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Ein fesselnder Bericht über den Kampf gegen Maulwurfshügel und eingefallenen Rasen. Störenfried ist ein Maulwurf, aber wie ihn wieder loswerden? Alle bekannten Hausmittel wurden ausprobiert, auch neue Methoden - alle legal, denn der Maulwurf steht unter Artenschutz -, bis es endlich geschafft war!
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Seitenzahl: 207
Veröffentlichungsjahr: 2017
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Vorangestellt
Mein Problem
Sein Leumund
Er ist ein Schädling, der (seit ca. 1988) unter Artenschutz steht
Seine nützliche Seite
Sein Fell
Was könnte ihn vertreiben?
Eigene Maßnahmen und Erfahrungen
Zweier Wochen Hammerschlag
Mulle
Papageien, Eulen und anderes Getier über Tage
Rückschläge
Molte
Inspektionen
Keine Regenwürmer, kein Maulwurf
Methode Kalk - Ein Experiment
Wie du mir, so ich dir
Bei Dir piepts
Beginn der Kalkung
Zwischendurch Lichtblicke
"Waterboarding"
Sein Wühlrevier
Knoblauch
Ein junger Maulwurf?
Amseln und Hornissen
Spätsommer-Impressionen
Mein Gartenboden
"Sondierungsgedanken"
Tod der Hornissen
Mensch ärgere dich nicht
Ostern
Maulwurfsbremse Fertigrasen
PH-Testergebnisse nach einem Jahr
Noch ein Jahr?
Die vertikale Maulwurfsperre
Ein Strategiewechsel?
Was wäre wenn?
Antrag auf Lebendfang?
ARD-Sendung Wissen vor Acht – Natur
Auch das noch
Ende gut alles gut?
Nachwort
Anhang
Quellen-Nachweis
Prinzip Technischer Maulwurf-Vergrämer
Der Maulwurf im Naturschutz
Vertreibung durch pH-Wert-Erhöhung
Schön ist ein Zylinderhut (Auszug)
Saurer Regen
Ein Schneider fing 'ne Maus
Gartenplan
Mein Experiment, mittels Kalk den Maulwurf aus meinem Rasen zu vertreiben, erweckte im Familienkreis ein erstauntes Lächeln und nachsichtige Skepsis.
Gleichwohl bekam ich bei dem Bericht darüber die notwendige Unterstützung und Beratung durch Rolf, der auch sämtliche schreibtechnischen und redaktionellen Arbeiten erledigte. Von Klaus erhielt ich kreative Tipps, sowohl zum Text, als auch zum Entwurf des Covers. Auch Leonard hat das Manuskript durchgelesen und wertvolle Hinweise gegeben.
Herzlichen Dank dafür.
Ohne einen Garten kann ich mir meinen Ruhestand nur schlecht oder gar nicht vorstellen. Solange ich noch in der Lage bin, ihn zu pflegen, werde ich ihn auf jeden Fall behalten.
Die vielseitige Bewegung bei der Gartenarbeit hält mich körperlich fit und gesund. Die Gelenke werden dabei nicht einseitig belastet oder überstrapaziert. Wenn ich dann den Garten durch nötige Umpflanzungen für meinen Geschmack wieder etwas verbessert habe, freue ich mich über den neuen Anblick und entspanne mich dann auch psychisch.
Gärtner Pötschke sagt über Gartenarbeit: Der Weg in dem Garten ist der kürzeste Weg zur Gesundheit (siehe S. →1.).
Es lastet kein zeitlicher Druck auf mir, alles kann gemächlich mit vielen Pausen erledigt werden. Und wenn es dann wie geplant schön blüht, freue ich mich und genieße auf meiner Bank, über die Beete und den Rasen blickend, meinen Lebensabend. Ich halte daher den Spruch eines Gartenliebhabers:
Narren hasten, Kluge warten,
Weise gehen in den Garten
für besonders gelungen, möchte ihn aber aus Erfahrung ergänzen und zwar mit der Bauernweisheit:
Den Garten muss man warten.
Das bedeutet, dass es keine Rosen ohne Dornen gibt und ohne Fleiß keinen Preis.
Zuletzt möchte ich noch (nur noch diese) eine Bauernweisheit zum Besten geben:
Wenn der Gärtner schläft
Pflanzt der Teufel Unkraut
Seit über 50 Jahren bin ich Hobby-Gärtner und zur Zeit Besitzer eines Gartens, der mir viel Freude macht, aber auch Arbeit mit sich bringt. Früher habe ich noch Gemüse gezogen, das mache ich seit langem nicht mehr. Die Pflege eines Zier- bzw. Blumengartens mit drei Obstbäumen reicht mir voll und ganz.
Rückblickend kann ich feststellen, dass die Arbeit beziehungsweise Bewegung im Garten das Beste war, was einem Mann wie mir, der viel und lange Zeit im Büro sitzend verbracht hat, passieren konnte. Seit einigen Jahren bemühe ich mich, so nach und nach meinen Garten altersentsprechend, also so pflegeleicht wie möglich zu gestalten. Das bedeutet bei mir die Vergrößerung der Terrasse sowie der Rasenfläche auf Kosten arbeitsintensiverer Rabatten. Mehr langlebige möglichst bodendeckende, aber doch blühende, Stauden. Mehr langsam wachsende Koniferen, dadurch weniger Laub. Radikaler Baumschnitt meiner verhältnismäßig alten Obstbäume, je ein Süßkirsch-, Apfel- und Zwetschgenbaum. Dadurch habe ich weniger Moos im Rasen. Rund um den Rasen, die Rabatten begrenzend, Mahdplatten, die man problemlos mit einem Rad des Rasenmähers befahren kann und damit den Gebrauch eines Rasentrimmers vermeidet.
Meine Stauden und Koniferen ziehe ich mir, wenn möglich, selbst, mittels Stecklingen. Ganz besonders freue ich mich wenn sie gedeihen und ich sie dann an Ort und Stelle auf Dauer umpflanzen kann. Auch, dass ich für solche Fälle vermehrt Pflanzen verschenken kann und neue Ableger tauschen kann. Soweit so gut.
Neuerdings habe ich aber ein Problem bekommen, das ich zu Anfang unterschätzt habe: nämlich einen Maulwurf im Rasen. Darauf hätte ich wirklich liebend gern im Alter verzichtet.
Es könnten auch zwei sein, wie mir später aufgegangen ist. Ist es nur einer, dann ist bei mir wohl ein besonders agiler und aktiver Bursche eingewandert, wahrscheinlich von nebenan nehme ich an. Er hat wohl das gesamte mögliche Nahrungsangebot dort ausgeschöpft, wie die vielen Maulwurfshügel beweisen, die ich bisher schmunzelnd betrachtet habe. Inzwischen ist mir das Schmunzeln vergangen. Mein Rasen sieht auf einer Fläche von 10x12 Metern verheerend aus. Man erschrickt über zehn kahle Stellen, die Überreste von Maulwurfshügeln die ich bereits eingeebnet habe. Einige von ihnen mit einem Durchmesser von mehr als 40 cm. Für die kahlen Stellen bin ich nicht schuldlos, weil ich auf die eingeebneten Stellen zur Abwehr Steinplatten gelegt und diese zu lange dort belassen habe. Der verbliebene Rasen darunter wurde gelb und die Sonne hat ihn verdorrt. Die ersten kahlen Stellen von April habe ich bereits eingesät, ich hatte noch einen Rest Rasensamen in Reserve. Wegen der Trockenheit oder weil der Samen alt war, ist er schlecht aufgegangen, obwohl ich ab und zu mal gegossen habe. Ich muss noch mal nachsäen, dieses Mal nicht so sparsam. Der Samen wird sowieso eher schlechter, da er immer älter wird.
Das ist genauso wie bei mir, fällt mir dabei ein.
An kleineren kahlen Stellen habe ich Graspflanzen eingesetzt, die ich aus den Rabatten rund um meinen Rasen beim Jäten herausgezogen habe. Wenn genügend Erde an den Graspflanzen hängen geblieben ist, sind sie sehr gut angegangen. Man muss sie sehr vorsichtig ausgraben so wie man andere wertvollere Pflanzen pikiert.
Natürlich habe ich gewusst, dass ich einen Maulwurf im Garten habe. Maulwürfe sind in dieser Gegend fast überall aktiv. Wenn ich früher in den Rabatten gearbeitet habe sind mir schon seine Gänge aufgefallen. Ich habe sie natürlich jeweils dabei zerstört. Da er die Pflanzen nie beschädigt hat und seine wenigen Maulwurfshügel versteckt unter Sträuchern angelegt hat, fühlte ich mich auch nicht besonders gestört. Luftlöcher habe ich einfach mit Erde zugestopft. Sie waren bald wieder da an anderer Stelle in der Nähe.
Seit vielen Jahren legt mein Maulwurf mit Vorliebe unter den Mahdsteinen seine Gänge an. Und zwar fast rundum an allen Rabatten. Die Steine rund um den Rasen verschwanden so nach und nach, sie sackten ab und ich musste sie höher legen. Da ich dabei gleichzeitig die Rasenfläche vergrößert habe, war das auch halb so schlimm. Jetzt wird mir der Maulwurf aber langsam immer lästiger, weil er sich durch meinen Rasen wühlt. Das sieht wirklich bescheuert aus. Meine Gäste amüsieren sich: „Ach nee, hast du auch einen Maulwurf?“, “Die kommen und gehen wieder, halb so schlimm.”
Schön wär's. Der Haufen werden immer mehr.
Inzwischen ist es so, dass mein erster Blick morgens aus dem Obergeschoss auf den Garten dem Maulwurf gilt. Es ist schon fast zwanghaft. Vorher denke ich mir, hat er nun wieder gegraben oder nicht? Wie viele Haufen werden es heute wohl sein?
Das ist schon kein Spaß mehr, das wird nun wirklich ernst, ich ärgere mich jetzt und das will ich nach Möglichkeit vermeiden im Rentenalter. Geärgert habe ich mich genug im Beruf.
Es wird daher höchste Zeit, sich etwas näher mit diesem unterirdischen Quälgeist zu beschäftigen, um herauszufinden, wie man ihn wieder los wird. Irgendwo muss der doch eine schwache Stelle haben. Die muss man nur finden, dann geht Alles wie von selbst. In meinem nicht mehr ganz frischen Lexikon, Jahrgang 1985, (immerhin 12 Bände) steht kurz und knapp geschrieben unter
Maulwürfe, Talpidae, Familie der Insektenfresser: Typ, Vertreter mit walzenförmigem Körper, kurzem dichtem Pelz, rudimentären Augen und schauffelförmigen Grabbeinen. Sie sind nützlich durch Vertilgen von Insektenlarven, doch können ihre ausgedehnten Gangsysteme Deiche, Bahndämme u.ä. gefährden. Am bekanntesten ist der auch in Asien lebende europäische Maulwurf (Mull, Talpa europaea), der14cm Körperlänge erreicht.
Ein Bild war auch dabei.
Das könnte meiner sein. In natura haben ich ihn allerdings noch nicht zu Gesicht bekommen. Dass der Maulwurf streng geschützt ist und nicht bejagt werden darf, steht dort nicht. Das kam erst später. Ein genervter Gärtner hat einen getötet und hat daraufhin eine saftige Geldstrafe aufgebrummt bekommen. Freundliche Nachbarn hatten ihn bei der Nachstellung erwischt und angezeigt (siehe Anhang S. →).
Genervt bin ich auch, aber so weit wie der Bestrafte möchte ich nicht gehen. Ich würde meinen Maulwurf jedoch gerne verjagen und dazu muss ich ihn und sein Verhalten kennen lernen.
Ich will mich dabei kurzfassen. Im Internet finde ich die nötigen Informationen dazu (Näheres siehe Anhang). Maulwürfe gibt es schon sehr lange, viel zu lange wird Mancher sagen, der ihn näher kennen gelernt hat. Die Gattung Talpa ist bereits im Pleistozän nachweisbar, in der Periode also, in der auch die ersten Menschen aufgetreten sind. Ein gemeinsamer Auftritt auf der Bühne des Lebens? Ja, könnte man sagen. Danach haben sie sich aber sehr entgegengesetzt weiterentwickelt. Der Eine auf - der Andere unter der Erde. Ab wann er die Menschen geärgert hat, ist schwer nachweisbar. Es wird wahrscheinlich schon kurz nach Beginn ihrer Sesshaftwerdung, in der sich die Menschen vom Jäger und Sammler zum Ackerbauer entwickelt haben, gewesen sein.
Maulwürfe leben in unterirdischen, selbst gegrabenen Höhlensystemen. Ihr Körperbau ist hierzu bestens angepasst. Er kommt, bis auf Irland und Island, in ganz Europa vor.
Er bevorzugt tiefgründige humusreiche Böden, in denen er genügend Regenwürmer findet. Seine Reviergröße hängt vom Nahrungsangebot (Bodenqualität) ab und kann daher zwischen 300 und 5000 m2 schwanken.
Die beim Graben seines Gangsystems anfallende Erde wird als Maulwurfshügel nach außen befördert. Nach Fertigstellung seines Tunnelsystems, das ihn ausreichend mit Nahrung versorgt, gräbt er nur noch wenig. Er durchstreift alle drei bis fünf Stunden sein Revier und trifft dort auf seine Beutetiere, die in der Zwischenzeit in das unterirdische Röhrensystem gelangt sind. Er verschmäht weder Engerlinge, Drahtwürmer, Ameisen oder junge Mäuse. Das ganze Jahr über ist er aktiv, er kennt keinen Winterschlaf. Sein täglicher Nahrungsbedarf entspricht in etwa seinem Körpergewicht, längere Nahrungspausen überleben Maulwürfe nicht.
Als Wintervorrat werden vor allem Regenwürmer gefangen und in einer oder mehreren Vorratskammern gesammelt. Damit die Regenwürmer überleben, aber nicht fortkriechen können, beißen die Maulwürfe ihnen Kopfsegmente ab. In Einzelfällen wurden bis zu 800 Würmer in den Vorratskammern gefunden. Eine andere Quelle spricht von mehr als 2 kg Vorrat, die dort gelagert wurden.
Man könnte es auch so formulieren: Ohne ein ausreichendes Angebot an Regenwürmern wird er nicht überleben, insbesondere einen Winter nicht überstehen.
Ist da eventuell seine "schwache Seite", bei der man ansetzen kann, ihn zu vertreiben? Wir werden sehen! Denn es sind noch viele Fragen unbeantwortet.
Wie kann z. B. so ein kleiner Kobold mit seiner kleinen spitzen Schnauze (= Maul) solche Hügel, oft mit Steinen durchsetzt, in meinen Rasen fabrizieren?
Ausgedehnte Gangsysteme kann ich bestätigen, die ausgekratzte Erde muss schließlich irgendwo hin, also nach oben, an eine oder mehrere Stellen, je nach Länge der Gänge.
Das alles mit seinem kleinen empfindlichen Rüssel? Das kann ich mir nicht vorstellen, aber dass er mit seinen Vorderbeinen, die hierfür mit speziellen handartigen Krallen bestens ausgestattet sind, die Erde los kratzt, sie unter seinem Bauch zu dem Hinterbeinen schafft und sie damit nach oben an die Erdoberfläche heraus drückt, schon. Dafür sprechen auch die zerzausten Grasbüschel um das Erdloch unter den Haufen. Von den in seinen Gängen erbeuteten Regenwürmern, Käfern und anderen dort lebenden Insektenlarven und so weiter lebt er nicht schlecht, sein muskulöser Körper spricht jedenfalls dafür.
Irgendwann wird er mit dem Angebot nicht mehr zufrieden gestellt sein und sein Revier vergrößern, das heißt ausbauen oder verlagern. Dann geht alles wieder von vorn los, siehe oben. Die Maulwurfshügel kündigen es an, hier findet ein Aus- oder Aufbau statt. Bei mir könnte es jetzt so sein, dass mein bisher in den Rabatten beheimateter Maulwurf die Beete meines Gartens durchgepflügt, sie sozusagen ausgeplündert hat und aus Nahrungssuchegründen sich jetzt auf meinen Rasen gestürzt hat. Eventuell ist ein Zweiter, zum Beispiel vom anderen Nachbarn, bei mir eingewandert. Das bedeutet, dass ich mich auf eine längere Leidenszeit einstellen muss. Mein Mull (Talpa europaea) ist wahrscheinlich ein eingewanderter spezieller Rasenmull, sozusagen ein Sondermull, ein Eindringling. Er soll auch wieder auswandern, danach wird alles so wie früher.
Für meine Begriffe kommt er kulturell viel zu gut davon. Ich kann ihm jedenfalls kein gutes Leumundszeugnis ausstellen. "Der kleine Maulwurf" von Zdenêk Miler ist in Wirklichkeit alles andere, als uns die netten Geschichten über ihn weismachen.
Ich wette, Zdenêk hat ihn noch nicht im Rasen gehabt. Mein Lächeln gefriert mir beim Zuschauen im KIKA-Fernsehen sehr bald auf den Lippen, weil ich dieses Biest seit langem in natura erlebe.
Das gilt auch in ähnlicher Weise für das Kinderbuch "Der Maulwurf Grabowski" von Luis Murschetz. Die Figur des Maulwurfs "Buddelflink" im Kinderfernsehen des Deutschen Rundfunks gehört auch dazu. Die Bezeichnung Buddelflink finde ich dagegen gut getroffen. Der Name "Samtrock" erscheint zutreffend, weil er ein samtiges Fell haben soll. Woher der Name kommt, habe ich nicht herausgefunden. Sehr einverstanden bin ich mit "Schwarzer Wühler", wie ihn Wilhelm Busch bezeichnet hat in seinem Gedicht über ihn, dessen erste Zeilen lauten:
In seinem Garten freudevoll
seht hier ein Gärtner namens Knoll.
Doch seine Freudigkeit vergeht,
ein Maulwurf wühlt im Pflanzenbeet.
Schnell eilt er fort und holt die Hacke,
dass er den Schwarzen Wühler packe.... usw.
Damit keine Missverständnisse aufkommen, muss ich ergänzen:
Jedoch die Hacke war einmal
denn heute ist sie illegal.
Mein namentlicher Favorit ist die Bezeichnung "Wühlerich", weil ich fast täglich mit seiner Wühlarbeit in meinem Garten konfrontiert werde und dabei nicht selten wütend bin, so sehr ich mich auch zusammenreiße.
Übrigens ist der Name Maulwurf etwas irreführend. Der Begriff Maul hat nichts mit seiner spitzen Schnauze zu tun, sondern rührt vom altdeutschen Wort "Molte" her, welches Erde (feuchte Erde) bedeutet. Insofern müsste er eigentlich Erdwerfer heißen. Eine andere Übersetzung aus dem Altdeutschen lautet Mullwurf, was Staubwerfer bedeutet. Die lustigste "Übersetzung" stammt von Heinz Erhard, nämlich Mundschmiss.
Piet Klocke hat sich über die Sicherheit der Maulwürfe unter der Erde (Schutzbrille und Helm) nach EG-Recht sowie die Nachtzulage ausgelassen (siehe Anhang S. →.11).
Loriot nennt ihn ein "schmuckes Pelztierchen". Schmuck ist natürlich übertrieben, wie von ihm nicht anders zu erwarten. Aber darüber hinaus trifft er in Wort und Bild meinen Nerv besonders gut und gezielt (siehe Anhang S. →.10).
Skurril wird es beim Puppenspieler Rene Marik und seinem "Maulwurfn", der mit Sprachfehler und fehlenden Verben durchaus Sympathie in der Comedy-Gemeinde findet.
Meine Enkel haben früher gerne "Maulwurfkompanie" gespielt. Schüppenschwingende Püppchen buddeln sich Ebene für Ebene tiefer, bis ein Spieler mit seinem Maulwurf Sieger ist. Zumindest bei Kleingärtnern wird dieses Spiel wenig Anklang gefunden haben. Ich muss gestehen, dass ich wenig Lust verspüre, mich in meiner Freizeit mit diesem Spiel näher zu beschäftigen. Als Betroffener bin ich einfach zu sehr voreingenommen gegen dieses "Spiel". Ärger habe ich genug mit dem natürlichen Buddeltier.
Auf seiner Webseite (siehe Anhang S. →.2.) schreibt H. Zimmermann: "In Gefangenschaft überleben Maulwürfe nicht, da durch ihren schnellen Stoffwechsel der Käfigboden binnen 24 Stunden verseucht ist". Das heißt doch, man hat Versuche gemacht, ob man dieses Tier evtl. züchten kann, etwa wegen seines Fells bzw. Pelzes. Das Institut für Schädlingskunde schreibt hierzu über den Maulwurf: "Bei der Entstehung eines 20 cm hohen Hügels konnten unter Laborbedingungen innerhalb von 3 Wochen 628 einzelne Erdtransporte beobachtet werden." Die Versuche sind wohl noch nicht abgeschlossen (siehe Anhang S. →.4).
Das ist das eine. Das andere ist, dass er eben wegen seines schnellen Stoffwechsels für sich einen Weg finden muss, seine Gänge nicht zu zumüllen. In der freien Natur sind Tiere ausgesprochen reinlich. Sie würden nie ihren Bau, ihr Nest oder ihre Ruheplätze verschmutzen.
Sie müssen reinlich sein, sonst überleben sie nicht.
Ein Maulwurf wird wegen seines Stoffwechsels nicht ans Tageslicht kommen, das wäre zu gefährlich für ihn. Er wird sich einen speziellen Gang dafür bauen, sonst wird es da unten für ihn sehr ungemütlich. Man denke an die Aufzucht seiner Jungen. Einen Abzweig, eine Sackgasse vielleicht, evtl. 40 cm lang, wäre die Lösung. Wenn er den Gang dann vollgemüllt hat, wird er ihn einfach zukratzen und sich einen neuen Ab-Ort schaffen. Eine Kleinigkeit für ihn, bei seinen Kräften.
Ich schließe das u.a. auch aus dem Verhalten von Feld- und Spitzmäusen in meinem Garten, die nur zu ihrer Erleichterung meine Garage benutzen.
Sie hatten, zunächst unbemerkt, den Gummifalz an einer Ecke des Garagentors abgebissen und konnten so zeitweise ungehindert hinein- und hinaus spazieren. Der Weg zum Garagentor war mehrere Meter ungeschützt, also gefährlich und trotzdem haben sie sich so verhalten.
Das spricht für ihre Reinlichkeit. Bei Maulwürfen wird es nicht anders sein, er kann es sich nicht leisten seine Gänge zuzumüllen.
Der europäische Maulwurf wird in der Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV) als besonders geschützte Tierart aufgeführt. Nach § 42 BNatSchG ist es verboten, ihn zu fangen, zu verletzen oder zu töten. Ausnahmen und Befreiungen von diesen Schutzbedingungen können nur von den zuständigen Behörden ausgesprochen werden (§ 62 BNatSchG). Ein Verstoß gegen diese Schutzbestimmungen kann mit einem Bußgeld bis zu 50.000 € geahndet werden (siehe Bußgeldkatalog, Anhang S.→f.).
Auch in Österreich ist der Maulwurf gesetzlich geschützt. Nach § 6 des Österreichischen Bundestierschutzgesetzes ist es verboten, Wirbeltiere ohne vernünftigen Grund zu töten. Nach § 5 ...einem Tier ungerechtfertigt Schmerzen, Leiden, Schaden zuzufügen oder es in schwere Ängste zu versetzen.
Global betrachtet ist der Euröpäische Maulwurf weit verbreitet und zählt nicht zu den bedrohten Arten. In der Roten Liste des BTN ist der europäische Maulwurf zwar geführt, jedoch als ungefährdet mit Bestand "häufig" angegeben.
International listet der IVCN ihn als minder gefährdet (least concern).
Was waren eigentlich die Gründe, diesen Stänkerer da unter Tage so besonders zu schützen? Bedenken, ihn im Hobbygarten ausrotten zu können, werden es nicht gewesen sein. Lagen die Gründe in seiner besonderen Nützlichkeit? Ich bin der Frage auf den folgenden Seiten nachgegangen. Dabei komme ich zu dem überraschenden Ergebnis, dass er ein Schädling ist.
"Das Institut für Schädlingskunde führt regelmäßig Seminare über Schädlinge durch, die rechtlich besonders geschützt sind. Neben dem Maulwurf werden hier zum Beispiel auch der Haussperling (passer domesticus) behandelt." (siehe Anhang S. →.4)
Der Haussperling ist vom Aussterben bedroht. Auch ich habe seit Jahren schon keinen mehr gesehen. Insofern ist der Schutz nachzuvollziehen. Beim Maulwurf trifft das jedoch nicht zu, das kann man in den Ruhrwiesen und in meinem Rasen sehen.
Zusammen gefasste Zitate hierzu:
"Vor allem in Gartenbaubetrieben kann
Talpa europaea
aber auch als Schädling auftreten, wenn die Gänge in oberflächennahen Bodenschichten angelegt werden und durch den entstandenen Wurzelschaden insbesondere Jungpflanzen absterben."
"Eine Verschmutzung des Grassilageschnitts durch Erde von Maulwurfshügeln kann schwere Erkrankungen des Viehs hervorrufen. In Großbritannien wurden die von Maulwürfen verursachten jährlichen Schäden für die Milchwirtschaft Ende der 1980er Jahre auf 2,5 Millionen £ geschätzt."
"Auf Sportrasenflächen stellen Maulwurfshügel nicht nur ein optisches Problem dar. Durch das Anlegen der unterirdischen Gangsysteme kann es zu einem Einsacken der Erde kommen, was in den schlimmsten Fällen zu schweren Verletzungen bei sporttreibenden Personen führen kann."
In Hausgärten führen eingefallene Wühlgänge im Rasen zu Unebenheiten, die für ältere Menschen Stolperfallen bedeuten können.
Im Lexikon: Großes Modernes Lexikon (12 Bände) der Verlagsgruppe Bertelsmann finde ich (Zitat): " Doch können ihre ausgedehnten Gangsysteme Deiche und Bahndämme gefährden."
Man kann es nicht oft genug sagen: Er frisst überwiegend nützliche Regenwürmer: Zitat 1: "Der Maulwurf ernährt sich überwiegend von Regenwürmern." Zitat 2: "Bevorzugt werden tiefgründige, humusreiche Böden in Tal-Lagen, in den der Maulwurf genügend Regenwürmer findet."
Auf die ausschließliche Nützlichkeit von Regenwürmern weise ich ausdrücklich hin (Quelle s. Anhang S.→.7). Sie sind weitaus nützlicher als Maulwürfe.
Nicht zu vergessen: Es ist mehr als eine Frage der Optik, wenn ein Maulwurf ein liebevoll gepflegtes Grab verwüstet und sämtlichen Blumenschmuck herausgewühlt hat.
Ratten und Mäuse nutzen nicht selten die durch Maulwürfe gegrabenen Gänge, um an Wurzeln und Knollen zu gelangen.
Trotz langen Brütens über einer leeren Seite Papier sitzend, bekomme ich über die guten Seiten eines Maulwurfs nicht einmal eine halbe Seite zustande. Liegt das an meinen Recherchen, oder hat er etwa keine guten Seiten?
Hier wieder eine Zusammenfassung von Zitaten: "Er ernährt sich (...) von verschiedenen Insektenlarven, wie z. B. Engerlingen oder Drahtwürmern."
"Er vertilgt Schädlinge und Schnecken, lockert und durchlüftet den Boden."
In einem alten Lexikon von 1957 finde ich: "Er frisst bes. wurzelfressende Insektenlarven, daher sein Nutzen (u.N.)."
Das stimmt nur bedingt. Er frisst überwiegend die nützlichen, bodendurchlüftenden Regenwürmer, ohne die er nicht überleben kann. Ein dürftiges Ergebnis seiner Nützlichkeit, finde ich!
Zuletzt: "Immerhin, Maulwürfe verfrachten humusfreies Unterbodenmaterial nach oben, die aufgeworfene Erde lässt sich sehr gut als Pflanzerde verwenden."
Das kann ich bestätigen. Das war's aber!
Nur um 1920 war er schon mal nützlicher als heute. Er war Lieferant von Fellen, also ein Pelztier.
Über das Fell des Maulwurfs finde ich erstaunlich viele Einträge im Internet. Man ist sich einig, sein Fell ist sehr weich und fein und erweckt einen seidigen Eindruck. Es besteht nur aus Wollhaaren ohne Strich. Maulwürfe können dadurch in ihren eigenen Gängen sowohl vorwärts als auch rückwärts kriechen. Die Eigenschaft des Maulwurffells war Grund genug ihn wegen seines Pelzes nachzustellen. Maulwurfspelze trug man deshalb schon im Altertum und im Mittelalter.
In "Meyers Großes Konversationslexikonvon 1908" heißt es: "Bei uns werden die Fellchen, besonders schwarz-graue amerikanische (Millionen von Exemplaren) zu Muffen verarbeitet."
Besonders gefragt waren Maulwurfsfelle in den Jahren nach dem ersten Weltkrieg, berichtet die Augsburger Allgemeine vom 13.3.2010. Es wurde dem Mauwurf überall mit Fallen nachgesellt. "Für einen einzigen Pelz zahlten Händler zeitweise bis zu 25 Mark". Das führte dazu, dass nicht nur Landwirte mit Fallen nach einem Nebenverdienst trachteten. Immer mehr Privatpersonen und besonders Jugendliche suchten selbst auf fremden Wiesen nach Erdhaufen und legten Fangeisen aus. Den Landwirten sind zu Lichtmeß die Knechte davongelaufen, weil der Maulwurffang ein angenehmeres und einträchtigeres Dasein versprach. Das nahm einen so großen Umfang an, dass der Bayrische Landtag sich veranlasst saht, ein eigenes Gesetz zu schaffen, das sofort in Kraft trat. Wichtigster Punkt: "Es ist verboten, Maulwürfen (unter anderem) außer in geschlossenen Gärten (!!!) nachzustellen, sie zu fangen oder zu töten. Darüber hinaus "in öffentlichen Ankündigungen sich zur Abnahme von Maulwurfsfellen oder Maulwürfen zu erbieten oder zu ihrem Angebot aufzufordern". Wer sich strafbar machte, dem drohten Gefängnis bis zu einem Jahr oder eine Geldstrafe bis zu 3.000,-- Mark." Bemerkenswert ist der abschließende Kommentar hierzu im Krumbacher Boten: "Daß man die Maulwürfe nicht allzusehr überhand nehmen läßt, ist ebenso selbstverständlich, als man auch Rehe und Hasen jährlich zu einem gewissen Teil abschießt." Aber einen förmlichen Ausrottungsfeldzug wie jetzt gegen den Maulwurf zu unternehmen ist "dumm, sogar sehr toll".
Auf die Ausnahme im Gesetz "außer in geschlossenen Gärten" möchte ich hier besonders verweisen. Das waren noch Gesetze, da wurde noch Rücksicht auf die Kleingärtner genommen. Die Bayern waren schon immer pragmatische Leute.
Noch ein Zitat ergänzend hierzu:
"In den 20er und 30er Jahren des letzten Jahrhunderts waren Maulwurfsfelle sehr gefragt. Doch sie erwiesen sich als wenig strapazierfähig. Obwohl alleine 1930 über 20 Millionen Felle auf den Markt gelangten, kamen sie bald wieder aus der Mode. "
Was hat man denn aus den vielen Fellen hergestellt?
Ich habe mal gelesen, dass man früher Wintermäntel mit Maulwurfsfellen gefüttert hätte.
Eine Teilantwort auf die Frage geben Inserate im Internet, in denen auch noch heute Zylinderhüte aus Maulwurfsfellen in verschiedenen Größen angeboten werden. Zum Beispiel ein "Antiker Zylinderhut", Gr. 56, aus Maulwurfsfell, mit Hutschachtel, Bild und Preisangabe. Ein weiteres Beispiel mit Bild siehe hier:
Sein verführerisches Glänzen kommt hier nicht richtig zur Geltung. Ich werde ihn trotzdem nicht erwerben. Aber wenn ich einen besäße, z. B. weil ich ihn geerbt hätte, würde ich ihn nicht tragen, aber auch nicht verkaufen.
Kein Wunder, dass ich mich an ein Lied aus früheren Kintertagen wieder erinnere, das lautet:
"Schön ist ein Zylinderhut,
Juppheidi, juppheida
wenn man ihn besitzen tut
Juppheidi heida
Doch von ganz besonderer Güte,
das sind zwei Zylinderhüte
Juppheidi, Juppheida,
Juppheidi hei trallala..
(Noten und Strophen siehe Anhang S. →)
Obwohl einiges dagegen spricht, weil Maulwurfsfelle angeblich wenig strapazierfähig sein sollen, wie oben erwähnt, bleibe ich dabei, gelesen zu haben, dass aus Maulwurfsfellen im Mittelalter Geldbörsen gemacht wurden.
Es handelte sich dabei sicher nicht um Portemonnaies im heutigen