Paulo in Lissabon, New York und Südafrika (3) - HaMuJu - E-Book

Paulo in Lissabon, New York und Südafrika (3) E-Book

HaMuJu

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Beschreibung

In diesem dritten Band der Paulo-Reihe wird dessen Suche nach sich selbst deutlich, wenngleich er die interessanten Eindrücke während der Reisen in sich aufnimmt, versucht er, seinen Weg zu finden, indem er reist und die gewonnenen Eindrücke in sich verarbeitet.

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HaMuJu

Paulo in Lissabon, New York und Südafrika (3)

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Berlin

Lissabon

„Peter Harbacher

Zurück in New York

New York

Ich fiel in einen Traum und wähnte mich in Südafrika, merkwürdigerweise in der Welt der Buschleute in der nördlichen Kalahari in Südafrika, ich träumte von Mbagwene und Nkomo.

Peardorp

Südafrika

Impressum neobooks

Berlin

Der Alltag hatte mich schnell wieder. Das neue Schuljahr fing an, ich hatte einen Leistungskurs in Geschichte in der 13, mit dem ich in das Abitur gehen würde. Schwergewichtig nahm ich den „Nationalsozialismus“ und die „Geschichte Deutschlands nach 1945“ durch. Die Schüler mussten sich mit der „Teilungsproblematik“ auseinandersetzen. Dass uns die Realpolitik einholen würde, daran hätte ich nie geglaubt. Ich hätte mehrere Gehälter darauf verwettet, dass ich die „Deutsche Einheit“ nicht mehr erleben würde. Mehrere Male war ich im geteilten Berlin und auch in der DDR. Martialische Grenzanlagen hinderten die Menschen am freien Reisen. Die Einreise in die DDR war immer ein besonderes Erlebnis, auch die Ausreise aus der DDR. Um nach Berlin zu kommen, musste man entweder fliegen, oder man passierte die DDR-Grenze in Helmstedt und verließ die DDR wieder in Dreilinden/Drewitz nach Berlin. Dazwischen lagen 120 km holprige Autobahn durch die Magdeburger Börde. Der „Rasthof Ziesar“ lag an dieser Autobahn. Wollte man dort etwas essen, musste man sich an die Tür stellen und warten, bis einem der Kellner einen Tisch zuwies. Dann gab es von der ohnehin nicht sehr reichhaltigen Karte nur ausgesuchte Sachen zu essen. Auf diesem Rasthof war das meistens Rotkohl. An der Grenze bildeten sich lange Warteschlangen. Die Grenzpolizisten nahmen sich unheimlich wichtig. Versuchte man, mit Meckern seinem Unmut Luft zu machen, wurde man in eine Extraspur gewunken und einer Sonderbehandlung unterzogen. Das konnte dann Stunden dauern. Also ließ man die Schikane über sich ergehen. Die Passbeamten saßen in einem niedrigen primitiven Grenzhäuschen und schauten sich die Autoinsassen genau an. Am Grenzübergang Friedrichstraße in Berlin musste man sogar ein Ohr freimachen, um dem Beamten einen Blick auf sein Profil zu ermöglichen. Andere Grenzbeamte liefen mit einer langen Stange herum, an deren Ende ein Spiegel befestigt war. Damit schauten sie unter das Auto, um so Republikflüchtlinge zu erwischen. Auf der Autobahn musste man sich unbedingt an die vorgeschriebene Geschwindigkeit halten. Übertretungen kosteten einiges. Tina und ich fuhren einmal in Bad Hersfeld über die Grenze, um nach Polen durchzureisen. Die Landschaft öffnete sich in das Thüringer Becken, die Autobahn war deshalb leicht abschüssig. Plötzlich wurde eine Geschwindigkeitsbeschränkung angezeigt: 80, 60, 40, 20. Die 20 km/h hätte man nach circa 150 m erreicht haben müssen. Da stand dann die Polizei und kassierte. In unserem Falle waren es 50 DM. Ich hätte auch mit Ost-Mark bezahlen dürfen, da wir aber auf dem Transit waren, hatten wir keine Ost-Mark dabei. Gnädigerweise nahm man aber auch Westgeld. Man kam aus Westdeutschland an der alten „Avus“ nach Berlin, der alten „Automobil-Verkehrs-und Übungsstraße“, auf der 1926 der erste Große Preis von Deutschland gefahren wurde. Sehr markant war die Berliner Mauer, die am 13. August 1961 errichtet wurde. „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten!“, sagte Walter Ulbricht, der Generalsekretär des Zentralkomittes der SED auf Befragen von Westreportern hin. Die Mauer teilte die Stadt Berlin in zwei Hälften, wobei sie im Zentrum einen Bogen zugunsten des Ostens beschrieb. Sie war vom Brandenburger Tor aus zu besichtigen, ich weiß noch, wie auf einem Hinweisschild zu lesen war:

„Achtung, sie verlassen den freien Sektor!“ (in drei Sprachen), an der Mauer fand sich an dieser Stelle ein Graffiti:

„Ja wie denn?“.

Es gab hölzerne Plattformen, von denen aus man in den Osten der Stadt schauen konnte, zu ihnen führten Treppen hoch. Auf den im Osten befindlichen Wachtürmen schauten Wachsoldaten permanent durch ihre Ferngläser. Einmal war ich mit Andrea und Uwe in Ostberlin, wir waren mit der S-Bahn bis nach Köpenick gefahren. Es war immer ein mulmiges Gefühl präsent, wenn man sich im Osten aufhielt. Wir aßen für ganz kleines Geld im Köpenicker Ratskeller. Berlin war immer, trotz der Teilung, eine sehr attraktive Stadt. Es war eine Menge los, in jeder Hinsicht, vor allem aber kulturell.

Die Kneipen hatten die ganze Nacht über geöffnet. In Berlin traten weltbekannte Künstler auf, es gab unheimlich viele Museen von Weltgeltung. Mein erster Berlinbesuch war in der zehnten Gymnasialklasse. Wie wurden wir verdonnert, doch an der Grenze bloß nichts Falsches zu sagen oder sogar zu provozieren. Auch damals waren wir im Ostteil der Stadt und hatten uns das „Zeughaus“ angesehen. In unregelmäßigen Abständen fuhr ich immer wieder hin und besuchte Freunde. Tinas Bruder arbeitete bei „Osram“ in München und musste alle drei Wochen für eine Woche nach Berlin. Die Firma stellte ihm deshalb ein Appartement am Siemensdamm zur Verfügung. Da konnten wir, wenn Stefan nicht da war, kostenlos übernachten. Vom Siemensdamm war man in 15 Minuten mit der U-Bahn im Zentrum. Lange nach der Wiedervereinigung waren Tina und ich mit unserem Sohn in Berlin, um ihm einmal die geschichtsträchtige Stadt zu zeigen. Unsere Tochter hielt sich zu einem halbjährigen Schüleraustausch in Südafrika auf. Im Folgenden ein kleiner Abriss unserer damaligen Berlinfahrt:

Zweiundzwanzigster Oktober

Um 5.45 h, es war noch stockfinster, standen wir auf. Schnell gewaschen und die Zähne geputzt, dann runter, im Stehen Kaffee trinken. Ein kurzer Blick in die Zeitung, die schon um 5.00 h gebracht wurde, dann, um 6.20 h, nahmen wir unser Gepäck und zogen los. Eigentlich wollten wir an diesem Morgen von Weeze nach Berlin fliegen.

Die Tickets hatten wir schon gekauft, sensationelle 120 Euro für drei Personen hin und zurück. Doch dann ging „VBird“ Pleite, schade, also fuhren wir mit dem Zug. Die 120 Euro für unsere Flugtickets bekamen wir zurück. Um 6.40 h waren wir am Duisburger Hauptbahnhof, trotz der Fahrbahnverengung an der Rheinbrücke. Im Parkhaus am UCI parkten wir für 5 Euro pro Tag. Am Osteingang wurde das Frühstück fortgesetzt, Käse-Schinken-Sandwiches, Pudding-Teilchen, Kaffee. Unser Zug fuhr pünktlich an Gleis 13 ein. Leider saßen wir bei den Rauchern, weil bei den Nichtrauchern schon alle Plätze vergeben waren. Das stank schon ganz schön. Der Zug war unheimlich leise, kein Vergleich zu früher, als das Gerappel von den Schienen zu hören war. Um 8.15 h schien die Sonne, der Himmel wurde blau, vielleicht hatten wir Glück mit dem Wetter! Gegen 11.00 h waren wir am Bahnhof Zoo, wir waren mit 250 km/h durch das Gebiet der ehemaligen DDR gefahren. Eigentlich wären wir besser in Spandau ausgestiegen, aber egal.

Dann U-Bahn bis Bismarckstraße, umsteigen Richtung Ruhleben, Siemensdamm raus. Wir erkannten sofort alles wieder. Wir kauften bei „Minimal“ fürs Frühstück und fürs Mittagessen ein. Dann kleine Pause. Ich hatte im Zug mein neues Buch angefangen:

Ian McEwan, „Der Zementgarten“, ganz gut das. Dann zogen wir los Richtung Oranienburger Str. zum „Centrum Judaicum“. Dreimal mussten wir umsteigen, bis wir da waren.

Die Synagoge war leider seit 13.30 h geschlossen, sie war aber mit ihrem neuen Dach auch von außen ganz imposant. Über die „Museumsinsel“ kamen wir zur wichtigsten Berliner Straße: Unter den Linden. Das Wetter war schön, es war toll, da herzulaufen. Neben dem wiedereröffneten „Hotel Adlon“ lag am Pariser Platz die Baustelle der amerikanischen Botschaft. Hier gab es die Gedenkstätte für die ermordeten europäischen Juden, ein Feld von 2711 Betonstelen, jede 1.50 m hoch, 1 m breit und 2.50 m lang, entworfen von dem Architekten Peter Eisenman. Schulklassen besuchten das Stelenfeld, die Schüler kletterten hinauf und sprangen zum Entsetzen der Umstehenden von Stele zu Stele. Ein eigens eingesetzter Bewachungsdienst ließ sie gewähren, es war wichtig, diese unbewusste Handlung zu tolerieren. Anschließend ging es in das „Sony-Center“. Dort setzten wir uns und tranken erst einmal einen Cappuccino. In den vergangenen drei Jahren wurde am Potsdamer Platz unglaublich gebaut. Man erkannte nichts wieder. Zur Zeit der „Teilung Berlins“ war der Potsdamer Platz eine einzige Brache, dann war er mit einem Male ein hypermoderner Baukomplex mit allen facilities, die dazu gehörten. Es gab eine große gläserne Kuppel, unter der man saß. Der Bau des „Sony-Centers“ ging auf den Chicagoer Architekten Helmut Jahn zurück. Die Kuppelkonstruktion stellte eine spektakuläre Ingenieursleistung dar, ein aufgefächertes Zeltdach aus Stoffbahnen war mit Zugankern an einem Stahlring befestigt, der auf den umliegenden Gebäuden auflag. Beeindruckend! Nach kurzer Pause fuhren wir zum Wittenbergplatz, Nik wollte ins „KadeWe“. Das „KaDeWe (Kaufhaus des Westens)“ war der Luxustempel schlechthin. Als wir das Kaufhaus betraten, kamen Nik und ich zufällig in die Taschenabteilung, es waren Taschen von Louis Vuitton ausgestellt. Da gab es eine, die genauso aussah, wie die Taschen, mit denen meine Mutter früher auf ihrem Fahrrad zum Borbecker Wochenmarkt gefahren war, nur dass diese dort 1000 Euro kostete. Nach einer kleinen Rolltreppen-/Liftaktion befanden wir uns in der Etage mit Herrenkleidung. Ich hatte überhaupt keine Lust, nach Sachen für Nik zu schauen und fuhr in den Wintergarten in der 7. Etage. Nach einer halben Stunde kamen die beiden nach, Nik hatte sich eine Levi`s 501 für 85 Euro zurücklegen lassen. Für das Geld hätte ich mir drei Hosen gekauft, aber eine 501 war eine gute Hose, ich hatte schon mal eine. Wir tranken kurz etwas, dann holten wir die Hose und fuhren zum Prenzlauer Berg. Wir suchten vergeblich das von Hilde durchgegebene Thai-Restaurant und gingen stattdessen in eine tolle italienische Kneipe, „La Storia“. Die niedrigen Preise hauten einen um, wenn man da mal an zum Beispiel Paris dachte. Nik aß das größte Rumpsteak, das ich je gesehen hatte. Wir gingen die Kollwitzstraße wieder zurück zum Senefelder Platz, dann fuhren wir mit der U-Bahn zum Siemensdamm, unsere längste Strecke mit einer Linie.

Wir machten kurz den Fernseher an, um 22.15 h schlief ich.

Dreiundzwanzigster Oktober

Ich ging mit Nik ganz in der Nähe Brötchen und Zeitung holen. Tina hatte inzwischen Kaffee gekocht. Nach dem Frühstück brachen wir auf, wir wollten zum Ostbahnhof, einen „Mauerrest“ in der Mühlenstraße ansehen. Vom Bahnhof Zoo aus fuhren wir nach Ostberlin, man sah die DDR noch an der Architektur, man sah aber auch, dass dorthin viele Euros geflossen waren. Der Ostbahnhof war, wie auch der Lehrter Bahnhof (Berliner Hauptbahnhof) toll hergerichtet. Das Stück Mauer war zwar sehr interessant, die richtige „Mauerstimmung“ kam aber nicht rüber, wir fuhren wieder zurück. Im Bahnhof Zoo gingen wir auf die „Zooterrassen“, wo wir vor drei Jahren schon einmal gesessen hatten. Dann stiegen wir in die Buslinie 100 und fuhren die Touro-Strecke ab. Die Linie 100 war der Touristenbus, sie bot aber alles wichtige, was man in Berlin sehen musste, von oben aus dem Bus sah man wirklich viel Interessantes. Wir fuhren durch das Regierungsviertel. Leider regnete es inzwischen, am Vortag war das Wetter noch so toll. Wir stiegen an der Volkskammer aus und wollten eigentlich auf den Flohmarkt auf der „Museumsinsel“, aber bei so einem Wetter!

Wir fuhren mit der Linie 100 wieder zurück, das ging alles mit dem Gruppenticket, das wir am Morgen nach langem Studium aus dem Automaten am Siemensdamm gezogen hatten, 14 Euro für alle für einen Tag. Vom Bahnhof Zoo fuhren wir zum Wittenbergplatz, wo wir noch einmal ins „KaDeWe“ gingen. Nik stöberte in der Compi-Abteilung herum. Ich trennte mich von den beiden und wollte eigentlich in den 7. Stock, etwas trinken, da war aber kein Platz. Also wieder runter. Die beiden waren aber nicht zu finden. In so einer Situation war ein Handy Gold wert: ich fuhr hoch zur Kundendienstabteilung und rief Tina an, die Nummer hatte sie mir zum Glück vorher aufgeschrieben. Kurze Zeit später kamen beide hoch. Ich hatte kein Handy, weil ich das Telefonieren eigentlich hasste. Im übrigen war ein Handy inzwischen zum Unterhalter mutiert, mit dem man beileibe nicht nur telefonierte. Auf einer Motorradtour zückte Reinhard einmal sein Handy und schaltete einen Fernseher ein, auf einem Autobahnrastplatz beobachtete ich einmal sechs Jugendliche, wie sie die Köpfe über einem Handy zusammensteckten, meine Güte! Das Handy war ein Statussymbol geworden! Wir gingen am Wittenbergplatz in ein Cafe. Ich rief Lutz Weiß an, den wir besuchen wollten. Wir verabredeten uns und fuhren mit der S-Bahn nach Köpenick runter. Drei Haltestellen vor Köpenick rief ich noch einmal an, damit Lutz uns abholte.

Vor zwanzig Jahren war ich das letzte Mal mit Andrea und Uwe in Köpenick. Dann Bahnhof Friedrichshagen, ausgestiegen, und siehe da, der Herr Lutz. Eigentlich kaum verändert, die Haare kurz, gut drauf, lustig, angenehmer Typ. Nach kurzer Begrüßung fuhr er uns nach Friedrichshagen zu sich nach Hause. Es hatte ihn in eine große Villa am Spreeufer mit Bootssteg verschlagen. Er lebte da mit Anne (41 J.), seiner Frau und seinem Sohn Daniel (6 J.) zur Miete, es fehlten einem die Worte. Anne stammte aus Hagen, hatte in Marburg Psychologie studiert und war seit zehn Jahren mit Lutz verheiratet. Lutz hatte ein bewegtes Leben hinter sich, er hatte in Hamburg, München und Berlin-Kreuzberg gelebt, hatte sich Blutkrebs gefangen, mit knallharten Chemotherapien usw. Der Hund Jacko war das Abbild unseres früheren Pollux aus der Wohngemeinschaft, genauso verrückt. Wir tranken Kaffee und Tee und erzählten. Nik und Daniel spielten draußen mit dem Hund. Dann zeigte Lutz Fotos auf dem PC, viele Fotos sagten mir etwas, Axel, Mimo, Frieder. Ulli, Gabi, Annette, Bärbel, Uwe usw., alte „Enten“. Anschließend gingen wir in eine Pizzeria und hauten ordentlich rein. Es wurde erzählt und erzählt, toll war das. Lutz und ich liefen nach Hause, die Frauen nahmen das Auto. Leider hatte ich ganz vergessen, Fotos zu machen, was weiß ich, warum. Schließlich fuhr uns Lutz zum S-Bahnhof Friedrichshagen.

Wir fuhren über Ostkreuz und Bahnhof Zoo zum Siemensdamm.

Im Appartement machten wir noch klasse Fahrradfotos von Nik und mir, dann war Schluss für diesen Tag.

Vierundzwanzigster Oktober

Ich ging an diesem Morgen wieder Brötchen und Zeitung holen. Irgendjemand sagte mir, ich sollte aufpassen, weil die Verkäuferin betuppte. Tatsächlich machte die auch ihr Späßchen und alle lachten. Das Wetter war klasse, es war unheimlich warm. Nach dem Frühstück ging es los, wir lösten unser Gruppenticket am Automaten, inzwischen kannten wir uns aus. Das erweiterte Ticket bis Potsdam kostete 15 Euro, nicht sehr viel. Über Charlottenburg - wir mussten zum S-Bahnhof laufen - nach Wannsee, umsteigen bis Bahnhof Potsdam. Potsdam hatte einen schönen neu errichteten Bahnhof, das Wetter war immer noch klasse. Unten an der Tramhaltestelle stiegen wir in die Linie 96 und fuhren bis Charlottenhof. In der Bahn erzählte uns eine ältere Dame etwas zu verschiedenen Baudenkmälern. Dann stiegen wir wieder aus und liefen und liefen. Unterwegs sahen wir die Nocolaikirche. Offenbar wollten viele zum Schloss Sanssoussi, jedenfalls war ganz schön was los. Wir kamen am chinesischen Teehaus vorbei, der alte Fritz hatte ganz gut gelebt. Schließlich standen wir unten am wunderschönen Schlossgarten, wir mussten sechs Treppenblöcke hochsteigen, jeder hatte 22 Stufen. Oben hatten wir in der Redoute eigentlich ein Cafe erwartet, aber nichts. Wir liefen dann den Voltaireweg entlang (Voltaire war mit Friedrich d. Großen befreundet) und gingen in der Weinbergstraße in die Blumberg-Remise, Cappuccino und alkoholfreies Bier trinken. Wir sahen eine wunderschöne Straße mit herrlich renovierten Bürgerhäusern, aber auch noch Verfall. Wir liefen weiter Richtung Alexandrowska, ein paar alte russische Holzhäuser, na ja. Dann aber mit Bahn und Bus zum Cäcilienhof, wo Geschichte gemacht wurde, die „Großen Drei“, das „Potsdamer Abkommen“ usw. Der Blumenstern am Eingang erinnerte mich an die Dokumentarfilme, die ich in der Schule gezeigt hatte. Wir gingen aber nicht rein, es gab nur Führungen für fünf Euro pro Person. Zurück zur Bushaltestelle. Der Bus fuhr uns vor der Nase weg, der nächste kam 20 Minuten später. Wir fuhren dann zum Nauener Tor ins Holländische Viertel. Dort machten wir eine kleine Getränkepause. Potsdam machte einen sehr guten Eindruck, ich könnte mir die Stadt als Wohnsitz vorstellen. Gut, dass an unserem Lokal die Tram vorbeifuhr, wir fuhren mit einer zum Bahnhof. Dort aßen wir gegen den ersten Hunger in einer Bäckerei Sandwiches und Kuchen. Dann wieder Richtung Berlin. Weil irgendwo Bauarbeiten im Gange waren, fuhren wir über Steglitz unten herum zum Potsdamer Platz. Wir setzten uns wieder hin und schauten auf den Potsdamer Bahnhof und die umliegenden Gebäude. Dann fuhren wir mit der U 2 zum Senefelder Platz nach Prenzlau. In der Kollwitzstraße gingen wir beim Inder etwas trinken. Tina hatte einen Tee, der wie Hühnerbrühe mit Kondensmilch schmeckte. Dann gingen wir noch ein paar Blocks die Kollwitzstraße hoch und setzten uns in das Eckrestaurant Bangin, das Wort war angeblich Balinesisch und bedeutete Aubergine. Am Vorabend war es dort noch sehr voll. Hunger hatten wir noch nicht. Trotzdem bestellte Nik sein Rumpsteak, ich Hähnchenleber mit Cous Cous und Tina Nudeln mit Pilzen, was sie natürlich nicht schaffte. An diesem Abend wurden wir nicht alt. Wir gingen zum Senefelder Platz und fuhren bis zur Bismarckstraße. Vier Stationen später unterbrachen wir die Fahrt, Nik musste zum Klo.

Um 21.15 h waren wir am Siemensdamm.

Wir guckten noch den Rest vom „Tatort“ und von „Free Willy“, dann war Schluss.

Fünfundzwanzigster Oktober

Wir fuhren wieder nach Hause. Ich ging wieder Brötchen und Zeitung kaufen. Nik überlegte die ganze Zeit, welche DigiCam er sich kaufen sollte. Wir machten kurz alles sauber, dann, um 10.45 h verließen wir das Appartement. Der Bahnhof war brechend voll mit Leuten. Unser Zug hatte fünf Minuten Verspätung und lief auf dem Nachbargleis ein. Um 12.00 h fuhren wir los.

Das war ein sehr eindrucksvoller Berlinbesuch, obwohl wir nicht ein Museum besucht hatten. Der Unterschied zu früher sprang ins Auge, lediglich an den alten Bauten im Osten konnte man sich noch ein bisschen DDR ins Gedächtnis rufen. Was es aber bedeutet hatte, vor so einem martialischen Bauwerk wie der Berliner Mauer zu stehen oder an der DDR-Grenze mit Todesstreifen, Zaun, Laufweg für scharfe Hunde, Minengürtel, das war nicht zu vermitteln. Wir waren auch am ehemaligen Checkpoint Charly im Mauermuseum, dort gab es allerhand zur Teilung zu sehen, zum Beispiel einen Kleinwagen mit drapiertem Beifahrersitz, auf den sich verdeckt jemand setzen konnte, ohne gesehen oder erahnt zu werden. Auf der Straße vor dem Museum war eine Markierung, die den Verlauf der Mauer anzeigte. Man konnte Niklas beschreiben, wie man damals dort stand und nicht weiterkam, wie unüberwindbar die vier Meter hohe Mauer, der „antiimperialistische Schutzwall“, war, vermitteln konnte man den Eindruck nicht, der sich damals einstellte. Auch das Stück Mauer in der Mühlenstraße war dazu nicht geeignet. So blieben die 40 Jahre Sozialismus in der DDR im Gedächtnis als eine Zeit des Dunkels und der Repression. Natürlich kannten auch die DDR-Bürger Glück und Zufriedenheit, aus Sicht der Westdeutschen lebten sie aber in Armut und Unterdrückung. Wir hatten während der DDR-Zeit keine Beziehungen nach drüben, außer ganz früher, als Mutter Kontakt zu ihrer Verwandtschaft in der Nähe von Riesa unterhielt. Da gab es dann die Päckchen zu Weihnachten, wenn der Christstollen aus Görzig kam, roch man den schon durch das Papier. Viel später fuhr ich mit Freunden und Tina nach Templin in Brandenburg. In Templin wohnten Onkel, Tante und Großmutter von Gabi. Die Stadt lag klasse an der Seenplatte. Wir machten einige Ausflüge nach Eberswalde zum Schiffshebewerk in Niederfinow, nach Ost-Berlin und sogar einmal nach Stralsund. Besonders schön waren die Spaziergänge an den Seen. In Stralsund gingen wir in das Meeresmuseum, ich weiß noch, wie da in einem gläsernen Schaukasten Fischkonserven aufgestapelt waren. Einmal waren Fried, Thorsten, der Sohn unsres Gastgebers, und ich im „Scharfen Eck“ zum Skatspielen. Das „Scharfe Eck“ war eine richtige Stadtkneipe, da gingen die Leute mit Krügen hin und ließen sich Bier abfüllen. Fried saß mit ausgestreckten Beinen am Tisch, als ihm die Kellnerin mit den Worten:

„Nun setzen Sie sich mal gerade hin!“ vor das Schienbein trat. Rauhe Sitten! Martha Jänsch war eine aus mehreren Gründen anrüchige Person. Sie lag bei sich im Fenster und beobachtete die Straße. Marta Jänsch bot immer Gesprächsstoff, egal in welchem Zusammenhang, sie war das Symbol des Verruchten geworden, jedenfalls in unseren Augen. Einmal durfte ich mit Jochens „Trabant“ fahren, er fuhr meinen „Renault“. Meine Güte, das war gewöhnungsbedürftig, ich hatte Schwierigkeiten, meine Knie unter dem Lenkrad zu postieren. Dann auch noch die Lenkradschaltung! Wir tauschten die Autos schnell wieder. Jochen und Renate, unsere Gastgeber, waren sehr nette Menschen und offen für alles. Als wir nach Templin kamen, mussten wir uns auf der Polizeiwache anmelden, Formulare ausfüllen, Zweck und Dauer des Aufenthaltes usw. Auf der Hinfahrt waren wir auf dem Berliner Ring und wollten Richtung Oranienburg fahren. Da die Autobahn mit Betonplatten belegt war, und diese gegeneinander verschoben waren, war die Fahrerei eine ziemlich holprige Angelegenheit. Vor uns fuhr ein „Trabant“, auf dessen Rücksitz zwei toupierte DDR-Blondinen saßen. Sie hüpften entsprechend dem unebenen Untergrund im Gleichtakt rauf und runter, das sah zum Piepen aus. In Ost-Berlin gingen wir Bücher kaufen. Ich holte mir die Gesamtausgabe der damals in den Schulen ausgegebenen Geschichtsbücher. Bücher waren in der DDR spottbillig. Fast alle Bekannten hatten das „Philosophische Wörterbuch“, es gab einige Literaturklassiker, viele holten sich auch die „MEW“, meistens ausgewählte Bände, das war aber nicht mein Ding, weil es unglaublich mühsam war, sich durch die marxistische Theorie zu kämpfen und nur die Regale zu Hause damit füllen, das wollte ich auch nicht. Die Mediziner und Naturwissenschaftler deckten sich mit Fachliteratur ein, die bei uns im Westen traditionell sehr teuer war. Die Gesellschaftswissenschaftler wie ich mussten natürlich sehr vorsichtig sein, weil das sozialistische Weltbild eben nicht überall passte, die Geschichte war nicht nur eine Geschichte von Klassenkämpfen. Die Gesellschaftsanalyse des Karl Marx bestach durch akribische Aufarbeitung der gesellschaftlichen Grundtatbestände, man musste natürlich zwischen dem Klassenmodell und der Schichtendarstellung trennen. Gegen die „marxistische Mehrwerttheorie“ war nichts zu sagen, sie lag dem „Gewinnmaximierungsprinzip“ im Kapitalismus zugrunde. Ich ließ im Unterricht Karl Marx wenigstens in Grundzügen immer anklingen. Begriffe wie „gesellschaftlicher Wert der Arbeit“ und „Tauschwert der Arbeit“ waren den Schülern geläufig. Es kam in meinem Unterricht unter anderem darauf an, den Schülern den Wert der Geschichte nahezubringen. Was hieß es, aus der Geschichte zu lernen? Man lernt nichts aus der Geschichte, wenn man sich blindlings die historischen Fakten aneignet. Man lernt nur etwas aus der Geschichte, wenn man Strukturen in ihr ausfindig zu machen in der Lage ist und das sind oft Herrschaftsstrukturen. Insofern ist die Geschichtswissenschaft immer auch Gesellschaftswissenschaft. Das historische Faktum existiert nicht an sich, es besteht nur vor dem erkenntnisleitenden Interesse desjenigen, der versucht, gesellschaftlichen Defiziten auf den Grund zu gehen. Es gibt Heerscharen von Historikern, die auf diese Grundtatsache aufmerksam machen.

Niemandem hilft es zu wissen, dass Karl der Große im Jahre 800 n. Chr. in Aachen zum Kaiser gekrönt worden war. Für den Verlauf der Geschichte der Deutschen war es aber schon wichtig zu wissen, wie er in seinem Reich die Herrschaft organisiert hatte. Das bedeutet, dass der Historiker die Geschichte befragen muss, aus dem erkenntnisleitenden Interesse nach Aufhebung gesellschaftlicher Defizite, zum Beispiel Demokratiedefizite. Welche gesellschaftlichen Ursachen ermöglichten das Erstarken des „Nationalsozialismus“, gibt es heute parallele gesellschaftliche Strömungen, die die „Neue Rechte“ befördern? Welche Konsequenzen muss die Schule aus solchen Erscheinungen ziehen? Geschichtswissenschaft ist so auch politische Wissenschaft. Politik ist Interessendurchsetzung mittels Macht. Macht ist die Chance, den eigenen Willen - auch gegen den Willen anderer - durchzusetzen, so sagte schon Max Weber. Herrschaft ist der dynamische Aspekt der Macht, sie ist Machtausübung. Macht ist also ein Potential. Die Politikwissenschaft stellt die Frage nach der Legitimität von Macht und Herrschaft. Der Prozess der „Aufklärung“, der „Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit“ (Immanuel Kant), ist insofern noch längst nicht abgeschlossen, beziehungsweise, er muss beständig neu in Gang gesetzt werden. Wo, so wäre etwa zu fragen, liegen Kräfte, die dem ureigensten Interesse nach Aufklärung entgegenstehen?

Liegen sie im Menschen selbst als Verhaltensdisposition angelegt oder werden sie von außen an ihn herangetragen? Zum ersten: der Mensch ist mit sich selbst zufrieden, das heißt, er unternimmt nur ungern Anstrengungen, sein Selbstbild zu erweitern oder gar zu zerstören. Jemanden der Aufklärung zuzuführen heißt, ihn zu veranlassen, zu lernen. Es gibt ein kindliches Lernbedürfnis, das im Erwachsenen offensichtlich wieder zugeschüttet wird. Man muss Erwachsene motivieren, zu lernen. Und genau da liegt der Hase im Pfeffer. Die Lernmotivation ist der Schlüssel zur Aufklärung. In wessen Interesse liegt es, Menschen in die Lage zu versetzen, zu erkennen, wie sie an ihre Mündigkeit herangeführt werden? Da setzen die äußeren Bedingungen an: die Werbeindustrie etwa versteht es, Menschen zu lenken, das weiß man schon seit über 50 Jahren (siehe dazu: Vance Packard, „Die geheimen Verführer“, 1957 oder Herbert Marcuse, „Der eindimensionale Mensch“, 1964). Das funktioniert, ohne dass sich die Betroffenen dessen bewusst sind, was entscheidend ist. Niemand lässt sich gern lenken oder gängeln, alle wollen immer zumindest das Gefühl haben, ihr eigenes Geschick weitestgehend selbst zu bestimmen und richtig zu handeln. Ein Maß für die Richtigkeit des Handelns ist die Konformität mit dem Handeln anderer. Jemand, der sich diesem Konformitätsdruck entzieht, gilt als Sonderling, sein Verhalten gilt als deviant. Er wird schnell Opfer von sozialen Vorurteilen, er wird Geächteter. Es ist dann eine Frage der Ich-Stärke und des Intellekts, dem Konformitätsdruck zu widerstehen. Ich-Stärke ist insofern das Gegenteil von Vermassung. Sie bedingt die Fähigkeit, begründet zu fragen. Eine conditio sine qua non ist das Lernen und zwar das zielgerichtete, einem erkenntnisleitenden Interesse folgende Lernen. Es ist ein großes Privileg, sich über solche Grundfragen des menschlichen Lebens Gedanken machen zu dürfen und dabei frei zu sein von äußeren Zwängen. Die Dialektik des materiellen Wohlstands liegt in der subjektiven Zufriedenheit des Menschen einerseits und in der objektiven Gefahr der Entmündigung andererseits. Eine weitere Qualität liegt dem materiellen Wohlstand zugrunde, ein Infragestellen des Wohlstandes wird als Gefahr angesehen und deshalb bekämpft. Wo fängt materieller Wohlstand an? Sicher muss die Befriedigung der Existenzbedürfnisse gewährleistet sein. Ein akzeptables Maß der Überbefriedigung der Existenzbedürfnisse muss hingenommen werden, dann aber fängt materieller Wohlstand an. Auch derjenige, der sich über diese Dinge Gedanken macht, lebt in materiellem Wohlstand, weil er die Energien, die er dazu benötigt, sonst der Bedürfnisbefriedigung zuführen müsste. Die Stabilität der Gesellschaft wäre gefährdet, wenn es zu viele Menschen gäbe, die sich über diese Dinge Gedanken machten. Deshalb liegt die Aufrechterhaltung des status quo, der die meisten Menschen in der Bedürfnisbefriedigung sieht, im Interesse der Herrschenden. Die Weckung immer neuer Bedürfnisse liegt da begründet. Dieser Mechanismus funktioniert ausgezeichnet: es kaufen Leute Espressomaschinen für 800 Euro, die dann für 150 Euro repariert werden müssen, soviel Espresso kann man sein ganzes Leben lang gar nicht trinken. Man misst sich dann über den Druck, den die Maschinen aufbauen, mit anderen. Möglicherweise trinkt man selbst gar keinen Espresso!Flachbildschirme werden gekauft, obwohl es kaum digitale Sendungen gibt, die diese besonders gut übertragen. Die Bildschirmdiagonale ist das Statuskriterium. Stellt man diese Konsumenten zur Rede, wird man aggressiv angegangen oder als Ewiggestriger hingestellt. Es gibt immer weniger Menschen, die sagen: „Ich brauche das nicht!“ Wenn alle mit dem Erreichten zufrieden wären, kaum noch konsumiert würde, und es somit kein wirtschaftliches Wachstum mehr gäbe, hätten wir einen Systemkonflikt.

Tina und ich überlegten an einer weiteren Reise. In der Zeitung gab es eine Anzeige des „Penny-Marktes“. Man verkaufte dort Tickets nach Lissabon für 100 Euro pro Person. Gleich fuhr ich hin und kaufte zwei Tickets für uns, bevor das Angebot verkauft war.

Im Internet buchten wir das „Hotel Mundial“ für eine Woche, und schon stand uns eine schöne Städtereise bevor. Ich war bereits in Lissabon, das war aber schon sehr lange her. Damals war ich mit meiner „16-PS-Ente“ unterwegs, natürlich waren Freunde dabei, die auch Ente fuhren. Wir hatten in Nazare am Strand geschlafen. Währenddessen stahl man mir meine Fotoausrüstung und meine Papiere aus dem Auto. Um einen Ersatzpass zu bekommen, musste ich nach Lissabon zur deutschen Botschaft. Ich hatte damals von der Stadt nichts mitbekommen, ebensowenig wie auf der Zwischenlandung auf dem Weg nach Südamerika. Mit den „Enten“ fuhren wir in vier oder fünf Tagen bis nach Portugal. Wir mussten durch ganz Frankreich und durch ganz Spanien, mit 16 PS war man nicht sehr schnell, wie man sich vorstellen kann. Auch war das Autobahnnetz noch nicht so ausgebaut wie heute. Die Strecke ging von Genf nach Annecy, Lyon, Clermont-Ferrand, Brive, Bordeaux, Bayonne, Burgos, Valladolid, Salamanca, Coimbra, Figueira da Foz. Dann waren wir an der portugiesischen Atlantikküste. Das war ein unbeschreibliches Gefühl, vor den Atlantikbrechern zu stehen, wir waren sofort im Wasser, kein Vergleich zur plätschernden Nordsee! Ich weiß noch, wie wir an der portugiesischen Grenze nach der Carta Verde gefragt wurden. Ich hatte keine grüne Versicherungskarte und zeigte stattdessen einen alten Lottoschein, der war okay.

Der offene Atlantik ergoss sich über die Strände mit gefährlicher Brandung und mitreißender Strömung. Wir sahen Fischer, die mit eingeschirrten Ochsen riesige Fischnetze aus dem Meer zogen und doch nur kleine Fänge machten. Waren Haie dabei, wurden die auf das Elendste verstümmelt und zum Verrecken liegengelassen. Haie waren des Fischers Feinde. Wir fuhren damals um die ganze Iberische Halbinsel, das waren ordentlich Kilometer. Sehr schön war auch die Algarve, es war dort aber so heiß, dass man es kaum aushalten konnte. In Granada waren wir bei Sturm schwimmen, die Brecher warfen einen an den Strand. Dann ging es über die gebührenpflichtige Autobahn zurück nach Frankreich. Aber das war alles lange her. Wir wollten, da wir zu relativem materiellen Wohlstand gelangt waren, Lissabon als Touristen erleben.

Lissabon

Neunzehnter August

Um 8.15 h stand ich auf und duschte. Dann Frühstück - zwei Äpfel, eine Banane. Es gab Stress mit Inga, sie schmiss eine Tasse Tee um, alles musste aufgewischt werden, Geschreie. Ich las die Zeitung wie immer ausgiebig. Ich musste mir anhören, dass Mama alles, und ich nichts gepackt hätte. Draußen schien die Sonne, es war warm. Ich hob die Äpfel vom Rasen auf. Um 11.00 h kam Stefan pünktlich. Wir verabschiedeten uns von den Kindern, Nik saß am PC, Inga duschte. Wir fuhren los,

Auf der Gegenspur in Krefeld hatten wir drei Kilometer Stau, gut, dass der nicht auf unserer Seite war. Nach 20 Minuten waren wir am Flughafen. Vor dem LTU-Schalter war eine gigantische Schlange, es ging aber gut voran. Dann gingen wir Cappuccino trinken, ich kaufte mir die neue „Motorradfahrer“. Um 12.15 h gingen wir zum Gate C 31 und kurze Zeit später an Bord unseres A 320. Ziemlich pünktlich starteten wir um 12.55 h. Nachdem wir Krefeld überflogen hatten, konnten wir Neukirchen-Vluyn sehen. Dann waren wir über den Wolken. Es gab bald etwas zu essen, Nudelsalat mit Hähnchensteaks. Nach eineinhalb Stunden überflogen wir Nantes und die Loiremündung, sehr schön zu sehen, herrliches Wetter. Überhaupt lockerte die Bewölkung immer mehr auf. Um 14.00 h landeten wir pünktlich in Lissabon. Die Maschine machte einen großen Bogen über die Tejomündng, man sah die Brücke des 25. April, den Christo Rei. Dann ging es mitten über die Stadt zum Flugplatz. Am Gepäckband dauerte es, unser Koffergriff war abgebrochen. Zu Hause reparieren, bloß kein Reklamationsstress! Anschließend stiegen wir in den Bus Nr. 91 Richtung Zentrum. Das ging problemlos, 3 Euro pro Person. Wir verließen den Bus am Rossio, 26 Grad, sehr angenehm. Ein paar Schritte laufen, dann waren wir am „Hotel Mundial“. Tina checkte uns ein, Zimmer 421, sehr schöner Blick auf den Largo Martim Moniz, rechts sah man das Castelo de Sao Jorge.

Unten hielt die Straßenbahnlinie Nr. 28 - die Legendäre - da würden wir noch oft mit fahren. Ich schrieb auf Hotelpapier einen Brief nach Hause. Dann zogen wir los. Erst zum Rossio, dann mit dem Elevador Santa Justa in die Oberstadt, dann wieder runter. Der Elevador war eine bequeme Möglichkeit, von der Unter- in die Oberstadt zu gelangen. Er war eine Art Fahrstuhl und überwand einen Höhenunterschied von etwa 45 Metern. Gebaut worden war er 1902 von einem Schüler Gustave Eiffels. Über einen Verbindungssteg gelangte man zum Largo do Carmo in die Oberstadt. Ganz oben gab es ein Cafe mit einer fantastischen Aussicht über die Stadt: Baixa, Chiado, Castelo de Sao Jorge. Als ich in dem Cafe saß, spürte ich zum ersten Mal das Licht, dieses unbeschreibliche Licht, wie ich es vorher in Kapstadt erlebt hatte, auch im Midi herrschten solche Lichtverhältnisse. Wir gingen dann zum Praca do Comercio, runter zum Tejo. Herrliches Wetter, strahlendblauer Himmel, im Schatten war es aber frisch. Der Tejo, in Spanien Tajo, war 1007 km lang und entsprang auf 1600 m Höhe in Spanien. Er durchfloss unter anderem Toledo, in Portugal floss er durch Santarem, um dann in einem mehrere Kilometer breiten Delta in Lissabon in den Atlantik zu münden. Die Vasco-da-Gama-Brücke überspannte ihn mit einer Länge von 17.2 km vor Lissabon, sie war die längste Brücke Europas. Wir setzten uns auf dem Commercio auf eine Bank und beobachteten das Treiben.

Wir liefen zum Praca do Municipio und wieder zurück. Über die berühmte Rua Augusta kamen wir wieder zum Hotel. Die Rua Augusta war eine alte Fußgängerstraße, die noch viele architektonische Besonderheiten des Wiederaufbaus durch Pombal nach dem Erdbeben von 1755 aufwies. Sie war eine wichtige Geschäftsstraße und sehr touristisch. Die parallel zu ihr verlaufenden Straßen trugen Namen der Handwerkszweige, die in ihnen angesiedelt waren: Rua dos Sapateiros (Schuhmacherstraße), Rua da Prata (Silberstraße), Rua do Ouro (Goldstraße). Wir gingen im Hotel für einen Moment auf die wunderschöne Dachterrasse. Anschließend Rossio, im Casa dos Sandes neben dem Mc Donald`s gab es Sandwiches mit Thunfischsalat. Langsam wurde es frisch, und wir machten uns vom Acker. Im Hotel merkten wir beide doch, dass wir ganz schön kaputt waren. Ich machte die Glotze an und schaute auf dem Zweiten Programm „Stubbe - von Fall zu Fall“, hinterher noch Nachrichten.

Um 22.00 h war Schluss.

Zwanzigster August

Um 8.00 h standen wir auf. Unser Zimmer war sehr komfortabel das Bett ausgezeichnet. Auch das Badezimmer war schon fast luxurös. Nachdem ich hundert Situps gemacht hatte, duschte ich ausgiebig. Dann fuhren wir mit dem Lift runter zum Frühstück.

Wir mussten vor dem Frühstücksraum warten, bis uns der Ober einen Platz zuwies. Das erinnerte zwar an die DDR, war aber hier im Gegensatz zu dort nötig, weil der Frühstücksraum voll war. Es gab ein unglaublich reichhaltiges Frühstück, in der Mitte war ein Buffet aufgebaut mit wirklich allem, was das Herz begehrte. Es gab Douwe Egbert Kaffee. Wir aßen reichlich, damit wir nicht mittags schon wieder Hunger hatten. Die Verköstigung kam schon sehr nahe an Andalusien heran, wo wir traumhafes Essen hatten. Wir verglichen weiter mit Rom, wo es eher spartanisch zuging und Barcelona, wo es gar kein Frühstück gab. Es würde an diesem Tag wohl warm werden, draußen gab es blauen Himmel, wir planten einen Museumstag. Wir begannen mit dem „Gulbenkian-Museum“. Calouste Glubenkian war ein armenischer Ölmagnat, der aus einer reichen Familie stammte. Er war ein großer Liebhaber der Bildenden Kunst. Er trug eine sehr vermögende Sammlung von Gemälden, Skulpturen und kunsthandwerklichen Meisterstücken zusammen. Er floh während des Zweiten Weltkrieges aus dem von den Deutschen besetzten Paris nach Portugal, wo er in Lissabon im „Hotel Aviz“ lebte. Dort gründete er die „Gulbenkian-Stiftung“, die heute von seinem Enkel verwaltet wird. Seit 1969 waren seine Kostbarkeiten im „Gulbenkian-Museum“ zu besichtigen. Das Museum lag an der Praca de Espanha, wohin wir vom Rossio aus mit der U-Bahn gelangten, wir stiegen an der Baixa Chiado um.

Die Sonne knallte ganz schön vom Himmel, im Museum herrschte aber angenehme Kühle. Gulbenkian schien wirklich alles gesammelt zu haben, was wertvoll war. Wir huschten schnell durch die Orient-Abteilung. Es schloss sich eine Abteilung mit bedeutenden europäischen Malern an, Impressionisten vor allem. Ganz zum Schluss gingen wir in das „Museums-Cafe“ und tranken Cappuccino. Das Cafe lag an einem dem Museum angegliederten Park, wir saßen im Schatten. Um 12.30 h hauten wir wieder ab. Wir wollten zum „Museu Nacional do Azulejo“, Azulejos waren glasifizierte Keramikfliesen, die wetterfest waren, und in Spanien und vor allem Portugal zum alten Stadtbild gehörten. Sie fanden sich an Hausfassaden und Kirchen, aber auch an Innenwänden. Häufig wurden Blumen-, Vögel- und Schiffsmotive verwendet. Das Wort Azulejo leitete sich vom arabischen Al Zulaij ab, was soviel wie kleiner polierter Stein bedeutete. Die Azulejos waren fester Bestandteil der portugiesischen Kultur. Ihre Herstellung war geübten Handwerkern vorbehalten. Wir stiegen an der Praca da Espanha in die U-Bahn und fuhren zurück zur Baixa Chiado. Dort stiegen wir in die Linea Verde bis Arrioso. An der Avenida Mario Soares nahmen wir den Bus Nr. 18 bis zur Igreja Madre de Deus, die direkt am „Fliesenmuseum“ lag. An der Bushaltestelle warteten wir sehr lange, zum Glück im Schatten. Die alten Fliesen waren ganz interessant. Das Museum war in einem alten Kloster untergebracht, wir schauten uns auch die barocke Kirche an. Dann aber schnell in den Klostergarten, kalte Cola trinken. Im ersten Stockwerk gab es eine 35 m lange Kachelwand, auf der Lissabon vor dem Erdbeben von 1755 dargestellt war. Im Garten war es sehr schön, im Schatten zu sitzen, wenn die sauharten unbequemen Stühle nicht gewesen wären. Vom Museum aus nahmen wir den Bus Nr. 42 zurück zur Praca do Chile, um dort die U-Bahn zum Rossio zu nehmen. Wir gingen für eine halbe Stunde zum Hotel. Dann zum Rossio zurück, ich hatte mein Ticket vergessen, zurück zum Hotel. Wir fuhren zum Cais do Sodre, um mit der Fähre zum anderen Tejoufer zu gelangen. Dort lag der Fischerort Calcilhas. Mitten auf dem Tejo ging Tinas Handy, Nik wollte wissen, wo seine Badehose wäre. Die Welt rückte zusammen! Wir liefen 10 Minuten am Tejo entlang, dann gelangten wir zum „Restaurant Ponto Final“. Wir bestellten eine große Dorade für zwei Personen. Das Wetter war einmalig schön, keine Wolke am Himmel. Die Autos auf der Brücke des 25. April sahen winzig klein aus. Man sollte von dem Restaurant aus den schönsten Sonnenuntergang mit Blick auf die Stadt genießen können. Der Fisch war sehr gut, mit 30 Euro aber auch ganz schön teuer. Um 18.30 h verließen wir das Restaurant wieder und liefen Richtung Fähre. Der Weg am Kai entlang war ziemlich schmutzig, alles war verlassen und vergammelt. Nach 10 Minuten waren wir am Fähranleger, kurze Zeit später auf dem Schiff - 0.72 Euro für eine Fahrt, dafür konnte man nicht schwimmen! Nachdem wir mit der U-Bahn zum Rossio gefahren waren, setzte ich mich auf die Praca da Figueira, Tina ging ins Hotel, warme Sache holen. Angeblich sollten in Lissabon die Nachttemperaturen nie über 17° C liegen, letzte Nacht war es ziemlich kühl im Bett. Dann zogen wir weiter. Das „Nicola“ hatte an diesem Tag geschlossen, also gingen wir zum Largo de Chiado in das „Cafe Brasileira“. Dieses Cafe war sehr berühmt und bei allen Touristen und auch Einheimischen bekannt und beliebt. Das Interieur war umwerfend, gediegen, alt, vornehm. Wir tranken draußen vor dem Cafe auf dem Platz zwei Wein, einen Kaffee und ein Wasser für 12 Euro!Vor dem Cafe steht die Bronzebüste von Fernando Pessoa, dem berühmten portugiesischen Dichter. Mit ihr ließ sich so ziemlich jeder fotografieren.

Um 22.00 h hauten wir ab zum Hotel und gingen ins Bett.

Einundzwanzigster August

Um 8.00 h saßen wir beim üppigen Frühstück.

Wir wollten an diesem Tag die Fahrt mit der Linie 28 machen, der legendären Straßenbahn, von der man sogar bei uns zu Hause in den Illustrierten lesen konnte. Die Straßenbahn hielt direkt vor dem Hotel. Sie war alt und gediegen, solche Straßenbahnen fuhren früher in den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts bei uns herum, sie wäre in Deutschland längst ausgemustert.

Sie fuhr natürlich auch dort nur der Touristen wegen. Zuerst besuchten wir einen chinesischen Supermarkt und kauften Wasserflaschen. Anschließend zur Haltestelle, jede Menge Leute. Wir warteten bis zur nächsten Bahn, nichts los, klasse! Die Fahrt war wirklich, wie im Reiseführer beschrieben. Es gab Stellen auf der Strecke, wo Fußgänger sich in Hauseingänge drücken mussten, um nicht von der Straßenbahn erfasst zu werden, so eng ging es mitunter da zu! Oben am „Miradouro Santa Luzia“ wollten wir auf der Rückfahrt aussteigen. Das Endstück am „Cemiterio dos Prazeres“ war nicht so interessant - obwohl wir uns später den Friedhof anschauten - wir stiegen wieder ein und fuhren zurück. Ein paar Fotos unterwegs, dann - wie beabsichtigt - Ausstieg am „Miradouro Santa Luzia“. Man sollte angeblich den Ausblick nicht wieder vergessen! Wir tranken zwei sehr starke Espresso im Schatten. Kleine Pause! Dann, wo wir einmal oben waren, gingen wir zum Castelo Sao Jorge, da brauchten wir nicht noch einmal zu kraxeln.

In Belem waren die wichtigsten Sehenswürdigkeiten montags geschlossen. Man hatte dort wirklich den besten Ausblick auf die Stadt - ein unglaubliches Licht - wir konnten unser Hotel sehen. Nach der Burgbesichtigung gingen wir durch die „Alfama“ bis zum Wasser. Es ging über verwinkelte steile Treppchen durch kleinste Gässchen immer weiter hinunter. Unten lag die „Acores Lines“, die wir schon von oben sehen konnten.

Wir liefen durch große Hitze, bis wir die Gleise der Linie 28 kreuzten. Ohne lange zu überlegen stiegen wir ein und fuhren bis zum Hotel. Der Frisör hatte gerade Mittagspause, am nächsten Tag noch einmal versuchen. In unserer Mittagspause ging ich duschen und wir legten uns ein bisschen hin. Kleine Siesta.

Hinterher gingen wir in die Rua Augusta, wo wir Sandwiches und Teilchen kauften. Mit der Süddeutschen ausgestattet setzten wir uns dann vor das „Cafe Nicola“. Die Handytelefoniererei ging mir fürchterlich auf den Zeiger. Nik wollte wissen, wo denn seine Passbilder wären, als wären wir mal eben nach Vluyn gefahren. Er rief dann schon wieder an. Wir liefen am Bahnhof Rossio vorbei auf die Avenida de Liberadores. Kurz hinter dem „Eden Hotel“ ging eigentlich der „Elevador da Gloria“ hoch, leider wurde der aber gerade restauriert, also laufen!Unten gab eine Anzeige an: 17.22 h, 33° C! Wir kämpften uns ab. Der „Miradouro de Sao Pedro de Alcantara“ wurde leider auch gerade restauriert, so blieb uns nur eine Bank im Barrio Alto. Wir zogen dann weiter zum Praca do Principe Real, wo wir unter einer uralten „Goazeder“ eine längere Pause machten, es roch dort nach Thymian. Wir liefen von dort immer weiter runter, bis zur Nationalversammlung kamen, einem sehr schönen Gebäude. Mit der Straßenbahn ging es einige Haltestellen bis zum Largo do Chiado, kurze Pause, dann zurück zum Hotel. Tina rief die Kinder an, damit sie ihre „Prepaidkarten“ aufluden.

Mir fiel in jenem Moment ein, dass wir unbedingt schwarzen Pfeffer und Aspirin kaufen mussten. Wir gingen dann hinüber zu Mc Donald`s, aßen Cesar`s Salad und tranken dazu Cola. Im „Suica“ zahlten wir für ein kleines Glas Portwein und ein Wasser 7.15 Euro! Um 21.00 h schmiss uns der Kellner quasi raus.

Wir schlenderten langsam zum Hotel.

Um 22.00 h war Schluss.

Zweiundzwanzigster August

Die Überdecke war doch etwas warm, die nächste Nacht würde ohne geschlafen.

Frühstück war erst um 9.00 h, wir mussten am Frühstücksraum etwas warten. Anschließend packten wir unsere Sachen, wir fuhren nach Cascais. Wir nahmen die U-Bahn zum Cais do Sodre, von da ging es mit dem Vorortzug nach Cascais für 6 Euro hin und zurück. Wir brauchten ungefähr eine halbe Stunde, die Hitze war unglaublich, wir stiegen mitten in Cascais aus dem Zug. Wir wollten eigentlich Räder mieten, es gab aber keine mehr, so blieben wir am Stadtstrand, der 100 m entfernt war. Wir liehen für 7.50 Euro einen Schattenspender, die Alternative hieß Sonnenbrand! Ich ging ins Wasser, es war saukalt, es waren auch kaum Leute drin. Schnell wieder raus und hingelegt! Nach einer kleinen Bummelpause gingen wir Kaffee trinken. Dann legten wir uns noch mal hin, ich ging noch mal ins Wasser. Anschließend liefen wir die schöne Strandpromenade entlang nach Estoril. Man konnte Estoril längst sehen, die Orte gingen ineinander über. In Estoril setzten wir uns unterhalb des Bahnhofs an die Promenade auf einen Kaffee, dann liefen wir hoch und fuhren zurück. Am nächsten Tag mussten wir unbedingt nach Belem! Beim Unterfahren der Brücke des 25. April bekam man einen Eindruck von deren Größe. Wir kehrten zum Hotel zurück und machten eine kleine Mittagspause, es war 15.45 h. Um 16.45 h nahmen wir die Nr. 28 und fuhren in die „Graca“, an unserer Haltestelle nahm ich 20 Euro von einer Japanerin, die hätte ich wohl dort verloren, wir gingen zum höchsten Aussichtspunkt Lissabons, zum „Miradouro Nossa Senhora“. Man wusste gar nicht mehr, in welchen Worten man schwärmen sollte - ein paar Fotos werden geschossen. Dann gingen wir runter zur Igreja de Graca und zum nächsten Miradouro, dort tranken wir Cappuccino. Ein Stück weiter unten wollten wir essen, der Chef schien aber nicht viel Lust auf uns zu haben, deshalb überlegten wir, wo wir hin sollten. Wir fuhren mit der Nr. 28 zum Largo do Chiado und gingen von dort zum Largo do Carmo. Dort waren aber nur Cafes. Wir liefen den Calcado do Carmo hinunter und fanden „O Adriano“, eine urige Kneipe, vor die wir uns setzten. Wir bestellten beide Sardinhas assadas, ein bisschen fummelig zu essen, aber sehr lecker. Tina trank frischen O-Saft, ich ein Wasser con gas. Tolle Stimmung im Restaurant, dort kamen viele Leute vorbei.

Bei der Bezahlung wurden wir betuppt, der Wirt addierte dieses und jenes, bis er auf den Betrag von 21.50 Euro kam, groß diskutieren konnten wir mit dem Wirt nicht. Zurück zum Hotel, ich sprach kurz mit Niklas, zu Hause war schlechtes Wetter mit Kälte, Niklas glaubte kaum, dass wir an diesem Tag in Cascais zum Baden waren. Auf dem Praca da Figueira tranken wir Porto und Wasser, es war sehr warm an diesem Abend, aber angenehm. Beim Bezahlen stellte sich heraus, dass wir wieder im „Suica“ gelandet waren, nur auf der Rückseite. Jedenfalls bezahlten wir 7.15 Euro.

Wir gingen ins Hotel.

Dreiundzwanzigster August

Um 9.00 h wurde gefrühstückt, vorher hatte ich 100 Situps gemacht.

Meine erste Amtshandlung war an diesem Morgen der Frisör. Bei der Hitze mussten die langen Haare runter (sagte man). Die Friseurin war eine nette Frau aus Angola. Sie war seit 32 Jahren in Portugal. Sie erzählte, und ich erzählte, und die Haare wurden immer kürzer. Der Bart wurde gleich mitgeschnitten.

Ich zahlte 11 Euro und hatte mich in dem schönen alten Frisörsalon sehr wohl gefühlt. Anschließend saßen wir auf der Praca Martim Moniz und tranken Kaffee. Hinterher nahmen wir an der Praca da Figueira die Straßenbahn Nr. 15, eine sehr moderne Straßenbahn nach Belem.

Wir hatten Sitzplätze, die Bahn war zwar klimatisiert, wir saßen aber voll in der Sonne, es wurde mächtig heiß. Es ging schneller, als ich gedacht hatte, ich schätzte, wir hatten eine halbe Stunde gebraucht. Am „Monasterio dos Jeronimos“ stiegen wir aus und gingen bei Mc Donald`s gegenüber Kaffee trinken. Wir saßen herrlich im leicht wehenden Wind, die Hitze war wieder unbeschreiblich. Dann gingen wir zum Tejoufer, vor uns das fantastische „Padrao dos Descobrimentos“, das Entdeckerdenkmal. Es sah aus wie neuerrichtet, war riesengroß, man konnte mit Liften hinauffahren.

Salazar hatte es 1940 bauen lassen, 1960 war es neugestaltet worden. Toll, die emporstrebende Gruppe um Heinrich den Eroberer. Das Denkmal war das Wahrzeichen Lissabons. Wir gingen am Ufer entlang zum „Torre de Belem“. Einmal um den kleinen Hafen, dann waren wir da. Dem Turm sah man seine 500 Jahre an. Er stand ursprünglich mitten im Tejo, Aufschüttungen und Erdbeben hatten den Tejolauf aber verlegt. Der Torre war imposant. Wir mussten die Eisenbahn überqueren und gelangten zum verpönten Kulturpalast. Seiner pompösen Bauweise und seiner dominanten Lage wegen wurden dem „Torre de Belem“ und dem Hieronymuskloster fast der Status des Weltkulturerbes aberkannt. Wir besichtigten das Designmuseum, das aber bei der Größe und einem Eintrittspreis von 7 Euro sehr teuer erschien. Wir liefen durch den großen Komplex, der für meine Begriffe sehr anspechend war, zum Hieronymuskloster. Das Kloster war natürlich der Vorzeigetempel für die Touristen, aber sehr schön. Eine gigantische Anlage mit einer Länge von 300 m im manuelinischen Stil (nach Manuel I. 1495-1521), einer portugiesischen Variante der Spätgotik. Wir besichtigten zuerst die Kirche, wo ich ein Foto vom Sarkophag Vasco da Gamas mache, dann zahlten wir jeder 4.50 Euro Eintritt und gingen in das Kloster. Das Kloster überstand das Erdbeben von 1755 weitestgehend unbeschädigt. Hinterher gingen wir wieder zu Mc Donald`s und tranken Kaffee. Es hatte zu stürmen begonnen, wir mussten unsere Getränke und das Tablett festhalten, es wehte ein heißer Wind. Wir schauten uns am Entdeckerdenkmal eine in das Pflaster eingelassene Windrose an, die Südafrika geschenkt hatte und die alle ehemaligen Kolonien zeigte. Wir besuchten den Präsidentenpalast mit den zwei Wachsoldaten. Im Anschluss gingen wir wieder zur Straßenbahnhaltestelle Monasterio. Die Linie 15 war brechend voll. Plötzlich Tumult, jemand stieg ein und wieder aus, die Bahn bewegte sich nicht. Dem Betreffenden war das Portmonee aus der Hose gestohlen worden. Mit einem Male rannte jemand weg, der Bestohlene hinterher. Kurze Zeit später, die Bahn war losgefahren, sahen wir aus dem Fenster, wie die Polizei den Dieb in Handschellen abführte und zur Wache brachte. Die Fahrt zurück war recht mühsam, wir standen die ganze Zeit, bis auf die letzte Etappe.

Dann ins Hotel – duschen. Es war 17.15 h, die ganze Belem-Aktion hatte lange gedauert, war aber wunderschön. Um 18.00 h schauten wir „Heute-Nachrichten“. Wir gingen zum Casa dos Sandes, aßen Sandwiches und Salat. Hinterher die Rua Augusta runter auf der Suche nach Sonne, es war frisch geworden. Als auch dort die Sonne verschwand, fuhren wir mit der Nr. 28 hoch zum „Miradouro Graca“ und genossen die letzten Sonnenstrahlen. Ein Porto, ein Wasser - 3.50 Euro, na also, es ging doch!

Als die Sonne weg war, wurde es kalt.

Wir nahmen den Bus zum „Hotel Mundial“.

Vierundzwanzigster August

An diesem Tag stand der Parque das Nacoes auf dem Programm.

Beim Frühstück lernten wir Leute aus Iserlohn kennen. Wir redeten kurz uns gingen dann. Erst holten wir Geld, dann kauften wir neue Tickets, anschließend fuhren wir mit der U-Bahn bis Alameda, wo wir zum Gare Oriente umstiegen. Schon der Bahnhof war eine Schau mit seinem futuristischen Dach. Wir gingen durch das Vasco-da-Gama-Einkaufszentrum in den Expo-Park. Am „Ozeanarium“ tranken wir den obligatorischen Cappuccino. Der Eintritt ins „Ozeanarium“ kostete 10.50 Euro pro Person, aber das musste sein! Der Hauptbestandteil war ein gigantisches Aquarium, das zweitgrößte der Welt.

Sehr schön, die Fische in den riesigen Becken zu betrachten, aber da waren wir von Kapstadt ein bisschen verwöhnt. Es war nicht sehr voll, man konnte an der Kasse aber erahnen, was da manchmal los sein musste. Viele kleine Nebenaquarien und Außenanlagen rundeten die Sache ab. Insgesamt etwas überteuert, aber gut. Im Anschluss fuhren wir mit der Seilbahn ein horizontales Stück Richtung Vasco-da-Gama-Brücke. „Doppelmayr“ aus Österreich war der Hersteller der Seilbahn, ein wenig fühlte man sich an den Skiurlaub erinnert. Die Fahrt kostete 3.50 Euro und war damit sehr teuer. Wir stiegen vor dem Vasco-da-Gama-Turm aus und tranken Cappuccino. Wir saßen am Anfang der Rua da Pimenta, dem Beginn der „Fressmeile“. Langsam liefen wir dann durch den Jardim Garcia da Orta zurück. Dort hatte man versucht, Pflanzen aus den ehemaligen Kolonien anzubauen. Wir gingen unter den Flaggen der Teilnehmerländer der Expo 1998 her zum Einkaufszentrum. Es wehte ein erfrischender Wind - wenigstens ab und zu. Im Einkaufszentrum holte ich mir eine Süddeutsche und setzte mich mit einem Wasser einen Augenblick zum Lesen hin. Tina war shoppen. Hinterher gingen wir zum Bahnhof, nachdem Tina noch einen frischen O-Saft getrunken hatte. Mit der U-Bahn ging es zum Alameda und nach dem Umsteigen zur Praca Martim Moniz. Im Hotel wurde eine kurze Pause mit Toilette und Bett eingelegt, es war 16.30 h. Um 17.30 h zogen wir wieder los und gingen am Rossio ein Sandwich essen.

Dann wieder zum Praca Martim Moniz und mit der Nr. 28 hoch zum „Miradouro Graca“. Toll in der Sonne! Vorher kauften wir im „Mini-Precio“ Wasser und Nüsse. Dann wurde in aller Ruhe Süddeutsche gelesen, mit Wasser und Porto zu erschwinglichen Preisen. Langsam wurde es dort oben voller, das war schon ein begehrter Platz in der Abendsonne. Um 20.00 h, kurz vor Sonnenuntergang, zahlten wir und gingen zurück zum Largo da Graca.

Es wehte ein kalter Wind.

Kurze Zeit später kam der Bus und wir fuhren zum Hotel.

Fünfundzwanzigster August

Dieser Tag war unser vorletzter.

Um 8.00 h wurde gefrühstückt. Wir trafen wieder die Iserlohner, die fuhren kurze Zeit später zurück.

An der Rezeption schauten wir ins Internet, ob am nächsten Tag unser Flug pünktlich wäre, dann zogen wir los. Oben, oberhalb der „Alfama“, stiegen wir aus der Nr. 28 und tranken am „Miradouro Santa Luzia“ Kaffee. Dieser Aussichtspunkt war nach Tinas Ansicht der schönste, der Tejoblick war natürlich auch klasse. Die nächste Straßenbahn war brechend voll und wir standen bis zum „Prazeres-Friedhof“. Auf dem Friedhof boten sich viele Schattengelegenheiten, die wir nutzten - “Pere Lachaise“ im Kleinen. Manche Gräber waren eingestürzt, wir waren ganz allein auf dem Friedhof.

Wir verließen den Friedhof wieder und gingen ein Stück zurück Richtung Stadt. Im Cafe „Il Roma“ tranken wir etwas, wir wurden zweimal angebettelt. Dann nahmen wir die nächste Nr. 28 und fuhren bis zur Nationalversammlung. Wir stiegen aus und liefen bis zum „Miradouro Santa Catarina“. Tina meinte, der wäre bei Weitem nicht so schön, wie der Santa Luzia, klasse war der aber auch. Wir liefen ein Stück die Hauptstraße entlang und ließen uns vom „Elevador da Bica“ zum „Mercador de Ribeira“ runtertransportieren – toll! In der Markthalle war nicht mehr viel los, es war schon 13.30 h. Wir gingen am Cais do Sodre in die U-Bahn und fuhren bis Baixa Chiado. Dort gab es x Rolltreppen hoch bis zum Largo Chiado. Nachdem wir auf dem Platz ein Eis gegessen hatten, liefen wir die Rua Misericordia entlang bis zur Igreja Sao Roque. Die Kirche erschien von außen nicht sehr ansehnlich, von innen war sie aber überwältigend. Angeblich wurde im 17. Jahrhundert Gold aus Brasilien dort verbaut. Am Largo do Carmo tranken wir etwas. Unten am Rossio kaufte ich mir eine Süddeutsche und las sie im Hotel an. Kurze Pause mit Dusche, Toilette und Bett. Hinterher zum „Nicola“, weiterlesen. Tina ging in die Rua Augusta, Schuhe kaufen. Ich glaubte, sie hatte ein gutes Angebot erwischt. Wir holten Pullover und Jacke und fuhren hoch zur „Graca“. Zum letzten Male Wasser und Porto. Ich erählte der Bedienung, dass wir am nächsten Tag zurück nach Deutschland flögen und sagte:

„Bis zum nächsten Jahr!“

Tina fand das peinlich, die Bedienung wünschte uns eine gute Reise. Dann gingen wir in „Matas Snack Bar“ am Largo da Graca etwas essen. Ich bestellte „Porco Portugesa“, Tina „Dourada Grillhada“. Das schmeckte schon sehr gut, die Rechnung offenbarte aber mal wieder ein paar Sonderposten, die wir zwar bezahlten, aber so nicht bestellt hatten. Es blieb ein etwas fader Geschmack. Um 20.30 h fuhren wir zum Hotel.

Ich hatte an der Haltestelle meinen Pullover angezogen.

Das war unser letzter Abend in Lissabon.

Sechsundzwanzigster August

Ich machte wie jeden Morgen meine 100 Situps, duschte und rasierte mich. Um 8.00 h waren wir aufgestanden. An diesem Morgen ging die Sache etwas ruhiger an.

Wir packten schon mal ein wenig. Wir wollten an diesem Morgen noch zum Flohmarkt an der Igreja Sao Vicente. Dieser Markt sollte der bedeutendste in ganz Lissabon sein. Um 10.00 h zogen wir los. Die Koffer gaben wir an der Rezeption zur Aufbewahrung ab. Die Rechnung war okay, wies aber einen viel zu hohen Betrag für das Telefonieren aus - hinzu kamen noch Handykosten! Diesmal kauften wir Fahrscheine in der Straßenbahn. An der Rua Sao Vicente stiegen wir aus.

Direkt hinter der Kirche begann der Flohmarkt. Es wurde der übliche Krempel verkauft. Ich wollte zuerst eine alte Azulejo kaufen, ließ das aber dann wieder. Plötzlich musste ich unheimlich dringend zum Klo und schaffte es gerade noch bis zu einem Cafe.

Von dort liefen wir zum „Miradouro Santa Luzia“, ein letztes Mal der herrliche Blick. Wir nahmen dann die Linie 12 zur Praca da Figueira. Im Hotel kurz zur Toilette, dann zur Praca Martim Moniz. Der Baulärm und die ganzen Leute nervten aber sehr. Nach einem kleinen Kaffee beschlossen wir, zum Flughafen zu fahren. Wir holten unsere Koffer, liefen zum Rossio und stiegen in den sofort kommenden Bus Nr .91. Ein letzter Blick auf den Rossio, dann waren wir weg. Wir drückten uns ein bisschen herum, saßen auf dem Flugplatz, tranken etwas. Um 19.00 h ging es mit einer Fokker 100 zurück nach Düsseldorf, wo wir als wahrscheinlich letzte Maschine um 23.00 h landeten.

Unsere kleine Lissabon-Exkursion war beendet. Wir fuhren mit einem Taxi nach Hause.

Das erste, was am nächsten Morgen auffiel war, dass dort, wo vorher Launs große Birke gestanden hatte, eine gewaltige Lücke klaffte. Ich setzte mich auf die Terrasse und dachte nach. So ein Kurzurlaub war doch etwas schönes, man war weit weg und doch schnell wieder zu Hause. Im Verhältnis waren Kurzurlaube natürlich teure Angelegenheiten. In Siegen hätte ich mir damals so etwas nie leisten können, von den teuren Hotels ganz zu schweigen. Ich legte mich auf die Couch und geriet ins Träumen, mir erschien mit einem Mal Peter Harbacher im Traum, er Wasserbaustudent und Kommilitone von mir gewesen.

„Peter Harbacher

hatte an der Universität Siegen Wasserbau studiert und seinen Diplomingenieur gemacht. Sein berufliches Ziel war etwas, was mit der Renaturierung der Sieg von etwa Siegen bis zur Rheinmündung zu tun hätte.

Er bekam eine Anstellung beim „Staatlichen Umweltamt“ in Köln (StUA). Zu Beginn seiner Tätigkeit beim Umweltamt fuhr er täglich die Strecke Siegen-Köln mit dem Auto. Er wohnte in Weidenau in der Charlottentalstraße. Er fuhr die A 45 bis zum Kreuz Olpe, dann die A 4 bis Köln. Wenn er sehr früh fuhr, das hieß, wenn er vor sieben Uhr auf der Rheinbrücke war, hatte er Glück und keinen Stau. Kam er später, konnte er manchmal eine um eine Stunde längere Fahrzeit einkalkulieren. Er fuhr nach der Brücke die Abfahrt Zoo runter, die Riehler Straße Richtung Innenstadt und dann rechts ab in die Blumenthalstraße. Da lag das StUA und war deshalb sehr gut zu erreichen. Allerdings brauchte man bei normalen Straßenverhältnissen eine knappe Stunde mit dem Auto bis dorthin! Und die Benzinkosten gingen natürlich auch an die Substanz. Peter Harbacher überlegte, nach Köln zu ziehen. Köln gefiel ihm als Stadt sehr gut. Als Student war er mit Kommilitonen oft in der Südstadt.

Verheiratet war er nicht, Kinder hatte er keine, er war ungebunden. Aber er dachte schon daran, so ungefähr mit 30 Jahren eine Familie zu gründen. Da musste er erst einmal eine Frau kennenlernen! Aber das dürfte eigentlich so schwierig nicht sein.

Peter sah gut aus, er hatte ein ansprechendes Gesicht, war glattrasiert und hatte einen athletischen Körper.

Früher hatte er während des Studiums mit seinen Kommilitonen abends oft Hochschulsport betrieben. Vor allem Fitnesstraining hatten sie dort gemacht. Außerdem war er als Wasserbau-Diplomingenieur mit festem Job beim „Staatlichen Umweltamt“ gut abgesichert. Eine Wohnungsannonce im Kölner Stadtanzeiger brachte sofort Erfolg. Natürlich hatte er in seiner Anzeige alle Register gezogen: Dipl.-Ing. Junggeselle, fester Job usw. Da war es kein Wunder, dass er schnell positiven Bescheid bekam. Er sagte bei einer Privatanzeige zu: 3 Zimmer, Küche, Diele, Bad, Balkon auf dem Krefelder Wall. Das lag in direkter Nachbarschaft zu seiner Arbeitsstätte, er konnte vom Krefelder Wall in die Blumenthalstraße laufen. Zum nächsten Ersten war die Wohnung frei, er musste die Weidenauer Wohnung erst noch kündigen, ein, zwei Monate würden sich die Mietverhältnisse überschneiden, er würde in dieser Zeit doppelte Miete zahlen müssen, konnte das aber nicht ändern. Er freute sich schon auf seine Kölner Wohnung und kündigte gleich seine Weidenauer Unterkunft. Die hatte er seit seiner Studentenzeit.