NACH DEM DRITTEN MARTINI - Brett Halliday - E-Book

NACH DEM DRITTEN MARTINI E-Book

Brett Halliday

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  • Herausgeber: BookRix
  • Kategorie: Krimi
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2022
Beschreibung

Die junge Schriftstellerin Elsie Murray hat unseren Autor Brett Halliday zu sich gelockt - damit er ihren ersten Krimi liest. Kaum ist er ihr entflohen, da wird Elsie ermordet. Die Polizei sucht Brett Halliday! Doch wozu hat er seinen Helden, den Privatdetektiv Mike Shayne? Als Mike aus Miami in New York ankommt, ist Mr. Halliday allerdings spurlos verschwunden...   Brett Halliday (eigtl. Davis Dresser, * 31. Juli 1904 in Chicago, Illinois; † 4. Februar 1977 in Santa Barbara, Kalifornien) war ein US-amerikanischer Schriftsteller.  Der Roman  NACH DEM DRITTEN MARTINI  erschien erstmals im Jahr 1954; eine deutsche Erstveröffentlichung erfolgte im gleichen Jahr.  Der Apex-Verlag veröffentlicht eine durchgesehene Neuausgabe dieses Klassikers der Kriminal-Literatur in seiner Reihe APEX CRIME.

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BRETT HALLIDAY

 

 

Nach dem dritten Martini

 

Roman

 

 

 

 

Apex Crime, Band 275

 

 

Apex-Verlag

Inhaltsverzeichnis

Das Buch 

 

NACH DEM LETZTEN MARTINI 

Die Hauptpersonen dieses Romans 

Erstes Kapitel 

Zweites Kapitel 

Drittes Kapitel 

Viertes Kapitel 

Fünftes Kapitel 

Sechstes Kapitel 

Siebtes Kapitel 

Achtes Kapitel 

Neuntes Kapitel 

Zehntes Kapitel 

Elftes Kapitel 

Zwölftes Kapitel 

Dreizehntes Kapitel 

Vierzehntes Kapitel 

Fünfzehntes Kapitel 

Sechszehntes Kapitel 

Siebzehntes Kapitel 

Achtzehntes Kapitel 

Neunzehntes Kapitel 

Nachschrift 

 

 

Das Buch

 

Die junge Schriftstellerin Elsie Murray hat unseren Autor Brett Halliday zu sich gelockt - damit er ihren ersten Krimi liest. Kaum ist er ihr entflohen, da wird Elsie ermordet. Die Polizei sucht Brett Halliday!

Doch wozu hat er seinen Helden, den Privatdetektiv Mike Shayne?

Als Mike aus Miami in New York ankommt, ist Mr. Halliday allerdings spurlos verschwunden...

 

Brett Halliday (eigtl. Davis Dresser, * 31. Juli 1904 in Chicago, Illinois; † 4. Februar 1977 in Santa Barbara, Kalifornien) war ein US-amerikanischer Schriftsteller.

Der Roman Nach dem letzten Martini erschien erstmals im Jahr 1954; eine deutsche Erstveröffentlichung erfolgte im gleichen Jahr. 

Der Apex-Verlag veröffentlicht eine durchgesehene Neuausgabe dieses Klassikers der Kriminal-Literatur in seiner Reihe APEX CRIME.

   NACH DEM LETZTEN MARTINI

 

 

 

 

 

 

 

  Die Hauptpersonen dieses Romans

 

 

Brett Halliday: Kriminalschriftsteller. 

Ed Rakin: Kriminalschriftsteller. 

Lew Recker: Kriminalschriftsteller. 

Elsie Murray: Nachwuchsautorin. 

Michael Shayne: Privatdetektiv. 

 

 

 

 

 

 

  Erstes Kapitel

 

 

Es begann alles an einem Donnerstagabend, am 23. April 1953. Ich war für eine Woche nach New York gekommen, um Verleger zu besuchen und alte Freunde zu treffen, und hatte meine Reise so eingerichtet, dass ich an dem jährlichen Dinner zu Ehren Edgar Allan Poes teilnehmen konnte, das von unserem Verband der Kriminalschriftsteller Amerikas gegeben wurde.

Das Dinner findet jedes Jahr im großen Ballsaal des Henry-Hudson-Hotels in New York statt und ist der Treffpunkt von einigen hundert Kriminalroman-Autoren aus dem ganzen Land, die hier mit ihren Anhängern, Förderern und Gästen den Vater der modernen Kriminalromane ehren. Keramikbüsten von Poe – wir nennen sie Edgars – werden von der Jury den Autoren des besten Kriminalromans, des besten Erstlingswerks in dieser Literaturgattung, der besten Kriminalgeschichte und des besten Kriminalstücks verliehen; es gibt ein paar Drinks und endloses Fachsimpeln.

Als ich hereinkam, war die Bar schon gut besetzt. Seit meinem Wegzug von New York, der schon etliche Jahre zurücklag, gab es für mich fast nur neue Gesichter, nur hier und da entdeckte ich einen Freund, den ich noch aus der Zeit meiner New Yorker Verbandstätigkeit kannte. Ich traf Ed Radin, Bruno Fischer, Clayton Rawson und Veronica Parker Johns, vor allem Helen Reilly, die Grand Dame der Kriminalschriftstellerei, frisch gewählte Präsidentin der MWA, der Mystery Writers Association, einem Verband von Kriminalschriftstellern, und ihre vier charmanten Töchter, von denen bereits zwei ebenfalls erfolgreiche Kriminalautorinnen waren. Außerdem war natürlich eine Reihe Verleger da, wie Frank Taylor von Dell, Cecil Goldbeck von Coward-McCann, Harry Maule von Random House und viele andere.

Ich ging zur Bar, holte mir einen Cognac und sah mir dabei die Sitzordnung an, um meinen Namen zu entdecken. Ich hatte Glück, denn ich saß an Tisch sieben, zusammen mit meinem alten Freund David Raffelock aus Denver und Robert Arthur, der für sein Kriminalhörspiel den Edgar bekommen sollte; außerdem hatten wir noch Dorothy Cecil an unserem Tisch, deren Romane ich schon immer glänzend fand und die ich gern einmal kennengelernt hätte.

Im Speisesaal standen meine Tischnachbarn schon hinter ihren Stühlen und machten sich gegenseitig bekannt. Ich rief den Raffelocks ein »Hallo« zu, gratulierte Robert Arthur zu seinem Edgar und sah mich dann nach Dorothy Cecil um.

Sie hatte schon Platz genommen.

Als ich sie so allein dasitzen sah, den Kopf ein wenig zur Seite geneigt und ein leichtes Lächeln auf den Lippen, wusste ich, dass nur sie die Autorin von Sergeant Tod und Hochverrat sein konnte, beide meine Lieblingsgeschichten. Sie hatte intelligente graue Augen, eine hohe sanfte Stirn und weiches braunes Haar, das ihr über die Schläfen fiel. Ich nehme an, dass sie Anfang Dreißig war, doch schimmerte hier und da schon ein leichtes Grau durch die braune Fülle, und ich stellte mit Genugtuung fest, dass sie sich keine Mühe gab, durch sorgfältiges Kämmen die grauen Fäden zu verbergen.

Alle diese Beschreibungen sind unwichtig, außer dass sie direkt zu dem späteren Geschehen führen. Hätte ich nicht neben Dorothy Cecil bei Tisch gesessen, wäre ich vielleicht später nicht mit Elsie Murray ausgegangen.

Ich werde es nie ganz genau wissen; Tatsache ist aber, dass ich mit Miss Cecil aß und mit Elsie ausging.

Dorothy Cecil sah mich an.

Ich ging sofort zu ihr und sagte: »Ich bin Brett Halliday. Darf ich mich zu Ihnen setzen?«

Sie lächelte und antwortete: »Von Bildern her erkenne ich Sie an Ihrer schwarzen Augenklappe. Ich würde mich freuen, wenn Sie neben mir säßen.«

Sie hatte eine tiefe, vibrierende Stimme. Ich starrte sie durchdringend an und flüsterte: »Mein Gott! Sergeant Tod! Einschläfernde Räucherkerzen aus dem Fett neugeborener Kinder.«

Ihr Gesicht strahlte, und die Augen zwinkerten fröhlich. »Nun sagen Sie nur, Sie hätten wirklich meine Bücher gelesen?«

»Alle, die mir in die Finger kamen. Und das dürften mehr sein, als Sie umgekehrt von meinen Produkten behaupten können.«

Sie stützte das Kinn in die linke Hand und sah gedankenvoll drein. »Nach Michael Shaynes Methoden war das nicht das erste?«

Da waren wir schon beim Lieblingsthema aller Autoren angelangt: bei unseren eigenen Büchern. Sie hatte die meisten Shayne- Geschichten gelesen und verstand darüber zu diskutieren.

Zu ihrer Rechten saß Bob Arthur, der sich mit ihr eine Zeitlang unterhielt, während das Essen serviert wurde. Ich sprach derweil mit Raffelock über alte Freunde aus Denver. Trotzdem vergaß ich keinen Augenblick Dorothy Cecil neben mir. Ich war allein in New York, und der Abend lag noch vor mir. Soweit ich das beurteilen konnte, war auch sie ohne Begleitung zum Poe-Dinner gekommen.

Das war alles; nur die reizvolle Aussicht auf eine nähere Bekanntschaft mit einer charmanten Frau. Man sollte nichts erzwingen. Aber vielleicht waren uns die Götter gnädig gesonnen.

Die Unterhaltung wurde allgemein, und wir warteten auf den Nachtisch, als ich endlich wieder mit Dorothy ein paar persönliche Worte wechseln konnte. Ich sah, dass die Ober an anderen Tischen Drinks zum Dinner servierten, und versuchte, einen der Befrachten heranzuwinken, doch umsonst. Leider habe ich die Technik immer noch nicht heraus, wie man es anstellt, den Blick eines rasend beschäftigten Kellners zu fangen. So stieß ich meinen Stuhl zurück, erklärte Dorothy, ich würde uns selbst von der Bar etwas zu trinken holen und was sie haben wolle.

Sie antwortete: »Bringen Sie Mike Shayne zu Ehren einen Cognac mit«, was meine Ahnung von der Gunst der Götter noch beflügelte.

Doch als ich mit meinen Gläsern zurückkehrte, waren alle eifrig dabei, die Plätze zu wechseln. Dorothys Stuhl war leer; ich stellte ihr Glas ab und hatte mich selbst kaum niedergelassen, da kam auch schon Dick Carroll von Gold Medal und schleppte mich zu seinem Tisch, wo ich ein paar Mädchen aus seinem Lektorat begrüßen musste. Während ich da noch saß, kam Dorothy an unseren Tisch zurück, nippte an ihrem Cognac und unterhielt sich dann angeregt mit einem mir unbekannten Mann, der sie bald darauf zu irgend- wem an seinen Tisch entführte. So ging’s die nächsten Stunden weiter, und in der Zwischenzeit wurden den Edgar-Gewinnern die Preise überreicht.

Nach etlichen fruchtlosen Versuchen, Dorothy Cecils Spuren in der Menge zu verfolgen, sagte ich mir schließlich missmutig, dass sie ja auch viel zu populär sei, um für einen Außenseiter wie mich viel Zeit zu haben. Als einer der besten Autoren auf unserem Gebiet wurde sie praktisch von Tisch zu Tisch gereicht. So gab ich es endlich auf.

Wieder habe ich das dumme Gefühl, dass ich die Dinge nicht im rechten Licht zeige. Dass ich viel mehr daraus mache, als es nötig ist. Doch das sind meine lebhaftesten Eindrücke von diesem Abend. Ich glaube noch immer, Dorothy Cecil und ich hätten vielleicht einen netten Abend zusammen verlebt, wenn uns nicht dauernd fremde Menschen dazwischengekommen wären. So aber stieg in mir allmählich bittere Enttäuschung auf, als die offizielle Ehrung vorbei war und ich im Rudel mit rund dreihundert anderen Gästen wieder zur Bar schleuderte. Es war erst kurz nach elf Uhr, und auf mich wartete ein leeres Hotelzimmer. Gut, ich hätte mich einer der zahllosen kleineren Gruppen anschließen können, die sich zusammenfanden und nun überlegten, wohin sie noch auf ein paar Drinks gehen sollten, aber irgendwie war mir nicht danach zumute.

Ich konnte nicht wissen, dass ich noch einem Mädchen mit dem Namen Elsie Murray begegnen sollte, doch jetzt weiß ich, dass ich in dem Augenblick darauf vorbereitet war.

 

 

 

 

  Zweites Kapitel

 

 

In der Bar herrschte Trubel und ein ständiges Kommen und Gehen. Ich kannte kaum ein Drittel der Leute hier und fühlte mich recht verloren, als Fred Dannay mich ansprach und fragte, wann ich wieder eine Kurzgeschichte zu dem jährlichen Wettbewerb im Ellery Queens Mystery Magazine beisteuern würde.

Ich grinste und erinnerte ihn daran, dass er und Manny Lee mein Scheitern beim letzten Mal auf dem Gewissen hätten, und fragte ihn, ob Ellery Queens zweite Hälfte auch hier sei.

Er erwiderte, drei von Mannys sieben Kindern seien krank, und da hätte er nicht kommen können. Auch George Harmon Coxe nicht, weil er auf ein paar Tage nach Panama gefahren sei. »Und ich weiß nicht, was mit John Dickson Carr los ist«, fügte er hinzu.

»Leicht zu erklären«, meckerte eine Stimme hinter mir. »Er konnte sich nicht entscheiden, ob er für Harper als John Dickson Carr oder für Morrow als Carter Dickson kommen sollte.«

Ich drehte mich um und entdeckte Avery Birk. Er ist einer meiner Kollegen, den ich gar nicht gern mag; kahlköpfig und fett, mit einem Gesicht wie ein Stachelschwein und kleinen Augen, die zu dicht beieinanderstehen. Er gehört zu jener Sorte Mann, die den Mädchen immer aufs Hinterteil klopfen muss, dauernd hämische Bemerkungen macht und dazu schauderhaft schreibt. Sein Held, der Privatdetektiv Johnny Danger, ist sattsam bekannt; ein Kerl, der unweigerlich mit jeder Blondine spätestens fünf Minuten nach dem Kennenlernen ins Bett geht. Meiner Ansicht nach nichts weiter als der Ausgleich für die allgemein bekannte Unfähigkeit des Autors, auch nur das unansehnlichste Mädchen, ob blond oder braun, in sein Bett zu locken.

Während Avery darauf bestand, mir herzhaft die Hand zu schütteln und einen Drink für mich zu bestellen, drückte sich Fred Dannay hastig beiseite. Avery fragte nach dem Absatz meiner gebundenen Bücher. Als ich ihm erklärte, sie verkauften sich lausig schlecht, nickte er weise und dozierte, ich hätte es immer noch nicht gelernt, genügend Sex in meinen Storys unterzubringen.

Er verkaufe seine Bücher mit mehr als zehntausend Exemplaren in der Erstauflage; außerdem, erklärte er mir vertraulich, habe ihm ein Verlag, der Erstausgaben im Leineneinband publiziere, ein Vorschussangebot von fünfzehntausend Dollar für ein Buch gemacht. Einzige Bedingung: fünf heiße erotische Szenen.

Ich wusste genau, dass er höchstens dreitausend Bände im festen Einband verkaufte und man ihm allenfalls zweieinhalbtausend Dollar für eine Leinenausgabe angeboten hatte; deshalb trank ich Achselzuckend seinen Drink und wandte mich von ihm ab zur Bar, um wieder allein zu sein.

Ich schenkte mir gerade den dritten Cognac aus der Flasche ein, die der Barmann auf mein Geheiß vor mir hatte stehenlassen, als ich zu meiner Linken eine Stimme flüstern hörte: »Ich wette, das ist der Kerl, der die Mike-Shayne-Serien schreibt. Ha – jetzt fällt mir sein Name nicht ein, aber er ist bestimmt.«

Der Sprecher saß, von anderen Gästen eingekeilt, direkt neben nur. Da ich links meine Augenklappe trage, konnte ich nicht sehen, wer es war. So starrte ich weiter vor mich hin und tat so, als hätte ich nichts bemerkt, aber es gibt wohl keinen Autor in der Welt, der jetzt nicht zugehört hätte.

Eine zweite Stimme hinter dem ersten Sprecher antwortete gereizt und laut:

»Du meinst wohl Brett Halliday? Vielleicht ist er’s. Was ist schon an dem?«

»Pst, Lew! Mag sein, dass dir seine Art zu schreiben nicht gefällt, aber er gehört wirklich zur alten Garde.«

»Genau! Sein Zeug hat so ’nen Bart. Himmel, ich wette, dass ich viermal so viel verkaufe wie er, und dabei schreibe ich erst seit drei Jahren!«

Ich goss meinen Drink hinunter und drehte mich gelassen um; denn dieses Paar, das da über mich diskutierte, wollte ich doch einmal in Augenschein nehmen.

Der Bursche neben mir hatte ein frisches, rundes Gesicht und kluge blaue Augen. Sein strohblondes Haar war kurz geschnitten. Er fing meinen Blick auf, als ich mich umdrehte, und errötete heftig. Eifrig sagte er: »Sie sind Brett Halliday, nicht wahr? Ich bin Jimmie Mason, ein neues Mitglied. Ich habe erst ein paar Kurzgeschichten veröffentlicht, aber jetzt arbeite ich an einem Roman.«

Wir gaben uns die Hand. Er hatte fleischige Finger, doch sie umschlossen meine mit kräftigem Druck. Ich sagte: »Viel Glück, Jimmie! Ist aber ein hartes Spiel.«

»Wüsste nicht, was daran hart sein soll«, schnappte die Stimme hinter ihm dazwischen. »Mit all den Nachdrucken kann jeder Schmierfritze, der ein bisschen Grips hat und die richtige Nase für das, was ankommt, gut seine zehn- bis fünfzehntausend Scheine verdienen; braucht sich nicht mal richtig anzustrengen. Wissen Sie denn, was Matthew Blood für seine letzte Fünfundzwanzig-Cent- Geschichte im Erstdruck bekommen hat?«

Ich sah über Jimmie Masons Schulter in ein dunkles, hageres und wütendes Gesicht. Der Mann trug einen Schnauzbart, der mich an den von Peter Painter in Miami Beach erinnerte. Welliges schwarzes Haar war sorgfältig in der Mitte gescheitelt, und er trug einen schmalen rot und weiß gepunkteten Schlips. Mir ist nie ein Mensch begegnet, den ich instinktiv vom ersten Augenblick an so ablehnte, wie diesen Kerl.

Natürlich muss ich zugeben, dass sein Urteil über meine Bücher nicht gerade dazu angetan war, in mir Sympathie zu erwecken. In achtzehn Jahren habe ich wohl gelernt, Kritik über mein Schreiben hinwegzulachen; aber immerhin musste ich lange und hart arbeiten, bis ich jährlich mehr als zehntausend Dollar verdiente, und da passte es mir gar nicht, dass ein so junger Schwätzer behauptete, das könne jeder Schmierfritze, ohne mit der Wimper zu zucken, erreichen.

Ich sagte: »Nein. Und es interessiert mich auch nicht sonderlich, was Blood für einen Putzeimer voll Erotik und Sadismus bekommt.«

»Hör doch auf, Lew«, beschwor ihn Mason. »Du hast ja schon einen über den Durst getrunken! Das ist Lew Recker, Mr. Halliday«, fuhr er hastig fort. »Er schreibt Abenteuerromane. Sie wissen doch – Der zuckende Wurm. Hat phantastische Kritiken bekommen.«

»Glaub doch nicht, dass der was anderes als sein eigenes Zeug liest«, warf Recker ein. »Und zum Teufel! Wie langweilig das sein muss.«

Ich setzte mein Glas in aller Ruhe auf die Bartheke. Ich wusste, dass mein Gesicht jetzt wie eine steinerne Maske aussah, und man sagt, mein eines Auge bekäme einen eisig starren Blick, wenn ich richtig wütend sei. Und in dem Moment war ich wütend. Ich arbeite verdammt hart an meinen Büchern. Ich bemühe mich, jedes individuell zu halten, und bei dem verschiedenartigen Material, das mir Mike Shaynes Fälle liefern, glaube ich auch, dass mir das gelingt. Nähme ich es nicht so genau, könnte ich pro Jahr vier Bücher schreiben und mein Einkommen verdoppeln.

Wirklich kein Wunder, dass meine Laune nun den Siedepunkt erreicht hatte.

Jimmie Mason stand die Angst auf dem Gesicht geschrieben, und er versuchte, sich vor mich zu stellen. Ich legte ihm die linke Hand schwer auf die Schulter und schob ihn von der Bar zurück. Da spürte ich, wie mich jemand hart an der rechten Schulter packte, und hörte eine kühle Stimme drängend sagen: »Brett! Ich möchte, dass Sie jemanden kennenlernen.«

Ich erkannte Millicent Janes Stimme. Millicent war eine meiner Lieblingsautorinnen. Sie schreibt nicht nur außerordentlich gut, sondern pflegt ihre Themen auch mit Schärfe, Klugheit und Charme zu behandeln.

Wieviel Millicent von dem, was zwischen Lew Recker und mir vorging, mitbekommen oder auch geahnt hatte, weiß ich nicht. Allerdings war die Unterbrechung offensichtlich genug, und so biss ich die Zähne zusammen und drehte mich um. Millicents Lächeln war genauso kühl wie ihre Stimme; sie hielt den Arm eines Mädchens, das ein einfaches schwarzes Seidenkleid trug. Das Mädchen hatte angenehme, intelligente Züge, dunkelbraune Locken und einen Mund zum Küssen.

Ich sagte: »Hallo, Millicent. Moment, ich bestelle dir einen Drink«, doch sie schüttelte abwehrend den Kopf, trat einen Schritt zurück und sagte mit ihrer vollen Stimme: »Ich habe lieber einen gut, Brett. Dies hier ist Elsie Murray, sie ist heute Abend als Gast da und wartet schon mit Schmerzen darauf, dich kennenzulernen: Wie war’s, wenn du ihr einen Drink bestellen würdest?«

Ich antwortete: »Natürlich«, und »hallo, Elsie. Weshalb wollten Sie unbedingt einen Kerl wie mich kennenlernen, der längst zum alten Eisen gehört? Ich bin nämlich nicht Matthew Blood, verstehen Sie!«

»Ich weiß«, erwiderte sie. Für ein Mädchen war sie ziemlich groß. Einsfünfundsiebzig, würde ich schätzen, und sie hielt sich so gerade, als wäre sie stolz auf ihre Größe. »Ich weiß alles über Sie, Mr. Halliday. Ich habe jedes Buch gelesen, das Sie geschrieben haben. Und nicht nur das, ich habe sie sogar gesammelt und in ihrer Reihenfolge gelesen; von Dividend on Death bis One Night with Nora.«

Sie sagte es nicht etwa schwärmerisch, sondern ernsthaft und aufrichtig. Sie trat neben mich an die Bar, und ich konnte die klare Nackenlinie unter den braunen, nach oben gebürsteten Locken betrachten und die vollendet gerundeten Formen ihres Körpers. Ich atmete tief durch die Nase und sog ihren angenehmen Geruch ein. Anscheinend ein Parfüm, das ich nicht kannte. Sie hatte einfach jenen reinen weiblichen Duft an sich, bei dem man gern das Gesicht in ihr Haar drücken und ihn einatmen möchte. Oder an ihren Nacken. Oder die Lippen.

Genau das waren meine Gedanken im ersten Augenblick, als sie neben mir stand – flüchtig und ohne direkte Beziehung zu ihrer Person. Laut sagte ich: »Das muss aber mühsam gewesen sein – wo Dell doch die alten Nachdrucke gleichzeitig mit den Neuauflagen herausbringt.« Ich nickte einem der herumstehenden Kellner zu, und sie fragte, als er zu uns trat: »Könnte ich auch einen Cognac haben? Mit Brett Halliday kann man doch nichts anderes trinken, oder?«

Ich atmete tief und zufrieden aus, als der Ober das Glas brachte. Plötzlich war alles in Ordnung und der Abend nicht mehr verloren. Avery Birk quetschte sich zwar immer noch an Elsies andere Seite, doch nicht einmal sein schmutziges Grinsen, mit dem er sie inspizierte, konnte mich stören. Selbst Lew Recker zu meiner Linken vergaß ich, als Elsie mich ernst anschaute.

»Wissen Sie, weshalb ich anfing, Ihre Bücher zu sammeln, um sie der Reihe nach zu lesen? Ich geriet nämlich völlig durcheinander: in dem einen Band, den ich gerade am Zeitungsstand gekauft hatte, war Michael Shayne mit Phyllis verheiratet und so sehr glücklich, im nächsten flirtete er wieder mit der Sekretärin Lucy Hamilton, während er im dritten Buch zum ersten Mal Phyllis Brighton begegnet, die fürchtet, sie habe ihre eigene Mutter umgebracht.« Elsie seufzte und schüttelte missbilligend den Kopf. »Das war schrecklich verwirrend.«

Sie hat veilchenblaue Augen, überlegte ich. Wenn es überhaupt so etwas wie veilchenblaue Augen gibt. Vielleicht mehr ein ganz tiefes Blau mit einem Schatten ins Lavendelfarbene. Ihre Brauen zogen sich gerade, dicht und unbezupft über die Augen. Ich schätzte Elsie auf Mitte Zwanzig. Sie machte nicht gerade den Eindruck eines unberührten Mädchens, doch sie wirkte – wie sollte man es nennen? Routiniert? Nein, das war zu hart. Moralisch? Zu steif. Vielleicht war die richtige Bezeichnung: wählerisch. Sie sah weder unberührt noch unberührbar aus, doch musste ein Mann sich mit seinen Wünschen bei ihr Zeit und vor allem ihr die Führung lassen, schien mir. Man hatte bei ihr auch durchaus das Gefühl, sie würde m punkto Führung nicht spröde sein, wenn sie sich erst einmal dazu entschlossen hatte.

Sicher aber war, dass sie den Entschluss schon irgendwann einmal fassen würde.

Das war mir auch durchaus recht.

Sie trank ihren Cognac pur und dachte nicht daran, mit irgendetwas nachzuspülen. Sie schüttete ihn zwar nicht in sich hinein, zeigte aber deutlich, dass es ihr weniger um das Bouquet als vielmehr um einen guten Schluck ging.

Und dann unterhielten wir uns, hauptsächlich natürlich über meine Bücher. Sie wollte alles über Michael Shayne wissen – ob es wirklich ein lebendes Vorbild für meinen Privatdetektiv gebe oder ob die Serien lediglich ein Produkt meiner Phantasie seien.

Als ich ihr versicherte, dass es tatsächlich einen Michael Shayne gebe und ich in meinen Büchern seine wirklichen Fälle nachzeichne, – nickte sie glücklich und sagte: »Das habe ich mir gleich gedacht. Er ist so echt, dass man ihn einfach nicht erfinden kann. Nicht so wie – na, diese Missgeburt von Van Dine. Wissen Sie, der Kerl, der ein Wort nie zu Ende spricht.«

»Philo Vance«, sprang ich ihr bei.

»Hm, hm. Schon der Name ist reine Phantasie. Solche Typen bleiben sich in jedem Buch gleich, Jahr um Jahr. Sie entwickeln sich nicht.«

Ich grinste und zuckte die Achseln. »Schriftsteller wie Van Dine haben es leichter als ich. Sie haben ihre Helden unter Kontrolle. Mike Shayne dagegen trifft seine eigenen Entscheidungen, und ich kann sie nur noch nachträglich berichten. Apropos Privatdetektive«, fuhr ich fort, weil Avery Birk sie immer noch unentwegt anstarrte, »kennen Sie auch einen gewissen Johnny Danger?«

Sie warf mir einen schrägen Blick zu und spielte mit ihrem leeren Glas. Ihre Finger schlossen sich fester darum, der runde Bogen ihrer vollen Lippen verwandelte sich in eine gerade, feste Linie. Leise zischte sie mir zu: »Ich weiß, dass Avery Birk direkt hinter mir steht. Zwingen Sie mich nicht, meine Meinung über seine Bücher zu sagen, die er unter Umständen hören könnte.«

Ich lachte laut auf und langte nach der Flasche, um uns noch einmal nachzuschenken. Als ich die Flasche hinstellte, erwischte ich den Blick des Barmanns und gab ihm ein Zeichen, mir die Rechnung zu bringen. Ihr zuprostend, schlug ich vor: »Es wäre doch eine gute Idee, wenn wir irgendwohin gingen, wo wir uns über Johnny Danger unterhalten könnten, ohne seinen Schöpfer zu beleidigen.«

»Ja, das wäre fein«, stimmte sie einfach zu.

»Das heißt – mein Gott! Ich weiß, es gibt hier bestimmt hundert Leute, die sich gern mit Ihnen unterhalten würden. Aber als ich Ihren Namen heute Abend auf der Gästeliste entdeckte, wollte ich unbedingt an Ihren Tisch kommen und mich selbst bekannt machen. Doch bei den zahllosen wichtigen Menschen um Sie herum...« Sie ließ den Satz unbeendet, hob das Glas und trank es zur Hälfte aus. »War das nicht Dorothy Cecil, die bei Tisch neben Ihnen saß?«

Ich nickte. »Rechts von mir.«

»Sie ist – sehr attraktiv. Und finden Sie ihre Bücher nicht auch großartig?«

»Sie sind gut, stimmt.« Ich fürchte, meine Stimme klang dabei ziemlich grob. Die Bar war inzwischen merklich leerer geworden; höchstens noch fünfundzwanzig bis dreißig Menschen saßen jetzt um Mitternacht noch hier. Einige unter ihnen kannte ich flüchtig, doch die meisten waren Fremde. »Haben Sie einen Mantel in der Garderobe?«

»Nur eine leichte Jacke.« Sie öffnete ihre schwarze Wildlederhandtasche, wühlte darin herum und förderte schließlich den Garderobenzettel zutage, den sie mir in die Hand drückte.

Wir tranken beide aus, ich warf einen Blick auf die Rechnung, legte ein paar. Scheine dazu und wandte mich ab. Auf dem Weg zur Garderobe schob sie ihren Arm in meinen. Im Gehen stellte ich fest, dass sie mir gerade bis unter die Augen reichte. Sie drückte meinen Arm mit Besitzermiene.

Ich ließ mir meinen Hut und ihre Jacke geben, ein Cape aus schwarzem Satin, mit roter Seide abgesetzt. Ich legte es ihr über die Schultern und fragte beiläufig, als wir nach draußen gingen: »Wohin würden Sie denn gern noch gehen? Sie wissen ja, ich komme aus Miami.«

Sie zögerte und schlug dann vor: »Wie war’s, wenn wir zu mir gingen? Gott sei Dank habe ich zu Hause eine Flasche Cognac. Und dort können wir uns auch unterhalten.«

Ich war gern einverstanden und gab dem Portier einen Wink, der uns um diese späte Stunde auch rasch ein Taxi anhalten konnte.

Wir stiegen ein, und Elsie gab dem Fahrer eine Adresse im Ostteil der Stadt. Sie hatte sich gleich weit in die Wagenecke gedrückt und setzte sich steif und gerade zurecht, als das Taxi anfuhr. Ich wahrte natürlich brav Abstand und holte meine Zigaretten hervor. Ich schüttelte eine heraus und bot ihr die Packung. Sie nahm eine, dann steckte auch ich mir eine zwischen die Lippen und zündete ein Streichholz an. Sie beugte sich nahe heran, und ihr Gesicht wirkte in der kleinen Flamme ernst und schön. Sie stützte meine Hand, um das Streichholz ruhig zu halten, und nahm sie auch nicht weg, als ich mir meine Zigarette anzündete. Ich blies die Flamme aus und berührte mit den Lippen ihren Handrücken. Augenblickslang drückten ihre Finger fest mein Gelenk, dann zog sie sich wieder in ihre Ecke zurück, und ich lehnte mich entspannt in die Polster. Nach einem tiefen Lungenzug sagte ich zu ihr: »Sie haben mir noch gar nichts von sich erzählt. Sie sind kein Mitglied beim Verband der Kriminalschriftsteller?«

»Nein. Nur so eine Art Mitläufer. Aber keine Angst, Sie werden wahrscheinlich meine vollständige Lebensgeschichte hören, vorausgesetzt, dass die Cognacflasche so lange reicht.«

Das klang recht ordentlich. Ihre rechte Hand lag auf dem Sitz zwischen uns, ich legte meine darüber. Ihre Finger entspannten sich, und so fuhren wir den ganzen Weg bis zu der Adresse, die sie dem Fahrer angegeben hatte.

  Drittes Kapitel

 

 

Vor einem sauberen kleinen Apartmenthaus östlich der Third Avenue El bezahlte ich den Taxifahrer. Elsie stieg vor mir die wenigen Eingangsstufen hinauf und betrat einen engen Windfang, an dessen Wänden zu beiden Seiten Postkästen hingen. Sie nahm einen Schlüssel aus ihrer Handtasche, mit dem sie die innere Tür aufschloss, und dann gingen wir durch eine kleine Diele zum Lift im Hintergrund. Der Fahrstuhl wartete im Erdgeschoss; wir zogen die Tür hinter uns zu, und Elsie drückte den Knopf zur dritten Etage. Leise glitten wir nach oben, ich hielt ihr die Tür offen, um sie vorangehen zu lassen. Sie führte mich zu einer der Apartmenttüren, schloss sie auf und knipste in der Diele dahinter das Licht an. Genau vor uns war die Tür zu einer Kochnische geöffnet. Rechter Hand lagen das Badezimmer und das Schlafzimmer am Ende der Diele, während man links ins Wohnzimmer kam. Elsie drehte sich zu mir um, lächelte ein wenig schüchtern und sagte: »Willkommen.« Ihre geschwungenen Lippen glänzten einladend, ich umfasste ihre Schultern und küsste sie. Widerstandslos lehnte sie sich an mich.

Es war ein warmer, ermunternder Kuss, der weitere und schönere für später versprach, und so gab ich sie auch ohne Protest frei, als sie sich nach einem Moment sanft zurückzog. Sie zündete in dem breiten, quadratischen Wohnzimmer eine Stehlampe an, schlüpfte aus ihrem Cape und sagte: »Mach es dir bequem; ich werde mich inzwischen um den Cognac kümmern.«

Das Wohnzimmer war gemütlich eingerichtet, ein bisschen aufs Geratewohl und à la bohemien. Eine bequeme, verschlissene, niedrige Couch nahm eine Wand ein, flankiert von zwei tiefen Sesseln mit Leselampen und Rauchtischchen. Die andere Wand füllten eingebaute Bücherregale, die mit Büchern vollgestopft waren.

In einer Ecke stand ein metallener Schreibmaschinentisch mit einer offenen Reiseschreibmaschine, das Ganze umrahmt von einem Wust zerknüllter Manuskriptblätter auf dem Fußboden, einem Kasten Maschinenpapier und einem Stapel beschriebener Seiten.

Die Fenster gingen nach vorn zur Achtunddreißigsten Straße hinaus, und an den anstoßenden Seitenwänden befanden sich noch zwei kleine Fenster für Durchzug beim Lüften. Jeden freien Fleck an den Wänden zierten gerahmte und ungerahmte Zeichnungen und Entwürfe. Ein paar abstrakte Ölbilder, aber auch realistische Zeichnungen und Pastelle.

Ich hörte Elsie in der Küche hantieren und schaute mir inzwischen die Bücherregale auf ihren Inhalt an. Es war ein buntes Durcheinander von modernen Romanen, braven Klassikern, psychologischen und anthropologischen Werken und Büchern von einigen modernen, mehr liberalen Denkern.

Erfreut und ein wenig gerührt, entdeckte ich auf dem obersten Regal die komplette Reihe meiner Bücher im Originaleinband. Elsies Interesse für meine Arbeit war also nicht geheuchelt. Nicht ein Neudruck dazwischen. Und ich hatte gedacht, ich sei der einzige, der diese vollständige Ausgabe besitze.

Ich stand noch immer da und sah mir die alten Titel an, als Elsie mit einem Tablett hereinkam, das sie auf einem niedrigen Glastisch vor der Couch absetzte. Eine volle Flasche Monnet, zwei riesige Weingläser, zwei hohe Kristallbecher mit Eisstücken und eine geschliffene Wasserkaraffe blitzten einladend..

Sie lächelte mich an und sagte: »Ich nehme grundsätzlich an, dass Autoren genau dasselbe trinken wie die Helden in ihren Büchern. Möchtest du aber lieber Soda dazu haben – oder Whisky -, ich habe auch das parat.«

Ich schüttelte den Kopf und versicherte ihr: »Nein, Mike hat mir seine Trinkgewohnheiten beigebracht. Du hast es goldrichtig gemacht.«

Sie setzte sich auf die Couch und schenkte Cognac in die beiden Weingläser ein. Ich sagte: »Du hast wirklich ein interessantes Domizil. Gehören die Bilder alle dir?«

»Oh, nein. Ich habe mal versucht, ein bisschen mit Wasserfarben zu pinseln, aber es kam nichts dabei heraus. Die hier gehören mir alle nicht«, fuhr sie ein wenig bedauernd fort. »Ich bin in dieser Wohnung nur Untermieterin bei Freunden. Alles deren Eigentum.«

»Ausgenommen rund vierundzwanzig Bände, die ich auf dem obersten Bücherregal entdeckt habe.« Ich sank neben sie auf die Couch und langte nach einem Gias.

Sie errötete leicht und antwortete: »Ganz ehrlich, zwei davon gehören auch den Johnsons. Sie besitzen nur drei oder vier von deinen Büchern, und zwei davon, die ich nirgendwo bekommen konnte, fehlten mir noch in meiner vollständigen Reihe.«

»Die Johnsons?« Ich wollte gerade einen Schluck nehmen und hielt inne. »Du meinst doch nicht Ryerson?«

»Genau die.« Ihr Gesicht leuchtete auf. »Jetzt fällt mir auch ein, wie Johnnie einmal sagte, er hätte dich auf irgendeinem Zirkel des Verbands getroffen. Kennst du Lois auch? Sie hat vor ein paar Jahren eines seiner Bücher illustriert.«

»Ja, sie ist ein reizendes Geschöpf.«

Elsie toastete mir zu, wir tranken beide unseren puren Cognac und spülten ihn mit einem Schluck Eiswasser hinunter.