Parallelwelt 520 - Band 15 - Die Eierköpfe - Eva Hochrath - E-Book

Parallelwelt 520 - Band 15 - Die Eierköpfe E-Book

Eva Hochrath

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Beschreibung

Geschafft! Um Haaresbreite! Die wahnsinnige Flucht und Abenteuer-Tour ist zuende! Aber nicht die Geschichte. Mit dem Ende der Flucht beginnt etwas Neues, mindestens ebenso Wahnwitziges! Reafer erfährt endlich die Hintergründe ihrer drei geheimnisvollen Freunde, und: wohin sie unterwegs sind! Ihr Reiseziel ist so verrückt, dass es einem den Atem verschlägt! Die Serie Parallelwelt 520 stellt dem vertrauten Hier und Jetzt eine irre Anderswelt gegenüber, die es vielleicht irgendwo im Multiversum gibt, oder die es hätte geben können… Ein aufregendes Wechselspiel zwischen dem Hier-und-Jetzt und dem Morgen-und-ganz-woanders…

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Seitenzahl: 96

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Titelei

Eva Hochrath

Parallelwelt 520

Der Flügelschlag des Schmetterlings

15. Die Eierköpfe

Impressum

Eva Hochrath – Die Eierköpfe

Parallelwelt 520 – Band 15

1. eBook-Auflage – Februar 2018

© vss-verlag, Frankfurt

[email protected]

Titelbild: Agentur Pjuta (www.pjuta.de) unter Verwendung eines Fotos von Pixabay

Lektorat: Armin Bappert

01 Bescheidener Abgang

Sirrah wandte sich als erster zum Gehen. Er wollte ganz lässig aus dem Folterraum hinausschlaksen.

Ein lila Strahl traf ihn und nagelte ihn auf die Stelle. Zwei 'Gooks' simmerten und summten eifrig hinter ihm her und nahmen ihn in die Mitte.

Den anderen drei, auch Reafer, erging es nicht besser. Jeder zwischen zwei 'Gooks' festgehalten in einem entronischen Energienetz, wurden sie hinausexpediert. — Der großartige Abgang fiel ziemlich bescheiden aus!

"Und das sind ganz 'harmlose' Roboter, was?!!!" höhnte Reafer grimmig.

Ihren drei Spezis schien die erniedrigende Zwangsprozedur nicht viel auszumachen. Die, auch wenn sie noch alle Spuren der ausgestandenen Strapazen zeigten, waren locker und gelöst, und fügten sich gutwillig.

Deane wandte sich zu Reafer um. "Es sieht ganz so aus, als ob unser 'Oberindianer' persönlich die Finger da drin hat!" Dazu grinste er breit und fröhlich.

"Jau! Jetzt hatter die Faxen dicke!"

"Was ich ihm irgendwie nichtmal, äh, verdenken kann!"

"Der hat 'n ziemlich bizarren Humor, wenn ihr mich fragt!"

"Das stimmt sogar! — Aber er hat immerhin durchschlagende Wirkung! Ohne ihn würden wir uns jetzt immer noch mit diesem Freak im schwarzen Anzug herumärgern!"

"Meint ihr, das war... 'Er'... das alles hier?!"

"Das, äh, trägt alles ganz gewaltig seine, äh, Handschrift!"

"Scheint 'n Wichtigmacher zu sein!" brummelte Reafer unwirsch. Der wurde ihr unheimlich, dieser rätselhafte Mann im 'Off'!

Ihre glänzenden runden Bewacher bugsierten sie durch das ganze Gebäude nach oben. Der Folterraum hatte sich im ixten Untergeschoss befunden. Die vier sahen sich neugierig in dem Haus um. Das war ein riesiger Stützpunkt, alles ohne Fenster, und vollgestopft mit Technik. Jetzt war alles zerstört; überall lagen Körper von 'Grauen' herum! Die 'Gooks', wie die drei Männer die runden Nervensägen nannten, hatten ganze Arbeit geleistet! — Und wer immer die Killer-Kugeln kommandierte... der war jedenfalls nicht mit Skrupeln belastet, sondern tat eiskalt das Effektivste!

"Kein Wunder," brummte Rhyan, beeindruckt von diesem Stützpunkt. "dass die immer so gute Ausrüstungen und Autos und Waffen hatten! Und immer so genau Bescheid gewusst haben, wo wir waren... Wenn die s o  'ne Kommandozentrale haben...!"

"Ja!" murmelte Reafer, der es noch nachträglich grauste. "Und wenn die  h i e r  so was haben... dann kann man sich an drei Fingern abzählen, dass die in den NAASi noch mal dasselbe in Grün haben!"

"Gute Güte, Cracks! Du hast schon wirklich merkwürdigen, äh, Umgang!"

"Na, da kann sich der eurige aber auch sehenlassen! Wenn ich da an euern... 'Vorsitzenden'... denke... Und diese Killerkugeln... Ist  d a s  vielleicht 'n 'Umgang'?!"

Darauf lächelten sie nur verschmitzt.

Sie erreichten das Dach des Gebäudes. Trotz der Tageszeit – helllichter Mittag! – herrschte Dämmerlicht. Blick auf eine unbeschreiblich schmutzige Giga-Stadt, über der schwere, braune Schwaden lagerten wie Riesen-Kissen! — Auf dem Dach parkte schwebend ein Vehikel, eine Art Fluggleiter. Leute standen drumherum, mit Waffen in der Hand, schief grinsend. (Auch Diego Barrios war darunter.) Die Leute grüßten respektvoll, aber die 'Gooks' machten keine Anstalten, ihren strammen Weg zu unterbrechen. Die vier wurden geradewegs in diesen Fluggleiter befördert. Kaum saßen sie auf ihren Plätzen, da kam schon Bewegung in die Maschine. — Sie flog scheinbar ohne Piloten. Sollte heißen, wahrscheinlich betätigten diese Kugel-Wachhunde irgendeine geheimnisvolle Navigations-Entronik.

Die drei Männer ließen sich entspannt in die Sitze zurückfallen, langten wie gewohnheitsmäßig in kleine Fächer, von wo sie, ohne überrascht zu sein, Zigarettenschachteln hervorholten ‑ die irgendwelche geheimnisvollen Heinzelmännchen dort deponiert haben mussten ‑ und zündeten sich in aller Ruhe Zigaretten an — wogegen die 'Gooks' offensichtlich nichts einzuwenden hatten. Tiefes, erleichtertes Aufseufzen.

Grinsend beobachteten sie Reafer.

Die war natürlich nicht so entspannt, sondern wartete auf die nächste Überraschung. Draußen huschten verschwommen im braunen Dunst Bilder einer unsagbar verkommenen Megalopolis vorbei: Mexico City, ein Häuser-Ozean mit fünfzig Millionen Einwohnern — etwas mehr als der Hälfte der Einwohner des Landes!

Rhyan stieß Reafer an. "Ey, Cracks! Kannst dich ablockern! Jetzt iss alles gelaufen!"

Misstrauischer Seitenblick. "Sicher?!"

Auflachen. "Deine lästigen 'Kumpels', die wirst du so schnell nicht wiedersehen!"

"Das halte ich auch für einigermaßen, äh, unwahrscheinlich! — Dafür dürftest du aber in Bälde, äh, die Ehre haben, den Boss kennenzulernen! Und zwar, äh, allerhöchstoberpersönlich! — Wir, äh, sind nämlich ‑ und das sollten wir uns auf der, äh, Zunge zergehen lassen! ‑ auf dem Weg nach Hause!"

"Jau! Jawoll! Juchhuuu!!" Rhyan sprang übermütig auf. Ein strenger Strahl traf ihn und drückte ihn wieder in den Sitz. — Gewisse Bewegungen erlaubten die 'Gooks' ja offensichtlich, aber bei Übertreibungen hatten sie keinen Humor...

"A propos Boss..." Deane nickte Sirrah auffordernd zu.

Der nickte zurück. "Stimmt! — Aber ich, äh, muss erst fragen!"

Er sprach einen der 'Gooks' respektvoll mit einem Code an. Hochmütiges Knistern antwortete ihm. Dann erkundigte "SaS-Controller-Null-Zwei" sich höflich, ob man "Objekt-Kategorie-Person-Identifikation-Null-Null-Null-Null" in den "Informations-Standard I-Null-Zehn" setzen dürfe.

"Du gehst aber ran!" gluckste Rhyan. "Gleich 'n Zehner...!"

"Ich glaube nicht, dass ich mich an diesen neuen 'Namen' gewöhnen kann!" grummelte Reafer. "So viele Nullen... Ich frag mich, ob das nicht sogar 'ne Beleidigung ist!"

"Korrektur!" wurde Sirrah knarrend zurechtgewiesen. "Objekt Kategorie-Person Identifikation-Null-Null-Null-Null ist vorgesehen für Informationsstandard I-Null-Drei!"

Die Männer guckten erstaunt. Sirrah schüttelte verärgert den Kopf. "Wiederholung der Frage!" knatschte er die besserwisserische Kugel an. "Fehler-Ausschluss! Bestätigung!" Und vor sich hin brummelte er: "Dämliches neumodisches, äh, Maschinengelump!"

"Wiederholung-Bestätigung-Fehler-Ausschluss-Objekt-Kategorie-Person..." undsoweiter knarrte es, und die Kugel bestand auf "Informationsstandard I-Null-Drei".

Überrascht blickten die Männer sich an.

"Das 'ss ja gediegen! Ich hab 'n Zehner schon für frech gehalten... Und nu sogar 'n Dreier!" — Was offenbar was Besseres war als ein "Zehner"!

Dann Grinsen, Achselzucken. "Unser 'Brautstand' scheint ja doch einigermaßen ernstgenommen zu werden!"

"So langsam geht mir euer krauses Gequassel reichlich auf den Wecker!"

"Ja, das glaub' ich! — Na, dann wollen wir unserm 'Objekt Personenkategorie undsoweiter' mal Informationsstandard I-003 verpassen, nicht?!"

Daraus wurde erstmal nichts. Der Fluggleiter war zum Stillstand gekommen. Sie wurden ins Freie geschafft. Reafer knirschte mit den Zähnen.

Offenbar ein Flugfeld, weit draußen vor der Stadt, denn man sah die gigantische braune Wolke von fern. Holperige braungrau-grüne Grasreste; in ein paar hundert Metern Entfernung sah man vergammelte Hangars. Davor altersschwache Flug-Schrottmühlen. Es stank nach Kerosin und irgendwas anderem.

Die Männer grinsten sich an, als sie 'Cracks'' verdrossenen Blick sahen, die sich missvergnügt auf einen Flug in einem dieser Schrotthaufen vorbereitete. Aber sie sagten nichts.

Ihre aufdringlichen kugelförmigen Begleiter brachten sie in den nächstliegenden Hangar, einen verrotteten Schuppen aus grau-fauligem Holz. Aus der hellen Sonne tauchten sie ein in muffiges Dunkel.

Drinnen nichts, was einen in größere Erregung versetzt hätte. Ein paar rostüberzogene Schrottfahrzeuge, Gerätschaften, und hinten in der Ecke lag eine große Metallplatte herum. Auf genau diese Platte steuerten die 'Gooks' mit ihnen zu. Sie mussten sich auf die Platte stellen. Entronisches Gequassel ertönte: eine Nummernfolge. Dann spürte Reafer Kribbeln, im ganzen Körper, von innen heraus, als ob ganze Ameisenvölker in ihre Knochen einmarschierten! — Das Gefühl kannte sie doch! — Das Schwindelgefühl... das Flimmern vor den Augen... Körperlosigkeit... graues Nichts...

Dann war alles wieder normal. Bis auf die Tatsache, dass sie sich an einem anderen Ort befanden! — Reafer schüttelte sich wie ein Hund, der aus dem Wasser kommt. Sie sah ihre drei Spezis mit grimmigem, bedeutungsvollem Kopfnicken an. "So so... Sogar Transmitter habt ihr!"

Jetzt staunten ihrerseits die Männer: Das Wort kam ihr so geläufig über die Zunge wie etwa "Wasserspülung"!

Reafer sah sich neugierig um. Sie befanden sich in einem riesigen, wahrscheinlich unterirdischen Hangar. Und der hier hatte nichts mehr von der graubraun-vergammelten Schäbigkeit des ollen Flugfeldes. Hier sah alles nach Hochtechnologie aus! Alles lag im Dämmerlicht, an das die Augen sich erst gewöhnen mussten.

Aber dann, als Reafers Augen die Anpassung vollzogen hatten, entfuhr ihr ein verblüfft-beeindruckter Pfiff.

Silbrig-schimmernd, die spiegelglatte Oberfläche ohne einen Fleck oder Kratzer, die längliche Form einer Rakete, thronte der Metallvogel da in der Dunkelheit, auf einem extrem hohen Fahrwerk und strahlte schlicht Schönheit und Vollkommenheit aus! Es waren weder Cockpitfenster noch Einstiegluken zu erkennen. Die gleißende Oberfläche war wie aus einem Guss.

"Na? Gefällt er dir?" grinste Deane. Sie genossen 'Cracks'' Staunen.

"Du hast schon gedacht, wir müssten jetzt in so 'ner Schrottkiste losjuckeln, was?!"

Reafer nickte und lachte. "Ja! Allerdings! — Wie kommt man denn da rein? Auch mit Transmitter?"

"Sicher! Und da hinten...", Sirrah deutete auf ein großes Metalltor in der fernen Wand des Hangars, "dort, äh, befindet sich unser Ausstoßkanal."

"Wir sind hier nämlich hundert Meter unter der Erde! Damit das geheim bleibt, dass wir in Mexiko 'ne Außenstation haben! — Und aus dem Kanal da werden wir einfach rausgeschossen, wie 'ne Kanonenkugel!"

Dann aber wandte Reafer sich von dem Flieger ab und sah sich suchend um. Da hinten waren Türen. Büros vielleicht, oder Wartungsräume...

"Was iss? Suchst du was?"

"Ja, allerdings! — Hier arbeiten doch sicher hin und wieder Leute, oder?"

"Ja, klar! Das Zeug muss ja gewartet und überprüft werden..."

"Dann gibt's hier doch bestimmt 'n Klo..."

Lachen. "Darauf haben wir ja schon gewartet, Cracks!"

"Oder erlauben sowas diese blöden Kugeln nicht?!"

"Tja, da, äh, bin ich auch gespannt! Mit so einem, äh, Problem dürften die nicht sehr oft, äh, konfrontiert werden..." Sirrah versuchte es. Unter dem Gegluckse der Männer informierte er die Kugeln, dass "Objekt-Kategorie-Person-Identifikation-Null-Null-Null-Null" eine Toilette benötige.

Reafer grummelte.

Die Kugeln knisterten und knasterten. Sie schienen nicht so recht zu wissen.

"Na bitte! Für sowas sind die zu blöd! — Wie lange muss ich's mir denn verkneifen?"

"Tja... 'n paar Stunden sind wir schon unterwegs..."

Aber dann: Das Geknister und Geknaster wurde lauter, mutierte zu einem reibenden, mahlenden Geräusch… dann ratterte etwas… Und aus einer der Kugeln fuhr eine Art Schublade heraus. Und die machte noch ein paar Metamorphosen durch und endete als — Klo!!! Komplett mit Schüssel, Brille und Deckel.

Nicht nur Reafer, auch die Männer guckten "ganzbaff"!

Nur Rhyan meinte trocken: "Klar! Sirrah hat 'n Klo verlangt… dann schmeißen die natürlich ihre Molekülwandler an." Er strahlte Reafer an. "Also bitte, Cracks: Kannst dich gleich draufsetzen!"

"Wenn ihr glaubt, dass ich mich auf diese… diese… 'Schublade'…setze…!"

Die Männer amüsierten sich hemmungslos.

Sirrah hatte schließlich ein Einsehen und revidierte das Kommando. Nicht die Toilette solle zu "Objekt-Kategorie-Person-Identifikation-Null-Null-Null-Null" gebracht werden, setzte er den Kugeln auseinander, sondern, umgekehrt, "Objekt-Kategorie-Person-Identifikation-Null-Null-Null-Null" zur nächstgelegenen Toilette.

Und tatsächlich: Das dargebotene Klo mutierte zurück zur 'Schublade' und verschwand wieder in der Kugel. Dann wurde schnarrend angefragt: "Herren- oder Damentoilette?"

Als auch das geklärt war, wurde endlich mitgeteilt: "Objekt-Kategorie-Person-Identifikation-Null-Null-Null-Null wird zum Funktionsraum für Stoffwechselproduktausscheidung verbracht!"

Unter dem Gejohle der Männer wurde Reafer von ihren beiden Bewachern abgeführt.

Und als sie zurückbugsiert wurde, machte sie ein übellauniges Gesicht. "Also, das ist die hautnahste Beschattung, von der ich je gehört hätte! Die haben so quasi mit auf der Klobrille gesessen! Hätten mir eigentlich auch ruhig noch die Hose runter- und raufziehen können! — Wenn das wirklich euer Boss ist, der diese Nervensägen kommandiert, dem werd' ich was erzählen!"

Die 'Gooks' beendeten ihre Alberei. Die 'Ameisen' begannen wieder zu marschieren, es flimmerte, man löste sich auf... und dann fanden sie sich im Inneren des Flugvogels wieder. Beleuchtung flammte auf. Ihre rundlichen Bewacher drückten die vier sanft, aber bestimmt in die Sitze.

02 Lügenbolzen

Mit einem leise summenden Geräusch erwachte der Vogel zum Leben. Dieses Mal sah Reafer, wie ein Hebel sich wie von Geisterhand bewegte.

"Das machen diese... 'Gooks', nicht?"

"Ja, klar! Wer sonst!"

"Man, äh, traut uns offenbar für keine zwei Nickelstücke mehr über den, äh, Weg!"