Munch - Patrick Bade - E-Book

Munch E-Book

Patrick Bade

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Beschreibung

Der Name „Edvard Munch“ ruft bei den meisten Menschen eine bestimmte visuelle Assoziation hervor: Ein schädelhaftes Gesicht, angstverzerrt, einen stummen, durchdringenden Schrei des Grauens ausstoßend, während im Hintergrund eine feurige, blutrote Sonne untergeht. Der Schrei hat sich im letzten Jahrhundert zu einem ikonischen Sinnbild für die Existenzangst des modernen Menschen entwickelt. Der Schöpfer dieses Kunstwerks war, trotz des immer wiederkehrenden Wahnsinns, der Exzesse, selbstzerstörerischer Beziehungen und einer lebenslang unerfüllten Sehnsucht, ein sanftmütiger und introvertierter Mensch, der immer darauf bedacht war, sich selbst zu reflektieren. Mehr als für viele andere Künstler, war für Munch das Malen ein therapeutischer Prozess, eine Übertragung des Zustands seiner Seele auf Leinwand und Papier. Umso tröstlicher muss es gewesen sein, dass er die internationale Anerkennung seiner Kunst noch miterleben konnte: von der für Furore sorgenden Secessions-Ausstellung in Berlin bis hin zur allgemeinen Wertschätzung des Expressionismus – dessen Künstler er entscheidend mitgeprägt hatte. Dennoch waren auch seine letzten Lebensjahre nicht frei von Kummer: Er musste miterleben wie seine Kunst als „entartet“ gebrandmarkt und seine Heimat von den Streitkräften des dritten Reichs besetzt wurde. Dieses Ebook präsentiert Munchs aufwühlende Lebensgeschichte und eine kompakte Auswahl an Kunstwerken, die mehr sind als nur die Darstellung einer künstlerischen Entwicklung; Sie sind ein Blick in die Seele und den Geist eines genialen und vielfältigen Künstlers.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 53

Veröffentlichungsjahr: 2011

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Autor: Patrick Bade

Text: Elisabeth Ingles

Übersetzung: Dr. Martin Goch

© Confidential Concepts, worldwide, USA

© Parkstone Press International, New York, USA

© Estate Munch / Artists Rights Society, New York, USA / BONO, Oslo, Norway

ISBN : 978-1-78160-746-6

Weltweit alle Rechte vorbehalten

Soweit nicht anders vermerkt, gehört das Copyright der Arbeiten den jeweiligen Fotografen. Trotz intensiver Nachforschungen war es aber nicht in jedem Fall möglich, die Eigentumsrechte festzustellen. Gegebenenfalls bitten wir um Benachrichtigung.

Patrick Bade

Edvard Munch

INHALT

1. Landschaft, Maridalen, nahe Oslo, 1881

2. Junges Mädchen, den Ofen anzündend, 1883

3. Alte Aker Kirche, 1881

BIOGRAPHIE

1. Landschaft, Maridalen, nahe Oslo, 1881.

Öl auf Holz, 22 x 27,5 cm.

Munch-Museum, Oslo.

Bei dem Namen Edvard Munch denken die meisten Menschen fast unvermeidlich an ein bestimmtes bemerkenswertes Bild,Der Schrei, das eine Gestalt mit einem an einen Totenkopf erinnerndes Gesicht zeigt, die vor dem Hintergrund eines feurigen, blutroten Sonnenuntergangs vor Grauen einen markerschütternden Schrei ausstößt. Dieses ikonenhafte Bild ist zu einem Inbegriff der den Expressionismus des späten 19. Jahrhunderts charakterisierenden Angst geworden. Sein Schöpfer jedoch, ein sanfter Mensch mit Hang zur Selbstbeobachtung und Selbstanalyse, erreichte ein Alter von 80 Jahren und erlebte die weltweite Anerkennung des Expressionismus, bei dessen Entstehung er eine führende Rolle spielte. Auf eine gewisse Weise stellt man sich vor, dass der Schöpfer einer so drastischen Darstellung der Angst zu zerbrechlich und weltabgewandt gewesen sein muss, um die gewaltigen Veränderungen des frühen 20. Jahrhunderts zu überstehen. Aber obwohl Munch während des größten Teils seines Lebens unter erheblichen Depressionen und Angstzuständen litt, gelang es ihm, sein Leben so in den Griff zu bekommen, dass er ein umfangreiches Werk psychologisch tiefer und auf eine verstörende Art schöner Bilder erschaffen konnte.

Munch wurde im Jahr 1863 als Sohn einer jungen und zerbrechlichen Mutter, Laura Bjølstad, und ihres älteren Ehemanns, Christian Munch, geboren. Im darauf folgenden Jahr zog die Familie in das damals noch Kristiania genannte Oslo. Edvard war das zweitgeborene Kind und der ältere Sohn von insgesamt fünf Kindern. Schon früh erkannte er, dass er mit zwei schwierigen Vermächtnissen zu kämpfen haben würde: der physischen Bedrohung durch die Tuberkulose, die zunächst seine Mutter und dann seine älteste Schwester dahinraffte, sowie der geringen, aber doch deutlichen Gefahr psychischer Instabilität. Laura Munch starb kurz nach der Geburt ihres fünften Kindes im Alter von 30 Jahren. Man kann sich die Auswirkungen auf die Familie vorstellen. Der Vater litt am meisten, während die jüngeren Kinder im Erwachsenenalter nur noch verschwommene Erinnerungen an ihre Mutter hatten. Das Bewusstsein eines Verlustes aber verließ sie nie mehr.

Die Religiosität von Munchs Vater wurde nach dem Tod seiner Frau noch ausgeprägter, so dass die Furcht seiner Kinder, gegen christliche Prinzipien zu verstoßen, ihnen eine greifbare Angst vor der ewigen Verdammnis einpflanzte. Munchs traumatische Kindheitserfahrung des Todes wurde durch das unberechenbare Verhalten seines Vaters noch verschärft. Munch und seine Geschwister konnten sich nie sicher sein, wie die fanatische Frömmigkeit ihres Vaters zum Ausdruck kommen würde – sie konnten sich allerdings darauf verlassen, dass sie entweder als treue Christen oder als gehorsame Kinder zu wünschen übrig lassen würden. Von Zeit zu Zeit brach sich die von der Trauer über den Tod seiner jungen Frau unterdrückte spielerische Natur ihres Vaters wieder Bahn und ließ ihn wie einen ganz normalen Vater mit seinen Kindern spielen. Aber dann legte sich wieder die Dunkelheit über ihn und er schlug wild um sich. Später schrieb Munch sogar, dass sein Vater immer wieder für kurze Zeit fast wahnsinnig wurde. Dies muss für einen sensiblen, ruhigen Jungen, der zudem selbst häufig krank war, sehr verstörend gewesen sein. Der Tod seiner Schwester Sophie, des ältesten Kindes, fügte dem 13-jährigen Edvard sogar noch mehr Leid zu als der Tod seiner Mutter, bei dem er erst fünf Jahre alt gewesen war.

2. Junges Mädchen,den Ofen anzündend, 1883.

Öl auf Leinwand, 96,5 x 66 cm.

Privatsammlung.

3. Alte Aker Kirche, 1881.

Öl auf Leinwand, 16 x 21 cm.

Munch-Museum, Oslo.

Er beobachtete voller Sorge seinen für seine Schwester betenden Vater, während er selbst nichts für sie tun konnte. Für ihn und seine Schwester waren Dr. Munchs Versprechungen des ewigen Himmelsreichs angesichts ihres Lebenshungers bedeutungslos. Ihr Leiden war ihr nicht anzusehen. Edvards völlige Hilflosigkeit und Trauer fanden einige Jahre später ihren Ausdruck in einem Bild, zu dem er geradezu besessen immer wieder zurückkehrte, inDas kranke Kind, dessen erste Version 1885/86 entstand. (Es sollte insgesamt sechs, in einem groben Abstand von jeweils zehn Jahren entstandene Versionen geben.)

Mit diesem großen Gemälde, das etwa 120 cm im Quadrat misst, bemühte er sich während seines gesamten Lebens, seine Gefühle über den Tod seiner Schwester zu artikulieren. Während ihrer letzten Krankheit flehte sie immer wieder um Hilfe und umLinderung ihrer Schmerzen – die ihr jedoch weder Edvard noch sein Vater geben konnten. Diese Hilflosigkeit verwandelte sich in ein Schuldgefühl, weil er im Gegensatz zu ihr überlebt hatte. Sein Versuch, sich in diesem Bild in sie hinein zu versetzen, war zum Scheitern verurteilt, wie er auch in der Realität nicht mit ihr hatte tauschen können. Bis zu seinem Tod konnte er dieses Problem nicht lösen. Munch brachte seine ganzen Schuldgefühle in diesem fast unerträglich ergreifenden Bild zum Ausdruck. Das Gesicht des Mädchens ist bereits das eines Geistes, fast körperlos, während sie sich still danach sehnt, weiterleben zu können.

4. Das kranke Kind, 1885-1886.

Öl auf Leinwand , 119,5 x 118,5 cm.

Tate Gallery, London.

Aufgrund der vielschichtigen Bedeutungsebenen und der Heraufbeschwörung des seelischen Zustands des Malers handelt es sich hier um eines der ersten expressionistischen Bilder. Munch selbst sah es als einen „Durchbruch“ in seinem Stil an, und der Sammler und Kritiker Jens Thiis, der später Munchs Biographie verfasste, nannte es „… das erste monumentale Figurengemälde in unserer norwegischen Kunst“[1].