Mythologische Motive: Der Aufbau der Welt - Harry Eilenstein - E-Book

Mythologische Motive: Der Aufbau der Welt E-Book

Harry Eilenstein

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Beschreibung

Die Reihe: Die 87 Bände umfassende Reihe "Die Götter der Germanen" stellt die Gottheiten und jeden Aspekt der Religion der Germanen anhand der schriftlichen Überlieferung und der archäologischen Funde detailliert dar. Dabei werden zu jeder Gottheit und zu jedem Thema außer den germanischen Quellen auch die Zusammenhänge zu den anderen indogermanischen Religionen dargestellt und, wenn möglich, deren Wurzeln in der Jungsteinzeit und Altsteinzeit. Das Buch: Warum speien Drachen Feuer? - Drachen sind die Totengeister im Hügelgrab und das Feuer ist das Bestattungsfeuer - beides wurde miteinander zu feuerspeienden Drachen assoziiert. Warum waren die Seherinnen-Stäbe aus Eisen? - Weil man einerseits die hauptsächlich aus Eisen bestehenden Meteoriten für herabgefallene Teile des Himmels hielt und sich das Jenseits im Himmel befand und weil andererseits die Stäbe ein Symbol des Weltenbaumes waren, der der Jenseitsweg war und somit auch die Verbindung der Seherinnen zu den Göttern im Jenseits dargestellt hat. Warum ist "Feuer im Wasser" eine Umschreibung für "Gold"? - Weil die goldene, heiße Sonne am Abend im Meer versinkt und dann "goldenes Feuer im Wasser" ist.

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Bücher von Harry Eilenstein

Astrologie

Astrologie (496 S.)Photo-Astrologie (428 S.)Die astrologischen Aspekte (88 S.)Horoskop und Seele (120 S.)

Magie

Handbuch für Zauberlehrlinge (408 S.)Telepathie für Anfänger (60 S.)Telepathie für Fortgeschrittene (52 S.)Tarot (104 S.)Physik und Magie (184 S.)Die Magie-Formel (156 S.)Krafttiere – Tiergöttinnen – Tiertänze (112 S.)Schwitzhütten (524 S.)

Meditation

Der Lebenskraftkörper (230 S.)Die Chakren (100 S.)Das Chakren-System mit den Nebenchakren (296 S.)Meditation (140 S.)Drachenfeuer (124 S.)Reinkarnation (156 S.)

Kabbala

Kursus der praktischen Kabbala (150 S.)Eltern der Erde (450 S.)Blüten des Lebensbaumes:
Die Struktur des kabbalistischen Lebensbaumes (370 S.)Der kabbalistische Lebensbaum als Forschungshilfsmittel (580 S.)Der kabbalistische Lebensbaum als spirituelle Landkarte (520 S.)

Religion allgemein

Muttergöttin und Schamanen (168 S.)Göbekli Tepe (472 S.)Totempfähle (440 S.)Christus (60 S.)Dakini (80 S.)Vajra (76 S.)

Ägypten

Hathor und Re 1: Götter und Mythen im Alten Ägypten (432 S.)Hathor und Re 2: Die altägyptische Religion – Ursprünge, Kult und Magie (396 S.)Isis (508 S.)

Indogermanen

Die Entwicklung der indogermanischen Religionen (700 S.)Wurzeln und Zweige der indogermanischen Religion (224 S.)

Germanen

Die Götter der Germanen (87 Bände)Odin (300 S.)

Kelten

Cernunnos (690 S.)Der Kessel von Gundestrup (220 S.)Der Chiemsee-Kessel (76)

Psychologie

Über die Freude (100 S.)Das Geheimnis des inneren Friedens (252 S.)Das Beziehungsmandala (52 S.)Gefühle und ihre Verwandlungen (404 S.)einsgerichtet (140 S.)Liebe und Eigenständigkeit (216 S.)Von innerer Fülle zu äußerem Gedeihen (52 S.)Die Symbolik der Krankheiten (76 S.)

Kunst

Herz des Tanzes – Tanz des Herzens (160 S.)

Drama

König Athelstan (104 S.)

Die Themen der einzelnen Bände der Reihe „Die Götter der Germanen“

1. Die Entwicklung der germanischen Religion

2. Lexikon der germanischen Religion

3. Der ursprüngliche Göttervater Tyr

4. Tyr in der Unterwelt: der Schmied Wieland

5. Tyr in der Unterwelt: der Riesenkönig Teil 1

6. Tyr in der Unterwelt: der Riesenkönig Teil 2

7. Tyr in der Unterwelt: der Zwergenkönig

8. Der Himmelswächter Heimdall

9. Der Sommergott Baldur

10. Der Meeresgott: Ägir, Hler und Njörd

11. Der Eibengott Ullr

12. Die Zwillingsgötter Alcis

13. Der neue Göttervater Odin Teil 1

14. Der neue Göttervater Odin Teil 2

15. Der Fruchtbarkeitsgott Freyr

16. Der Chaos-Gott Loki

17. Der Donnergott Thor

18. Der Priestergott Hönir

19. Die Göttersöhne

20. Die unbekannteren Götter

21. Die Göttermutter Frigg

22. Die Liebesgöttin: Freya und Menglöd

23. Die Erdgöttinnen

24. Die Korngöttin Sif

25. Die Apfel-Göttin Idun

26. Die Hügelgrab-Jenseitsgöttin Hel

27. Die Meeres-Jenseitsgöttin Ran

28. Die unbekannteren Jenseitsgöttinnen

29. Die unbekannteren Göttinnen

30. Die Nornen

31. Die Walküren

32. Die Zwerge

33. Der Urriese Ymir

34. Die Riesen

35. Die Riesinnen

36. Mythologische Wesen

37. Mythologische Priester und Priesterinnen

38. Sigurd/Siegfried

39. Helden und Göttersöhne

40. Die Symbolik der Vögel und Insekten

41. Die Symbolik der Schlangen, Drachen und Ungeheuer

42. Die Symbolik der Herdentiere

43. Die Symbolik der Raubtiere

44. Die Symbolik der Wassertiere und sonstigen Tiere

45. Die Symbolik der Pflanzen

46. Die Symbolik der Farben

47. Die Symbolik der Zahlen

48. Die Symbolik von Sonne, Mond und Sternen

49. Das Jenseits

50. Seelenvogel, Utiseta und Einweihung

51. Wiederzeugung und Wiedergeburt

52. Elemente der Kosmologie

53. Der Weltenbaum

54. Die Symbolik der Himmelsrichtungen und der Jahreszeiten

55. Mythologische Motive

56. Der Tempel

57. Die Einrichtung des Tempels

58. Priesterin – Seherin – Zauberin – Hexe

59. Priester – Seher – Zauberer

60. Rituelle Kleidung und Schmuck

61. Skalden und Skaldinnen

62 Kriegerinnen und Ekstase-Krieger

63. Die Symbolik der Körperteile

64. Magie und Ritual

65. Gestaltwandlungen

66. Magische Waffen

67. Magische Werkzeuge und Gegenstände

68. Zaubersprüche

69. Göttermet

70. Zaubertränke

71. Träume, Omen und Orakel

72. Runen

73. Sozial-religiöse Rituale

74. Weisheiten und Sprichworte

75. Kenningar

76. Rätsel

77. Die vollständige Edda des Snorri Sturluson

78. Frühe Skaldenlieder

79. Mythologische Sagas

80. Hymnen an die germanischen Götter

Inhaltsverzeichnis

Zum besseren Überblick ist dem Inhaltsverzeichnis dieses Bandes (55a) eine kurze Zusammenfassung des Bandes 55b beigefügt.

Band 55a

Band 55b

D Gegenstände und Geräte

XIV Schlafdorn

XV Drachenschiff:Archäologische Funde, Entwicklung und Aufbau, Kenningar, Drachenköpfe, Schnitzereien, Wandteppiche, Steinritzungen, Kivik, germanische Schiffe um 100 n.Chr., Steinsetzungen, Runensteine, Schiffsopfer, Schiffsgräber, Beschreibungen, Kult, Mythen

E soziale Vorgänge

XVI Weinen

XVII Lachen

XVIII Polygamie:Polygamie, Polyandrie u.ä.

XIX Kannibalismus

XX Zwillinge

XXI Blutsbrüder

XXII Bruderkampf

XXIII Vatermord

XXIV Götterkampf

XXV Ringkampf

XXVI Gurgelbiß

XXVII Steinigungen

XXVIII Wettlauf

XXIX Wetttrinken

XXX der seltsame dritte Bruder:Erp, Guthorm, Ivar, Otr

XXXI „faul am Feuer sitzen“

XXXII Schmied:Wortschatz, Beruf, Wieland, Geirröd, Mimir, Regin, Odin, Zwerge, Tyr-Starkad und der Schmied

F Symbole

XXXIII Hantel-Symbol

XXXIV Omega-Symbol:Hügelgräber, Freya, Brakteaten, Jungsteinzeit

XXXV Zwirnsfaden-Symbol

XXXVI Fleur-de-lys

XXXVII Spindel, Faden, Nadel und Webstuhl

XXXVIII Nägel

A Elemente der Welt

I Feuer

Das Feuer als eines der Grundelemente der menschlichen Zivilisation hat auch bei den Germanen eine zentrale Symbolik gehabt.

I 1. reale Bestattungsfeuer

I 1. a) Tacitus: Germania

Bei den Leichen kein eitles Gepränge. Nur darauf wird gehalten, daß die Leichname berühmter Männer mit bestimmten Arten Holz verbrannt werden. Die Aufschicht des Scheiterstoßes überhäufen sie nicht mit Gewändern und Wohlgerüchen: Jedem werden seine Waffen mitgegeben, dem Feuer dieses oder jenes, auch sein Pferd. Das Grabmal erhebt Rasen; der Denkmäler steile und arbeitsvolle Ehre verschmähen sie als schwer für die Verlebten. Jammer und Tränen legen sie schnell ab, Schmerz und Betrübnis langsam. Den Weibern ist trauern schön, den Männern eingedenk sein.

Hier wird eine Feuerbestattung beschrieben, über deren Asche ein Hügel aus Grassoden errichtet wird.

Das Feuer bringt den Toten in das Jenseits.

I 1. b) Reisebericht des Ibn Fadlan

Die ausführlichste Beschreibung einer germanischen Feuerbestattung findet sich in dem Reisebericht des arabischen Kaufmanns und Forschers Ibn Fadlan aus dem Jahr 922 n.Chr. Der Häuptling, dessen Bestattung er beschreibt, gehörte zu den östlichen schwedischen Wikingern, die sich „Rus“, d.h. „Ruderer“ nannten. Dieser Name ist der Ursprung von „Rußland“.

Es wurde mir mehrfach erzählt, daß wenn einer ihrer Häuptlinge stürbe, viele Dinge geschehen würden, wovon die Leichenverbrennung die wichtigste sei. Ich war deshalb sehr daran interessiert, etwas genaueres darüber zu erfahren. Eines Tages bekam ich davon zu hören, daß ein angesehener Mann unter ihnen gestorben war. Sie legten ihn in ein Grab und deckten dieses für 10 Tage zu, bis sie mit dem Zuschneiden und Nähen der Leichenkleider fertig waren.

Die Bestattung ging auf folgende Art und Weise vonstatten. Für den Armen unter ihnen machten sie ein kleines Schiff, legten ihn hinein und verbrannten es. Aber wenn es um einen Reichen unter ihnen ging, so sammelten sie sein ganzes Vermögen und teilten dieses in drei gleichgroße Teile. Ein Drittel geht zu der Familie des Verstorbenen, für das zweite Drittel machten sie die Leichenkleider für den Toten und für das letzte Drittel brauten sie Nabid (Met oder Bier), welches getrunken wird, wenn seine Sklavin sich für ihn tötet und mit ihrem Herrn verbrannt wird.

Die Rus sind ganz dem Nabid verfallen, welchen sie Tag und Nacht trinken. Oft geschieht es, daß einer von ihnen mit dem Becher in der Hand stirbt.

Wenn ein Häuptling unter ihnen tot ist, so sagt seine Familie zu seinen Sklavinnen und Dienern: „Wer von euch möchte mit ihm sterben?“

Eine von denen antwortete: „Ich.“

Da bekamen zwei andere Sklavinnen den Auftrag sie zu bewachen, wo immer sie auch stand und wohin sie auch ging und wuschen ihr mit ihren eigenen Händen die Füße.

So begannen sie und nahmen sich der hinterbliebenen Dinge des Toten an, um die Kleider für den Toten zu nähen und machten alles fertig, wie es sein sollte. Aber die Sklavinnen tranken und sangen jeden Tag in einer Freude, als ob sich etwas glückliches in naher Zukunft ankündige.

Als der Tag kam, an dem der Fürst und seine Sklavin verbrannt werden sollten, ging ich zum Flußufer, wo sein Schiff lag. Dies war an Land hochgezogen worden und wurde durch vier Stützen aus Birkenholz oder anderen Holzarten aufrechtgehalten.

Weiterhin war etwas aufgebaut worden, das wie ein großes Lager oder Magazin aus Holz aussah. Das Schiff wurde dorthin gezogen und an das Holzgestell angebracht. Und das Volk lief hin und her und sie sprachen eine Sprache, die ich nicht verstand, während der Tote noch in seinem Grabe lag. Sie hatten ihn noch nicht aus dem Grab herausgenommen.

Dann kamen sie mit einer Bank und setzten sie auf das Schiff und bedeckten sie mit Teppichen, mit byzantinischem Dibag (bemalter Seidenstoff) und mit Kissen aus byzantinischem Dibag. Nun kam eine alte Frau, welche der Todesengel genannt wurde und breitete die Teppiche über der Bank aus. Sie stand vor den Kleidern für den Toten und vor dem Gestell für die Leiche. Das ist auch diejenige, die die Mädchen tötet (Sklavinnen). Ich sah, daß sie eine alte, riesengroße Frau, dick und düster vom Aussehen her war. (Sie ist die Verkörperung der Hel/Hyrrokkin.)

Als sie zu seinem Grab kamen, nahmen sie die gesamte Erde weg vom Holz und danach entfernten sie das gesamte Holz. Und so zogen sie von ihm die Kleider, die der Tote trug. Ich möchte bemerken, das er ganz schwarz aufgrund der Kälte im Lande geworden war. In das Grab hatten sie zusammen mit ihm Bier, Früchte und eine Mandoline hineingelegt. Und all dies nahmen sie nun aus dem Grab. Der Tote roch merkwürdigerweise überhaupt nicht und nichts hatte sich verändert an ihm außer seiner Hautfarbe.

Dann kleideten sie ihn mit Hosen, Überhosen, Stiefeln, Gürtel und einen Mantel aus Dibag mit Goldknöpfen. Sie setzten ihm eine Kappe aus Dibag und Zobelfell auf seinen Kopf und trugen ihn in das Zelt, das auf dem Schiff aufgestellt worden war. Dort setzten sie ihn auf den Teppich und stützten ihn mit Kissen.

Dann kamen sie mit Nabid, Früchten und wohlriechenden Pflanzen und legten diese zu seinen Seiten nieder. Weiterhin brachten sie Brot, Fleisch und Zwiebeln und legten sie vor ihm hin. Dann kamen sie mit einem Hund und schnitten ihn in zwei Teile und warfen ihn ins Schiff. Danach kamen sie mit seinen Waffen und legten sie zu seinen Seiten nieder. Dann nahmen sie zwei Pferde und trieben sie solange bis sie schweißnaß waren. Daraufhin hieben sie diese in Stücke mit ihren Schwertern und warfen das Fleisch in das Schiff. Genauso taten sie es mit zwei Kühen, auch diese hackten sie in Stücke und warfen das Fleisch ins Schiff. (Die Pferde und Rinder sind die Opfertiere, die die Zeugungskraft des Toten magisch sichern sollen.) Schließlich kamen sie mit einem Hahn und einem Huhn, töteten diese und warfen auch diese auf das Schiff.

Die Sklavin, die getötet werden wollte, ging währenddessen hin und her. Sie ging in das eine oder das andere Zelt und der Herr des Zeltes hatte sexuellen Umgang mit ihr, während er sagte: „Sage dies zu deinem Herren: Das habe ich getan aus Liebe zu Dir.“ (rituelle Wiederzeugung)

Als es Freitag Nachmittag geworden war, nahmen sie die Sklavin mit zu einer Art Türrahmen („Jenseitstor“). Sie setzte ihre Beine auf die Handflächen der Männer, wodurch sie so hoch kam, daß sie über diesen Rahmen hinausragte, woraufhin sie etwas in deren Sprache sagte. Anschließend ließen sie sie herunter. Aber kurz darauf hoben die Männer sie wieder hoch und sie machte dasselbe wie beim ersten mal. Schließlich ließen die Männer sie wieder herunter um sie ein drittes mal hochzuheben und sie tat dasselbe, wie beim ersten und beim zweiten mal zuvor. Da reichten sie ihr eine Henne und sie schnitt dem Huhn den Kopf ab und warf es weg. Die Männer hoben die tote Henne auf und warfen sie in das Schiff. Da fragte ich den Übersetzer was sie gemacht hatte.

Er antwortete: „Das erste mal, als sie hoch gehoben wurde sagte sie: 'Seht dort, ich sehe meinen Vater und meine Mutter dort (im Jenseits) sitzen!' Das zweite mal sagte sie: 'Seht dort, ich sehe alle meine toten Verwandten dort sitzen!' Und beim dritten mal sagte sie: 'Seht dort, ich sehe meinen Herrn im Paradies sitzen und das Paradies ist farbig und grün und zusammen mit meinem Herrn sind Männer und junge Diener. Er ruft nach mir. Laßt mich zu ihm gehen!'“ Und so gingen sie mit ihr zum Schiff.

Sie nahm zwei Armreifen von ihrem Arm und gab sie der alten Frau, welche der Todesengel genannt wurde und sie töten sollte. Dann nahm sie von sich zwei Achselringe und gab sie den Töchtern der Frau, welche der Todesengel genannt wurde („Draupnir-Ringe“).

Dann führten sie sie hinauf zum Schiff, aber ließen sie nicht ins Zelt. Dann kamen Männer mit Schildern (Symbol der Sonnenscheibe?) und Holzstäben (die „Zauberstäbe“, die auch auf dem Goldhorn von Gallehus und auf den Runensteinen abgebildet sind).

Dann reichten sie ihr einen Becher mit Nabid. Sie sang darüber und trank den Becher aus. (rituelles Trinken des „Göttermets“)

Der Übersetzer sagte zu mir: „Nun nimmt sie Abschied von ihren Freunden.“ Und so wurde ihr ein neuer Becher gereicht. Sie nahm ihn und trank diesen sehr langsam aus. Aber die alte Frau drängte sie, schnell auszutrinken, damit sie ins Zelt zu ihrem Herren gehen konnte. Da sah ich zu ihr und sie sah ganz verstört aus. Sie wollte in das Zelt hineingehen und steckte den Kopf ins Zelt, so daß sie zwischen dem Zelt und dem Schiff war. Aber da nahm die Frau ihren Kopf und zog ihn in das Zelt und die Frau ging ihr in das Zelt nach.

Die Männer begannen da mit den Holzstäben gegen die Schilde zu schlagen, so das der Lärm die Schreie der Sklavin überdeckte, damit die anderen Mädchen nicht verängstigt würden und nicht mehr den Tod zusammen mit ihren Herrn suchen würden wollen, wenn die Zeit dafür kommt. (Dies ist wahrscheinlich eine Deutung von Ibn Fadlan und nicht unbedingt die rituelle Bedeutung des „Trommelns“.)

Da gingen sechs Männer in das Zelt und sie nahmen sie nacheinander (rituelle Wiederzeugung).

Da lag sie nun neben ihrem toten Herrn. Zwei hielten ihre Beine und zwei die Hände. Die Frau, die der Todesengel hieß, legte einen Strick um ihren Hals und knüpfte die Enden in die entgegengesetzte Richtung, sodaß zwei Männer daran ziehen konnten. So ging die Frau mit einem kleinen Dolch mit breitem Blatt und stach diesen zwischen die Rippen des Mädchens und zog ihn wieder heraus und die zwei Männer würgten sie mit dem Strick. So starb sie.

Dann kamen die vom Volk, die mit dem Toten am nächsten verwandt waren zum Platz. Der Häuptlingssohn nahm ein Holzstück und zündete es an. Er ging rückwärts mit dem Rücken zum Schiff und das Gesicht zum Volk und hielt in der einen Hand das Holzstück während er die andere Hand hinter dem Rücken auf seinem Gesäß ruhte. Er war nackt (wie die Gestalten auf dem Goldhorn; d.h. er war im Jenseits).

Auf diese Weise wurde überall Feuer unter dem Gestell, das das Schiff stützte, gelegt, nachdem sie die getötete Sklavin an die Seite ihres Herrn gelegt hatten.

Nun kam das Volk zu dem Platz mit Holz und jeder hatte ein Holzstückchen mit Feuer an der Spitze. Sie warfen das Holz so unter das Schiff, das das Feuer nur so um sich griff. Erst brannte das Schiff und dann das Zelt mit dem Mann und der Sklavin darin sowie alles, was im dem Schiff war. Da kam ein starker und fürchterlicher Wind, sodaß die Flammen kräftiger wurden und das Feuer sehr weit in den Himmel emporloderte.

Zu meiner Seite stand ein Mann von den Rus und ich hörte ihn, wie er sich mit dem Übersetzer unterhielt. Ich fragte ihn dann, was er zu ihm gesagt hatte.

Er antwortete: „Ihr Araber seit dumm.“

Ich fragte: „Wieso das?“

Er sagte: „Den den ihr am meisten unter euch Menschen liebt und ehrt, werft ihr in die Erde, wenn er tot ist, sodaß die Erde, Kriechtier und Gewürm ihn verzehren kann. Wir dagegen brennen ihn hinauf in einem Augenblick, sodaß er dann am selben Ort zur selben Stund ins Paradies geht.“

Und da begann er laut zu lachen.

Als ich ihn genauer darüber befragte, sagte er: „Sein Herr (Tyr/Odin) hat in seiner Liebe den Wind gesendet, so daß er in einer Stunde hinweggetragen wird.“

Und dies geschah wirklich. Es dauerte nicht mehr als eine Stunde, bis das Schiff und das gesamte Holz und die Sklavin und ihr Herr und alles zu Asche und Aschestaub geworden war!

Schließlich bauten sie da, wo das Schiff, das sie vom Ufer hochgezogen hatten, stand, einen Hügel auf. Mitten auf diesem Hügel errichteten sie eine schwere Holzstütze aus Birkenholz. Auf diese schrieben sie den Namen des Mannes und den Namen 'Rus-König' (Entsprechung zu den Runensteinen) und gingen ihres Weges.

Hier ist die Schifffahrt in das Jenseits mit dem Feuer als Jenseitstor kombiniert worden.

I 1. c) Reisebericht des Ibn Fadlan

In dem Fall eines armen Mannes bauen sie ein kleines Boot, legen ihn hinein und verbrennen ihn.

I 1. d) Heimskringla-Prolog

Das Zeitalter der Hügelgräber begann in Dänemark erst so richtig, nachdem Dan der Große für sich ein Hügelgrab hatte errichten lassen und befohlen hatte, daß er nach seinem Tod in ihm mit allen seinen königlichen Insignien und seiner Rüstung, seinem Roß und dessen Sattel und Zaumzeug sowie anderen kostbaren Gütern bestattet werden solle. Viele seiner Nachkommen folgten seinem Beispiel. Aber es gab trotzdem noch lange danach auch immer noch das Verbrennen der Toten als Brauch bei den Schweden und bei den Nordmännern.

I 1. e) Zusammenfassung

Die Toten wurden zumindestens z.T. verbrannt, wobei das Feuer als ein Transportmittel in das Jenseits angesehen worden ist.

I 2. Bestattungsfeuer in den Mythen

I 2. a) Skaldskaparmal

Als aber Thiazi (Tyr) heimkam und Idun vermißte, nahm er sein Adlerhemd und flog Loki nach mit Adlersschnelle.

Als aber die Asen den Falken (Loki) mit der Nuß fliegen sahen und den Adler hinter ihm drein, da gingen sie hinaus unter Asgard und nahmen eine Bürde Hobelspäne mit. Und als der Falke in die Burg flog und sich hinter der Burgmauer niederließ, warfen die Asen alsbald Feuer in die Späne.

Der Adler vermochte sich nicht innezuhalten, als er den Falken aus dem Gesicht verlor: also schlug das Feuer ihm ins Gefieder, so daß er nicht weiterfliegen konnte. Da waren die Asen bei der Hand und töteten den Riesen Thiazi innerhalb des Gatters; allbekannt ist dieser Totschlag.

Diese Mythe ist eine Umdeutung des abendlichen Todes des ehemaligen Sonnengott-Göttervaters Tyr, der im Jenseits zu einem Adler-Seelenvogel wurde. Aus dem Bestattungsfeuer und evtl. auch aus dem möglicherweise als dieses Bestattungsfeuer aufgefaßtem Abendrot ist hier bereits ein Mord-Feuer geworden.

I 2. b) Gylfis Vision

Darauf schleudert Surtur Feuer über die Erde und verbrennt die ganze Welt.

Hier ist das Bestattungsfeuer des Tyr-Surtur zu einer Todesursache für die Asen und Menschen umgedeutet worden – das übliche Schicksal aller auf der Jenseitsreise hilfreichen Wesen und Dinge, wenn eine Religion in größerem Maße umgestaltet worden ist.

I 2. c) Gylfis Vision

Da wurde Baldurs Leiche hinaus auf das Schiff getragen und als sein Weib Nanna, Neps Tochter, das sah, da zersprang sie vor Jammer und starb. Da wurde sie auf den Scheiterhaufen gebracht und Feuer darunter gezündet, und Thor trat hinzu und weihte den Scheiterhaufen mit Miölnir.

Die ist die bekannteste aller mythologischen Feuerbestattungen der Germanen. Sie ist wie die Fürsten-Bestattung in dem Bericht von Ibn Fadlan eine Kombination von Feuer- und Schiffsbestattung.

I 2. d) Lied des Ulfr Ugga-Sohn

Rasch reitet der Weit-berühmte,

der die Zukunft wissende Gott zu dem lodernden Feuer,

zu dem hohen Scheiterhaufen seines Nachkommen.

Aus meinen Wangen strömen Loblieder hervor.

… … …

Der herrliche Heimdall spornte sein Roß an

um zu dem Scheiterhaufen zu gelangen, den die Götter

für den gefallenen Sohn des Odin,

dem all-weisen Raben-Herrn, errichtet hatten.

I 2. e) Hyndla-Lied

Freya:

„Die Riesin werde ich in Flammen aufsteigen lassen, sodaß Du fortan nicht unverbrannt reisen wirst.“

Diese Flammen werden die Waberlohe sein, die das Diesseits vom Jenseits trennt. Dieses Motiv wird durch den Brandbestattungen entstanden sein. Aufgrund dieses Brauches heißt Hel-Hyndla auch „Hyrrokkin“, d.h. „die Rußgeschwärzte“.

Hyndla:

„Ich sehe Flammen lodern, die Erde steht in Flammen,

und jeder muß um seines Lebens willen geben, was verlangt wird,

also bring dem Ottar den Bier-Trank –

voller Gift für ein böses Schicksal!

Diese Stelle klingt ein wenig wie Hels Forderung an Hermodr, daß sie Baldur nur dann ins Diesseits zurückkehren läßt, wenn alle Wesen um ihn weinen – was Loki zu verhindern weiß.

I 2. f) Skirnir-Lied

Skirnir:

„Den Ring geb ich, der in der Glut lag

Mit Odins jungem Erben.

Acht entträufeln ihm ebenschwere

In jeder neunten Nacht.“

Gerdr:

„Den Ring verlang ich nicht, der in der Lohe lag

Mit Odins jungem Erben.

In Gymirsgard bedarf ich Goldes nicht:

Mir schont der Vater die Schätze.“

I 2. g) Drachenfeuer

Das Feuer, das die Drachen speien, stammt aus dem Bestattungsfeuer – die Schlangen und Drachen sind ursprünglich die Totengeister in ihren Hügelgräbern gewesen. In den Drachen sind die Toten und das Bestattungsfeuer miteinander assoziiert worden (siehe dazu auch den Band 41 über die Drachen).

I 2. h) Grimnir-Lied

König Hraudung hatte zwei Söhne: der eine hieß Agnar, der andere Geirröd. Agnar war zehn Winter, Geirröd acht Winter alt.

Da ruderten beide auf einem Boot mit ihren Angeln zum Kleinfischfang. Der Wind trieb sie in die See hinaus. Sie scheiterten in dunkler Nacht an einem Strand, stiegen hinauf und fanden einen Hüttenbewohner, bei dem sie überwinterten. Die Frau pflegte Agnars, der Mann Geirröds und lehrte ihn schlauen Rat.

Im Frühjahr gab ihnen der Bauer ein Schiff, und als er sie mit der Frau an den Strand begleitete, sprach er mit Geirröd allein. Sie hatten guten Wind und kamen zu dem Wohnsitz ihres Vaters.

Geirröd, der vorn im Schiffe war, sprang ans Land, stieß das Schiff zurück und sprach: „Fahr nun hin in böser Geister Gewalt.“

Das Schiff trieb in die See, aber Geirröd ging hinauf in die Burg und ward da wohl empfangen. Sein Vater war eben gestorben, Geirröd ward also zum König eingesetzt und gewann große Macht.

Ein solcher Bruderstreit könnte auf den endlosen, zyklischen Kampf zwischen dem Sommergott Tyr und dem Wintergott Loki zurückgehen – zumal Geirröd ein Name des Tyr als Riese im Jenseits ist.

Odin und Frigg saßen auf Hlidskialf und überschauten die Welt.

Da sprach Odin: ,,Siehst Du Agnar, Deinen Pflegling, wie er in der Höhle mit einem Riesenweibe Kinder zeugt; aber Geirröd, mein Pflegling, ist König und beherrscht sein Land.“

Das Kinderzeugen mit einer Riesin in einer Höhle ist die Wiederzeugung eines Toten (ursprünglich Tyr bzw. Loki) mit der Jenseitsgöttin in der Grabkammer seines Hügelgrabes.

Frigg sprach: ,,Er ist aber solch ein Neidling, daß er seine Gäste quält, weil er fürchtet, es möchten zu viele kommen.“

Odin sagte, das sei eine große Lüge; da wetteten die beiden hierüber.

Frigg sandte ihr Schmuckmädchen Fulla zu Geirröd und trug ihr auf, den König zu warnen, daß er sich vor einem Zauberer hüte, der in sein Land gekommen sei, und gab zum Wahrzeichen an, daß kein Hund so böse sei, daß er ihn angreifen möge. Es war aber eine große Unwahrheit, daß König Geirröd seine Gäste so ungern speise; doch ließ er Hand an den Mann legen, den die Hunde nicht angreifen wollten.

Er trug einen blauen Mantel und nannte sich Grimnir (Odin), sagte aber nicht mehr von sich, auch wenn man ihn fragte. Der König ließ ihn zur Rede peinigen und setzte ihn zwischen zwei Feuer, und da saß er acht Nächte.

König Geirröd hatte einen Sohn, der zehn Winter alt war und Agnar hieß nach des Königs Bruder. Agnar ging zu Grimnir, gab ihm ein volles Horn zu trinken, und sagte, der König täte übel, daß er ihn schuldlos peinigen ließe.

Grimnir trank es aus; da war das Feuer so weit gekommen, daß Grimnirs Mantel brannte.

Er sprach:

„Heiß bist Du, Flamme, zuviel ist der Glut:

Laß uns scheiden, Lohe!

Schon brennt der Zipfel, zieh ich ihn gleich empor,

Feuer fängt der Mantel.

Acht Nächte fanden mich zwischen Feuern hier,

Daß mir niemand Nahrung bot

Als Agnar allein; allein soll auch herrschen

Geirröds Sohn über der Goten Land.

… … …“

König Geirröd saß und hatte das Schwert auf den Knien halb aus der Scheide gezogen. Als er aber vernahm, daß Odin gekommen sei, sprang er auf und wollte ihn aus den Feuern führen. Da glitt ihm das Schwert aus den Händen, der Griff nach unten gekehrt. Der König strauchelte und durch das Schwert, das ihm entgegenstand, fand er den Tod. Da verschwand Odin und Agnar war da König lange Zeit.

Diese Szene könnte eine Umdeutung des Todes des Schwertgottes Tyr-Geirröd sein. Diese Szene stellt Odin, der Tyr als Göttervater abgesetzt hat, als den Überlegeneren der beiden dar.

Wenn dies zutreffen sollte, wäre das Feuer, an dem Odin saß, vermutlich das Jenseitsfeuer, durch das ursprünglich Tyr in das Jenseits gereist ist.

I 2. i) Sonnenlied

Wolfsgestalt / gewinnen alle,

Die wandelbaren Sinnes sind.

Da erfährt wohl Jeder, / der fahren soll

Über feuriger Flammen Glut.

... ... ...

Nun ist zu sagen, / was ich zuerst ersah

Als ich zu den Qualorten kam:

Versengte Vögel, / die Seelen waren,

Flogen wie Fliegen umher.

... ... ...

Viel Männer sah ich / matt von Wunden

Auf den glühenden Gassen.

Ihr Angesicht / dauchte mich immerdar

Rot von rauchendem Blut.

Das Feuer-Jenseits („Flammen“, „versengt“, „rauchend“) ist eine eher christliche Vorstellung, die jedoch auf der Erinnerung an die Bestattungsfeuer der Indogermanen aufbaut.

I 2. j) Fiölswinn-Lied

Vor der Veste sah er den Fremdling nahn,

Den Riesensitz ersteigen.

„Welch Ungetüm ist's, das vor dem Eingang steht,

Die Waberlohe umwandelnd?

Wes verlangt Dich hier, was erlauerst Du?

Was willst Du, Freudenloser, wissen?

Auf feuchten Wegen hebe Dich weg von hier,

Hier ist Deines Bleibens nicht, Bettler!“

„Welch Ungetüm ist's, das vor dem Eingang steht,

Und weigert dem Wanderer Gastrecht?

Gönnst Du nicht Gruß und Wort, so bist Du gar nichts wert:

Hebe Dich heim von hinnen.“

Fiölswinn:

„Fiölswinn heiß ich und habe klugen Sinn,

Bin meines Mahls nicht milde.

Zu diesen Mauern magst Du nicht eingehn:

Rechtloser, hebe Dich hinnen.“

Statt „ich bin meines Mahles nicht milde“ würde man heute eher „ich bin mein Geld wert“ sagen.

Fremdling:

„Von Augenweide wendet sich ungern

Wer Liebes sucht und Süßes.

Die Gürtung scheint zu glühen um goldne Säle:

Hier möcht ich Frieden finden.“

In dieser Szene, die auf die Vorstellung zurückgeht, daß Tyr-Swipdag zu der Jenseitsgöttin Freya-Menglöd zu gelangen versucht, um von ihr wiedergeboren zu werden, ist das Haus der Göttin, d.h. das Jenseits, von einer Waberlohe, also von dem Bestattungsfeuer umgeben.

I 2. k) Zusammenfassung

I 3. Bestattungsfeuer in den Sagas

I 3. a) Der hörnerne Siegfried

In diesem Lied speit der Drache Fafnir Feuer. Die Drachen waren Totengeister in Schlangengestalt und der Drache ist eine Riesenschlange – ursprünglich vermutlich der ehemalige Sonnengott-Göttervater Tyr als Riesenschlange, d.h. Sonnendrache in der nächtlichen bzw. winterlichen Unterwelt.

Nun hatte mitgenommen / Siegfried des Drachen Schwert,

Das ihm Kuperan gewiesen / und seinen Tod begehrt:

Hoch auf dem Drachensteine / der Held sich bücken sollt

Zum Schwert, weil er vom Steine / ihn niederstoßen wollt.

Nun sprang her aus der Höhlen / Siegfried mit diesem Schwert:

Mit großen, grimmen Schlägen / der Held des Wurms begehrt.

Der Wurm mit scharfen Krallen / den Schild ihm niederreißt,

Dass ihm vor großen Ängsten / das Wasser heiß entfleußt.

Der Stein ward über allen / so heiß wie eine Glut,

Wie man ein glühig Eisen / wohl aus der Esse tut.

Der Wurm der ungeheure / die Hitze schuf so groß,

Und immer auf Siegfrieden / das höllische Feuer schoß.

So hatten sie auf dem Steine / und auf dem hohlen Berg

Ein ungestümes Wesen, / dass mancher wilde Zwerg

herauslief nach dem Walde: / Die Angst schuf ihnen Not,

Der Berg fiel' zusammen, / so stürben sie den Tod.

Nun waren Niblungs Söhne / zwei in dem Berge dort,

Das waren Eugels Brüder; / die hüteten den Hort

Ihres Vaters Niblung: / als den Berg sie schwanken sahen,

Die beiden Könge ließen / hinaus die Schätze tragen.

I 3. b) Die Saga über Hromund Greipson

Das Feuerspeien der Drachen, das eine Umdeutung der Bestattungsfeuer ist, wurde bisweilen auch von Totengeistern berichtet:

Sie zogen von den britischen Inseln nach Valland und fanden dort ein Hügelgrab und begannen sofort damit, es aufzubrechen. Nachdem sechs Tage vergangen waren, stießen sie auf eine Falltüre in dem Hügelgrab.

Dahinter sahen sie einen großen Geist, schwarz und riesig, der ganz in Gold gekleidet war und auf einem Thron saß. Er brüllte laut und spie Feuer.

I 3. c) Fafnir-Lied

Ein Hof ist auf dem hohen Hindarfiall

Ganz von Glut umgeben außen.

Ihn haben hehre Herrscher geschaffen

Aus undunkler Erdenflamme.

Auf dem Steine schläft die Streiterfahrene,

Und lodernd umleckt sie der Linde Feind.

Mit dem Dorn stach Ygg sie einst in den Schleier,

Die Maid, die Männer morden wollte.

Schaun magst Du, Mann, die Maid unterm Helme,

Die aus dem Gewühl trug Wingskornir das Roß.

Nicht vermag Sigdrifas Schlaf zu brechen

Ein Fürstensohn eh die Nornen es fügen.

Die Glut und die Flamme, die die Walküre Sigdrifa umgeben, gehen wieder auf das Bestattungsfeuer zurück, das als Jenseitsgrenze und als Jenseitstor angesehen worden ist.

I 3. d) Sigdrifa-Lied

Sigurd ritt hinauf nach Hindarfiall und wandte sich südwärts gen Frankenland. Auf dem Berge sah er ein großes Licht gleich als brennte ein Feuer, von dem es zum Himmel emporleuchtete.

Aber als er hinzukam, stand da eine Schildburg und oben heraus ein Banner. Sigurd ging in die Schildburg und sah, daß da ein Mann lag und in voller Rüstung schlief. Dem zog er zuerst den Helm vom Haupt: da sah er, daß es ein Weib war.

I 3. e) Faröer-Lieder: Brünhild

Brinhild sitzt in der Waberlohe, mitten in ihres Vaters Land.

Sie setzt sich zurück in dem Goldstuhl und lächelt unterm Linnen:

„Wer reitet in die Waberloh, der soll sein der meine!“

Brinhild sitzt im goldenen Stuhl, dieses schöne Weib:

Sie zieht Sjurd aus andern Landen sich zur Sorgenzeit.

Sjurdur wacht auf früh morgens, erzählt von seinem Traum:

So stark war er im Kampfe, wie das Wasser rinnt im Strom.

„Es träumte mir, daß Grani in roter Lohe stund:

Vor ihm auf grünem Felde, da rann so großes Blut.

Mir träumte, ich saß auf Granis Rücken, nicht spart’ ich ihn zu spornen:

Vor ihm auf grünem Felde rann so großes Männerblut,

Mir träumte, es barst mein Schild, das Gold sammt geschmücktem Gürtel:

Mir träumte mein gutes Schwert erklang am goldenen Helme.“

Früh morgens kleidete sich Sjurd, er trägt Lob und Preis:

Er ging in seinen Krauthof, und manches ward ihm hier kund.

Das sagten ihm die Vögel, die oben im Haine sitzen:

„Schön ist Brinhild Budlis Tochter, sie verlangt nach Deinem Kommen.

Das sagten ihm wilde Vögel, die oben auf der Eiche saßen:

„Schön ist Brinhild Budlis Tochter, sie hofft auf Deinen Scherz.“

So erfuhr das Sjurdur, ostwärts in seinem Lande:

Brinhild sitzt auf Hildarfiall, sie ist freierspröde.“

Früh war's am Morgen, die Sonne schien so weit,

Er sprach zu Wiggrim Gunnars Sohn: „Du sattle mir das schöne Roß.“

Der Renner ward herausgeführt, den Sjurdur sollte reiten:

Mit Scharlach war er geschmückt nieder zur Mitte der Seiten.

Der Renner ward herausgeführt unter die Hallenmauer:

Mit Scharlach war er geschmückt nieder zum Barte der Hufe.

Goldgeschmückte Handschuh zog er sich an die Hand:

So reitet Sjurdur die grade Straße fort.

So ritt Sjurdur Sigmundurs Sohn den weiten Weg dahin:

Die goldenen Ringe klangen, sein guter Renner lief,

Der Goldringe zwölfe hatte er anbei:

Den Königin-Ring, den roten, den setzte er oben auf.

Der Goldringe zwölfe trägt er an der Hand:

Drauf eilt der tüchtige Kämpe in König Budlis Land.

Ebenso geht Grani auf Stein wie auf Feld:

So kommt keiner wieder in König Budlis Burg.

Ebenso geht Grani auf Stein wie auf Feld:

So kommt keiner wieder in König Budlis Land.

Er ritt so tief unten bei Jukis Hof vorbei:

Außen steht Grimhild mit so manchem Mann.

Außen stund Grimhild mit so manchem Mann:

Mit ihren beiden Händen rannte sie in seinen Zaum.

Mit ihren beiden Händen rannte sie in seinen Zaum:

Denn nimmer sah sie auf Rossesrücken einen edlern Mann.

Drob sprach Sjurdur Sigmundurs Sohn, das Kinn trug er so kühne:

„Ich dachte, daß kein Weib es gäbe, das wagte mein Roß aufzuhalten.“

„Sjurdur, hemme Deine Fahrt und rede nun mit mir.

Ich habe eine Tochter so schön, die will Liebe knüpfen mit Dir.“

„Ich hemme nimmer meine Fahrt, so lange mein Renner rennt:

Ich reite auf die Höhe fort, wo die Waberlohe brennt.

Ich hemme nimmer meine Fahrt, mein Renner rennt zum Hain:

Ich reite auf die Höhe fort, zu schauen das schöne Weib.“

Das ist noch jetzt, wie oft zuvor: Freier fahren zu freien.

Keiner wagte sich weiter vor, die Waberlohe zu schauen.

Der Wächtersmann mit Worten spricht, sagt schwer sei's zu verkünden:

„Wer reitet in die Waberloh, der soll die Jungfrau haben!“

Grimur reitet aufs grüne Feld, das Kinn trägt er so kühne:

Er wendet seinen Hengst hinweg, da er sollte reiten ins Feuer.

Der berühmte Sjurdur zum Worte greift, weithin wird man's vernehmen:

„Ich trage das Zeichen in meinem Schild, ich will nun hier hinein reiten.“

Keiner ritt auf Brinhilds Höh außer Sjurd der Schnelle:

Er ging durch Rauch und Waberloh, er und sein Roß Grani.

So fest tritt Grani auf das Feld:

Hinein zu der Höhentüre ging der Hufe Spur.

So dreistiglich trabt Grani voran:

Heiß war da das Feuer, das Sjurdur brannt’ um die Lenden.

Sjurdur eilt auf Brinhilds Höh, was keiner wagte zuvor:

Mit seinem Schwert zerhieb er das Höhentor.

Und er hieb mit seinem Schwert die Fensterladen auf:

Er sah wo das schöne Weib in Heerkleidern lag.

Sjurdur der berühmte geht in den Saal und schaut weit sich um:

Er sieht wo das schöne Weib einsam im Bette liegt.

Er sah wo das schöne Weib einsam in Heerkleidern schlief:

Er hob empor sein scharfes Schwert und löst die Brünne ab.

Aufwacht Brinhild Budlis Tochter, klug schaut sie sich um:

„Wer hatte das scharfe Schwert, das von mir die Brünne schnitt?“

Aufwacht Brinhild, weit schaut sie sich um:

„Wer ist der tapfere Held, der löst’ die Brünne von mir?“

„Sjurdur sollst Du mich nennen Sigmundurs Sohn;

Das war die Königin Hiördis, die mich zur Welt gebar.

Geritten bin ich aus andern Landen hierher nun zu Dir;

Sjurdur heiß ich Sigmundurs Sohn, gewaltige Süße mein.“

Eigentlich sitzt die Walküre Brünhild in der Höhle des Hügelgrabes – daraus ist jedoch im Laue der Zeit über das Sitzen auf der Höhe des Hügelgrabes schließlich das Sitzen in einer Burg auf einem Berg geworden.

I 3. f) Bruchstück eines Brünhild-Liedes

In den folgenden Versen werden die Vorbereitungen für eine Feuerbestattung beschrieben.

Brünhild:

„Eine Bitte bitten will ich Dich;

Ich laß es im Leben die letzte sein:

Eine breite Burg erbau auf dem Felde,

Daß darauf uns allen Raum sei,

Die samt Sigurden zu sterben kamen.

Die Burg umzieht mit Zelten und Schilden

Erlesnem Geleit und Leichengewand,

Und brennt mir der Hunnen Gebieter zur Seite.

Dem Hunnengebieter brennt zur Seite

Meine Knechte mit kostbaren Ketten geschmückt:

Zwei ihm zu Häupten und zwei zu den Füßen,

Dazu zwei Hunde und der Habichte zwei.

Also ist alles eben verteilt.

Bei uns blinke das beißende Schwert,

Das ringgezierte, so zwischen gelegt

Wie da wir beiden ein Bette bestiegen

Und man uns nannte mit ehlichem Namen.

So fällt dem Fürsten auf die Ferse nicht

Die Pforte des Saals, die goldgeschmückte,

Wenn auf dem Fuß ihm folgt mein Leichengefolge.

Unsere Fahrt wird nicht ärmlich sein.

Ihm folgen mit mir der Mägde fünf,

Dazu acht Knechte edlen Geschlechts,

Meine Milchbrüder mit mir erwachsen,

Die seinem Kinde Budli geschenkt.“

I 3. g) Völsungen-Saga

Dieselbe Szene wie in dem vorigen Lied wird auch in der Völsungen-Saga geschildert – hier allerdings in Prosa, wobei die Worte jedoch fast identisch sind.

„Und nun bitte ich Dich, Gunnar, um eine letzte Gunst: Laß für uns alle ein großes Bestattungsfeuer auf der Ebene errichten – für mich und Sigurd und für die, die zusammen mit ihm getötet wurden. Und laß uns mit Tuch bedecken, daß von dem Volk der Goten rot gefärbt worden ist. Dann verbrenne mich darauf auf der einen Seite des Hunnenkönigs und auf der anderen Seite meine Männer: zwei zu unseren Häupten und zwei zu unseren Füßen und auch zwei Falken, sodaß wir die gleichen Anteile haben.

Der Hunnenkönig (Sigurd) und Brynhild erhalten jeweils zwei Diener und einen Falken für ihre Jenseitsreise. Der Falke dient entweder der Falkenjagd im Jenseits oder er ist ein Symbol für den Seelenvogel.

Zwischen uns liege das gezogene Schwert wie in früheren Tagen, als wir beide uns in dasselbe Bett legten. Dann können wir Ehemann und Ehefrau genannt werden. Dann wird die Tür nicht auf die Fersen dessen fallen, hinter dem ich gehe.

Hier ist die hinter dem Bestatteten zufallende Tür der Grabkammer des Hügelgrabes bzw. die Tür der Halle der Hel (die letztlich mit der Grabkammer identisch ist) gemeint.

Und es wird keine ärmliche Gesellschaft sein, wenn ihm die fünf Diener-Frauen und die fünf Diener-Männer folgen, die mein Vater mir gab, und wenn alle mit uns verbrennen, die zusammen mit Sigurd getötet wurden.“

I 3. h) Brünhilds Hel-Fahrt

Da ließ ich den greisen gotischen Fürsten

Hialmgunnar hinab gehn zur Hel,

Gab den Sieg dem blühenden Bruder Adas:

Darüber war mir Odin ergrimmt.

Er umschloß mich mit Schilden in Skatalundr,

Mit roten und weißen; die Ränder schnürten mich.

Meinen Schlaf zu brechen gebot er dem,

Der immer furchtlos gefunden würde.

Um meinen Saal, den südlich gelegnen,

Ließ er hoch des Holzes Verheerer entbrennen:

Darüber reiten sollte der Recke nur,

Der das Gold mir brächte im Bette Fafnirs.

I 3. i) Beowulf-Epos

Fallen sollte / auf friesischer Walstatt

Hnäf der Scylding, / ein Held der Dänen.

Nicht konnte die hehre / Hildburg rühmen

Friesische Treue: / denn frei von Schuld

Waren beide Teuren, / Bruder und Sohn,

Die der Kampf ihr geraubt, / der beklagenswerten:

Dem Geschick erlagen sie, / schwertgefällt.

Wohl beweinte mit Grund / ihr widriges Los

Die Tochter des Hoc, / als der Tag erschien

Und sie liegen sah / unterm leuchtenden Himmel

Die Verwandten entseelt, / die die Wonne des Lebens

Ihr vormals gewesen. / Auch fielen fast alle

Krieger des Finn: / nicht konnte der Fürst

Mit dem winzigen Reste / die Walstatt behaupten

Wider Hengests Macht, / noch sein Häuflein retten

Vor des Königs Dienstmann, / die kläglichen Trümmer.

So bot man dem Feinde / als friedlichen Ausgleich,

Eine andere Burg / ihm einzuräumen,

Halle und Hochsitz, / daß Herrschergewalt

Hinfort gemein sei / Friesen und Dänen;

Auch sollte mit gleichen / Gaben täglich,

Mit funkelndem Golde / Folkwalds Sohn

Die Dänen ehren, / die Degen des Hengest,

Wie im Metsaal er / mit milder Hand

Durch Kleinode / und kostbaren Schmuck

Der Friesen Stamm / erfreuen wollte.

Da band man sich denn / auf beiden Seiten

Durch festen Vertrag, / und feierlich schwur

Dem Hengest Finn / mit heiligen Eiden,

Mit der Räte Beistand / die Reste der Dänen

In Ehren zu halten; / kein einziger dürfe

Den Bund mit Werk / oder Worten brechen,

Noch tückisch je / seinen Tadel äußern,

Daß sie herrenlos / vor des Herrschers Mörder

Den Nacken gebeugt, / wie die Not es heischte;

Und sollt' ein Friese / mit frechem Munde

An die blutige Feindschaft / boshaft rühren,

So müßte des Schwertes / Schneide ihn strafen.

Der Schwur ward geleistet / und schimmerndes Gold

Entnommen dem Schatz. – / Für den Scheiterhaufen

War des Scyldings Leiche / geschmückt inzwischen,

Des hehren Helden; / den Holzstoß zierte

Die blutige Brünne, / das Bild des Ebers

Aus eitlem Gold / und der Edlinge mancher,

Der den Wunden erlag, / denn die Walstatt deckte

Eine Unzahl Toter. / Den eigenen Sohn

Ließ Hildburg auch / dem Hnäf zur Seite

Im Brande verglüh'n, / sein Gebein verzehren

An des Oheims Achsel: / ihr Elend klagte

Mit Wehruf das Weib. / Zu den Wolken stieg

Der Qualm, und das Feuer / erfaßte knisternd

Der Erschlagenen Leiber; / die Schädel zerfielen,

Aus der weiten Öffnung / der Wundertore

Floß schäumendes Blut. / Es verschlang die Lohe

Beutegierig / der beiden Stämme

Beste Kraft – / ihre Blüte war hin!

I 3. j) Beowulf-Epos

In diesen Versen wird noch eine zweite Brandbestattung beschrieben:

/ In Eile rafft' ich

Ein gehäuftes Maß / mit den Händen zusammen

Von dem blitzenden Schmuck / und bracht' es hinaus

Zu dem lieben König: / am Leben noch war er

Und bei vollem Bewußtsein; / gar vieles sprach

Der gebeugte Greis, / der euch Grüße entbot;

Zu wölben befahl er, / der Würde gemäß,

Einen stattlichen Berg / an der Stätte des Brandes,

Mächtig und hoch, / wie der Männer bester

Der edle Streiter / auf Erden gewesen,

Solang' er im Schloß / seiner Schätze sich freute. –

Nun ließ Weohstans Sohn, / der wackere Jüngling,

Den Befehl ergeh'n / an des Volkes Adel,

Die Hofbesitzer, / das Holz zum Brande

Von ferne alsbald / herbeizuführen

Für den guten Fürsten: / „Die Glut soll verzehren,

Die dunkle Lohe, / den Lenker der Degen,

Der oftmals trotzte / dem Eisenhagel,

Wenn den Strängen entsendet / der Sturm der Geschosse

Über'n Schildwall fegte, / der Schaft seinen Dienst tat,

Der gefiederte Pfeil, / der im Fluge dahinstrich.“

I 3. k) Beowulf-Epos

Auch in diesem Vers-Epos speit ein Drache Feuer:

So begann nun der Grimme / Gluten zu speien,

Die Gehöfte ringsum / zu verheeren durch Brand,

Den Leuten zum Graus; / nichts Lebendes wollte

Des geflügelten Unholds / Feindschaft schonen.

Des Wurmes Wüten / war weithin sichtbar,

Des Nichtsnutzes Zorn; / in Nähe und Ferne

Befehdete er / das Volk der Gauten

In mördrischem Haß; / wenn der Morgen graute,

Hastet' er dann / zu dem Horte zurück,

Ins geheime Verließ. / Die Landschaft umhüllte

Feuer und Qualm: / er fühlte sich sicher

Auf dem hohen Fels, – / doch sein Hoffen war eitel.

I 3. l) Beowulf-Epos

Dieses Motiv findet sich noch ein zweitesmal:

/ Des Hortes Fülle

Fand unverschlossen / der alte Schäd'ger,

Der glühende Hügel / gerne heimsucht

Und nachts umherfliegt, / der nackte Drache,

Von Feuer umloht, / so daß Furcht und Schrecken

Die Bauern ergreift.

I 3. m) Beowulf-Epos

Hier erscheint das Drachenfeuer noch ein drittesmal:

/ Der Tag erschien,

Wo der rüstigen Kraft / von kühnen Recken

Der Edle bedarf: / so eilen wir denn

Zu Hilfe ihm schnell, / da die Hitze ihm zusetzt,

Die grimmige Glut! / Sei Gott mein Zeuge,

Daß lieber mir ist's, / wenn des Leibes Hülle

Mir samt meinem Fürsten / die Flamme verzehrt

Schmachvoll erscheint mir's, / die Schilde heimwärts

Zur Feste zu tragen, / wenn vorher wir nicht

Fällen den Feind / und den Fürsten retten,

Der Wettermark Herrscher.

I 3. n) Die ältere Version der Huldar-Saga

Überdies spie der große Drache Gift und Feuer auf sie, so daß sie alle den Tod fanden.

I 3. o) Die Saga über Thorsteinn Hausmacht

Dann erreichten sie die Stadt und Godmunds Männer kamen ihnen entgegen, um sie zu treffen.

Da hörten sie alle Arten von Instrumenten, aber Thorsteinn hielt nicht viel von der Melodie.

König Geirröd kam ihnen entgegen und grüßte sie freundlich und es wurde ihnen eine steinerne Halle angewiesen, in der sie schlafen konnten, und einige Männer brachten ihre Pferde in einen Stall.

Godmund wurde zur Halle des Königs gleitet. Der König saß auf seinem Hochstuhl und neben ihm sein Jarl, der Agdi genannt wurde und über den Bereich, der Grundir genannt wurde, herrschte. Grundir lag zwischen Riesen-Land und Thursen-Land. Seine Hauptstadt lag in Gnipalund. Er war ein Zauberer und seine Männer waren mehr wie Trolle als wie Menschen.

Die Namen im Zusammenhang mit dem Jarl des Riesen-Königs Geirröd haben folgenden Bedeutungen:

Jarl

„Agdi“

wahrscheinlich „Kämpfer, Schrecklicher“

Bezirk

„Grundir“

„Grund, Erdboden, Tiefe“ (Unterwelt)

Hauptstadt

„Gnipalund“

„Felsgewölbe-Wald“ (Hügelgrab-Wald)

Diese Namen ein Hinweis darauf, daß Agdi über das Jenseits herrscht – insbesondere „Gnipalund“ erinnert an die Bezeichnung „Gnipahellir“ für den Eingang zur Hügelgrab-Grabkammer und zur Hel.

Godmund saß auf einer Stufe vor dem Hochsitz gegenüber dem König, der es war üblich, daß sich der Sohn des Königs nicht auf den Hochstuhl setzte bevor er den Titel seines Vaters übernommen und für ihn den Met getrunken hatte.

Es begann ein schönes Fest und die Männer tranken und waren fröhlich und gingen dann schlafen. Als jedoch Godmund zu seiner Halle kam, zeigte sich Thorstein wieder. Sie lachten über ihn und Godmund berichtete seinen Männern, wer er war und sagte ihnen, daß sie nicht über ihn lachen sollten. Dann schliefen sie die Nacht über.

„Thorsteinn zeigte sich“ bedeutet, daß er wieder sichtbar wurde – er hatte sich vor der Ankunft in der Stadt des Geirröd mithilfe eines Zaubersteins unsichtbar gemacht.

Als es Morgen wurde, standen sie zeitig auf. Godmund wurde zu der Halle des Königs geleitet. Der König grüßte ihn freundlich.

„Nun würden wir gerne wissen,“ sprach der König, „ob Du mir dieselbe Ehrerbietung zeigen willst wie Dein Vater – dann werde ich Deine Titel noch vermehren. Du wirst Riesen-Land behalten, wenn Du mir einen Eid schwörst.“

Godmund antwortete: „Es ist nicht rechtens, von einem so jungen Mann wie mir einen Eid zu verlangen.“

„So sei es,“ sagte der König.

Da nahm der König einen samtenen Kittel und streifte ihn Godmund über und gab ihm den Titel eines Königs. Dann nahm er ein großes Horn und trank für Godmund. Anschließend nahm dieser das Horn und dankte dem König. Dann erhob sich Godmund und stieg auf das Fußbrett vor dem Sitz des Königs und schwur feierlich, daß er niemals einem anderen König dienen oder ihm Gehorsam zollen würde, solange Geirröd lebte.

Dieser Eid scheint dem Wortwechsel zwischen Godmund und Geirröd direkt zuvor zu widersprechen. Dieser Eid scheint sich jedoch formal von dem üblichen Eid zu unterscheiden, wie die Antwort des Geirröd zeigt:

Der König dankte ihm und sagte, daß ihm dies mehr wert scheine als wenn er einen Eid geschworen hätte. Da trank Godmund aus dem Horn und setzte sich auf den Hochstuhl.

Die Männer waren glücklich und fröhlich.

Neben Jarl Agdi waren zwei Männer, die Jokull und Frosti genannt wurden.

„Jokull“ bedeutet „Eiszapfen, Gletscher“ und „Frosti“ bedeutet „Frostiger, Eisiger“. Sie sind beide auch aus anderen Sagas als Riesen bekannt.

Sie waren neidisch auf Godmund. Jokull griff einen Stierknochen und warf ihn auf Godmunds Männer. Thorstein sah dies und ergriff ihn im Flug und war ihn zurück und er traf Gustar mitten im Gesicht, sodaß seine Nase brach und ihm alle Zähne ausgeschlagen wurden und er ohnmächtig niederfiel.

Thorsteinn ist unsichtbar mit zu dem Fest gekommen.

Der Name „Gustar“ bedeutet „kalter Windstoß“ (englisch „gust“). Er gehört offenbar zu derselben Riesen-Sippe wie Jokul und Frosti.

Der Streit zwischen Godmunds Männern und Agdis Männern könnte eine Variante des Streites zwischen Thor und Geirröd sein.