Mythor 90: Triumph der Großen Horde - Hugh Walker - E-Book

Mythor 90: Triumph der Großen Horde E-Book

Hugh Walker

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Beschreibung

Mythor, der Sohn des Kometen, hat in der relativ kurzen Zeit, da er für das Bestehen der Lichtwelt kämpfte, bereits Großes vollbracht. Nun aber hat der junge Held Gorgan, die nördliche Hälfte der Welt, verlassen und Vanga, die von den Frauen regierte Südhälfte der Lichtwelt, erreicht, wo er von der ersten Stunde seines Hierseins an in gefährliche Geschehnisse verstrickt wurde. Diese Geschehnisse nahmen ihren Anfang im Reich der Feuergöttin, wo Mythor für Honga, einen aus dem Totenreich zurückgekehrten Helden, gehalten wurde. Es kam zur Begegnung mit Vina, der Hexe, und Gerrek, dem Mann, der in einen Beuteldrachen verwandelt worden war. Es folgten Kämpfe mit Luftgeistern und Amazonen, es kam zu Mythors Gefangenschaft, zur Flucht und zu erneuten Kämpfen mit denen, die sich an Mythors Fersen geheftet hatten. Während Mythor und seine Gefährten nun endlich auf dem Weg zum Hexenstern sind, wo Fronja dringend der Hilfe bedarf, blenden wir um nach Gorgan. Denn dort, auf der Nordhälfte der Welt, bahnen sich ebenfalls Dinge von großer Bedeutung an. Motor des dortigen Geschehens ist Nottr, der Lorvaner. Mythors ehemaliger Kampfgefährte setzt seinen Kriegszug gegen die Caer und die sie beherrschenden Dunkelmächte fort. Nottrs Scharen dringen immer weiter nach Westen vor - und es kommt zum TRIUMPH DER GROSSEN HORDE ...

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Nr. 90

Triumph der Großen Horde

von Hugh Walker

Mythor, der Sohn des Kometen, hat in der relativ kurzen Zeit, da er für das Bestehen der Lichtwelt kämpfte, bereits Großes vollbracht. Nun aber hat der junge Held Gorgan, die nördliche Hälfte der Welt, verlassen und Vanga, die von den Frauen regierte Südhälfte der Lichtwelt, erreicht, wo er von der ersten Stunde seines Hierseins an in gefährliche Geschehnisse verstrickt wurde.

Diese Geschehnisse nahmen ihren Anfang im Reich der Feuergöttin, wo Mythor für Honga, einen aus dem Totenreich zurückgekehrten Helden, gehalten wurde. Es kam zur Begegnung mit Vina, der Hexe, und Gerrek, dem Mann, der in einen Beuteldrachen verwandelt worden war. Es folgten Kämpfe mit Luftgeistern und Amazonen, es kam zu Mythors Gefangenschaft, zur Flucht und zu erneuten Kämpfen mit denen, die sich an Mythors Fersen geheftet hatten.

Während Mythor und seine Gefährten nun endlich auf dem Weg zum Hexenstern sind, wo Fronja dringend der Hilfe bedarf, blenden wir um nach Gorgan. Denn dort, auf der Nordhälfte der Welt, bahnen sich ebenfalls Dinge von großer Bedeutung an.

Motor des dortigen Geschehens ist Nottr, der Lorvaner. Mythors ehemaliger Kampfgefährte setzt seinen Kriegszug gegen die Caer und die sie beherrschenden Dunkelmächte fort. Nottrs Scharen dringen immer weiter nach Westen vor – und es kommt zum TRIUMPH DER GROSSEN HORDE ...

Die Hauptpersonen des Romans

Nottr – Anführer der Großen Horde.

Ottan – Häuptling der Kirguisi.

Maer O'Braenn – Heerführer der Caer.

Dilvoog

1.

Eine Ansammlung von zwei Dutzend grob gefügten Blockhütten mit Rinden- und Reisigdächern; ein Palisadenwall, dessen Winterschäden noch nicht alle ausgebessert waren; ein halbes Hundert Schweine, Ziegen und Alks außerhalb des großen Tores; fast doppelt so viele Pferde; ein gerodeter Hügel inmitten der Wälder, jenseits derer Dandamar begann.

Ein wenig mehr als hundert Männer und Frauen lebten dort, wobei die Frauen kaum ein Fünftel der Schar ausmachten und jede mit dem Schwert ebenso umzugehen gelernt hatte wie mit dem Herdfeuer. Sie waren Tainnianer, Ugaliener, Dandamarer, und selbst Caer.

Sie nannten ihre einsame Zuflucht Frehom.

*

Der Rauch der Dorffeuer war es, der einen Dreißig-Krieger-Trupp der vordersten Kundschafter der Großen Horde zu einem Abstecher von der Stoßrichtung verlockte. Sie waren vom Stamm der Kirguisi, die erst vor sieben Tagen zur Horde gestoßen waren. Da sie die Gegend kannten, hatte Nottr sie als Kundschafter eingesetzt.

Ihr Anführer war Ottan, ein junger Draufgänger, der ob seiner Wildheit bei seinen Kriegern hohes Ansehen genoss. Nur wenige Kriegerinnen waren unter den dreißig, ein halbes Dutzend, denn die Kirguisi feierten die Sommergötter auf eine sehr fruchtbare Art und Weise, und so waren die meisten Frauen des Stammes bereits hochschwanger und nicht zum Kämpfen geeignet. Sie ritten mit den Kindern und Alten hinter der Hauptmacht.

Ottans schwarze Mähne flatterte im Wind, und seine Augen funkelten in Erwartung eines Kampfes. Er hatte sich der Horde nur zu gern angeschlossen. Der lange Winter war wie ein Käfig für einen Krieger. Und er war bereit, auszubrechen; und seine Krieger nicht minder.

Hier, vor ihnen, lag die erste Aussicht auf Beute, seit sie aufgebrochen waren.

Die Lorvaner standen mit hungrigen Blicken im Dunkel des Waldrands.

»Zu viele für uns«, brummte Grogg, Ottans rechter Flankenbruder, enttäuscht. »Kiris soll zur Vorhut reiten und Verstärkung holen ...«

»Keine Verstärkung!«, erwiderte Ottan barsch.

»Aber es sind zu viele ...«

»Wie viele schätzt du, Grogg?«

»Acht oder neun Dutzend, aber es mögen auch mehr sein ...«

Ottan nickte mit entschlossenem Gesicht. Seine Faust wurde weiß um den Axstiel. »Eine Zahl nach meinem Herzen. Wir werden diese armseligen Barrikaden mit ihrem Blut röten. Wenn die Vorhut eintrifft, können Nottrs Krieger den Sieg mit uns feiern. Aber der Kampf gehört uns!«

Seine Krieger nickten, als er sich umsah. Dass sie seinen Enthusiasmus nur zögernd teilten, überspielte er mit einem Grinsen.

»Es sind zu viele«, warnte Grogg. »Und sie haben den Vorteil der Deckung.«

»Wir haben den Vorteil der Überraschung«, erwiderte Ottan heftig.

»Der geht vorüber, Häuptling.«

Grogg war der einzige, der dem Anführer zu widersprechen wagte und ihn gelegentlich tatsächlich von mancher Tollkühnheit abhielt. Grogg war fast doppelt so alt wie Ottan, und er war bereits der Flankenbruder von Ottans Vater gewesen. Was am meisten wog, er besaß die Eigenschaften, die Ottan über alles in der Welt schätzte und respektierte: Er war stärker als er und der bessere Kämpfer!

So vermied Ottan eine Auseinandersetzung oder gar ein Kräftemessen.

Grogg war bewusst, dass Ottans Eitelkeit den Zustand nicht auf die Dauer hinnehmen würde. Der Anführer war ein Hitzkopf, der von der Weisheit der Jahre nicht viel hielt, doch manchmal hörte er überraschenderweise auf ihn.

Diesmal sagte er nur beißend: »Was fürchtest du denn? Willst du alt und zahnlos werden?«

»Du weißt, dass es nicht so ist, Häuptling«, erwiderte Grogg ruhig. »Ich fürchte den Tod sowenig wie du. Aber ich bin dafür, ihn zu geben, statt ihn zu nehmen. Er ist eine karge Beute.«

Ottan starrte ihn an. Dann warf er den Kopf in den Nacken und lachte schallend. »Da hast du recht, mein treuer Grogg!«, rief er prustend. Dann wurde er ernst. »Dann zeig uns, wie wir geben können, ohne zu nehmen!«

Die Krieger, die das Gespräch aufmerksam verfolgten, grinsten halb erleichtert, halb neugierig. Sie waren alle begierig zu kämpfen, aber ihnen gefielen die Chancen nicht, wie sie waren. Die meisten waren nicht ganz so sorglose Draufgänger wie ihr Häuptling. Seltsamerweise bewunderten sie gerade diese Eigenschaft an ihm – vielleicht, weil er trotz seiner Tollkühnheit immer noch lebte und weil sie zu sehr in der Gegenwart lebten, um darüber nachzugrübeln, dass während des letzten Sommers ein halbes Hundert ihrer Tapfersten auf diese Weise ein Ende gefunden hatte.

»Da sind Wachen bei den Pferden«, sagte Grogg. »Mit einer Viererschaft bringe ich dir wenigstens einen der Krieger. Er wird uns alles sagen, was wir wissen wollen ...«

»Gut!«, rief Ottan. »Du willst beweisen, dass du noch Zähne hast. Gewährt! Aber sie werden dich abschießen wie einen Wolf!« Er lachte, verstummte und sagte düster: »Und wir sind um eine Viererschaft schwächer ...«

»Du sagtest gewährt«, unterbrach ihn Grogg ruhig.

Ottan nickte grimmig. »Wenn wir den Gefangenen wirklich haben und alles wissen – wie hast du es dir weiter gedacht?«

»Dann werden wir nachts angreifen, und sie werden nicht sehen, dass wir nur dreißig sind.«

Zustimmendes Murmeln kam von den Kriegern, bevor Ottan erwiderte. Aber es fiel ihm auch nichts ein, mit dem er Groggs Argument hätte entkräften können – lediglich seine Ungeduld und sein hungriger Magen. Doch war er gespannt genug, wie Grogg es anstellen würde, nahe an die Wachen heranzukommen, um seinen Ärger zu schlucken.

Grogg wählte Kelloc und Quinn aus, die zwei erfahrene Krieger waren, und eine der Frauen, Mita, die jüngste der Kriegerinnen. Er hieß die Frau ihr Wams ablegen und ihre Brüste entblößen und erklärte seiner Viererschaft den Plan. Sie grinsten. Ottan schlug sich auf die Schenkel in wildem Lachen und vergaß Hunger und Ungeduld. Das war zum Wiehern! Es hätte von ihm sein können, wenn er sich je die Mühe gemacht hätte, über Angreifen und Töten hinaus zu denken.

Quinn stieg auf und hielt die Riemen der Pferde der anderen. Die Frau stolperte aus dem Waldrand auf den gerodeten Hang hinaus. Sie fiel, raffte sich auf und hastete den Hang aufwärts auf die Barrikaden zu. Als sie einen guten Vorsprung hatte, stürmten Grogg und Kelloc aus dem Dickicht.

Für einen Beobachter vom Dorf musste es aussehen, als wären sie hinter der Frau her. Während die beiden Barbaren scheinbar zögerten, als sie das Dorf sahen, verdoppelte die Frau ihre Anstrengungen, die schützenden Barrikaden zu erreichen. Aber sie war erschöpft und fiel immer wieder.

Da nahmen die beiden Männer die Verfolgung wieder auf und kamen der Frau rasch näher. Sie stieß ein paar spitze Schreie aus, die die Pferdewachen aufmerksam machten. Sie waren vier.

Sie liefen vor dem Koppeleingang zusammen. Sie trugen Fellwämser und wadenlange Fellröcke und hielten Äxte in den Fäusten. Aber sie machten keine Anstalten, der Frau zu Hilfe zu kommen. Ihrem hellen Haar nach mochten sie Dandamarer sein, sicherlich keine Ugaliener oder gar Lorvaner.

Einer löste sich aus der Gruppe und lief eilig den Hang zu den Barrikaden hoch, wohl um Verstärkung zu holen und das Dorf zu warnen.

Die Frau gab es scheinbar auf, die rettenden Barrikaden erreichen zu wollen, und schwenkte scharf nach rechts, direkt auf die drei Pferdewachen zu, die die Entwicklung der Dinge mit merklichem Unbehagen verfolgten und ihre Äxte hoben.

Auch auf den Barrikaden war nun Bewegung. Ein Dutzend Krieger starrten über die Pfähle. Einige hatten Bogen und machten sich daran, sie zu benutzen.

Grogg fluchte. Mita sah es auch und hörte auf, wie ein gehetztes Wild zu laufen. Bis den Wachen klar wurde, dass die Frau nicht mehr stolperte, sondern behände wie eine Wildkatze lief, hatten sie keine Zeit mehr, daraus Schlüsse zu ziehen. Mita lief auf den mittleren zu. Der zögerte und ließ die Axt sinken, um sie aufzufangen. Er ging unter ihrem Sprung zu Boden und lag still, als sie einen Dolch an seine Kehle drückte. Es war ein kritischer Augenblick. Ihre Rückenmuskeln spannten sich in Erwartung eines Axthiebs. Sie hörte deutlich die Einschläge von vier Pfeilen ganz in ihrer Nähe, dann waren Grogg und Kelloc heran und warfen sich auf die beiden Wachen – mit wilden Schreien, wie es ihre Art zu kämpfen war. Dann heulte einer der Wachtposten auf. Gleich darauf war Stille bis auf das Klappern von näher kommenden Hufen.

Quinn kam mit den Pferden.

Und es war höchste Zeit. Die Krieger auf den Barrikaden brüllten vor Wut. Pfeile schlugen ringsum in den Boden.

»Sie sind lausige Schützen«, keuchte Grogg und fluchte kräftig, als ein gefiederter Schaft ihn an der Wange streifte. »Rasch. Quinn darf mit den Pferden nicht zu nahe kommen. Sie wären ein Ziel, das die auch treffen. Lebt er?«

»Ja.« Als Kelloc dem Gefangenen die Axt aus der Faust riss und den Dolch aus dem Gürtel zog, gab sie ihn vorsichtig frei.

Der Gefangene sah seine toten Gefährten und wagte keinen Widerstand.

»Vorwärts!«, befahl Kelloc drohend.

Erneut schlugen Pfeile dicht neben ihnen ein. Gleichzeitig wurde das Tor aufgerissen, und zwanzig oder dreißig Krieger stürmten heraus.

»Jetzt wird es ernst!«, rief Grogg warnend. Kelloc stieß den Gefangenen vorwärts, dass dieser fast das Gleichgewicht verlor und den Hang hinabstolperte. Die Lorvaner hetzten hastig hinterher. Die Bogenschützen hatten aufgehört zu schießen, um nicht ihre eigenen Leute zu treffen.

Auf halbem Hang erreichten die Fliehenden Quinn und die Pferde. Während sie aufstiegen, versuchte sich der Gefangene abzusetzen. Aber ein kräftiger Hieb mit Kellocs Axtstiel verhinderte dies nachhaltig. Allerdings verloren sie kostbare Zeit damit, den Bewusstlosen auf Mitas Pferd zu heben, so dass ihre Verfolger sie fast erreichten. Eine geschleuderte Axt fällte Kelloc wie einen Baum. Ein Dolch verletzte eines der Pferde.

»Seht zu, dass ihr den Wald erreicht!«, rief Grogg und riss sein Pferd herum, um sich den Verfolgern zu stellen.

Die vordersten hielten zögernd inne, als sie den Barbaren kampfbereit sahen. Aber dann stürmten sie entschlossen vorwärts.

Da erklang ein vielstimmiges Heulen weit hinter Grogg, und er wagte einen schnellen Blick zurück.

Ottan kam mit allen Kriegern aus dem Wald gestürmt. Ihr Geheul war in der Tat dämonisch.

Groggs Verfolger begannen sich hastig zurückzuziehen. In einem Augenblick wurde die Verfolgung zur Flucht. Sie stolperten den Hang hoch bis fast in den Schutz der Barrikaden. Eine Schar neuer Krieger kam durch das Tor heraus. Dann standen sie alle und riefen Schmähworte und Flüche herab.

Auch Ottans Schar hatte innegehalten. Er winkte Grogg heftig zu, der abgestiegen war, um nach Kelloc zu sehen.

Aber Kelloc lag in seinem Blut. Grogg hob den Toten auf sein Pferd. Dann stieg er ohne Hast auf und ritt zu Ottans Schar.

Als die Lorvaner im Waldrand verschwunden waren und die Schmährufe verstummten, meinte Ottan grinsend: »Einen für einen. Kein großer Sieg, Grogg. Kelloc war ein guter Mann. Der hier ...« Er deutete auf den Gefangenen. »Der hier sieht mir nicht nach viel aus.«

»Dann ist er gerade der Richtige«, knurrte Grogg düster.

*

Grogg hatte ein Auge darauf, dass sie sorgsam mit dem Gefangenen umgingen, als sie ihn verhörten.

Bei der anschließenden Beratung stichelte Ottan, wie es seine Art war, aber es blieb auch nicht verborgen, dass ihm die Entwicklung der Dinge durchaus gefiel, wenngleich er auch nur schwer verkraften konnte, dass der Plan von Grogg gekommen war.

Grogg hatte gut geschätzt: Neun Dutzend waren es, die in Frehom lebten, die meisten Krieger, zwei Dutzend Frauen, ein halbes Dutzend Kinder. Sie alle waren auf der Flucht vor den Horden der Dunkelmächte hier zusammengekommen, um ein Bollwerk zu errichten.

Sie waren hauptsächlich aus tainnianischen Provinzen gekommen, wo die Caer und ihre Priester inzwischen die Herren geworden waren. Aber selbst Caer befanden sich unter ihnen – solche, die sich gegen die Herrschaft ihrer dämonenbesessenen Priester auflehnten. Es gab Dandamarer und Ugaliener.

Späher berichteten, dass das Dorf sich für eine Verteidigung einrichtete und die Krieger Pferde und Vieh in die Barrikaden holten.

»Sie fürchten uns«, sagte Ottan grinsend.

»Vielleicht haben sie Kunde von der Horde«, meinte einer.

Grogg schüttelte den Kopf. »Nein, dann wüssten sie, dass es sinnlos ist, sich dort oben zu verkriechen ...«

»Richtig. Sie würden die Beine in die Hand nehmen und rennen!«, ergänzte Ottan.

Grogg hatte eine neue Überraschung für Ottan bereit.

»Sie wären gute Verbündete«, stellte er fest.

Ottan sah ihn an, als wäre er nicht ganz richtig im Kopf. »Wie das?«

»Sie kämpfen gegen denselben Feind, den auch wir zu bekriegen haben werden, wenn wir weiter in den Westen vordringen.«

»Verbünden bedeutet teilen.«

»Mag sein. Es bedeutet auch leichter siegen.«

»Leichter siegen?« Ottan lachte aus vollem Hals. »Leichter, als die Horde von zehntausend es ohnehin tun wird? Es scheint mir, du wirst wirklich alt, Grogg. Dabei ist es so einfach. Sie haben Pferde und Vieh. Beides wird Nottr sehr zu schätzen wissen, wenn wir es ihm bringen.«

Grogg nickte bedächtig. »Ich habe sagen hören, dass Nottrs Kampf vor allem der Finsternis gilt ...«

»Das mag er halten, wie er will. Es mag auch erklären, warum er diesen verräterischen Caer an seiner Seite duldet. Aber wie hoch seine Pläne auch fliegen, er hat zehntausend Krieger, die Essen und Beute wollen, und wir werden dafür sorgen, dass wir nicht zu kurz kommen.« Er grinste. »Dieser Nottr denkt manchmal wie ein Westländer, und es gefällt mir nicht. Aber es werden große Dinge über ihn berichtet, dass es sich wohl lohnt, mit ihm zu reiten. Er ist ein großer Mann, der nicht Zeit hat, sich um alle kleinen Dinge zu kümmern. Mit den Kirguisi jedenfalls wird er keine Scherereien haben. Er braucht sie weder zu füttern noch Beute mit ihnen zu teilen. Wir werden es sein, die Beute mit ihm teilen! Kannst du mir folgen, Grogg?«

»Bin ich dir nicht immer gefolgt?«, erwiderte Grogg ironisch.

Ottan grinste erneut. »Eine gute Antwort, Alter.« Er schlug ihm vertraulich auf die Schulter. »Das ist wirklich ein guter Plan, den du da hast, Grogg. Komm. Kwito hat Wasser gefunden. Wir werden deinen Plan mit Opis begießen. Heute Nacht sind wir die Herren von Frehom.«

*

Als die Dämmerung hereingebrochen war, brachten die Späher die Nachricht, dass ein Trupp von gut ihrer Stärke von Westen her den Waldrand erreicht hätte und das Dorf beobachtete. Es waren Caer, und sie hatten einen ihrer Teufelspriester bei sich.

Es sah so aus, als bereiteten sie einen Zauber vor.

»Gegen das Dorf?« Grogg schüttelte verwundert den Kopf. »Wenn selbst die Dämonen sich gegen Frehom verschworen haben ... Imrirr!« Er schüttelte sich.

Selbst Ottan war bleich geworden. Er fürchtete nichts Lebendes. Aber die Furcht vor den Dingen jenseits des Lebens ließ ihn zittern. Sie kroch über seinen Rücken in seinen Nacken wie die eisige Hand eines Toten.