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Das Ende des 21. Jahrhunderts Neuer Galaktischer Zeitrechnung ist angebrochen. Mehr als dreieinhalbtausend Jahre von unserer Zeit entfernt lebt die Menschheit in Frieden. Zwischen den Sternen der Milchstraße herrschen keine großen Konflikte mehr. Wie es aussieht, könnte Perry Rhodan, der als erster Mensch von der Erde auf Außerirdische gestoßen ist, sich endlich seinem großen Ziel nähern: der alte Traum von Freundschaft und Frieden zwischen den Völkern der Milchstraße und der umliegenden Galaxien. Die Angehörigen der Sternenvölker stehen für Freiheit und Selbstbestimmung ein, man arbeitet intensiv und gleichberechtigt zusammen. Bei ihrem Weg zu den Sternen hat ein geheimnisvolles Wesen die Menschen begleitet und unterstützt: Es trägt den Namen ES, man bezeichnet es als eine Superintelligenz, und es lebt seit vielen Millionen Jahren zwischen Zeit und Raum. Rhodan sieht ES als einen Mentor der Menschheit. Doch ES weilt nicht mehr in der Galaxis – das Geisteswesen scheint in ungezählte Fragmente zersplittert zu sein, die sich in verborgenen Fragmentrefugien ballen. Diese Refugien zu finden und die Fragmente wieder zu vereinen, ist Rhodans Ziel. In der Galaxis Morschaztas unweit Gruelfins sind Atlan und er unterwegs und stellen sich den Panjasen, die das dortige Refugium für sich beanspruchen. Ihr Expeditionsraumer MAGELLAN wird von zwei kleineren Einheiten begleitet: der RA von Atlan und dem Spionageraumer AURA. Unverhofft taucht jemand auf, der mit ES in Verbindung steht. Es ist DER MANN AUS GLAS ...
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Seitenzahl: 155
Veröffentlichungsjahr: 2023
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Nr. 3225
Der Mann aus Glas
Ein Helfer aus der Vergangenheit – sie erreichen das ES-Fragment
Christian Montillon
Cover
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
Prolog: Lange, bevor ich ein Freund wurde
1. Perfektion gewinnt immer
2. Perfektion will sich weitergeben
3. Perfektion ist immer in Gefahr
4. Perfektion geht manchmal Umwege
5. Perfektion hat stets einen guten Plan
Epilog: Ein Freund kehrt heim
Fanszene
Leserkontaktseite
Glossar
Impressum
Das Ende des 21. Jahrhunderts Neuer Galaktischer Zeitrechnung ist angebrochen. Mehr als dreieinhalbtausend Jahre von unserer Zeit entfernt lebt die Menschheit in Frieden. Zwischen den Sternen der Milchstraße herrschen keine großen Konflikte mehr. Wie es aussieht, könnte Perry Rhodan, der als erster Mensch von der Erde auf Außerirdische gestoßen ist, sich endlich seinem großen Ziel nähern: der alte Traum von Freundschaft und Frieden zwischen den Völkern der Milchstraße und der umliegenden Galaxien. Die Angehörigen der Sternenvölker stehen für Freiheit und Selbstbestimmung ein, man arbeitet intensiv und gleichberechtigt zusammen.
Bei ihrem Weg zu den Sternen hat ein geheimnisvolles Wesen die Menschen begleitet und unterstützt: Es trägt den Namen ES, man bezeichnet es als eine Superintelligenz, und es lebt seit vielen Millionen Jahren zwischen Zeit und Raum. Rhodan sieht ES als einen Mentor der Menschheit.
Doch ES weilt nicht mehr in der Galaxis – das Geisteswesen scheint in ungezählte Fragmente zersplittert zu sein, die sich in verborgenen Fragmentrefugien ballen. Diese Refugien zu finden und die Fragmente wieder zu vereinen, ist Rhodans Ziel. In der Galaxis Morschaztas unweit Gruelfins sind Atlan und er unterwegs und stellen sich den Panjasen, die das dortige Refugium für sich beanspruchen. Ihr Expeditionsraumer MAGELLAN wird von zwei kleineren Einheiten begleitet: der RA von Atlan und dem Spionageraumer AURA. Unverhofft taucht jemand auf, der mit ES in Verbindung steht. Es ist DER MANN AUS GLAS ...
Perry Rhodan – Dem Terraner bleiben 62 Stunden.
Atlan – Verrät der Arkonide seine Freunde?
Viyesch – Die Ewige Ganja hat viele Pläne.
Der Mann aus Glas
Prolog
Lange, bevor ich ein Freund wurde
»Nhialic«, sagt meine Großmutter, »ist der alte Gott des Verborgenen.«
Ich stelle ihn mir düster vor, diesen Nhialic. Und hässlich. Es muss ja einen Grund dafür geben, dass er ausgerechnet für die geheimen Sachen zuständig ist. Wahrscheinlich verbirgt er sich selbst vor allen.
»Wo wohnt er?«, frage ich. »Oben, zwischen den Sternen?«
Großmutter lacht. Ihre dürren Wangen sind dann immer noch furchiger und runzliger. »Dort oben wohnt niemand, Mahbub.«
So nennt sie mich oft. Das ist peinlich, wenn es jemand hört. Wenn wir allein sind, gefällt es mir. »Das glaube ich nicht«, sage ich. »Zwischen den Sternen ist so viel Platz, da müssen doch eine Menge Leute wohnen.«
Sie rührt die Bohnen um, ehe sie zum Tisch kommt und die Aubergine schneidet. Wir haben Glück, dass wir heute so etwas Tolles bekommen haben. Mein Magen grummelt, wenn ich die Aubergine nur ansehe.
»Dort oben ist alles leer«, sagt sie, und dabei klingt sie ein bisschen traurig. Dann winkt sie ab. »Weißt du, die Urmutter Abuk ist die Erste, die von Nhialic geschaffen worden ist.«
»Und die hat hier gelebt?«
»Wo – hier? Auf der Erde?«
»Bei uns in El Obeid!« Ich stelle mir vor, dass es die Stadt schon immer gegeben hat. Am Anfang mit viel weniger Häusern. Oder nur einer einzigen Hütte. Vielleicht hat sogar Nhialic sie für Abuk gebaut.
»Wo Abuk geboren worden ist, weiß niemand, Mahbub.« Sie streicht mir über die Wange. Die Haut ihrer Finger ist trocken und spröde. Es macht mir aber nichts aus.
»Dann stelle ich mir vor, dass das ganz weit hinter der Sonne war«, sage ich. »Und später, als sie so alt war wie ich, ist sie hierhergekommen.«
»Du hast so viel Phantasie!« Sie hackt die Aubergine in kleine Würfel. »Aus dir wird bestimmt einmal etwas Besonderes.«
»Mir egal!« Ich gehe zum Topf, greife den großen Holzlöffel und fische eine Bohne aus dem kochenden Sud. Ich puste und puste, um mir die Lippen nicht zu verbrennen, dann nehme ich die Bohne in den Mund. Sie ist hart, also spucke ich sie wieder aus, direkt in den Mülleimer.
»Du musst noch so viel lernen«, sagt Großmutter. »Manchmal beneide ich dich. Ich habe zu viel gesehen.«
»Kann man das? Zu viel sehen?« Das kann ich mir nicht vorstellen, denn ich bin immer neugierig.
»Nicht, wenn man ein so guter Mensch ist wie du, Mahbub. Aber nicht alles, was du entdeckst, wird schön sein.«
»Wenn es hier unten hässlich ist, fliege ich einfach hoch zu den Sternen. Dort ist bestimmt alles neu und aufregend.«
Großmutter lächelt. Draußen krähen ein paar Hähne. »Leider, leider, kommt nie ein Mensch zwischen die Sterne. Unser Leben spielt sich auf dieser Welt ab.«
»Dann werde ich eben der Erste sein!« Ich kann mir das gut vorstellen. Wahrscheinlich brauche ich irgendeine Maschine, ein besonderes Flugzeug oder so etwas.
Sie legt das Schneidemesser weg und holt ein paar Kräuter, die sie zerstampft. »Willst du etwas wirklich Aufregendes hören? Mascardit ist ein boshafter Gott. Er beendet alles – das Hässliche und das Schöne, das Leben und überhaupt alle Dinge.«
»Auch die Sterne?«
»Auch die Sterne.«
»Dann mag ich Mascardit nicht«, beschließe ich.
»Da hast du recht. Niemand mag ihn. Aber er ist notwendig.«
»Warum?«
»Vielleicht wirst du das irgendwann verstehen.«
Plötzlich muss ich mich umdrehen und schauen, ob jemand hinter mir steht. »Ich habe Angst vor Mascardit.«
»Das brauchst du nicht. Er ist nicht hier. Nicht jetzt. Und überhaupt sind das alles nur Geschichten. Es gibt die alten Gottheiten gar nicht. Es sind nur Fiktivwesen.«
Fiktivwesen. Das Wort gefällt mir. Großmutter ist eine weise Frau, aber manches kann sie sich einfach nicht vorstellen.
Abends, im Bett, nach dem Essen, nachdem Vater und Mutter mir schon vorgesungen haben, grüble ich herum und stelle mir vor, wie es wäre, zwischen den Sternen auf ein Fiktivwesen zu treffen.
Wunderbar aufregend.
1.
Perfektion gewinnt immer
Atlan fühlte sich erschöpft. Die Situation ermüdete ihn, und es sah nicht danach aus, als ob die Lage sich bessern würde. Im Gegenteil.
Der Planet Aschvalum, den Atlan nur mit Mühen und Tricks erreicht hatte, war aus gutem Grund schwer zugänglich – dort lag in den Tiefen des Ozeans ein Fragment der Superintelligenz ES. Oder, wie die Panjasen es nannten, ein Mentalkonglomerat. Dieses besondere kosmische Artefakt hatte die Panjasen überhaupt erst zu dem gemacht, was sie gegenwärtig waren: zu den Herrschern der gesamten Galaxis.
Nur wegen des Fragments war vor etlichen Jahren der Ultratender MAGELLAN nach Gruelfin und zum vorgelagerten Kugelsternhaufen Morschaztas gereist – und viel später folgten ihm Atlan und Rhodan mit wenigen Begleitern in der winzigen Kapsel RA. Um das Fragment zu finden, zu bergen, zu weiteren Bruchstücken der Superintelligenz zu bringen und ES eine Wiederherstellung zu ermöglichen ...
... wie auch immer das gelingen sollte, denn das war niemandem klar.
Ein Schritt nach dem anderen.
Keiner hatte genau gewusst, wie dieses Fragment aussehen würde, ob es transportabel war, wie man damit umgehen konnte. Und es wusste nach wie vor niemand.
Dass der hiesige Teil der Superintelligenz allerdings zum Zentrum und Herzstück einer auf ihre eigene Art diktatorischen Kultur geworden sein könnte, die Perfektion über alles stellte – das war eine der Überraschungen, die das Universum für jene bereithielt, die in seine Tiefe vorstießen. Überraschungen, mit denen Atlan seit Jahrtausenden umging, und auf die man sich nicht vorbereiten konnte. Es blieb nur, Flexibilität zu lernen und jedes Mal eine neue Weise zu finden, mit dem umzugehen, was man vorfand ... ob man nun als Sofortumschalter bekannt war oder nicht.
Und die Herrscherin dieser Kultur, die Ewige Ganja der Panjasen, stand neben ihm am Ufer der schwimmenden Stadt Payla, hörte genau wie er die Wellen heranrauschen und sah mit ihm in die scheinbar unendlichen Weiten bis zum Horizont. In der Ferne ballten sich dunkle Wolken zusammen, dort irrlichterten Blitze.
Diese Frau sah nicht so aus, wie man sich gemeinhin eine Diktatorin vorstellte wobei Atlan nach all seiner Erfahrung auf irgendwelche Äußerlichkeiten ohnehin keinen Wert legte. Darum wog für ihn stärker, dass sich Viyesch auch nicht so verhielt. Sie war sich ihrer Macht bewusst, ja ... sie schien jedoch nicht böse zu sein, nur von ihrer Sache überzeugt.
Die Mission, Perfektion und Schönheit zu sämtlichen Sternenvölkern zu tragen, ging ihr über alles, und dafür setzte sie jedes Mittel ein – auch die falschen. Und in ihrem eigenen Volk, den Panjasen, sah sie die Einzigen, die dazu in der Lage waren, die Galaxis zu diesen Werten und Idealen zu bekehren.
Atlan zweifelte nicht daran, dass Viyesch tatsächlich davon überzeugt war, dass sie Mentoren ausschickte, um anderen zur Seite zu stehen – keine Unterdrücker. Dass sie den Bewohnern Gruelfins deren freie Entscheidungen nehmen musste, um ihnen weiterzuhelfen. Dabei scherte es sie nicht, wer den Weg nach panjasischen Vorstellungen freiwillig gehen wollte.
Selbstverständlich ist sie davon überzeugt, du Narr!, ätzte Atlans Extrasinn. Die wenigsten Personen in der Weite des Alls stehen morgens nach einem erquicklichen Schlaf auf und nehmen sich vor, an diesem Tag etwas Böses zu tun! Die meisten sind in ihrer Sichtweise gefangen.
Dem konnte Atlan zwar nicht grundlegend widersprechen, aber ihm fielen durchaus einige Gegenbeispiele ein. Da er nicht die geringste Lust auf eine Diskussion mit dem Extrasinn verspürte, verkniff er sich jede Erwiderung. Natürlich nahm der Extrasinn als Teil seines Verstandes und Bewusstseins auch diese Überlegung wahr, akzeptierte jedoch die Zurückhaltung und verkniff sich seinerseits eine Bemerkung.
Der Arkonide fragte sich, was er Viyesch gegenüber empfand. Weder Hass noch Zorn, das stand fest. Ablehnung, ja, aber teilweise auch Verständnis. Sie hatten sich lange ausgetauscht, sie hatte ihn an ihrem Leben, ihren Träumen teilhaben lassen, den Erinnerungen, auf denen sie im wahrsten Sinn des Wortes schlief, weil sie in den Perlen gespeichert waren, die ihr Kissen füllten. Erinnerungen, die weit über ihr eigenes Leben hinausgingen.
Sie war eine faszinierende Frau, keine Frage.
Und sie war seine Gegnerin, was ebenso zweifelsfrei feststand.
Sie befehligte die Panjasen, die diese Galaxis unterdrückten, mal auf eher subtile, mal auf handfeste, ja tödliche Weise. Konnte er sie trotzdem als Verbündete gewinnen? Oder zumindest als neutrale Person, mit der eine teilweise Zusammenarbeit möglich war?
Träum weiter!, urteilte der Extrasinn nüchtern.
Zu Befehl!, erwiderte er gedanklich.
Vielleicht bemerkte die Ewige Ganja sein Lächeln, jedenfalls wandte sie sich ihm zu. »Atlan«, sagte sie, während eine etwas stärkere Welle heranrauschte und die letzten schäumenden Ausläufer ihre Füße überspülten, »was hast du gedacht, dort unten?«
»In der versunkenen Stadt?« Er unterlegte die Worte mit einer spöttischen Betonung. »Weißt du, eine solche Umgebung ist nichts Besonderes für mich. Damit habe ich Erfahrung. Die Terraner haben einen ganzen versunkenen Kontinent nach mir benannt. Und ich habe eine sehr lange Zeit in einer Tiefschlafkuppel auf dem Meeresgrund verbracht.«
»Hör auf, meine Intelligenz mit solchem Geschwätz zu beleidigen.« Viyesch ging einen Schritt vor, bückte sich, tauchte die Hand ins Wasser und benetzte damit ihre Stirn.
Atlan hörte ein leises, kaum wahrnehmbares Surren. Einer der drei Kampfroboter, die sich stets in der Nähe aufhielten, schwebte heran, weil Viyesch ihm den Rücken zuwandte. Die Maschinen standen bereit, ihn binnen eines Lidschlags auszuschalten, sollte er die Ewige Ganja angreifen. Und so locker sie sich gab, sie war zweifellos wachsam und bereit, sofort zu handeln.
Selbstverständlich war Atlan klar, worauf Viyesch hinauswollte. Sie hatten in der versunkenen Stadt das ES-Fragment aufgesucht, das die Panjasen wie ein Heiligtum hüteten. Außenstehenden wurde dort normalerweise kein Zugang gewährt.
Illustration: Swen Papenbrock
Als sie sich wieder zu ihm umdrehte, rann ein Tropfen zwischen den Augenbrauen hindurch über den Nasenrücken. »Nun?«, fragte sie.
Er zögerte. »Es war faszinierend.« Nach einer kurzen Pause ergänzte er: »Erhabene.« Er atmete tief durch. »Ein erhebender und zugleich erschütternder Anblick.«
»Erschütternd?«
»Ich kenne die Superintelligenz ES. Nicht wie ein normales Lebewesen, wie etwa dich, Viyesch ... denn ich glaube nicht, dass man ein solches höheres Geisteswesen in diesem Sinn kennen kann. Aber ich bin mit der Superintelligenz vertraut. Ich habe einmal geholfen, sie zu heilen. Und nun sehe ich sie in Stücke zerrissen.« Der Arkonide fühlte ein leichtes Frösteln, das über seinen Rücken kroch. »Also ja, es erschüttert mich.«
»Was hat die Superintelligenz fragmentiert?«, fragte sie.
Vorsicht, alter Narr!, machte sich der Extrasinn bemerkbar. Lass dich von ihr nicht um den Finger wickeln. Pass auf, was du ihr mitteilst.
Und was, antwortete Atlan gedanklich, sollte ich ihr deiner Meinung nach verraten können? Dass ich keine Ahnung habe, wie es zur Fragmentierung gekommen ist?
Ja – zum Beispiel das! Lass sie unwissend darüber, ob du mehr sagen könntest.
Der innere Dialog zwischen Atlan und seinem Extrasinn lief gedankenschnell ab; Viyesch bemerkte keinerlei Verzögerung. »Ich glaube nicht, dass ich darüber reden will«, sagte er zu der Ewigen Ganja. »Es ist zu schmerzhaft.« Bei den letzten Worten lächelte er süffisant, und er zweifelte nicht daran, dass sie die Botschaft verstand.
»Du bleibst also der Mann der Geheimnisse, Atlan. Imperator der Milchstraße. Vielleicht ja, vielleicht nein. Man kann vieles behaupten. Dass man etwas über Hintergründe weiß. Oder dass man nichts darüber weiß. Und beides kann schlau sein, weil beides einen Vorteil verschaffen kann.«
Atlan nickte ihr zu. »Ich habe nie daran gezweifelt, dass du dein politisches Handwerk hervorragend verstehst.«
»Da sind wir uns wohl ähnlicher, als uns beiden lieb ist. Und ich an deiner Stelle hätte nun einen brennenden Wunsch.«
»Du meinst, außer das Fragment an mich zu nehmen und es zur Milchstraße zu überführen, wo es hingehört?«
Sie winkte ab. »Darüber haben wir gesprochen. Wir werden es dir nicht aushändigen. Ich werde nicht zulassen, dass du uns die Grundlage unserer Zivilisation nimmst. Versuch es, und es herrscht offener Krieg. Und du solltest wissen, dass wir diesen Krieg gewinnen würden. Dafür gibt es einen einfachen Grund, der sogar dir einleuchten sollte.«
»Und der wäre?«
»Perfektion gewinnt immer.«
Atlan schwieg, schaute auf die Weiten des Meeres. Die ferne Gewitterfront kam näher. Der Wind nahm zu. Kommender Regen lag in der Luft. Der Arkonide konnte ihn bereits riechen.
»An deiner Stelle«, fuhr die Ewige Ganja fort, »würde ich gerne meine Freunde sehen, die wiederum von meinen ...« Dabei deutete sie auf ihren Brustkorb. »... Leuten gefangen genommen worden sind.«
Atlan erinnerte sich nur zu gut an das bittere Holo, das er gemeinsam mit der Ganja gesehen hatte. Die Panjasen hatten Perry Rhodan und sein Einsatzteam auf Aschvalum inhaftiert – Sichu Dorksteiger, die Kosmopsychologin Laetitia Gnadt und den Sicherheitschef der MAGELLAN Bartolome Gast.
Wobei Atlan nicht wusste, ob es andere Galaktiker auf diesem Planeten gab, die sich weiterhin auf freiem Fuß befanden. Aufgrund bestimmter Beobachtungen vermutete er, dass sich zumindest die Posbi Marat dort aufhielt, und sie war nicht unter den Gefangenen im Holo gewesen. Das gab Anlass zur Hoffnung auf eine Verbündete, die unbemerkt im Hintergrund agieren konnte.
»Du täuschst dich, erhabene Viyesch«, sagte er. »Diese Leute sind nicht meine Freunde. Oder hast du vergessen, dass ich auf der Jagd nach diesen Perfektionsstörern war, um sie dir auszuliefern?«
»Eine Jagd, bei der du leider nicht erfolgreich warst«, sagte Viyesch. »Trotz deiner sonstigen Erfolge. Eine etwas misstrauischere Seele als ich könnte das zum Anlass von ... na ja, Misstrauen nehmen.« Nun war es an ihr, ein süffisantes Lächeln zu zeigen.
»Ich hätte sie gefunden, früher oder später. Aber es zeigt sich ja, dass selbst deine Panjasischen Garden in der Lage sind, mit ein paar Eindringlingen fertigzuwerden. Ich gönne ihnen diesen Erfolg.«
»Gut, nachdem das geklärt wäre ...« Viyesch bückte sich wieder, ließ Wasser durch ihre Finger rinnen. »... willst du sie sehen, diese Leute, die keine Freunde von dir sind, aber immerhin aus deiner Galaxis stammen?«
Sei vorsichtig!, mahnte der Extrasinn.
»Ja«, sagte Atlan. »Bring mich zu ihnen.«
*
Viyesch hatte keinen Augenblick daran gezweifelt, dass es so ausgehen würde. Genau wie erwartet, hatte Atlan um den eigentlichen Punkt herumgeredet – diese Leute sind nicht meine Freunde, und so weiter, und so weiter.
Das waren die Regeln dieses Spiels; so ging Politik. Sie hätte sich an seiner Stelle ebenso verhalten. Natürlich konnte Viyesch nicht mit Sicherheit sagen, wie Atlan wirklich dachte, aber ihre Vermutung erhärtete sich. Und – wie ebenfalls erwartet – am Ende hatte er die Gefangenen sehr wohl sehen wollen.
Darum rief die Ewige Ganja einen Gleiter, in den sie beide einstiegen. Antatamu, die kommissarische Leiterin der Panjasischen Garden von Aschvalum, wartete darin, begleitet von vier ihrer Leute und einem kleineren Kampfroboter.
Während des kurzen Fluges schwiegen sie. Viyesch fieberte der Begegnung zwischen Atlan und Perry Rhodan entgegen. Sie waren beide wichtige Männer, wohl die einflussreichsten in ihrer Galaxis Milchstraße, und das Spiel der Mächtigen zu beobachten, würde sich am Ende auszahlen. Es zahlte sich immer aus, die Stellschrauben der Macht zu kennen, zu beeinflussen und idealerweise selbst zu übernehmen.
Ihr Flugziel lag in der südlichen Peripherie der schwimmenden Stadt Payla. Der Gleiter steuerte den Bunkerbau an, funkte ein Signal. Die Sicherheitskräfte schalteten eine Strukturlücke in den Schirm, der dieses Hochsicherheitszentrum umgab.
Sie sanken dem Bunker entgegen. Kurz bevor sie aufsetzten, wich ein Teil des Dachs zurück, und sie landeten zehn Meter tiefer im Besucherhangar. Die Decke versiegelte sich wieder, auch der Schutzschirm war längst erneut lückenlos ausbruchssicher.
»Gehen wir!«, sagte Viyesch. Sie richtete die Worte an Atlan, aber Antatamu fühlte sich offenbar ebenfalls angesprochen, schloss sich ihnen an.
Die Ewige Ganja verwehrte es ihr nicht, machte allerdings mit einer knappen Geste klar, dass die anderen Panjasischen Gardisten zurückbleiben sollten. Im Hochsicherheitszentrum gab es Personal und Sicherheitsvorkehrungen in jedem Winkel. Atlan wäre töricht, würde er sie in diesem Gebäude angreifen. Und man konnte vieles über ihn sagen – ihn einen Narren zu nennen, gehörte nicht dazu.
»Hübsch«, meinte Atlan wenig später spöttisch, als sie den Landehangar verließen und in einen kahlen Korridor traten. »Nicht ganz dem perfekten Schönheitsideal nachempfunden, das dein Volk so sehr schätzt, aber durchaus geschmackvoll.«
»Es ist hässlich«, stellte Viyesch klar. Sie wollte sich von seinen spitzen Worten nicht provozieren lassen. »Oder, wie man es auch nennen könnte, zweckmäßig. Es gibt Orte, in denen Form und Ausgestaltung der Funktion folgen müssen. Panjasen haben einen ausgesprochenen Sinn für Schönheit, aber wir sind nicht fanatisch.«
»Ach?«, machte er.
Dieses eine Wort, süffisant dahingeworfen, brachte ihren Entschluss ins Wanken. Oh, sie fühlte sich provoziert, und sie war nahe daran, ihn das spüren zu lassen. Doch sie riss sich zusammen und schenkte ihm ein Lächeln. »Du musst noch viel über mein Volk lernen. Über mich.«
»Ich freue mich darauf«, versicherte Atlan.
Viyesch überlegte, ob dies wohl seine ersten völlig ehrlichen Worte waren, seit sie die versunkene Stadt mit dem ES-Fragment verlassen hatten. Sie ertappte sich dabei, dass sie nicht nur darüber nachdachte, sondern es hoffte. Dass Atlan tatsächlich Interesse an den Panjasen zeigte und ...