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Ein Protektor erwacht - und die Weltengeißel entsteht In der Milchstraße schreibt man das Jahr 1469 Neuer Galaktischer Zeitrechnung (NGZ) - das entspricht dem Jahr 5056 christlicher Zeitrechnung. Seit dem dramatischen Verschwinden des Solsystems mit all seinen Bewohnern hat sich die Situation in der Milchstraße grundsätzlich verändert. Die Region um das verschwundene Sonnensystem wurde zum Sektor Null ernannt und von Raumschiffen des Galaktikums abgeriegelt. Fieberhaft versuchen die Verantwortlichen der galaktischen Völker herauszufinden, was geschehen ist. Dass derzeit auch Perry Rhodan mitsamt der BASIS auf bislang unbekannte Weise "entführt" worden ist, verkompliziert die Sachlage zusätzlich. Kein Wunder, dass in der Milchstraße an vielen Stellen große Unruhe herrscht. Mit dem Solsystem ist schließlich ein politischer und wirtschaftlicher Knotenpunkt der Menschheitsgalaxis entfallen - die langfristigen Auswirkungen werden bereits spürbar. Um eine politische Führung zu gewährleisten, wurde auf der Welt Maharani eine provisorische neue Regierung der Liga Freier Terraner gewählt. Perry Rhodan kämpft indessen in der von Kriegen heimgesuchten Doppelgalaxis Chanda gegen deren Herrscher QIN SHI. Diese mysteriöse Wesenheit gebietet über zahllose Krieger aus unterschiedlichen Völkern und herrscht nahezu unangefochten in Chanda. Doch einige gibt es, die sich QIN SHI entgegenstellen. Gemeinsam nennen sie sich DER VERZWEIFELTE WIDERSTAND ...
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Veröffentlichungsjahr: 2011
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Nr. 2628
Der Verzweifelte Widerstand
Ein Protektor erwacht – und die Weltengeißel entsteht
Christian Montillon
In der Milchstraße schreibt man das Jahr 1469 Neuer Galaktischer Zeitrechnung (NGZ) – das entspricht dem Jahr 5056 christlicher Zeitrechnung. Seit dem dramatischen Verschwinden des Solsystems mit all seinen Bewohnern hat sich die Situation in der Milchstraße grundsätzlich verändert.
Die Region um das verschwundene Sonnensystem wurde zum Sektor Null ernannt und von Raumschiffen des Galaktikums abgeriegelt. Fieberhaft versuchen die Verantwortlichen der galaktischen Völker herauszufinden, was geschehen ist. Dass derzeit auch Perry Rhodan mitsamt der BASIS auf bislang unbekannte Weise »entführt« worden ist, verkompliziert die Sachlage zusätzlich.
Kein Wunder, dass in der Milchstraße an vielen Stellen große Unruhe herrscht. Mit dem Solsystem ist schließlich ein politischer und wirtschaftlicher Knotenpunkt der Menschheitsgalaxis entfallen – die langfristigen Auswirkungen werden bereits spürbar. Um eine politische Führung zu gewährleisten, wurde auf der Welt Maharani eine provisorische neue Regierung der Liga Freier Terraner gewählt.
Die Hauptpersonen des Romans
Perry Rhodan – Der Terraner bangt um das Leben seines Begleiters Quistus.
Tion Yulder – Der Dosanthi kennt die Vorzüge von Furcht und weiß sich ihrer zu bedienen und zu erwehren.
Derrayn Anrene – Der Kommandant zählt sich zu den Gästen des Verzweifelten Widerstands.
Regius
Prolog
Zeit der Erkenntnis
Es hieß schon immer, dass die Koraben einen großen Kopf hätten. Von daher wundert es nicht, dass der Vergleich ein Kopf wie ein Korabe zum geflügelten Wort in der gesamten Galaxis wurde und man heute schlicht Korabe-Kopf sagt.
Im Fall der Oracca trifft die Bezeichnung besonders zu, allerdings nicht in Hinsicht auf den physischen Kopfumfang; die Redewendung hat längst eine andere Bedeutung angenommen: Sie bezeichnet nun einen unbeugsamen Willen, eine Dickschädeligkeit, die den eigenen Vorteil sucht und notfalls dazu über Leichen geht.
Leider, Perry Rhodan, muss ich dir sagen, dass mein Volk sich nicht unbedingt durch besondere Güte auszeichnete. Aber hör selbst.
Es ist sehr lange her, und mein Volk war damals bereits uralt, als es beschloss, unsterblich zu werden. Ein seltsamer Entschluss, ich weiß; es wirkt, als entspränge diese Überlegung einem kranken Gehirn. Aber ganz so einfach ist es nicht. Die Oracca waren bereits zu dieser Zeit, wie schon erwähnt, eine uralte Zivilisation mit großem Wissen über das Wesen des Kosmos und die Möglichkeiten, die ... gewisse Methoden boten.
Aus eigener Kraft gelang es nicht. Sie konnten nicht einmal den ersten Schritt auf dem zugegebenermaßen schwierigen Weg gehen, der zur Unsterblichkeit führt.
Aber die Oracca erhielten Kenntnis von einer mächtigen Wesenheit in der Teilgalaxis Dosa, die den Überlieferungen zufolge immer wieder für lange Zeit schlief, um plötzlich zu gesteigerter Aktivität zu erwachen. Die Gerüchte sprachen dabei von gewaltigen Zeiträumen.
War diese Wesenheit unsterblich?
Niemand wusste es, auch nicht meine Vorfahren. Vor allem Boran Treweresto, einer der großen alten Wissenschaftler meines Volkes, stellte umfassende Forschungen an. Völlig ergebnislos, wenn man davon absieht, dass er immerhin den wahren Namen dieser Wesenheit herausfand.
1.
Kaowen, Xylthe
»Möge dir ein langes Leben vergönnt sein, Protektor. Stets aufs Neue.«
– Der Superintelligenz QIN SHI zugeschrieben –
In der Dunkelheit schwebte ein Blatt. Es trudelte mitten im All, verankerte sich im Hyperraum und trieb aus.
Es dauerte lange, bis Kaowen verstand, warum er dieses winzige Ding sehen konnte, obwohl tintige Schwärze herrschte und es nicht aus sich heraus leuchtete.
Er vermochte es nur aus einem einzigen Grund wahrzunehmen: weil er selbst dieses Blatt war. Völlig hilflos. Dem Universum ausgeliefert. Sein Bewusstsein trudelte in einer unfassbaren Umgebung, und nur die Erinnerung an den rasenden Schmerz war real. All dies war tatsächlich geschehen:
Der Kampf gegen Perry Rhodan und Navigator Quistus auf dem Gasriesen.
Das gestohlene Transitparkett.
Der Dolch in seinem Rücken.
Die Hitze der eindringenden Giftgasatmosphäre.
Die letzten Augenblicke vor dem Ersticken.
Das Schnappen nach Luft, glühende Gase in seinen Lungen, die ihn verbrannten und zugleich vergifteten.
Der süße Geruch des verdampften Blutes, der wie eine Erinnerung im Raum schwebte.
Das gleißende Licht.
Und der Tod.
Protektor Kaowen war gestorben, während Perry Rhodan und sein iothonischer Begleiter auf dem Transitparkett entmaterialisierten. Sein Bewusstsein war irgendwann nach all der Qual aus dem Körper gezerrt worden. Alles, was ihn mit dem Diesseits und dem dreidimensionalen Universum verband, war unter ihm zurückgeblieben.
Doch alles, was sein Leben eigentlich bestimmte, blieb bestehen. Ohne den Ballast, den der sterbliche Leib bedeutete. Ohne den Anker, der Form, Rettung und Gefängnis zugleich bildete.
Kaowen, der Xylthe, wurde sich endgültig seiner selbst bewusst und vergaß die Qual des Sterbens und des Todes. Und als er dies begriff, erkannte er auch seinen Irrtum; weder trudelte er im All, noch verankerte er sich im Hyperraum oder trieb gar aus.
All das waren Metaphern gewesen, bildliche Umsetzungen, Erfahrungstranfers für die Beschränktheit eines Gehirns, das in materiellen Fesseln gelegen hatte und sich nicht so schnell an die mentale Unbegrenzbarkeit gewöhnen konnte, selbst nach dem Verlust der determinierenden Hülle. Er sah Bilder, die seinem alten Sein, das im Körperlichen verhaftet blieb, begreifbar machen wollten, was geschah.
Als es ihm endlich gelang, diesen Denkfehler beiseitezuschieben, öffnete sich ihm der Blick auf eine andere Wirklichkeit.
Er sah ohne Augen; er hörte ohne Ohren; er roch und schmeckte ohne die limitierten Rezeptoren eines Körpers. Sein Potenzial, die Welt zu erfassen, reichte weitaus tiefer, als simple physikalische und biochemische Vorgänge es ermöglichten.
Und doch fehlte eines: Er vermochte nur zu beobachten. Er war Geist, nicht Körper. Verändern, bewegen konnte er nicht das Geringste.
Er sah in einen von gleichmäßigem Licht matt erhellten Raum. Zugleich durchdrang sein Blick diese Materie, die Wände, die den Reanimationsraum in der Werft APERAS KOKKAIA umschlossen ... er verließ diesen Ort des Wandels, dessen tiefere Bedeutung er zum ersten Mal verstand.
Wirklich zum ... ersten Mal?
Er blickte hinaus ins All, in wirbelndes hyperenergetisches Chaos, ausgelöst von Tryortan-Schlünden, zugleich verheerend wie unendlich schön. Sie schwangen in einem Tanz der Zerstörung.
Kaowens frei schwebendes Bewusstsein zog mit leichtem Bedauern seine Aufmerksamkeit in den Wiederbelebungsraum zurück. Dort gab es etwas, das volle Konzentration erforderte.
Der Protektor musterte fünf langgestreckte Behälter, die gläsernen Särgen ähnelten. Sternförmig standen sie inmitten einer leeren Fläche, berührten sich an den Kopfenden. Die transparente Oberfläche gestattete den Blick ins Innere. Drei der fünf Behälter enthielten lang ausgestreckte Gestalten, die ohne Kontakt zu einer der Wandungen regungslos dort schwebten.
Xylthen.
Aber nicht allein das. Es waren keine drei unterschiedliche Xylthen, es waren auch keine generischen Topoi des Xylthentums, wie idealisierte Statuen, es war nur ein Xylthe, dreimal der gleiche. Und diesen Xylthen kannte er besser als jeden anderen, denn die Körper, die dort ruhten, glichen seinem eigenen, den er vor seinem Tod beseelt hatte.
Klone.
War sein Körper ebenfalls ein Klonkörper gewesen? In diesem Fall wäre er bereits einmal wiedergeboren worden. Oder sogar zweimal? Schließlich fehlten zwei Körper, zwei der Geburtstanks waren leer. Oder dreimal? Gab es irgendwo noch seinen Originalkörper, falls er jemals existiert hatte? Und entsprach er diesen Klonleibern oder waren sie genetisch optimiert worden?
Und dann endeten die Fragen plötzlich, weil sein Verstand um die eine Tatsache kristallisierte, die all diese Fragen erst hervorgebracht hatte: Ich bin nicht zum ersten Mal gestorben.
So schnell er entstanden war, zerbrach der Kristall wieder durch den Druck der zahllosen Fragen, die in ihm steckten. Wie hatte sein Leben damals geendet?
Kaowen versuchte sich zu erinnern, aber seine scheinbar unbegrenzte Beweglichkeit verlor an Dynamik, weil die Erinnerung an das Sterben alles überflutete.
Den Tod vermochte er nicht zu blicken. Sein Geist war dafür nicht geschaffen. Womöglich konnte er besser verstehen und sich sogar wieder erinnern, wenn er eine Stufe weiterging, nach vorn schaute statt zurück.
Ein neuer Körper wartete auf ihn, ein neues Leben. Ein Sog zerrte ihn zu einem der Behälter, dem er sich nicht zu widersetzen vermochte.
Ein letztes Mal sah er ohne Augen, was er in Kürze sein würde.
Der Humanoide hatte eine muskulöse, athletische Statur; der Kopf war völlig frei von Haaren, die weiße Haut erhaben und glatt. Die breite Nase bildete eine winzige Erhebung. Blaugrünes Blut in den Adern, ein kräftiges Herz. Alles konserviert, jedes biologische und biochemische Detail suspendiert von der Notwendigkeit zu leben.
Ein letzter Gedanke, ehe etwas das Bewusstsein des Protektors verwirbelte und zerfetzte und einschloss: keine Narbe im Gesicht. Ich werde neu sein, neu und unverbraucht.
Im nächsten Moment schlug der Körper, schlug sein Körper ... nein: schlug er die Augen auf.
Er lebte!
Er hatte überlebt!
Es gab keinen Grund, den Tod zu fürchten, denn er war ein Protektor der QIN SHI-Garde, von der Superintelligenz selbst mit einem unendlich kostbaren Geschenk ausgestattet.
Wie jedem in seinem Amt standen ihm mehrere Klonkörper zur Verfügung, die dem Original glichen, ehe es den Verbrauchsspuren des Lebens unterworfen worden war.
Er erinnerte sich genau, wie er seinen ursprünglichen Leib, in dem er geboren worden war, zum ersten Mal verlassen hatte – einen Körper, den man seitdem auf seiner Heimatwelt Xylth im Zustand der suspendierten Animation konservierte.
Es hieß, dass sich QIN SHI dieses perfekte Geschenk an seine wichtigsten Diener irgendwo in den Weiten des Kosmos von jemandem abgeschaut habe; zumindest sangen es die Legenden so. QIN SHI habe es auf einer Reise gelernt.
Beides waren Begriffe, die die Hilflosigkeit einer einfachen Sprache zeigten, das Wesen einer Superintelligenz zu verstehen – und doch lag eine poetische Wahrheit in ihnen, verdichtet in den alten, von den Vorvätern überlieferten Geschichten.
So erhob sich Kaowen, der neue, alte Protektor, aus seinem gläsernen Geburtstanksarg und dankte den Heimatkristallen in seinem Klonkörper, die sein verströmendes Bewusstsein aufgefangen hatten.
Sein Herz schlug.
Seine Lungen atmeten.
Sein Mund öffnete sich.
2.
Perry Rhodan, Terraner
Wähle: der Tod, das Gift oder das Leben.
– Herkunft unbekannt –
»Selbstzerstörungssequenz!«, hatte Perry Rhodan gerufen und damit seinen Feind Kaowen dem sicheren Tod ausgeliefert. Doch er war es nicht gewesen, der diese Selbstzerstörung eingeleitet hatte.
Dann war die Welt um ihn verschwunden.
Das Transitparkett schickte ihn an einen anderen Ort. Wohin, wusste er nicht; es ging ins Unbekannte.
Wieder einmal.
Vielleicht ist das eine der wenigen Konstanten meines Lebens, dachte Rhodan noch, und in der nächsten Sekunde taumelte er über ein anderes Transitparkett – die Empfangsstation. Zumindest vermutete er, dass es sich ebenfalls um ein Transitparkett handelte, denn unter seinen Füßen leuchtete und waberte der transparente Boden violett.
Die gnadenlose Hetzjagd auf der Giftgaswelt durch Protektor Kaowen hatte ein dramatisches Ende gefunden. Rhodan und sein Begleiter, der Iothone Quistus, waren dem Höllenplaneten entkommen, hatten sich an einen unbekannten Zielort versetzen lassen.
Ihr Feind jedoch war zurückgeblieben in der lebensfeindlichen Atmosphäre, verletzt, mit zerstörtem Raumanzug, inmitten einer unterirdischen Höhle, in der soeben das Sende-Parkett explodieren musste.
Dieses Inferno konnte Kaowen nicht überleben.
Rhodan schaute sich um, versuchte sich auf die neue Situation einzustellen. Das war wichtiger als alles andere. Im Augenblick zählte nur die unmittelbare Gegenwart.
Drohte Gefahr?
Wurden sie angegriffen?
Was war mit Quistus, der ohne Schutzanzug oder Überlebenskapsel nur in einer Wasserstoff-Methan-Atmosphäre wie in der unterirdischen Höhle überleben konnte?
Die letzte Frage beantworteten die Sensoren seines nach wie vor geschlossenen SERUNS für ihn: Die automatische Umweltanalyse ergab, dass die Luft rundum für Rhodan augenblicklich tödlich wäre, für Quistus jedoch ideale Bedingungen bot.
Der Aktivatorträger machte sich auf einen Kampf gefasst. Verteidigung, Flucht ... alles hielt er für möglich.
Doch ihn empfing Ruhe.
Ein leerer, weiter Raum erstreckte sich rund um das Transitparkett. Es gab ebenfalls Felswände, wenn er sich nicht täuschte, aber in anderer Entfernung als noch vor wenigen Sekunden.
Er konnte allerdings nicht mit Sicherheit behaupten, das sie tatsächlich den Planeten gewechselt hatten, obwohl es ihm seltsam vorkäme, existierten zwei Transitparketts auf ein und der gleichen Welt. Sein Blick verlor sich in wallenden Schwaden und in einem eigenartig verzerrenden Effekt aus Dunkelheit, der gar nicht zu der sonst angenehmen Helligkeit passen wollte. Gab es doch künstliche Metallwände?
Diese Umgebung verwirrte die Sinne des Terraners.
Ihn überkam ein Schwindelgefühl, als würde er mitten in einem aufkommenden Sturm auf den schwankenden Bohlen eines altertümlichen Meeresschiffes stehen und versuchen, die ebene Linie des Horizonts ausfindig zu machen. Sogar sein Magen revoltierte.
Das violette Wabern des Parketts, das von unten über seinen Körper fiel und sich auf der Spiegelfläche seines Helms brach, wirkte seltsam beruhigend. Perry Rhodan konzentrierte sich darauf, und der Schwindel verschwand.
»Wo sind wir?«, fragte er seinen iothonischen Gefährten.
Quistus schwebte in etwa einem halben Meter Höhe. Sein Tentakelstumpf zuckte, als winde er sich in Agonie. Protektor Kaowen hatte einen Peilsender in den Tentakel implantiert, und diesen hatten sie nur loswerden können, indem Quistus seinen vierten Tentakelarm abgestoßen und sich so selbst verstümmelt hatte. Es war für ihn durchaus möglich, hatte er betont, aber mit entsetzlichen Schmerzen verbunden.
Letztlich hatte sich Kaowen in seiner eigenen Falle gefangen und die Selbstzerstörung des Transitparketts nicht überlebt.
Doch zu welchem Preis?
Der Navigator sah schrecklich aus.
»Kann nicht ...«, ächzte er. »Der Schmerz ...« Er wand sich, kämpfte sichtlich gegen eine nahende Ohnmacht.
»Ich werde dich beschützen, wenn du das Bewusstsein verlierst«, stellte Rhodan klar, wohlwissend, dass seine Worte nicht sonderlich beruhigend wirken konnten. »Weißt du etwas über diesen Ort? Was erwartet uns? Wo sind wir?«
Von dem Iothonen kam keine Antwort. Er sackte zusammen, krachte auf den Boden und streckte die verbliebenen drei Tentakelarme von sich. Die Spitzen zitterten noch einen Moment, dann lagen sie still.
Rhodan hatte beobachtet, dass Quistus vor dem Transport die vierte, abgetrennte Gliedmaße mit sich getragen hatte.
Was war geschehen? Hatte er sie im Kampfgetümmel verloren? War ihm keine andere Wahl geblieben, als sie zurückzulassen? Und warum hatte sich der Iothone in all dem Chaos überhaupt darum gekümmert? Um sie durch eine Operation wieder mit seinem Körper zu vereinigen?
War das möglich?
Oder steckte etwas völlig anderes dahinter, das Rhodan nicht verstand, weil er immer noch viel zu wenig über seinen Begleiter und dessen Volk wusste?
Womöglich hatte sich Quistus am Ende auch wegen des Peilsenders von seinem abgetrennten Körperteil getrennt, weil Kaowens Verbündete sie sonst mit der Hilfe des Signals ausfindig machen könnten. Befanden sie sich also sehr nah bei ihrer letzten Position?
Es gab zu viele Fragen, zu wenige Antworten.
Rhodan ließ den SERUN passiv in die unmittelbare Umgebung orten, während er mit einigen Schritten das Transitparkett verließ.
Vor der in dieser Höhle herrschenden Giftgasatmosphäre war er gleich doppelt geschützt. Über dem SERUN, dem terranischen Schutz- und Kampfanzug, trug er den nach wie vor geheimnisvollen Anzug der Universen, über den er so gut wie nichts wusste, außer dass er sehr wichtig und machtvoll war und in einem Zusammenhang zum Multiversum-Okular stand.
Die Ortung lieferte erste Daten. Der Raum durchmaß etwa zwanzig Meter in der Breite bei gleicher Höhe bis zum Zenit. Den Messwerten zufolge, die die Minipositronik auf die Innenseite seines Helms projizierte, stand Rhodan mitten in einem halbkugelförmig angelegten Raum, der sich wie eine Kuppel über ihm spannte.
Allerdings umgab ihn ein würfelförmiges Prallfeld in wenigen Schritten Entfernung; es musste auch die Ursache für den eigenartig verzerrenden optischen Effekt sein, der den Terraner zunächst verwirrt hatte.
Die Wasserstoff-Atmosphäre wallte nur im Inneren dieses energetischen Gefängnisses, rund um das Transitparkett. Offenbar konnte in diesen engen räumlichen Grenzen ein variables Atemgemisch eingeleitet werden, je nachdem, von welchem Ort der Transport jeweils startete.
Diese einfache und notwendige Schutzvorkehrung hatte Navigator Quistus das Leben gerettet; falls er nicht längst gestorben war. Ohne den Schutz seiner auf dem Giftgasplaneten zurückgebliebenen Umweltkapsel wäre er sonst in der Sauerstoffatmosphäre jenseits des Prallfeldes binnen Sekunden erstickt.
So wie Kaowen dank seines zerstörten Schutzanzugs an unserem Startpunkt in der Wasserstoffatmosphäre gestorben ist, dachte der Aktivatorträger. Wenn er nicht bei der Selbstzerstörung des Transitparketts zerfetzt wurde, was wohl gnädiger für ihn wäre.
Nun, da Rhodan wusste, dass ihm und seinem Begleiter keine unmittelbare Gefahr drohte, wandte er sich wieder Quistus zu. Der Navigator lag nach wie vor reglos auf dem violetten Leuchten, das seinen Körper wie eine Aura umgab. Teilweise wirkte es, als würde er aus sich heraus das Licht verstrahlen.
Den Worten des Navigators zufolge konnte ein Iothone seine Tentakelarme abwerfen; ein Vorgang, den Rhodan beispielsweise von terranischen Eidechsen kannte, die bei Gefahr oder Verletzung ihren Schwanz abtrennten und flohen.
Quistus' fehlende Gliedmaßen würden also wieder nachwachsen. Was genau hinter dieser Funktion steckte, war dem Aktivatorträger allerdings unbekannt.
Der Iothone lag reglos, wie in einer Ohnmacht. Rhodan, der während ihrer Odyssee auf dem Giftgasplaneten zumindest teilweise die Biologie seines Gefährten kennen gelernt hatte, stellte eine notdürftige Untersuchung an.
Er erhielt ein klares Ergebnis: Quistus lebte, aber es ging ihm schlecht. Der Navigator benötigte dringend Hilfe. Hilfe, die Rhodan ihm nicht geben konnte, solange sie in diesem Prallfeld festsaßen.
Mit konzentriertem Beschuss hätte er die energetischen Wände womöglich zum Kollabieren bringen können. Doch das kam nicht infrage: Im selben Moment würde sich die Wasserstoffatmosphäre in der Umgebung verteilen und verwehen. Was gleichbedeutend damit wäre, Quistus zu einem qualvollen Erstickungstod zu verurteilen.