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Sabine Schmidt

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Beschreibung

Martha, eine 20jährige Lyrikerin, gewinnt einen Schreibwettbewerb. Der Preis ist ein Aufenthalt als Volontärin bei einer renommierten Pariser Modezeitschrift. Martha verlässt für acht Wochen ihre kleinbürgerliche Heimat, wo Kunst nur als Zeitvergeudung gilt. In Paris lernt sie eine  atemberaubende Welt kennen, die sie sehr inspiriert. Unter ihren neuen Freunden befinden sich Maria, eine schwerreiche 22jährige Industriellentochter, und Carlo, der 30jährige Verleger einer linken Zeitschrift. Carlo und Martha verlieben sich. Martha traut ihrem Glück nicht, da sich ihre Freundin Maria ebenfalls in Carlo verliebt, womit das Verhängnis besiegelt ist.  

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Sabine Schmidt

Du, du lagst mir im Herzen

Ein Drehbuch

BookRix GmbH & Co. KG80331 München

1. SZENE: Bei Martha zu Hause

Kleines Einfamilienhaus an der Peripherie einer größeren deutschen Stadt. Es ist morgens. Das Haus sieht heruntergekommen aus. Es befindet sich an der Ecke zweier kleiner Vorstadtstraßen, auf denen wenig Verkehr herrscht. Vor dem Haus erstreckt sich ein vernachlässigter Rasen. Dicht daran führt ein Gehsteig vorbei, von dem aus man durch die Fenster bequem ins Innere des Hauses blicken kann. Martha, eine Zwanzigjährige, und ihre Mutter frühstücken. Wenn sie mehr auf ihr Äußeres achten würde, wäre Martha als hübsch zu bezeichnen. Die Mutter, eine biedere Sekretärin, wirkt abgearbeitet und mustert die Tochter mit offensichtlicher Abneigung.

Der Postbote bringt ein Telegramm. Martha stürzt an die Tür und nimmt das Telegramm entgegen. Ungeduldig reißt sie es auf. Ihr Gesicht erhellt sich vor Freude. Sie stürzt in die Küche, wo die Mutter geistesabwesend ihren Kaffee trinkt.

 

MARTHA, aufgeregt: Mutti, du wirst es nicht glauben, aber hier steht es schwarz auf weiß: Ich habe einen Aufenthalt in der Redaktion von MADEMOISELLE in Paris gewonnen! Stell dir vor, ich darf einen Monat lang Artikel über Mode, Musik und Freizeit schreiben. Ist das nicht großartig?

Martha nähert sich der Mutter und reicht ihr das Telegramm. Die Mutter liest es ohne besonderes Interesse.

MUTTER, böse: Das heißt, du drückst dich wieder vor der Arbeit und wirst dafür auch noch bezahlt. Du glaubst doch nicht im Ernst, dass sie dein Geschreibsel veröffentlichen! Es ist ungeheuerlich. Ich schufte mich Tag für Tag für dich ab, und du spielst in der Zwischenzeit Modejournalistin. Schau dich doch mal an! So wie du herumläufst, werden sie dich bald aus der eleganten Redaktion jagen.

MARTHA, enttäuscht: Ach Mutti, freue dich doch auch ein bisschen mit mir! Du weißt doch, wie lange ich schon auf so eine Chance warte. Jetzt ist sie da, und ich werde alles dafür tun, dass man mich ernstnimmt.

MUTTER: Du wirst schon noch einsehen, dass es pure Zeitverschwendung ist. Spätestens dann wenn deine lächerlichen Artikel im Papierkorb landen. Doch du hast ja noch nie auf mich hören wollen. Auf dumme Besserwisserinnen wie dich haben die bestimmt schon lang gewartet. Du wirst schon noch sehen und an meine Worte denken. Ich habe ja Verständnis für dich. Schließlich bin ich auch mal jung gewesen. Aber die Illusionen, die werden sie dir schon noch austreiben. Wenn du zurückkommst, dulde ich jedoch keine Ausreden mehr. Dann trittst du die Stelle im Büro an. Denn ich kann dich nicht länger durchfüttern. Du bist jetzt zwanzig und musst es lernen, selbst die Verantwortung für dich zu tragen.

Martha ist sichtlich niedergedrückt über die negative Reaktion der Mutter. Sie reißt der Mutter das Telegramm aus der Hand und verlässt den Raum. Die Mutter blickt ihr kopfschüttelnd nach.

2. SZENE: Am Bahnhof

 Ein Bahnhof in der Provinz. Es ist Spätnachmittag. Martha und ihre Mutter warten auf den Zug, der Martha nach Paris bringen soll. Beide schweigen und vermeiden es, sich anzusehen. Der Zug fährt ein, Martha nimmt ihren Koffer und steigt ein. Die Mutter umarmt sie nur kurz.

 

MUTTER: Mach mir keine Schande. Hast du gehört! Ich will keine Klagen über dich hören. Also dann, gute Reise, mein Kind.

Martha steigt wortlos ein und findet sofort einen freien Platz in der Nähe des Fensters. Der Zug fährt ab. Martha winkt der Mutter noch schnell zu und vertieft sich sofort nachdenklich in ein Buch.

 

 

3. SZENE: Gare de Lyon. Paris

 Paris. Gare de Lyon. Martha steigt aus dem Zug. Ein Hotel Boy des MARITIM erwartet sie bereits und hilft ihr beim Koffertragen. Vor dem Bahnhof besteigen sie eine Limousine des Hotels, die sie zum MARITIM bringt. Martha staunt über so viel Luxus. Sie ist es nicht gewöhnt, dass man ihr so viel Beachtung schenkt.

 

 

 

4. SZENE: Eingangshalle des Hotel Maritim

 Eingangshalle des MARITIM. Madame Janvier, die Chefredakteurin von MADEMOISELLE, geht auf Martha zu. Sie ist eine elegante, aber äußerst hässliche Mittfünfzigerin im pastellfarbenen Tailleur.

 

MADAMEJANVIER: Herzlich willkommen in Paris! Du musst Martha Bergmann sein. Ich bin Madame Janvier und kümmere mich in den nächsten Wochen um dich.

Martha lässt sich verlegen auf die Wange küssen. Sie ist so viel Nettigkeit nicht gewöhnt.

MADAMEJANVIER: War die Fahrt angenehm?

MARTHA: Es geht.

MADAMEJANVIER: So jetzt werde ich dir erst einmal deine Suite zeigen. Du wirst dich sicher ein bisschen frisch machen wollen.

 

5. SZENE: Luxussuite im "Maritim"

 Eine Luxussuite im MARITIM in Paris. Madame Janvier führt Martha vor, wo sie in den nächsten acht Wochen wohnen wird. Martha traut ihren Augen nicht.

 

MARTHA: Sind sie sicher, dass ich hier wohnen soll?

M. JANVIER: Natürlich! Eine so ausgezeichnete Autorin wie du hat das Beste vom Besten verdient!

MARTHA: Vielen Dank!

M. JANVIER: So jetzt lasse ich dich allein. Um zwanzig Uhr findet die offizielle Begrüßung statt. Zieh dir dein bestes Kleid an, denn LE MONDE wird morgen über euer erstes Zusammentreffen mit der Redaktion von MADEMOISELLE berichten. Ich möchte, dass ihr auf dem Foto einen guten Eindruck macht, denn wir legen auf das Image unserer Mitarbeiterinnen den größten Wert. M. Janvier nähert sich Martha und prüft kritisch ihr Haar, das ihr formlos glatt auf die Schultern fällt.

M. JANVIER: Im ersten Stock befindet sich der Hausfriseur. Ich rate dir dringend zu einem Besuch, denn so kannst du dich heute Abend nicht sehen lassen. Du weißt ja, dass für euch alles gratis ist: Der Friseur, die Visagistin, die Maniküre etc.

M. Janvier lässt Martha allein, die neugierig auf und ab spaziert. Sie legt sich auf das breite Bett, geht ans Fenster und öffnet die Vorhänge. Ein herrlicher Ausblick auf Paris tut sich vor ihr auf. Dann holt sie ihr Notizbuch aus dem Koffer, setzt sich an den Schreibtisch und beginnt zu schreiben.

 

 

 

6. SZENE: Gala Saal im "Maritim"

 Ein eleganter Gala Saal im MARITIM. Abends. Nacheinander kommen alle 15 jungen Gastjournalistinnen in den Raum. Sie sind alle circa 20 Jahre alt und mehr oder weniger hübsch. Alle haben sich besonders schick gemacht. Martha wirkt in ihrem etwas altmodischen Abendkleid unbeholfen. Neben M. Janvier befinden sich noch andere sich wichtig gebende Personen im Saal. Ein Fotograf macht laufend Aufnahmen von den Mädchen und den anderen Gästen. An der Wand ist eine große festlich gedeckte Tafel für 30 Personen aufgebaut. Zwei Kellner reichen den Aperitif. Martha nippt unsicher an ihrem. Die Mädchen stellen sich untereinander vor, soweit sie sich nicht schon kennen. Christina Schubert, eine hübsche Rothaarige, tritt zu Martha.

 

CHRISTINA SCHUBERT: Ich glaube ich bin als letzte angekommen, weil ich dummerweise den Zug verpasst habe.... Mein Name ist Christina Schubert.

MARTHA: Ich heiße Martha Bergmann.

CHRISTINA SCHUBERT: Die Janvier ist ja ganz schön eingebildet! Sie hat sofort etwas an mir auszusetzen gehabt. Die sollte sich lieber um ihr eigenes Aussehen kümmern, hässlich wie sie ist. Ich wette, der alte Janvier knipst immer das Licht aus, bevor er sich zu ihr legt!

Martha und Christina lachen. Sie mustern interessiert ihre Kolleginnen und den herrlichen Raum. Ab und zu stecken sie sich eine Olive in den Mund und plaudern angeregt weiter. M.Janvier bittet alle zu Tisch, nachdem alle erwarteten Gäste angekommen sind.

Ein dunkelhaariges, sehr attraktives Mädchen nimmt einige Plätze von Martha und Christina entfernt Platz. Sie ist zweifellos die Schönste im Raum. Ein gut aussehender vierzigjähriger Mann setzt sich neben sie. Alle Augen richten sich neidisch auf das Paar.

CHRISTINA SCHUBERT, flüsternd: Kennst du die da?

MARTHA: Nein.

CHRISTINA SCHUBERT: Das ist Maria Balthus, die Tochter von Oscar Balthus, dem Stahlriesen. Ich finde das so ungerecht, dass sie neben ihrem märchenhaften Reichtum auch noch so schön sein muss. Das macht sie noch unsympathischer. Wenn sie wenigstens hässlich wäre, würde ich mich sogar mit ihr unterhalten. Aber unter diesen Umständen ziehe ich es vor, sie zu ignorieren.

M.Janvier bringt einen Toast aus. Alle heben ihr Glas.

M: JANVIER: Auf eine gute Zusammenarbeit!

ALLE: Prosit!

Während des Essens unterhalten sich alle angeregt. Marias und Marthas Blicke begegnen sich öfter wie magisch angezogen.

MARIA,hochnäsig zu ihrem Nachbarn, einem Literaturkritiker: Das ist also die hochbegabte Lyrikerin Martha Bergmann! Ich hätte sie mir attraktiver vorgestellt, nicht so provinziell. Von ihren Gedichten warst du also so beeindruckt, dass du sie unbedingt bei dem Stage dabeihaben wolltest?

DERNACHBAR, DIETER GROSS: Ja, sie besitzt wirklich ein außergewöhnliches Talent. Natürlich hat sie noch große Mängel, doch mit ein bisschen Hilfe könnte wirklich etwas aus ihr werden.

MARIA: Und meine Erzählungen, Dieter? Findest du die auch so vielversprechend oder hast du mich nur eingeladen, um meinem Vater einen Gefallen zu tun?

Dieter Gross lacht verlegen.

DIETER GROSS: Deine Erzählungen sind gar nicht so schlecht. Wir müssen mal genauer darüber diskutieren. (mit Blick auf Martha, die es nervös bemerkt, dass die beiden offensichtlich über sie sprechen) Ich muss dir recht geben: Attraktiv ist sie ja nicht gerade, aber Talent hat sie, ja das hat sie...

MARIA, böse: Können wir nicht das Thema wechseln? Du beginnst mich zu langweilen!

 

7. SZENE: Redaktion von "Mademoiselle"

Redaktion von MADEMOISELLE. Vormittags. Vier junge Journalistinnen, die den Wettbewerb gewonnen haben, sitzen am Computer und arbeiten an ihren Artikeln. Unter ihnen befindet sich auch Martha. Madame Janvier erscheint und blickt jeder von ihnen über die Schulter. Ab und zu deutet sie mit ihrem Finger auf eine Stelle, die korrigiert werden muss.

 

 

8. SZENE: Im "Maritim"

 Paris. Ein heißer Sommertag. Im Luxushotel MARITIM. Auf der Dachterrasse mit Swimmingpool sonnen sich zehn junge Mädchen. Unter ihnen Martha. Einige lesen Modezeitschriften, andere dösen vor sich hin. Ein Mädchen lackiert sich die Nägel. Martha sitzt am Swimmingpool und lässt die Beine ins Wasser hängen. Alle Mädchen tragen ausgefallene Sonnenbrillen und schicke Bikinis und eine modische Frisur. Auch Martha sieht verändert aus. Sie trägt jetzt einen neuen Haarschnitt, der ihr nicht besonders steht. Maria nähert sich Martha und setzt sich neben sie an den Pool.

 

MARIA: Ich habe gehört, du schreibst Gedichte. Stimmt das?

MARTHA, nicht gerade erfreut über diese Indiskretion: Wer hat dir das gesagt?

MARIA: Madame Janvier. Ach übrigens, ich heiße Maria Balthus.

MARTHA, unfreundlich: Martha Bergmann.

MARIA: Ich würde gern eines von deinen Gedichten lesen. Ich meine, wenn du einverstanden bist.

MARTHA: Da muss ich dich leider enttäuschen. Ich habe sie alle zu Hause gelassen.

MARIA: Hast du schon etwas veröffentlicht?

MARTHA: Nein. Da, wo ich herkomme, gibt es niemanden, der sich für Poesie interessiert.

MARIA,mit einem hinterhältigen Lächeln: Das sieht man dir an, dass du aus der tiefsten Provinz kommst. Nimm es mir nicht übel, aber deine neue Frisur steht dir überhaupt nicht. Du solltest nicht alles ausprobieren, nur weil es gratis ist!

Martha wirft Maria einen feindseligen Blick zu.

MARTHA: Ich habe dich nicht um deine Meinung gebeten.