Paulo bei den Krat (11) - HaMuJu - E-Book

Paulo bei den Krat (11) E-Book

HaMuJu

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Beschreibung

Nach einem Krieg zwischen den Goor und den Krat, der den Krat das Ende der Tyrannei bringt, gehen Paulo und Marietta ins Krat-Reich und unterrichten dort, sie schließen Freundschaften und kehren zufrieden wieder zu den Goor zurück. Das Verhältnis ist zwischen den beiden ehemals verfeindeten Völkern normalisiert und Marietta und Paulo haben unter den Krat Freunde gewonnen.

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Seitenzahl: 389

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HaMuJu

Paulo bei den Krat (11)

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Fußball im Garten

Der Kriegsausbruch

Unsere Zeit in Kratholm

Vilma und Aapo

Platzumgestaltung

Klassenausflug

Die Bergtour mit Aapo

Begegnung mit Wölfen

Wahlen im Krat-Reich

Hitzemarsch durch die Heide

Balavidda

Die Platzeinweihung

Abschied von Kratholm

Die Wiedersehensparty

Nachwort

Impressum neobooks

Fußball im Garten

Hans Müller-Jüngst

Paulo bei den Krat (11)

Impressum

Texte: © Copyright by Hans Müller-Jüngst

Umschlag: © Copyright by Hans Müller-Jüngst…Verlag: Hans Müller-Jüngst

Waisenhausstr. 447506 [email protected]

Druck: epubli, ein Service der

neopubli GmbH, Berlin

Printed in Germany

Am Sonntag flogen Jemina und Eljas wieder nach Hause, wir tranken aber zuerst noch einmal lange Kaffee und Bortan und ich mussten auch noch ein Spiel mit Aaron und Unto absolvieren, die sich allerdings beide noch nicht hatten blicken lassen, egal, wir würden sehen, was käme. Am Mittag erschienen dann Aaron und Unto, noch sehr unausgeschlafen und nicht ansprechbar, sie setzten sich zu uns an den Tisch und tranken Kaffee, ein „Guten Morgen“ konnten sie sich gerade so aus den Rippen schneiden. Bis die beiden unter den Lebendigen weilten, würde noch eine Zeit vergehen und wir beachteten sie gar nicht. Die Maschine nach Kavaniemi ging um 13.30 h, um 12.45 h verabschiedeten sich Jemina und Eljas bis in vier Wochen und wir fuhren zum Flughafen.

Wieder schlichen wir durch die Straßen, was ein heftiges Kopfschütteln bei Jemina und Eljas zur Folge hatte. Es war um diese Zeit am frühen Sonntagnachmittag nicht viel los auf den Straßen, weshalb man aber natürlich nicht rasen durfte. Am Flughafen sagte ich Jemina, dass wir unser Gespräch über die Smartboards wohl in vier Wochen in Kavaniemi führen müssten, aber das wäre ja nicht mehr so lange hin. Ich umarmte Jemina und Eljas, sie bedankten sich für die schöne Feier und wir sagten „Tschüss!“. Die Maschine stand schon vor der Halle und Jemina und Eljas stiegen die Gangway hinauf. Mit einem höllischen Lärm erhob sich dann der Senkrechtstarter, bevor er in einer gewissen Höhe zum Waagerechtflug ansetzte. Ich fuhr wieder nach Hause und setzte mein Kaffeetrinken fort, Aaron und Unto waren inzwischen aufgetaut und Unto fing sofort an, über das Fußballspiel zu reden. Bortan sagte den Jungen, dass sie den Fußballplatz schon einmal vorbereiten und ein Fußballfeld abstecken und Tore aufstellen sollten, wir würden dann später eine Revanche spielen. Seldit und Bortan blieben noch bis zum nächsten Tag und das war gut so, denn wir waren sehr gerne mit den beiden zusammen und unterhielten uns mit ihnen. Wir wollten unser Fußballspiel hinter uns bringen und dann Erja und Aulis zu uns bitten, mit denen Kaffee trinken und einen Spaziergang machen. Ich ging schon einmal zu den beiden rüber und lud sie für später zu uns ein, sie freuten sich und würden dann bei uns vorbeischauen.

Wir könnten alle zusammen in den Wald gehen, aber das würde man noch sehen, ob wir dazu Lust hätten, ich dürfte dann aber die Keulenhälften für die Vielfraße nicht vergessen. Inzwischen hatten die Jungen das Fußballfeld vorbereitet und wir fingen kurze Zeit später mit dem Spiel an. Unto und Aaron sagten, dass sie noch Jouko herüberholen sollten, damit er wieder den Schiedsrichter gäbe. Aaron lief zum Zaun und rief ihn, Jouko erklärte sich bereit, unser Spiel zu leiten. Es entspann sich wieder eine wilde Partie, Unto schien den festen Vorsatz gefasst zu haben, die Partie zu gewinnen, er stürmte wie ein Besessener auf unser Tor zu, spielte Bortan den Ball zu, der ungedeckt vor unserem Tor stand, lief dann selbst nach vorn, erhielt von Bortan den Ball zurück und schoss dann tatsächlich das 1:0, Unto und Bortan lagen in Führung, Aaron und ich schauten uns ratlos an, konnten uns aber keinen Reim auf unser Unvermögen machen, vielleicht wären wir von unserer Party noch so geschafft, aber die beiden anderen hatten schließlich auch auf der Party gefeiert. Unto ließ in seinem Übereifer nicht nach, er versuchte die gleiche Angriffstaktik noch einmal, Bortan stand wieder völlig frei und erhielt den Ball, Unto stürmte, während Aaron und ich uns um Bortan kümmerten, nach vorn, Bortan schlenzte ihm den Ball rüber und Unto schoss das 2:0! Jouko brach dann die erste Halbzeit ab und wir wechselten die Seiten, um uns in der zweiten Halbzeit mehr anzustrengen, unser Rückstand machte uns zu schaffen.

Aber wie sehr wir uns auch anstrengten, dieses Mal sollte es uns einfach nicht gelingen, das Spielglück auf unsere Seite zu ziehen. Unto war von der frühen Führung beflügelt und wusste jeden Konter unsererseits entsprechend abzuwehren, Bortan trat gar nicht einmal so sehr in den Vordergrund, Unto war der Regisseur des Spiels. Aaron und ich verloren mit 2:0, das hatte es noch nie gegeben und wir gaben uns völlig ausgepumpt geschlagen, wir waren die Verlierer und wir hatten daran zu knacken. Unto schwebte wie im siebten Himmel, er war fast außer sich vor überschwänglicher Freude, immer wieder sagte er, dass am Ende immer die Besseren siegten, das hätte sich dann gezeigt, und er schaute Aaron und mich dabei hochnäsig an. Die beiden hatten den Sieg verdient, sagten wir uns dann, daran gab es kein Deuteln, sie hatten von Anfang an das Spiel in der Hand, vor allem Unto tat sich als überragender Spieler hervor. Ich schlug Aaron dennoch auf die Schulter, wenn auch mit weniger Freude, Aaron lachte aber und gab mir zu verstehen, dass wir die Niederlage wegstecken sollten. Wir setzten und dann zu den Frauen und die fingen plötzlich an zu fragen, was denn mit uns los wäre, wieso wir bloß verloren hätten, und sie zogen uns auf. Aaron und ich tranken unsere kalten Getränke und wir schwiegen. Zu ändern wäre sowieso nichts, das Ergebnis stünde nun einmal fest, wir hatten verloren. Dann schellte es und Erja und Aulis kamen zu Besuch, sie hatten Seldit und Bortan in ihr Herz geschlossen und freuten sich, sie bei uns noch einmal zu sehen und sich mit ihnen unterhalten zu können.

Marietta hatte Kaffee gekocht und ich süßes „Kum“ herausgeholt, wir saßen in unserer Runde beieinander und beschlossen dann, einen Spaziergang in den Wald zu machen, doch zunächst saßen wir noch und sprachen über die Fete vom Vorabend, Erja sagte dann, dass sie um 2.00 h gegangen wären, völlig erledigt und von der lauten Musik ganz taub im Kopf. Nea, Pentti, Maaret und Kimo hätten dann auch nicht mehr so lange gemacht, sie wären höchstens noch eine Stunde länger geblieben, Maaret hätte angedeutet, dass sie auch nicht mehr so lange bleiben wollten. Die Feier wäre noch schöner gewesen, als das Schlossfest davor, wie die Tische näher an der Bühne gestanden hätten, wie die Musik, wenngleich immer noch sehr laut, nicht mehr so nervtötend gewesen wäre wie beim letzten Mal, sie hätte jedenfalls oft mit Aulis getanzt, wenn einmal etwas langsamere Musik gespielt worden wäre. Dann erhoben wir uns von unseren Plätzen und machten und spazierfertig, Erja und Aulis gingen noch schnell zu sich hinüber und holten Pullover, die sie bis zum Wald über ihre Schultern hängten, im Wald aber anziehen wollten. Wir gaben Klaus-Jarmo Fläschchen und Schnuller, gefüttert hatten wir ihn schon und setzten ihn in seinen Kinderwagen, dann zogen wir los.

Wir liefen langsam an der Verteilstelle, am Platz, am Museum und an der Uni vorbei, bis wir den Wald erreichten und tatsächlich, sobald wir den Wald betreten hatten, zogen sich Erja und Aulis ihre Pullover über. Ich hatte zu Hause aus dem Gartenschuppen Keulenhälften geholt und unter den Kinderwagen gelegt, wir würden sie, wie immer, im Wald den Vielfraßen geben. Bortan sagte mit einem Mal, dass er genau hören könnte, wie die Vielfraße im Unterholz neben uns herliefen, er ließ sie aber in Ruhe, bis wir an unsere Futterstelle kamen. Dort legte ich die Keulen ab und wir kehrten wieder um, wir drehten uns nach kurzer Zeit um und konnten beobachten wie die Vielfraße ihre Keulenstücke wegschleppten. Bortan sprach mit ihnen und fragte sie, wie es ihnen ginge, sie sagten, dass sie eigentlich ganz gut über die Runden kämen und dankbar für die Keulen wären, so brauchten sie nicht auf die anstrengende Jagd zu gehen. Sie sollten nur schnell mit ihren Keulen im Wald verschwinden, sagte ihnen Bortan dann, und die beiden Vielfraße schnappten sich ihr Fressen und verschwanden dann so schnell, wie sie gekommen waren. Erja und Aulis waren wie perplex, so etwas hätten sie ja noch nie erlebt, sagte Aulis, dass sich ein Goor mit einem Vielfraß unterhielt, wo Bortan denn das gelernt hätte, fragte sie ihn. Bortan erwiderte dann, dass er sich früher öfter im Wald aufgehalten und so die Sprache der Vielfraße gelernt hätte, er hätte auf diese Weise seine eigenen Tiere, Herkko und Lauha, zu sich genommen, er unterhielte sich zu Hause immer mit ihnen, um in der Übung zu bleiben.

Wir liefen langsam wieder zurück und ich erzählte dann, dass immer, wenn ich mit Klaus-Jarmo und Marietta allein im Wald spazierte, ich an Stöcken schnitzte und wir nur wenig miteinander redeten, wir hörten den Vögeln bei ihrem Konzert zu, Klaus-Jarmo säße dann in seinem Kinderwagen ganz still und achtete auf den Vogelgesang. Als wir aus dem kühlen Wald heraustraten, überkam uns gleich die Sommerhitze und Erja und Aulis zogen ihre Pullover wieder aus. Wir passierten die Uni und das Museum und erreichten den Platz, wo eine Menge los war, wir hatten Schwierigkeiten, vor dem Cafe noch einen Tisch für sechs Gäste zu bekommen, es standen gerade andere Gäste auf, sodass wir uns an deren Tisch setzen konnten. Ich bestellte eine Runde Sekt und Obst, wir streckten unsere Glieder aus und stießen miteinander an, wir unterhielten uns und waren guter Dinge. Die Jungen waren zu Hause geblieben und wollten etwas mit Jouko unternehmen, so lange wir nicht zu Hause waren, lümmelten sie sich wahrscheinlich auf der Terrasse herum. Da meldete sich Klaus-Jarmo, er wollte essen, dieses Mal übernahm Erja das Füttern, er schaute erst leicht verdutzt, dann war es ihm egal, von wem er das Essen bekam, Hauptsache es gab Baby-„Kum“. Wir hatten ein Paket für unseren Sohn mitgenommen, das Baby-„Kum“ war in kleinen Tetrapak-Tüten verpackt und war lange haltbar, man konnte es überall hin mitnehmen und brauchte es nicht warm zu machen, es war ein ausgesprochen praktisches Essen.

Nach einer längeren Zeit des Ausruhens, ich hatte eine zweite Runde Sekt bestellt und merkte das zweite Glas auch schon in den Knochen, standen wir wieder auf und liefen zu uns nach Hause. Wir beschlossen, in der Runde zusammenzubleiben und auch noch den Abend miteinander zu verbringen. Von den Jungen war niemand zu sehen, wahrscheinlich waren sie mit Jouko in die Stadt gegangen, sie würden ein wenig herumstreunen, bevor sie mit Jouko in die Disco gingen. Erja ging kurz zu sich hinüber und holte Pflaumenkompott, der noch vom letzten Mal übriggeblieben war, es war noch so viel übriggeblieben, dass jeder von uns zweimal zuschlagen konnte. Ich müsste am nächsten Tag zusammen mit Pekko zusehen, dass alle Spuren unserer Feier beseitigt würden, es müsste alles abgebaut und wieder wegtransportiert werden. Doch noch genossen wir alle den gemütlichen Abend, ich hatte Getränke und „Kum“ herausgeholt. Aulis, Bortan und ich tanken Bier, die Frauen Wein. Wir Männer gingen dann nach hinten zu den Tieren und fütterten sie, als Bortan zu ihnen sprach, schauten sie zu ihm hoch, auf seine Frage hin, wie es ihnen bei uns ginge, antworteten sie, dass sie sich sehr wohl in ihrem Verschlag fühlten, sie brauchten sich um nichts zu kümmern und hätten immer genug zu essen und zu trinken, bei der Hitze lief ich manchmal mehrere Male am Tag zu ihnen und frischte ihr Wasser auf.

Bortan erzählte ihnen von ihren wilden Verwandten, die wir im Wald getroffen hätten, wie die sich ihr Fressen erjagen müssten, da mussten Armi und Ilpo ungläubig schlucken. Aulis schaute wieder sehr erstaunt, als er Bortan sich mit den Tieren unterhalten sah, das wäre ja wirklich faszinierend, meinte er, diese Zischlaute hätte er noch nie gehört.

Wir gingen wieder zu den Frauen zurück und setzten uns zu ihnen, ich goss ihnen Wein nach und holte für uns Bier, auch die Obstlerflasche machte die Runde, ich hielt mich aber beim Obstler zurück, um nicht zu früh betrunken zu sein. Als unsere direkten Nachbarn hörten, wie wir vergnügt bei uns auf der Terrasse beieinander saßen, riefen sie zu uns herüber und begrüßten uns, sofort luden wir auch sie zu uns ein und veranstalteten eine Hochzeitsnachfeier, allerdings ohne Musik und Tanz. Ich holte noch Sitzgelegenheiten aus dem Haus, sodass jeder Platz hatte und schon war unsere Runde auf insgesamt zehn Teilnehmer erweitert. Maaret fing dann an zu erzählen, wie sie am Vorabend wie eine Wilde getanzt hätte, die Band wäre aber auch wirklich einsame Spitze gewesen, sie wären dann zusammen mit Nea und Pentti erst um 3.00 h nach Hause gefahren. Wie uns denn Jarmos Rede gefallen hätte, fragte Nea dann und wir antworteten alle wie aus einem Mund, dass er sich wieder einmal fast selbst übertroffen hätte, es hätte unter allen fast zweihundert Partygästen wohl niemanden gegeben, dem die Rede nicht gefallen hätte.

Als alle etwas zu trinken hatten, erhob ich mein Glas, und wir stießen alle miteinander an, es wurde noch einmal ein langer und sehr gemütlicher Abend, wann hatte man auch schon einmal Gelegenheit, in einer so schönen Runde zusammenzusitzen? Wir besprachen alle möglichen Themen, jeder hatte etwas aus seinem unmittelbaren Erlebensbereich mitzuteilen, dabei kam es gar nicht so sehr auf den Inhalt an. Wir saßen so bis ungefähr 1.00 h, als wir dann langsam die Zelte abbrachen und ins Bett gingen. Wir schliefen am nächsten Morgen aus, was bedeutete, dass wir um 8.30 h aufstanden, Klaus-Jarmo hatte bis 7.00 h durchgehalten, wir hatten ihn zu uns gelegt. Wir dösten dann noch eine Stunde, richtig geschlafen hatten wir dann nicht mehr, wir machten unseren Sohn fertig, putzen ihm seine zwei Zähne und fütterten ihn.

Ich stellte Kaffee und süßes „Kum“ nach draußen, als auch schon Seldit und Bortan erschienen, die ja keine Langschläfer waren. Die Jungen schliefen bis Mittag, niemand hatte sie in der Nacht kommen gehört, sie hatten leise gemacht und sich still ins Bett gelegt. Am frühen Nachmittag wollte Seldits Familie nach Longon zurückfahren, die Jungen müssten dann eben im Auto weiterschlafen, wenn sie bis dahin noch nicht richtig wach geworden wären. Wir tranken sehr lange Kaffee und erzählten vom letzten Abend, wie schön der doch gewesen wäre, wir hätten mit unserer Nachbarschaft aber auch wirklich sehr großes Glück gehabt, sagte Seldit.

Dann kamen die Jungen herunter, nicht so unausgeschlafen und übermüdet wie sonst immer, Unto schwärmte immer noch von seinem Sieg im Fußball. Sie setzten sich an den Tisch und Unto fragte, wann sie denn nach Hause führen? Wenn sie gefrühstückt hätten, könnten sie los, antwortete Bortan. Seldit packte ihre Sachen zusammen und brachte sie zum Auto. Zum x-ten Mal sagten wir „Tschüss!“ zueinander und umarmten uns, wir wussten noch nicht genau, wann wir uns wiedersähen und winkten ihnen bei der Abfahrt, Erja und Aulis waren auch herausgekommen, um zu winken. Dann nahmen wir unseren Sohn und fuhren mit ihm zum Schloss hoch, wir hatten für ihn alles dabei, was er brauchte, wir liefen vom Parkplatz zu Kaija und Pekko und setzten uns vor ihr Haus. Wir Frischvermählten tranken noch einmal Kaffee zusammen und aßen süßes „Kum“, bis gegen 14.00 h der LKW der Arbeiter aus Ta`amervan zu hören war, die die Bühne und die Tische und Stühle abbauten und wieder abtransportierten, gleichzeitig waren die Roadies, die inzwischen auch erschienen waren, dabei, die Anlage abzubauen. Wie denn die Party gewesen wäre, fragte der Anführer der Roadies, ob denn alle mit der Band zufrieden gewesen wären, oder ob es auch Gäste gegeben hätte, denen die Musik nicht gefallen hätte? Wir sagten, dass die Band unwahrscheinlich gut gewesen wäre und da, mit wenigen Ausnahmen, alle Gäste in unserem Alter gewesen wären, wäre die Musik sehr gut angekommen.

Dann brachten wir den Arbeitern Bier und tranken selbst auch eine Flasche mit. Als alles soweit demontiert und auf die LKWs geladen war, fuhren alle Arbeiter wieder weg und Pekko und ich bauten die Lichterketten ab, wir suchten auf der Parkwiese nach Müll und sammelten alles Weggeworfene in Plastiksäcken, das hielt sich aber in sehr überschaubaren Grenzen, der Park erstrahlte dann in seinem alten Glanz. Anschließend trugen wir den Verschlag der Tiere wieder an seinen Platz und Eveliina, Eemeli und Inari waren wieder zufrieden. Wir trafen dann Eira und Jalo und Eira teilte uns mit, dass sie mit Jalo zu den Krönungsfeierlichkeiten von König Jyris Tochter Pinja nach Kavaniemi flögen, die Krönung fände am übernächsten Tag statt, sie wollten am nächsten Tag fliegen. Wir gingen alle auf die Salonterrasse und kurze Zeit später kamen auch Meeri und Jarmo. Marietta und ich erzählten dann, wie wir mit allen Nachbarn und Seldit und Bortan am Vorabend bei uns auf der Terrasse gesessen und geredet hätten, Seldit und Bortan wären erst am Mittag wieder nach Hause gefahren. Wie wir uns denn als Frischverheiratete fühlten, fragte Jarmo uns dann, und Kaija und Marietta antworteten, dass sich für sie nicht viel geändert hätte, wie sollte es auch? Wir sollten einmal Urlaub machen, sage Jarmo dann, das würde den Geist neu ausrichten und uns über alles nachdenken lassen, die Distanz zum Alltag wirkte manchmal Wunder.

Wie es wäre, wenn Kaija und Marietta am Abend noch mit ihr in die Eichenkrone gingen, fragte Eira dann und nach kurzem Überlegen willigten beide ein. Marietta und ich blieben gleich auf dem Schloss und eine Stunde später überließ sie mir unseren Sohn, was mir nichts ausmachte, schließlich war ich schon öfter mit ihm allein. Ich blieb dann so lange bei Pekko, bis die Frauen mit ihrem Treffen in der Eichenkrone fertig waren. Ich ging mit Klaus-Jarmo zu den Tieren und sah mit ihm zu, wie Pekko sie fütterte. Sie fraßen ebenso gierig wie unsere Vielfraße, als gäbe es am nächsten Tag nichts mehr. Da sie uns nicht so vertraut waren wie Armi und Ilpo, beäugten sie uns misstrauisch, ich traute mich auch nicht, sie während des Fressens zu streicheln. Als sie aufgefressen hatten, liefen sie zu Pekko, als wollten sie nach mehr fragen, aber Pekko hatte nichts mehr, er füllte nur noch die Trinknäpfe mit Wasser, dann war die Fütterung beendet. Wir gingen wieder zu Pekkos Haus, und ich gab Klaus-Jarmo zu essen, reichte ihm sein Fläschchen und seinen Schnuller und steckte ihn in seinen Kinderwagen, wo er gleich einschlief. Pekko und ich tranken ein Bier, Jalo saß dann auch bei uns und trank auch ein Bier, drei frisch verheiratete Männer saßen da beieinander! Pekko ging ins Haus und holte die Obstlerflasche, ich genehmigte mir einen, mehr nicht, wir drei prosteten uns zu und schütteten uns den Schnaps hinter die Binde.

Nach zwei Stunden kamen die Frauen schon wieder, sie hatten nur eine kurze Sitzung abgehalten, aber alles Wichtige beredet, wie Marietta sagte. Sie nahm Klaus-Jarmo aus dem Kinderwagen, wir verabschiedeten uns von allen und liefen zum Parkplatz, wir wünschten Eira und Jalo noch viel Vergnügen in Kavaniemi und fuhren nach Hause. Zu Hause legten wir Klaus-Jarmo in sein Bett und holten unsere Bücher, um die Schlusskapitel zu lesen, wir würden am nächsten Tag wieder mit Kaija und Pekko in die Bücherei gehen, um uns neuen Lesestoff zu besorgen. Das Lesen klappte wieder, die Konzentrationsstörungen waren wie weggeblasen, worüber Marietta und ich uns sehr freuten, wir tranken jeder noch etwas und schafften unsere Bücher bis zum Ende, dann gingen wir ins Bett. Wir wollten am Morgen des nächsten Tages zur Bücherei und uns dort um 10.00 h mit Kaija und Pekko treffen.

Wir waren beide schon um 7.00 h aufgestanden und tranken in aller Gemütsruhe Kaffee, ich ging mit Klaus-Jarmo die Tiere füttern und wir beobachteten sie wieder beim Fressen. Um 9.00 h machte wir ihn fertig, fütterten ihn, gaben ihm Fläschchen und Schnuller und steckten ihn in seinen Kinderwagen. Um 9.30 h liefen Marietta, Klaus-Jarmo und ich los und spazierten langsam Richtung Bücherei, wir machten einen kleinen Schlenker durch die Nachbarstraßen und kamen pünktlich an der Bücherei an, wo Kaija und Pekko schon auf uns warteten. Pekko sagte nach unserer Begrüßung, dass er inzwischen richtig gern läse, er hätte sich früher nichts aus Büchern gemacht und seine freie Zeit mit anderen Beschäftigungen verbracht, da musste erst Kaija kommen und ihn zum Lesen bringen, er wäre ihr so dankbar dafür.

Wir erzählten uns dann gegenseitig von unseren Büchern, Kaija fand den „Augensammler“ faszinierend, ein bisschen überzogen manchmal zwar, aber fesselnd. Pekko fand seinen „Hummeldumm“ sehr komisch und unterhaltsam und zu Donna Leon und Henning Mankell mussten wir eigentlich nicht viel sagen, sie waren beide Meister ihres Faches und verstanden es seit jeher, ihre Leser in ihren Bann zu schlagen. Was wir denn als Nächstes lesen wollten, wusste keiner von uns so richtig, wir gingen völlig unvorbereitet in den Laden und orientierten uns an den Neuerscheinungen. Ich nahm mir die „Buch aktuell“ und setzte mich in einen Sessel, der eigens für die Kunden hingestellt worden war. Es hatte sich in den Platzierungen in der Bestsellerliste seit dem letzten Mal einiges verschoben, so fand sich auf dem ersten Platz Stephanie Meyer mit „Bis(s) zum ersten Sonnenstrahl“, auf Platz zwei Margot Käßmann mit „In der Mitte des Lebens“. Stephanie Meyer war mit drei Büchern in der Liste vertreten, sie war also eine sehr erfolgreiche Schreiberin, es galt nun herauszufinden, worin ihr Erfolg begründet lag. Ich interessierte mich aber für Margot Käßmann, weil ich sie für eine starke Frau hielt, die etwas mitzuteilen hatte.

Sie kam von der Evangelischen Kirche, wo sie das höchste zu vergebende Amt bekleidet hatte, sie war Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, bis sie mit einem Blutalkoholgehalt von 1.54 Promille beim Überfahren einer roten Ampel von der Polizei angehalten wurde - ein Eklat war die Folge. Margot Käßman trat von allen ihren Ämtern zurück, und das war das Beispielgebende, sie klebte nicht an ihren Ämtern wie das machtbesessene Politiker tun, sondern bekannte sich zu ihrer Schuld und trug die Verantwortung für ihr Fehlverhalten. Sie griff in ihrem Buch gesellschaftlich relevante Themenkomplexe auf wie Jugendlichkeit und Alter, Familie, Freundschaft und Alleinsein usw. Marietta interessierte sich für Stephanie Meyer, wenngleich das Buch doch sehr nach Science Fiction aussah, aber warum nicht einmal Fanatasiegeschichten? Die Hauptfigur war ein Vampirmädchen, das aufgestanden war, um seine Gegenspieler zu vernichten. Pekko suchte sich „Das verlorene Symbol“ von Dan Browne aus. Man konnte zu Dan Browne stehen wie man wollte, er schaffte es immer, in seine spinnerten Geschichten einen vorwärtsdrängenden Impuls einzubauen, der die Leser bei der Stange hielt, seine Bücher waren spannend. Kaija entschied sich für Frank Schätzings „Limit“, ein 1300-Seiten-Werk, das aber zu fesseln verstand, wer Schätzings „Der Schwarm“ gelesen hatte, wusste, dass der Mann zu schreiben verstand, Kaija müsste sich bei der Lektüre allerdings ranhalten.

Wir waren am Mittag schon fertig mit unserer Buchauswahl und gingen zum Cafe, wo wir Kaffee und Obst besellten. Wir freuten uns auf unsere Bücher und wir freuten uns vor allem, dass wir mit unserer Buchauswahl so schnell fertig geworden waren. Nachdem sich Klaus-Jarmo die ganze Zeit still verhalten hatte, machte er dann auf sich aufmerksam und quengelte. Ich holte ein Baby-„Kum“-Päckchen aus dem Netz am Kinderwagen, ich stellte seinen Sitz aufrecht und begann, ihn zu füttern.

„In einem Jahr sitzt Du hier mit Deinem Mädchen“, sagte Marietta zu Kaija, „was ist eigentlich mit einem Namen für Euer Kind?“ Kaija und Pekko drucksten erst herum und sagten dann, dass sie Eira-Marie in die engere Wahl gezogen hätten. Marietta und mir gefiel der Name sehr gut, Eira-Marie hatte fast etwas Melodisches, wir beglückwünschten beide zu ihrer Namenswahl, wie sie darauf gekommen wären, fragten wir sie. Sie antworteten, dass sie vor ein paar Tagen am Haus gesessen und überlegt hätten, sie hätten keine Namensbücher gewälzt, sondern einfach Namen genannt, die ihnen einfielen und dann verschiedene Namenskombinationen ausprobiert. Eira fiel ihnen dabei merkwürdigerweise erst ziemlich am Schluss ein, Marie gefiel ihnen beiden von Anfang an, sie hätten einen Zettel gehabt und ihre Einfälle immer gleich notiert.

Auf Eira-Marie wären sie gekommen, als sie Eira in die engere Auswahl gezogen hätten, natürlich wäre die Königin ihre Namensgeberin aber Kaija dachte, dass sie sich vielleicht darüber freute, dass ihr Name verwendet worden war. Marietta und ich bestärkten die beiden in ihrer Namenswahl und ermunterten sie, doch ja bei dem Namen zu bleiben, ihr Kind würde es ihnen irgendwann später einmal danken. Ich sagte, dass Eira und Jalo dann in Kavaniemi wären und auf die Krönung am nächsten Tag warteten, dann gäbe es zwei benachbarte Reiche, die von Königinnen regiert würden. Eine Ablösung in der Regierung stünde in der nächsten Zeit nur im Reiche von König Miska an, er ließe sich aber wohl noch etwas Zeit, er war auch noch nicht so alt wir Jarmo oder Jyri. Auch Miska hatte eine Tochter, die ihn dann beerben würde und in etwa das Alter von Eira und Pinja hatte, sie war auch noch Studentin, ihr Name war Milja, man würde sicher noch von ihr hören. Im Osten des Goor-Reiches gab es die Krat-Diktatur, dort herrschte Turkka, ein Diktator der übelsten Sorte. Die Krat hatten das Königtum gewaltsam abgeschafft, Turkka hatte mit einer Handvoll Getreuer durch einen Putsch die gesamte Macht im Staate auf sich übertragen und herrschte fortan mit strenger Hand. Mit den Krat wollte niemand etwas zu tun haben, sie galten als imperialistisch und unzivilisiert, Eira, Pinja und Miska hatten eine Grenze zum Krat-Reich, die sie wohl gesichert hatten, um vor eventuellen Überfällen der Krat geschützt zu sein und Turkka machten keinen Hehl daraus, das er nur auf den Tag wartete, an dem er sich der Methanhydratförderanlagen im Reiche König Miskas bemächtigen, die Goldgruben im Goor-Reich übernehmen und die Teen unterwerfen wollte.

Jeder rechnete mit einem Krieg gegen die Krat, dass er aber so bald beginnen sollte, das hatte niemand erwartet, jeder wähnte sich doch in einer Zeit des ewigen Friedens.

Das Krat-Reich war ein Binnenstaat, der sehr rohstoffarm war, gleichwohl aber für sein immenses Rüstungsprogramm Rohstoffe brauchte, und die gedachte sich Turkka bei seinen Nachbarn zu holen. Wir standen wieder auf, liefen zu uns und setzten uns auf unsere Terrasse, wir machten es uns gemütlich und Pekko und ich gingen zu den Tieren, um sie zu füttern, Armi und Ilpo kannten Pekko nicht so gut und schauten ihn mit leichter Neugier an, als sie aber merkten, dass von Pekko keine Gefahr ausging, nahmen sie keine Notiz mehr von ihm. Wir saßen neben den Tieren, als sie fraßen und Pekko sagte, dass er das bei Eveliina, Eemeli und Inari auch immer täte, man käme aus dem Staunen nicht heraus, wenn man sah, mit welcher Geschwindigkeit die Tiere große Fleischstücke vertilgten und mit welcher Gewalt sie die Knochen brachen. Armi und Ilpo hatten ihr Fresswerk schnell erledigt und schauten an uns hoch, aber es gab nicht mehr, sie legten sich in die Sonne und schlossen die Augen. Dann gingen wir zum Haus zurück und setzten uns zu den Frauen auf die Terrasse, ich kochte noch einmal Kaffee und stellte Wasser und Saft raus, Marietta gab Klaus-Jarmo noch einmal etwas zu essen und legte ihn in sein Bett.

Und es begann eine Lesestunde wie wir sie zu viert auch noch nicht hatten, jeder war in sein Buch vertieft und versetzte sich in die vom Autor konstruierte Welt. Wir redeten in dieser Zeit so gut wie kein Wort, das war ja auch nicht nötig, jeder hatte mit seinem Buch zu tun und gar nicht das Bedürfnis, zu reden. Dann, nach ungefähr einer Stunde, erhob Marietta ihre Stimme und sagte, dass wir eine Lesepause machen sollten, es wäre zwar ganz schön, zu lesen, wenn wir aber in dieser Runde zusammensäßen, sollten wir uns doch auch unterhalten. Da gaben wir Marietta Recht und legten unsere Bücher zur Seite. Wir fragten Kaija dann, was ihr denn für ihr Mädchen noch fehlte und Kaija sagte, dass das so viel gar nicht mehr wäre, sie hätte auf der Hochzeit so viele Geschenke bekommen, die alle mehr oder weniger mit ihrem Kind zu tun hätten. Wenn noch etwas fehlen sollte, dann stellte sich das während der Alltagsbewältigung heraus, es könnte sich dann aber nur um Kleinigkeiten handeln, im Übrigen könnte sie ja Marietta fragen, wenn sie etwas brauchte, was wir längst ausgemustert hätten. Am Nachmittag fuhren Kaija und Pekko wieder nach Hause, wir hatten uns für den nächsten Morgen zum Schwimmen verabredet, ich rief Meeri und Jarmo an und sagte ihnen Bescheid, sie wollten auch kommen. Eira und Jalo kämen dann erst am Abend wieder nach Hause und wären sicher von den Krönungsfeierlichkeiten geschafft.

Eira wusste ja selbst noch zu genau, was es hieße, die schwere Krone die ganze Zeit auf dem Kopf zutragen und dazu auch noch Schwert und Zepter zu halten und das alles bei der Hitze! Marietta und ich setzten unsere Lesestunde fort, bis Klaus-Jarmo sich meldete und seine Ansprüche an uns geltend machte. Wir setzten unseren Sohn zu uns in seine Tischwippe und machten Sprachübungen mit ihm, immer wieder sagten wir „Mama“ zu ihm, bis er das Wort anstandslos nachsprach, dann legte ich eine Decke auf den Rasen und übte mit ihm noch einmal das Krabbeln, das klappte mittlerweile auch sehr gut. Nachdem Klaus-Jarmo und ich anschließend die Tiere gefüttert hatten, gab ich ihm etwas zu essen und zu trinken und setzte ihn noch eine kurze Zeit zu uns, um ihn dann ins Bett zu legen, er schlief gleich ein und Marietta und ich konnten weiterlesen. Es lief wieder sehr gut mit dem Lesen, die Konzentrationsfähigkeit war voll wiederhergestellt. Wir verbrachten so gemütliche zwei Stunden auf der Terrasse, hinterher waren wir müde und gingen ins Bett.

Am Morgen des nächsten Tages trafen wir uns mit unseren Freunden am Schwimmbad. Ohne große Umschweife gingen wir hinein und zogen uns um. Meeri und Jarmo gingen zum Fünfzehnmeter-Turm und stiegen bis ganz nach oben. Sie sprangen inzwischen ohne groß zu überlegen da herunter und kamen anschließend zu uns ins Schwimmbecken, wo wir Klaus-Jarmo auf seiner Luftmatratze durch das Wasser schoben. Meeri und Jarmo nahmen einen Ball aus der Kiste am Beckenrand mit ins Wasser und spielten mit uns eine Runde. Kaija und Pekko waren inzwischen auch richtige Wasserratten geworden, sie waren nur nicht die Turmspringer, aber springen sollte Kaija ohnehin nicht mehr. Bei unserer anschließenden Sitzung in der Cafeteria tranken alle Saft und aßen Obst. Marietta brachte dann die Sprache auf Kavaniemi und dass wir mit Seldit und Bortan Jemina und Eljas dort in dreieinhalb Wochen besuchen wollten, ob Kaija und Pekko nicht Lust hätten, mitzukommen? Kaija und Pekko schauten sich an und sagten spontan zu, so wären wir dann zu sechst, Meeri und Jarmo hatten für ihren Urlaub schon andere Pläne. Wir fuhren danach zum Schloss hoch und gingen zu Kaija und Pekko, wo wir uns vor deren Haus setzten. Pekko holte Getränke und süßes „Kum“ heraus und Kaija, und er bewirteten uns, wir fütterten Klaus-Jarmo, der vom Schwimmen Hunger bekommen hatte. Wir gaben ihm Fläschchen und Schnuller und schoben ihn in den Schatten, wo er gleich einschlief. Kaija holte zwei Decken heraus und breitete sie auf der Parkwiese aus, wir legten uns darauf und streckten unsere Glieder aus. Marietta und ich nickten kurz ein, wachten aber schnell wieder auf, denn schlafen konnten wir nicht, wir mussten auf unseren Sohn aufpassen.

Dann schellte Jarmos Handy, Eira sagte ihr Kommen für den frühen Abend an, Jarmo sollte sie um 18.00 h am Flughafen abholen. Die Krönung wäre am Morgen über die Bühne gegangen, es hätte alles reibungslos geklappt, König Jyri hätte voller Wehmut aber auch mit allen guten Wünschen sein Amt an seine Tochter Pinja übergeben. Pinja hätte ihre Sache gut gemacht, wenngleich man ihr beim Essen hinterher doch die Strapazen angesehen hätte. Eira hätte sich lange mit Pinja unterhalten, die beiden wollten in engem Kontakt zueinander bleiben und die Beziehungen zwischen den Reichen intensivieren. Das berichtete uns Jarmo mit Freuden und er sagte, dass er sich glücklich schätzte, in seiner Tochter eine Botschafterin des Friedens sehen zu dürfen, er glaubte, dass dem Goor-Reich eine glückliche Zukunft beschieden wäre. Am Nachmittag fuhren Marietta und ich mit unserem Sohn nach Hause, Klaus-Jarmo hatte ausgeschlafen und wurde leicht nölig, wir wollten später noch einen Spaziergang mit ihm machen. Wir kamen nach Hause, stellten den Wagen ab und begannen dann gleich mit unserem Spaziergang, allerdings nicht in den Wald, sondern lediglich ins Stadtzentrum, zum Platz, zum Museum, zur Verteilstelle und durch die Nachbarstraßen wieder nach Hause. Klaus-Jarmo wäre fast eingeschlafen, wir hielten ihn aber noch wach, fütterten ihn, wickelten ihn und legten ihn dann in sein Bett, er war fix und fertig und schlief gleich ein. Marietta und ich legten uns gemütlich auf unsere Liegen und lasen, es war eine sehr angenehme Stimmung auf der Terrasse und wir redeten kaum ein Wort miteinander.

Ich fand Margot Käßmanns Auslassungen zu wichtigen Fragestellungen unserer Gesellschaft sehr interessant, es waren die Gedanken einer zutiefst von ihrem Glauben geprägten Christin, die sich aber über alle religiösen Grenzen hinweg mitzuteilen verstand. Sie fand klare Worte und eindeutige Formulierungen, im Grunde war ihr Buch ein Dokument des Humanismus, man fühlte sich an jeder Stelle angesprochen und betroffen. Margot Käßmann blieb nie unverbindlich, sie forderte permanent auf, sich im Sinne humanistsischer Ziele zu engagieren und immer Partei zu ergreifen, das machte ihr Buch so wertvoll. Marietta war von ihrer Stephanie Meyer ganz angetan, so richtig behagte ihr die Science-Fiction-Geschichte aber nicht, sie sehnte sich nach etwas Bodenständigem zurück. Wir gingen gegen 22.00 h ins Bett, sehr früh für unsere Verhältnisse, wir waren aber müde und scherten uns nicht darum, wann wir schlafen gingen. Der nächste Morgen sollte einen tiefen Einschnitt in das gefällige Leben der Goor bringen, wir hörten nach dem Kaffeetrinken Sirenen, wir saßen mit Klaus-Jarmo auf der Terrasse und schauten uns an, was das wohl zu bedeuten hätte, fragten wir uns, wir hatten, solange wir im Goor-Reich lebten, noch nie Sirenen gehört.

Der Kriegsausbruch

Ich lief nach vorne vor das Haus und sah dort unsere Nachbarn zusammenstehen und miteinander aufgeregt reden, als ich zu Erja und Aulis trat, die mit Nea, Pentti, Maaret und Kimmo zusammenstanden, rief Aulis:

„Paulo, wir haben Krieg!“

Ein Krieg zerstört die Moral aller Seelen, denke daran! Ich wusste die Nachricht zunächst gar nicht richtig einzuordnen und fragte nach:

„Krieg? Was für einen Krieg haben wir, wer gegen wen?“

Ich hätte es wissen müssen, Aulis erzählte, dass die Krat das Reich König Miskas überfallen hätten und an den Grenzen des Goror-Reiches und des Teen-Reiches stünden, alle Männer der Goor müssten sich bereithalten und weitere Anordnungen abwarten. Königin Eira säße mit einem Krisenstab zusammen und beratschlagte mit ihm die weitere Vorgehensweise, die an der Grenze zum Krat-Reich stationierten Truppen stünden in Position und wären in Gefechtsbereitschaft, es wäre einzig dem Raketengürtel an der Grenze zum Krat-Reich zu verdanken, dass die Krat noch nicht in Ta`amervan einmarschiert wären. Voller Bestürzung lief ich wieder ins Haus und berichtete Marietta von der schrecklichen Neuigkeit. Marietta schaute verschreckt:

„Krieg?“, rief sie aus, „was für ein Krieg?“ Ich sagte, dass die Krat das Reich König Miskas überfallen hätten und an unserer und der Grenze zum Teen-Reich stünden. Was denn dann passieren sollte, fragte Marietta aufgelöst und ich nahm sie in den Arm und drückte sie, Eira säße mit einem Stab im Schloss zusammen und beriete die Lage, die Männer im Goor-Reich müssten sich bereithalten. Marietta und ich saßen zusammen und stierten ins Leere, es gingen einem die verschiedensten Gedanken durch den Kopf, was würde die Zukunft bringen? Welche Gefahr bestünde für uns und vor allem für unseren Sohn? Müssten wir mit Bombardierung rechnen? Würden die Krat ins Goor-Reich einmarschieren? Fragen über Fragen, die sich uns in dieser Situation stellten, sie müssten unbeantwortet bleiben, jedenfalls so lange wie es keine klaren Auskünfte vom Schloss gegeben hätte. Marietta nahm Klaus-Jarmo und lief mit ihm und mir vor die Tür, wir stellten uns zu unseren Nachbarn, einige weinten und waren entsetzt, sie konnten die Situation, in der sich das Goor-Reich befand, nicht verinnerlichen, man kannte einen Krieg nicht aus eigener Anschauung, auch Erja und Aulis nicht, alles, was man wusste, war, dass die Krat ausgesprochen aggressiv und imperialistisch waren, und dass von ihnen immer eine große Gefahr ausging. Doch was im Einzelfall genau geschähe, darüber hatte sich noch nie jemand Gedanken gemacht, es hatte auch noch nie Katastrophenübungen gegeben, man hatte immer nur von Kriegen gehört und jahrzehntelange Friedenszeiten erlebt, in denen man sich immer glücklich geschätzt hatte, sollte das mit einem Male vorbei sein?

Wir gingen wieder ins Haus, niedergeschlagen, mit hängenden Köpfen, wir wussten nicht, was zu tun wäre, als plötzlich das Telefon ging und Bortan anrief. Er wäre als Oberkommandierender der Goor-Streitkräfte seit der vergangenen Nacht im Schloss und säße mit Eira und dem Generalstab zusammen, um zu beratschlagen, was zu geschehen hätte, ich sollte auf jeden Fall zu Hause bleiben und weitere Anordnungen abwarten. Ich legte auf und sagte Marietta, mit wem ich da telefoniert hätte, Bortan wäre der Chef des Militärs im Goor-Reich, wer hätte das gedacht? Dann schellte es und Erja und Aulis standen vor der Tür, wir sollten uns keine Sorgen machen, sagten sie, sie glaubten nicht, dass uns in Ta`amervan etwas geschehen könnte. Auch unsere anderen Nachbarn kamen zu uns und beratschlagten mit uns, wie wir uns verhalten sollten. Ich sagte, dass ich einen Anruf von Bortan bekommen hätte, er wäre der Oberbefehlshaber der Streitkräfte und hielt sich schon seit der Nacht im Schloss auf, er hätte mir gesagt, dass ich mich bereitzuhalten hätte. Wir stellten den Fernseher an und konnten eine Ansprache von Eira sehen, wie sie als Königin zu ihren Landsleuten sprach und alle Männer bis zum sechzigsten Lebensjahr darum bat, auf weitere Anordnungen zu warten und zu Hause vor dem Fernseher zu bleiben.

Wir befänden uns in einem Krieg mit den Krat, sie wäre aber ganz zuversichtlich, dass es gelänge, zusammen mit dem Reich König Miskas und den Teen, die Krat in ihre Schranken zu weisen. Im Grunde wäre in der Vergangenheit täglich mit einem Angriff der Krat zu rechnen gewesen, sie wären immer unberechenbar gewesen, deshalb hätte König Jarmo schon vor Jahren den Raketenschild an der Grenze installieren lassen. Es wären an der Grenze reguläre Truppen stationiert, deshalb müssten wir uns in der Heimat keine Sorgen machen. Eira wünschte uns alles Gute, sie täte als Königin alles, um Schaden von uns zu wenden. Damit schloss sie ihre Fernsehansprache, wir hatten, wenn ich recht überlegte, noch nie ferngesehen und taten dies zu einem traurigen Anlass zum ersten Mal. Wir atmeten alle tief durch, ich erhob dann als Erster meine Stimme und sagte, dass wir uns erstmalig in einem Krieg befänden, ich aber nicht glaubte, dass Grund zu ernsthafter Sorge bestünde, wir würden durch unsere Truppen und Raketen gut beschützt. Ich gab jedem etwas zu trinken und wir setzten uns auf unsere Terrasse, Nea und Maaret weinten und wurden von ihren Männern getröstet. Ich sagte, sie sollten sich doch beruhigen, wenn es zu ernsthaften kriegerischen Auseinandersetzungen mit den Krat käme, wäre der Krieg schnell zu unseren Gunsten entschieden. Nach und nach kamen Nea und Maaret wieder zu sich, Pentti und Kimmo gaben ihnen ein Glas Saft und hielten sie umarmt. Wir saßen den Nachmittag über zusammen und besprachen wie wie uns verhalten sollten, wenn es doch zu ernsthaften Kriegshandlungen mit den Krat käme.

Wir kamen zu dem Ergebnis, dass es für uns eigentlich keinen Schutz gäbe, es wären nie Bunkeranlagen errichtet worden und Keller hätten die Häuser im Goor-Reich auch keine, wir konnten also nur hoffen, dass es keine Bombardierungen gäbe. Bortan war noch in der Zeit, als er in der Leibgarde König Jarmos diente, zum Oberbefehlshaber der Streitkräfte befördert worden, in Friedenszeiten ging er seinem Zivilberuf nach und führte ein Leben wie jeder andere. Dann aber, in Zeiten des Krieges, war sein Platz im Schloss an der Seite seiner Königin, wo er mit ihr und dem Generalstab die Lage sondierte. Schon als Bortan noch Leibgardist bei Jarmo war, konnten aufmerksame Beobachter mitbekommen, wie Turkka seine Macht im Krat-Reich immer weiter ausbaute. Anders als in den Königreichen, gab es im Krat-Reich ein Parlament, dessen Kompetenz es einzuschränken bzw. auszuhebeln galt, Turkka wollte einen gleichgeschalteten Staat, parlamentarische Kontrolle der Regierungsinstanzen war ihm zuwider. Zu diesem Zweck hatte er es geschafft, ein Ermächtigungsgesetz „zur Behebung der Not von Volk und Reich“ durch das Parlament zubringen, welches ihm die alleinige Macht im Staate verlieh und ihn in die Lage versetzte, Anordnungen über die parlamentarische Einflussnahme hinweg zu treffen, er hatte das Parlament mit seinen eigenen Mitteln ausgehebelt. Wie konnte das geschehen?

Es mussten zwei Drittel der Abgeordneten anwesend sein, Turkka musste immerhin zwei Drittel der Abgeordneten auf seine Seite ziehen, die Abgeordneten, die die wahren Absichten Turkkas durchschauten, hätten das Zustandekommen eines solchen Gesetzes durch bloßes Fernbleiben von der Abstimmung darüber boykottieren können. Um das zu verhindern, wurde die Geschäftsordnung des Parlamentes geändert: unentschuldigt fehlende Abgeordnete galten als anwesend, wer unentschuldigt fehlte, bestimmte der Parlamentspräsident und das war ein Getreuer Turkkas. Das Parlament hatte sich selbst entmachtet, denn Turkka durfte von da an Gesetze ohne parlamentarische Zustimmung erlassen, auch die Befugnisse des Reichspräsidenten wurden praktisch abgeschafft, Turkka war der Oberbefehlshaber der Streitkräfte. Am Ende stand Turkka als absoluter Herrscher da, alle drei Staatsgewalten waren in seiner Hand vereinigt, er war de facto ein Diktator, der alles seiner Idee von einer Volksgemeinschaft unterordnete. Er dachte daran, „Lebensraum im Westen“ zu erobern, um seinem Volk Freiraum zum leben zu geben und sich die im Nachbarreich vorkommenden Rohstoffe zu sichern. Im Grunde war Turkka von seiner Herkunft her ein armes Würstchen, er stammte aus relativ einfachen Verhältnissen und war in seinen Zukunftsplänen früh gescheitert.

Er wollte Pilot werden, schaffte aber die Anforderungen nicht, die der Beruf des Piloten mit sich brachte, weder erfüllte er die körperlichen Voraussetzungen, er war zu klein und hatte zu schlechtes Augenlicht, noch die geistigen, er schaffte die Mathematikklausur nicht, die während der Aufnahmeprüfung zu schreiben war. Turkka gab die Schuld an seinem Versagen dem System, das verkommen und korrupt gewesen wäre und ihm keine Chance gegeben hätte, er setzte von da ab alles daran, das System, den demokratischen Parlamentarismus also, abzuschaffen. Es gelang ihm schon früh, eine stattliche Gefolgschaft um sich zu scharen, die aus lauter gescheiterten Existenzen bestand, genauso wie Turkka selbst auch. Es gelang ihm, immer mehr Anhänger seiner kruden Ideen zu bekommen, nie aber aus dem Kreis der Gebildeten und Intellektuellen, die sehr leicht durchschauten, wie primitiv Turkkas Weltbild war und sich von seinen politischen Vorstellungen distanzierten. Als Turkka aber die Macht in Händen hielt, ließen sich Teile der Intellektuellen von ihm umgarnen und vor seinen Karren spannen, er belohnte sie mit einträglichen Jobs oder verlieh ihnen Machtpositionen. Das Krat-Reich hatte sich seit der Absetzung des Königs zu einem totalitären Staat gewandelt, in dem jeder Andersdenkende als Staatsfeind verfolgt wurde. Es war für Turkka, der sich mit „Führer“ anreden ließ, ein Leichtes, die Krat auf den Krieg einzuschwören, schließlich winkte jedem eine Verbesserung seiner Situation und Reichtum.

Die Krat verfügten über modernste Waffensysteme zu Lande und in der Luft, allerdings waren die Verteidigungssysteme der Gegner auch auf dem modernsten Stand der Technik und schützten vor den Angiffen der Krat. Mit einem Male schellte es bei uns uns und Bortan stand in der Uniform des Oberkommandierenden vor unserer Tür, er hatte zwei Generäle an seiner Seite. Ich bat alle drei herein und leitete sie zur Terrasse, auf eine Umarmung Bortans verzichtete ich aus verständlichen Gründen. Er wäre zu mir gekommen, um mir als Freund aus erster Hand zu berichten, wie der Stand der Dinge wäre. Als er unsere Nachbarn sah, freute er sich, sie zu sehen und auch informieren zu können. In dem Moment schellte sein Handy und seine Gesichtszüge verfinsterten sich, nachdenklich steckte er sein Handy wieder weg und sagte dann, dass die Krat unseren Raketenschild zerstört hätten, wie es ihnen gelungen wäre, unser Frühwarnsystem zu umgehen und ihrerseits Raketen in unser System abzufeuern, wäre ihm zu dem Zeitpunkt noch nicht bekannt, wir brauchten uns aber keine Sorgen zu machen, fuhr er fort, Jarmo hätte damals parallel zu dem Raketenschild in einem Kilometer Abstand einen zweiten Raketenschild errichten lassen, was sich dann als sehr geschickter Schachzug erwiesen hätte. Noch hätte man davon abgesehen, Raketen in das Krat-Reich abzufeuern, die Krat wären aber gewarnt.

Bortan berichtete dann, dass Eira und Pinja übereingekommen wären, sich zusammenzuschließen und König Miska zu helfen. Das fanden alle Anwesenden gut und sie unterstützten den Plan, damit man die Krat endlich einmal lehrte, was es hieße, friedvoll miteinander zu leben. Eira hätte Turkka deshalb die Botschaft zukommen lassen, dass, wenn sich die Krat nicht augenblicklich aus dem Reich König Miskas zurückzögen, sie sich im Krieg mit den Goor und den Teen befänden. Diese Botschaft machte Turkka fast wahnsinnig vor Wut und er verstand es geschickt, sie propagandistisch auszuschlachten, indem er sie den Krat als Kriegserklärung gegen ihr Reich verkaufte. Mit dem zweiten Raketenschild hatten die Krat nicht gerechnet, und sie hielten sich mit weiteren Angriffen gegen die Grenze zum Goor-Reich zurück. Inzwischen gab es offizielle Hilfsgesuche König Miskas an Königin Eira und Königin Pinja, während die Krat in breiter Front in Miskas Reich einmarschierten und dabei mit einer Brutalität vorgingen, die ihresgleichen suchte. Die Bewohner des Miska-Reiches waren völlig kriegsunerfahren und wussten sich gegen die Aggressoren nicht zur Wehr zu setzen. Wenn sie sich gegen die Krat auflehnten, wurden sie gnadenlos erschossen, dabei nahmen die Krat die Frauen und Kinder nicht aus. Sie waren sogar dazu übergegangen, ganze Dorfbevölkerungen in Lagern zusammenzufassen, in denen sehr schlechte hygienische und Versorgungsverhältnisse herrschten.

Bortan berichtete von der Situation mit einem Ernst, den ich noch nie bei ihm gesehen hatte, es war sein fester Wille, die Krat nicht ungeschoren davonkommen zu lassen. Seine strategischen Überlegungen gingen dahin, dass ein Truppenkontingent zu den Teen überwechselte und dann gemeinsam mit den Teen-Soldaten ins Miska-Reich vorrücken sollte, um den Krat dort Paroli zu bieten und sie zu verjagen, gleichzeitig sollten Einheiten direkt in das Krat-Reich vorrücken und dort gegen die Hauptstadt marschieren. Bortan hoffte, durch die Zwei-Fronten-Taktik die Krat entscheidend zu schwächen und zur Aufgabe zwingen zu können. Die Krat passten eigentlich gar nicht in unsere Zeit, die Epoche des Imperialismus war längst vorüber, ein so aggressives Verhalten wie es die Krat an den Tag legten, war völlig unangemessen und machte sie international zu Außenseitern. Bortan nahm mich dann zur Seite und sagte leise zu mir, dass er wollte, dass ich ihm beratend zur Seite stünde, ich als Mensch sähe viele Dinge vielleicht anders wie er als Goor. Als ich einwendete, dass ich auf militärischem Gebiet völlig unerfahren wäre, früher meinen Kriegsdienst mit der Waffe sogar verweigert hätte, ließ Bortan das nicht gelten, die militärischen Aspekte verträte er, ihm käme es darauf an, dass ich meine Lebenserfahrung einfließen ließe, er kannte mich mittlerweile schon lange und wüsste mein solides Urteil in viele Dingen zu schätzen.