Perry Rhodan 2733: Echo der Apokalypse - Michael Nagula - E-Book + Hörbuch

Perry Rhodan 2733: Echo der Apokalypse E-Book und Hörbuch

Michael Nagula

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Beschreibung

Gestrandet zwischen den Galaxien - in der Maske von Onryonen Seit die Menschheit ins All aufgebrochen ist, hat sie eine wechselvolle Geschichte hinter sich: Die Terraner - wie sich die Angehörigen der geeinten Menschheit nennen - sind längst in ferne Sterneninseln vorgestoßen. Immer wieder treffen Perry Rhodan und seine Gefährten auf raumfahrende Zivilisationen und auf die Spur kosmischer Mächte, die das Geschehen im Universum beeinflussen. Im Jahr 1516 Neuer Galaktischer Zeitrechnung steht die Milchstraße seit nunmehr zwei Jahren unter dem Einfluss des Atopischen Tribunals, einer noch immer weitgehend rätselhaften Organisation, die vorgibt, im Rahmen der "Atopischen Ordo" für Frieden und Sicherheit zu sorgen. Ihre Macht haben die Atopen mehrfach bewiesen, unter anderem, indem sie Perry Rhodan und Imperator Bostich zu einer 500-jährigen Isolationshaft verurteilten. Die beiden Gefangenen konnten allerdings entkommen - und befinden sich nun auf einer Reise in die Heimatgalaxis eines ihrer Mithäftlinge. Es geht in die Heimat der Laren, die ebenfalls unter der Herrschaft des Atopischen Tribunals steht. Auf dem Weg dorthin hören sie vom ECHO DER APOKALPYSE ...

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Zeit:3 Std. 45 min

Sprecher:Renier Baaken

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Nr. 2733

Echo der Apokalypse

Gestrandet zwischen den Galaxien – in der Maske von Onryonen

Michael Nagula

Seit die Menschheit ins All aufgebrochen ist, hat sie eine wechselvolle Geschichte hinter sich: Die Terraner – wie sich die Angehörigen der geeinten Menschheit nennen – sind längst in ferne Sterneninseln vorgestoßen. Immer wieder treffen Perry Rhodan und seine Gefährten auf raumfahrende Zivilisationen und auf die Spur kosmischer Mächte, die das Geschehen im Universum beeinflussen.

Im Jahr 1516 Neuer Galaktischer Zeitrechnung steht die Milchstraße seit nunmehr zwei Jahren unter dem Einfluss des Atopischen Tribunals, einer noch immer weitgehend rätselhaften Organisation, die vorgibt, im Rahmen der »Atopischen Ordo« für Frieden und Sicherheit zu sorgen.

Ihre Macht haben die Atopen mehrfach bewiesen, unter anderem, indem sie Perry Rhodan und Imperator Bostich zu einer 500-jährigen Isolationshaft verurteilten. Die beiden Gefangenen konnten allerdings entkommen – und befinden sich nun auf einer Reise in die Heimatgalaxis eines ihrer Mithäftlinge. Es geht in die Heimat der Laren, die ebenfalls unter der Herrschaft des Atopischen Tribunals steht. Auf dem Weg dorthin hören sie vom ECHO DER APO-KALPYSE ...

Die Hauptpersonen des Romans

Perry Rhodan – Der Terraner macht Maske.

Bostich – Der Imperator ohne Reich muss sich von seiner schweren Verwundung erholen.

Neacue – Der Benetah ist den Galaktikern behilflich.

Avestry-Pasik – Der larische Haupt-Fraktor kennt als Einziger den Rettungsplan.

Galdkaut

Ein Glühen erfüllt den Raum, taucht die Prozession in roten Dämmer. Schemenhaft, behäbigen Schrittes umkreisen humanoide Gestalten eine gewaltige Skulptur, eine riesige, oben ausgreifende Säule aus unterschiedlichen Materialien und Strukturen, die zusammen ein neues Ganzes ergeben, eine neue Einheit, eine Geschlossenheit, die nicht mehr vergeht.

»Entschleierung, Enthüllung, Offenbarung«, raunt die massige Gestalt, die allen voranschreitet.

Als Antwort löst sich ein Seufzen und Stöhnen von den Lippen der anderen, deren breite Gesichter unter der dicken Schicht heiligen Breis kaum zu erkennen sind.

Die vordere Gestalt hält inne. Sie wendet sich der Skulptur zu, ihr eigenes Gesicht weiß wie ein Stück Segeltuch, hinter dem mal heftiger, mal lauer Wind bläst, trotz des rötlichen Schimmers. Sie streift den Metallreif ab, der als breiter Streifen ihre Stirn bedeckt, enthüllt das schwarze Auge, das es dominiert, ein einziges nur, kaum größer als ein Daumennagel.

»Entschleierung, Enthüllung, Offenbarung«, raunt die Gestalt.

Sie hebt die Arme, und ein Lid wischt horizontal über das Auge, reinigt es, läutert es, verleiht ihm den klaren Blick, der für die Worte der Mahnung unerlässlich ist.

»Sprich zu uns!«, raunt die Versammlung. »Weissage uns!«

Wieder wischt das Lid über das Auge, und die Gestalt erhebt ihre Stimme: »Als das Chaos herrschte, da eilten die Retter herbei und erlösten uns von der Epoche der Verdunkelung, die über uns gekommen war, erlösten uns von der Apokalypse.«

Ein Raunen erhebt sich. »Alsaha.«

»Sie brachten uns das Licht, das verloren gegangen war unter dem Druck der Kräfte, die alle in ihrem Bann hielten, groß und klein im gesamten Kosmos.«

»Alsaha.«

»Diesen danken wir.« Und die vordere, massige Gestalt hebt einen Singsang an, der allen Anwesenden Glück und Frieden schenkt, sie alle in Trance versetzt.

»Sinnverlagerung, Gemütsverklärung.«

Sie vernehmen die Worte der Verheißung, das mahnende Gericht, den ganzen göttlichen Plan zum Ablauf der Welt, von Anfang bis Ende, den die Gestalt ihnen schildert, während hin und wieder horizontal ein Lid über ihr Auge wischt.

»Das Letzte Gericht wurde aufgehoben, die Welt neu erschaffen, die Verdunkelung aufgehoben. Dafür danken wir unseren Rettern.«

»Alsaha.«

Die massige Gestalt mit dem schneeweißen Gesicht, über das rötlicher Widerschein flackert, macht einen Schritt auf die Skulptur zu. Sie reckt die Arme noch höher, als wollte sie die Säule umfangen. Die Versammlung hinter ihr tritt links und rechts hervor und nähert sich der Skulptur, umgibt sie von beiden Seiten, streicht mit blassen Händen über die Strukturen.

»Gegenwartsversicherung.«

Ihre neue Welt ist geschlossen, eine neue Einheit, ein neues Ganzes. Nichts hindert sie mehr an dem heiligen Plan, die Früchte der Dunkelheit ans rötliche Licht des Kosmos zu tragen.

»Alsaha. Ofaroh. Santamaah.«

1.

Ich konnte Bostich fast mit den Zähnen knirschen hören, nachdem sein Schrei verstummt war. Selbst fünf Meter entfernt. Eine einzige Erschütterung des Containers, in dem wir uns alle befanden, hatte genügt, um seine Wunde wieder aufreißen zu lassen. Anscheinend hatte ein Traktorfeld uns an einen anderen Platz gehievt.

Nun lag Bostich dort in der Ecke, wo er zusammengebrochen war, und Avestry-Pasik drückte ihm so gut wie möglich die Oberarmarterie ab. Aber es floss immer noch beängstigend viel Blut aus dem Stumpf.

»Rhodan ...«

Ich brachte den Laren Avestry-Pasik mit einem Blick zum Schweigen. Obwohl ich einen besseren Weg kannte, die Blutung zu stillen, konnte ich ihm in diesem Moment nicht beistehen. Die Schritte draußen verhießen nichts Gutes. Jederzeit konnten wir Besuch bekommen.

Ich huschte auf die andere Seite der einzigen größeren Öffnung in unserer provisorischen Behausung und ergriff mit der Linken die schwere Eisenstange, die ich an dieser Stelle für den Notfall bereitgelegt hatte. Im nächsten Moment glitt die Metallfläche nach oben.

Ein Roboter stand dort. Humanoid, verschrammt und verbeult, die Verkleidung des Rumpfs sichtlich verwittert. Zwei mehrere Zentimeter vorstehende Optiken, die sich bereits dem Inneren des Containers widmeten, ragten aus einem Metallschädel, der vermutlich eine simple Positronik verbarg, die mechanischen Arme wirkten stark genug für einfache Verrichtungen.

Ein Lagerroboter, hörte ich Neacues Stimme in meinen Gedanken.

Es war offenbar eine uralte Maschine, von den Onryonen nur deshalb nicht verschrottet, weil sie weiterhin im Frachtbereich eingesetzt werden konnte. Sorgen machte mir jedoch die altertümliche Funkantenne, die sich in meine Richtung drehte. Ich musste handeln.

Mein rechter Schwinger traf mitten zwischen die Optiken, sodass die beiden Stiele sich starr nach vorn ausrichteten. Natürlich erwartete ich nicht, dass der Roboter dadurch erledigt war. Der Benetah, der sich wie ein Armreif um mein Handgelenk geschlungen hatte, sah das zum Glück genauso. Er nutzte den Bewegungsimpuls meines Schlags, spulte sich ab und wickelte sich um die Funkantenne. Vielleicht war damit jeder Kontakt unterbrochen, ich wusste es nicht. Vorsichtshalber schmetterte ich dem Roboter auch noch die Eisenstange gegen den Kopf.

Das alles hatte nicht länger als zwei Sekunden gedauert.

Es klappt!, hörte ich den Benetah jubeln. Tatsächlich – unser Gegner taumelte! Aber ich musste auf Nummer sicher gehen. Der Benetah dachte wohl ähnlich, denn er wickelte sich zusätzlich um die beiden vorstehenden Optiken, worauf der Roboter ruckartig die Arme vorstreckte. Dann schnellte er herum, in die Richtung, aus der meine Schläge gekommen waren, und sprang mich an. Erstaunlich mühelos und geschmeidig – womit ich nicht gerechnet hätte.

Ich wich seitlich aus, sodass der Roboter an mir vorbeihechtete. Mit einer weit ausholenden Bewegung schmetterte ich die Eisenstange erneut. Diesmal führte ich den Hieb mit beiden Händen und zielte auf die Stelle zwischen Kopf und Brust.

Der Benetah löste sich von Funkantenne und Optiken und schnellte auf meine linke Schulter, wickelte sich wie ein Lasso drum herum und wartete auf eine weitere Gelegenheit zum Handeln. Ich schlug wieder und wieder gegen den Metallkopf, bis er zur Seite knickte, als wäre er angesägt. Dann sprang ich auf den Roboter zu, umschlang den Kopf mit den Händen, stemmte der Maschine das Bein gegen den Rumpf und riss so heftig wie möglich. Der Kopf löste sich, und der schwankende Körper stürzte seitwärts zu Boden.

Ich atmete schwer, nutzte aber diese kurze Pause. Avestry-Pasik brauchte meine Hilfe. Zwei Schritte genügten, um die Entfernung zu ihm zu überbrücken. Er presste nach wie vor die Daumen auf Bostichs Oberarmarterie, dicht über dem Ende des Stumpfes, aus dem noch immer Blut floss.

Ein kurzes gedankliches Bild zeigte Neacue, was ich vorhatte, und sofort wickelte der Benetah sich von meiner Schulter und glitt zu Bostichs rechter Schulter. Er schlängelte sich um die Wunde, presste die gekappten Adern fest zusammen und verschloss sie auf diese Weise, bis Avestry-Pasik gefahrlos die Daumen von der Arterie nehmen konnte.

Bostich blickte mich totenbleich an, dann fiel er in einen totenähnlichen Schlaf.

Gern hätte ich verschnauft und mir den Schweiß von der Stirn gewischt, aber erst musste ich mich überzeugen, dass der Roboter wirklich keine Gefahr mehr für uns darstellte. Also hastete ich zurück zur Schleusentür, während Avestry-Pasik nach der eigenen Metallstange griff. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie ein kurzes Zögern durch ihn ging, dann ließ er die Waffe sinken.

Gut möglich, wisperte mir Neacue zu, dass er sie gegen dich richten wollte.

Vielleicht war es so, vielleicht wollte der Benetah mich auch nur gegen Avestry-Pasik aufbringen, der mich gerade aus seinen smaragdgrünen Augen musterte. Ich glaubte, so etwas wie Bewunderung darin zu lesen. Aber auch noch etwas anderes: Sorge und Hass. Brennenden Hass. Die Gefahr ist noch nicht gebannt, schien er sagen zu wollen.

»Und wenn das nicht der einzige Roboter war?«, meinte Avestry-Pasik leise.

Ich leistete mir den Luxus, ihn von oben bis unten zu mustern. Auch Laren verstanden dies als Zeichen der Geringschätzung. Schon im nächsten Moment bedauerte ich meine Reaktion. Durch den Stellenwert, den ich gegenwärtig bei den Laren genoss, stand es mir wohl am wenigsten zu, einem von ihnen Verachtung entgegenzubringen. Immerhin galt ich bei ihnen seit 1500 Jahren als Vernichter ihres Reiches, als Zerstörer von allem. Ich war der Hetork Tesser.

»Ich bin ziemlich sicher«, entgegnete ich in meinem altbackenen Larisch, das auf ihn wirken musste wie auf mich in meinen Jugendtagen einst das Englisch des Mittelalters. »Es war ein Lagerroboter.«

»Du meinst, sie haben den Container bewegt, damit jemand ihn auf den Inhalt überprüfen konnte?«

Ich deutete nur auf das Display in der offenen Klaue der ausgestreckten Rechten. Zwar konnte ich die Schriftzeichen nicht entziffern, aber es machte auf mich den Eindruck eines Formblattes – einer Art Warenliste, die hatte überprüft werden sollen.

»Schau dich um.« Ich deutete in die Runde. »Wir haben hier nicht viel, aber von dem wenigen eine ganze Menge. Er wollte anscheinend den Bestand feststellen.«

Der Container enthielt etliche Hundert gläserne Kuben in verschiedenen Größen, voll von rotgolden glänzendem Vae-Metall. In einer Ecke hatten wir unsere Wasserbehälter und Nahrungskonzentrate aufgestapelt. Sie wirkten verloren angesichts der vielen überall gleichen Gegenstände, die nicht nur die Wände bedeckten, sondern auch Reihe um Reihe geometrisch perfekt den würfelförmigen Raum durchzogen, nur unterbrochen vom Schleuseneingang. Sie hingen sogar in Befestigungen von der Decke.

»Dann wird bald jemand merken, dass dieser spezielle Helfer hier«, er stieß mit dem Fuß gegen den Metallrumpf des Roboters, »seine Hausaufgaben nicht gemacht hat.«

Ich nickte. »Vielleicht sind wir bis dahin schon über alle Berge.«

In Wahrheit befürchtete ich, dass wir länger auf dem Schiff bleiben würden, als uns allen lieb war.

*

Es ging mir völlig gegen den Strich, dass Avestry-Pasik immer wieder den Container verließ und sich an irgendwelchen Geräten im Frachtraum zu schaffen machte. Die Gefahr war groß, dass er durch seine Machenschaften Alarm auslöste und weitere Roboter uns in unserem Versteck aufspürten – falls nicht gleich ein Trupp Soldaten auftauchte, gegen die wir nicht die geringste Chance gehabt hätten.

Aber ich starrte ihn nur an, als er wieder hereinkam und die Schleuse hinter sich schloss. Die Frage, was er da draußen eigentlich trieb, verkniff ich mir. Sein Hass und sein Misstrauen mir gegenüber waren so groß, dass er es mir nicht verraten hätte. Außerdem genoss er es sichtlich, mir das alles vorzuenthalten – dem Mann, der das Hetos der Sieben vernichtet hatte.

Es war kaum zu fassen, welche Märchen in seiner Heimat anscheinend über mich verbreitet wurden. Wäre es nicht so entsetzlich gewesen, hätte ich es fast amüsant finden können.

Über hundert Jahre hatten die Laren die Milchstraße beherrscht. Lange war das her, sehr lange, selbst für einen Aktivatorträger wie mich. Zusammen mit sechs anderen Völkern hatten sie einen Machtblock gebildet, der damals in seiner Expansionswut auch unsere Galaxis eroberte. Wir wussten nicht, wie viele Galaxien von jenem »Hetos der Sieben« sonst noch eingenommen worden waren. Es hätte auch keine Rolle gespielt. Wir waren damit beschäftigt gewesen, uns zu wehren. Sehr effektiv zu wehren!

Letzten Endes war der Bund aus sechs Völkern schlichtweg zerfallen, als wir den Ausgangsort ihrer verbrecherischen Taten isolieren konnten – den Dakkardimballon. Das war eine Art Ausstülpung in einem höheren Kontinuum gewesen, die durch Dimensionstunnel mit unserer Raumzeit verbunden war. Als wir den Ballon isolierten, gab es keine Verbindung mehr zwischen den verschiedenen Heimatgalaxien der Konzilsvölkern, und ohne jede Möglichkeit zur Absprache konnten sie ihre weiteren Eroberungspläne in den Wind schreiben.

Die Besatzer der Milchstraße zogen ab. Wir erfuhren nie, was aus den Laren geworden war. Sie verschwanden einfach von der Bildfläche und aus unserem tagespolitischen Blick.

Gut und gern 1500 Jahre war das mittlerweile her. Und in all der Zeit, die seitdem vergangen war, hatten die Laren offenbar an meiner Legende des Zerstörers von allem gearbeitet. Ich, der Vernichter des Konzils der Sieben! Danke, zu viel der Ehre. Ich schüttelte den Kopf.

Bostich fühlte sich offenbar in seinen eigenen Überlegungen bestärkt. Jedenfalls brachte er seinen Zorn über Avestry-Pasiks Verhalten deutlicher zum Ausdruck als ich.

»Du wirst uns noch an den Galgen bringen«, fauchte er. Dabei bewegte er versehentlich sein rechtes Schultergelenk und verzog schmerzhaft das Gesicht. Er konnte von Glück sagen, dass auch er einen Zellaktivator hatte. Sonst hätte er es nicht überlebt, dass ihm bei seiner Rematerialisierung im Container der rechte Arm dicht unter dem Schultergelenk abgetrennt worden war.

»Ihr werdet mir noch danken.« Avestry-Pasik knurrte. »Spätestens, wenn wir auf CUUCOY eintreffen.« Er ging zu Bostich und setzte sich neben ihn. Es war hier so eng, dass er gar keine andere Wahl hatte, denn auf dem einzigen anderen freien Platz, unter einer Art Bullauge, das den Blick auf eine graue Wand des Frachtraums freigab, saß ich. Der Container war nicht dafür gedacht, blinden Passagieren Unterkunft zu bieten. Im Innenraum war gerade genug Platz zwischen den Regalreihen mit den gläsernen Kuben, dass eine Person oder ein Roboter hindurchgehen konnte.

»CUUCOY?«, bemerkte ich. »Du weißt mehr über dieses Onryonenschiff, als du uns verrätst.«

Ein leichtes Lächeln legte sich um Avestry-Pasiks wulstige gelbe Lippen. »Wundert dich das? Immerhin war meine Flucht von langer Hand vorbereitet. Ihr habt euch nur eingeklinkt.« Die smaragdgrünen Augen in dem schwarzen Gesicht blitzten mich an. »Aber der Hetork Tesser ist es nicht gewohnt, dass er im Unklaren gelassen wird, was?«

»Ich bin auch nur ein Mensch«, sagte ich und zuckte die Achseln. »Und wir zeichnen uns nun mal durch Neugier aus. Das spornt unseren Einfallsreichtum an, und der wiederum hält uns am Leben. Selbst wenn unsere Galaxis heimtückisch überfallen wird.« Sollte er getrost rätseln, ob damit die Laren oder die Onryonen gemeint waren.

Eingeklinkt? Hat er wirklich »eingeklinkt« gesagt?, meldete sich Neacue in meinen Gedanken. Du hast ihn ziemlich eiskalt erpresst, Perry. Wolltest ihn verraten, wenn er Bostich und dich nicht mitnimmt. Es wundert mich, dass er diese Sache herunterspielt.

Ich schmunzelte innerlich. Mich wunderte das gar nicht.

»Es wäre lediglich ganz nett zu wissen, was uns eigentlich erwartet«, warf Bostich mit zusammengebissenen Zähnen ein. »Wer steht schon auf eine Bootspartie ins Blaue, wenn das Ziel in Feindesland liegt?«

Avestry-Pasik lachte. Obwohl er sich an Bord eines onryonischen Raumschiffs befand und vom Atopischen Tribunal verurteilt worden war – für ihn ging es nach Hause, denn wir flogen geradewegs in seine weit entfernte Heimat.

»Glaubt mir«, sagte er, »es ist für alles gesorgt, und ich werde euch beizeiten erklären, wie es weitergeht. Ist ein wenig Geduld zu viel verlangt? Es ist sicherer, wenn ihr nichts wisst. Dann könnt ihr, wenn man euch erwischt, auch nichts verraten. Außerdem ...«

»Außerdem«, fiel Bostich ihm ins Wort, »hast du schon über zwanzig Jahre auf Bootasha verbracht, und wir wurden gerade erst eingeliefert. Da werden wir wohl ein paar Tage erübrigen können.«

Grinsend nickte Avestry-Pasik. »Du liest meine Gedanken.«

Kann er das wirklich?, meldete sich Neacue wieder. Bei dir kann ich es nicht.

Das ist nur so eine Redewendung, antwortete ich dem Benetah. Allmählich entwickelte ich eine Vorstellung davon, wie Atlan sich mit seinem Logiksektor fühlte. Und ich war froh über meine Mentalstabilisierung, die dafür sorgte, dass Neacue meine Gedanken nicht lesen konnte.

»CUUCOY?«, griff Bostich meine Frage auf. »Das ist ...?«

»Ein Sternenportal.«

»Etwas genauer!« Anscheinend ließ es ihm keine Ruhe, dass Avestry-Pasik unser Ziel besser kannte als wir. Aber vielleicht führte seine typisch arkonidische Halsstarrigkeit dazu, dass er sein Wissen mit uns teilte. Ich war dafür eindeutig ein viel zu großer Hassgegner.

»Ganz recht«, meinte Avestry-Pasik. »Es gibt mehrere Portale, die regelmäßig von den Onryonenschiffen angeflogen werden.«

»Was sind Sternenportale?«, wollte Bostich wissen. »So eine Art Großtransmitter?«

Avestry-Pasik nickte. »Es existieren fünf, mit denen die Onryonen die Distanz von eurer Milchstraße nach Larhatoon überbrücken. Meines Wissens gibt es sie nur zwischen diesen beiden Galaxien. Jeder Sprung führt über etwa fünf Millionen Lichtjahre, sodass insgesamt ziemlich genau die Entfernung bis in meine Heimat herauskommt.«

Er verstummte, als ihm auffiel, dass er ins Plaudern geraten war. Dann blickte er Bostich und mich an. »Nun ja, jetzt habe ich's euch verraten, aber warum sollt ihr es nicht wissen? Das kann uns nicht mehr reinreißen.«

Innerlich musste ich grinsen über den Widerstreit zwischen Geltungssucht und Geheimniskrämerei, die Avestry-Pasik anscheinend zusetzte.

»Wie schnell sind die Onryonenschiffe?«, nutzte Bostich die Gunst des Augenblicks.

»Schnell, aber nicht so schnell«, antwortete Avestry-Pasik. »Das Standardtempo ist dreimillionenfache Lichtgeschwindigkeit. Der maximale Überlichtfaktor beträgt 3,2 Millionen bei Etappenlängen von höchstens 1500 Lichtjahren. Für die Distanz nach Larhatoon würden wir also normalerweise knapp sieben Jahre benötigen.«

»Wären da nicht die Sternenportale«, warf Bostich ein.

»Du sagst es. Ohne diese Transferstrecke ...« Ärgerlich fuhr Avestry-Pasik sich über den kupferroten Haarkranz, als er merkte, dass er doch mehr erzählt hatte, als er eigentlich wollte. »Jedenfalls werden wir einige Male haltmachen. Alles andere braucht ihr nicht zu wissen.«

*

Alles andere. Immer wieder ging mir diese Formulierung durch den Kopf, während ich Bostichs rechte Schulter mit einem neuen Druckverband versah.

Was war dieses alles andere, das er uns verheimlichen wollte? Es musste mit unserer Flucht von Bootasha zu tun haben.

Ein gewaltiges Netzwerk war erforderlich, heimlich eine Flotte zum Angriff auf einen Planeten zu führen und auf einem Onryonenschiff fliehen zu können, das »zufällig« den richtigen Weg nahm. Dass die Benetah ihm geholfen hatten, erklärte nicht alles. Noch jemand musste ihm beigestanden haben. Und die Wahrscheinlichkeit war groß, dass dieser Jemand sich mit uns an Bord befand.

Verließ Avestry-Pasik deshalb einmal täglich den Container? Nahm er Kontakt mit jemandem auf? Informierte er sich über die Lage? Gab er vielleicht sogar Anordnungen für das weitere Vorgehen? Es wurmte mich beträchtlich, dass wir ihm dermaßen ausgeliefert waren.

Und warum zum Henker waren wir noch nicht entdeckt worden? Seit Tagen waren wir unterwegs, und niemandem war der verschwundene Roboter aufgefallen. Niemand hatte entdeckt, dass Avestry-Pasik sich regelmäßig im Frachtraum zu schaffen machte.

Neacue hatte sich in das Vae-Metall zurückgezogen, wo er sich gern aufhielt, um zwischen den Gefäßen seinen Parcours zu machen, wie er es nannte. Währenddessen untersuchte ich Bostichs Wunde, die dank des Zellaktivators wirklich sehr gut heilte, obwohl sein Besitzer noch immer erschreckend schwach war ... In diesem Moment schlug etwas gegen den Container.

»Was ... war das?«, keuchte Bostich auf.

Avestry-Pasik hatte am Boden unter dem Bullauge gesessen und geschlafen, den Rücken angelehnt, als der Lärm ihn weckte. Er schien nicht sonderlich überrascht zu sein. »Unsere Unterstützung ist da. Macht euch bereit.«

Er musste mir nicht erst erklären, was er damit meinte. »Wir haben das erste Sternenportal erreicht?«

»Ganz recht, und meine Helfer sind aktiviert worden.« Er klang triumphierend, als hätte er darauf schon lange sehnsüchtig gewartet.

Als ich ihn ein wenig irritiert ansah, lachte er. »Was meint ihr wohl, was ich ständig im Frachtraum zu tun hatte? Ich musste alle Vorbereitungen treffen, damit der Drohnenschwarm sich aufbauen konnte. Zum Glück haben die Proto-Hetosten ganze Arbeit geleistet.«

Das waren kryptische Aussagen, aber es war nicht der Zeitpunkt, Erklärungen zu verlangen. Der Schlag gegen den Container wiederholte sich, wurde zu einem Prasseln, und schon war Avestry-Pasik an der Ausgangsschleuse. Im nächsten Moment schob sich die Metallfläche nach oben, und er stürmte hinaus, während ich hastig Bostichs Druckverband wieder befestigte.