Nicht kratzen, waschen! - Sabine Schmidt - E-Book

Nicht kratzen, waschen! E-Book

Sabine Schmidt

4,3

Beschreibung

Ein Buch, das Menschen mit Neurodermitis und anderen gesundheitlichen Problemen ermutigt, neue Wege im Umgang mit ihrer Krankheit zu finden. Die Autorin beschreibt schulmedizinische, alternative und ganzheitliche Therapieansätze, die sie selbst ausprobierte, und wie sie schließlich ihren persönlichen Weg zur Heilung gefunden hat. Weitere Informationen bietet die Autorin auf ihrer Website neurodermitis-verstehen.de/

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Dieses Buch widme ich meinen Eltern,

die mich stets unterstützt haben,

immer an mich glaubten

und mich meinen Weg gehen ließen.

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

MEIN LEIDENSWEG

So ging’s los

Unsere Haut

Unsere Haut hat viel zu tun

Haut und Immunabwehr

"Spiegel der Seele"

Was ist Neurodermitis?

Ursachen der Neurodermitis

Wie zeigt sich Neurodermitis?

Atopie

Der quälende Juckreiz

Juckreiz - Schlimmer als Schmerzen

Warum juckt es?

Wie entsteht der Juckreiz?

Der Juckreiz-Kratz-Teufelskreis

Was beim Kratzen im Gehirn passiert

Wie wird Neurodermitis behandelt?

Kortisonpräparate

Warum hat Kortison einen schlechten Ruf?

Antihistaminika

Andere Präparate

Neurodermitisgerechte Kleidung

Therapien

Autogenes Training

Hypnose

Phototherapie

Symbioselenkung

Akupunkturbehandlung

Kältekammer

Kuren / Klimaheilbehandlungen

Davos

Totes Meer – Mein persönliches Paradies

Komplikationen

Infektionen mit Herpes-simplex-Viren

Warzen

Pferdemilben

Weitere Krankheitsfaktoren

Allergien und ImmunglobulinE

Behandlung von Allergien

Asthma und Heuschnupfen

„Krätzen-Erna!“ - Ausgrenzung von Hautkranken

Hautkranke lieben anders

Psychosomatik

INTERMEZZO: VORAUSSETZUNGEN, UM AUF MEINEN HEILUNGSWEG ZU GELANGEN

MEIN HEILUNGSWEG

Ich kann nicht mehr (so weitermachen wie bisher)

Heilung ist möglich

Die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse erschüttern die Vererbungslehre - Exkurs in die (Epi-) Genetik

Der Placeboeffekt

Meine Quellen der Freude

Bewusstes Entspannen lernen - Plädoyer für die Meditation

Reiki

Jetzt wird es spirituell: Engeltherapie

Die Kissentechnik

Engelmeditation (nicht nur) für Kinder

Techniken zur Steigerung der Lebensfreude

Schlussbetrachtung

Nachwort

Vorwort

Der Titel dieses Buches erinnert an meine geliebte Oma, die 2005 im Alter von 97 Jahren gestorben ist. Da ich mich als Kind und Heranwachsende eigentlich permanent gekratzt habe, hörte ich diesen verhassten Spruch oft von ihr.

So sehr ich meine Oma auch geliebt und verehrt habe, hat mich dieser Satz doch genervt. Mein Juckreiz hatte ja nichts mit Unsauberkeit zu tun und wurde durch waschen mit Leitungswasser auch keinesfalls gelindert, sondern häufig verstärkt. Das Wasser trocknete die Haut aus und ich konnte meist nach dem Duschen gar nicht schnell genug die Creme auf meine spannende Haut auftragen. Wann immer es möglich war, bevorzugte ich deshalb ein Ölbad, denn das tat der Haut gut und versorgte sie mit dem nötigen Fett. Es verölt aber leider die Haare, die dann nur noch wie angeklatscht am Kopf hängen und dadurch schlecht und ungepflegt aussehen.

Zurück zu Omi: Sie bekam im hohen Alter von über 90 Jahren einen sehr unangenehmen Hautausschlag, wobei nicht sicher war, ob es sich um eine Art Neurodermitis handelte. Er stand aber wohl in Zusammenhang mit ihrem hohen Zuckerwert und verursachte bei ihr starken Juckreiz. Bei einem gestörten Stoffwechsel infolge einer Diabeteserkrankung gerät der Wasserhaushalt aus dem Gleichgewicht, wodurch die Haut austrocknet und es in der Folge zu schwerwiegenden Hautproblemen kommen kann.

Meine Oma litt sehr unter dem Juckreiz, der bei ihr nur schwer in den Griff zu bekommen war. Sie sagte mir einmal: „Mädchen, jetzt verstehe ich, wie sehr du gelitten haben musst.“ Es tat ihr leid, dass sie früher nicht mehr Verständnis für mein Leiden aufgebracht hatte. Aber sie hatte es ja nicht besser gewusst, wie so viele Leute, die Hautkranke oft mit Abscheu betrachten oder glauben, diese Menschen seien schlichtweg unrein und letztlich selbst Schuld. Hinzu kommt dir falsche Annahme, der Juckreiz sei kontrollierbar.

Ich habe mich entschlossen, meine eigene Krankheitsgeschichte aufzuschreiben, einerseits für andere Betroffene, die sich in der einen oder anderen Beschreibung wiedererkennen mögen. Aber andererseits gerade auch für das Umfeld der Nicht-Betroffenen, weil ich hoffe, dass sie nach Lektüre meiner Leidensgeschichte ein besseres Verständnis haben werden, welche Belastung die Neurodermitis bedeutet. Meine wichtigste Motivation für dieses Buch ist allerdings davon zu berichten, dass eine vermeintlich unheilbare Krankheit eben doch heilbar sein kann.

Auch jetzt noch, nach Jahren ohne Neurodermitis, schaue ich oft in den Spiegel, sehe meine nun nicht mehr gerötete Gesichtshaut und bin glücklich und dankbar für dieses Wunder der Heilung, das ich selbst ausgelöst habe. Ich glaube zwar an Wunder, aber nicht daran, dass sie uns grundlos widerfahren, und bin ja selbst das beste Beispiel. Mit diesem Thema beschäftige ich mich in Teil 2 „Mein Heilungsweg“ ausführlich.

Apropos „In-den-Spiegel-sehen“: Als hautkranker Mensch muss man lernen, uneitel zu sein, denn sonst verzweifelt man leicht. Mein Blick in den Spiegel diente die längste Zeit meines Lebens nur der Überprüfung, ob ich die Creme auch gut verteilt hatte. Nicht-Betroffene können das meist nicht verstehen, und nicht selten hörte ich Äußerungen wie „Ja, du bist schön genug“ wenn ich mal wieder mit dem Taschenspiegel in der Hand „erwischt“ wurde.

Ich wünsche viele Erkenntnisse beim Lesen meines Erfahrungsberichts und hoffe, anderen Betroffenen - und dies bezieht sich im Prinzip auf jede chronische Krankheit - Anregungen und Hoffnung geben zu können, sich mit der Diagnose eines Arztes nicht abzufinden und selbst Therapien und Heilverfahren für sich auszuprobieren.

Was dieses Buch nicht will:

Es soll kein weiterer Ratgeber sein, wie die Neurodermitis in den Griff zu bekommen oder zu heilen ist. Ich gebe keinerlei Heilungsversprechen und bin keine Missionarin. Ich beschreibe meinen persönlichen Weg, der mich zum Erfolg geführt hat und hoffe, er möge andere Menschen dazu anregen, sich auf den ihren zu begeben.

Bei den Recherchen habe ich u.a. Buchtitel gesehen, die eine Heilung in 40 Tagen versprechen (Knaak, Sophie R.: Weder Allergie noch Atopie. Geheilt in 40 Tagen). Ein derartiges Suggerieren von Heilung in Rekordzeit, halte ich für wenig seriös und es widerspricht absolut meinem Ansatz und Anliegen. Selbstverständlich kann jeder Mensch für sich selbst entscheiden, was für ihn das Richtige ist.

Bedauerlich finde ich allerdings, dass einige Scharlatane schnelle Heilung (fast) ohne eigenes Zutun versprechen und verzweifelten Menschen dafür viel Geld abnehmen. Gleichwohl gibt es offensichtlich auch dafür einen Markt.

Dieses Buch bietet dies alles nicht.

Ich ermutige jeden, die Verantwortung für seine eigene Gesundung zu übernehmen. Das ist wahrscheinlich etwas unbequemer, als zum Arzt, Heilpraktiker oder Heiler zu gehen, aber am Ende weiß jeder Betroffene: ICH habe es allein dank meiner Kraft und meinem Willen geschafft. Und darauf darf ich richtig stolz sein!! Und ich weiß außerdem, dass ich selbst in einer neuen Krise in der Lage sein werde, diese zu bewältigen. Alles was es braucht, ist die Bereitschaft, sich selbst ehrlich zu betrachten und anzuschauen, wo etwas im eigenen Leben nicht im Lot ist.

Ich verstehe mein Buch also als Mutmach-Buch, denn auch mit akuter Neurodermitis oder einer anderen ernsten oder chronischen Krankheit kann man ein fröhlicher Mensch sein. Und –wie gesagt– die Diagnose unheilbar muss man nicht akzeptieren.

Ich glaube, dass prinzipiell jede Krankheit heilbar ist, wenngleich die Gesundung nicht immer schnell und einfach zu erreichen ist. Kein Arzt kennt mich so gut wie ich mich selbst kenne, wie kann er also behaupten, MEINE Krankheit sei unheilbar.

Ich wünsche mir mehr Toleranz und Akzeptanz von dem, was anders ist bzw. aussieht, mehr wahres Mitgefühl statt falsches Mitleid und keine noch so gut gemeinten Ratschläge von Unbekannten, die mir angesichts meiner roten Gesichtshaut ungefragt empfahlen, mit der Sonne mehr aufzupassen.

Dies ist ein sehr persönliches Buch mit Erinnerungen und Auszügen aus meinen Tagebüchern. Medizinische Infos sind nur wenige enthalten und finden sich dort, wo ich sie für interessant oder zum besseren Verständnis der Krankheit für notwendig hielt. Es gibt inzwischen viele gute Fachbücher zum Thema Neurodermitis und auch das Internet bietet eine enorme Vielfalt an Informationen zum Thema, auch die Websites einiger Betroffenenverbände bieten einen guten Überblick über den aktuellen Stand der Forschung und Medizin. Doch sollte man die Informationen zwar unvoreingenommen, aber gleichzeitig auch kritisch prüfen, ob sie wirklich von neutraler Stelle, d.h. ohne Einfluss beispielsweise der Pharmaindustrie, stammt. Wichtig ist, dass man das Gefühl hat, die Empfehlungen und Auskünfte stammen von einer seriösen und unabhängigen Quelle. Gerade im Internet findet sich so einiges Kurioses und auf den Websites einiger Interessenverbände sind verdächtig viele Hinweise und sogar Werbung für bestimmte Arzneimittel und Cremes zu entdecken.

Auf dieser Reise in meine Vergangenheit waren mir meine Tagebücher eine große Hilfe, die ich seit meinem 15. Lebensjahr recht regelmäßig geschrieben und glücklicherweise aufbewahrt habe. Das Lesen darin auf der Suche nach Abschnitten bezüglich meiner Krankheit hat einerseits Spaß gemacht, war andererseits auch schmerzhaft. Denn einige Erlebnisse habe ich förmlich erneut durchlitten und auch meine Haut reagierte phasenweise mit leichtem Juckreiz, der aber schnell wieder nachließ. Insgesamt sehe ich das Arbeiten an diesem Buch als Teil meiner Therapie und endgültigen Abschluss dieses Kapitels meines Lebens, es war also ein insgesamt heilsamer Prozess.

Mein Leidensweg

So ging’s los

Wann genau meine Haut zu jucken begann, weiß ich nicht mehr, aber Schätzungen meiner Eltern zufolge hat es etwa in meinem dritten Lebensjahr begonnen bzw. ab diesem Zeitpunkt war ich in dermatologischer Behandlung. Bereits als Baby hatte ich wohl immer mal raue Stellen, die dann zwar eingecremt, aber nicht als Krankheit eingestuft worden waren. Hierin liegt auch die Schwierigkeit, eine Neurodermitis zu erkennen, denn anfangs kann es wie bei mir nur eine raue oder trockene Stelle sein, die nach dem Eincremen für eine Weile verschwindet. Dann kann die Haut völlig abheilen und zu einem späteren Zeitpunkt noch schlimmer und an anderen Körperstellen erneut erkranken.

Ich vermute, der Ausbruch der Neurodermitis könnte in Zusammenhang mit unserem Wegzug von meinen Grosseltern gestanden haben. Die ersten zweieinhalb Jahre meines Lebens wohnte ich mit meinen Eltern bei meinen Grosseltern, den Eltern meines Vaters. Aus Erzählungen meiner Oma weiß ich, dass ich am Wochenende morgens an die Tür meiner Eltern geklopft habe und da diese meist noch schlafen wollten, bin ich dann zu meiner Oma ins Bett gehüpft.

Ich hatte ein sehr enges Verhältnis insbesondere zu meiner Omi und so soll ich einmal zu ihr gesagt haben: „Oma, ich könnte in dich reinkriechen.“

Aber auch mit meinem Opa habe ich tolle Sachen gemacht. Er ist mit mir stundenlang am Buddelplatz gewesen und hat geduldig meine Sandkuchen gegessen. Ihn konnte ich ausgiebig frisieren und rasieren, er hat mir unzählige Witze erzählt, - an zwei erinnere ich mich bis heute - und Kartenspiele und –tricks beigebracht. Manchmal hat er mich in die Kneipe mitgenommen, wo er Skat gespielt hat und ich brav bei einer Fanta zusehen durfte.

Ich denke, dieser Umzug und die damit verbundene Trennung von meinen Grosseltern könnte ein auslösender Faktor für die Neurodermitis gewesen sein. Obwohl wir nur in einen anderen Stadtteil Berlins gezogen sind und ich sehr oft bei ihnen war, bedeutete die neue räumliche Trennung für mich sicherlich anfangs eine enorme Umstellung. Ich war immer sehr empfindsam und habe möglicherweise auf diese Art auf die neue Lebenssituation reagiert.

Medizinische Untersuchungen bestätigen, dass die Hautveränderungen häufig erstmals in Phasen besonders starker emotionaler Spannungen auftreten, zum Beispiel bei der Geburt eines neuen Geschwisterchens oder der Trennung der Eltern. Aber auch Situationen wie Abstillen oder wie in meinem Fall eine Veränderung der Wohnsituation können unter bestimmten Umständen zur Auslösung des Ekzems führen.

Das Hautbild eines Kindes mit Neurodermitis kann sich auch zu Beginn eines neuen Lebensabschnitts wie Kindergarten- oder Schuleintritt verändern, je nachdem wie diese Veränderungen vom Kind erlebt werden. Dies belegt den Zusammenhang zwischen Psyche und Körper. Die somatische Reaktion wird durch psychische Faktoren ausgelöst oder zumindest begünstigt und Neurodermitis zählt eindeutig zu den psychosomatischen Erkrankungen, d.h. die Ursache ist psychischer Natur und äußert sich über den Körper, hier die Haut. Wobei ich persönlich davon überzeugt bin, dass jede Krankheit einen psychischen (Mit-) Auslöser hat.

Einige Menschen meinen nun, wer an einer sogenannten psychosomatischen Krankheit leide, sei irgendwie „selbst schuld“, brauche doch nur etwas an sich selbst zu arbeiten und hätte das Problem, sprich die Krankheit, dann schnell beseitigt. Meine Erfahrung ist jedoch, dass dies nicht so einfach ist. Zunächst fehlte mir jeglicher Anhaltspunkt, an dem ich hätte ansetzen können und die Suche nach Lösungen dauerte entsprechend lange, siehe hierzu dann meinen Heilungsweg im zweiten Teil.

Die Suche nach dem Auslöser: Vererbt? – Geschenkt!

Aus heutiger Sicht halte ich es allerdings für fraglich, ob die Suche nach dem Auslöser, also die Information, wann die Krankheit begonnen hat und was sie möglicherweise entfesselte, wirklich wichtig ist.

Ich frage mich im Nachhinein, ob sich etwas geändert hätte, wenn ich zweifelsfrei gewusst hätte, was die Neurodermitis bei mir verursacht hat. Hätte diese Information mein Leiden gelindert oder wollte ich vielleicht einen Schuldigen ausmachen, dem ich einen Vorwurf machen könnte, um mich meiner eigenen Verantwortung zu entziehen??

Andererseits hatte ich lange Zeit überhaupt keinen Hinweis, wo ich mit meiner Suche nach den Ursachen beginnen sollte und erhoffte mir deshalb mithilfe des Ausbruchs der Krankheit Erkenntnisse zu erlangen, die mir bei der Heilung hilfreich sein konnten. Natürlich muss man auch sehen, dass es in meinem Fall fast unmöglich ist, mit Sicherheit zu sagen, was nun der wahre Auslöser gewesen ist, denn ich hatte ja seit frühester Kindheit Neurodermitis. Ich halte es aber für menschlich, dass wir verstehen wollen, warum wir an einer bestimmten Krankheit leiden und wo deren Ursprung liegt.

Ärzte geben auf die Frage nach der Ursache der Krankheit gern die Veranlagung dazu an. Meine Vermutung ist allerdings, dass sie in Wahrheit auch keine Ahnung haben, aber eine Antwort geben wollen, die nicht zu widerlegen ist. Leider hilft sie den Betroffenen aber auch nicht weiter.

Deshalb hat mich die Frage der Ärzte immer gestört, wer in meiner Familie noch an Hautproblemen oder anderen psychosomatischen Krankheiten wie Asthma leide. Ich habe darauf gern geantwortet, einer müsse ja der erste sein.

Und ich weiß bis heute nicht, was es geändert hätte, wenn meine Oma Schuppenflechte gehabt hätte, höchstens, dass einige Ärzte dann vielleicht erleichtert gesagt hätten: „Ja das liegt also in Ihrer Familie“, „das haben Sie geerbt“, bzw. „die Veranlagung ist erblich.“

Mir persönlich ist es lieber, wenn man offen zugibt, dass man es schlicht nicht weiß. Neurodermitis ist eine sehr vielschichtige Krankheit und es gibt möglicherweise ebenso viele Auslöser wie Erkrankte. Wichtig ist mir, zu vermitteln, dass es immer eine Lösung gibt, die möglicherweise so individuell ist wie jeder betroffene Mensch auch. Selbst wenn es sich um eine vererbte Veranlagung handelt, muss nicht jeder in der Familie daran erkranken und nicht jeder Neurodermitiker sein Leben lang mit dieser Diagnose ohne Hoffnung auf Besserung leben.

Die wichtigste Lehre, die ich aus meiner Krankheit gezogen habe und die ich deshalb auch gleich zu Beginn erwähne, ist, meine Gefühle zu äußern. Untersuchungen zufolge fällt es Menschen, die an Neurodermitis leiden, oft wesentlich schwerer als Leuten mit gesunder Haut, Gefühle wie Traurigkeit, Schmerz, Eifersucht oder Frustration zu zeigen. Kinder, die sehr früh eine Neurodermitis entwickeln, können diese Emotionen oft nur durch die Beschäftigung mit der Haut äußern und haben weniger gelernt, ihre Gefühle anders auszudrücken.

In diesem Punkt war ich eine typische Hautkranke. Es ist mir immer schwer gefallen, negative Gefühle zu äußern, meine Grenzen zu ziehen und anderen verbal mitzuteilen, wenn mir etwas nicht passte. Spannungen konnte ich nur schwer aushalten und selbst wenn der Streit gar nichts mit mir zu tun hatte, fühlte ich mich schlecht. Mein Anliegen war immer, dass sich alle Menschen in meinem Umfeld vertragen mögen und lieber steckte ich zurück, als einen Zwist auszulösen oder für eine faire Lösung zu kämpfen.

Im Laufe der Zeit habe ich zwar gelernt, dass Meinungsverschiedenheiten normal und gut sind und nicht alle Leute immer einer Meinung sein können, aber auch heute falle ich gelegentlich noch in mein altes Verhaltensschema zurück. Das bedeutete lange Zeit, dass ich Dinge, die mich eigentlich ärgerten, in mich hineingefressen habe, da ich nicht gelernt hatte, sie zu verbalisieren.

Dieses Verhalten führte dann zu einem starken Druck, der sich den Weg nach außen über die Haut bahnte. Am deutlichsten konnte man dies in meinem Gesicht sehen, das oft knallrot war und aussah, als sei ich kurz davor, zu explodieren. Es waren Dinge, die mich „juckten“ und statt sie anzusprechen, habe ich mich gekratzt und mich dann nicht wohl gefühlt in meiner Haut. Unsere Sprache ist oft sehr bezeichnend und beschreibt und entlarvt genau das, was passiert. In Spanien sagt man beispielweise „dar la cara“, wörtlich übersetzt „das Gesicht geben“, was bedeutet, seinen Standpunkt zu vertreten, sich zu positionieren und nicht jedem alles recht machen zu wollen. Und genau das tat ich häufig nicht direkt, sondern indirekt über mein feuerrotes Gesicht und somit letztlich zu meinem Schaden.

Es ist daher gerade für Hautkranke wichtig, ihre Empfindungen ernst zu nehmen und sich selbst zu gestatten, negative Gefühle zu zeigen. Dies setzt jedoch voraus, dass man sich seiner eigenen Reaktion bewusst ist und das war bei mir lange Zeit nicht der Fall. Ich hatte mir selbst eingeredet, die Dinge würden mich gar nicht ärgern und beschäftigen. Und selbst nach dieser Erkenntnis ist die Angewöhnung neuer Verhaltensweisen nicht immer einfach, man fällt in Stresssituationen doch gern wieder in die alten Muster zurück.

Unsere Haut

Bevor ich einige Informationen über Neurodermitis gebe, zunächst ein paar Überlegungen zur Haut, unserem größten und schwersten Organ. Neurodermitis ist zwar keine reine Hautkrankheit, aber die Haut ist ihre Projektionsfläche.

Wie wichtig dieses Organ für uns ist, zeigt sich u.a. in den vielen Redensarten, die wir bezüglich unserer Haut benutzen:

mit Haut und Haarenseine Haut zu Markte trageneine treue/gute Haut seinseine eigene Haut rettennicht aus seiner Haut könnensich in seiner Haut wohl fühlenseine Haut teuer verkaufensich seiner Haut zu wehren wissenmit heiler Haut davonkommeneine ehrliche Hautein dickes Fell / eine dicke Haut haben / bekommenunter die Haut gehenauf der faulen Haut liegen

Und last not least, „nicht in der Haut von jemandem stecken wollen“, etwas, dass ich mir oft gewünscht habe in Bezug auf meine eigene, ich wäre dann herzlich gern „aus der Haut gefahren“ und „in jemandes Haut geschlüpft“.

Bei einem Erwachsenen ist die Haut bis zu zwei Quadratmeter groß, das entspricht in etwa der Fläche seiner Matratze. Bezüglich des Gewichts der Haut schwanken die Angaben in der Literatur zwischen drei und zehn Kilo, im Durchschnitt kann man aber von rund fünf Kilo ausgehen.

Unsere Haut ist etwas ganz Besonderes: Der Mensch ist von oben bis unten in Haut "eingepackt", sie wächst mit uns mit, sie kann Haare wachsen lassen, sie kühlt und wärmt uns und idealerweise fühlen wir uns in unserer Haut pudelwohl.

Gleichzeitig ist die Haut unsere Hülle, ein lebendes System, das einerseits unser Kontaktorgan mit der Außenwelt darstellt und andererseits auch direkt mit den inneren Organen verbunden ist. Die Haut ist auch unser größtes Sinnesorgan, in ihr befinden sich Nervenendungen für den Tastsinn, den Schmerzsinn, den Kälte- und den Wärmesinn. Die Haut meldet die Reize mit Signalen ans Gehirn.

Sie ist gleichzeitig unser wichtigstes Präsentationsorgan zur Umgebung, d.h. wir sehen nicht die Person uns gegenüber, sondern erkennen ihre Haut. Unbewusste Botschaften an unseren Nächsten werden über die Haut transportiert, wie Schwitzen bei Nervosität oder Erröten in peinlichen Situationen.

Die Haut ist aber nicht nur ein äußerst umfangreiches Organ, sondern auch ein sehr zartes. Im Durchschnitt hat sie nur eine Dicke von wenigen Millimetern. Die hauchdünne Körperhülle ist, wie eine Zwiebel, aus mehreren Schichten aufgebaut, nur durch diesen komplexen Aufbau kann die Haut ihre vielen unterschiedlichen Funktionen erfüllen.

Von außen nach innen gesehen besteht die Haut, die auch Cutis genannt wird, aus folgenden Schichten: Oberhaut oder Epidermis, Lederhaut oder Corium und Unterhaut oder Subcutis, die jeweils eine besondere Aufgabe erfüllen.

Sehen können wir nur die Oberhaut, die oberste der drei Schichten, die quasi als Schutzschild dient. Sie ist im Durchschnitt nur etwa 0,1 Millimeter dick - an stark beanspruchten Körperteilen, beispielsweise den Fußsohlen können es als Hornhaut auch bis zu fünf Millimeter sein. Die Hautoberfläche ist mit einer dünnen Wasser-Fett-Schicht überzogen, die sie geschmeidig hält und vor Bakterien und Pilzen schützt.

Die oberste Schicht der Oberhaut besteht aus abgestorbenen Zellen, dem Keratin. Diese verhornten und miteinander verklebten Zellen bilden einen sehr widerstandsfähigen Schutz gegen Umwelteinflüsse, insbesondere vor dem Eindringen von Krankheitserregern.

Die Lederhaut, unsere mittlere Hautschicht, besteht aus zwei Lagen: einer dünnen oberen Zone aus lockerem Bindegewebe und einer dickeren unteren Schicht mit kräftigen Bindegewebsfasern, die ihr Dichte und Elastizität geben. In der Lederhaut liegen Blutgefässe sowie Nervenfasern für die Wahrnehmung von Druck, Berührung, Schmerz, Temperatur und Jucken. Diese Schicht ist robust, elastisch und empfindsam und sie ist es, die der Haut ihre Festigkeit und uns die Form gibt.

Die tiefste Schicht unserer Haut, die sogenannte Unterhaut, ist unser Fettspeicher, denn sie besteht vor allem aus Fettgewebe, das durch Bindegewebsstränge in einzelne Fettläppchen unterteilt wird. Durch den hohen Anteil an Fettzellen, die als Kälteschutz und Energiespeicher dienen, fungiert sie als Bewegungs- und Schmiermittel zu den inneren Organen bzw. der Muskulatur. Hier befinden sich die größeren Blutgefässe und dickeren Nervenfasern sowie die Haarwurzeln, die Talg- und rund drei Millionen Schweißdrüsen.

Unsere Haut hat viel zu tun

Als äußerste Schicht nimmt die Haut die erste und damit eine sehr wichtige Funktion bei der Immunabwehr ein und bildet gegenüber der Außenwelt einen hoch spezialisierten Schutzwall. Unsere Haut schützt uns vor Kälte, Hitze, Strahlung und anderen Umwelteinflüssen, gegen Druck, Stöße und Reibung sowie vor chemischen Schädigungen. Sie fungiert als Barriere für das Eindringen von Mikroorganismen, Krankheitserregern und Strahlen und bewahrt uns vor dem Verlust von Wasser und Wärme, außerdem speichert unsere Haut Nährstoffe und Wasser und ist Ausscheidungsorgan für Abbauprodukte des Stoffwechsels.

Durch das Ausscheiden von Schweiß wird die Überhitzung des Körpers verhindert, die Haut ist das zentrale Organ einer lebenswichtigen Funktion, der Wärmeregulation. Mit dem Schweiß verschafft uns die Haut Abkühlung im Sommer. Und zusammen mit dem Schweiß werden auch Schadstoffe abtransportiert.

Die wichtigsten Nährmittel der Haut sind verschiedene Fette, die wir oft fälschlicherweise als Feuchtigkeit bezeichnen. Bei Neurodermitis ist eine erhebliche Störung des Fetthaushaltes der Haut zu beobachten, die das regelmäßige Eincremen mit rückfettenden Salben auch bei gutem Hautzustand erforderlich macht.

Ist die Haut geschädigt, können fremde Substanzen durch die winzigen Hautrisse direkt in den Körper eindringen und zu den inneren Organen gelangen.

Wird die Haut verletzt, so ist der Körper bestrebt, den verlorengegangenen Schutz so schnell wie möglich wieder herzustellen. Das Reparaturteam besteht aus vielen Zellen, die zum Teil vor Ort (in der Haut) und zum Teil von außerhalb (über das Blut) kommen und am Ort des Geschehens zusammenarbeiten. Eine Krankheit wie Neurodermitis, mit Entzündungsprozessen und zerkratzter, offener Haut fordert dem Körper permanente Höchstleistung ab.

In diesem Zusammenhang sei auch erwähnt, dass die Heilungsvorgänge der Haut durch Rauchen extrem behindert werden.

Haut und Immunabwehr

Da wir überall von Krankheitserregern umgeben sind und die Haut andauernd mit ihnen in Kontakt steht, bedarf es einer sehr starken Immunabwehr, um Infektionen zu verhindern. Diese Immunabwehr wird mit speziellen Zellen in der Oberhaut, den sogenannten Langerhanszellen, aufrechterhalten. Diese Zellen nehmen Keime, die in die Haut eindringen, auf und führen sie den Abwehrzellen des Körpers zu. Im günstigen Fall findet eine erfolgreiche Abwehr der Keime statt, so dass die Haut letztendlich auch sich selbst vor kleinen Infektionen schützen und heilen kann.

Bei Neurodermitikern ist dieses Abwehrsystem jedoch aufgrund ständig neuer Kratzwunden, offener Stellen und der extremen Trockenheit der Haut empfindlich gestört und es kann relativ schnell zu Komplikationen durch Eindringen vom Bakterien und insbesondere Viren kommen. Über meine leidvollen Erfahrungen mit diesem Thema, insbesondere den Herpesviren, berichte ich im Kapitel Komplikationen.

"Spiegel der Seele"

Viele der eingangs genannten Redensarten belegen, wie sehr Haut und Seele miteinander verbunden sind. Vor Freude, Scham oder Wut wird die Durchblutung der Gesichtshaut verstärkt und die Produktion bestimmter Hormone für kurze Zeit in die Höhe getrieben. Blass vor Schreck wird man dagegen, weil sich der Blutfluss zum Herzen reflexartig verstärkt. Ob es der wohlige oder ein unangenehmer Schauer ist, der einem über den Rücken läuft oder sich vor Schreck die Haare zur „Gänsehaut“ aufstellen, immer ist ein jähes Zusammenziehen der Haut die Ursache.

Neben diesen spontanen Effekten kann das seelische Befinden auch länger anhaltende Beeinträchtigungen der Haut auslösen. Stress, Trauer und andere psychische Belastungen können dazu führen, dass sich plötzlich rote Flecken oder Hautunreinheiten, wie bspw. ein Pickel auf der Nase zum unpassendsten Zeitpunkt, bilden. Somit ist die Haut auch Teil unseres Gefühlsempfindens und man sagt deshalb auch, die Haut sei "der Spiegel der Seele" oder in Zusammenhang mit Neurodermitis heißt es dann „aufgekratzte Haut, aufgekratzte Seele“.

Ich stimme dem zwar prinzipiell zu, habe mich aber auch oft gefragt, was das in meinem Fall bedeuten kann. Ist meine Seele krank? Woran liegt das und was kann ich für ihre Heilung tun? Und daraus resultierend dann die Frage: Ist dieser Spruch für mich hilfreich?

Aus heutiger Sicht kann ich all diese Fragen für mich zufriedenstellend beantworten, doch der Weg zu den Antworten war lang und schwierig und unterwegs gab es Zeiten großen Frusts und phasenweise auch Resignation.

Was ist Neurodermitis?

Hier einleitend einige allgemeine Informationen für die Leser, die nicht genau wissen, was Neurodermitis ist und wie sich die Krankheit äußert. Ich habe meine eigenen Erfahrungen mit einigen medizinischen Informationen angereichert, die ich größtenteils im Internet gefunden habe. Wer sich intensiver mit dem Thema beschäftigen möchte, findet dort und in vielen Büchern weitere Informationen.

Die hier aufgeführten Daten entsprechen möglicherweise nicht dem neuesten medizinischen Stand, ich hoffe es fast, denn das würde bedeuten, dass sich etwas getan hätte.

Bei meinen Recherchen habe ich allerdings zu meinem Bedauern festgestellt, dass im Bereich der schulmedizinischen Therapie der Neurodermitis seit meiner Kindheit offensichtlich nur wenig Neues entwickelt wurde. Das bestärkt mich in meiner Wahrnehmung, dass die Heilung einer Krankheit auf diesem Weg nicht wirklich möglich ist. Es werden nur zeitweise die Symptome unterdrückt, die Ursachen der Krankheit jedoch nicht gesucht.

Hierzu gibt es ein schönes Gleichnis von Kurt Tepperwein, der sinngemäß sagt: „Wenn in deinem Auto die Öllampe aufleuchtet, drehst du diese dann raus und fährst ruhig weiter oder suchst du nach der Ursache und behebst sie, bevor du dich erneut auf den Weg machst?“ Diese Parabel sollte uns dazu ermuntern, für uns selbst zu prüfen, ob wir mit unserem Körper so umgehen, wie es gut für uns ist und ob wir nicht gelegentlich unser Auto besser behandeln als uns selbst.

Oder anders gefragt: Wäre dein Körper ein Gebrauchtwagen, würdest du ihn kaufen?

Neurodermitis ist eine der häufigsten Hauterkrankungen in Mitteleuropa, von der insbesondere Kinder betroffen sind. In Südeuropa ist die Krankheit weniger bekannt, hier findet man häufiger Psoriasis (Schuppenflechte) und Vitiligo (Weißfleckenkrankheit).

Allerdings nimmt die Häufigkeit der Neurodermitis auch in diesen sonnenverwöhnten Gebieten zu. In Spanien beispielsweise schätzen Experten, dass sich die Zahl der Neurodermitiker in den letzten 30 Jahren verdreifacht hat, insbesondere immer mehr Babys und Kleinkinder sind betroffen. Innerhalb der Bevölkerung ist das Wissen über Neurodermitis allerdings bislang weniger vorhanden als in Deutschland. Aus diesem Grund wurde im Jahr 2009 in Spanien erstmals der Tag der Neurodermitis (Día de la Dermatitis Atópica) begangen, mit dem Ziel die Krankheit einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen.

In Deutschland leiden Schätzungen von Betroffenenverbänden zufolge 10–20 % der Kinder und etwa fünf Prozent der Erwachsenen an einer Neurodermitis, das wären in Deutschland zwischen 3,5 und 6 Millionen Menschen. Eine Studie des Robert-Koch-Instituts zum Gesundheitszustand von Kindern und Jugendlichen im Alter von 0-17 Jahren, dem Kinder- und Jugendgesundheitssurvey (KiGGS), ermittelte allerdings weniger betroffene junge Menschen. Die Datenerhebung fand von Mai 2003 bis Mai 2006 an insgesamt 17.641 Jungen und Mädchen statt und ergab, dass rund acht Prozent der Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahren an Neurodermitis erkrankt sind, wobei dieser Untersuchung zufolge allerdings bereits 17 % an einer allergischen Erkrankung leiden. Die Erkrankungshäufigkeit bei Erwachsenen zwischen 18 und 80 Jahren liegt deutlich darunter. Das Robert Koch-Institut schätzt, dass ca. drei Prozent der Menschen dieser Altersgruppe in Deutschland an Neurodermitis leiden

Die Neurodermitis zählt zu den so genannten Zivilisationskrankheiten, die Zahl der Neurodermitiker ist in den vergangenen 30 Jahren stark gestiegen, einige Fachleute sagen sogar, dass die Zahl der Erkrankten Jahr für Jahr mit einer Zuwachsrate von sieben bis zehn Prozent zunimmt. Es ist allerdings nicht ganz klar, ob es heute tatsächlich mehr Fälle von Neurodermitis gibt, oder ob die Krankheit einfach öfter diagnostiziert wird, weil sich die Wahrnehmung von Ärzten und Betroffenen verändert hat.

In jedem Fall und unabhängig von den wahren Daten, handelt es sich um eine nicht seltene Erkrankung, die eine große Belastung für den Neurodermitiker und sein Umfeld bedeutet.

Die meisten Betroffenen erkranken bereits im Säuglingsalter zwischen dem 3. und 6. Lebensmonat. Bei etwa der Hälfte der Kinder gehen die Beschwerden ab dem 4. Lebensjahr langsam zurück, in der Pubertät tritt oft eine weitere Besserung ein.

Ursachen der Neurodermitis

Die genauen Ursachen von Neurodermitis sind bis heute ungeklärt, mehr als um abgesichertes Wissen handelt es sich um Vermutungen und Beobachtungen, die den Betroffenen im Einzelfall wenig helfen.

Fest steht, dass die Disposition, nicht aber die Krankheit selbst vererbt wird. Für den Ausbruch von Neurodermitis ist wohl ein Zusammenwirken mehrerer Faktoren nötig, die individuell sehr verschieden sein können und daher auch noch nicht alle erforscht sind. Man spricht deshalb von einer multifaktoriellen Entstehung der Krankheit.

Neben der genetischen Veranlagung gibt es verschiedene Theorien über Faktoren, die offenbar einen auslösenden Einfluss auf die Krankheit haben. Dabei können Umwelteinflüsse und psychische Umstände gleichermaßen eine Rolle spielen. Damit die Krankheit zum Ausbruch kommt, bedarf es weiterer Faktoren, die von Patient zu Patient verschieden sein können. Eine einheitliche, universelle, also für jeden Erkrankten hilfreiche Therapie, ist aufgrund der vielen Ebenen von Ursache und Wirkung kompliziert und lässt diese Erkrankung als vor allem individuelles Problem erscheinen. Therapiemaßnahmen, die sich bei einem Patienten als gut wirksam erweisen, können in einem anderen Fall zur Verschlechterung des Krankheitsgeschehens führen.

Man muss also selbst herausfinden, was einem gut tut und was man besser lassen sollte.

Wie zeigt sich Neurodermitis?

Neurodermitis wird auch atopische Dermatitis oder endogenes Ekzem genannt und ist eine chronische oder chronisch wiederkehrende Autoimmunerkrankung, die in Form von Schüben auftritt.

Das Krankheitsbild ist von einem wechselnden, sehr unterschiedlich aussehenden Ekzem geprägt. Ekzeme sind gerötete und schuppende, manchmal auch nässende Hautveränderungen. Hinzu kommen entzündliche Hautprozesse verbunden mit heftigem Juckreiz, Rötung und Schorfbildung.

Typische Stellen, an denen das Ekzem auftritt, sind Ellenbeugen, Kniekehlen, Nacken, Hals und Gesicht. Charakteristisch für Neurodermitispatienten ist ihre trockene Haut und ihr sprödes Haar. Über die Hälfte der Patienten leidet lebenslänglich an empfindlicher, trockener Haut, die einen Mangel an bestimmten Hautfetten und eine verminderte Speicherfähigkeit für Feuchtigkeit aufweist.

Das Krankheitsbild der Neurodermitis ist jedoch von Patient zu Patient sehr unterschiedlich und auch vom Alter des Betroffenen abhängig.

Im Säuglings- und Kindesalter zeigt sich die Krankheit vor allem an den Wangen als eine kleinschuppige Rötung, die zu einem nässenden Ekzem werden kann, dem sogenannten Milchschorf; die nässenden Ekzemherde trocknen mit gelblich-bräunlichen Krusten an. Neurodermitis kann bei Säuglingen aber auch die Außenseiten der Arme, Beine und den Rumpf betreffen.

Im Kindesalter, etwa ab dem zweiten bis dritten Lebensjahr, treten die Hautveränderungen meist als trockene, schuppende und juckende Herde in den Ellenbeugen und Kniekehlen sowie am Nacken und an den Handgelenken auf.

Im Erwachsenenalter kommt es zu wechselnden Ekzemen am Hals und an den Streckseiten der Arme und Beine. Das Hautbild des Neurodermitikers ist von den Folgen des Kratzens gekennzeichnet, diese können von einer Rötung bis hin zu blutigen Hautflächen reichen.

Bei mir war der Ablauf recht typisch. Als Kind hatte ich wunde Ellenbeugen und Kniekehlen und als ich älter wurde begann die Haut auch im Gesicht und am Hals zu jucken und häufig hatte ich ein knallrotes Gesicht. Mein Rumpf war seltener betroffen, meist waren gerade die Hautstellen schlimm, die man schlecht verstecken konnte, Hände, Unterarme, Hals und Gesicht.

Es gibt keine spezielle Untersuchung, mit der Neurodermitis diagnostiziert werden kann. Der Arzt kann die Krankheit anhand der typischen Symptome erkennen, wie starker Juckreiz, Ekzeme an typischen Stellen, die länger als sechs Monate und schubweise auftreten. Auch Familienangehörige, die an Neurodermitis, Asthma oder Heuschnupfenleiden, gelten als Hinweis auf die Krankheit.

Hinzu kommen weitere Anzeichen, die die Neurodermitis häufig begleiten:

weißer Dermographismus, auch paradoxe Gefäßreaktion genannt: die Haut reagiert auf Kratzen nicht mit roten, sondern mit weißen Striemen, die nach dem Kratzen noch relativ lange sichtbar bleiben und gelegentlich bei Beobachtern Irritationen auslösen.häufige Hautentzündungen an den Brustwarzen und Ohrläppchen, diese sind sehr schmerzhaft und unangenehm, meine Ohrläppchen waren eigentlich fast immer unten eingerissen und oft entzündet, obwohl ich keine Ohrlöcher habevermehrte Hautinfektionen mit Viren (zum Beispiel Warzen, Herpes simplex), Pilzen oder BakterienUnverträglichkeit von WolleAusfall der seitlichen Augenbraueneine angeborene doppelte untere LidfalteJuckreiz beim Schwitzen

Bei Neurodermitis lassen sich drei Krankheitsstadien beobachten, die jeweils eine individuelle Behandlung brauchen und auch alle gleichzeitig an verschiedenen Körperstellen auftreten können:

Im akuten Stadium treten Ekzeme neu auf und bleiben über Tage bis zu etwa einem Monat bestehen, aufgrund der neu hinzugekommenen verheilen ältere Hautschäden schlecht und können sich sogar wieder verschlimmern. Hierbei stehen entzündliche Veränderungen wie Rötung, Nässen und Krustenbildung im Vordergrund. Bei anhaltenden Entzündungen geht das akute in ein subakutes Stadium über, das über Wochen bis Monate anhalten kann. Es kommt zu Rötungen, der Bildung kleiner Knötchen und zur Schuppung der Haut.

Geht die Neurodermitis schließlich in das chronische, das dauerhafte Stadium über, so ist das gleichzeitige Auftreten verschiedener Hautveränderungen möglich. Die Haut wird meist dicker und ihre Linien treten stärker hervor, ein Phänomen, das als Lichenifikation bezeichnet wird. Es kann zu vermehrter Schuppung, verstärkter Verhornung und tiefen Hautrissen kommen, aber auch zur Veränderung der Hautfarbe: Bei der sogenannten Depigmentierung wird sie blasser, bei der so genannten Hyperpigmentierung wird sie dunkler.

Häufige Ursachen für diese Hautveränderungen sind lang andauernde mechanische, chemische oder entzündliche Reizungen der Haut.

Die Lichenifikation am Hals, eine durch Entzündungsprozesse ausgelöste vermehrte Pigmentierung, kann wie ein "schmutziger Hals" aussehen und wird deshalb auch als "Dirty Neck" bezeichnet. Sie tritt allerdings bei weniger als zwei Prozent der Neurodermitiker auf, weswegen man nur wenige Informationen über dieses Phänomen und die mögliche Behandlung findet.