Parker kühlt die wilden Hunde - Günter Dönges - E-Book

Parker kühlt die wilden Hunde E-Book

Günter Dönges

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Beschreibung

Butler Parker ist ein Detektiv mit Witz, Charme und Stil. Er wird von Verbrechern gerne unterschätzt und das hat meist unangenehme Folgen. Der Regenschirm ist sein Markenzeichen, mit dem auch seine Gegner öfters mal Bekanntschaft machen. Diese Krimis haben eine besondere Art ihre Leser zu unterhalten. Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht! »Im Wirtschaften macht mir niemand etwas vor, Mister Parker«, sagte Lady Agatha in der ihr eigenen Bescheidenheit und beobachtete, wie Josuah Parker die Einkaufstüten und Päckchen im Kofferraum unterbrachte und dann abschloß. »Auch und gerade in diesem Punkt sind Mylady ein leuchtendes Vorbild«, stimmte der Butler ihr höflich zu. Er richtete sich auf und schickte sich an, seiner Herrin die Fondtür zu öffnen, um anschließend nach Shepherd's Market zurückzufahren. Dort bewohnten sie ein altehrwürdiges Fachwerkhaus, das in einer wahren Enklave der Ruhe und Beschaulichkeit mitten in der brodelnden Großstadt lag. Parker verzog keine Miene, als sein Blick auf einen jungen Mann fiel, der an der Gehwegkante stand und herübersah. Er führte einen recht bedrohlich wirkenden Hund an der Leine und gehörte vom äußeren Erscheinungsbild her nicht unbedingt zu jenen Zeitgenossen, denen man nachts gern begegnete. Der Mann verließ seinen Beobachtungsposten und schlenderte auf Parkers Wagen zu. Der Butler wußte sofort, daß es Ärger gab. Seine innere Alarmanlage signalisierte drohende Gefahr. Lady Agatha ahnte nichts. Sie hatte den jungen Mann samt dem Hund noch nicht bemerkt. Sie wartete darauf, daß Parker sie einsteigen ließ. Agatha Simpson dachte an die vielen Pfundnoten, die sie bei diesem Einkauf gespart hatte, und lächelte versonnen vor sich hin. Der Supermarkt, dem sie die Ehre ihres Besuches gegeben hatte, lag zwar ein beachtliches Stück von Shepherd's Market entfernt, aber wenn es darum ging, Geld zu sparen, war Mylady kein Weg zu weit. Josuah Parker bot gerade seiner Herrin hilfreich die Hand, als der junge Mann heran war und sich akustisch bemerkbar machte. Er räusperte sich hörbar und sprach die ältere Dame von hinten an. »He, Oma, Moment mal«, bemerkte er mit heiserer Stimme und tippte ihr auf die Schulter.

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Seitenzahl: 124

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Butler Parker – 282 –Parker kühlt die wilden Hunde

Unveröffentlichter Roman

Günter Dönges

»Im Wirtschaften macht mir niemand etwas vor, Mister Parker«, sagte Lady Agatha in der ihr eigenen Bescheidenheit und beobachtete, wie Josuah Parker die Einkaufstüten und Päckchen im Kofferraum unterbrachte und dann abschloß.

»Auch und gerade in diesem Punkt sind Mylady ein leuchtendes Vorbild«, stimmte der Butler ihr höflich zu. Er richtete sich auf und schickte sich an, seiner Herrin die Fondtür zu öffnen, um anschließend nach Shepherd’s Market zurückzufahren. Dort bewohnten sie ein altehrwürdiges Fachwerkhaus, das in einer wahren Enklave der Ruhe und Beschaulichkeit mitten in der brodelnden Großstadt lag.

Parker verzog keine Miene, als sein Blick auf einen jungen Mann fiel, der an der Gehwegkante stand und herübersah. Er führte einen recht bedrohlich wirkenden Hund an der Leine und gehörte vom äußeren Erscheinungsbild her nicht unbedingt zu jenen Zeitgenossen, denen man nachts gern begegnete.

Der Mann verließ seinen Beobachtungsposten und schlenderte auf Parkers Wagen zu. Der Butler wußte sofort, daß es Ärger gab. Seine innere Alarmanlage signalisierte drohende Gefahr.

Lady Agatha ahnte nichts. Sie hatte den jungen Mann samt dem Hund noch nicht bemerkt. Sie wartete darauf, daß Parker sie einsteigen ließ.

Agatha Simpson dachte an die vielen Pfundnoten, die sie bei diesem Einkauf gespart hatte, und lächelte versonnen vor sich hin. Der Supermarkt, dem sie die Ehre ihres Besuches gegeben hatte, lag zwar ein beachtliches Stück von Shepherd’s Market entfernt, aber wenn es darum ging, Geld zu sparen, war Mylady kein Weg zu weit.

Josuah Parker bot gerade seiner Herrin hilfreich die Hand, als der junge Mann heran war und sich akustisch bemerkbar machte. Er räusperte sich hörbar und sprach die ältere Dame von hinten an.

»He, Oma, Moment mal«, bemerkte er mit heiserer Stimme und tippte ihr auf die Schulter.

Josuah Parker warf dem Jüngling einen mißbilligenden Blick zu und stellte andeutungsweise eine Augenbraue für den Bruchteil eines Millimeters nach oben.

»Ihre Manieren lassen zu wünschen übrig, Sir«, stellte er fest.

»Und wenn schon, Opa. Wen juckt das denn?« Der Bursche lachte mißtönend und schüttelte den Kopf. Sein Hund hatte sich neben ihm auf dem Straßenbelag niedergelassen und musterte die beiden älteren Leute aus leicht blutunterlaufenen Augen.

Lady Agatha drehte sich langsam um und schaute den Mann mit den schlechten Manieren von oben bis unten an.

»Meinen Sie etwa mich?« erkundigte sie sich.

»Wen denn sonst, Oma? Oder siehste etwa noch ’ne andere alte Schachtel hier in der Nähe?«

Der Hundefreund lachte erneut auf und entblößte dabei sein lückenreiches Gebiß.

»War das eine Beleidigung, Mister Parker?« In der Stimme der älteren Dame klang unüberhörbar ein Anflug von Vorfreude mit.

»Dem kann und möchte man auf keinen Fall widersprechen«, stimmte Josuah Parker ihr würdevoll zu. Der Butler nickte höflich und konzentrierte sich wieder auf den Hund, den er für gefährlich hielt.

Agatha Simpson hatte die Antwort vorausgesehen und entsprechende Vorbereitungen getroffen. Sie nahm mit den Augen Maß und ließ ihren muskulösen Arm zurückschwingen, um einer Ohrfeige genügend Schwung zu verleihen, als der Hund knurrte und sich mit den Vorderpfoten vom Boden abdrückte.

Mylady ließ die Hand sinken und richtete den Blick auf den Verursacher des Geräusches.

»Was ist das für ein seltsamer Köter, Mister Parker?« Sie musterte den stämmigen Hund und schüttelte verwundert den Kopf. Irgend etwas irritierte sie. Selbstverständlich handelte es sich dabei nicht um die Statur des Tieres. Auch die Lefzen konnten sie keinesfalls beeindrucken. Es war etwas völlig anderes; was sie störte. Dann hatte sie es.

»Seltsam, Mister Parker, das Fell ist für das Tier ja viel zu groß«, wunderte sie sich. »Gab es denn kein passendes?« wandte sie sich an den Halter des Hundes und sah ihn erwartungsvoll an.

»Das darf ja wohl nicht wahr sein.« Der junge Mann stöhnte und tippte sich beziehungsreich an die Stirn. Dabei zeigte er einen Fingernagel mit schwarzem Trauerrand, was Josuah Parker mißbilligend zur Kenntnis nahm. Auch andere Körperteile präsentierten sich nicht in jenem Grad von Sauberkeit, den der Butler für unerläßlich hielt.

»Mylady sehen einen sogenannten Mastino vor sich«, informierte Parker seine Herrin über den Vierbeiner. »In der Bevölkerung gilt ein solches Geschöpf auch als römischer Kampfhund. Dieses Tier dürfte ebenso kraftvoll wie unberechenbar sein und sollte nach Möglichkeit gemieden werden.«

»Mann, du hat ja echt Ahnung«, staunte der Bursche in dem schwarzen Lederhabit mit den chromglänzenden Nieten.

»Meine Wenigkeit versucht stets und ständig auf dem laufenden zu sein, Sir«, beschied der Butler ihn und wandte sich wieder seiner Herrin zu. »Es wurde sogar schon hin und wieder die Forderung laut, die Haltung eines solchen Hundes vom Besitz einer besonderen Lizenz abhängig zu machen, Mylady. In der Vergangenheit hat es – mit Verlaub – immer wieder bedauerliche Zwischenfälle gegeben, in die solche Tiere verwickelt waren,«

»Das hätte ich nicht gedacht.« Lady Agatha musterte den Hund mit neu erwachtem Interesse und schüttelte ungläubig den Kopf. »Das kann ich gar nicht glauben, Mister Parker, das Tier sieht doch friedlich aus. Und so groß ist es nun auch wieder nicht. Die Presse wird schamlos übertrieben haben, wie so oft.«

»Da wäre ich an deiner Stelle nicht so sicher«, mischte sich der Mann im schwarzen Leder wieder ins Gespräch. »Was Tibor betrifft, ist er jedenfalls ’n scharfes Stück.« Er blickte anzüglich und grinste herausfordernd.

»Sie sollten Myladys Geduld nicht auf die vielzitierte Spitze treiben«, warnte Josuah Parker ihn.

»Ich hab ihr ja noch gar nicht gesagt, was ich von ihr will«, stellte der Hundehalter umgehend fest.

»Der Herr haben ein Anliegen?« Parker sah den jungen Mann prüfend an. Er ahnte durchaus, was kommen würde.

»Die Alte sieht nicht so aus, als wenn Sie am Hungertuch nagt«, teilte der Schwarzgekleidete Parker mit. »Mein armer Tibor und ich dagegen haben keinen müden Penny in der Tasche. Das ist ungerecht, behaupte ich.«

»Auch dies dürfte wie alles im Leben eine Frage des Standpunktes sein«, gab Parker gemessen zurück.

»Ich denke deshalb, man sollte mir ’n nettes Scheinchen rüberschieben, damit auch ich mal wieder Geld in der Tasche habe. Es braucht ja nicht gerade der kleinste zu sein, ’n größerer tut’s auch. Ich denke so an hundert Pfund.«

»Sie hätten möglicherweise eine Alternative zu diesem Vorschlag anzubieten, Sir?« vermutete der Butler.

»Klar doch, jeder soll schließlich die Wahl haben.« Der junge Mann zog an der Leine und blickte dabei auf den Hund mit dem faltigen Fell. Der sprang augenblicklich auf die Füße, stemmte sie gegen den Straßenbelag und zog die Lefzen von den Zähnen. Aus seiner Kehle drang ein knurrender Laut, und seine Augen zogen sich zusammen.

*

»Er wird mich doch nicht etwa beißen wollen, Mister Parker?« erkundigte sich die ältere Dame und beobachtete das Tier interessiert.

»Diese Absicht könnte durchaus vorliegen, Mylady«, stimmte der Butler ihr zu, ohne den Hund aus den Augen zu lassen. Er kannte die Gefährlichkeit dieser Spezies.

»Also, was ist denn nun?« Der Mann in Schwarz verlor die Geduld und streckte die Hand aus. »Krieg ich endlich ’n Scheinchen, oder muß ich erst Tibor loslassen.«

»Keineswegs und mitnichten, Sir«, teilte Parker ihm höflich mit und nickte kühl.

»Wie meinen?« Der junge Mann mit den zottigen Haaren sah den Butler verwirrt an.

»Weder bekommen der Herr ein Scheinchen, wie man es auszudrücken beliebt, noch müssen Sie das bedauernswerte Tier loslassen, um Mylady und meiner bescheidenen Wenigkeit den Ernst der Situation zu verdeutlichen«, übersetzte Parker gemessen. »Man ist sich durchaus des Umstandes bewußt, daß Sie es ernst meinen, Mister.«

»Und ihr wollt trotzdem nichts rausrücken? Ihr seid wohl lebensmüde?« staunte der aggressive Hundehalter und schüttelte verwundert den Kopf.

»Nicht einen müden Penny erhält der Lümmel«, mischte sich die ältere Dame ein und trat einen Schritt auf ihn zu. »Aber eine Ohrfeige können Sie haben, da bin ich großzügig.«

Der Mastino drückte sich ab und sprang auf die Detektivin zu. Er zeigte seine Zähne und gierte ganz offensichtlich danach, sie an Agatha Simpson auszuprobieren.

Josuah Parker hatte den Angriff vorausgesehen und reagierte prompt. Er schob seine Herrin diskret beiseite und trat dem Hund entgegen. Das Tier wähnte sich am Ziel, schnappte zu und preßte die Kiefer zusammen.

Einen Augenblick später jaulte es laut auf und zuckte zurück. Der Hund riß die Schnauze auf, ließ seine Beute fallen und zog sich leise wimmernd zurück. Er schlich hinter sein Herrchen, ließ sich an dessen Beinen nieder und fuhr sich mit der Pfote übers Maul.

Josuah Parker hob indes seine schwarze Melone auf, die der aggressive Hund vor einem Augenblick noch gespürt hatte. Er griff in eine der zahlreichen Innentasche seines Covercoats, brachte eine Bürste zum Vorschein und säuberte seine Kopfbedeckung, bevor er sie wieder aufsetzte und zurechtrückte.

»Verdammt, was ist mit meinem Hund geschehen?« Der Mann im schwarzen Leder sah verblüfft auf sein Tier, das einen scheuen Blick auf den Butler warf. Es war offensichtlich, daß es keine Lust mehr hatte, sich mit dem seltsamen Zweibeiner anzulegen. Gleich der erste Versuch hatte den Mastino davon überzeugt, daß er nur den kürzeren zog.

»Möglicherweise hat das Tier ein wenig unglücklich zugebissen«, vermutete der Butler, der allerdings die Reaktion des Vierbeiners verstand. Parkers schwarze Melone war mit Stahlblech gefüttert und hatte mit Sicherheit Schmerzen verursacht, was dem Butler aufrichtig leid tat. Schließlich war das Tier nur das Werkzeug seines Herrchens und wurde von diesem zur Bedrohung mißbraucht.

»Sie sollten davon absehen, ein unschuldiges Tier für kriminelle Pläne zu mißbrauchen«, tadelte Parker, doch der junge Mann trat wütend nach seinem Hund.

Das hätte er besser nicht getan. Zwar wagte sich der Mastino nicht mehr an den Butler, aber bei seinem Herrn war das etwas anderes. Er schnappte zu, und der Bursche schrie auf und versuchte verzweifelt, seinen Fuß aus den Fängen des Tieres zu lösen.

»Sie können mir sagen, was Sie wollen, Mister Parker, aber es gibt manchmal doch noch sowas wie Gerechtigkeit auf Erden«, meinte Lady Agatha, während der junge Mann seinen Fuß hin und her schlenkerte, um den Hund abzuschütteln.

»In der Tat, Mylady«, stimmte der Butler gemessen zu. Parker griff in seinen Covercoat und brachte einen seiner berühmten Kugelschreiber zum Vorschein, dessen beide Hälften er gegeneinander verdrehte, bevor er sich vorbeugte, um das Schreibutensil vor den aufgebrachten Hund zu legen. »Wenn Mylady gestatten, wird man den jungen Mann aus seiner mißlichen Lage befreien«, kündigte er an, während feiner Nebel aus dem Kugelschreiber stieg und dem Tier in die Nase drang.

»Sie hätten ruhig noch einen Moment warten können, Mister Parker«, monierte die ältere Dame und beobachtete, wie der Hund den Fuß seines Herrn losließ, den Kopf schüttelte und ihn schließlich müde auf die Pfoten sinken ließ. Einen Moment später konnte man ein leises Schnarchen hören, und damit war vorläufig nicht mehr mit dem Vierbeiner zu rechnen.

Der Mann im schwarzen Leder starrte einen Augenblick verblüfft auf seinen schlafenden Hund, dann warf er sich herum und wollte verschwinden.

Josuah Parker hatte auch diese Reaktion vorausgesehen und stoppte sie im Ansatz.

Der bleigefütterte Bambusgriff seines Universal-Regenschirms legte sich um den rechten Knöchel des Mannes und veranlaßte ihn zu einer Bruchlandung. Er warf die Arme in die Luft, ruderte einen Augenblick um sein Gleichgewicht und gab dann auf. Er bremste den Sturz mit den Händen ab, rutschte ein Stück auf dem Straßenbelag weiter und blieb dann reglos liegen.

»Man bedauert, Sie auf diese Weise zum Verweilen veranlaßt zu haben, Sir«, entschuldigte sich der Butler. »Es liegt Mylady jedoch daran, einige klärende Worte anzufügen.«

»Und ob.« Agatha Simpson machte einen ausgesprochen animierten Eindruck. »Laden Sie den Lümmel in den Kofferraum, Mister Parker. Ich denke, ich werde ihn zu Hause verhören. Den Hund laden Sie bitte gleich dazu, vielleicht wacht er unterwegs auf und zeigt seinem Herrchen mal, was er von ihm wirklich hält.«

»Das Tier dürfte noch gut eine Stunde der Ruhe pflegen, Mylady«, gab Parker zurück, während er den Kofferraum öffnete und begann, Myladys Einkäufe in den Fahrgastraum umzuladen, um Platz für die neuen Gäste zu schaffen.

»Sehr schade, das hätte ich diesem Lümmel wirklich gegönnt.« Lady Agatha schüttelte bedauernd den Kopf. »Dafür werde ich diesem Subjekt um so deutlicher die Meinung sagen, Mister Parker. Man hetzt keinen Hund auf eine Lady Simpson, mag er auch noch so harmlos sein.«

»Möglicherweise stehen Mylady auch am Beginn eines neuen Falles«, bemerkte Parker, während er seiner Herrin zum Einsteigen den Arm bot. Ihm waren Presseberichte eingefallen, die einen gewissen Bezug zu dieser kleinen Begebenheit hatten.

»Tatsächlich?« staunte die ältere Dame und sah Parker überrascht an. Dann nickte sie energisch. »Ich habe es sofort gewußt, als ich diesen Lümmel mit seinem Hund sah, Mister Parker«, behauptete sie ungeniert.

»Mylady haben eben einen sechsten Sinn für das Verbrechen, in welcher Form auch immer es sich präsentieren mag«, lobte Parker sie ungeniert und nahm am Steuer Platz.

*

Lady Agatha legte zufrieden ihre Kuchengabel aus der Hand.

»Das war nicht schlecht, Mister Parker«, bemerkte sie, während sie nach ihrer Kaffeetasse griff. »Das war genau die richtige Stärkung für das bevorstehende Verhör.«

»Sie haben wieder Gäste im Haus, Mylady?« erkundigte sich Mike Rander, der mit Kathy Porter aus der nahegelegenen Kanzlei in der Curzon Street herübergekommen war. Der an einen bekannten James Bond-Darsteller erinnernde Anwalt verwaltete das immense Vermögen der Hausherrin und beriet sie in allen juristischen Fragen.

Vor Jahren hatte er britische Firmen in den Vereinigten Staaten von Amerika vertreten und dabei einen gewissen Butler Parker in seinen Diensten gehabt, der es immer wieder zuwege brachte, ihn in haarsträubende Kriminalfälle zu verwickeln.

Kathy Porter, seine ständige Begleiterin, fungierte offiziell als Myladys Gesellschafterin und Sekretärin, war aber in die Kanzlei des Anwalts delegiert. Die ältere Dame hoffte, dadurch ihrem Lieblingsprojekt, nämlich der Verheiratung der »Kinder«, wie sie den Anwalt und ihre Gesellschafterin nannte, Vorschub zu leisten.

Die junge Frau wirkte auf den ersten Blick wie ein scheues Reh und besaß durch die hochangesetzten Wangenknochen und die ein wenig schräg stehenden Augen einen Hauch von Exotik, der ihr zusätzliche Attraktivität verlieh. Sie konnte sich jedoch im Fall eines Falles in eine Pantherkatze verwandeln, die in allen Arten fernöstlicher Verteidigung bewandert war.

»Seltsam, mir war so, als hätte ich vorhin einen Hund bellen hören«, fiel Kathy Porter ein, schüttelte den Kopf und lächelte freundlich. »Aber das kann ja nicht sein.«

Lady Agatha erwiderte ihr Lächeln und lehnte sich bequem im Sessel zurück. Sie verschränkte die Arme vor ihrem Busen und legte eine Kunstpause ein, bevor sie weitersprach.

»Es war tatsächlich ein Hund, Kindchen«, verkündete sie und weidete sich an den überraschten Mienen ihrer Gäste.

»Sie haben sich einen Hund zugelegt, Mylady?« wiederholte Mike Rander ungläubig und vergaß darüber seine erste Frage nach eventuellen Gästen.

»Mehr oder weniger, mein Junge. Er lief mir mit einem Gast zu. Es ist ein Neapolitaner, wenn Ihnen das was sagt.«

»Nicht daß ich wüßte, Mylady.« Der Anwalt schüttelte den Kopf und sah Kathy Porter ratlos an.

»Nun ja, nicht jeder kann sich in der Flora auskennen wie ich«, bemerkte Agatha Simpson und lächelte verzeihend.

»Sie meinen nicht zufällig die Fauna?« korrigierte Kathy Porter sie.