Parallelwelt 520 - Band 2 - Eine brisante Frage - Eva Hochrath - E-Book

Parallelwelt 520 - Band 2 - Eine brisante Frage E-Book

Eva Hochrath

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Beschreibung

Ein verrottetes New York, das nicht nur in der Zukunft liegt, sondern auch in einer bizarren Parallelwelt: Mitten im bekloppten und turbulenten Arbeitsalltag der Protagonisten wird ein fieses Geheimnis aufgedeckt, und es findet eine aufregende und folgenschwere Begegnung statt… "Eine brisante Frage" ist die zweite Folge von "Paralellwelt 520", einer außergewöhnlichen SF-Serie, welche die merkwürdige Welt der Rebellin Reafer aus dem bizarren Land Saxxan und ihrer Freunde vom anderen Ende der Welt schildert. Action, Abenteuer und Aufregung – Liebe, Sex und Freundschaft – Komik und Slapstick – Geheimnisse und Rätsel… Die Serie versucht sich hineinzudenken in eine Welt siebzig Jahre vom Hier und Jetzt – stellt - angeregt von den Erkenntnissen der Quantenphysik - faszinierende Gedankenspiele an mit den Möglichkeiten einer noch nicht stattgefundenen oder bereits anders abgelaufenen Wirklichkeit… Parallelwelt 520 stellt dem vertrauten Hier und Jetzt eine irre Anderswelt gegenüber, die es vielleicht irgendwo im Multiversum gibt, oder die es hätte geben können… Ein aufregendes Wechselspiel zwischen dem Hier-und-Jetzt und dem Morgen-und-ganz-woanders…

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Seitenzahl: 73

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Eva Hochrath

Eine brisante Frage

Parallelwelt 520 - Band 2

Vorspann

 

 

 

 

 

Eva Hochrath

 

Parallelwelt 520

Der Flügelschlag des Schmetterlings

 

Band 2: Eine brisante Frage

 

Impressum

Eva Hochrath – Eine brisante Frage

Parallelwelt 520 – Band 2

1. eBook-Auflage – Oktober 2016

© vss-verlag, Frankfurt

[email protected]

Titelbild: Agentur Pjuta (www.pjuta.de) unter Verwendung eines Fotos von Pixabay

Lektorat: Armin Bappert

01 Büffel im Schafstall

 

Reafer betrat am Mittwoch, den fünften Januar 2089, missmutig, weil noch nicht ausgeschlafen, den Hörsaal. Erste Vorlesung nach den Weihnachtsferien. Wie jedes Mal, war sie überrascht, den sparsam beleuchteten Saal mit den kaputten Fensterscheiben und dem Sperrmüll-Gestühl brechendvoll vorzufinden. Und das trotz der Spar-Beheizung - sie trugen eben alle Mäntel, Mützen und Schals - und der unmöglichen Uhrzeit: neun Uhr morgens!

Das war kein Zufall: Gast-Dozent "Shaw" war ein ausgesprochener Publikumsrenner — nach nur vier Wochen bereits bekannt wie eine Zirkusattraktion. Weil in ihren Kursen immer was los war! Nur die Collegeleitung betrachtete das aus – naturgemäß – anderem Blickwinkel. Man hatte "Dr. Shaw" wegen ihrer wissenschaftlichen Qualitäten engagiert... Die Methoden aber, mit denen sie den Stoff vermittelte, ließen nach Ansicht der Collegeleitung einiges an wissenschaftlichem Ernst zu wünschen übrig. Denn sie pflegte die moderne Sozialpsychologie am 'lebenden Objekt' zu demonstrieren — was auf die Studenten so unterhaltend wirkte wie unseriös auf die Collegeleitung.

Dabei verfuhr Reafer in aller Unschuld nach Methoden, die in Saxxan ganz alltäglich waren und dort niemanden weiter in Erregung versetzten. Aber von den amerikanischen Studenten hätte sie wahrscheinlich noch Eintritt verlangen können dafür, dass sie, zum Beispiel, Leute und Gruppen aufeinander losgehen ließ und anderen psychologische Aufträge erteilte wie Frieden stiften oder, im Gegenteil, Aufruhr zu schüren... Die Studenten hatten immer mächtig ihren Spaß daran, und die 'Auftretenden' wurden wie Bühnen-Akteure beklatscht oder ausgebuht. — Im Gegensatz zur Collegeleitung gönnte Reafer den Studenten ihren Spaß von Herzen. Nach dem Studium würden die armen Hunde sowieso nichts mehr zu lachen haben... Und außerdem, so unseriös, wie es den Anschein hatte, waren schließlich die 'Zirkusvorstellungen' gar nicht: Für Reafer bedeutete es harte Arbeit, die Abläufe so zu steuern, dass ein analysierbarer Prozess dabei herauskam. Und es war ja auch nicht so, dass die Studenten nichts lernten: Nach den 'Showeinlagen' wurde immerhin stramme wissenschaftliche Analyse betrieben.

Bis auf das eine Mal vor Weihnachten, als das Thema "Instinkt und Logik" dran gewesen war! Der vorschriftsmäßige Ablauf war, fünf Studenten in eine anfangs harmlose Diskussion zu verwickeln und sie nach und nach mit immer alberneren und irrwitzigeren Behauptungen zu konfrontieren. Die zu erwartende Reaktion - die in Saxxan immer eintrat - war, dass ab einem bestimmten Grad von Unlogik oder Albernheit eine natürliche, dem Menschen innewohnende Urteilskraft einsetzte, er sich an die Stirn tippte und das Ganze nicht mehr ernstnahm... Die New Yorker Studenten hatten leider nicht so reagiert wie die Saxxan'schen Lehrbücher es vorschrieben: Die hatten alles bierernst genommen und waren, entsprechend dem Grad der Unlogik, immer erregter geworden. Und an dem Punkt, wo der Dozent zu einem von ihnen sagt: "X hat mir gestern erzählt, dass Sie schwul sind!" — da war der Angesprochene in wilder Wut aufgesprungen und auf den unschuldigen "X" losgegangen! Andere hatten sich eingemischt, und innerhalb von Augenblicken hatte eine Schlägerei im ganzen Hörsaal getobt! — Reafer hatte sich, wie so oft, seit sie Saxxan verlassen hatte, innerlich grinsend an den Kopf getippt und den Blödsinn amüsiert angestaunt.

Aber als Dozentin war sie natürlich zum Eingreifen verpflichtet, und sie hatte, immerhin Spezialist für Aufruhr-Bewältigung, die Sache auch nach ein paar Minuten im Griff gehabt... Pech war nur gewesen, dass irgendein Blödmann in der Zwischenzeit die Polizei alarmiert hatte, die dann angerückt gekommen war — zusammen mit Professor Sundringham, dem Collegeleiter! Naja, und als diese Polizisten da, sich am Kopf kratzend, ratlos herumgestanden waren und Professor Sundringham zeternd herumgesprungen war... da hatte es Reafer einfach gejuckt, ihre 'Demonstration' fortzusetzen. Und das Ergebnis war gewesen, dass schließlich Professor Sundringham abgeführt worden war! — Reafer hatte einen liederlichen Mordsspaß gehabt, hegte aber seitdem nicht mehr die größten Hoffnungen, dass im nächsten Semester ihr Lehrauftrag verlängert werden würde...

Den Studenten gefiel das umso besser, dass "Dr. Shaw" immer mal wieder der Gaul durchging. Und das nicht nur bei ihren Demonstrationen, sondern da war auch noch eine weitere Unterhaltungsquelle: ihr Schandmaul! Schon unter normalen Umständen war ihr Unterricht spannend, weil sie, mit impulsivem Temperament und unerschöpflicher Redelust ausgestattet, brillant und mitreißend vortragen konnte. Aber es war immer mal auch eine 'Zugabe' drin. Wenn Reafer so richtig in Fahrt kam, dann passierte es, dass sie das trockene, aber sichere Areal der reinen Wissenschaft verließ und sich leidenschaftlich mit der Wirklichkeit auseinandersetzte! Dann analysierte sie alles in Grund und Boden, was jemals seinen Weg in die Nachrichten oder Geschichtsbücher gefunden hatte, ob die politischen Systeme, die Finanzwirtschaft, das Behördentum, die Religionen… nichts war vor ihrer Zunge sicher! Und den hingerissen lauschenden Studenten liefen dabei wohlige Schauer den Rücken runter, weil sie genau wussten, dass sie bei etwas sagenhaft Unanständigem dabei waren! Der Hit war "Dr. Shaws" Ansicht über die Demokratie, ihre Behauptung, dass das demokratische System in der gegenwärtigen Ausformung sich selbst ad absurdum geführt habe! Einfach weil es nicht funktioniere! Und, dass es auch nicht funktionieren könne, solange nicht diejenigen an die Macht kämen, die die meiste Kompetenz besitzen, sondern immer nur diejenigen, die das Wahlvolk am besten beschwatzen konnten und am korruptesten waren!

Irgendwann, da waren sich alle in ihrer 'Fan-Gemeinde' sicher, würde "Dr. Shaw" mit Pauken und Trompeten von der Uni fliegen! Und dann würde man später einmal erzählen können, dass man dabei gewesen war! — Vor dem Rauswurf hatte Reafer nun zwar keine Angst... Aber manchmal kam ihr doch der Gedanke, dass sie sich eigentlich viel zu auffällig benahm — allerdings aus Gründen, die keiner ihrer Studenten ahnte! Denn mit ihrem Verhalten machte sie sich zum Gesprächsthema und zog Aufmerksamkeit auf sich. Und das konnte durchaus auch bis zu den "Wæthans" gelangen! — Æleash jedenfalls, wenn er sie hätte sehen können, hätte in das Treiben seiner unbeherrschten kleinen Schwester wohl schon längst drastisch eingegriffen...

Ab heute, nahm sie sich vor, würde alles anders werden! Von jetzt an würde "Dr. Shaw" ein Muster an Bravheit und Angepasstheit sein! Nur nicht noch weiter auffallen...

Bevor sie den heutigen Vortrag begann, überflog Reafer routinemäßig die Gesichter der Studenten: Wer war da, wer fehlte. Auf Anwesenheitslisten verzichtete sie, obwohl es ihr Mühe machte, Einzelne wiederzuerkennen. Sie sahen alle so gleich aus: schlicht und farblos gekleidet und blass-grauhäutig, trotz der mehrheitlich afrogenen Herkunft. Wenigstens hatten sie in diesem Alter, Anfang zwanzig, noch nicht die auffälligen Gebrechen der Älteren. Die jugendlichen Organismen schienen die giftige Umwelt recht lange zu tolerieren. Erst wenn sie um die dreißig waren, ging's los. Dann setzten fast schlagartig all die vielen schlimmen Beschwerden und Krankheiten ein. Reafer kriegte jedes Mal einen Kloß in der Kehle, wenn sie daran dachte, wie diese Jungen und Mädchen in fünf, sechs Jahren aussehen würden! Was für ein Unterschied schon jetzt zu ihrem eigenen Äußeren! Und sie war schon achtundzwanzig! Und was würde mit ihr selbst geschehen, wenn sie ein paar Jahre würde hierbleiben müssen — oder überhaupt nicht mehr nach Saxxan zurückkehren konnte?!

Reafer begann ihren Vortrag. Entsprechend ihres Besserungs-Gelöbnisses heute mal keine 'Zirkusvorstellung', sondern stramm sozialpsychologische Theorie. Musste ja auch mal sein.

Nach etwa zwanzig Minuten - Sie hatte sich gerade warmgeredet - krachte plötzlich die Tür auf. Alles fuhr erschreckt hoch. Ein junger Mann, Weißer, augenscheinlich in Eile, bollerte herein wie eine komplette Büffelherde. Er dachte gar nicht daran, leise und unauffällig - wie es sich für einen zu spät Gekommenen gehört - in der letzten Bank zu verschwinden. Breitbeinig aufgepflanzt stand er mitten vor der verdatterten Versammlung und sah sich ungeniert suchend nach einem Platz um — und das auch noch offensichtlich in den ersten Reihen. Die Studenten staunten ihn an wie eine Geistererscheinung.

Und die Aufmerksamkeit war er aber auch wert, dachte Reafer beinahe erschrocken. — Der Kerl war ein Hüne, mit einem Bart wie ein Walross, und seine blonden Haare waren… lang!! Seit Reafer Saxxan verlassen hatte, war ihr kein Mann mit so langen Haaren begegnet! Hier liefen alle kurzgeschoren herum, weil man ja keine Haarwaschmittel bekam... Und nun der hier: Dem wucherte seine hellhonigfarbene Mähne lose herunterhängend bis auf die Brust! Und sein Gesicht war von frischer Farbe, wie sonnenbraun! Seine Kleidung: nicht farblos graubraun, sondern... Jeans, Daunenjacke und darunter ein quietschbunt gemusterter Pullover! Und unter diesen Jeans wölbten sich unübersehbar... Muskeln!

Reafer hatte genauso gestarrt wie ihre Studenten. Aber dann meldete sich ihre innere 'Alarmanlage'. Der konnte hier nicht so stehenbleiben! Und wenn er noch so ein Spektakulorum fürs Auge war, die Vorlesung musste weitergehen! Schon fingen die ersten Studentinnen an mit roten Köpfen zu kichern und zu tuscheln!