutet die potenziell unendlich fortsetzbare Abwicklung der Situation in sich selbst. Autilität bedeutet Sprung aus der Infinitesimalität in die Endgültigkeit des Soseins, ins Quale. Sowohl im Externalen (Natur, Physik) als auch im Internalen (Geist, Bewusstsein) springt das Infinitesimale immer ins Autile, sobald das, was ist, etwas ist (und damit einen Eigennamen hat).

Sechstens: Der Ort (oder das Universum) des Sprungs aus dem Infinitesimalen ins Autile ist - platonisch gesprochen - das Atopon, und wir sind versucht hinzuzufügen, auch das Zeitlose. External begegnet er alsFleisch und internal alsBewusstsein. Ich verbinde mit ihm das in Wissenschaft und Philosophie nicht von ungefähr bisher weitgehend bedeutungslos gebliebene Konzept der Inkarnation.

Siebtens: Zwischen dem Externalen und dem Internalen ist nur Platz für den Spiegel. Nur er gehört zugleich beidem und keinem. Inkarnation bedeutet daher konzeptionell, Bau, Funktionsweise und Leistung dieses Spiegels zu beschreiben. Das unternehme ich relativ ausführlich. Mit Hilfe dieses Spiegels schliessen wir den Kosmos und bringen sowohl die external orientierten Physiken, als auch die internal ausgerichteten Metaphysiken zur Fruchtbarkeit. Der Spiegel – die Inkarnation - erweist sich als der Punkt des Archimedes.

Der Aufbau der in diesem Buch entwickelten Theorie liesse sich wie folgt auf den Punkt bringen, was jedoch an dieser Stelle unverständlich bleibt:

Axiome:

Postulate der Objekttheorie:

ES-Theorie (Ergonsystem-Theorie, bzw. Ergon-Subjekt-Theorie), Spiegelwesen, die jeden Turing-Test bestehen, sind möglich. Ihr Bau ist ohne Metaphysik möglich.

Doch ist diese Objektlehre unvollständig, weil die Grundeinheit das Kosmische Ergon (KE) ist.

Postulate der Subjekttheorie:

Konklusionen:

Die vollständige Objekt-Theorie enthält das Subjekt als Terminationspunkt. In ihm hält Gleichzeitigkeit alles zusammen (absolute Non-Lokalität, QT).

Die vollständige Subjekt-Theorie enthält das Objekt als Monade.

Erscheinung

hält alles zusammen («c», Spiegelung), nicht Gleichzeitigkeit. «c» ersetzt die Gleichzeitigkeit (Relativität).

Wir leben in einer Zeit tiefgreifenden Wandels, der sich unter dem Mantel eines Friedens zuträgt, wie er seit dem frühkaiserlichen Rom nie mehr bestanden hat. Zeiten des Friedens sind nun aber nicht, wie man anzunehmen geneigt ist, Zeiten nachhaltiger Stabilität dessen, was in Zeiten des Krieges bedroht ist. So wie sich bei Windstille und Wärme allgemein das Leben aufrichtet, so nehmen Moder und Verrottung zu, bis die aufkommende Schattenwelt das vormalige Leben aus der Bodennähe in die Höhe verdrängt und dabei ausgedünnt oder vernichtet hat. Ein solcher Umbau geschieht langsam und stetig, er wird kaum bemerkt. Auch unsere Welt baut sich tiefgreifend um, nicht durch den Fortschritt, der damit nicht gemeint ist, sondern durch Verdrängung, Fragmentierung und Vernichtung des einst Zusammengehörigen. Davon ist alles betroffen, nichts entgeht der Kraft dieses Wandels, niemand ist davor geschützt, denn es ist ein Prozess des Lebendigen, ein durch und durch stochastisches Geschehen bis in alle Ritzen und Fugen hinein. Er ist geistlos und entgeht der Kultur, die nichts von ihm weiss. Im Einzelnen ist er harmlos, ja oftmals gut, moralisch gut und fruchtbar. Seine gewaltige Kraft entwickelt er nur in der Menge und Masse. Ich fühle diesen Wandel seit meiner Kindheit in den frühen sechziger Jahren wie einen sanften Wind, der stetig aus einer Richtung weht, dabei nicht immer unangenehm, sondern oft freundlich und nützlich. Doch sehe ich auch, dass dem Individuum der Kontakt zum Boden - zum Geist und zur Kultur derer, die das alte Europa geschaffen hatten, denen jener Friede endlich zu Teil wurde -, aus dem allein es die Kraft beziehen kann, sich zu reproduzieren, Schritt für Schritt geschmälert, kontingentiert, und schliesslich ganz offen in Frage gestellt wird, so dass es sich heute kaum noch so auf ihn berufen kann wie noch vor fünfzig Jahren. Im Einzelnen hat wenig geändert, im Gesamten alles.

Das Individuum ist in Gefahr. Nicht das triviale Individuum, das konsumiert und geniesst, dieses - im Gegenteil - luxuriert. Es geht auf in einer neuen Kultur, die über Nacht gekommen ist, dem Anschein nach noch eine europäische, doch in der Tiefe Europa entfremdet, eine zugleich feige und brutalisierte Kultur, wie Rom sie in seinen Arenen kultivierte, als es am selben Punkt angelangt war wie wir heute. Wann der Übergang in die Kolosseumsgesellschaft vollzogen wurde, ist schwer zu sagen, doch hat es mit dem Ende des Kalten Krieges zu tun und der damit möglich werdenden globalen Demokratisierung der Technologie, die aus dem Individuum ein seiner personalen Innerlichkeit entfremdetes Modul eines neuartigen, virtuellen Kontinuums macht, das sich ausnimmt wie eine neuartige Form der Gesellschaft. In dieser neuen Heimat vielfältiger Möglichkeiten, nicht zu sich selbst, sondern zu seinem eigenen Avatar zu werden, findet der zeitgenössische Mensch heute seine neuen Auen und Landschaften, in denen er sich verwurzeln will. Es ist ein kollektiver Rauschzustand, in höchstem Mass ökonomisch fruchtbar. Die Lächerlichkeit der Philosophie in einer solchen Welt fiel mir schon früh auf. Es stellte sich mir bereits in den achtziger Jahren die Frage, warum wir überhaupt noch denken? Die Kolosseumsgesellschaft ist eine Gesellschaft, in der das Denken - Denken im eigentlichen Sinne, wie man es in Europa Jahrhunderte hindurch gepflegt hat - keine Funktion mehr ausüben kann, selbst wenn es wollte. Die Dinge sind bis ins Letzte heute bereits gedachte. Es konnte nicht ausbleiben, dass in einer solchen neuen Welt, in einem Kontinuum, das jenem der «Borgs» aus der Star Treck-Serie gleicht, philosophische Reflexion nur noch als Fragment, als Häppchen, als Vignette auf dem Markt kursiert, dass die Individuen anfangen, einander nur noch solche Häppchen zuzuposten, anstelle eigener Gedanken, die ausbleiben, weil sie keinen Boden mehr haben. Heute ist jedes Ding als ein fertiges Puzzlestück erhältlich und kursiert milliardenfach, abgepackt, normiert, vordergründig vielfältig. Auch die Gedanken, die Weisheit, Sinn und Bedeutung. Ich sehe voraus, dass es originären Denkern nicht mehr möglich sein wird, einerseits noch konsistente Gedankengebäude zu errichten wie ihre Vorläufer, andererseits damit in der neuen Kultur durchzukommen, sich bemerkbar zu machen. Will man dort erfolgreich sein, so muss auch das Denken künftig geplant, normiert, abgepackt und als Ware lanciert werden. Die Universität wird sich in eine Stätte professioneller Produktion solcher Versatzstücke wandeln und Grundlegendes nur noch so erarbeiten. wie das heute bereits der Think Tank tut.

Alles wird wieder, wie im Mittelalter, zu einem Problem der Legitimation. Legitimiert um zu denken, in den Prozess der Kolosseumsgesellschaft einzugreifen, werden nur noch Subkontinua sein, die dafür zertifiziert und qualifiziert werden, bereinigt vom Wildwuchs und Freiwachsenden, ausser in Gehegen des gewollten Freiwuchses, die, Zoos gleich, Überraschendes und Exotisches liefern sollen in einer Welt, wo nichts mehr überrascht und auch nichts mehr exotisch ist, ausser dem Kollaps des gewaltigen, arenalen Bauwerks, worin der künftige Mensch haust, wie eine verspielte, überfütterte und parfümierte Hausratte mit inflationärem, übersensitivem Ego.

Mein Buch ist das Gegenteil von all dem. Es wurde erdacht in den fünfundvierzig Jahren, die ihm vorangingen, ohne dass ich mit jemandem über mehr als einige Einzelheiten aus diesem Gedankenkosmos diskutiert hätte. Ich sah sehr früh, dass es unmöglich sein würde, den Weg zu gehen, den ich gehen musste, und zugleich andere daran teilhaben zu lassen. Die wenigen Versuche, die ich dennoch unternommen habe, endeten rasch. Der Einzige, der mich verstanden zu haben schien, war Braitenberg. Er wäre der Einzige gewesen, mit dem zusammenzuarbeiten sich gelohnt haben könnte. Doch war mir das damals nicht möglich.

In diesem Buch stehen Dinge, die zum Abschluss unserer Kulturperiode sachlich betrachtet benötigt werden, ohne dass sie sich später den Vorwurf gefallen lassen muss, sie habe sich selbst nicht zu Ende gedacht. Mein Buch kann zum Beginn einer neuen Epoche der Auseinandersetzung mit dem Menschen werden, falls sich einige dafür interessieren, die Zugang zu den Ressourcen jener Forschungsinstitute und Unternehmen haben, die hier nun wahrlich benötigt werden. Es ist aber kein Buch, das man einfach so lesen kann. Doch ist es – streckenweise – erzählt und enthält Hinweise auf das pralle Leben, damit dem Leser klar werde, dass jener, der es schrieb, gelebt hat und lebt und nicht nur denkt.

Mein Leben war kein philosophisches, ganz bewusst nicht. Ich habe mehr als genug getan, um berechtigt zu sein, sagen zu dürfen, dass ich niemandem etwas schuldig bin. Ich habe ein Leben im Geist und im Fleisch geführt. Das Denken war und ist mein Hobby. Hier, in Europa, legitimierte sich das Denken einst selbst. Allerdings erst, nachdem es sich aus den Umgarnungen einer Offenbarungstheologie befreit hatte, ehe die Freiheit Griechenlands - und damit die Freiheit des Einzelnen, nicht nur die politische, sondern auch die gedankliche - wiederauferstehen konnte. Nur was richtig gedacht ist, sollte in Europa bestehen, nicht das, was der angeblich Richtige denkt.

Mein Buch kommt in eine Abenddämmerung hinein. Es fragt sich, ob noch genug Licht vorhanden ist, um es zu Ende zu lesen.

5 Jaspers, K., Einführung in die Philosophie, Piper, 1953/1996

6 Smolin, L., Unger, R., The Singular Universe and the Reality of Time, Cambridge University Press, 2015

7 Putnam, H., Vernunft, Wahrheit und Geschichte, Suhrkamp, 1982

Teil I - Wegbereitung

4 Essen wir das Universum!

1

Σκιᾶς ὄναρ ἄνθρωπος8, sang vor zweieinhalbtausend Jahren Pindar in Delphi.

Das Schicksal serviert dem wahrhaft Suchenden, der unvoreingenommen zu finden bereit ist, immer wieder neue Grossrätsel, deren Lösung sich als Mosaiksteine im grossen Bild erweisen, dessen Botschaft man – selbst im besten Fall - erst in der zweiten Lebenshälfte zu ahnen beginnt. Es sind keine persönlichen Rätsel, sie sind allen gestellt, aber nur wenige finden die Lösung.

Würde ein Stein sich beobachtbar bewegen oder seine Gestalt ändern, und vermöchte er die hierfür notwendige Energie selbstständig aufzunehmen und umzuwandeln, und erkennten wir als Beobachter darin ein Muster oder ein Bestreben, solange wie möglich fähig zu bleiben, all dies zu tun, hielten wir ihn für lebendig. Hätten wir ihn jedoch selbst so gemacht, so glauben wir auch zu wissen, dass er nicht lebt, und wir würden ihn eine Maschine nennen. Davon würden wir vielleicht abrücken, wenn es ihr gelänge, sich fortan unfehlbar exakt zu reproduzieren.

Auf diese Weise versuchen wir heute oft, Leben zu definieren, doch es gelingt am Ende nie. Leben ist etwas anderes, etwas so anderes, dass es ein ganzes Jahrhundert brauchte, um einen der wichtigsten, ja unerlässlichen Mosaiksteine für das grosse Bild zu finden. Er wurde in der Quantenphysik gefunden. Ich bin geneigt zu sagen, die Quantenphysik sei im Grunde nur darum entwickelt worden, um ihn zu entdecken. Er ergibt in ihr selbst offensichtlich Sinn, wenn auch einen immer noch kaum allgemein verständlich zu machenden, doch noch weit mehr Sinn macht er in dem in diesem Buch hier angelegten Mosaik, das, an der richtigen Stelle eingesetzt, zu leben beginnt. Das geht über das hinaus, wovon man üblicherweise liest9 und hat mit Bohr oder mit Schrödinger zu tun.10

Die bedeutendsten Denker des zwanzigsten Jahrhunderts waren wohl Bohr, Einstein, Heisenberg, Schrödinger, Dirac und Pauli, Physiker und Mathematiker, keine Philosophen. Die Philosophen dagegen sind im zwanzigsten Jahrhundert an die Grenzen ihres Fachs gestossen. Im Rückblick betrachtet waren die in Bezug auf unser Thema ergiebigsten unter ihnen die aus verschiedenen Gründen mehrschichtigen Phänomenologen Heidegger und Sartre und überaus scharfsinnige, staubtrockene Analytiker wie Wittgenstein, Quine und Putnam.

Ich bin Autodidakt und weiss nicht, ob ich derselbe geworden wäre, hätte ich all die Voraussetzungen, die ein solches Werk erfordert, an einer Universität erlernt. Ist das ein Grund zur Annahme, es sei ein Werk, das sich erübrigt hätte, wäre sein Autor zunftgerecht erzogen worden? Aus akademischer Sicht sicherlich. Können – oder besser: dürfen - Autodidakten etwas hervorbringen, das für den Fortschritt des menschlichen Wissens entscheidend sein könnte? In 1019 Fällen nein - aber nicht in allen Fällen.

In meinem Leben gab es eine ununterbrochene Kette von erstaunlichen Zufällen und merkwürdigen Eingebungen, meine einzige Leistung war, allem stets just in time das innere Gehör zu schenken und die Hand nicht davon abzuhalten mitzuschreiben, wenn es etwas zu notieren gab, selbst wenn es viel Arbeit bedeutete. Dabei verzichtete ich auf jede Diskussion mit anderen. Während einer Geburt diskutiert man nicht. Man hat Wehen, und es muss vorwärtsgehen. Aus heutiger Sicht denke ich, dass es dem eigenbrötlerischen, verschlossenen Isaac Newton ähnlich ergangen sein muss. Er hat gelitten und doch dieses Leiden gewollt, das andere für selbstverschuldet halten mochten, er aber wusste, dass man das Entscheidende, wenn es umfassend genug und radikal neu ist, an diesen Anderen vorbei entwickeln muss, will man nicht ein totes Kind zur Welt bringen. Es ist einer der Irrtümer unserer Zeit, dass man allgemein glaubt, Kreativität sei etwas Demokratisches.

Hatte mir nicht mein Vater immer wieder erklärt, der Mensch vermöge im Grunde nichts anderes zu erkennen als Wesen? Interessanterweise bin ich am Ende selbst zu dieser Ansicht - die ich damals verwarf, weil sie mir offensichtlich falsch erschien - durch meine eigene Arbeit gekommen. Die Behauptung meines Vaters scheint sich in meiner Arbeit bestätigt zu haben, ohne dass wir zwischen uns die geringste Übereinstimmung bezüglich des konkreten Aufbaus unserer Denksysteme finden würden, lebte er noch. In den letzten zwei Jahren begann ich zu ahnen, dass auch der Philosoph Whitehead zum selben Schluss gekommen sein muss, ein Denker, den mein Vater kannte. Offenbar liegt die Ansicht, dass unsere Erkenntnis eine solche von Wesen ist, irgendwie auf der Hand. Doch was ist damit gemeint? Ich versuche, in diesem Buch darauf meine eigene Antwort zu geben.

2

Es gibt nun inzwischen seit über sechzig Jahren Leute – im Prinzip seit Alan Turing und den Erfindungen der ersten Computerbauer -, die gehen einfach hin, um einen Androiden zu basteln, nach dem Prinzip: Schauen wir mal, wie der Mensch – oder irgendein anderes Getier - funktioniert, dann bauen wir das mit Hilfe technischer Kniffe in unseren Laboratorien nach und schauen, ob es funktioniert. Sie würden wohl alle zustimmend nicken, wenn sie bei Heisenberg lesen: „[...] wirkliches Neuland [kann] in einer Wissenschaft wohl nur gewonnen werden, wenn man an einer entscheidenden Stelle bereit ist, den Grund zu verlassen, auf dem die bisherige Wissenschaft ruht, und gewissermassen ins Leere zu springen. Einstein hatte in seiner Relativitätstheorie jenen Begriff der Gleichzeitigkeit aufgegeben, der zu den festen Grundlagen der früheren Physik gehört hatte, und es war eben dieser Verzicht auf den früheren Begriff der Gleichzeitigkeit, der von vielen, selbst bedeutenden Physikern und Philosophen nicht vollzogen werden konnte, der sie zu erbitterten Gegnern der Relativitätstheorie machte. Man kann vielleicht sagen, dass der Fortschritt der Wissenschaft von den an ihr Mitwirkenden im Allgemeinen nur fordert, neue Gedankeninhalte aufzunehmen und zu verarbeiten, dazu sind die in der Wissenschaft Tätigen fast immer bereit. Wenn wirkliches Neuland betreten wird, kann es aber vorkommen, dass nicht nur neue Inhalte aufzunehmen sind, sondern dass sich die Struktur des Denkens ändern muss, wenn man das Neue verstehen will. Dazu sind offenbar viele nicht bereit oder nicht in der Lage»11. Doch haben sie auch begriffen, was er damit meinte? Da bin ich mir nicht sicher. Was Heisenberg hier andeutet, ist etwas Riesiges, so dass es unwahrscheinlich ist, dass es in einer Epoche mehr als eine Handvoll Leute geben kann, die den Anspruch begreifen, der dahintersteckt und jene Radikalität aufbringen können, die es braucht, will man diesen Schritt wirklich tun. Bis heute, scheint mir, hat kaum einer dieser Forscher die Struktur seines Denkens so geändert, wie das nötig wäre - und wovon Heisenberg aus Erfahrung spricht -, wollte man wirklich damit beginnen, etwas so Unglaubliches, ja Undenkbares wie Androiden – oder auch nur Teile davon - zu bauen. Die Robotik hat zwar inzwischen gewaltige Fortschritte gemacht, aber es sind die Fortschritte der Zauberlehrlinge, nicht Werke des Meisters. Was bis heute fehlt, ist das Zentrum, die Erkenntnistheorie, das fundamentale Setting – und das Bewusstsein davon, dass es fehlt. Nur die Physik ist so weit, dass sie die Situation – die Kriegslage sozusagen – in den Blick rücken kann, wenn sie denn will, doch ist das Androidenbauen nicht ihr Geschäft.

Die Schwierigkeit liegt darin, dass wir schon seit zweieinhalb Jahrtausenden versuchen, den Menschen zu verstehen, dass bis heute alle Versuche gescheitert sind oder in bedeutsamer Weise unvollständig blieben. Minskys brachiale Methode, alle Philosophen für dumm zu erklären und zu behaupten, wir verfügten erst heute über das Instrumentarium, die Untersuchung zum Abschluss zu bringen, setzt voraus, was erst noch zu beweisen wäre. Auch nützt es uns nichts, den Menschen mikroanatomisch, neuroanatomisch, biochemisch und funktional zu zerlegen und auf Entitäten hin abzusuchen, die der Alltagswirklichkeit entnommen sind wie Gefühl, Kognition, Wahrnehmung, und so fort. Diese Begriffe setzen ihrerseits das Geheimnis voraus, das es zu lüften gilt. Gefühl lässt sich nicht mit Gefühl erklären, Kognition nicht mit Kognition.

Der Trick, aus allen Untersuchungen erst einmal das Bewusstsein auszuklammern, hat ebenfalls wenig gebracht. Man wollte es weghaben, denn man spürte, dass es sich niemals würde erklären lassen, da jede Erklärung es voraussetzt. Wer einen Androiden bauen will, der diesen Namen verdient, muss zuerst ein schwindelerregendes und fundamentales Problem lösen, dessen blosse Existenz schon schmerzt. Er muss die Philosophie zu Ende führen, indem er die Grundstruktur ihres Scheiterns aufdeckt und in ein Setting überträgt, das in der Tat noch nie beschrieben wurde. Es ist ein Setting von einer Grundsätzlichkeit, die nur jener gleichgesetzt werden kann, mit der es seit über hundert Jahren die Physiker zu tun haben.

Hat sich der in meinem Buch enthaltene Ansatz einmal etabliert, wird man das meiste, was auf diesem Terrain bisher erarbeitet wurde, als alchimistischen Versuch erkennen.

3

Die wesentlichen Punkte dieses Buches sind vielleicht diese. Doch ist das nur eine vorläufige Inhaltsangabe:

Eine grundlegende Positionsklärung zur

genetischen Struktur

des Subjekts als Objekt. Hierzu ziehe ich alles heran, welches mir in den letzten fünfzig Jahren für mein Denken hilfreich erschien, von den Vorsokratikern bis zur Quantenmechanik.

Die Entwicklung einer adäquaten Versuchsanlage – des

fundamentalen Settings

–, die für die festgestellte Position notwendig und hinreichend ist.

Die Erarbeitung eines biologisch-kybernetisch-psychologischen Metamodells eines anthropomorphen Wesens, das auch als Modell-Physik des Menschen (hier im Sinne der alten Griechen verstanden) in Frage kommt.

Die Diskussion der philosophischen, psychologischen und - sogar – der theologischen Folgen aus dem Gesamtergebnis.

Stegmüller schreibt in Bezug auf die Evolutionstheorie: «Die These, dass die Entstehung sich selbst reproduzierender Wesen, die über einen höchst komplexen genetischen Apparat verfügen, mit Hilfe von physikalischen Gesetzen allein erklärt werden kann, ist bereits dann erhärtet, wenn ein solcher Modellweg angebbar ist, der keinen Appell an ausserphysikalische Prinzipien benötigt. Ob die Evolution im Einzelnen wirklich gerade so verlaufen ist, wie der Modellweg angibt, kann demgegenüber als eine sekundäre Frage angesehen werden.»12

J.R. von Salis schrieb: „Am Ende ist Wahrheit nur das, was rückhaltlos gesagt worden ist.“13 In diesem Sinne versucht dieses Buch, ganz besonders rückhaltlos zu sagen, um was es geht.

4

Die Glocken des Campanile scherbeln im lauen Abendwind. Sie klingen hell und künden von einer Zeit, die längst vergangen ist.

Unser Leben ist begrenzt. Alles gemahnt von Ferne an den Tod, der unser wartet. Ich ging - daran erinnere ich mich als wäre es gestern erst gewesen - in diesem warmen, blauen Abend zu Fuss, im Tempo des Spaziergängers. Ungefähr nur hatten wir uns verabredet, nichts Genaues. Hagenbusch kommt ohnehin, wann es ihm passt, an feste Zeiten hat er sich nie gehalten. Noch erwartete ich ihn nicht, als ich dahinging. 14 Unter mir leuchtete der Lago Maggiore in seinem letzten Glanz, in diesem glitten zwei Segelboote Ascona zu.

Man kann nicht beschreiben, was einem in einem solchen Moment durch den Geist geht, es ist zu umfangreich, zu malerisch, zu gross und zu kitschig. Eigentlich dachte ich gar nichts so Konkretes, wanderte durch die Schatten der Kastanienbäume und empfand Wehmut über diesen Augenblick. Hier lief die Zeit, ich konnte sie nicht festhalten. Wo ich eben noch gegangen war, ging ich nun nicht mehr. Ich würde bald im Dorf sein, und der Weg würde, so wie ich ihn ging, für alle Zeit hinter mir liegen. Ich selbst würde hinter mir liegen. Das Leben entschwindet wie ein Hut, der aus einem fahrenden Auto wirbelt und weit hinten auf der Strasse niedergeht, die man befahren hat.

Angesichts dieser unumstösslichen Tatsache: Bedeutet es etwas, wenn wir Theorien entwickeln wie die vorliegende? Wir versuchen etwas festzuhalten, das nicht zu halten ist, aber all unser Bestreben geht dahin, es zu halten. Das Nichtzuhaltende als Gehaltenes nicht halten zu können, sondern zu verlieren, ist zu halten. Mir ist seit langem klar, dass das Dilemma der tiefsten Einsicht in die Materie oder in das Subjekt in nichts verschieden ist von dem, was in jedem solchen Moment passiert, wie dem jetzigen, dass meine poetischen Gedanken nur eine andere Vollversion der Physik sind und die Physik nur eine weitere Vollversion der Poesie. Doch ist es nicht einerlei.

Mein Leben lang habe ich am Wissen gearbeitet, das in diesem Buch Gestalt annahm. Ich habe damit etwas erschaffen, auch wenn es nur ein Buch ist von ein paar Hundert Seiten, und kaum einer es lesen und noch weniger es verstehen werden. Und doch wanderte ich in Wehmut durch die länger werdenden Schatten dieses Tages, vernahm die leiser werdende Melodie der Kirchenglocken und erwartete den Cousin, dass er mich erlöse aus meiner recht eitlen Traurigkeit, die einsamen Seelen eigen ist.

Mein Cousin wartete auf mich vor der Kirche, in der Rechten den Spazierstock, sein unentbehrlicher Begleiter. Sein mächtiger, nach hinten gestrichener Haarbusch war grau und weiss geworden und floss ihm auf die Schultern. Mit mir hatte er körperlich nichts gemein, er war eine Erscheinung, an der niemand vorbeikonnte ohne betroffen, ja ergriffen zu sein. Er trug die Maske eines Königs, die zu seinem Gesicht geworden war. Aus seinen Augen blickte bisweilen noch der Dandy, der er einst war, doch sonst war es sein unverwüstlicher, abgeklärter, radikal freier Humor, der einem zur Weisheit oder zur Torheit zwang, als gäbe es keine Möglichkeiten dazwischen.

Auch heute sagen uns die Glocken Adieu! und wir wagen es, ihnen zu widersprechen und uns zu begegnen, als wäre es ein Morgen und kein Abend! rief er mir von weitem zu, schwang den Stock und lachte. Mein lieber Cousin, endlich, endlich sehen wir uns wieder. Du bist Philosoph geworden. Ich habe Dein Buch gelesen, ein grosses Ding. Wie kommst du nur auf solche Gedanken? Sei gegrüsst! Tritt mit mir in diese Kirche, bevor du antwortest.

Er stiess das Tor zum Kirchenschiff auf und liess mich durch, ehe er mir folgte. Drinnen roch es nach Weihrauch und Moder. Dies ist dein Buch, meinte er maliziös, und du weisst es nicht. Was den Handwerkern damals Programm war, ist uns heute Offenbarung. Das Eine als das Andere. Was ihnen Religion war, ist uns Kunst. Ich habe mit Freude gelesen, dass du Vater Janus verehrst, mein Guter, die Alsheit. Von ihr sprachst du schon früher, doch jetzt bist du darin ein Meister geworden. Du bist überhaupt ein Meister geworden. Wir beide sind dem Tode nahe, und bald schon wird es uns nicht mehr geben, bald wird der Spuk vorbei sein und das Licht gelöscht. Von Meister zu Meister also. Reden wir! Doch nicht hier, erst lass uns speisen, wie es von alters her Brauch ist, dann lass uns preisen die uns vorausgingen und endlich lass uns kreisen um den Gedanken, den deinen! Komm! sagte er und schubste mich sanft zur Tür hinaus, zurück ins Abendlicht über dem See.

Wir nahmen den Weg ins Grotto, den ich von früher noch in Erinnerung hatte. Let’s talk! sagte er mir. Yes, dear, erwiderte ich ihm und stiess die schmiedeeiserne Türe auf, die in den Speisegarten des Lokals führt, in dem sich zurzeit niemand befand. Da wusste ich bereits, dass wir verloren waren, verloren im Wissen, und dass niemand, in der Tat niemand uns folgen würde. Ich hob einen Kieselstein vom Boden auf und legte ihn auf den Tisch, an den wir uns setzten. Der Kosmos ist ein Kieselstein, Hagenbusch, ein Kieselstein und ich, ein Kieselstein, und du, du und ich.

Und sonst, mein Lieber, ist nichts, meinte er und betrachtete wie beiläufig die Speisekarte, die er in die Hand genommen hatte. Doch, da: Saltimbocca al risotto milanese! Da ist noch immer Saltimbocca, mein Guter. Noch ist das Universum una saltimbocca!

Ja, und Merlot, lachte ich, Merlot del Ticino.

Da kommt auch bereits der servus! Buona serata Signore, meinte Hagenbusch zum herantretenden Cameriere. Prendiamo una Saltimbocca col risotto milanese, per noi due, una piatta per favore, con una insalata mista ed un fiascho di vino, Merlot di preferenza, se volete bene.

Tutto bene Signori, sagte der grauhaarige Mann und legte zwei Gedecke auf, nachdem er die Tischplatte mit einem Tuch abgewischt hatte. Un pò d’acqua minerale, mezzo litro? fragte er noch.

Siehst du, es ist kompliziert, meinte Hagenbusch. Das Universum ist ein Abendessen für uns zwei, serviert von Vater Janus, der uns gnädig ist.

Aber nur, wenn wir bezahlen, lachte ich.

Sieh an, mein Cousin entdeckt das Blut der Welt! grinste er. Certo, nur solange wir bezahlen. Das Universum, mein Lieber, ist Geld. Wer wüsste es besser als ich?

Wie viele Milliarden hast du inzwischen? fragte ich ihn.

Keine Ahnung, erwiderte er, Colmann weiss es. Brauchst du eine?

Nun ja, die könnte ich gut gebrauchen, meinte ich sarkastisch.

Unterschätze die Steuerbehörden nicht, lachte Hagenbusch. Das Universum ist sehr schnell eine Steuerbehörde.

Ecco l’insalata, Signori! Il pane, il vino! Buon appetito!

Grazie tanto!

Essen wir… das Universum!

8 Eines Schattens Traum ist der Mensch.

9 Al-Khalili, J., McFadden, J., Der Quantenbeat des Lebens, Ullstein, 2015

10 Schrödinger, E., Was ist Leben? Piper, 2015

11 Heisenberg, W., Der Teil und das Ganze, Piper, 1969, S. 113

12 Stegmüller, W., Hauptströmungen der Gegenwartsphilosophie, Kröner, 1986, Band III, S. 258

13 Salis, J.-R. von, Notizen eines Müssiggängers, Orell-Füssli, 1985, S. 302

14 Hagenbusch ist Pseudonym für einen sehr guten Freund, der zu meinem alter ego geworden ist.

5 Zwei kluge Affen

1

Es waren einmal zwei Affen, die fingen an über den Ursprung der Dinge zu reden. Der erste Affe sagte zum zweiten: Was auch immer du sagen wirst, ich behaupte, es ist falsch! Der zweite Affe beeilte sich zu erwidern, das sehe er auch so. Da rief der erste Affe triumphierend: Siehst du, du schwafelst bereits!

Wir könnten nun wohl ewig streiten, wer von uns welcher Affe ist. Welcher möchten Sie denn sein? Man meint zuerst, die Wahl falle leicht, doch dann merkt man, dass es nicht so ist. Die beiden Affen repräsentieren aber auch die zwei Möglichkeiten, die wir haben, wenn wir uns dem Phänomen der Realität stellen. Im Bohrschen Sinne vertreten die beiden komplementäre Wahrheiten.

Welchen Sinn ergibt es, von physikalischen Grössen zu reden, wenn wir die Wirklichkeit nicht voraussetzen? Es gibt kein Feld und keine Masse - ausser in der Wirklichkeit. Gäbe es die Realität für uns nicht, so wüssten wir nicht, wovon wir reden. Doch in der Wirklichkeit sind sie so nicht anzutreffen. Wie kann das sein?

Die Realität bringt es offensichtlich mit sich, dass man sich in ihr jeweils auf eine Vorstellung von x bezieht, wenn man sich auf x bezieht. Der Gedanke stammt von Hilary Putnam.15 In diesem Buch werde ich uns diese Paradoxie noch öfter in Erinnerung rufen müssen.

Für Menschen gibt es keine submenschliche Erkenntnis, gleichsam eine atomare oder subatomare Erkenntnis. Erkenntnis ist immer menschlich und makroskopisch, auch wenn sie Hadronen betrifft. Das heisst, die Wirklichkeit ist immer auf Augenhöhe des Subjekts, sie findet nicht irgendwo dort unten in der subatomaren Tiefe statt oder dort oben in den Weiten des Kosmos. Sie ist immer hier und jetzt, und sie ist immer meine Wirklichkeit oder deine oder seine oder ihre oder unsere oder eure Wirklichkeit. Das ist eine entscheidende Einsicht, wie wir noch sehen werden, die Konsequenzen hat. Falls man das richtige Setting kennt. Dann und nur dann. Darum geht es. In diesem Buch, in dieser Diskussion. Würmer und Mikroben haben ihre Erkenntnis, doch es ist nicht unsere. Was in der Mikrowelt vor sich geht, weiss nur diese selbst, wo sie einem Subjekt gegenüber ist, doch dieses ist nie ein menschliches. Gluon, Higgs-Teilchen, String und andere Bezeichnungen für Saltimbocca al risotto milanese, sobald ein Mensch daran beteiligt ist, oder es ist nada. Jetzt kannst du alle Bücher nehmen und schauen, ob dies darin seinen Widerhall findet. Wo nicht, kannst du sie weglegen, auch wenn sie unendlich gescheit klingen und superkomplexe Formeln enthalten. Es sind dann nur scholastische Spielchen wie die Frage, wie viele Engel auf einer Nadelspitze Platz finden, oder ob Gott einen Stein schaffen könne, der so schwer ist, dass er ihn nicht heben kann. Die Falle, in die alle sehr gescheiten Menschen gehen, heisst Scholastik, und sich aus ihr wieder zu befreien, ist fast unmöglich. Dazu braucht es mehr.

Es gilt, strenggenommen: Ein Feld, das real ist, ist ein Feld in der Vorstellung. An und für sich existiert es nicht, oder genauer, lässt sich über seine Existenz nichts aussagen. Das impliziert letztlich, dass es keine bewusstseinsfreie Beschreibung der Welt, unbesehen welcher Art von Beschreibung, geben kann. Eine Beschreibung ist eine Beschreibung, sie beschreibt etwas für etwas Anderes, sie ist nicht x selbst. In etwas verschrobener Weise kennen wir das auch von Derrida, das Zeichen ist nicht das Bezeichnete, Bedeutung entsteht durch «Différance» laufend neu, am deutlichsten im geschriebenen Kontext16. Doch das Bezeichnete ist immer schon ein Zeichen gewesen. Da geht etwas nicht linear auf und lässt sich nicht abschliessend säuberlich auflösen. Es ist nun exakt diese Unmöglichkeit der linearen Auflösung, die mich glauben lässt, es handle sich um einen Weg.

Es ist daher doch eher merkwürdig, ja naiv, wenn man - wie einst der grosse Einstein - glaubt, die Physik beschreibe die Welt, wie sie ist. Bohr dagegen meinte, ernüchtert, wir könnten zwar etwas über die Welt aussagen, nicht aber diese selbst erfassen. Nicht einmal als Physiker. Die Physik beschreibt die Welt für den, der sie beschreibt, nicht wie sie ist, sondern wie er sie versteht. Eine Beschreibung von etwas, wie es ist, wäre eine exakte Kopie von x. Doch ist das ausgerechnet in der Realität nicht zu bekommen, worauf Putnam mit einem logischen Argument hinwies: Etwas, das genau dann wahr ist, wenn es falsch ist, ist immer falsch.

Wollte man – vorausgesetzt wir folgten den Verrückten, die sich in den Jahren, die zurückliegen mit künstlicher Intelligenz und künstlichem Leben beschäftigt haben - den Menschen in irgendeiner Weise vollständig beschreiben, müsste man ihn zwangsläufig komplett kopieren. Das würde voraussetzen, wir verfügten über ein solches Kopierverfahren. Natürlich, werden Sie sagen, tun wir das längst, das Verfahren heisse Sex. Richtig, doch ist Sex kein beschreibendes Verfahren. Unsere Aufgabe löst es somit nicht. Um den Menschen vollständig beschreiben zu können, müssten wir zuerst wissen, was genau wir sehen. Und das hängt von unserer Theorie ab. Das wiederum wusste Einstein genau. Wir müssen eine Theorie vom Menschen haben, die es uns erlaubt, was wir sehen zu beschreiben, und was wir beschreiben zu sehen. Doch diese Theorie fehlt bis heute. Sie werden erstaunt sein, wenn ich Ihnen sage, diese Theorie sei weder die funktionale, noch die topografische Anatomie, noch die Biochemie und Zellphysiologie, noch irgendeine Ausprägung der Neurowissenschaft oder gar eine solche der Psychologie. Diese Theorien haben wir alle zur Verfügung und entwickeln sie ständig weiter, aber ganz offensichtlich leisten sie nicht, was wir brauchen. Sie zeigen uns das, wonach wir suchen, wenn wir keine Theorie des Menschen haben, sondern bloss das beschreiben, was vor unseren naiven Sinnen liegt. Richard Feynmann hat das Problem einmal sinngemäss veranschaulicht: Wer die Regeln des Schachspiels nicht kennt, wird womöglich erst in tausend Jahren des Zuschauens feststellen, dass unter bestimmten Umständen eine Figur durch eine andere eingewechselt werden darf, eine Regel, die es schon immer gab, doch von ihr wusste er nichts. Und kennt er sie jetzt, so kann er doch niemals sicher sein, nicht weitere solche nicht zu kennen und womöglich niemals kennenzulernen.17 Die Regeln des Spiels lassen sich nicht sicher durch Zuschauen herausfinden. Alles, was sich zeigt, hat etwas Zufälliges. Das heisst, man braucht einen direkten Draht zu den Schachspielern, man benötigt das Metamodell des Spiels. Rückübertragen auf den Menschen bedeutet das, dass wir bis heute kein solches Metamodell des Menschen haben und darum gar nicht wirklich wissen, wonach wir suchen, um es am Ende beschreiben – kopieren – zu können.

Von diesem Metamodell handelt dieses Buch. Es zeigt einen Weg, genauer: einen Pfad, auf dem gehend man ein lebendiges Wesen - sagen wir es vorsichtig - nicht verfehlen kann, während es auf allen anderen Wegen ganz sicher verfehlt wird.

Nun glauben Forscher und Pioniere wie J. Craig Venter18, das Leben sei eine komplexe Zelle mit einer Software namens DNA, die aus einem Minimalset an Genen besteht, um sich selbst zu erhalten. Das stimmt nur, wenn es den Beobachter gibt, der dies erkennt, andernfalls müssten wir die naive Realität des metaphysischen Realismus als garantiert voraussetzen, und so handelten wir uns die Kritik an diesem ein. Nichts kann rein ‚draussen‘ als vollständig beschrieben werden, auch nicht Leben. Alles ist auch immer innen.19 Venters Arbeiten sind zwar grossartig, wie auch die seiner Kontrahenten, aber sie lösen das Rätsel nicht, sie bleiben auf instrumenteller Ebene stecken. Ein sicheres Zeichen für Scholastik. Was wir hier vorhaben, ist das ganz Andere. Und das ist nur schwer verständlich zu machen, eigentlich ist es unmöglich.

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