Mythor 91: Das Ende eines Dämons - Hugh Walker - E-Book

Mythor 91: Das Ende eines Dämons E-Book

Hugh Walker

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Beschreibung

Mythor, der Sohn des Kometen, hat in der relativ kurzen Zeit, da er für das Bestehen der Lichtwelt kämpfte, bereits Großes vollbracht. Nun aber hat der junge Held Gorgan, die nördliche Hälfte der Welt, verlassen und Vanga, die von den Frauen regierte Südhälfte der Lichtwelt, erreicht, wo er von der ersten Stunde seines Hierseins an in gefährliche Geschehnisse verstrickt wurde. Diese Geschehnisse nahmen ihren Anfang im Reich der Feuergöttin, wo Mythor für Honga, einen aus dem Totenreich zurückgekehrten Helden, gehalten wurde. Es kam zur Begegnung mit Vina, der Hexe, und Gerrek, dem Mann, der in einen Beuteldrachen verwandelt worden war. Es folgten Kämpfe mit Luftgeistern und Amazonen, es kam zu Mythors Gefangenschaft, zur Flucht und zu erneuten Kämpfen mit denen, die sich an Mythors Fersen geheftet hatten. Während Mythor und seine Gefährten nun endlich auf dem Weg zum Hexenstern sind, wo Fronja dringend der Hilfe bedarf, blenden wir um nach Gorgan. Denn dort, auf der Nordhälfte der Welt, bahnen sich ebenfalls Dinge von großer Bedeutung an. Motor des dortigen Geschehens ist Nottr, der Lorvaner. Mythors ehemaliger Kampfgefährte setzt seinen Kriegszug gegen die Caer und die sie beherrschenden Dunkelmächte fort. Nottrs Scharen dringen bis nach Darain vor - und dort vollzieht sich DAS ENDE EINES DÄMONS ...

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Nr. 91

Das Ende eines Dämons

von Hugh Walker

Mythor, der Sohn des Kometen, hat in der relativ kurzen Zeit, da er für das Bestehen der Lichtwelt kämpfte, bereits Großes vollbracht. Nun aber hat der junge Held Gorgan, die nördliche Hälfte der Welt, verlassen und Vanga, die von den Frauen regierte Südhälfte der Lichtwelt, erreicht, wo er von der ersten Stunde seines Hierseins an in gefährliche Geschehnisse verstrickt wurde.

Diese Geschehnisse nahmen ihren Anfang im Reich der Feuergöttin, wo Mythor für Honga, einen aus dem Totenreich zurückgekehrten Helden, gehalten wurde. Es kam zur Begegnung mit Vina, der Hexe, und Gerrek, dem Mann, der in einen Beuteldrachen verwandelt worden war. Es folgten Kämpfe mit Luftgeistern und Amazonen, es kam zu Mythors Gefangenschaft, zur Flucht und zu erneuten Kämpfen mit denen, die sich an Mythors Fersen geheftet hatten.

Während Mythor und seine Gefährten nun endlich auf dem Weg zum Hexenstern sind, wo Fronja dringend der Hilfe bedarf, blenden wir um nach Gorgan. Denn dort, auf der Nordhälfte der Welt, bahnen sich ebenfalls Dinge von großer Bedeutung an.

Motor des dortigen Geschehens ist Nottr, der Lorvaner. Mythors ehemaliger Kampfgefährte setzt seinen Kriegszug gegen die Caer und die sie beherrschenden Dunkelmächte fort. Nottrs Scharen dringen bis nach Darain vor – und dort vollzieht sich DAS ENDE EINES DÄMONS ...

Die Hauptpersonen des Romans

Nottr – Der Anführer der Großen Horde erobert Darain.

Maer O'Braenn – Ehemaliger Heerführer der Caer.

Dilvoog – Ein Überläufer der Finsternis.

Mon'Kavaer

1.

Die Auseinandersetzung mit Ottan war ein deutliches Zeichen, dass viele in der Großen Horde andere Vorstellungen über Weg und Ziel und Führung hatten.

Nottr sah nur einen Gegner: die Priester der Caer und ihre dunklen Kräfte. Er suchte Verbündete für diesen großen Kampf.

Die Lorvaner kümmerten diese Pläne ihres Anführers wenig. Sie zogen in den Westen, um zu kämpfen, zu plündern und mit Beute in die Wildländer zurückzukehren.

Sie wollten auch keine Verbündeten, weil zum einen sich verbünden soviel bedeutete wie seine Beute teilen zu müssen, und zum anderen man leicht die Übersicht verlor, wen man eigentlich zu guter Letzt noch plündern durfte.

Ein weiterer Grund der wachsenden Unzufriedenheit: mit Ausnahme der Kundschaftertrupps und der Vorhut waren viele der Stämme im Hauptteil der Horde seit vielen Wochen unterwegs und hatten mit ihren Waffen kaum mehr getan, als sie in Abständen mit ranzigem Fett einzuschmieren, damit sie nicht rosteten.

Ottans gewaltiger Sieg über Maer O'Braenns Heer am Broudan-See war mit Begeisterung aufgenommen worden. Die, die fluchten, taten es nur, weil sie nicht dabei gewesen waren.

Nottr wusste, sie wollten nun eine ähnliche Chance. Und wenn er sie ihnen nicht gab, mochte es geschehen, dass die Große Horde zerfiel, bevor sie ihren ersten wirklichen Schlag tun konnte.

Dass die Alten und Kinder, die schwangeren Frauen und Verwundeten die Horde verließen, erfüllte viele mit Erwartung, denn es konnte nur bedeuten, dass Kämpfe bevorstanden.

In Begleitung von dreihundert Jägern und Kriegern zogen die fast tausend kampfunfähigen Lorvaner nordwärts zum Berg der Gesichter, den Nottr als eine sichere Bastion ausgekundschaftet hatte.

Dem Rat der Häuptlinge und Schamanen, den Nottr einberief, sahen alle mit Spannung entgegen.

Sie standen endlich, nach diesem langen Marsch, an den Grenzen Dandamars und Ugaliens. Die Caer hatten eine empfindliche Schlappe erlitten und waren auf der Flucht. Es würde nicht viel Widerstand geben. Sie würden viel Beute machen.

*

Aber als der Rat zusammentrat, fehlten Ottan und sechsunddreißig Häuptlinge. Urgats Späher berichteten Nottr, dass Ottans Lager verlassen lag. Eine breite Fährte führte zur Silda. Sie mussten sie bei Sonnenaufgang bereits überquert haben – wenigstens dreitausend Krieger; alle, die Ottan in die Schlacht gefolgt waren und einige kleinere Stämme aus der Hauptmacht der Horde.

Nottr ballte die Fäuste. Er hatte befürchtet, dass Ottan diesen Schritt wagen könnte, aber er hatte es nicht so bald erwartet.

Bevor er die Sache noch überdenken und eine Entscheidung treffen konnte, kam Grogg, der Schamane der Kirguisi, in Begleitung dreier Viererschaften ins Versammlungslager geritten.

Nottr nahm ihn zur Seite.

»Ich hatte dich gestern erwartet, Grogg.«

»Du sagtest, wenn mein Stamm mich entbehren kann, Hordenführer«, erwiderte Grogg, und es klang entschuldigend.

Nottr nickte. »Was ist geschehen, Grogg?«

»Ottan hat die Horde wieder verlassen ...«

»Weshalb?«

»Er hat nie gelernt, sich jemandem zu beugen. Der einzige, der ihn je ein wenig gelenkt hat, war ich ... weil er meine überlegene Kraft anerkennt ...«

»Und die anderen?«

Grogg zuckte die Schultern. »Sie sind mit ihm gegangen.«

»Was hat er ihnen versprochen?«

»Nichts. Er hat lediglich gesagt, dass er Ugalien plündern wollte, weil er es satt hätte, dass man ihm das Recht des Jägers streitig machte.«

Nottr nickte grimmig. »Er war sich ihrer sehr sicher.«

»Das mag sein«, erwiderte Grogg gleichmütig. »Der Sieg hat ihn zu einem wichtigen Mann gemacht – und er ist einer, der mit dem Schwert denkt, wie die meisten der Horde.«

Nottr nickte erneut. Er wusste, dass Grogg recht hatte. »Und du?«

»Ich bin hier, weil du nach meinem Rat verlangt hast, Hordenführer. Aber ich glaube nicht, dass ich dir einen Rat geben kann. Ich bin kein Schamane, auch wenn sie es von mir sagen. Vielleicht war ich es ... eine Weile. Ich bin nur Grogg, und mein Platz ist an Ottans Seite.«

Nottr sah ihn enttäuscht an.

»Sag mir, was mit Corenne geschehen ist.«

»Sie starb«, erklärte Grogg.

»Und Dilvoog?«

Grogg zögerte. Dann gab er sich einen Ruck. »Ich war Dilvoog. Ich ... glaube ... dass ich es war ...«

»Ja, du warst es«, stimmte Nottr zu. »Calutt erkannte es.«

»Es muss wohl so sein. Ohne ihn wäre ich tot. Er heilte meine Pfeilwunde, von der kein Sterblicher genesen wäre. Ohne ihn hätten wir diese Schlacht nicht gewonnen, sondern wären in den Teufelsfallen der Caer-Priester umgekommen. Ich weiß nicht, was er ist ... ein Gott oder ein Teufel ... oder ein Geist ... aber Dilvoog ist mir so teuer wie Imrirrs Name.«

»Wo ist er, Grogg?«, fragte Nottr eindringlich.

»Vor vier Tagen ging ich über das Schlachtfeld. Es war wohl er, der mich dazu trieb. Ich fand einen Caer-Priester, der noch lebte. Bevor ich ihn töten konnte, verließ mich Dilvoog in der Gestalt dieses Priesters. Zuletzt sah ich ihn nach Nordosten gehen, wo die Silda in den Wäldern verschwindet.«

»Woher weißt du, dass er es war?«

»Er sagte: Leb wohl, Grogg. Ich habe ein wenig von deinem Leben genommen. Aber ohne mich hättest du es auch nicht mehr. Ich glaube, dass wir quitt sind!« Grogg nickte zu sich. »Ich schulde ihm noch eine ganze Menge.«

»Bei den Caer also«, murmelte Nottr finster. Er ist doch nur einer ihrer dunklen Brut!, dachte er.

*

Nottr beriet sich mit seinen engsten Vertrauten.

Calutt war wenig hilfreich. Er sagte: »Ich habe so etwas schon lange erwartet. Es ist Skopprs Fluch.«

»Du wirst die Gedanken der Häuptlinge nicht darauf lenken.«

Der Schamane schüttelte verneinend den Kopf. »Viele erinnern sich gut daran«, sagte er warnend.

»Denkst du wahrhaftig, dass er die Macht besitzt, mich solcherart zu verfluchen? Könnt ihr Schamanen nichts tun, um den Fluch abzuwenden?«

»Ich glaube nicht. Wir wissen nicht, welche Geister Skoppr beschwört ...«

»Die der Wölfe«, unterbrach ihn Nottr.

»So müssten wir ihre Kräfte lähmen. Es ist, als ob du versuchen wolltest, mit den Toten zu reden und ...« Calutt brach ab.

Nottr grinste. »Ich habe mit den Toten gesprochen, wie du weißt. Aber ich verstehe, was du meinst. Versuch es trotzdem.« Er wandte sich an Urgat. »Was denkst du? Was soll ich tun? Mich ebenfalls nach Ugalien wenden?« Er schüttelte den Kopf. »Es gefällt mir nicht, hinter Ottan herzuziehen. Oder soll ich nach Darain ziehen, wie Daelin es mir riet?«

»Du solltest Maer O'Braenn zum Reden bringen. Als Heerführer der Caer sollte er am meisten wissen.«

»Ottan und seine Kumpane haben ihn so zugerichtet, dass er zu schwach ist, derart befragt zu werden. Aber ich werde Daelins Rat noch einmal einholen.«

Daelin, der Caer, riet ihm erneut, den Weg nach Darain zu nehmen.

»Ich verstehe, dass es deine Krieger nach Beute gelüstet. Aber Ottan wird herausfinden, dass ganz Ugalien keinen Überfall mehr wert ist, seit wir kamen und die Priester und ihre Dämonen über das Land herrschen. Und es bedarf anderer Waffen als eines ungezügelten Barbaren mit dreitausend Kriegern, um den Dunkelmächten Beute abzujagen, Nottr. Nein, Darain muss fallen. Solange der Hohepriester Amorat lebt, so lange hat Duldamuur die Macht über die Westländer, wie ihr sie nennt. Du musst Amorat bezwingen. Darain ist sein Sitz. Es ist eine reiche Stadt. Dort wird auch Beute genug für deine Krieger sein ...«

»Wir sind nur noch sechstausend«, sagte Nottr nachdenklich. »Sind wir stark genug für Darain?«

»Wenn Amorat tot ist, genügt eine Handvoll Krieger, die Stadt zu erobern, denn die Bewohner werden dir selbst die Tore öffnen.«

Nottr sah ihn zweifelnd an.

»Wenn deine Krieger sie nicht abschlachten, wären sie die besten Verbündeten, die du dir wünschen magst.«

»Wir werden sehen«, murmelte Nottr. Er war unsicher. Darain mochte zu einer Falle für die geschwächte Horde werden. Er verfluchte Ottans Eigensinn. Er verfluchte die Kurzsichtigkeit der Häuptlinge, die sich ihm angeschlossen hatten.

Er verfluchte Skopprs Fluch.

Aber Daelins Argumente für Darain waren zu schwerwiegend, um sie zu ignorieren.

»Wie steht es um O'Braenn?«

»Gib mir noch ein paar Tage, dann wird er dir sagen, was du wissen willst. Er war lange in Darain, bevor er in die Wildländer ging. Es sieht aus, als hielte Amorat große Stücke auf ihn. Gib mir Zeit, sein Vertrauen zu gewinnen.«

Nottr nickte zustimmend. Dann ballte er die Fäuste.

Daelin, der den Grimm in seiner Miene richtig deutete, sagte: »Du solltest Ottan und die dreitausend, die mit ihm gingen, vielleicht gar nicht so sehr verfluchen ...«

Nottr starrte ihn fragend an.

»Ja, es könnte beinah ein guter Plan sein ...«

»Ein Plan?«

»Ein Ablenkungsmanöver, Hordenführer. Und wenn der Gegner noch keine genauen Vorstellungen über die Größe deiner Horde hat, mag es höchst wirksam sein. Wenn nicht ...« Er zuckte die Schultern. »Dann zwingt es wenigstens Amorat, ebenfalls seine Kräfte zu teilen.«

»Ja, du hast recht. Eine Weile wenigstens mag Amorat glauben, dass die Horde auf dem Weg nach Ugalien ist. So wird Ottans Haufen zwar keinen leichten Stand haben, aber ich denke, das ist ohnehin ganz nach seinem Geschmack. Und wir führen den Hauptschlag gegen Darain ...« Er schlug mit der Faust in die flache Hand und nickte in plötzlichem Enthusiasmus. »Wie lange werden wir nach Darain reiten?«

»Gut zehn Tage, wenn wir diesseits der Silda bleiben ... was ich für unbedingt notwendig halte, wenn die Täuschung gelingen soll.«

Bei der Versammlung hatte Nottr unerwarteterweise die Schamanen geschlossen auf seiner Seite. Sie verurteilten Ottans eigenmächtige Handlungsweise scharf. Es war ein schwerer Schlag gegen die Einheit der Horde und des lorvanischen Volkes, und Spaltungen wie diese könnten leicht zum Untergang der Stämme führen. Es war auch eine unentschuldbare Missachtung der Götter und Geister und der Toten, die dieser Horde ihren Segen gegeben hatten.

Solcherart bereits kleinlaut geworden, scheuten die Häuptlinge davor zurück, mit ihrem auserwählten Anführer zu argumentieren. Zudem war Nottrs Plan einleuchtend. Während Ottan die Aufmerksamkeit der Caer auf sich lenkte, konnte die Große Horde unbehindert tief nach Dandamar vordringen und würde überraschend vor den Toren Darains stehen. Und eine Stadt wie Darain zu nehmen und zu plündern, das war nach ihrem Geschmack. Es sah so aus, als würden sie die bessere Beute machen, und sie waren mit ihrem Anführer wieder zufrieden.

*

Nottr hielt seine Horde gut verborgen.

Seine Kundschafter ritten in kleinen Gruppen von drei oder vier Viererschaften. Der Kundschafterring spannte sich in weitem Bogen bis in die Flanken der Horde und war so dicht, dass keine Caer-Späher durchschlüpfen konnten. Ziemlich dichtauf folgte die Vorhut in kleinen Scharen von drei oder vier Dutzend Kriegern. Dann erst folgte in weitem Abstand die Horde selbst. Dazwischen ritten die Trupps der Jäger.

Caer-Kundschaftern mussten sie wie kleine verstreute Haufen von Barbaren erscheinen, die wie in jedem Frühjahr ihre Raubzüge in dandamarisches Gebiet unternahmen. Bestenfalls mochte Amorat aus den Berichten seiner Späher schließen, dass es sich um versprengte Trupps jener Horde handelte, die eine blutige Spur durch Ugalien zog.

Sie stießen kaum auf Caer, aber sie fanden Spuren größerer Scharen, die nach Westen, über die Silda, führten. Die Kundschafter berichteten von Schiffen auf dem Visond-See und einer stark befestigten Ansiedlung am Seeufer.

Nottr beschloss, seine Täuschung zu verdichten.

Er schickte ein halbes Hundert Krieger auf die Rodung und ließ sie eine Weile außerhalb Pfeilschussweite von den Barrikaden lungern. Es waren hauptsächlich Dandamarer, die die Ansiedlung bewohnten. Schmährufe flogen hin und her, und die Lorvaner drohten mit ihren Äxten und machten sich daran, Feuer zu legen. Die Verteidiger machten dennoch keine Anstalten, die Barbaren zum Teufel zu jagen. Es zeigte sich auch bald, warum. Sie gaben den Schiffen Zeichen, die Kurs auf die Bucht nahmen.

Die Schiffe waren voll mit Caer, und als sie an Land sprangen, zogen sich die Lorvaner auf Nottrs Geheiß zurück. Die Caer machten sich keine große Mühe mit der Verfolgung der paar Barbaren. Das Triumphgeschrei der Dandamarer, das ihnen durch den Wald nachhallte, verbitterte die Lorvaner beträchtlich, und Nottr hatte es nicht leicht, seinen Kriegern klarzumachen, dass es ihm nur darum ging, die Caer in dem Glauben zu lassen, sie hätten es nur mit einer kleinen Zahl von Barbaren zu tun.

Er ließ zwei Dutzend Späher zurück, die die Ansiedlung und die Schiffe noch eine Weile beobachten sollten, um sicherzugehen, dass sie die in größerem Bogen vorbeiziehende Horde nicht entdeckten.

Zwei Tage später, als sie von den Hügeln aus den See Theaur ausmachen konnten, bemächtigte sich eine seltsame Unruhe der Krieger. Auch Nottr verspürte sie. Eine düstere Drohung ging von der silbernen Fläche des Sees aus.

An diesem Tag ließ Nottr früher lagern als sonst. Das Unbehagen war so stark, dass er sich erst darüber klar werden wollte. Er fragte Daelin, ob er wüsste, was das zu bedeuten hätte. Aber Daelin verstand es ebenso wenig.

Er befragte Calutt, den Schamanen, doch Calutt war dem unheimlichen Einfluss noch stärker erlegen als die Krieger. Er vermochte keine Erklärung dafür zu geben, aber er sprach von einer starken Magie.

In dieser Nacht nahm Calutt vom Alppilz und versuchte, mit den Toten zu sprechen. Seine suchenden Gedanken fanden Illagh, den Wind aus vielen Seelen, der Nottr wie ein Schatten begleitete, seit er das Tal Horcans verlassen hatte. Seine Gedanken fanden auch die Toten ohne Zahl, mit deren Seelensturm Horcan von Nottrs Schwert Besitz ergriffen hatte. Diese so starke Gegenwart von Toten, die aus anderen Gebieten stammten und nichts wussten, machte es ihm unmöglich, Tote aufzuspüren, die sich in den Wäldern ringsum befinden mochten.

Aber er war nun sicher, dass im See Theaur etwas sein müsse, das sie bedrohte.

Auch andere Schamanen waren nicht erfolgreicher. Die Geister schwiegen, behaupteten sie.

Nottr erwog, einen größeren Umweg um das Gebiet zu machen.

In der Nacht wurden die Krieger von unheimlichen Träumen geplagt, aus denen sie schreiend aufwachten und bis zum Morgen kein Auge mehr zu schließen wagten.

Am Morgen kam von vieren der kleinen Kundschaftertrupps keine Meldung. Vor dem Abmarsch zog Nottr Vorhut und Kundschafter enger zusammen und verringerte auch den Abstand der Horde.

Urgat kam zu ihm. Er war bleich und übernächtigt.

»Ich hatte gehofft, es wäre vorbei«, sagte er schwer. »Auch Khars und Kellet spüren es. Es geht wieder los, Nottr.«

Nottr sah ihn verständnislos an, aber dann begriff er.

»Die anderen?«

Urgat nickte.

»So stark wie Magh'Ullan?«

»Nein ... aber es nimmt zu ... wie damals, als wir auf den Wald der Riesen zuritten. Erinnerst du dich?«

Nottr nickte. »Dieses Mal bist du besser geschützt.«