My First Love - Tanja Voosen - E-Book
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My First Love E-Book

Tanja Voosen

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Beschreibung

Eigentlich wollte Cassidy einem Mädchen an ihrer Schule nur dabei helfen, ihren blöden Freund loszuwerden. Doch plötzlich hat die 17-Jährige sich damit den Ruf erworben, Beziehungen innerhalb eines Tages zerstören zu können. Die dankbaren Mitschüler bezahlen sie sogar für ihren »Schlussmach-Service«. Als Cassidy aber den ebenso gutaussehenden wie nervigen Colton von seiner Freundin »befreit«, fordert er sie zu einer unglaublichen Wette heraus: Statt Paare zu trennen, soll sie zwei ganz bestimmte Mitschüler verkuppeln. Nicht ahnend, welch finstere Hintergedanken Colton hegt, nimmt Cassidy die Herausforderung an. Und stolpert mitten hinein in ein Wirrwarr aus heimlichen Küssen, verschlungenen Intrigen und der ersten großen Liebe ...

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Seitenzahl: 573

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DAS BUCH

Colton und ich begannen gleichzeitig zu lachen. Es war, als hätten wir vergessen, wo wir waren und wer sich in unserer Gesellschaft befand. Er fing sich als Erster wieder, holte tief Luft und deutete mit dem Finger auf mich. »Nur fürs Protokoll, ich werde dich niemals küssen.«

Im nächsten Augenblick war er weg.

»Ich dich auch nicht!«, rief ich ihm nach. »Niemals!«

Mein Spiegelbild sah mich vorwurfsvoll an, als würde es meine Gedanken kennen. Die spielten nämlich sehnsüchtig durch: Was wäre eigentlich, wenn …

Eine verrückte Geschäftsidee und jede Menge gebrochener Herzen – Tanja Voosen lässt in MY FIRST LOVE Gefühle tanzen.

DIE AUTORIN

Tanja Voosen wurde 1989 in Köln geboren und fing gleich nach ihrem Abitur mit dem Schreiben von Kinder- und Jugendbüchern an. In ihrer Freizeit liest und bloggt sie gerne oder lässt sich von witzigen Situationen aus ihrem Alltag zu neuen Geschichten inspirieren. Gemeinsam mit unzähligen Büchern und ihrem dicken Kater lebt sie in der Nähe der Eifel.

TANJA VOOSEN

My First

Love

Roman

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.
Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.
Copyright © 2018 by Tanja Voosen Copyright © 2018 dieser Ausgabe by Wilhelm Heyne Verlag, in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München Dieses Werk wurde vermittelt durch die Michael Meller Agency GmbH, München Redaktion: Diana Mantel und Martina Vogl Umschlaggestaltung: t.mutzenbach design, München, unter Verwendung der Motive von © GettyImages/itsskin und angelinast, Helen Hotson, Svetlana Lukienko, Tanarch, The_Pixel/shutterstock.com Satz: Leingärtner, Nabburg
ISBN: 978-3-641-22392-2V002
www.heyne-fliegt.de

Für Mandy und Mazu.

Nach endlosen Bestechungsversuchen kommt hier das Buch, das nur für euch ist. Jetzt weiß die ganze Welt, wie toll ihr seid. Und um furchtbare Rache zu üben, hier ein bisschen peinlicher Kitsch: Ihr seid zwei ganz wundervolle Menschen, die mich immer zum Lachen bringen und mein Leben bereichern und … was man eben noch so alles in ein Freundschaftspoesiealbum schreibt. Ein Hoch auf unsere Schneckenbande! Einmal eine Schnecke, immer eine Schnecke.

Kapitel 1

Summer Michaels war gerade dabei, mit ihrem Freund Schluss zu machen. Ich hingegen stand etwas abseits und aß Popcorn. Eine Reihe von Pflanzenkübeln, die man dekorativ vor den großen Springbrunnen in der Mitte der Mall gestellt hatte, diente mir als Tarnung. Dass ich nicht besonders groß war, war in diesem Moment mein Vorteil. Während ich zum wiederholten Mal durch die Pflanzen hinüber zu Summer und ihrem soon-to-be Exfreund spähte, fragte ich mich, was die Leute wohl von mir denken mochten. Cassidy Caster – eine neugierige Spannerin? Eine verschmähte Exgeliebte, die auf Rache sann? Oder einfach nur die beste Freundin, die zur Unterstützung da war?

Die Sache war die: Summer und ich waren gar keine Freundinnen. Wir lebten nur zufällig in derselben Stadt und gingen zufällig auf dieselbe Highschool. Und in Wahrheit interessierte es sowieso niemanden, was ich hier tat. Ich hätte auch eine Runde hemmungslos durch den Springbrunnen hüpfen können – obwohl ich dann vielleicht auf YouTube gelandet wäre. Die Besucher der Mall waren zu beschäftigt damit, ihr Geld auszugeben und sich zu amüsieren, um die Motive eines siebzehnjährigen Mädchens zwischen Palmen groß zu hinterfragen. Oder war Sich-unsichtbar-machen eine meiner neuen Superkräfte geworden? Ziemlich praktisch, wenn man wie ich versuchte, nicht aufzufallen. In diesem Moment drehte Summer den Kopf und warf einen verzweifelten Blick direkt in meine Richtung.

Spoiler-Alarm: Summer wusste, dass ich in der Nähe stand. Sie wusste, dass ich sie beobachtete, um ihr jederzeit zu Hilfe eilen zu können. Das war schließlich Teil unseres Deals. Ich hielt niemandem die Hand, wenn es ans Eingemachte ging, aber ich war da. Wie ein Schutzengel, der über andere wachte. Obwohl das für meine Art von Arbeit viel zu sanft und freundlich klang. Summer musste die nächsten Minuten wohl oder übel alleine durchstehen. Ich hoffte zumindest, dass es ihr gelang. Der Tag der Entscheidung war gekommen und würde zeigen, ob mein Training ihr genug Mut und Selbstbewusstsein gegeben hatte. Würde sie einen Rückzieher machen oder stark bleiben? Es blieb spannend.

Du schaffst das, Summer!, feuerte ich sie stumm an und hob den Daumen. Sie schien es gesehen oder gespürt zu haben, denn sie wandte all ihre Aufmerksamkeit erneut ihrem Freund zu.

Meine Hand wanderte wieder in die Popcorntüte, und ich schob mir eine Portion in den Mund. Ich liebte das Zeug abgöttisch und war froh, dass man es in der Mall warm, zuckrig und frisch an jeder Ecke kaufen konnte und dafür nicht extra ins Kino musste. Es ging nichts über einen guten Snack, wenn man live ein Drama verfolgte, das jeder Realityshow Konkurrenz gemacht hätte.

Für einen Moment hielt ich inne, kniff die Augen zusammen und begann, die Körpersprache der beiden zu analysieren. Summer ließ die Schultern hängen und schüttelte betreten den Kopf. Ihr Freund verschränkte die Arme vor der Brust. Weil sie auf der anderen Seite des Springbrunnens standen, konnte ich sie zwar bestens sehen, aber nicht hören. Blödes Wasserrauschen. Das weckte in mir inzwischen den dämlichen Drang, mal eben aufs Klo zu verschwinden – vielleicht hätte ich mir doch einen anderen Platz zum Beobachten aussuchen sollen. Fürs Erste futterte ich weiter Popcorn, aber leider war die Tüte schon zur Hälfte leer. Summer war langsam, und die Gesamtsituation strapazierte allmählich meine Geduld. Man musste solche Sachen kurz und schmerzlos erledigen. Quasi wie ein Pflaster von der Haut zu ziehen. Zack und weg!

Komm schon, Summer, dachte ich. Und dann passierte es. Summers Miene verdüsterte sich auf einmal. Sie straffte die Schultern, baute sich regelrecht vor ihrem Freund auf, und als sich ihre Lippen bewegten, hallten die Worte förmlich in meinem Kopf wider:

Ich mache Schluss mit dir!

Triumphierend reckte ich eine Faust empor, als Summer sich hastig abwandte und ihren nun Exfreund stehen ließ. Ein warmes Gefühl breitete sich in meinem Magen aus – und das lag nicht am Popcorn. Mein ganzer Körper kribbelte vor Aufregung bis in die Zehenspitzen. Egal was jetzt auch folgte, diese Mission konnte ich als erfolgreich abstempeln. Summer hatte die magischen Worte in die Welt hinausgelassen, und sie waren nicht mehr zurückzunehmen. Dennoch musste ich sofort zu ihr, damit sie stark blieb und ihre Meinung nicht mehr änderte.

Hastig machte ich einen Schritt rückwärts, zwischen den Palmentöpfen hindurch, als ich mit jemandem zusammenstieß, der in diesem Moment vorbeiging. Ich wankte ein Stückchen zur Seite, und meine Popcorntüte fiel mir aus der Hand. Im nächsten Moment sah es so aus, als bedeckten lauter kleine weiße Schneeflocken den dunklen Marmorboden der Mall. Wie ich dieses elende Gedrängel und Geschubse hier hasste! Als wäre nicht Platz genug, dass die Leute nebeneinander laufen konnten, nein, sie mussten sich ja immer an irgendwem vorbeiquetschen. An manchen Tagen kam ich mir hier vor wie bei irgendeiner Kontaktsportart.

Ellbogen dort, Einkaufstüten da, Achtung, Achtung!

Ich hatte mir abgewöhnt, mich bei jedem Zusammenstoß zu entschuldigen. Das brachte meistens eh nichts. Gerade als ich mich abwenden und endlich Summer folgen wollte, fiel mein Blick auf denjenigen, mit dem ich aneinandergeraten war. Meine Laune sackte sofort bis zum Erdkern.

Colton Daniels – na, wunderbar!

»Du schon wieder«, sagte er abfällig, als würden wir uns ständig über den Weg laufen, was allerdings nicht der Fall war. Ich meine, wenn man auf dieselbe Highschool ging und vier Kurse gemeinsam besuchte, sah man sich natürlich schon recht oft, aber ich lief ihm sicher nicht mit Absicht über den Weg. Colton verzog das Gesicht zu einer mürrischen Grimasse.

Eigentlich wäre ich gerne darüber hergezogen, wie lächerlich er aussah, wenn er versuchte, mich mit seinen Blicken zu töten. Aber Colton konnte so ziemlich jedes Gesicht machen und würde immer noch gut dabei aussehen. Man müsste ihm schon eine Tüte über den Kopf ziehen, um seinen schwarzen Wuschelkopf und diese schokoladenbraunen Augen ignorieren zu können.

Ich fragte mich, wie viele Stunden er heute Morgen wohl vor dem Spiegel gestanden hatte, um seine Klamotten auf diese so lässige und gleichzeitig so coole Weise zu kombinieren. Von den dunklen Boots bis hin zum moosgrünen Shirt und der schwarzen Jacke passte alles perfekt zusammen – wie ein Outfit aus einem Modekatalog. Es gab eben diese Leute, die alles tragen konnten – und er gehörte dazu.

Colton Daniels war einer der beliebtesten Jungen an unserer Schule, und wie ein Bachelor verschenkte er Rosen wie Flyer an ziemlich viele Mädchen. Meine beste Freundin Lorn scherzte immer darüber, dass Colton die beste Möglichkeit für die Schule wäre, an die dringend benötigten neuen Computer zu kommen – wenn er denn jemals Gutscheine für Küsse und Dates drucken und verkaufen würde, um der Schule dann das Geld zu spenden. Von mir aus konnte Colton tun und lassen, was er wollte, wo er wollte und mit wem er wollte. Ja, es hatte sogar eine Zeit gegeben, in der ich ihm selbst den ein oder anderen Blick hinterhergeworfen hatte – ich war schließlich nicht blind. Die Sache war nur die: Für Colton war ich Staatsfeind Nummer eins.

Nicht ganz unbegründet, wie ich zugeben muss.

Colton und ich kannten uns seit dem ersten Highschool-Jahr. Der Beginn der Highschool ist für viele eine große Sache. Man kann sich neu erfinden und neue Freundschaften schließen. Ich war damals einfach nur heilfroh, dass meine beste Freundin Lorn, die ich schon seit der Middle School kannte, an dieselbe Schule kam und ich nicht ganz allein war. Colton hingegen machte sich keine Sorgen über sein Image oder darüber, ob andere ihn mochten oder nicht. Gleich in den ersten Monaten entpuppte er sich als echter Casanova, und immer öfter lud er irgendwelche Mädchen auf Dates ein. Diese Beziehungen liefen manchmal nur wenige Tage, hin und wieder auch über den Zeitraum von ein paar Wochen. Sie waren in jedem Fall stets der Gesprächsstoff unserer Jahrgangsstufe.

Nach den Sommerferien, im neuen Schuljahr, saßen Colton und ich im Mathekurs direkt nebeneinander. Es war nur eine Frage der Zeit, bis er anfing, mit mir zu flirten. Ich kannte die Geschichten, die man sich über ihn erzählte, und ich wollte nicht so dumm und naiv sein, ihn zu mögen. Also machte ich ihm die klare Ansage, dass ich von seinem Ruf wusste und mich nicht bei seinen Verflossenen einreihen würde. Ein paar Tage danach gerieten wir ziemlich heftig aneinander, weil er rumerzählte, er hätte mich abblitzen lassen – und deshalb sei ich sauer. So ein Blödsinn, es war doch umgekehrt gewesen! Ich erinnerte mich noch genau, wie unheimlich wütend ich gewesen war. Wer gab Jungs das Recht, so einen Mist zu erzählen, nur weil ein Mädchen keine Lust auf ein Date hatte?

Kurz darauf ging die Sache mit dem Schlussmach-Service für mich los, und als sich die Chance bot, Colton und sein damals aktuelles Date Sabrina zu sabotieren, nutzte ich diese. Ich passte Sabrina nach einer Unterrichtsstunde ab und deutete an, dass Colton eine feste Freundin an der Highschool unseres Nachbarstädtchens hatte. Es war ein wenig kindisch, aber sehr effektiv. Das Gerücht verbreitete sich rasch, und eine Weile wollte niemand mehr mit Colton ausgehen. Es dauerte allerdings nicht lange, bis er rausbekam, wer dahintersteckte. Für ein paar Wochen lebte ich in ständiger Angst, Colton würde es mir jeden Augenblick heimzahlen, aber stattdessen ignorierte er mich eiskalt. Irgendwann gab es spannendere Gerüchte auf den Schulfluren, und Colton hatte was Festes mit Kim aus der Oberstufe am Laufen. Der große Knall zwischen uns folgte, als ich einige Zeit später Kim half, Colton zu verlassen.

Mein Schlussmach-Service war ein gut gehütetes Geheimnis, das nur die Schülerschaft kannte. Das lag vor allem daran, dass ich über viele Aktivitäten anderer einflussreicher und beliebter Schüler Bescheid wusste und unsere Arbeit der ungeschriebenen Regel folgte: Wir halten zusammen. Colton versuchte trotzdem immer wieder, Hinweise auf den Schlussmach-Service durchsickern zu lassen. Einige Lehrer ahnten sicher etwas, allerdings gab es keinerlei Beweise für das, was ich tat. Aber wann immer Colton und ich aufeinandertrafen, sprühten die Funken – und das nicht im guten Sinne. Wir hatten aufgrund unserer vielen Differenzen eine richtige Abneigung gegeneinander entwickelt, und bis heute hatte sich nicht viel daran geändert.

Mir war klar, dass wir niemals Freunde sein würden. Unsere Begegnungen endeten meist damit, dass er mir einen seiner cleveren Sprüche reindrückte und dann einfach abzog – ohne mir die Chance zu geben, etwas Geistreiches zu erwidern. Das wurmte mich jedes Mal! Colton Daniels war ein absoluter Wort-Ninja, und wäre er nicht so nervig, hätte ich ihn dafür sogar bewundert und respektiert. In einem anderen Leben, in dem ich mir das eingestehen konnte, ohne dabei gleich tot umzufallen.

»Ja, ich schon wieder«, sagte ich zynisch. »Ich verfolge dich bereits den ganzen Tag. Ist dir das etwa nicht aufgefallen? Mein liebster Moment war der, als du im Barnes & Nobles eine Ausgabe von Männlich, Modisch & Modern gekauft hast. Wohin geht es als Nächstes? Zur Pediküre oder zu einem Shooting für die GQ?«

»Machst du mir gerade Komplimente, oder versuchst du, mich zu beleidigen?«, erwiderte er. »Klappt beides nicht besonders gut.«

Ich tat, als würde ich mir Luft zufächeln. »In deiner Gegenwart kann man einfach so schlecht denken.« Dann seufzte ich übertrieben begeistert. »Ich meine, du bist der Colton Daniels! Kein Mädchen kann dir widerstehen! Natürlich verfolge ich dich. Ich habe ja auch nichts Besseres zu tun. Wenn du mir ein Autogramm gibst, kann ich endlich glücklich sterben.«

Colton schnaubte. Dann beugte er sich ein Stückchen zu mir hinab, sodass mir sein Aftershave in die Nase stieg. »Vorsicht, Cassidy«, sagte er mit ruhiger, schneidender Stimme. »Man sagt, dass hinter jedem Zynismus ein Fünkchen Wahrheit steckt. Ich könnte sonst noch glauben, du stehst auf mich.«

Ich bemühte mich, meine abweisende Miene beizubehalten. So ein Spinner!

Colton musterte mich eingehend. Spöttisch zog er eine Augenbraue hoch, als sei er mir irgendwie überlegen. »Du hast es schon wieder getan, Caster. Das sehe ich dir an«, meinte er, als ich hartnäckig schwieg. Er klang dabei resigniert. »Wessen Beziehung hast du diesmal zerstört? Der einzige Grund, warum du dich hier blicken lässt, ist doch einer deiner ominösen Aufträge.«

Typisch! Colton musste gleich wieder den Schlussmach-Service erwähnen. Etwas anderes sah er gar nicht mehr in mir. Auf meiner Zunge sammelten sich Worte für einen verbalen Gegenschlag, aber Colton war schneller.

Er klopfte mir fast freundschaftlich auf die Schulter und flüsterte: »Du steckst gleich so was von in Schwierigkeiten.«

Dann sprintete er los. Aber nicht, ohne noch einen Blick über seine Schulter zu werfen und ein hämisches Grinsen aufzusetzen. Von seinem seltsamen Benehmen irritiert sah ich ihm stirnrunzelnd nach. Eines Tages würde ich ihn an einen Stuhl fesseln und ihm all die Dinge an den Kopf werfen, die ich seit dem ersten Highschool-Jahr hatte loswerden wollen. SelbstgefälligerMistkerl!

»Entschuldigen Sie, Miss? Gehört das Ihnen?«

Jemand tippte mir auf die Schulter, und der Möchtegern-Bad-Boy war erst einmal vergessen. Ein breitschultriger Mann in der Uniform eines Security-Mitarbeiters sah mich mit ernster Miene an. Er deutete auf den Boden, wo sich mein Popcorn verteilt hatte. Doch das meinte er gar nicht. Inmitten der kleinen Flocken lag noch etwas anderes: eine goldene Armbanduhr, mit sichtbarem Preisschild daran. Meine Augen wurden bei der Zahl darauf ganz groß.

Ich machte einen Schritt zurück. Nicht unbedingt, weil ich mich eingeschüchtert fühlte, sondern vielmehr als eine Art Reflex und weil ich es nicht mochte, wenn mir fremde Leute so nahetraten. Offenbar dachte der Mann nun jedoch, dass ich jeden Augenblick davonstürmen würde, und er packte unerwartet fest meinen Arm.

»Nein«, sagte ich selbstsicher. »Die Uhr gehört mir nicht. Ich bin gerade mit jemandem zusammengestoßen. Mit einem Jungen, etwa in meinem Alter. Er hat sie sicher verloren.«

In meinen Ohren klang das ziemlich plausibel, zumal das Popcorn doch der beste Beweis für einen Zusammenstoß war. Als ob ich jemals etwas, das ich aus eigener Tasche bezahlt hatte, so sorglos behandeln würde, dass es zu Boden fällt. Aber natürlich konnte der Mann meine Gedanken nicht lesen.

Ringsherum blieben ein paar Schaulustige stehen. Unter ihren Blicken wären andere sicher nervös geworden, zumal von einem Security-Mann angehalten zu werden schon echt peinlich war – aber nicht mir. Ich habe das meisterhafte Verdrängen von Gefühlen jeglicher Art schon seit vielen Jahren perfektioniert. Das half dabei, einen kühlen Kopf zu bewahren. Sollten sie doch alle denken, ich hätte etwas geklaut! Die Tatsache, dass ich nichts verbrochen hatte, gab mir genug Selbstvertrauen, um den neugierigen Leuten gegenüber meine gleichgültige Miene beizubehalten.

Bei dem Security-Mann war das schon ein wenig anders. Mein Herz begann schneller zu schlagen, als sein Gesichtsausdruck immer vorwurfsvoller und drängender wurde. Er glaubte mir nicht.

»Zusammengestoßen, sagst du?« Der Security-Mann hob skeptisch beide Augenbrauen. Auf seiner Stirn trat eine Vene hervor, als würde er jeden Moment einen Wutanfall erleiden. Sein Griff wurde noch fester. »Diese Uhr wurde vor wenigen Minuten zusammen mit drei anderen Wertgegenständen aus einem Secondhandshop entwendet, der sich unmittelbar in deiner Nähe befindet. Bist du dir sicher, dass du nichts zu sagen hast?«

Plötzlich lag Mitgefühl in seinem Blick, als wollte er nun mit Freundlichkeit versuchen, mir ein Geständnis zu entlocken. Vielleicht hatte er eine Tochter, die manchmal dumme Sachen anstellte oder log. Ich schnaufte genervt.

»Ich habe nichts gestohlen, wenn es das ist, was Sie hören wollen«, antwortete ich. »Ich warte auf eine Freundin und habe anscheinend zur falschen Zeit am falschen Ort gestanden. Wenn Sie keine Videoaufnahme haben oder andere Beweise, dass ich in den Zwischenfall verwickelt bin, möchte ich Sie bitten, meinen Arm loszulassen. Sie tun mir nämlich weh.«

»Selbst wenn du es nicht warst, sondern der Junge, ich habe genau gesehen, wie ihr miteinander gesprochen habt«, fuhr er nun fort. Der Typ war wirklich hartnäckig. »Bist du seine Komplizin oder seine Freundin?«

»Sie haben vielleicht Nerven«, erwiderte ich. »Gehen Sie immer durch die Mall und beschuldigen wahllos Kunden eines Verbrechens? Das nenne ich wahre Detektivarbeit! Weiß Ihr Vorgesetzter von Ihrem Hobby? Nur weil ich ein Teenager bin, bedeutet das nicht, dass ich keine Rechte habe. Wenn Sie nicht sofort meinen Arm loslassen, werden Sie in Schwierigkeiten geraten. Es gibt genug Leute hier, die bezeugen können, wie Sie gerade einfach so ein Mädchen anfassen.« Ich nickte mit dem Kinn zu dem kleinen Grüppchen, das uns nach wie vor neugierig beäugte.

Erschrocken ließ der Security-Mann meinen Arm los, fast so, als hätte er sich verbrannt. »Ich habe nicht … ich wollte nicht … das ist mein Job!«, rechtfertigte er sich, nun ganz blass um die Nase.

»Mädchen zu belästigen ist Ihr Job?«

Empört riss er den Mund auf. »Diebe zu fassen!«

»Hören Sie«, sagte ich etwas umgänglicher. »Ich möchte keinen Ärger. Ich habe mit dem Diebstahl wirklich nichts zu tun. Der Junge hat nur mit mir gesprochen, um sich zu entschuldigen, dass er mich umgerannt hat. Anscheinend ein Dieb mit Manieren.«

»Dann kennst du ihn nicht?«

»Nein, ich kenne ihn nicht, Sir.«

Das war nicht einmal gelogen. Ich kannte Colton nicht. Nicht wirklich. Hätte die Frage anders gelautet, wäre meine Antwort vielleicht belastender gewesen. Mein Unterbewusstsein hatte wohl spontan entschieden, dass ich viele der Dinge war, die man mich hinter meinem Rücken nannte – aber ganz sicher keine Verräterin. Außerdem war ich anders als Colton. Seinen Namen zu nennen würde mich nicht viel besser machen als ihn. Zumindest gab es einen winzigen Teil meines Unterbewusstseins, der genau das glaubte.

»Ich denke, ich sollte deine Eltern anrufen.«

»Das wäre super«, antwortete ich und lächelte jetzt zuckersüß. »Fangen Sie doch bei meinem Dad an – ich würde nur zu gerne wissen, wer er überhaupt ist. Meine Mom scheint sich nämlich weder an seinen Namen erinnern zu können noch daran, wo er herkommt.«

Der Security-Mann betrachtete mich unsicher.

»Cassidy!«, brüllte in diesem Moment Summer. Auf der Flucht vor ihrem Exfreund war sie anscheinend erst mal eine große Runde durchs Untergeschoss gelaufen. Nun, sie musste ihn abgehängt haben, denn sie rannte direkt auf mich, den Security-Mann und die Pflanzenkübel zu. Ich hob eine Hand und winkte ihr. Mit tränenüberströmtem Gesicht hielt sie neben uns an. Dann ließ sie jegliche Zurückhaltung fallen und warf sich mir an den Hals. Ich schaute bestimmt genauso verdutzt wie der Security-Mann. Sie schniefte in meine Jacke.

Etwas steif, weil ich nicht recht wusste, was ich gegen ihre Tränen tun sollte, tätschelte ich ihr den Rücken.

»Ich habe es getan«, brachte sie zwischen zwei Schluchzern heraus. »Ich habe ihn endlich verlassen! Endlich!«

Der Security-Mann bückte sich, um die Armbanduhr aufzuheben. Er betrachtete Summer und mich eingehend. Dann seufzte er ergeben.

»Ich glaube dir«, sagte er. »Vorerst. Wenn ich dein Gesicht aber noch einmal im Zusammenhang mit einem Vorfall in der Mall sehe, dann läuft die Sache anders.« Er griff in seine Jackentasche und hielt mir eine Visitenkarte hin. Weil Summer keine Anstalten machte, mich loszulassen, steckte ich meine freie Hand aus, um sie entgegenzunehmen. »Falls dir irgendetwas einfallen sollte, das in dieser Sache weiterhelfen kann, dann ruf bitte an.«

»Ja, Sir«, sagte ich und hoffte, dass es dankbar und nicht spöttisch klang, was sein Verhalten eindeutig verdient hatte.

»Bring deine Freundin besser nach Hause.« Nun waren seine Augen wieder randvoll mit Mitleid. »Wenn es ihr so schlecht geht, hättest du sie gar nicht erst allein lassen sollen.«

Oh, super. Freundschafts-Ratschläge gibt es nach der Anschuldigung, eine Diebin zu sein, noch gratis dazu. Danke schön, dachte ich. Und sagte laut, wie ein braves Mädchen: »Natürlich, Sir.«

Während sich der Security-Mann kopfschüttelnd entfernte, schob ich Summer etwas grob von mir.

»Du reißt dich jetzt zusammen, okay?« Ich sah ihr fest in die verheulten Augen. »Hör zu, Summer, du kannst verdammt stolz auf dich sein. Du hast mit ihm Schluss gemacht, die unschöne Beziehung beendet und bist nun frei. Jetzt beweg deinen Hintern zum Parkhaus, fahr nach Hause und lass alles erst mal in Ruhe sacken. Morgen früh in der Schule läufst du erhobenen Hauptes an deinem Exfreund vorbei, und dabei sagst du dir, dass du alles richtig gemacht hast. Du bist ein neuer Mensch!«

Summer nickte schwach. »Cassidy?«

»Ja?«, fragte ich sanft.

»Wieso fühle ich mich dann so schuldig? Es ist, als wäre da ein großes Loch in meinem Herzen, und ich kann niemals wieder …«

… einen Satz beenden? Fröhlich sein? Daran glauben, dass sich das klaffende Loch mit der Zeit wieder schließt? All das kannte ich nur zu gut. Drängende Fragen, die von der Angst ausgelöst wurden, nicht zu wissen, wie es nun weiterging.

Selbst wenn man sein Leben nur kurz mit einer anderen Person geteilt hatte, hinterließ diese immer Spuren. Würde einen nach dem Schlussmachen jeder Gegenstand und jeder Ort an eine verflossene Liebe erinnern? Würde man es schaffen, die gemeinsamen Erinnerungen auszublenden? Gebrochene Herzen heilten auf unterschiedliche Weise, und niemand konnte sagen, wie lange das manchmal dauerte. Deshalb Angst zu haben war normal.

Wenn es etwas gab, worin ich wirklich Expertin war, dann Schlussmachen. Summers Gefühle waren mir nur allzu vertraut, und ich wusste genau, was sie durchmachte. Ich seufzte leise und lächelte matt. Entgegen meiner üblichen Zurückhaltung umschlang ich ihre Hand mit meinen Fingern und drückte sie ermutigend. Summer hörte auf zu weinen und schluckte schwer. Ihre Augen wurden groß, als sie auf meine Antwort wartete, also wählte ich meine Worte weise:

»Kurz gesagt: Schluss machen ist beschissen«, sagte ich und entlockte ihr damit ein kleines Lächeln. »Aber es gehört zum Leben dazu. Wir sind beide noch so jung, Summer. Die Highschool ist nicht mal zu Ende, und deshalb solltest du das Hier und Jetzt genießen. Menschen loszulassen tut immer weh, aber manchmal ist es das einzig Richtige, was wir tun können. Uns selber retten. Schau auf all das, was dir noch bleibt. Auf deine Freundinnen und deine Familie, Leute, die dich gut behandeln. Und hat er das getan? Nein. Er hat dich betrogen und ausgenutzt und dich nicht verdient, Summer. Sag dir das immer wieder wie ein Mantra vor: Du hast Besseres verdient, und du wirst jemand Besseren finden.«

»Ich habe Besseres verdient«, versuchte sie es zaghaft. »Ich werde jemand Besseren finden.«

»Ganz genau.«

»Jemanden, der mich liebt, so wie ich bin!« Ohhh, jetzt ging es richtig los. »Der nicht ständig sagt, ich wäre zu fett oder solle mich anders kleiden. Der mich zum Maiglöckchenball einlädt und nicht mit einem dummen Flittchen wie Katrina in die Kiste hüpft!«

»So in etwa«, murmelte ich. »Aber andere Mädchen als Flittchen zu bezeichnen ist nie okay. Das ist eine schreckliche Angewohnheit. Wenn wir Mädchen uns untereinander so nennen, wer soll dann verhindern, dass andere das nicht auch tun? Nennen wir Katrina doch einfach eine … falsche Schlange?«

Summer fiel mir wieder um den Hals.

»Ich danke dir, Cassidy«, sagte sie, als sie mich wieder losließ und einen Schritt zurücktrat. Sie warf mir einen schwer zu deutenden Blick zu. »Du kannst eigentlich total nett sein. Wirklich. Das werde ich dir niemals vergessen.«

»Super«, sagte ich, jetzt doch etwas aus dem Konzept gebracht.

Summer strich sich ihr blondes Haar hinter die Ohren und zögerte einen Moment. Dann griff sie in ihre kleine Umhängetasche und zog ein Geldbündel heraus, das sie mir freudig entgegenstreckte.

Rasch riss ich es aus ihren Händen. »Damit würde ich echt nicht in aller Öffentlichkeit herumwedeln«, sagte ich. Vor allem nicht nach meinem netten Gespräch mit diesem Security-Mann. Sonst dachte er noch, ich würde die restliche heiße Ware gleich an Ort und Stelle verticken.

»Behalt den Rest einfach«, sagte Summer.

»Bist du sicher?«, fragte ich ungläubig. Ich hatte nicht den blassesten Schimmer, wie viel extra Cash zusammengerollt auf einmal in meiner Hand lag, aber niemand bündelte Scheine, wenn sie nicht ein paar mehr Nullen als üblich hatten.

Summer machte eine wegwerfende Handbewegung. »Es ist nicht so, als würde es mir fehlen.«

Etwas in meinem Inneren wollte die Hände ausstrecken und sie für diese Bemerkung erwürgen. Ich wusste, dass ihre Familie Geld hatte, aber war es wirklich so viel, dass sie es einfach verschenken konnte? Dass ihr nichts davon fehlen würde?

»Danke«, flüsterte ich, trotz allem.

Summer wischte sich mit dem Handrücken übers Gesicht und blickte auf die Mascaraschmieren auf ihrer Haut. »Ich muss furchtbar aussehen. Entschuldige.«

Ich nickte mechanisch und stopfte im nächsten Moment das Geldbündel in meine alte, abgewetzte Umhängetasche. Sie fühlte sich gleich viel schwerer an. Als ich wieder hochsah, hatte sich Summer bereits abgewandt und lief den Gang Richtung Damentoiletten hinunter.

Plötzlich war es, als würde ich alle Geräusche um mich auf einmal wahrnehmen. Menschenstimmen, Schritte auf Marmor, das Rauschen des Springbrunnens, die Musik aus den Lautsprechern, das Bellen eines Hundes in der Nähe. Mir wurde richtig schwindelig, und ich holte tief Luft. Was war nur mit mir los? Als mein steinaltes Aufklapphandy in diesem Moment zu vibrieren begann, fischte ich es dankbar für die Ablenkung aus meiner Jacke. Die SMS war von Summer. Ich empfehle deinen Schlussmach-Service jedem weiter, Cassidy Caster! Dahinter standen Dutzende Smileys.

Ich verdrehte die Augen.

Cassidy Casters Schlussmach-Service. Die Leute mussten wirklich aufhören, meine Arbeit so zu nennen. Andererseits gefiel mir der Klang. Hatte was von einem coolen Werbeslogan an sich. Zu Anfangszeiten hatte ich noch ganz anonym unter dem Titel »Schlussmach-Hilfe« gearbeitet. Ja, der neue Name war wirklich besser.

Wenn ich heute versuchte, mich an die Anfänge des Schlussmach-Services zu erinnern, fiel mir das gar nicht so leicht. Inzwischen war er ein so großer Teil meines Lebens, dass es mir oft vorkam, als hätte ich nie etwas anderes getan. Meine Erfolgsquote sprach für sich. Ein weiterer Grund, wieso sich die Sache mit dem Schlussmach-Service über den Zeitraum von wenigen Monaten wie ein Lauffeuer verbreitet hatte – natürlich weiterhin im Geheimen.

Coltons ehemaliges Date war das erste Mädchen gewesen, dem ich »geholfen« hatte. Doch aus dem Hintergedanken mit der Racheaktion war erst dann etwas Ernstes geworden, als ich Mia, ein Mädchen, das ich bis dahin nur vom Sehen kannte, weinend in der Toilette fand. Mein zweites Highschool-Jahr hatte gerade begonnen, und eigentlich wollte ich die Streitigkeiten mit Colton vergessen und in diesem Schuljahr ganz neu durchstarten. Colton war zu der Zeit mit Kim zusammen und ignorierte mich. Doch als Mia mir unter Sturzbächen von Tränen von dem Riesenstreit mit ihrem Freund erzählte, rührte das etwas in mir. Die nächste Stunde schwänzten wir beide, und so erfuhr ich, die ganze Zeit auf den kalten Fliesen in der Toilette sitzend, dass ihr Freund Mike sie schon seit Monaten schlecht behandelte und ständig fremdflirtete – und dass sie einfach nicht wusste, wie sie genug Mut aufbringen sollte, um ihn zu verlassen. Mia kam sich im Vergleich zu Mike Rooney, dem Fußballstar der Schule, unwichtig und klein vor. Während sie immer mehr Details ihrer Beziehung vor mir ausbreitete, sah ich die Tränen in ihren großen braunen Augen schwimmen. Mia erinnerte mich sehr stark an jemanden, den ich kannte: an mich selbst. Genauso hatte mich mein Spiegelbild angeblickt, als mich ein Junge verletzt hatte. Es hatte sich angefühlt, als habe man mir einen Teil meines Glücks ausgesaugt und ich würde ihn nie wiederbekommen. Ich war mit meinem gebrochenen Herzen ganz allein gewesen und hatte mich schrecklich einsam und verloren gefühlt. In diesem Moment wurde mir klar, dass Mia es nicht allein schaffen würde, ihren Freund zu verlassen.

Nach dem Vorfall auf der Toilette gab es einen genialen Schlachtplan, und einmal Schlussmachen später war eine weitere schlechte Beziehung erfolgreich beendet. Mia konfrontierte Mike mit seinem Verhalten auf einer Party vor den anderen Spielern des Fußballteams und deren Freundinnen. Zuerst waren alle geschockt, dass die ruhige Mia sich so etwas traute. Mike war natürlich stinksauer, aber Mia und ich hatten vorher geübt, wie sie sich gegen den Tobsuchtsanfall wehren konnte, in den Mike wie schon so oft zuvor ausbrach. Mutig bot sie ihm dieses Mal die Stirn, sagte ihm, sie würde sich nicht weiter so mies behandeln lassen, und schließlich machte sie Schluss mit ihm. Als es vorbei war, stellten sich die anderen Freundinnen der Spieler geschlossen hinter Mia. Mike stürmte von der Party, und in den Wochen danach sah und hörte man recht wenig von ihm. Irgendwann zog seine Familie um, und er wechselte die Schule. Selbst heute gab es noch Gerüchte über ihn, in denen es hieß, er hätte sich von Mia so in den Boden stampfen lassen, dass sein Ego sich nie davon erholt hatte und er regelrecht geflohen war. Mia hingegen war eine kleine Heldin. Und eines sei gesagt: Keiner der anderen Fußballspieler wagte es jemals mehr, mies zu seiner Freundin zu sein.

Leider – oder zum Glück? – war das nicht das Ende vom Lied. An meiner Schule schien es mehr ungesunde Beziehungen zu geben als schlechte Sänger in einer Casting-Show. Als wäre die Highschool eine einzige Daily-Soap, eine Parade an Drama und Intrigen. Und ich war plötzlich die Expertin dafür, denn obwohl wir Stillschweigen vereinbart hatten, erzählte Mia alles ihren Freundinnen.

Langer Rede kurzer Sinn: Summer war die bisher Letzte in einer langen Reihe von Mitschülerinnen, die Rat bei mir suchten und sogar bereit waren, dafür zu bezahlen. Beim ersten Mal hatte ich das Geld gar nicht annehmen wollen, aber kurz zuvor war uns der Strom in der Wohnung abgestellt worden, weil wir zum wiederholten Male die Rechnung nicht bezahlt hatten. Also akzeptierte ich es doch, übernahm danach die Rechnung, und wir hatten wieder Licht und Wärme. Und als sich eine neue Gelegenheit bot, jemandem zu helfen und damit Geld zu verdienen, lehnte ich das Angebot nicht mehr ab.

Hin und wieder gab es sogar einige Jungs, die meine Hilfe wollten. Das war zwar eher selten der Fall, aber ich hatte mir fest vorgenommen jedem zu helfen, wenn er diese Hilfe auch wirklich brauchte. Nach und nach schienen die Leute dann automatisch davon auszugehen, dass man mich für meine Hilfe entlohnen musste – und ehrlich gesagt konnte ich es mir, im wahrsten Sinne des Wortes, nicht leisten, das Geld abzulehnen.

Einen wirklichen Basispreis gab es nicht. Ich entschied von Fall zu Fall, was angemessen war. Schließlich hatten manche mehr Geld als andere, und da erschien es mir nur fair, die reichen Kids etwas mehr hinblättern zu lassen.

Mit dem ersten bezahlten Auftrag war jedoch mein moralischer Kompass angeschlagen. Aber was war schon richtig oder falsch? War es falsch, Leuten zu helfen, die mich brauchten? War es richtig, Geld für meine Dienste zu verlangen? Die Welt war nicht nur in Schwarz und Weiß aufgeteilt. Ein wenig kam ich mir vor wie Veronica Mars, die heimlich auf Schultoiletten Aufträge entgegennahm, um den Menschen Gewissheit zu verschaffen oder Geheimnisse aufzudecken. Oder wie jemand von der Mafia, der anderen das Geld aus der Tasche zog – je nachdem, wie sehr mich mein Gewissen an schlechten Tagen wegen des Geldes quälte.

Aber der Wunsch, nicht für immer in dieser Stadt festzusitzen, war größer als alle meine Bedenken. Hauptsache nicht so enden wie Mom, mit zwei Kindern, zu wenig Geld, einem Scheißjob und einem Flickenteppich-Herz! Also half ich anderen auf meine Art. Cassidy Casters Schlussmach-Service? In der Tat. Denn das, was ich zu Summer gesagt hatte, war nicht gelogen: Manchmal musste man egoistisch sein, um sich selbst zu retten.

Kapitel 2

Es gab da dieses Lied von den Beatles, in dem es hieß: »All You Need Is Love«, und das meine Mom, wenn sie gut gelaunt war, rauf und runter hörte. Ich kannte es auswendig, die Textzeilen hingen mir schon zu den Ohren raus, und was mich besonders daran nervte, war, dass ich mit John Lennon und seinen Bandkollegen keinesfalls einer Meinung war. Ganz im Gegenteil: In meinen Augen lagen sie völlig falsch. Liebe war nicht alles, was man brauchte. Das hatte ich über die letzten Jahre hinweg sogar zu meinem ganz persönlichen Mantra gemacht. Mit der Einstellung stand ich allerdings fast alleine da. Grundsätzlich waren die meisten doch total besessen davon, sich zu verlieben. Als wäre es eine Sportart, oder als säße einem eine stetig tickende Uhr im Nacken, welche die Zeit zählte, bis die eigenen Gefühle verkümmerten wie vertrocknete Pflanzen. Oder als gäbe es Liebe nur begrenzt und nur für eine bestimmte Art von Menschen. Dabei war sie überall präsent. Als Motiv beliebter Songs oder als Thema romantischer Komödien. Happy Ends waren die Zuckerstreusel auf den rosaroten Träumen der Leute.

In Bezug auf die Liebe gab es so einige Dinge, die mir ein echter Dorn im Auge waren. Vielleicht fehlten in meinem Hirn aber auch nur die Synapsen, mit denen ich verstehen konnte, was Liebe eigentlich war. Oder ich litt an fehlender Empathie und überhaupt mangelnder Gefühlsduselei, die mir die Knie weich werden ließ, wenn ich in die funkelsternblauen Augen eines süßen Jungen sah. In Wahrheit war ich aber nicht immer immun gegen Verliebtheit gewesen, vielmehr waren meine Erfahrungen mit ihr der Grund, warum ich meine Ansichten geändert hatte. Aber das gestand ich mir eher selten ein. Verdrängung fiel nun mal sehr viel leichter. Schließlich sehnten sich doch alle nach Liebe, nicht wahr? Meine Mom lieferte das beste Beispiel, um diese These zu stützen.

Nach dem seltsamen Zusammenstoß mit Colton in der Mall gestern hatte ich den Rest des Wochenendes einfach nur in meinem Zimmer abhängen und meine Ruhe haben wollen. Ich war jemand, der Zeit für sich brauchte, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Vor allem musste ich Summers Liebesdrama aus meinem System löschen, wie einen Virus, der mich sonst lahmlegte – das tat ich nach jedem Auftrag.

Meine Mom machte mir dabei allerdings einen gehörigen Strich durch die Rechnung.

»Cass, komm endlich zum Essen!«, hörte ich ihre gedämpfte Stimme durch die Tür. Ich hatte extra abgesperrt, weil sie es liebte, ohne anzuklopfen hereinzuplatzen. »Und schließ die verdammte Tür auf!«

»Ich habe keinen Hunger!«, rief ich zurück.

»Fünf Minuten, Cass. Letzte Warnung!«

Mein Interesse, zusammen mit Mom und meinem jüngeren Bruder Cameron zu Mittag zu essen, war gleich null, und man brauchte eigentlich eine Menge Begeisterungsfähigkeit, um auch nur meine Mom allein ertragen zu können. Normalerweise aßen wir eher selten zusammen und wenn doch, dann hatte das immer etwas zu bedeuten. Ich konnte mir bestens vorstellen, was jetzt anstand. Genervt seufzte ich und verdrehte die Augen. Auf der anderen Seite der Tür war es wieder ruhig geworden. Ich rollte mich aus meinem Bett und trat beim Aufstehen auf mein verfluchtes Chemiebuch. Irgendwie war meine Schultasche unbemerkt umgekippt, und das ganze Zeug, das ich so mit mir herumschleppte, war herausgerutscht. Unachtsam stopfte ich die Sachen zurück und schob die Tasche mit meinem Fuß zur Seite, sodass sie gegen den Schreibtisch lehnte. Eigentlich musste ich mich kaum bewegen, um überhaupt zur Tür zu kommen. Mein Zimmer war sehr, sehr klein. Ein schmales Bett stand an der Wand gegenüber der Tür, links davon ein Tisch direkt unter dem Fenster. Ein richtiger Kleiderschrank hatte gar nicht erst in den Raum gepasst, weshalb alle meine Klamotten auf einer beweglichen Kleiderstange an Bügeln hingen und Unterwäsche oder Shirts in der winzigen Kommode untergebracht waren, die an der einzig noch freien Seite des Zimmers stand. Wenn ich irgendetwas nicht sofort wegräumte, waren Stolperfallen garantiert.

Ich hatte nie wirklich viele Sachen besessen, weil meine Familie eben nicht gerade viel Geld hatte. Nicht einmal die Farbe an den Wänden gehörte mir, weil wir bei unserem Einzug hier kaum etwas verändert hatten. Mom hatte damals noch versucht, mir einzureden, dass Blau eine neutrale Farbe war, aber ich fand sie zum Kotzen, bis heute. Genau deshalb hatte ich jeden Zentimeter mit ausgeschnittenen Bildern aus Magazinen oder Fotos in Form von Collagen zugeklebt.

Ehe ich den Raum verließ, musste ich noch etwas überprüfen. Das war so ein kleiner Tick von mir. Sicher war sicher … Unter meinem Bett gab es eine lose Diele, von der nur ich wusste. Ich hatte sie gleich bei unserem Einzug entdeckt, und genau deshalb stand über dem Versteck auch mein Bett – nicht dass ich aufgrund des Platzes groß eine Wahl gehabt hätte. Unter der losen Diele war ein kleines Loch, in das einer meiner alten Schuhkartons perfekt gepasst hatte. Dort bewahrte ich seit unserem Einzug in einem Plastikbeutel mein Erspartes auf.

Das Geld von Summer hatte ich gleich nach Erhalt gezählt. Vier Mal so viel wie vereinbart. Echt unglaublich! Das konnte ich doch nicht einfach behalten … Hallo, schlechtes Gewissen! Als ich es jetzt erneut sah, entschied ich spontan, irgendetwas Gutes damit zu tun. Ich steckte einen Großteil der Scheine von Summer in die Gesäßtasche meiner Jeans und schob den Karton mit den restlichen Ersparnissen zurück ins Versteck.

Fünf Minuten später schlenderte ich durch den engen Flur zur Küche. Ich wappnete mich für eine Standpauke, aber Mom lächelte mich an. Verunsichert blieb ich in der offenen Tür stehen.

»Cass, ich habe wundervolle Neuigkeiten!«

Mein Bruder saß bereits über einem Teller Microwellen-Lasagne am Küchentisch und schaufelte sich das dampfende Essen rein, als nähme er an einem Wettessen teil. Cameron und ich waren knapp zwei Jahre auseinander. Er war fünfzehn und hatte letztes Jahr im September als Freshman an meiner Highschool angefangen. Obwohl wir nun schon seit vielen Monaten auf dieselbe Schule gingen, bekam ich ihn dort so gut wie nie zu Gesicht. Als Junior hatte ich ganz andere Kurse und Lunchzeiten, trotzdem fragte ich mich hin und wieder, was mein Bruder eigentlich so trieb. Zwischen uns schien ein ganzer Ozean an unausgesprochenen Dingen und Geheimnissen zu liegen, und niemand hatte ein Schiff, um ihn zu überqueren.

So war es schon seit einer Weile, und irgendwann hatte ich diese Tatsache einfach akzeptiert. Es gab wenige Momente, in denen wir uns verbündeten, und die hatten meist etwas mit den Entscheidungen von Mom zu tun. In einer Sache waren wir uns nämlich einig: Mom war verrückt.

Mom hieß übrigens mit Vornamen Camille und hatte es irgendwie lustig gefunden, meinen Bruder Cameron und mich Cassidy zu nennen. Wir hatten also alle die Initialen C. C. – wahnsinnig witzig, wirklich! Wahrscheinlich benutzte sie immer einen dummen Spruch auf Kosten unserer Namen als Eisbrecher, wenn sie ihrem neuesten Flirt-Opfer mitteilte, dass sie schon zwei Kinder hatte. Wenn du ein C schon so super findest, dann habe ich eine Überraschung: Mich gibt es nur im Dreierpack! Ich konnte mir das lebhaft vorstellen. Mom hasste es, allein zu sein, und dass sich ihr Beziehungsstatus erneut von »Single« auf »vergeben« umgestellt hatte, ließ sich an wenigen Details festmachen, die mir nur allzu vertraut waren. Willkommen beim Camille-O-Meter der Liebe!

Erstes Indiz: Mom trug ihre geliebte Glücksbringer-Perlenkette und wickelte sich diese immer wieder um den Zeigefinger ihrer linken Hand. Zweites Indiz: Sie seufzte schwermütig, als läge ihr eine Sorge auf dem Herzen, aber ihr Lächeln sagte etwas anderes. Ich wusste es sowieso besser: Ihr momentaner Gesichtsausdruck verriet mehr als tausend Worte. Mom legte ihn auf wie Make-up, wenn sie verliebt war.

Das hätte eigentlich eine prima Sache sein müssen. Etwas, zu dem ich ihr gratulieren sollte, wie sie mir zu meinen guten Noten. Es gab dabei allerdings ein sich wiederholendes Problem. Ein Muster, dem Moms Liebesleben folgte und das in etwa so ablief: Sie hatte alle paar Monate einen neuen Freund, und jedes Mal war es für sie die ganz große Liebe. Mein Bruder und ich konnten die Leier auswendig, denn wir mussten dann jedes Mal mitspielen. Die perfekte, glückliche Familie mimen. Es war ein bisschen so, wie eine Rolle im Theater zu haben. Akt eins: der neue Freund. Er kam zum Essen zu uns und stellte sich uns vor. Akt zwei: Wir nannten ihn beim Vornamen, und er kam immer öfter. Bald nicht mehr allein, sondern in Gesellschaft von Koffern. Plötzlich gab es eine Zahnbürste mehr im Bad, noch weniger Platz, und die Waschmaschine lief öfter. Akt drei: Wir taten so, als würden wir uns alle furchtbar liebhaben und den Kerl, den wir kaum kannten, gleich dazu. Glückliche Familie? Check!

Kurz danach begannen die ersten Streitereien, aufgrund der Eifersucht, die mal von Mom ausging, mal von ihrem Kerl. Ehe man sichs versah, herrschte pures Drama. Irgendeinen Grund gab es immer, wieso die Beziehungen meiner Mom nicht funktionierten. Ich war mir ziemlich sicher, dass das vor allem an der Sorte Mann lag, für die Mom eine Schwäche hatte: rechthaberische Machos, die Mom das Blaue vom Himmel herunter logen und sie ordentlich ausnutzten. Nur ganz selten schleppte Mom jemanden an, der das genaue Gegenteil war – und wenn das wirklich mal passierte, wurde diesen Typen Moms impulsive, klammernde und eifersüchtige Art schnell zu viel.

Das Schlimme an der Sache war, Mom schaffte es vielleicht, die netten Kerle zu vergraulen, aber den anderen räumte sie immer wieder neue Chancen ein. Und da kam ich ins Spiel. Wie oft hatte ich schon jemanden aus der Wohnung werfen müssen? Wie oft hatte ich mit zitternden Knien all meinen Mut zusammengenommen, um einem von Moms Freunden Paroli zu bieten, damit er endlich verschwand? Ich hatte aufgehört zu zählen, wie viele von diesen Schmarotzern ich für sie hatte loswerden müssen. Irgendjemand musste schließlich mit ihnen Schluss machen, sie aus unserem Leben verbannen. Mom heulte sich nach dem Verlassenwerden immer die Augen aus und beteuerte, sie würde nie wieder den gleichen Fehler begehen. Doch sie ließ es einfach nicht bleiben. Als würde es ihrer Natur widerstreben, eine Weile alleine zu sein.

Vielleicht gab es ja irgendwo eine geheime Singlebörse, für besonders verzweifelte Seelen. So etwas wie: armundwillig.net oder meinlebenistdochnochnichtzuendeundichbraucheliebe.com?

Ich hatte nämlich nicht den blassesten Schimmer, wo Mom ihre egoistischen und selbstverliebten Kerle immer aufgabelte. Manchmal glaubte ich, sie wusste ohne eine Beziehung gar nicht, wer sie eigentlich war, und befand sich deshalb immer so verzweifelt auf der Suche. Der Letzte ihrer Freunde hatte an einem Abend fast unsere Küche in die Luft gesprengt, als er einen Truthahn zubereiten wollte, weil Mom seiner Meinung nach zu langsam war und nichts Vernünftiges zustande brachte. Und dann ständig diese Geschichten über seinen ach so tollen Job bei einer Baufirma und was für ein erfolgreicher Business-Mann er doch war. Er hatte sich furchtbar gerne reden gehört – und Mom klebte natürlich an seinen Lippen und himmelte ihn durchgängig an. Marcus, diese ganz besondere Mimose, war inzwischen trotzdem Vergangenheit.

Wir waren ihn erst vor ein paar Monaten losgeworden, und schon war der Nächste am Start? Ich wäre lieber wie ein Magier über brennende Kohlen gelaufen, statt mir jetzt Moms Geschichten anzuhören.

»Ganz wundervolle Nachrichten!«, trällerte sie fröhlich. »Cam, schling doch nicht so.«

Mein Bruder ignorierte sie und nahm sich lieber einen Nachschlag. Mir war es egal, ich mochte Fleisch sowieso nicht besonders gerne. Eine Sache, die Mom wüsste, wenn sie sich mal Zeit nehmen würde, ihren Kindern zuzuhören. Aber so war das in dieser Familie: Die meiste Zeit ging es nur um sie. Eine One-Woman-Show namens Camille Caster.

Mom hörte auf, mit der Perlenkette zu spielen, ließ die Hand sinken und sah mich direkt an. Es war, als wollte sie mit dem dramatischen Augenaufschlag und der Pause irgendwie die Spannung steigern. Sie sah eindeutig zu viele Telenovelas.

»Ist Mr. Broccoli ausgezogen?«, fragte ich hoffnungsvoll. »Sein Essen riecht nämlich genauso, wie sein Name klingt, und jedes Mal, wenn ich mich die Treppe hochschleppe, weil der Aufzug mal wieder nicht funktioniert, habe ich das Gefühl zu ersticken. Er verpestet mit diesem Giftnebel nicht nur unsere Etage, sondern auch noch den Rest des Hauses. Neben den Feuerlöschern sollten definitiv Gasmasken hängen.«

»Cass!«, sagte Mom empört. »Mr. Broccoli ist ein sehr netter, lebensfroher Herr. Hab ein wenig Respekt vor seinem hohen Alter.«

»Den hat er doch auch nicht, wenn er sonntags um sechs Uhr anfängt, Trompete zu spielen«, erwiderte ich, »oder sein Stinkesocken-Essen kocht.«

Wir lebten seit einigen Jahren im fünften Stock eines Apartmentkomplexes, und unsere Etagen-Nachbarn schienen alle irre zu sein. Neben Mr. Broccoli wohnten auf unserem Stockwerk noch Mr. und Mrs. Gurian, die mit ihren Wellensittichen sprachen, als seien es ihre geliebten Kinder, und Stalker-Stan, ein fünfundzwanzigjähriger Student, der jedes Mal, wenn ich mich durchs Gebäude bewegte, plötzlich ganz zufällig auftauchte – und diesem Umstand auch seinen Spitznamen verdankte. Ich bekam ab und zu mit, wie es in den anderen Stockwerken zuging – da wohnten normale Familien, mit normalen Angewohnheiten. Kein Wunder, dass diese Wohnung so lange frei gewesen war. Der Vermieter hatte Mom damals förmlich die Füße geküsst, als sie sofort zugesagt hatte.

Meinem Bruder war das alles egal. Solange der Kühlschrank voll war und das WLAN funktionierte, würde er niemals rebellieren und Mom sagen, was er wirklich dachte. Und wollte ich das überhaupt wissen? Es reichte, dass ich ihn manchmal durch die dünnen Wände mit seinen Freunden skypen hörte, wenn sie über Spiele und Animes philosophierten. Ich setzte mir dann jedes Mal Kopfhörer auf und ließ das Intro meiner Lieblingscomicserie »Gravity Falls« rauf und runter laufen.

»Du hast mir nicht zugehört, oder Cassidy?«

Ach, hatte sie etwas gesagt? »Es ging um deinen neuen Freund«, antwortete ich. Mit dieser Antwort konnte man nie falschliegen.

»Was hast du da eigentlich wieder an?«, fragte Mom beiläufig und schien mich zum ersten Mal seit Betreten der Küche richtig wahrzunehmen. Mode-Ganzkörper-Scan aktiviert. Welch Freude! »Du siehst aus wie …«

»Ja?«, fragte ich interessiert.

Mom war ziemlich kreativ, was die Beschreibungen meiner Outfits anging. Ich bevorzugte Löcher in meinen Jeans, Nieten an meinen Shirts und jede Menge Schmuck an mir. Von meinen Stiefeln war ich besonders angetan. Ich hatte sie für ein paar Dollar in einem Secondhand-Shop gefunden und selber aufgepeppt, indem ich mit einem wasserfesten Stift Ornamente und Schnörkel darauf gezeichnet hatte. In der Schule hatte man mich sogar öfter gefragt, wo die Stiefel herkamen, was für mich der eindeutige Beweis war, dass sie genauso cool aussahen, wie ich sie fand. Ich mochte es ausgefallen und rockig. Mom hingegen war eine totale Mode-Mitläuferin. Wenn sie gerade eine Beziehung hatte, kleidete sie sich immer klassisch und elegant und mühte sich ewig lange mit kunstvollen Frisuren ab. War mal wieder alles vorbei, zog sie an, was ihr gerade in die Hände kam. Vor ein paar Jahren, als sie während ihrer absoluten Tiefs viel zu viel getrunken hatte, war sie manchmal wochenlang in denselben Klamotten herumgelaufen und hatte sich einen Scheiß dafür interessiert, was die Leute dachten.

Neben unserer gegensätzlichen Vorstellung davon, was ein toller Kleidungsstil war, unterschied Mom und mich aber vor allem unser Aussehen. Sie hatte kastanienbraunes Haar und grüne Augen, genau wie Cameron, während meine Augen tiefbraun waren und meine Haare aus dicken widerspenstigen Locken bestanden, die im Schein der Sonne aufgrund ihrer Helligkeit manchmal golden schienen. Die Leute nahmen deshalb sofort an, dass ich nach meinem Dad kam. Das war nur logisch, richtig? Doch an dieser Stelle war ein großes Fragezeichen in unserer Familie. Ich hatte meinen biologischen Vater nie kennengelernt, und es gab auch kein Foto, das mir zeigen konnte, wie er aussah.

Gab es Bilder, auf denen wir zu viert und scheinbar ganz wie eine heile Familie in die Linse schauten, dann war der Mann darauf Brian. Bis ich acht gewesen war, hatte Mom mich in dem Glauben gelassen, Brian sei mein richtiger Vater. Ich war bei Moms und seiner Hochzeit gerade mal ein Jahr alt, und schon ein Jahr später, als ich zwei war, wurde Cameron geboren. Brian war, soweit ich mich erinnern konnte, immer da gewesen, und er hatte mich nie anders als eine eigene Tochter behandelt. Er hatte sogar unseren Nachnamen angenommen, hatte zugestimmt, die seltsame C-Tradition meiner Mom fortzuführen, durch die mein Bruder auf den Namen Cameron getauft wurde, und hatte die ersten Kindheitserinnerungen von Cameron und mir geprägt. Und gerade deshalb war es umso schmerzlicher, nicht nur verkraften zu müssen, dass er uns irgendwann dann doch verlassen hatte, sondern dazu noch zu erfahren, dass er gar nicht mein biologischer Vater war.

Mom war dieser Umstand eines Abends einfach so rausgerutscht. Für sie war es alles keine große Sache gewesen, doch für mich war damals eine Welt zusammengebrochen. Ich war doch noch so jung gewesen, und sie hatte mich sehr verletzt.

Und das tat sie heute noch. Mit großen Sachen oder auch kleinen, spitzen Bemerkungen wie …

»Was ist denn aus dem schönen Kleid geworden, das ich dir geschenkt habe?«, fragte Mom vorwurfsvoll. »Das war perfekt für dich. Du würdest damit so viel … umgänglicher aussehen.«

»Du meinst das Kleid, das du nicht mehr wolltest und in dem man wie Hannah Montana höchstpersönlich aussieht?«, erwiderte ich. Es war weiß und aus Spitze und sah einfach nur grausig aus. »Darin kannst du mich irgendwann mal beerdigen. Ich dachte, das sei eh der Deal gewesen: So kannst du weinen und den Leuten beteuern, was für ein Engel ich gewesen bin.«

»Cass!«, raunte Mom. Sie hatte es wirklich drauf, meinen Namen klingen zu lassen, als sei er selbst Zeichen ihres Entsetzens. Ich stellte mir vor, wie sie eine Spinne im Badezimmer fand und Cass! rief oder voller Ekel ein Haar im Dessert entdeckte. Cass! Wieso gab man seinen Kindern vollwertige Namen, wenn man sie dann sowieso abkürzte? In meinem Kopf klang Cass sowieso wie irgendeine Käsesorte, die fürchterlich stinken musste.

»Mom«, sagte ich achselzuckend. »Dann erzähl mal.«

»Ich habe jemanden kennengelernt«, sagte sie bedacht und seufzte dann theatralisch. Gut, dass ich stand, ich wäre vor Überraschung sicher vom Stuhl gefallen. »Er heißt Dick Batman.«

Ein paar Sekunden wartete ich darauf, dass Mom sich verbesserte, aber ich hatte mich offenbar nicht verhört.

»Sein Name ist … Dick Batman?«

Würde ich meine Augen noch weiter ungläubig aufreißen, fielen sie am Ende noch aus meinem Kopf heraus, also blinzelte ich zur Sicherheit ein paarmal. Okay, so ungewöhnlich war der Vorname nun auch nicht, aber in Kombination mit seinem Nachnamen ein gefundenes Fressen. Mir fielen gleich Dutzende Möglichkeiten ein, wie man ihn damit aufziehen konnte. Oh, diese Ironie!

Mom schien meine Gedanken anhand meines Gesichtsausdrucks erraten zu haben. »Cass, bitte«, sagte sie genervt. »Keine Scherze über seinen Namen. Dick hat schon genug durchgemacht.«

Cameron blickte jetzt auch endlich mal von seinem Essen auf.

»Das kann ich mir vorstellen«, sagte ich schelmisch. »Was findet er denn schlimmer? Dass Leute seinen Namen googeln, auf Nick Bateman stoßen und völlig vergessen, wer er überhaupt ist? Oder dass sie ihn fragen, wo er seinen Sidekick Robin gelassen hat? Oder dass sein Name wörtlich genommen ein anderes für Pen…«

»Cassidy!«, herrschte Mom mich an. Jetzt kam sogar der Einsatz meines ganzen Namens? Ihr war es also wirklich ernst. So ernst es jemandem wie Mom sein konnte. Ich meine, sie änderte ihre Meinung über die Dinge öfter als eine Boyband ihre Mitglieder. »Dick ist ein wahnsinnig netter Mann. Er hat es nicht verdient, dass du so über ihn herziehst, obwohl du ihn nicht einmal kennst. Du solltest ihm eine Chance geben, und dann wirst du schon sehen …«

»Nein, ohne mich«, unterbrach ich sie. »Ich werde kein weiteres Mal irgendeinem dahergelaufenen Typen eine Chance geben. Du hast all deine Joker für dieses Jahr aufgebraucht.«

»Was soll das denn heißen?«, fragte Mom irritiert.

»Ich bitte dich, Mom, das hatten wir alles schon hundertmal.«

»Wo willst du hin?«, fragte sie.

Ich hatte mich schon während ihrer Worte in Bewegung gesetzt und war im Flur verschwunden. »Mich vor Frust aus dem Fenster stürzen.«

»Diesen schrecklichen Sarkasmus hast du nicht von mir«, murmelte sie und kam mir nach.

Aufgrund der Größe der Wohnung war ich beinahe sofort an der Haustür. Meine Hand über dem Knauf schwebend drehte ich mich noch einmal zu ihr um. In mir brodelte es regelrecht.

»Da hast du recht«, sagte ich giftig. Wir hatten diese Art von Unterhaltung schon so oft geführt, und ich hatte keinerlei Geduld mehr übrig. »Wir sind uns gar nicht ähnlich, und dank dir werde ich auch niemals wissen, ob ich irgendetwas mit meinem leiblichen Dad gemeinsam habe.«

»Du weißt, ich würde dir mehr sagen, wenn ich könnte«, sagte Mom und klang verletzt dabei. »Die Sache mit deinem Vater… ich war damals in keiner guten Verfassung und so unglaublich jung und naiv. Und trotz allem bin ich irrsinnig dankbar, dich zu haben.«

Mein Herz krampfte sich zusammen. Ich biss mir auf die Unterlippe, um nicht gleich etwas Falsches zu sagen – dieses Thema war schon immer mein wunder Punkt gewesen. Auch wenn Mom und ich uns nicht immer gut verstanden, wusste ich zu schätzen, dass sie Cameron und mich fast allein großgezogen hatte und sich auf ihre ganz eigene Art und Weise bemühte, uns eine gute Mom zu sein.

»Ich weiß«, sagte ich mit zittriger Stimme.

»Es tut mir leid«, sagte Mom.

»Das weiß ich ja auch«, murmelte ich unverständlich.

Mom wollte stets, dass Harmonie herrschte, und eine Zeit lang hatte ich ihr die vielen Entschuldigungen abgekauft. Aber wenn jemand das eine sagte und etwas ganz anderes tat, gab man irgendwann die Hoffnung auf, dass sich wirklich etwas verändern würde.

Wir tauschten einen letzten Blick, dann verließ ich die Wohnung. Kaum war die Tür hinter mir zugefallen, atmete ich tief durch. Plötzlich fühlte ich mich etwas unsicher auf den Beinen. Egal wie oft ich versuchte, über den Umstand hinwegzukommen, dass ich meinen Dad nicht kannte, es fiel mir unglaublich schwer. Meine Mom war zwanzig gewesen, als sie mit mir schwanger wurde. Als sie eines Abends nach einer ihrer vielen Trennungen sturzbetrunken gewesen war, hatte ich ein paar neue Dinge aus ihr herausbekommen. Sie hatte mit irgendeinem namenlosen Kerl auf einer College-Party geschlafen und ihn danach nie wieder getroffen. Zumindest hatte sie das felsenfest behauptet. Brian und Mom kannten sich von der Highschool, und anscheinend war er schon damals in meine Mom verliebt gewesen und heiratete sie deshalb vom Fleck weg, trotz des Babys, das nicht von ihm war. Irgendwie ironisch, dass Brian so bereitwillig den Platz meines Dads einnahm und einen auf Familie machte, nur um dann Jahre später unsere Familie einfach im Stich zu lassen: tschüss und weg! Nach nur vier Jahren Ehe hatte Brian Mom für eine jüngere Frau verlassen.

Glückliche Familie und heile Welt, ade!

Die wenigen guten Erinnerungen, die ich an meine Kindheit hatte, kamen mir manchmal wie eine Illusion vor, die ich nicht mehr von der Realität unterscheiden konnte. Hatte es sie überhaupt gegeben? Oder hatte ich mir etwas eingeredet, um anderen nicht sagen zu müssen, wie mein Leben in Wahrheit aussah? Lügen über Ferien voller Abenteuer, Ausflüge und Erlebnisse, um mich vor dem Mitleid anderer zu schützen. Normal zu sein. Doch dank Mom waren wir nicht normal. Wir waren zerstörte Träume und weggeschlossene Gefühle. Kein Wunder, dass ich völlig verkorkst war. Deprimiert schleifte ich mich zum Treppenhaus. Kaum hatte ich die Stufen erreicht, ertönte hinter mir das Geräusch des Aufzugs. Das Ding funktionierte wieder! Ich drehte freudig den Kopf herum, nur um Stalker-Stan zu entdecken. Er kam mit einem Grinsen aus dem Aufzug und steuerte mich an, sobald er mich erblickt hatte.

»Immer diese Zufälle, Cassie«, begrüßte er mich.

Stalker-Stan gehörte ebenfalls zu den Leuten, die nie meinen richtigen Namen benutzten. Ob ich es schaffen würde, mich mit Summers Geld zu ersticken, ehe er den Flur ganz durchquert hatte?

»Zufälle«, ächzte ich, »gibt es nicht. Du hast hier sicher überall Kameras installiert und tauchst deshalb gerade auf.«

»Du bist immer so superwitzig«, erwiderte er. »Das ist nur eines der Dinge, die ich so an dir mag. Wir sollten abhängen.«

Stan machte große, erwartungsvolle Augen und starrte mich unverhohlen an. Vermutlich markierte sich der Kerl Tage, an denen wir ein paar Worte miteinander wechselten, dick in seinem Kalender und nahm sie als Zeichen unserer unterdrückten Leidenschaft füreinander. 50 Shades of Treppenhausgeflüster.

Seit unserer ersten Begegnung machte er sich unentwegt an mich ran, dabei hatte ich ihm schon mehrmals gesagt, dass ich kein Interesse hatte und zudem viel zu jung für ihn war. Dabei hatte er damals ganz nett gewirkt, als er beim Einzug zufällig vorbeigekommen war und uns mit den Umzugskartons geholfen hatte. Stan schaute mich immer noch unverwandt an. Las er etwa Liebesratgeber von Edward Cullen? »Starre sie zu Tode, beobachte sie im Schlaf, sei aufdringlich und lass niemals locker – so eroberst du deine Bella.« Ich sollte wohl froh sein, dass er sich in der Sonne noch nicht das Hemd vom Leib gerissen hatte.

Kurz überlegte ich, ihm mal richtig die Meinung zu geigen und dabei kein Blatt vor den Mund zu nehmen, aber dann hatte ich doch wieder zu großes Mitleid mit ihm. Der Aufzug war inzwischen verschwunden, und da ich ohnehin direkt vor der Treppe stand, stürmte ich einfach ohne ein Wort zu sagen los. Ich hörte noch, wie Stan rief: »Nett, dich gesehen zu haben, Cassie« und wie er verhalten lachte, als wäre meine Flucht ein Zeichen meiner unsterblichen Liebe für ihn, die ich nicht zeigen konnte, weil ich so verdammt schüchtern war. Tja, Logik brachte einen von A nach B – Fantasie überallhin. Einstein, das alte Genie, hatte auch das gewusst!

Kapitel 3

Wie immer, wenn ich eine Auszeit von meinem Leben brauchte, zog es mich in den Teil der Stadt, in dem meine beste Freundin Lorn lebte. Mit dem Bus waren es nur wenige Stationen bis in die Nähe des Westwood Parks. Lorns Familie wohnte in einem großen Haus ganz in der Nähe davon. Im Gegensatz zu der Gegend, in der ich lebte, gab es hier keine Apartmentkomplexe, sondern weitläufige Grundstücke mit schönen Gärten. Der Szenenwechsel hatte jedes Mal eine beruhigende Wirkung auf mich.

Newfort, unsere Heimatstadt, war eine Kleinstadt in Kalifornien. Es lag so nah an der pazifischen Küste, dass das Meer nur einen Katzensprung entfernt war. Das Wetter war besonders im Sommer absolut herrlich und zog jährlich zahllose Touristen an. Im Zentrum, dem ältesten Teil des Städtchens, befanden sich neben dem Rathaus und der beeindruckenden Universität auch all die Gebäude und Häuser, welche die Geschichte Newforts geprägt hatten. Da war die kleine alte Methodistenkirche aus weißem Holz oder das alte rosafarbene Haus an der Ecke Main und Oak Street, das im Bürgerkrieg als Hospital gedient und mehrere Angriffe überstanden hatte. Auch wenn Newfort nur etwas mehr als 15 000 Einwohner hatte, war es kein verschlafenes Nest, sondern es war, vor allem dank der vielen Touristen, immer viel los. Die letzten Ausläufer der Stadt reichten bis zum Meer, und noch sehr weit draußen, in den ländlicheren Gegenden, lebten ein paar Hundert Menschen auf Ranchen.

Obwohl ich die Tage zählte, bis ich Newfort nach der Highschool endlich den Rücken kehren konnte, verstand ich, wieso Einheimische und Besucher zugleich die Stadt ins Herz schlossen. Früher hatte ich es auch geliebt, hier zu leben. Die weiten Parks und Wälder, der Strand mit den rauschenden Wellen und die Weite des Ozeans waren wunderschön. Die Middle-School-Zeit zählte nach wie vor zu meinen schönsten Erinnerungen. Allein bei dem Gedanken an meine damaligen Freundinnen Addison und Nora – und natürlich Lorn – musste ich schmunzeln. Wir vier waren eine echt verrückte Bande gewesen und jeder Sommer seit Beginn unserer Freundschaft ein einziges großes Abenteuer. Pyjamapartys, wilde Entdeckungstouren im Newfort Forrest und nicht zu vergessen das magische Indianerritual.