Parallelwelt 520 - Band 10 - Wünsche und Hemmungen - Eva Hochrath - E-Book

Parallelwelt 520 - Band 10 - Wünsche und Hemmungen E-Book

Eva Hochrath

0,0
1,49 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Während weit entfernt, im Off, der Chef um’s Überleben der drei Männer kämpft, ahnen die nichtmal was davon, sondern genießen es, dass in der Gruppe endlich mal entspannte Friede-Freude-Eierkuchen-Stimmung herrscht. Das ist aber auch schon alles. Zu ihren Sorgen mit den Verfolgern kommt jetzt das Problem hinzu, dass ihnen die finanziellen Mittel ausgehen. Eine „Geschäftsidee“ muss her. — Reafer hat eine, wenn auch keine besonders legale. Außerdem erfährt Reafer in diesem Band endlich mehr über die Männer. Sogar Menschen aus der Vergangenheit lernt sie kennen. Umgekehrt können die drei Männer Reafers Fähigkeiten als Auto-Mechatroniker bewundern. Und ja: Das Interesse für Reafer als Frau lässt sich auch irgendwie nicht mehr wegdiskutieren… Die Serie Parallelwelt 520 stellt dem vertrauten Hier und Jetzt eine irre Anderswelt gegenüber, die es vielleicht irgendwo im Multiversum gibt, oder die es hätte geben können… Ein aufregendes Wechselspiel zwischen dem Hier-und-Jetzt und dem Morgen-und-ganz-woanders…

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Seitenzahl: 79

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Eva Hochrath

Parallelwelt 520 Band 10: Wünsche und Hemmungen

Der Flügelschlag des Schmetterlings

Vorspann

Eva Hochrath

 

Parallelwelt 520

Der Flügelschlag des Schmetterlings

 

 

10. Wünsche und Hemmungen

 

Impressum

Eva Hochrath – Wünsche und Hemmungen

Parallelwelt 520 – Band 10

1. eBook-Auflage – Juni 2017

© vss-verlag, Frankfurt

[email protected]

Titelbild: Agentur Pjuta (www.pjuta.de) unter Verwendung eines Fotos von Pixabay

Lektorat: Armin Bappert

 

01 Friede, Freude, Eierkuchen!

 

Sie rollten in den Louisiana-Abend. Immer weiter Richtung Süden, dem neuen Ziel entgegen: Mexico City — zweieinhalb tausend Kilometer! Die Sonne, tagsüber nichts als eine unkonkrete Lichtquelle, bekam allmählich einen sichtbaren Umriss, wurde farbig und schwoll an. Schwer und langsam sackte sie ab auf den nordwestlichen Horizont, rechts-geradeaus vor ihnen, eine gewaltige, rotglühende Scheibe im gelben Dunst, deren Widerschein sich über die steingraue Oberfläche des Meeres ergoss, wie Ströme von geschmolzenem Metall. — Der zurückliegende Tag war richtig warm gewesen: eine drastische Klimawende nach all dem miesen, kalten Winterwetter von New York bis Mobile. Selbst um diese Abendzeit zeigten die Außentemperatur-Fühler des Wagens noch vierzehn Grad an. Sie befanden sich eindeutig im Süden. — Das Auto der vier war der einzige bewegte Punkt in einem weiten, öden, einsamen Land. Gewächshausfarmen waren endgültig verschwunden. Keine Siedlungen. Menschenleere Natur, krank und mit gespenstischen Erscheinungsformen, überlagert von einer dumpfen, drückenden Stille.

"So ähnlich muss es am ersten oder zweiten, äh, Schöpfungstag ausgesehen haben!" murmelte Sirrah missbilligend vor sich hin. "Wüst und leer!" Er brauchte mal wieder dringend ein Telefon! Aber in dieser verlassenen 'Urlandschaft' war es natürlich aussichtslos!

Alle vier waren müde und ausgepowert. Ihre Körper klebten von Schweiß und Staub — eine Mischung, die langsam antrocknete, sich in den Hautfalten festsetzte und quälend juckte. Die Augen brannten vom angestrengten Starren in das ungewohnte südliche Licht und von dem giftgetränkten Staub in der Luft. Dazu kam ihr allmählich chronisch werdendes Schlaf-Defizit: Die klammen Stunden auf der überfluteten Straße vor Mobile konnte man kaum mitrechnen, und erst recht nicht die Nacht davor, in der sie aus Atlanta geflüchtet waren. Dass sie sich richtig hatten hinlegen können, im Puff von Atlanta, das war nun schon mehr als zwei Tage her. Und seitdem nichts als Auto! Zwar konnte jeder, der nicht gerade am Steuer saß, im Prinzip die Augen zumachen... aber daraus wurde ja nie richtiger, erholsamer Schlaf an einem Stück. Dazu waren die rollenden Umstände einfach zu unruhig. Mehr als Dösen war nie drin. Sie spürten die Müdigkeit in allen Knochen! Und die nächste Möglichkeit, ein bisschen Schlaf zu tanken, war überhaupt nicht abzusehen! Sie mussten die Nacht nutzen. Jetzt, wo sie die Polizei im Genick hatten! Ein Wunder eigentlich, dass dieser Tag vorbeigegangen war, ohne dass jemand sie entdeckt hatte! Und es war wenig wahrscheinlich, dass ein solcher unglaublicher Dusel anhalten würde! — Sie mussten schnellstens raus aus den NAASi!

Reafer und Deane dösten auf dem Rücksitz in bleierner Bewegungslosigkeit. Die Stimmung zwischen ihnen war endlich entspannt und friedlich. Und nicht nur das... Sie hatten in den fünf Tagen, die sie sich nun kannten, schon so viel miteinander erlebt und voneinander mitgekriegt an Eigenheiten, Gewohnheiten, Vorlieben, Abneigungen... hatten, durch die Umstände gezwungen, auf so viele Konventionen und Genierlichkeiten pfeifen müssen, dass da jetzt zwischen Reafer und jedem der Männer eine Vertrautheit und Intimität war, die unter normalen Umständen höchstens nach sehr, sehr langer Zeit, wahrscheinlich sogar überhaupt nicht zustande gekommen wäre. — Deane hatte in lockerer Selbstverständlichkeit seine Arme um Reafer gelegt, und sie lag ungeniert an ihn hingegossen. Und es tat verdammt gut, nach all den Aufregungen und Katastrophen jetzt einfach nur rumzuhängen und vor sich hin zu dumpfen — halb bewusstes Wahrnehmen des eintönig leise summenden Antriebs und das beruhigende Wissen, dass man nicht allein war in der trostlosen Weite der Landschaft, sondern dass in unmittelbarer, heimeliger Nähe vertraute lebende Wesen um einen herum waren.

Ihre Aussöhnung endgültig besiegelt hatten Reafer und Deane mit einem liebevollen, zärtlichen Kuss und einer festen, warmen Umarmung. Reafer war in Deanes Arme eingetaucht mit dem symbolhaften Gefühl, es sei die ganze Gruppe, die sie schützend umschloss — diese seltsame, faszinierende Gang mit ihrem ganz besonderen 'Swing', in den Reafer sich einzuklinken begann wie in einen verlorengegangen, lange vermissten, und endlich wiedergefundenen Wunschzustand.

Sirrah und Rhyan hatten den jungen Freundschaftsbezeugungen interessiert und befriedigt zugesehen und waren dann gleichmütig zur Tagesordnung zurückgekehrt.

 

02 Finanzen

 

Abends gegen neun fing Rhyan an sich lautstark zu beschweren. Hunger! Reafer krakeelte sofort mit. Sirrah und Deane spürten ihre Mägen ebenfalls. Ihre letzte Mahlzeit hatten sie in Mobile gehabt. Sojawürstchen mit Popcorn! Und elf Stunden zurück lag das auch schon wieder!

"Man fällt richtig vom Fleisch!"

"Wir müssten doch bald durch Franklin kommen. Wenn das Kaff bewohnt ist, können wir da ja schnell 'n paar Kalorien einwerfen... Und telefonieren kannste da bestimmt auch, Sirrah..."

Im Rückspiegel sah man, wie Sirrahs sonst meistens gelassene Gesichtszüge einen verkniffenen Ausdruck annahmen.

"Was haste denn, du oller Nieselpriem?"

"Wird dir das schon wieder zu teuer?!"

"So, äh, könnte man sagen! — Nicht, dass ich euch die armseligen paar Nährstoffe und, äh, Magenfüller nicht von Herzen, äh, gönnte... Aber mit dem erforderlichen, äh, Bargeld ist das so eine, äh, Sache... Wir, äh, haben nämlich keins mehr!"

"Ja, und?! — Du hast doch bestimmt Schecks und Kreditkarten in den Socken!"

"Äääh..."

"Au verflixte Hühnerkacke!" fluchte Reafer los.

Sirrah nickte mit grimmiger Befriedigung. "Ich entnehme Cracksens unflätiger, aber, äh, treffender Bemerkung, dass wenigstens einer von euch unsere, äh, Situation gecheckt hat!"

Aber auch die beiden anderen schnallten, was los war. "Ouh Mann! Da hab ich ja noch gar nicht dran gedacht!" bekannte Deane. "Aber das stimmt ja überhaupt: So wie wir jetzt dastehen... als ausgekniffene Knasthuber..."

"...mit'm geklemmten Kübel! Hmpfh!"

Deane lachte gallig auf. "Nicht direkt kreditwürdig, was?!"

"Eine Bank ist der, äh, letzte Ort, wo wir uns sehen lassen dürfen! — Mit den ganzen, äh, Computer-Kontrollen... Da könnten wir uns ebenso gut auch gleich bei der, äh, Polizei melden!"

"Und Kreditkarten", wusste Reafer düster, "...damit können wir uns vielleicht 'n Haus kaufen... Aber in 'ner Imbissbude könnten wir wohl genauso gut versuchen mit Muscheln zu bezahlen!"

"Hast du denn nich noch Pulver, Cracks?! — In Atlanta, da haste doch 'n Packen Scheine gezückt, dass einem schwindlig wurde! Haste da denn nich noch 'n paar von?"

Seufzen. "Nee! Das war der Rest vom Schützenfest! — Und ihr? Wie viel Bargeld habt ihr denn noch?"

Erstaunte Gesichter bei Rhyan und Deane. "Nix! — Wenn Sirrah keins mehr hat... W i r  haben bestimmt keins!"

"Ja, lauft ihr beiden denn ohne einen 'Kujambel' in der Tasche rum?!"

"Natürlich! — Was brauchen wir Geld, wenn Sirrah dabei ist! Dafür ist der zuständig! — Ich bin ja auch der einzige, der mit 'ner Arzttasche rumläuft!"

"Na, ihr seid vielleicht so'n paar... 'Spezialisten'!" murmelte Reafer kopfschüttelnd. Dann gnickerte sie. "Aber Schecks hätt' ich übrigens auch noch 'n paar..."

"Na, heb sie mal gut auf! — Wenn du mal, äh, Klopapier benötigst... Ist ja durchaus auch ein nützlicher, äh, Verwendungszweck..."

"Oh, da erinnerst du mich an was: Ich muss pinkeln!"

Allgemeines Aufstöhnen. "Ihre kleine Blase mal wieder!"

Kurz darauf schälten sich aus dem Dunkel vor ihnen tiefschwarze Umrisse von Gebäuden: Franklin. Und ein paar schummrige Lichter zeigten an, dass dieser Ort keine Geisterstadt war. Dort gab es also Essen und Bargeld! — Aber nicht für die vier von der Polizei Gesuchten!

Kurz vor der Stadt kurvte Sirrah rechts ran, in den Schatten einer Lagerhalle. "Jetzt machen wir erst einmal, äh, Kassensturz. Vielleicht reicht's ja noch für eine Tüte, äh, Senf... Sonst müssen wir eben eine, äh, Würstchenbude ausrauben!"

"Vom 'internationalen Terroristen' zum Würstchenklau! — Ziemlicher Abstieg!"

"Tja, also... Auf dein kriminelles, äh, Standesbewusstsein können wir nun keine Rücksicht nehmen, fürchte ich!"

Es kamen dreihundertzehn Dollar fünfundsechzig zusammen. Immerhin doch noch ein bescheidenes Abendessen. Aber auch wirklich das letzte, das sie bezahlen konnten!

"Jetzt könnten wir die, äh, 'zehntausend Dollar' gut gebrauchen, die ich in diesem, äh, Etablissement in Atlanta für jeden bezahlen musste!" grämte sich Sirrah.

"Meinste, dass wir die wiedergekriegt hätten, wenn wir die nich abgebumst hätten?!" frotzelte Rhyan.

"Wer, äh, weiß..."

"Naja... So im Nachhinein...", erwog Deane versonnen, "Jetzt würde ich mir das vielleicht auch überlegen, ob ich meine... Bedürfnisse... nicht auch anders abklären könnte als mit den lahmen 'Knallerbsen'..." Und dabei sah er mit bedeutungsvollem Lächeln in Richtung Reafer.

Einen Moment lang sagte keiner was. Dazu war das jetzt zu unvermittelt gekommen! Aber um Reafers Mund spielte ein vages, kaum erkennbares Lächeln. Aus den Augenwinkeln blickte sie Deane an. — Die andern beiden guckten unbestimmt, mit auffällig harmlosem Ausdruck, vor sich hin. Aber irgendwie war da ein Feixen unter der Oberfläche...

"Also, äh, lasst uns zusehen, dass wir endlich was in den Magen bekommen!" kommandierte Sirrah schließlich, ganz unwirsch.

Wenig später standen sie auf dem dunklen Parkplatz eines schmuddeligen Imbisses, der gute Deckung bot. Im schwachen Schein von mies erleuchteten Fenstern mampften sie Soja-Chili, Syntho-Hotdogs   Rhyan und Reafer doppelte Portionen   und spülten das Zeug mit dem obligatorischen "Koffo" runter.

"Ich wüsste ja nicht ungern," grübelte Sirrah, "warum sie sich diese, äh, Mühe mit den Unterschieden machen: das eine 'Hotdog' zu nennen und das andere 'Chili'... und dem Zeug verschiedene, äh, Formen zu geben! — Es hat alles absolut denselben, äh, merkwürdigen Geschmack!"

"Ja, aber dieser 'Koffo'... der schmeckt verschieden! — Nämlich nach gar nix!"

"Wir hätten zu Hause nich immer übers Essen meckern sollen! — Das iss jetzt die Strafe! Hmpfh!"

Reafer beteiligte sich nicht an den Galgenhumor-Blödeleien. Gedankenvoll kaute sie vor sich hin und war schon seit einiger Zeit sehr schweigsam. — Was, ausgerechnet bei ihr, unweigerlich auffallen musste!