Mythor 125: Der Wettermacher - Hugh Walker - E-Book

Mythor 125: Der Wettermacher E-Book

Hugh Walker

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Beschreibung

Mythor, der Sohn des Kometen, begann vor rund zweieinhalb Jahren seinen Kampf gegen die Mächte des Bösen in Gorgan. Dann wurde der junge Held nach Vanga verschlagen, der von Frauen beherrschten Südhälfte der Lichtwelt. Und obwohl in Vanga ein Mann nichts gilt, verstand Mythor es nichtsdestoweniger, sich bei den Amazonen Achtung zu verschaffen und den Hexenstern zu erreichen, wo er endlich mit seiner geliebten Fronja zusammenkam. Inzwischen haben der Sohn des Kometen und seine Gefährten, zu denen neben Fronja, der ehemaligen Ersten Frau von Vanga, eine beachtliche Streitmacht zählt, Carlumen, die fliegende Stadt des legendären Caeryll, in Besitz genommen und mit diesem ehemaligen Fahrzeug des Lichts eine wahre Odyssee durch die Schattenzone hinter sich, bevor sie in den Süden Gorgans gelangten. Nun aber, da es etliche Zeit dauern wird, bis Carlumen zum neuen Start wieder flottgemacht werden kann, schließt sich Mythor Sadagar, dem Steinmann, an, der unbedingt nach Lyrland will. Etwa zur gleichen Zeit strebt Nottr, der Barbar, der mit seiner Schar ebenfalls für die Sache des Lichts kämpft, dem hohen Norden von Gorgan zu. Sein Weg führt ihn durch Yortomen. Beherrscher dieses Gebiets ist DER WETTERMACHER ...

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Nr. 125

Der Wettermacher

von Hugh Walker

Mythor, der Sohn des Kometen, begann vor rund zweieinhalb Jahren seinen Kampf gegen die Mächte des Bösen in Gorgan. Dann wurde der junge Held nach Vanga verschlagen, der von Frauen beherrschten Südhälfte der Lichtwelt. Und obwohl in Vanga ein Mann nichts gilt, verstand Mythor es nichtsdestoweniger, sich bei den Amazonen Achtung zu verschaffen und den Hexenstern zu erreichen, wo er endlich mit seiner geliebten Fronja zusammenkam.

Inzwischen haben der Sohn des Kometen und seine Gefährten, zu denen neben Fronja, der ehemaligen Ersten Frau von Vanga, eine beachtliche Streitmacht zählt, Carlumen, die fliegende Stadt des legendären Caeryll, in Besitz genommen und mit diesem ehemaligen Fahrzeug des Lichts eine wahre Odyssee durch die Schattenzone hinter sich, bevor sie in den Süden Gorgans gelangten.

Nun aber, da es etliche Zeit dauern wird, bis Carlumen zum neuen Start wieder flottgemacht werden kann, schließt sich Mythor Sadagar, dem Steinmann, an, der unbedingt nach Lyrland will.

Etwa zur gleichen Zeit strebt Nottr, der Barbar, der mit seiner Schar ebenfalls für die Sache des Lichts kämpft, dem hohen Norden von Gorgan zu. Sein Weg führt ihn durch Yortomen.

Beherrscher dieses Gebiets ist DER WETTERMACHER ...

Die Hauptpersonen des Romans

Nottr – Der Lorvaner zieht mit seiner Schar nach Norden.

Toxapettl – Ein Troll.

Duzella – Das Taurenkind kehrt zu den Seinen zurück.

Burra – Die Amazone findet Gefallen an einem Eislander.

Rujden – Häuptling der Sasgen.

Yarolf

1.

Der eisigkalte Wind über den Bergen Yortomens, der nach Schnee roch und vereinzelte Flocken vor sich hertrieb, war Imrirrs Vorhut. Er erinnerte die Lorvaner schmerzlich daran, dass fast ein Jahr vergangen war, seit die Große Horde aus den Wildländern aufbrach, um die Westliche Welt das Fürchten zu lehren. Aber statt Tod und Chaos zu bringen, wie es ihre barbarische Art war, hatten sie beides bereits vorgefunden. Die Dämonen der Finsternis und ihre Schergen hatten die Welt bereits das Fürchten gelehrt. Nottrs sehr hochfliegende Pläne, mit seiner gewaltigen Schar die Finsternis zu bezwingen, hatten in Rivalitäten in den eigenen Reihen ein unrühmliches Ende gefunden, und die Götter mochten wissen, wie es jetzt um die Stämme der Wildländer stand.

Noch andere Erinnerungen stürmten auf Nottr ein. Er war schon einmal in diesem Land gewesen – an Mythors Seite. Zwei Sommer lagen die Ereignisse in Lockwergen und Althars Wolkenhort zurück. Und die Erinnerung riss frischere Wunden auf: Dass die Finsternis solche Macht über ihn gewinnen konnte, dass er sein Schwert Seelenwind selbst gegen Mythor erhob. Das lag drei Monde zurück.

Einst war er ausgezogen, mit zehntausend an seiner Seite, um die Finsternis zu schlagen. Doch seit Darain waren er und seine Gefährten immer mehr zu Werkzeugen geworden, deren sich höhere Mächte bedienten. Ihr einziger wirklicher Sieg war gewesen, dass sie all diese unglaublichen Gefahren überlebt hatten, doch ihre Pläne hatten sich aufgelöst im Wind.

stong-nil-lumen war nicht gefallen.

Elvening war verloren.

Die Schlangen der Finsternis wanden sich fester und fester um die tainnianische Insel und griffen weit hinaus über die Länder der Welt.

Selbst die Albtraumritter, über die Nottr so wenig wusste, und zu denen er nun gehörte, verloren Bastion um Bastion.

Auch Mon'Kavaer und Thonensen, die Erfahrensten in Nottrs Reihen, wussten nicht, wie sie es bewerkstelligen sollten, was sie zu ihrer Aufgabe erkoren hatten:

Die Worte des Meisterritters Duston Covall: ... wenn es möglich wäre, Gorgans Auge zu schließen ...

Gorgans Auge – eine Insel weit draußen im Meer, weit im Norden, vor den unwirtlichen Küsten Eislandens. Sie war ein Tor der Finsternis.

Es musste geschlossen werden.

*

Es war der einundvierzigste Tag, den sie bereits dem Titanenpfad von der Elvenbrücke aus nordwärts zogen. Sie waren zwanzig – wenn auch ein Beobachter nur achtzehn gezählt hätte. Da war Nottr mit seiner Viererschaft, bestehend aus seiner Flankenschwester Lella, der Tigerin, aus seinem Flankenbruder Keir, dem Nottr Schild und Schwert der Albtraumritter anvertraut hatte, und aus Baragg, dem Rückenbruder.

Da war die zweite lorvanische Viererschaft, Urgats Viererschaft mit Khars, Kellet und Krot.

Da war eine dritte Viererschaft. Burra hatte Gefallen an dieser lorvanischen Kriegertaktik gefunden und ihre Amazonen Dorema, Verica und Jarana solcherart um sich geschart.

Der Lorvaner Arel hatte den Schamanen Calutt, den Eislander Magier und Sterndeuter Thonensen und den Caer Hochländer Lirry O'Boley um sich zu scharen versucht, doch war er auf wenig Gegenliebe gestoßen. Während Thonensen und Calutt allgemein wenig von Kampftaktik hielten, war der junge Hochländer ein zu großer Freigeist, um jemandes Flanken- oder Rückendeckung zu sein. Zudem war er zu wenig er selbst, um als Deckung wirklich von Nutzen zu sein.

Die auffälligste Gestalt der Schar war das Taurenmädchen Duzella. Sie besaß nun fast die doppelte Größe ihrer menschlichen Begleiterin Merryone. Kaum vier Monde waren vergangen, seit sie beschlossen hatte, wieder zu wachsen, und nun brachte jeder Tag neue Probleme. Mit ihrer Gestalt wuchs auch ihr Appetit. Die Schar verbrachte viel Zeit mit Jagen, dennoch gelang es kaum, Vorräte anzulegen. Merryone verzweifelte fast daran, das Gewand des Kindes größer und größer zu machen.

Obwohl sie Pferde hatten, kamen sie nur langsam vorwärts, denn kein Pferd vermochte das Taurenkind zu tragen. Zwar war Duzella längst nicht mehr so kindlich tollpatschig wie zu Beginn ihrer Reise und mit ihren großen Schritten hielt sie mit den Reitern mit, aber sie ermüdete rasch.

Zwei, die niemand sah, ritten in Nottrs Schar. In den dunklen Gewölben von Lirry O'Boleys Verstand wandelten Mon'Kavaer, der Albtraumritter, der in Oannons Tempel seinen Körper verloren hatte, und Dilvoog, der Schatten, der leben wollte.

An diesem Tag schlugen sie ihr Lager früher auf als sonst. Thonensen war der erste, der dazu riet. Das war am Mittag gewesen. Nottr hatte zum Weiterritt gedrängt, so lange Duzella bei Kraft und Laune war. Für seinen Geschmack kamen sie viel zu langsam vorwärts. Gorgans Auge würde unter dickem Eis begraben sein, bis sie es erreichten.

Schließlich hatte auch Calutt voller Unruhe gewarnt.

»Was siehst du?«, hatte Nottr gefragt. »Caer? Priester ...?«

»Nein. Ich sehe gar nichts. Aber wir sind nicht allein.«

Dann wurden die Zeichen für alle deutlich sichtbar.

Das Schneegestöber hörte auf. Die dünne weiße Schicht über den moosbewachsenen Quadern des Titanenpfades schmolz dahin. Die Wolken brachen auf, und die Sonne brannte herab mit einer frühlingshaften Kraft, obwohl sie niedrig am Horizont stand. Und wenn sie zurückblickten auf den Titanenpfad, konnten sie es schneien sehen. Auch vor ihnen, am Horizont, war die Luft weiß vom Schneetreiben.

»Imrirr!«, entfuhr es Nottr. »Es ist ein verdammter Caer-Zauber!«

»Es ist ein Zauber«, stimmte Thonensen zu, »aber keiner, der von den Priestern oder ihren Dämonen kommt.«

»Was macht dich so sicher, Alter?«, rief Burra, der es gelegentlich immer noch schwerfiel, Männergeschwätz ernst zu nehmen.

Thonensen lächelte nachsichtig. »Die Finsternis würde uns keine Annehmlichkeiten bereiten.«

»Lirry?«, fragte Nottr. »Kann Dilvoog sprechen?«

Lirry O'Boley nickte. »Wir sind alle drei ...« Er brach ab, als ihm die rechten Worte fehlten. Dilvoog fuhr an seiner statt fort: »Wir haben ein Abkommen getroffen, wie wir dieses eine Leben am besten nutzen, ohne dass es Schaden nimmt. Aber es war nicht leicht, diesem ungestümen Hochländer begreiflich zu machen, dass Mon'Kavaers Wissen und meine Macht für diesen Kampf mehr bedeuten, als sein Wagemut mit der Klinge ...«

»Der Geist kann nur überleben, wenn der Arm stark ist«, unterbrach ihn Burra verächtlich.

»Das ist deine Weisheit, Kriegerin. Aber die Weisheit des Kriegers ist oft blind ...«

Burra wollte aufbrausen, doch Nottr fuhr dazwischen.

»Ihr habt beide nicht viel Verstand, hier über die Welt und das Leben zu palavern!«

Burra starrte ihn wütend an, dann grinste sie.

Dilvoog nickte nur. »Ich kann dir nicht mehr sagen als der Sterndeuter. Ich stimme ihm zu. Keine Caer-Priester. Keine Dämonenmagie ...«

»Aber es mag dennoch Finsternis sein«, unterbrach ihn Thonensen. »Wenn wir sie auch vielleicht nicht zu fürchten brauchen.«

»Was ratet ihr?«, fragte Nottr ungeduldig.

Duzella sagte: »Ich bin müde.«

»Lagern wir und sehen wir uns in der Gegend um«, erklärte Burra unternehmungslustig.

»Das sage ich auch«, meinte Dilvoog.

So lagerten sie also. Die bewaldeten Hänge der Berge, die der Titanenpfad durchschnitt, dampften, als der Schnee schmolz, der noch kurze Zeit zuvor gefallen war. Die Pferde nahmen sich dankbar des Grases an. Die Menschen genossen die Wärme. Urgat und seine Viererschaft machten sich sofort daran, die Umgegend nach Erlegbarem abzusuchen. Burra und ihre Amazonen brannten darauf, die Umgebung des Lagers nach etwas Bekämpfbarem abzusuchen.

Dieser endlose Weg durch Yortomen und dem Winter entgegen hatte sie alle mit düsteren Gedanken erfüllt. Schier Unlösbares lag vor ihnen. Da war keiner unter ihnen, der nicht etwas verloren hatte, das ihm teuer war, seit die Caer-Priester die Finsternis über die Welt brachten.

Die anderen lagerten mit angespannter Wachsamkeit. Es war eine wundersame Magie, die sie umgab. In der Ferne konnten sie es noch immer schneien sehen, während ihnen so warm war, dass sie ihre Pelze ablegten.

Urgat und seine Männer kehrten nach kurzer Zeit mit Jagdbeute beladen zurück. Die Viererschaft zog erneut aus, um die Zeit bis zum Sonnenuntergang zu nutzen und die Vorräte aufzufüllen.

Trockenes Holz war schwerer zu finden als Wild. Sie hatten schließlich ein Feuer, das weithin sichtbar qualmte. Aber da der Freund oder Feind ohnehin wusste, wo sie sich befanden, entschied Nottr, auf die Annehmlichkeit eines Feuers nicht zu verzichten, besonders, da es frisches Fleisch gab.

Alle waren jedoch wachsam und hatten die Waffen griffbereit.

Einzig Duzella saß versunken am Boden und schien die Welt um sich vergessen zu haben.

Nottr sah, dass auch Thonensen sie aufmerksam beobachtete. Sie erhob sich plötzlich und ging ein paar Schritte. Die Taurin beugte sich plötzlich nieder und fing an, einen der großen Steinquader, aus denen der Titanenpfad bestand, von Moos und Erde zu befreien.

Als sie fertig war, setzte Duzella sich an seinem Rand nieder. Thonensen ging zu ihr und betrachtete den Stein, der grau, fast weiß war, von Linien und Furchen durchzogen.

»Suchst du ihnen näherzukommen, deinen Vorfahren?«, fragte der Sterndeuter mitfühlend.

Sie hob ihr übergroßes Kindergesicht und nickte. »Sie haben viele Spuren hinterlassen.« Mehr wollte sie nicht sagen.

Später, als die Sonne am Untergehen war, sah Nottr das Taurenmädchen auf dem freigelegten Stein knien. Ihre Finger fuhren den Furchen nach. Ihre Stirn war gerunzelt. So vertieft war sie, dass sie erschrak, als sie Nottr neben sich gewahrte.

»Bedeuten sie etwas, diese Furchen?«, fragte er.

»Nur für einen Tauren.«

»Ist es wichtig für uns?«

»Nur für mich.«

»Ich dachte mir, dass es keine Spuren von Werkzeugen sind«, sagte Thonensen, den die Neugier zu ihnen trieb.

»Es sind Lebenslinien«, erklärte Duzella.

»Was bedeuten sie?«

»Sie haben keine Bedeutung für das kleine Volk, Master Thonensen«, erwiderte sie zögernd.

»Was bedeuten sie für dich?«, fragte Nottr ungeduldig.

Sie zögerte erneut und wollte nichts mehr sagen, doch die beiden Männer drangen in sie.

»Solange wir miteinander ziehen, ist dein Geschick auch unseres, Duzella«, sagte der Sterndeuter ernst. »Ich verstehe, dass wir mit jedem Tag mehr zu dem kleinen Volk für dich werden, das wir für deinesgleichen in alten Zeiten waren. Aber du solltest nicht vergessen, dass wir dir gute Gefährten waren in den Tagen, da du uns brauchtest ...«

»Nein, Master Thonensen«, unterbrach sie ihn hastig und ihre großen Kinderaugen schimmerten feucht. »Niemals werde ich meine Freunde vergessen. Niemals ... aber seit ich wachse, verändert sich alles so rasch. Es ist, als ob sich immer neue Tore öffnen, hinter denen wundersame Dinge warten, die ich nicht immer verstehe. Gebt mir Zeit, meine Gefährten. Diese Linien ... ich glaube, sie sagen mir, was mich ein Stück des Wegs weiter erwartet.«

»Du weißt die Zukunft?«, entfuhr es Nottr.

»Nicht die Zukunft«, erwiderte sie entschieden. »Nur etwas, das vor mir liegt«, fügte sie hilflos hinzu.

»Weißt du es? Ist es eine Gefahr?«

»Ich muss erst lernen, die Zeichen zu lesen.«

Danach wollte sie nicht mehr antworten, und die beiden ließen sie allein und beobachteten sie vom Feuer aus, wie sie mit den Fingern den Linien folgte.

Ihre Aufmerksamkeit wurde schließlich durch die Ankunft Burras und ihrer Amazonen abgelenkt.

Die Reiterinnen kamen in vollem Galopp vom Waldrand her, und Burra schwenkte etwas in der Rechten, das in ihrem Griff zappelte und ein dünnes Kreischen ausstieß, das allerdings mehr nach Wut als nach Angst klang.

Burra und ihre Begleiterinnen zügelten die Pferde am Rand des Lagerfeuers. Sie warf das zappelnde Bündel zwischen die Gefährten, die aufgesprungen waren und zu den Waffen gegriffen hatten.

»Seht, was für einen niedlichen Fang wir gemacht haben!«, rief sie.

Das Ding purzelte über den Boden und erhob sich ächzend. Es trug ein ledernes Wams und enge bunte Beinkleider. Ein kleines, Missmut verkündendes Gesicht war umrahmt von grünlichen, halmartigen Haaren. Ein Laut wie von einer Wildkatze kam aus seinem breiten, zahnlosen Mund. Die dunklen kleinen Augen funkelten wehrhaft den Umstehenden entgegen, denen es kaum bis an den Gürtel reichte.

Das Ding war ...

»Ein Troll!«, rief Thonensen überrascht.

»Barbaren!«, fauchte der Kleine. Eine Art Beutel aus Fell hing über seinem Bauch. Er stopfte wütend seine Fäuste hinein.

»Vorsicht, er hat eine Waffe!«, rief Arel.

Aber Thonensen schüttelte den Kopf. »Trolle haben keine Waffen in ihrem Muff. Sie sind keine Krieger, sie sind Zauberer.«

Das Gesicht des Kleinen entspannte sich und wandte sich dem Sterndeuter zu.

»Ah«, sagte er. »Ich vernehme Weisheit, wie in solchem Kreis nicht erwartet.« Solch vornehme Redeweise verblüffte alle, obwohl sie Mühe hatten, die Worte zu verstehen, die krächzend aus dem dicklippigen Mund kamen. »Du musst der Anführer dieser Schar Wilder sein. Komm, lass die Becher füllen und uns einander bekannt machen dort am gemütlichen Feuer ...« Er zog eine Hand aus seinem Muff und hakte sich bei Thonensen unter.

Der Sterndeuter folgte ihm mit einem unsicheren Blick in die Runde. »Bei aller Schlauheit deiner Art hast du dich geirrt. Ich bin nicht ihr Anführer. Der hier ...« Er deutete auf Nottr. »Der ist Nottr, unser ...«

Doch der Troll ließ ihn nicht ausreden. »Fürwahr, du bist es. Sie wissen es nur nicht. Komm, es gibt viel zu bereden.«

Burra sagte ungläubig: »Ihr wollt euch ans Feuer setzen und palavern? Mit diesem Knirps, der uns bespitzelt?«

»Schickt die Weiber in die Küche und die Kinder in die Kammer«, verlangte der Troll. »Dann können wir in Ruhe schwatzen.«

Burra erstickte fast an der Ungeheuerlichkeit, die diese halbe Portion Männchen von sich gab, und Nottr grinste und deutete zum Feuer.

Sie setzten sich, der Kleine ein wenig ächzend. Der Schamane gab ihm auf Nottrs Zeichen einen Becher mit heißer Opisbrühe. Sie hatten nördlich der Elvenbrücke einen Vorrat an Blättern gesammelt. Je nördlicher sie kamen, desto seltener waren die Funde geworden. Zudem war das Kraut eine Abart mit winzigen Blättern, die mühselig zu ernten waren. Auch der Geschmack war ein wenig anders, und die Lorvaner brauchten eine Weile, um sich daran zu gewöhnen. Aber sie waren der Kundigkeit ihres Schamanen sehr dankbar. Ein Winter ohne die wärmende, berauschende Annehmlichkeit des Opis wäre undenkbar gewesen. Auch Thonensen hatte die heiße Opisbrühe zu schätzen begonnen.

Der Troll, sichtlich vergnügt darüber, dass ihm die ungeteilte Aufmerksamkeit aller galt, nahm den Becher mit einer höfischen Verbeugung, die keinen Zweifel an seinen gewählten Manieren ließ.

Als alle mit ihm getrunken hatten, fragte er: »Was sind das für wehrhafte, ungebührliche Frauen? Ich habe ihresgleichen noch nie gesehen.«

»Wir sind aus dem Süden der Welt«, sagte Dorema und fügte drohend hinzu: »Dort wo wir herkommen, braten wir deinesgleichen am Lagerfeuer, Knirps!«

Nun wurde er doch etwas blass in seinem kleinen Kugelgesicht, aber er überspielte seine Furcht meisterhaft.

»Barbarenweiber«, stellte er fest und nahm einen Schluck. Und bevor ihm eine näher auf den Leib rücken konnte, machte er eine stilleheischende Gebärde.

»Es ist an der Zeit, dass ich mich euch bekannt mache. Ich bin schon geraume Zeit in eurer Nähe, daher kenne ich euch und eure Namen. Ich bin Toxapettl aus Meister Yarolfs Gefolge. Er hat mich und meine Gefährten ausgeschickt ...«

»Du bist nicht allein?«, fragte Nottr.

Burra lachte. »Die anderen haben Reißaus genommen, als wir kamen.«

Der Troll bedachte sie mit einem giftigen Blick, aber zu Thonensen sagte er in vertraulichem Ton: