PaNia - Die Wächter der Windpferde - Sabine Giebken - E-Book

PaNia - Die Wächter der Windpferde E-Book

Sabine Giebken

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Beschreibung

Nia und Hannes haben es geschafft: Die Zeitschleife ist durchbrochen und die beiden Teile von Windheim endlich wieder vereint. So haben sie auch die Windpferde aus ihrer grausamen Gefangenschaft befreit. Doch der Schein trügt. Denn als Dorfbewohner und Windpferde aufeinandertreffen, kommt es schnell zu gefährlichen Zwischenfällen. Genau wie damals, bevor das Dorf geteilt wurde. Was hat das alles mit dem Verschwinden von Norwin zu tun? Und kann Nia das Schlimmste verhindern?

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Seitenzahl: 379

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PaNia

Band 1: Die Legende der Windpferde

Band 2: Im Bann der Windhüter

Band 3: Gefangen im Wind der Zeit

Band 4: Die Wächter der Windpferde

Inhalt

PROLOG

DER WIND

KAPITEL 1

KAPITEL 2

KAPITEL 3

KAPITEL 4

KAPITEL 5

KAPITEL 6

KAPITEL 7

KAPITEL 8

VERSTUMMT

KAPITEL 9

KAPITEL 10

KAPITEL 11

KAPITEL 12

KAPITEL 13

KAPITEL 14

KAPITEL 15

KAPITEL 16

DER WALD

KAPITEL 17

KAPITEL 18

KAPITEL 19

KAPITEL 20

KAPITEL 21

KAPITEL 22

KAPITEL 23

KAPITEL 24

IST MEIN

KAPITEL 25

KAPITEL 26

KAPITEL 27

KAPITEL 28

KAPITEL 29

KAPITEL 30

KAPITEL 31

KAPITEL 32

GEISTERSTUNDE

PROLOG

Blau schimmernd lag der Kristall im Wasser. Das Licht der Morgensonne brach sich auf seiner Oberfläche in Tausende winziger Splitter und zerstreute sein Funkeln in alle Richtungen. Weiter, immer weiter trieb die Strömung das seltsame blaue Schimmerwasser, über Uferfelsen und unter tief hängenden Astgabeln hindurch, bis es unter einem dunklen Felsen verschwand und glucksend in eine Spalte rauschte. Ein paar Schritte weiter gurgelte das Wasser wieder unter dem Gesteinsbrocken hervor, aufgewühlt und voller Eile, weil es aufgehalten worden war auf seinem Weg – doch diesmal war es klar, wie rein gewaschen, und setzte seinen Weg durch den endlosen grünen Wald ungestört fort.

»Brillant«, flüsterte er andächtig. »Das ist es!«

Ein Schatten fiel auf den Fluss, schlank und anmutig, und eine zarte Stimme antwortete: »Was für ein Jammer, dass niemand dein Meisterwerk sehen wird.«

Er wandte sich um und breitete die Arme aus. »Nun, du kannst es sehen, meine Schöne. Das genügt vollkommen.«

Minna lächelte. So wie sie es immer tat. Ihre Augen schillerten wie die Kristallsplitter im Wasser, nur in einer anderen Farbe. Er konnte sich nicht sattsehen an diesen immergrünen Augen. Noch nie hatte er das gekonnt, nicht einmal, als ihr Körper so schrecklich fremd gewesen war.

»Und … es funktioniert?«

»Natürlich tut es das.«

Sie ging einen Schritt auf ihn zu. Tänzelnd, leicht. Voller Anmut. »Beweise es mir!«

Er nickte, die Arme noch immer wartend ausgestreckt. Und zögerte. »Weißt du, ich dachte … es gibt einige von ihnen, die uns nützlich sein könnten. Wir müssten keine große Gruppe sein, kein ganzes Dorf. Nur einige von ihnen. Die Windhüter …«

»Nein«, unterbrach sie ihn. Ihr Lächeln verschwand und ihre Augen blitzten warnend. »Keinen einzigen.«

»Aber …«, begann er noch einmal, doch sie fiel ihm wieder ins Wort, diesmal, indem sie zwei schnelle Schritte auf ihn zutrat und sich endlich in seine Arme schmiegte.

»Nein«, flüsterte sie mit samtweicher Stimme. »Du bist mein Kristallzauberer, nicht mehr der ihre!«

Er atmete tief durch. Kristallzauberer. Oh ja, der war er! Und sie wollte ihn für sich allein haben. Ein warmer Schauder lief durch seinen Bauch und gluckerte wie das rein gewaschene Wasser unter dem Felsen.

Ihr Geheimnis.

Sacht fuhr er mit den Fingern durch ihr langes Haar, strich es aus ihrem Nacken und blieb dabei an dem gewebten Tuch hängen, das sie um ihren Hals geschlungen hatte. Sonnenlicht verfing sich darin und warf einen metallischen Schimmer zurück.

»Windpferdhaar«, murmelte er. »Vermisst du sie?«

Minna seufzte und nickte an seiner Schulter. »Ich wäre eine gute Windhüterin gewesen. Die beste von ihnen.«

»Gewiss«, flüsterte er und lächelte. »Doch du bist nun meine Windhüterin, nicht mehr die ihre.« Als sie lachte, fügte er hinzu: »Ich fange dir eines, wenn du willst. Wir können es für immer an dich binden.«

Einen Moment verharrte sie still. Dann wisperte sie: »Du weißt, welches von ihnen ich wählen würde.«

Er beugte sich vor und küsste sie auf ihr weiches, nach Fichtennadeln duftendes Haar. »Und du weißt, dass ich dir niemals einen Wunsch abschlagen werde.«

DER WIND

1

Der Wind führt uns durch den Wald. Es ist, als würde er uns den Weg weisen, durch wirbelnde Blätterhäufchen und tanzende Lichtschimmer und wogende Äste, die wie riesige Finger in Richtung Windheim deuten. Dann wird es dunkel, ganz plötzlich, und Regen tropft durch die Baumwipfel und durchnässt uns bis auf die Haut. Wir folgen dem Wispern des Windes, zurück in den Tag, und dann, auf einmal, wandern wir durch ein Kältetal – es scheint, als würde Schnee fallen, dicke, weiche Flocken, glitzernd im Licht des Winterwaldes, und die Bäume ringsum sind schneebeladen und biegen sich unter ihrer weißen Last. Doch der Wind verebbt nicht, er treibt uns an, und das Winterbild verwirbelt und wird zu einem Meer aus Blüten und Moosfeldern, frisches Gras sprießt zwischen den Wurzeln, und die Luft beginnt zu flirren, der Boden zu beben, als würde er atmen, tief ausatmen, ein letztes Mal – bevor er uns endgültig zurück in unsere Welt spuckt.

Ich muss blinzeln, als sich der Wind legt, und reibe mir die Augen mit der freien Hand. »Was ist passiert?«

»Wir sind wieder zurück«, antwortet Hannes. »Das Tor hat sich geöffnet, die Zeit läuft wieder parallel. Aber wir sind nicht im Sommer gelandet wie sonst, sondern in der Jahreszeit von … dort.«

»Von Windheim.« Ich nicke und schaue mich um.

Das Tor in der Zeit hat sich alle zehn Jahre geöffnet. Zehn Jahre in Windheim – während in unserem Dorf nur zehn Monate verstrichen sind! Und jedes Mal kehrten sie im Frühsommer zurück. Doch diesmal nicht. Diesmal sind die Jahreszeiten durcheinandergeraten, und der Wald musste sich so schnell verändern, dass wir vom Regen durch den Schnee in den Frühling laufen konnten.

Verwirrt schüttle ich den Kopf.

Um uns ist es wieder dunkel geworden, aber nicht so dunkel, dass man nichts mehr erkennen könnte. Ein Schimmer zieht über den Waldrand am Ostende, irgendwo dort geht die Sonne auf, und in diesem Zwielicht sehe ich endlich, wo wir uns befinden: oberhalb des Friedhofs, wo struppiges Gras wild zwischen den grauen Grabsteinen wuchert.

»Geschafft«, flüstere ich und merke, wie mein Magen vor Aufregung flattert. »Wir haben es echt geschafft!«

Finger zwischen meinen, die zudrücken. Meine Hand liegt immer noch in der von Hannes – warm und fest. Sind wir so durch den ganzen Wald gelaufen? Ich weiß es nicht mehr, ich weiß nur, dass ich froh bin, Hannes bei mir zu haben, ganz dicht und nah, solange alles um uns so … seltsam ist.

Wir bleiben stehen. Ich atme tief ein, aber auch der Geruch um uns hat sich verändert, er ist nicht warm und sommerlich, sondern feucht und kühl.

»Meinst du, sie wissen es schon?« Ich deute mit dem Kopf zum Fluss, zum Kastanienhügel. »Dass es diesmal kein Zurück gibt, meine ich.«

»Hm«, murmelt Hannes nur.

»Norwin weiß es bestimmt«, sage ich. »Aber diesmal kann er nichts tun, um das Arkanum wieder in Gang zu setzen. Der Kristall ist zerstört und die Pferde sind frei! Diesmal ist es endgültig.«

Hannes antwortet nicht. Ich schaue auf unsere Finger, die immer noch miteinander verbunden sind, und sehe, dass seine freie Hand etwas umklammert hält – blau schimmernde Haarsträhnen, unten dunkel, oben hell, ein ganzes Büschel davon. Mein Herz macht einen Sprung, als mir alles wieder einfällt.

Gin.

Hannes’ Windpferdstute, seine Gefährtin, für die er sein Leben in Windheim aufgegeben hat und in das Dorf gegangen ist, damals, vor über zwanzig Jahren. Für die er seine Familie und seine Freunde verlassen hat. Die er aus dem schrecklichen Leben im Arkanum befreit und beschützt hat, vor den anderen Windhütern, vor Norwin und seinem Zauberkristall. Und die er dennoch verloren hat, als er versuchte, ihr Leben zu retten. Gin war der Grund, warum er all die Zeit im Dorf geblieben ist, Gin war mehr als sein Hüterpferd, sie war … alles für ihn.

Sie waren verbunden gewesen, durch einen Zauber, den ich nur zu gut kenne – ein Zauber, der aus einem Menschen und einem Windpferd eine Einheit macht. Gefährten. All die Jahre war dieser Zauber sein ganzer Halt gewesen. Nein, nicht der Zauber – Gin.

Aber letzte Nacht hat er das Band zu ihr durchtrennt. Er ist wieder zu einem ganz normalen Menschen geworden. Nachdem er so lange um Gin gekämpft und gebangt hat, den Schmerz aushalten musste, von ihr getrennt zu sein, hat er sie trotzdem freigegeben. Er hat ihr blau schimmerndes Mähnenhaar mithilfe des Zauberkristalls durchtrennt und ihr damit die Freiheit zurückgegeben.

Ich drücke seine Finger fest zwischen meinen. Bestimmt ist er traurig und vermisst sie. Ich kann ihn verstehen – schließlich habe ich Pan auf dieselbe Weise verloren.

Eine ganze Weile stehen wir so, am Rande des alten Friedhofs, bis der Morgenschimmer sein goldenes Licht windschnell über uns auskippt und lange, rechteckige Schatten auf die Wiese zwischen den Gräbern malt.

»Komm, wir gehen«, sage ich leise. »Wir gehen wieder nach Hause.«

Hannes bleibt still. Er starrt auf die Kapelle, auf den Halbkreis aus Sonnenlicht, der sich vor der kleinen Steinkuppel bildet, auf die Kerze aus Bienenwachs, die stumm vor sich hin flackert. Diese Kerze hat seine Mutter angezündet! Auf einmal wird mir ganz kribbelig im Bauch, als ich daran denke, dass sie ihren verlorenen Sohn gleich wiedersehen wird. Hannes muss es genauso gehen, seine Hand zittert vor Aufregung, aber noch zögert er, bestimmt hat er Angst vor der Begegnung, so würde es mir gehen nach all der …

»Nein.«

»Was?«

»Nein!«

»Was meinst du mit Nein?«

Hannes zieht seine Hand aus meiner, presst die Lippen zusammen und zieht die Kapuze auf seinen Kopf, sodass seine Gesichtszüge in ihrem Schatten verschwinden.

»Ich meine damit: Nein, ich gehe nicht zurück. Nie mehr.« Damit dreht er sich um und stapft über den Friedhof davon, auf den Fluss zu.

Ich starre ihm hinterher. Das meint er nicht so, das sagt er nur, weil er Angst hat, klar, die habe ich auch – Sammy und Ben werden einen Riesenschreck kriegen, wenn ich plötzlich wieder vor ihrer Tür stehe! Aber deshalb gar nicht hingehen? Auf einmal sehe ich Sammy vor mir, ganz deutlich. So als würde sie aus dem Sonnenlicht in meine Wirklichkeit klettern und vor mir entstehen, wie ein Luftbild. Ich strecke die Hand nach ihr aus und spüre, wie mir Tränen über die Wangen laufen … Sammy … Mama …

Das Luftbild verschwimmt, meine Tränen spülen es fort. Ich blinzle, und dann schaue ich Hannes hinterher, der schon beim Fluss ist, mit einem langen Satz hinüberspringt und sich an der Böschung auf der anderen Seite wieder hinaufzieht. Verdammt. Ich kann ihn doch jetzt nicht allein lassen! Hannes hat alles aufgegeben, sogar Gin. Wer weiß, was in ihm vorgeht? Mit einem letzten, sehnsüchtigen Blick auf die kleine Kapelle wende ich mich ab und renne hinter Hannes her.

»Warte! Hannes, warte auf mich!«

Beim Fluss zögere ich kurz. Die Luft ist kälter als noch vor wenigen Stunden, viel kälter, das Gras stumpf und fleckig, und die Uferböschung blüht und summt nicht, sondern sieht verwelkt aus. War hier nicht eben noch brütend heißer Sommer? Hannes ist schon halb den Hügel hinauf, also nehme ich Anlauf und springe ebenfalls, aber ich bin abgelenkt und lande mit einem Fuß im Flussbett. Wasser schwappt über den Rand meines Stiefels und rinnt meine Wade entlang.

»Scheiße, ist das kalt!«

Ich hüpfe auf einem Bein aus dem eisigen Wasser. Okay, hier hat sich definitiv was verändert! Bibbernd schäle ich den Lederstiefel von meinem Fuß, kippe das Wasser heraus und versuche, ihn wieder über meine nassen Zehen zu stülpen.

Hannes ist stehen geblieben, auf halber Höhe, und grinst zu mir runter.

»Sehr lustig, wirklich«, murre ich.

Er schüttelt den Kopf und fängt an zu lachen. »Du müsstest dich echt mal sehen!«

Verwirrt gucke ich an mir herunter. Oha. Ich weiß, was er meint. Der knöchellange Rock ist aufgerissen und hängt schief an mir herunter. Auf der schönen, einst beigefarbenen Bluse sieht man keine einzige der aufgestickten Blüten mehr, weil sie über und über mit Waldlehm befleckt ist. Vielleicht doch keine so dumme Idee, erst mal ein paar Dinge klarzukriegen, bevor ich Sammy und Ben unter die Augen trete!

Hannes streckt die Hand nach mir aus, und ich laufe die letzten Meter den Hügel hoch, bis ich bei ihm bin.

»Gehen wir heim«, murmelt er, und Hand in Hand überqueren wir die Hügelkuppe.

2

Das Licht erwacht über dem Dorf, kriecht über Dächer, schleicht den geschotterten Weg entlang und fällt durch die halb geöffneten Läden in die Häuser. Bestimmt haben sich die Bewohner vor dem Sturmwind nach drinnen geflüchtet, so wie damals, als sie verschwunden sind – in ihre Welt, in der Zeit keine Rolle spielte.

Jetzt spielt sie wieder eine Rolle.

Und es ist Zeit.

Zeit herauszukommen.

Aber nur ein paar Leute haben sich ins Freie gewagt. Sie stehen in Grüppchen zusammen und gucken in den Himmel, in das seltsam veränderte Morgenleuchten. Uns beachten sie gar nicht, wir gehören zu ihnen, noch immer.

Mein Herz klopft so laut, dass bestimmt jeder es hören kann.

»… alles so schnell«, schnappe ich einen Gesprächsfetzen auf.

»Es kann nicht mehr lange dauern«, beruhigt eine andere, beschwörende Stimme. »Vertrauen wir auf Norwin.«

»Wo ist er überhaupt?«, flüstert eine Frau hinter mir. »Beim Arkanum?«

»Ich habe ihn auf dem Markt gar nicht gesehen«, antwortet jemand. »Ihr vielleicht?«

»Wir gehen besser in unsere Häuser zurück«, raunt ein anderer. »Jeden Augenblick erwacht der Sturm erneut.«

Hannes und ich tauschen einen Blick. Heimlich, verschwörerisch. Nein, der Sturm erwacht nicht mehr. Nie wieder! Aber das werden sie noch früh genug begreifen.

Vor der großen Tafel bleiben wir stehen, im Schutz des uralten Weidenbaumes, der seine langen Arme schützend um uns legt. Seine Äste kommen mir länger vor, bauschiger – der Baum ist gealtert, so wie die Häuser verwittert wirken und sich die Blumen und Pflanzen verändert haben.

Und die Menschen?

Sie sind überrascht worden von dem Sturm. Überall liegen Teller, Gläser und Besteck verstreut und verirrte Tücher flattern von den Bäumen herab wie bunte Riesenschneeflocken. Hannes lässt meine Hand los und stupst mich an, deutet den Weg hinunter, der zu den Feldern führt. Oh nein. Keiner der Tische oder Stände steht noch, wo er war, die schönen, selbst gezimmerten Buden bilden einen riesigen Scheiterhaufen. Von den farbigen Fahnen und bestickten Wimpeln sind nur noch zerfledderte Stofffetzen übrig. Tomaten und Kartoffeln kullern über den Boden, zwischen Perlen, die noch vor wenigen Stunden zu glitzernden Ketten aufgefädelt waren, und über all dem Chaos schwebt, verweht, ein ferner Hauch frisch gebackener Waffeln.

Erschrocken gucke ich Hannes an. »Das waren wir«, sage ich düster.

Er schüttelt langsam den Kopf. »Oh nein. Das war Norwin!«

»Aber wir haben die Pferde befreit, wir sind ins Arkanum geritten und haben den Sturm heraufbeschworen …«

»Nia!« Hannes dreht sich zu mir, packt mich an den Schultern und hält mich fest, zu fest. »Sag das nie, nie wieder. Nicht wir haben das Dorf zerstört, Norwin hat das getan! Vor vielen Jahren schon! Erinnerst du dich, was in der Chronik stand? Der geheimen Chronik von Windheim? Diesem Kristallzauberer, dem sie vertraut haben, dem sind sie gefolgt, und der hat sie mit seinem Bann eingesperrt und festgehalten! Wir haben nichts zerstört, verdammt. Wir haben sie befreit!«

»Aber ob sie das auch so sehen?« Ich merke, wie dünn meine Stimme klingt. Wie wenig wir wissen. Auf einmal bin ich unglaublich müde, so müde nach allem.

»Das werden sie schon.« Hannes lässt meine Schultern los und tritt einen Schritt von mir zurück. »Komm, wir räumen hier auf. Jemand muss damit anfangen.«

»Und dann? Wie kriegen wir sie dazu, miteinander zu reden? Die Menschen aus den beiden Dörfern haben doch vergessen, dass sie einmal zusammengehört haben.«

»Eins nach dem anderen.« Hannes wirft mir einen leeren Korb zu. »Solange hier das totale Chaos herrscht, kannst du sowieso niemanden herbringen.«

Ich folge Hannes hinaus auf das Trümmerfeld. Die Morgensonne taucht die ganze Szene in ein verwunschenes goldgelbes Schimmerlicht. Seltsam, wenn man sich vorstellt, welcher Sturm hier gewütet hat! Jetzt ist alles ruhig und friedlich und verstummt.

Eine Weile arbeiten wir schweigend, schichten Holz auf einen Stapel, sammeln Gemüsereste ein und kehren zusammen, was unwiederbringlich zerstört ist. Bis ein Schatten auf den Abfallhaufen fällt.

Ich wirble herum. Hinter mir steht ein Windpferd, groß und silbern, und pustet mir ins Gesicht.

»Silvan«, flüstere ich seinen Namen, nein, nicht seinen Namen – ihren Namen.

Silas und Ivan sind noch immer zu Windhütern verbunden.

»Sieh an«, faucht Ivan und beugt sich im Sattel vor. »Dass ihr euch noch hierhertraut!«

Mit zwei Sätzen ist Hannes neben mir. »Lass sie in Ruhe, klar? Steig lieber ab und hilf mit.«

Ivan lässt ein kehliges Lachen hören, das kein bisschen freundlich klingt. »Hast du es immer noch nicht kapiert, Ginnes? Wir wissen, was Nia getan hat. Diesmal ist sie zu weit gegangen, diesmal wird Norwin sie verbannen!«

Hannes bleibt völlig ruhig, ich höre es an seinem Atem. Er hat keine Angst mehr vor Ivan oder seinem Windpferd und vor den anderen auch nicht. Sie können ihm nichts mehr tun, denn sie können Gin nichts mehr anhaben.

»Du kapierst es nicht.« Hannes deutet nach oben, in den Himmel. »Siehst du das? Das Licht? Es ist vorbei. Das alles. Endgültig!«

Ivan zieht die Brauen zusammen. Ich kann seine Wut spüren, durch Silas hindurch – der silberne Wallach schnauft aufgebracht und tänzelt unruhig auf der Stelle.

»Wir hätten dich nicht nur fesseln sollen«, schnauft er. »Ich wusste immer, dass du ein Verräter bist, Ginnes! Aber ihr werdet schon sehen, was ihr davon habt. Wenn Norwin erst das Arkanum wieder in Gang gesetzt hat, werden eure Pferde …«

»Die Pferde«, werfe ich ein, und meine Stimme zittert nur ein bisschen, »sind fort. Und das Arkanum ist zerstört.«

Ivan sieht von mir zu Hannes und wieder zurück. Dann lacht er auf, laut und dröhnend. »Das Arkanum kann nicht zerstört werden! Was glaubt ihr denn?«

Er lässt Silas einen schnellen Schritt auf uns zumachen und noch einen, bis er so dicht vor mir steht, dass sein warmer Atem meine Haare aufwirbelt.

»Mitkommen«, knurrt er. »Alle beide. Sofort!«

Meine Nackenhaare stellen sich auf und meine Beine fangen an zu zittern. Ob das von Silas’ Nähe kommt oder von dem, was Ivan gerade gesagt hat, weiß ich nicht, aber Hannes scheint es genauso zu gehen, denn er presst die Hände tief in die Kängurutasche seines Kapuzenpullovers. Stumm gehen wir vor dem Silberwallach her und verlassen den Marktplatz.

Als wir an dem Gehege vorbeikommen, in dem ich – ohne es zu wissen – den Bann zu Pan gelöst habe, schluchze ich leise auf. Bitte nicht! Bitte lass Norwin keinen Ausweg gefunden haben, kein Geheimnis mehr, kein böser Kristall … Ich will nicht mehr, ich kann nicht mehr! Ich will nur noch nach Hause.

Auf einmal überfällt mich die Angst wie ein lauerndes, wildes Tier. Was, wenn es längst zu spät ist? Wenn sie irgendeinen neuen Zauber haben und sich das Tor jeden Moment wieder schließt? Ich schiele in den Himmel, scanne das Licht. Unverändert hell. Und die Sonne steigt noch immer, während der Wind … schweigt. Aber ich weiß, wie schnell das Wetter umschlagen kann. Wie rasch der Wind alles davonfegt, alles verändert.

Oh, wäre ich doch nur nicht zurück durch den Fluss gelaufen! Ich könnte längst bei Tante Lisbeth in der Küche sitzen, weit weg von Norwin und seinen Windhütern …

»Nach links«, kommandiert Ivan uns.

Ich blinzle, nehme die Umgebung wieder wahr. Staub und alte Häuser. Und am Ende der Schotterstraße … Norwins Haus. Meine Hände werden feucht, aber ich versuche, ganz ruhig zu atmen.

»Nur hinein«, brummt Ivan, als Hannes an der Gartenpforte zögert.

Das hier war sein Zuhause – hier hat er Norwin ausspioniert und beobachtet und versucht, auf Gin aufzupassen, so gut es ging. Hier hat er so viele der endlos langen Tage und Nächte verbracht! Aber ich spüre, dass dies der letzte Ort ist, an dem er jetzt sein möchte.

»Ivan«, beginne ich, aber der Windhüter springt neben mir zu Boden und schiebt mich unsanft über die Schwelle. Sein Windpferd schnauft in meinen Nacken. Selbst wenn ich jetzt weglaufe – die sind schneller als ich.

»Verdammt, Silvan«, schimpft Hannes, als auch er ins Haus geschubst wird. Unsanft knallt er gegen den Türstock. »Lass uns reden, okay? Wir können das alles …«

»Nein.«

Hannes und ich erstarren. Die Stimme kam aus dem Dunkel des Hauses, aus den Schatten zwischen den Zimmern, deren Türen fest verschlossen sind. Ich kenne die Stimme, aber ich brauche eine Weile, bis ich sie zuordnen kann, denn ich habe sie noch nie so düster gehört. Warnend.

»Hilde«, flüstere ich.

Hilde schreitet auf mich zu. Ihr langer Umhang schleift über den Boden, und ihr Haar sieht wüst aus, zerzaust und verwirbelt, als hätte der Sturm ihr übel mitgespielt. Direkt vor mir bleibt sie stehen, stemmt die Hände in die Hüften und sieht mich an. »Wir wissen, was du getan hast, Nia.«

Ich muss schlucken. Ihr starrer Blick macht mir Angst, außerdem kann ich Ivan hinter mir spüren, er hat die Tür geschlossen und das Sonnenlicht ausgesperrt, das Licht, das mir verrät, was geschieht …

»Sie hat es nicht allein getan«, höre ich Hannes neben mir sagen. »Ich habe ihr geholfen.«

»Dann gilt die Bestrafung euch beiden.« Hilde lässt ihren Blick zu Hannes schweifen und wieder zu mir. »Ihr werdet eures Amtes enthoben und ab sofort keine Windhüter mehr sein. Ihr müsst das Dorf verlassen und ihr werdet nicht zurückkehren, niemals. Ihr entbindet eure Windpferde und begebt euch in eure Welt.« Sie beugt sich vor, bis ihre Nase beinahe meine berührt. »Für immer.«

Meine Beine fühlen sich weich an, wie Butter, und ich friere in meinen nassen Sachen, aber ich beiße die Zähne zusammen und versuche, nicht zu zittern. Hilde soll nicht sehen, dass ich Angst habe. Ich werfe Hannes einen schnellen Blick zu. Er hat eine blutige Schramme an der Backe, wo er eben gegen den Türstock geknallt ist. Aus irgendeinem Grund macht mich das superwütend.

»Ihr habt keine Ahnung«, keuche ich und funkle Hilde ebenso düster an wie sie mich, »wie es zugeht da draußen. In unserer Welt! Da herrschen Regeln, von denen ihr noch nie was gehört habt, da könnt ihr euch nicht aufführen wie eine Geheimpolizei!«

Hilde verzieht den Mund zu einem Lächeln. »Oh, Nia, das interessiert mich nicht. Du gehst dorthin zurück, nicht wir!«

»Das Arkanum ist …«, beginnt Hannes, aber Ivan versetzt ihm einen Schubs, sodass er fast in Hildes Arme taumelt.

»Halt den Mund, Ginnes. Davon wollen wir nichts hören!«

Hilde macht eine halbe Drehung und öffnet eine Tür – die Tür zu einem kleinen Raum, in dem ich noch nie gewesen bin. Viel passt nicht hinein, das größte Möbelstück ist ein gemütlicher Ohrensessel im linken Eck, auf dem ein unfertiges Strickstück liegt. Daneben steht ein hölzernes Spinnrad vor einem Schemel, und überall liegen Wollknäuel und Fadenspulen herum, säuberlich sortiert in kleinen Kisten in den Regalen, übereinandergetürmt auf dem runden Tisch in der Mitte. Hannes geht gleich auf das kleine Fenster zu, durch das man die staubige Schotterstraße sehen kann, ich bleibe vor dem Tischchen stehen und fühle … etwas.

Was ist das?

Die Fäden sind nach Farben sortiert und zum größten Teil aufgespult, nur manche schlingen sich ineinander wie verirrte Würmer. Ihre Farben sind kräftig und glänzend, mit einem metallischen Schimmer, und manche von ihnen gehen von hellen in dunkle Töne über.

Nur eine Spule nicht.

Die Spule, die meine Finger berühren, ganz wie von selbst, als würde sie meine Hand magnetisch anziehen. Ich weiß es, sobald ich die Fäden berühre, die einzige Spule, die nicht ein oder zwei Farben trägt, sondern alle – Regenbogenfäden.

Keine Fäden.

Regenbogenhaare.

»Pan«, flüstere ich und streiche sacht über sein aufgespultes Mähnenhaar, obwohl ich eine Gänsehaut bekomme. Alles in mir ruft nach meinem Windpferd, ich spüre ihn, sein seidiges Fell, die Schimmermähne, seine Kraft, seine Energie – ob es daran liegt, dass er mir mein Leben zurückgeschenkt hat? Fließt dieselbe Energie jetzt auch durch meine Adern? Ich schließe die Finger darum, ich muss die Spule haben, das sind Pans Haare, Minna hat sie gestohlen, auf keinen Fall lasse ich sie ihr!

»Finger weg!« Hilde schnappt mir die Spule unter der Nase weg und wirft sie treffsicher ins hinterste Regalfach. »Die Sachen hier gehören dir nicht.«

»Aber das sind Pans Haare«, brause ich auf. Wo, wo ist die Spule gelandet? Da, genau in dem kleinsten Fach ganz oben!

»Na und?« Hilde stellt sich so, dass ich das Fach nicht mehr sehen kann. »Pan gehört dir nicht mehr. Schon vergessen? Du hättest es dir vorher überlegen müssen, Nia. Wir haben dich aufgenommen wie eine Freundin, wie ein Familienmitglied! Wir alle! Und du hast uns verraten. Wie konntest du nur? Warum hast du das gemacht?«

Tränen füllen meine Augen, auf einmal möchte ich sie am liebsten umarmen. Sie hat ja recht!

»Für die Pferde«, flüstere ich. »Sie sollten nicht so ein Leben führen, sie gehören doch da raus, in den Wald! Denkt ihr gar nicht daran, was ihr ihnen angetan habt, all die Jahre in diesen dunklen Gängen?«

Hilde sieht mich nur an, und einen Moment glaube ich, sie versteht mich, weil sie eigentlich genauso denkt – schließlich liebt sie Lun, so wie ich Pan liebe! Da schlägt Ivan die Tür zu und verschließt sie, zieht den Schlüssel ab und steckt ihn sich in die Tasche, und mit diesem Geräusch bricht der Bann zwischen Hilde und mir, und sie wirbelt herum, zu Ivan.

»Was machen wir mit ihnen?«, fragt Ivan barsch.

»Wir warten«, gibt Hilde zurück. »Bis Norwin hier ist.«

»Seit wann hast du hier eigentlich das Sagen?« Hannes hebt die Brauen.

»Sei lieber froh, dass sie auf mich hören«, blafft Hilde ihn an. »Ich war diejenige, die vorgeschlagen hat, dich in dem alten Haus zu fesseln. Die Jungen hatten ganz andere Pläne mit dir!«

Ivan grinst. Ich schiele an Hilde vorbei zu dem Regal und überlege, wie ich unbemerkt an die Spule gelangen könnte, aber Hilde durchschaut meinen Plan sofort, denn sie stemmt die Hände in die Hüften und schüttelt nur leicht den Kopf.

In dem Moment keucht Hannes auf, stürzt zum Fenster und stemmt beide Hände gegen die Scheibe.

»He«, ruft Ivan. Mit zwei langen Schritten ist er neben Hannes, lehnt sich ebenfalls gegen das Fensterglas. Und schnappt nach Luft.

»Was ist denn?«, fragt Hilde ungeduldig. Sie drängelt Hannes zur Seite, damit sie auch aus dem kleinen Fenster nach draußen gucken kann. »Ach, du Heiliger«, stöhnt sie.

Verwirrt versuche ich, ebenfalls etwas zu erkennen, doch die drei versperren mir die Sicht. Da dreht Hannes sich zu mir um, ein Funkeln in den Augen.

»Es geht los«, flüstert er mir zu. »Sie kommen!«

3

Ivan stößt sich vom Fensterrahmen ab und stürzt auf die Tür zu. Er hat es so eilig, das Schloss aufzusperren, dass er drei Anläufe dafür braucht, aber dann hat er es geschafft und stürmt hinaus.

»Ich regle das schon«, ruft er Hilde zu. »Lass sie nicht aus den Augen!«

Hilde lehnt sich von innen gegen die Tür und schaut mich an, doch ihr Gesicht ist starr vor Schreck. Ich drehe mich langsam um und trete neben Hannes. Vielleicht ist Norwin zurück, vielleicht ist es Minnas veränderter Anblick, der sie so aufgewühlt hat – aber nein. Da draußen, auf der Schotterstraße genau vor Norwins Haus, steht ein Mann.

»Ich kenne den«, murmelt Hannes. »Der war beim letzten Mal oft im ›Alten Böhmwind‹ und hat Gulasch bestellt.«

Der Mann sieht eigentlich nicht ungewöhnlich aus. Er trägt Wanderschuhe, eine lange Hose, eine Softshelljacke und eine braune Fleecemütze. In Windheim würde er überhaupt nicht auffallen. Aber hier fällt er auf. Und vor allem: Wir fallen ihm auf.

»Er muss durch den Fluss gekommen sein«, stöhnt Hilde. »Auch das noch, jetzt müssen wir uns auch noch mit verirrten Wanderern herumschlagen!«

»Der ist nicht durch den Fluss gekommen.« Hannes drückt seinen Finger gegen die Scheibe. »Guck dir doch seine Schuhe an, die sind ganz trocken!«

»Aber einen anderen Weg gibt es nicht!« Hilde schüttelt den Kopf. »Oh, Norwin wird sauer sein!«

»Der hat gerade ganz andere Probleme«, murmelt Hannes so leise, dass nur ich ihn verstehen kann.

Von der Seite nähert sich jetzt Ivan dem Mann. Er bleibt auf Abstand, so als würde der Mann entsetzlich stinken. Als der Wanderer Ivan bemerkt, wirbelt er herum, zieht eine Karte aus seiner Hosentasche und deutet darauf. Dann fragt er Ivan etwas, was offenbar ziemlich lustig ist, denn Ivan fängt an zu lachen und schüttelt den Kopf. Irritiert starrt der Mann ihn an. Er packt die Karte wieder ein und beginnt, in Richtung Dorfplatz davonzuschlendern.

»Verdammt«, murmelt Hilde. »Halte ihn auf, Silvan!«

Der Mann kümmert sich nicht mehr um Ivan, der jetzt mit wedelnden Armen hinter ihm herläuft und ihm anscheinend irgendeine haarsträubende Geschichte erzählt. Wahrscheinlich, dass wir alle Schausteller sind und hier nur Rast machen, wie ein Wanderzirkus. Der Mann nickt zwar, geht aber unbeirrt weiter, also baut Ivan sich vor ihm auf, stemmt beide Hände in die Hüften und versperrt ihm so den Weg. Jetzt wird der Mann sauer, zumindest sieht es so aus – er streitet mit Ivan, doch der weicht kein Stück zur Seite, also dreht der Mann um und entfernt sich kopfschüttelnd in Richtung Wald.

»Puh«, stöhnt Hilde und atmet hörbar aus. »Hat uns gerade noch gefehlt. Wo sich das Tor doch jeden Moment wieder schließen kann!«

»Hilde …«, beginne ich, weil ich spüre, dass ich mit ihr reden muss – mit ihr reden will! Hilde war doch meine Freundin, war wie eine Schwester für mich. Das kann doch nicht alles vorbei sein!

Aber Hannes stupst mich am Arm, also gucke ich wieder aus dem Fenster, wo Ivan nun in großen Schritten zu Norwins Haus zurückeilt, ohne den Mann dabei aus den Augen zu lassen. Der Wanderer hat den Waldrand noch nicht erreicht, als er stehen bleibt und sich noch einmal umdreht. Er hält wieder etwas in der Hand – diesmal ist es keine Karte, sondern ein kleines, rechteckiges Ding, das er hochhält und …

»Er macht ein Foto«, keuche ich. »Hannes, er hat ein Foto gemacht, mit seinem Handy!«

»Na und?« Hannes zuckt mit den Schultern. »Was soll er damit schon anfangen?«

Ich hole tief Luft. Klar, Hannes war zu lange fort – er hat keine Ahnung von diesen Dingen! »Das Handy speichert den Ort, wo das Foto gemacht wurde. Verstehst du? Jeder, der das Foto sieht, kann auf einer Karte nachgucken, wo es entstanden ist. Das ist ein Beweis – ein Beweis für diesen Ort, und den nimmt er jetzt mit!«

Hannes kaut auf seiner Unterlippe, doch dann verzieht er die Mundwinkel zu einem Lächeln. »Das wolltest du doch, Nia. Windheim und das Dorf gehören wieder offiziell zusammen.«

Ivan kommt zurück und schließt die Tür hinter sich. Er murmelt etwas von »diese Unwissenden« und beschwert sich darüber, dass der Mann keinen Respekt vor ihm gezeigt hat.

»Mit Silas wäre das nicht passiert«, behauptet er.

»Wo ist er hergekommen?«, fragt Hilde und späht wieder aus dem Fenster. »Ob man auch im Wald durch den Fluss steigen kann?«

»Das haben wir nie versucht«, antwortet Ivan.

Eine Weile schweigen wir alle, aber Hildes Blick bleibt unruhig. »Möglicherweise sollten wir ihm nachreiten«, schlägt sie vor. »Um sicherzugehen, dass er wirklich fort ist.«

»Windpferde gehören nicht in die Nähe von Wanderern«, mischt Hannes sich ein. »Aber Nia und ich könnten ihm nachlaufen.«

»Das könnte euch so passen«, brummt Hilde. »Ihr bleibt schön hier, bis Norwin zurück ist!«

Und so warten wir. Wir warten, bis die Sonne über Norwins Haus hinweggewandert ist und vor dem Fenster wieder hinabsinkt, bis das Tageslicht sich von Gelb zu Grau verfärbt, bis die Bäume des Waldes lange Abendschatten werfen. Kein Tor schließt sich und kein Sturm zieht auf. Die Luft steht so still, als hätte die Welt um uns den Atem angehalten.

»Wo bleibt er nur?«, fragt Hilde leise. Aber Ivan hat keine Antwort darauf. Niemand hat eine Antwort und niemand kommt.

Irgendwann steht Hilde auf, huscht aus dem Haus und kehrt wenig später mit einem Korb voll belegter Brote zurück. Auch wenn die Zeit nun eine andere Bedeutung bekommen hat, unsere Mägen erinnern uns daran, wie lange wir hier schon festsitzen, und sie fordern laut grummelnd ihr Recht. Wir hocken uns auf den Boden und essen die Brote, während das Licht immer matter wird, und nach all den endlosen Tagen und Nächten kommt es mir so vor, als würde jemand an einem riesigen Dimmer drehen und das Tageslicht einfach ausschalten, so schnell, dass meine Augen kaum Zeit haben, sich daran zu gewöhnen.

Und dann, schon halb im Dunkeln, kommen Dion und Franz aus dem Wald. Hilde stürzt ans Fenster, reißt es weit auf und winkt sie heran. Ich kann ihre Gesichter kaum noch erkennen, so finster ist es bereits, aber ich sehe, dass sie erfolglos waren – bei ihrer Suche nach Norwin.

»Nirgends?«, fragt Hilde. »Habt ihr das Arkanum durchkämmt, wart ihr am Tor …?«

»Das ist das Problem«, sagt Franz düster. »Es gibt keine Möglichkeit mehr, in die Höhle hineinzugelangen, die Gänge sind verschüttet, und das Arkanum … Wir konnten es nicht mehr fühlen. An keiner der Stellen.«

Hilde und Ivan tauschen einen Blick. »Er wird doch nicht …«

»Wir wissen es nicht.« Dion lässt den Kopf hängen. »Wir haben gerufen, aber keine Antwort erhalten.«

»Ohne Norwin …«, beginnt Franz, doch Hilde hebt blitzschnell die Hand und fällt ihm ins Wort.

»Sei still! Davon will ich nichts hören! Wir warten, genau hier. Wir verhalten uns still, so wie wir es immer tun, wenn das Tor offen steht. Norwin wird zurückkommen. Ihm ist bestimmt nichts geschehen!«

Ich merke, wie Hannes neben mir herumrutscht. Wahrscheinlich geht es ihm wie mir – auch ich will nicht, dass Norwin etwas passiert ist! Aber er war nicht in der Höhle, als sie eingestürzt ist. Niemand war dort, nur wir und die Windpferde! Und die haben wir …

»Es war jemand hier«, höre ich Hilde erzählen. »Ein Wanderer. Er kam aus dem Wald. Wir wissen nicht, wie er über die Grenze gelangt ist.«

»Ist er fort?«, fragt Franz sofort.

»Ja«, brummt Ivan. »Aber er wird andere herlocken. Wir müssen wachsam sein.«

Es macht klick. In meinem Kopf. Wie ein Stein, der ins Wasser fällt, ziehen meine Gedanken Kreise, die immer größer werden, immer mehr Dinge enthüllen, an die wir noch nicht gedacht haben, dafür ging alles zu schnell, aber dieser Wanderer – der Wanderer, der allein in den Wald gelaufen ist …

»Die Windpferde«, flüstere ich.

»Was?« Dion sieht mich an. »Nein, sie waren nicht mehr dort. Aber wenn das Arkanum eingestürzt ist …«

»Das meine ich nicht!« Ich springe auf. »Der Wanderer, der in den Wald gelaufen ist!«

Die Windhüter gucken sich verständnislos an, nur Hannes kapiert, was ich meine. Er steht ebenfalls auf. »Nia hat recht. Wir müssen dem Wanderer hinterher, wir müssen wissen, ob er heil aus dem Wald herausgekommen ist!«

»Was interessiert mich dieser Wanderer?« Ivan verzieht das Gesicht. »Solange er nicht wiederkommt, kann er herumlaufen, wo er will.«

»Aber die Pferde sind da draußen!« Ich schreie jetzt fast. »Die Windpferde, sie sind frei, im Wald!«

Hildes Mund klappt auf. »Sie sind … frei? Sie alle?«

»Ja!« Ich deute auf den Wald. »Und ihr habt den Wanderer genau dorthin gescheucht!«

»Dann ist er selbst schuld.« Dion verschränkt die Arme vor der Brust. Er sitzt noch immer auf Dans Rücken, so als würde ihn das Ganze nichts angehen. »Was läuft er auch durch unser Dorf?«

»Aber sie wissen doch gar nichts davon«, kreische ich. »Die Windheimer denken, Windpferde sind bloß eine alte Legende!«

»Wir haben keine Kontrolle über sie, wenn sie die Lichtung verlassen.« Hilde macht ein ernstes Gesicht. »Das ändert die Lage. Jemand muss hinübergehen und die Menschen warnen! Sucht jemanden, dem sie zuhören, ihren Anführer … Sagt ihm, sie sollen sich von diesem Teil des Waldes fernhalten.«

Die Windhüter bleiben stumm. Wieder wechseln sie Blicke, aber niemand meldet sich freiwillig.

»Was ist los?« Hilde klopft auf das Holz des Fensterrahmens. »Seid ihr zu feige dazu? Sie werden euch nicht fressen, ihr müsst sie nur dazu bringen, euch zuzuhören, das ist alles.«

»Diese Menschen …«, setzt Franz an, doch diesmal falle ich ihm ins Wort.

»Ich gehe«, sage ich schnell. »Ihr wollt mich doch sowieso verbannen, also könnt ihr mich auch gleich zu ihnen lassen. Und ihr wisst … ihr wisst alle, dass ich keine Windhüterin mehr bin.«

Einen Augenblick ist es still in dem kleinen Raum. Auch die beiden Windhüter draußen auf ihren Pferden schweigen. Ivan guckt Hilde an, deutet auf mich und nickt beinahe unmerklich. Als wäre er nicht heilfroh, das Nia-Problem so einfach loszuwerden!

»Also schön«, stimmt Hilde zu. »Du suchst nach ihrem Anführer. Dich kennen sie, du weißt, zu wem du gehen musst. Und dann«, sie lehnt sich zu mir und hält meinen Blick gefangen, »bleibst du dort. Für immer.«

Ich schlucke. Einerseits bin ich froh, aus diesem Zimmer zu entkommen, froh, nach Hause zu dürfen, keine Gefangene mehr zu sein … aber gleichzeitig muss ich mich auch verabschieden, von den Windhütern, von Hilde, von allen hier, die ich lieb gewonnen habe. Wieder schlucke ich. Dann gucke ich Hannes an, doch der senkt den Blick und verschränkt die Arme vor der Brust. Hannes ist noch nicht bereit für den Abschied – noch nicht bereit für Windheim.

Ein seltsames Gefühl erwacht in meinem Bauch. Ein Flattern, als hätte sich ein Vogel in meinen Körper verirrt. Wieder sehe ich Hannes an, aber er kann mir nicht in die Augen gucken, also werde ich das jetzt allein machen, schließlich bin ich ja auch allein hergekommen. Ich schaffe das schon!

»Der Wanderer«, erinnert mich Ivan. »Sieh nach, ob er heil zurückgekommen ist.«

»Und halte die Menschen fern von uns«, setzt Dion hinterher. »Die haben hinter dem Fluss nichts verloren!«

Ich wende mich zur Tür, doch das dauert viel zu lang, und außerdem muss ich dann durch Norwins dunkles Haus laufen, also lege ich die Hände aufs Fensterbrett, ziehe mich hinauf und springe hinaus ins Freie. Das Gefühl in meinem Bauch wird stärker, aber ich ignoriere es und gehe zwei Schritte vom Haus weg.

»Also … also dann«, sage ich, und meine Stimme zittert. Ein bisschen nur. »Es war … trotz allem schön bei euch.«

Sie starren mich nur an, niemand sagt etwas. Hannes hält den Blick noch immer abgewandt. Ich drehe mich um und laufe los. Auf einmal habe ich es eilig, von ihnen wegzukommen, ich kann hier nicht atmen, ich laufe ins Dunkle, in die aufziehende Nacht, ich laufe, bis meine Schritte im Gras der Wiese unhörbar werden und ich …

»Nia! Nia, warte!«

Ich bleibe stehen, wirble herum. Ein schwarzer Schatten fällt mir um den Hals, drückt mich an seine Brust, schluchzt. Ich kralle meine Finger in seinen Pullover, und der Schatten flüstert: »Verrate ihnen nichts von mir, ja? Bitte …«

»Hannes«, wispere ich zurück. Er nimmt meine Hand und drückt etwas hinein, aber bevor ich nachschauen kann, was es ist, lässt er mich los und läuft zurück, und ich stehe wieder allein in der Nacht.

Allein.

Ich bin nicht allein!

Und Windheim ist kein entzweites Dorf mehr.

Sie wissen es nur noch nicht.

Mit diesem Gedanken wende ich mich um und laufe auf das Rauschen des Flusses zu, um heimzukehren.

4

Diesmal schaffe ich es über den Fluss, ohne mir die Füße nass zu machen. Die Dunkelheit hat auch den letzten Rest Tageswärme verschluckt und es ist kalt um mich, so kalt. Ich schlinge die Arme um meinen Körper. Diese dünne Bluse! Warum habe ich mir nichts Warmes zum Anziehen besorgt, als ich es konnte?

Der Friedhof liegt still und verlassen da. Nur in der Kapelle flackert einsam ein winziges Kerzenlicht. Die Bienenwachskerze! Sie brennt, weil es Feuer gibt, weil die Zeit ihrem normalen Lauf folgt und wir nicht in einer komischen Zwischenwelt feststecken … Ich gehe auf die Kapelle zu, auf das Feuer der Kerze, aber kurz davor bleibe ich stehen, mitten in der Dunkelheit. Auf einmal sind die Erinnerungen da, Gedanken und Gefühle, sie überschwemmen mich, und ich kann keinen Schritt mehr tun.

Wir waren hier. Er und ich. Wir. Zusammen.

PaNia.

Hier waren wir zusammen.

Ich kann nicht hinübergehen! Nicht ohne ihn, nicht …

Nicht ohne Pan.

Ich drehe mich um.

Woher weiß ich, dass sie nicht verschwinden? Woher weiß ich, dass Norwin mich nicht beobachtet, nur darauf wartet, dass ich hinüberlaufe, nach Windheim, dass ich fort bin und ihm nicht mehr in die Quere kommen kann …

Nein. Nein! Das Arkanum ist zerstört!

Unwiderruflich.

Niemand kommt mehr in die Höhle hinein oder aus ihr heraus, und die Pferde sind frei, sie sind frei, frei!

Aber von Norwin fehlt jede Spur. Solange wir nicht wissen, wo Norwin steckt, werden wir nie sicher sein, dass es nicht ein neues Arkanum geben wird, einen anderen Kristallzauber, der sie alle mitreißt, ob sie es wollen oder nicht …

Ich höre jemanden schluchzen, laut in der Stille der Friedhofsluft. Mich. Ich habe Angst. Vor dem, was ich getan habe, was ich tun musste, vor dem, was nun geschieht, und dem, was nicht geschieht. Irgendwie … vor allem. Ich bin müde und mir ist kalt, und ich will zu Pan, ich wäre jetzt so gern bei Pan, irgendwo in diesem endlosen Wald, ganz egal, nur bei Pan.

Mein Schluchzen verebbt. Ich straffe die Schultern. Verdammt, Nia! Was ist denn mit dir los? Hast du vergessen, warum du die Windpferde befreit hast? Du wolltest, dass Pan in Frieden leben kann, im Wald, wo er hingehört. Pan und all die anderen. Dafür hast du gekämpft, dafür bist du durch das Arkanum geritten und hast deine Lebenskraft eingebüßt, und dafür bist du zurückgekommen, für sie, für sie alle. Es ist vorbei. Vorbei! Norwin ist weg. Er beobachtet dich nicht, und er kommt auch nicht zurück. Er hat gekriegt, was er wollte – er hat Minna wieder jung gemacht. Nur ihretwegen hat er das Arkanum überhaupt gebaut. Er braucht es nicht mehr und er braucht uns nicht mehr.

Etwas Weiches kitzelt meine Hand. Ich öffne die Finger und trete zwei Schritte nach vorn, bis das Kerzenlicht darauf fällt. Es sind Haare! Dicht verzwirbelt und metallisch schimmernd. Mir stockt der Atem. Pan …? Aber nein, die Haare sind nicht bunt. Sie sind blau. Hell- und dunkelblau. Hannes hat mir das Büschel gegeben, das er aus Gins Mähne geschnitten hat – die Haare, die den Bann zwischen ihnen gelöst und Gin zu einem freien Windpferd gemacht haben.

Er hat so lange in diesem Dorf gelebt und trotzdem war er dazu bereit. Irgendwie gibt mir das Hoffnung, dass doch noch alles gut wird.

Die Dunkelheit ist kalt und fremd, und ich bin froh, dass ich den Weg vom Friedhof zu Tante Lisbeths Haus auch blind finden würde. Im Dorf war es nie so dunkel, überall auf dem Weg lagen blaue Leuchtkristalle und über uns strahlten die Sterne und es ist auch nie so plötzlich dunkel geworden wie hier. Windheim scheint keine Straßenbeleuchtung zu besitzen, wahrscheinlich weil die Menschen keinen Grund haben, bei Dunkelheit vor die Tür zu gehen – oder es ist ein Schutzmechanismus, etwas, was geblieben ist aus der Zeit, als man das Dorf in der Nacht nicht verlassen durfte … weil eine Gefahr im Wald ringsum lauerte.

Der Wanderer fällt mir wieder ein. Ich sollte ja nachsehen, ob er heil aus dem Wald herausgefunden hat! Aber wie soll ich das anstellen, jetzt, in der Dunkelheit? Ich bleibe stehen, genau unter dem Schild mit der Aufschrift Santa-Ana-Straße. Es gibt nur einen Ort, an dem er um diese Tageszeit noch sein kann. Ich seufze, dann schlage ich den Weg zu meiner Linken ein, der zum Gasthaus »Zum Alten Böhmwind« führt.

Dem früheren Zuhause von Hannes.

Niemand kommt mir auf meinem Weg durch das stille Dorf entgegen, aber irgendwo hinter verschlossenen Türen bellt ein Hund. Auch manche Fenster sind hell erleuchtet und manchmal bewegen sich Umrisse hinter den Vorhängen.

Ich bleibe stehen, als ich den Gasthof erreiche. Er ist das letzte Haus in der Straße, dahinter liegt nur noch der Eingang zum Biergarten, danach kommt Wald. Was jetzt? Einfach reingehen? Nein, das geht nicht. Die Wirtsleute würden aus allen Wolken fallen, wenn sie mich so plötzlich sehen! Wie viel Zeit mag vergangen sein, seit ich aus Windheim verschwunden bin? Ich weiß es nicht, aber bis ich das rausgefunden habe, bin ich besser vorsichtig.

Hinter den Fenstern der Gaststube brennt Licht, also drücke ich mich an der Hauswand entlang, steige auf einen steinernen Blumenkübel, aus dem nur verdorrte Zweige ragen, und ziehe mich am Fenstersims hoch. Ich habe Glück – die Gaststube hat tatsächlich noch geöffnet. Und es sind sogar noch Gäste da, nicht viele, zwei ältere Männer, die Karten spielen, eine Familie, die ihre Rucksäcke überall auf der Bank verteilt hat, und … unser Wanderer! Ja, er ist es, ich erkenne seine Softshelljacke und diese komische Mütze, die er getragen hat. Er sitzt am Tresen und unterhält sich mit Herrn Keller, der Gläser abtrocknet und ihm nur mit halbem Ohr zuzuhören scheint. Der Mann hat die Karte vor sich ausgebreitet, die Wanderkarte von Windheim – er deutet darauf, und Herr Keller hebt den Blick, aber dann zuckt er nur mit den Schultern und erwidert etwas, was den Wanderer zusammensinken lässt.

Er ist hier. Wohlbehalten.

Und niemand glaubt ihm, was er gesehen hat.

Die werden sich noch wundern.

Mit einem Satz springe ich von dem Steinkasten und lande auf dem Asphalt, genau in dem Moment, als sich die Tür öffnet. Schnell drücke ich mich an die Hauswand und versuche, ganz ruhig zu atmen. Es ist Frau Keller – ich erkenne ihre Silhouette, weil das Licht von drinnen auf die Straße hinausfällt. Hat sie mich gesehen? Oh, bitte nicht! Aber Frau Keller steht nur da und guckt hinaus in Richtung Wald. Sie sagt kein Wort, und trotzdem kann ich ihre Gedanken hören – die sind so laut, dass sie durch die Dunkelheit fallen wie Steine ins Wasser.

Hannes. Du musst herkommen, du musst nach Hause zurück! Sie wartet auf dich. Sie wartet noch immer auf dich und sie leidet. Das Band, das eine Mutter mit ihrem Kind verbindet, lässt sich nicht durchtrennen wie Windpferdhaar.