Plätzchen, Tee und Winterwünsche - Stina Jensen - E-Book
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Plätzchen, Tee und Winterwünsche E-Book

Stina Jensen

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Beschreibung

Gäbe es nicht ihre Zwillingsschwester Sina, hätte Milla schon längst den Kopf in den Sand gesteckt. Oder viel eher in den Schnee, wenn denn welcher fallen würde. Der Winter war jedenfalls noch nie so trostlos. Zwar hat sie endlich einen neuen Job in einem entzückenden Teeladen, nachdem sie ihre Arbeit als Friseurin aufgeben musste. In der Liebe hat Milla allerdings schon seit Jahren kein Glück, und auch der Kontakt zu ihren Eltern ist wegen eines dummen Streits abgebrochen. Doch kaum hat sie an Silvester den Wunsch nach der ganz großen Liebe und der Versöhnung mit Vater und Mutter ausgesprochen, überschlagen sich die Ereignisse. Plötzlich muss Milla sich zwischen den Menschen entscheiden, die ihr am meisten bedeuten.

Die perfekte herzerwärmende Geschichte für einen Tag auf dem Sofa mit Tee und Gebäck.

Dies ist der erste Teil der WINTERknistern-Reihe. Alle Romane können unabhängig voneinander gelesen werden. Es erhöht jedoch das Lesevergnügen, mit dem ersten Teil zu beginnen.

Die WINTERknistern-Reihe: Plätzchen, Tee und Winterwünsche; Misteln, Schnee und Winterwunder; Sterne, Zimt und Winterträume; Muscheln, Gold und Winterglück; Vanille, Punsch und Winterzauber; Mondschein, Flan und Winterherzen; Engel, Blues und Winterfunkeln; Pancakes, Samt und Winterglanz.

Lesen Sie auch die Insel- und Gipfelfarben-Reihe von Stina Jensen.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Veröffentlichungsjahr: 2017

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PLÄTZCHEN, TEE UND WINTERWÜNSCHE

STINA JENSEN

SÓTANO

INHALT

Impressum

Über die Autorin

Wunsch-eBook

Die Winterknistern-Reihe

Das Buch

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Sechs Monate später

Nachwort

Eine persönliche Bitte

Alle Bücher von Stina Jensen

Erstausgabe: Oktober 2017

© Stina Jensen

Bahnhofstraße 11

61118 Bad Vilbel

[email protected]

www.stina-jensen.de

Alle Rechte vorbehalten. Die Verwendung der Texte und Bilder, auch auszugsweise, ist ohne schriftliche Zustimmung der Verfasserin urheberrechtswidrig und strafbar. Dies gilt insbesondere für die Vervielfältigung, Übersetzung oder die Verwendung in elektronischen Systemen.

Die Autorin behält sich die Verwertung der urheberrechtlich geschützten Inhalte dieses Werkes für Zwecke des Text- und Data-Minings nach § 44b UrhG ausdrücklich vor. Jede unbefugte Nutzung ist hiermit ausgeschlossen.

Es gilt das ausdrückliche Verbot, die Textinhalte dieses Buchs zum Training und zur kommerziellen Nutzung von KI zu verwenden.

Sämtliche Personen und Ereignisse dieses Werkes sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten zu existierenden Personen, ob lebend oder tot, wären rein zufällig.

Lektorat und Korrektorat: Ricarda Oertel www.lektorat-oertel.de

Covergestaltung © Traumstoff Buchdesign traumstoff.at

Covermotiv © StudioSmart shutterstock.com

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STINA JENSEN schreibt Insel- und Gipfelromane, romantische Wintergeschichten und Krimis.

Sie liebt das Reisen und saugt neue Umgebungen in sich auf wie ein Schwamm. Meist kommen dabei wie von selbst die Figuren in ihren Kopf und ringen dort um die Hauptrolle in ihrem nächsten Roman. Die Autorin hat ein Faible für authentische Figuren und Geschichten, die genau so passiert sein könnten. Sie mag Familiengeheimnisse und auch ein bisschen Drama. Eben genau das, was das Leben für uns alle bereithält!

Wenn sie nicht verreist, lebt die Autorin mit ihrer Familie in der Nähe von Frankfurt am Main.

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DIE WINTERKNISTERN-REIHE

Bisher erschienen:

1. Plätzchen, Tee und Winterwünsche

2. Misteln, Schnee und Winterwunder

3. Sterne, Zimt und Winterträume

4. Muscheln, Gold und Winterglück

5. Vanille, Punsch und Winterzauber

6. Mondschein, Flan und Winterherzen

7. Engel, Blues und Winterfunkeln

8. Pancakes, Samt und Winterglanz

Alle Titel sind in sich abgeschlossene Romane und können unabhängig voneinander gelesen werden.

DAS BUCH

Gäbe es nicht ihre Zwillingsschwester Sina, hätte Milla schon längst den Kopf in den Sand gesteckt. Oder viel eher in den Schnee, wenn denn welcher fallen würde.

Der Winter war jedenfalls noch nie so trostlos.

Zwar hat sie endlich einen neuen Job in einem entzückenden Teeladen, nachdem sie ihre Arbeit als Friseurin aufgeben musste.

In der Liebe hat Milla allerdings schon seit Jahren kein Glück, und auch der Kontakt zu ihren Eltern ist wegen eines dummen Streits abgebrochen.

Doch kaum hat sie den Wunsch nach der ganz großen Liebe und der Versöhnung mit Vater und Mutter ausgesprochen, überschlagen sich die Ereignisse.

Plötzlich muss Milla sich zwischen den Menschen entscheiden, die ihr am meisten bedeuten.

Die perfekte herzerwärmende Geschichte für einen Nachmittag auf dem Sofa mit Tee und Gebäck.

1

Es war nur ein Marmeladenglas.

Genauer gesagt, ein Marmeladenglas mit Zetteln darin. Die Aufschrift auf dem Etikett lautete: Meine glücklichsten Erlebnisse dieses Jahres.

Ich betrachtete die zusammengefalteten Post-its, die zerknitterten Einkaufszettel, auf deren Rückseite ich etwas gekritzelt hatte, und die weißen Papierchen eines Abrissblocks aus dem Teelicht.

Ich hatte von dieser Idee, die schönsten Momente eines Jahres auf diese Weise festzuhalten, im Internet gelesen und es als eine hübsche Sache befunden. Für jemanden wie mich, deren Leben ohne größere Höhen und Tiefen verlief, wäre es doch nett, sich an den ein oder anderen besonderen Augenblick zurückzuerinnern, hatte ich gedacht.

Den Blechdeckel des Glases hatte ich durch einen selbst gehäkelten Bezug ersetzt, in dessen Saum ich ein Gummiband eingelassen hatte. Die Häkelreihen bildeten muntere weiß-rote Kreise.

»Nun mach schon auf«, drängte Sina und zupfte ungeduldig an meinem Arm.

Es war Silvester – genau genommen Neujahr, zwei Uhr morgens in meiner Küche. Das benutzte Geschirr stapelte sich auf der Anrichte unter einem eingerahmten Poster von Cary Grant und Grace Kelly aus Über den Dächern von Nizza. Sina und ich hatten das Porzellan beiseite geräumt, um auf dem Tisch Platz für das Gebäck zu machen, das ich zwischen den Jahren gebacken hatte – meine größte Leidenschaft neben dem Häkeln.

Meine Zwillingsschwester und ich verbrachten seit neunundzwanzig Jahren jedes Silvester zusammen. Seitdem wir in getrennten Wohnungen lebten, wenn auch nur wenige hundert Meter voneinander entfernt, wechselten wir uns ab. In diesem Jahr waren wir bei mir, und wir waren zu viert – Sinas Freund Nils leistete gerade unserer Freundin Johanna auf meinem Mini-Balkon bei einer Zigarette Gesellschaft.

Das mit dem Rauchen konnte Johanna nicht lassen, dafür trank sie nicht einmal um Mitternacht einen Sekt. In letzter Zeit hatte sie sich rargemacht, ohne mit der Sprache herauszurücken, weshalb; heute jedoch hatte sie Zeit für ihre alten Freunde. Sie war seit Jahren Nils’ beste Freundin, Sina und er hatten sich über Johanna kennengelernt.

Ich zog den selbst gehäkelten Verschluss des Marmeladenglases herunter und ließ die ineinander verhakten Zettelchen auf meinen Küchentisch purzeln. Es waren genau sieben Papierchen. Meine Schwester und ich schauten auf die wenigen Zettel vor uns, und Sina fragte: »Hast du noch ein anderes Glas?«

»Nein.«

Umso gespannter war ich, welche Erlebnisse ich für aufschreibenswert gehalten haben mochte. An die meisten erinnerte ich mich nicht einmal. Eigentlich nur an das letzte.

Ich griff nach einem mit einer roten 1 markierten Papier.

»Erster Januar«, las ich. »Habe mir gestern beim Bleigießen vorgenommen, dass dieses Jahr ein besonderes wird. Mit vielen tollen, herausragenden Momenten. Spüre es förmlich! Freue mich sehr auf das Befüllen dieses Glases!«

»Prima Vorsatz«, murmelte Sina, warf mir einen aufmunternden Blick zu und deutete auf den Zettel mit einer roten 2.

Erwartungsvoll entfaltete ich ihn. »Dritter Juni«, las ich. »Walter hat endlich ein anderes Rasierwasser. Keine Erstickungsanfälle mehr. Juhu!«

Sina legte den Kopf schräg. »Juni? Im Juni war tatsächlich dein«, sie hob die Hände und machte Anführungszeichen in der Luft, »erstes positives Ereignis des letzten Jahres?«

Ich blinzelte. Dann sagte ich trotzig: »Du weißt schon, was bis dahin alles passiert ist?«

Sie sah nachdenklich in die Ferne und mich dann entschuldigend an. »Klar. Natürlich. War mir gerade entfallen. Sorry.«

Möglicherweise dachte sie dasselbe wie ich: dass ich für die ersten fünf Monate des letzten Jahres besser ein Glas für Meine bescheidensten Erlebnisse dieses Jahres hätte anlegen sollen. Zumindest wäre das Ergebnis beeindruckender gewesen.

Sina tippte auf das Papierchen von eben. »Wer war dieser Walter?«

»Mein Kollege aus dem Autoteile-Shop«, erklärte ich.

Dort hatte ich nur acht Wochen gearbeitet. Zum Glück hatten alle Beteiligten – mich eingeschlossen – eingesehen, dass ich mich nicht für den Verkauf von Fußmatten oder Scheibenwischern eignete. Ich brannte eben nicht für Autozubehör.

Das musste ich wohl schon vorher leise geahnt haben, sonst hätte es sicher einen Zettel gegeben, auf dem ich die erfolgreiche Jobsuche verkündete. Ich öffnete das dritte Papierchen und meine Vermutung bestätigte sich.

25. Juli: Habe einen neuen Job, endlich! Das Beste, was mir je passiert ist! Ich liebe Tiere!! :)

Aha. Dieser Job hatte mich offensichtlich zuversichtlicher gestimmt. Da ich ein Smiley hinter den Eintrag gekritzelt hatte, musste ich wohl besonders happy gewesen sein.

Sina strich mir über die Wange. »Bin ich froh, dass das nicht das Beste war, was dir je passiert ist.«

Das war ich allerdings auch. Zirpende Heimchen als Echsenfutter oder quirlige Meerschweinchen als Streicheltiere für Kinder zu verkaufen, war nicht viel besser gewesen, als Autofußmatten an den Mann zu bringen. Ich mochte Tiere. Und Kinder. Aber Tiere an Kinder zu verkaufen mochte ich nicht. Es gab einem nicht immer ein gutes Gefühl, wenn eine Familie mit einem Kleintier von dannen zog.

Mein Griff ging zum vierten Papier.

6. August: Mama hat sich gemeldet. Wir sprachen bestimmt zehn Minuten lang über das Wetter. Rekord!

Sina starrte angestrengt auf diesesbesondere Ereignis. Dann zählte sie an den Fingern ab. »Sind es wirklich schon fünf Monate?«

»Vergiss nicht die Karte zu Weihnachten«, sagte ich. Wir hatten eine geschrieben, nicht umgekehrt. Ob sie gelesen worden war, wussten wir nicht.

»Wir sollten mal wieder vorbeischauen«, sagte meine Schwester.

Auf der Stelle zog sich mir der Magen zusammen. »Ich hab’s nicht eilig damit«, antwortete ich und entfaltete den nächsten Zettel.

17. August: Mit Sina und Johanna einen Tag in der Kaiser-Friedrich-Therme in Wiesbaden verbracht. Danach schön essen gegangen. Ein wunderschöner Wohlfühltag!

Das war er wirklich gewesen. Bis auf die Tatsache, dass Sina Streit mit Nils gehabt hatte und fast ununterbrochen auf ihrem Handy mit ihm chattete, doch das hatte ich hier nicht erwähnt. Das Marmeladenglas war ja für positive Erlebnisse gedacht.

»Mach weiter«, sagte Sina und deutete auf die restlichen drei gefalteten Papierchen. Erwartungsvoll sah sie mich an.

1. September: Habe heute im best Teeladen ever angefangen! Das TEELICHT in Bornheim suchte jemanden im Verkauf. Die Frau, die ihn betreibt, braucht unbedingt Unterstützung. Here I am!

Ich warf Sina einen zerknirschten Blick zu, den sie mit einem Augenrollen quittierte, und öffnete den fünften Schnipsel.

7. Oktober: Katha hat Gürtelrose und fällt wahrscheinlich für mindestens vierzehn Tage aus. Wenigstens etwas!

Sina schnaubte belustigt und biss in ein Ingwerplätzchen. Meine Spezialität. Ich liebe englisches Gebäck – Sina hingegen ist mehr auf die russische Küche spezialisiert. Sie hatte kalten Braten mit Eier- und Rote-Bete-Salat gemacht, das hatten wir als Vorspeise gegessen. Nils und Johanna waren für die Hauptspeise zuständig gewesen: Fleischfondue mit verschiedenen Saucen. Ich war seit jeher für den Nachtisch verantwortlich – und der besteht bei uns Russen meist aus Blini mit Schmand und Marmelade. Ich glaube, daran habe ich mich in meiner Kindheit überfressen.

Aber zurück zu Katha. Sie war meine Chefin im Teelicht, wo ich noch immer arbeitete. Sie war die Frau, die »dringend Unterstützung« benötigt hatte. Das tat sie noch immer. Allerdings war es ausgesprochen schwer, es ihr recht zu machen.

»In deinem Leben könnte schon etwas mehr los sein«, stellte Sina fest und warf einen Blick über die Schulter zu Nils und Johanna, die weiterhin in der Kälte auf dem Balkon herumstanden.

Sina und Nils waren seit zwei Jahren ein Paar. Meine Schwester hatte noch nie Schwierigkeiten, Männer für sich zu gewinnen. Sie machte mehr aus sich. Wir waren eineiige Zwillinge, und dennoch hatte niemand Probleme, uns auseinanderzuhalten.

Während ich Kleider der Vierziger, Fünfziger und Sechziger liebte – darunter Etuikleider, Petticoats und schlichte Jerseykleider, die Sina für unglaublich spießig hielt, weil sie meinte, ich sähe darin aus wie eine dieser braven amerikanischen Hausfrauen aus Filmen der Vierzigerjahre – trug sie coole Klamotten: Jeans mit Nietengürtel, Stiefel, Hemdblusen. Sie schminkte sich gern, trug das dunkle Haar offen, während ich meines am liebsten in einer hübschen Flechtfrisur unter Kontrolle hielt.

Man würde uns nicht für Schwestern halten, hätten wir nicht – zumindest für Außenstehende – nahezu identische Gesichter, Stimmen und Gesten.

Als Kinder trieben wir gern unsere Späße damit. Viele hielten uns für Italienerinnen, obwohl wir russischer Herkunft waren. Mein Name: Ljudmilla Jerschowa. Sina hieß eigentlich Zinaida.

Es war nicht leicht, sich in Deutschland mit unseren Namen durchzusetzen. Die Menschen dachten an Pornodarstellerinnen oder an Putzfrauen, wenn sie hörten, wie wir hießen. Oder, dass unser Vater möglicherweise mit Gas-Pipelines oder mit Mädchenhandel seine Brötchen verdiente. Selbstverständlich traf nichts dergleichen zu.

Meine Schwester arbeitete seit fünf Jahren am Empfang einer Rechtsanwaltskanzlei und sorgte für eine schöne Atmosphäre. Damit meine ich nicht nur durch ihr tolles Aussehen und ihre nette Art, sie besaß auch ein unglaubliches Händchen fürs Interieur.

Sie bekam es hin, aus einem nüchternen Büro eine Wohlfühloase zu zaubern. Sie fand die passenden Bilder für die Wände, arbeitete mit Gerüchen und frischen Blumen, und sie verschob kompromisslos Schreibtische und Schränke. Inzwischen war sie auch mit der Auswahl der Kundenpräsente beauftragt. Zu Hause hatte sie eine wunderhübsche Auswahl pastellfarbener Kugelschreiber, Tassen, Schlüsselanhänger und USB-Sticks, die sie für die Firma bestellt hatte.

Seitdem Sina zu dieser Kanzlei gewechselt war, hatte sie es jedenfalls geschafft, dass alle ihr aus der Hand fraßen. (Das ist wörtlich zu nehmen, denn gelegentlich brachte sie auch etwas zu essen mit, wenn sie mal wieder zu viel gekocht hatte.) Es gab lediglich ein paar Leute, die das Gerücht nicht so prickelnd fanden, dass Sina mit dem Umstellen von ein paar Schreibtischen und der Installation eines Zimmerbrunnens im Konferenzraum für mehr Zufriedenheit bei ihren Chefs gesorgt hat als mancher Junior-Anwalt durch einen gewonnenen Prozess.

Ein russischer Klient, Popow, hatte Sina besonders ins Herz geschlossen. Er war Investor, legte sein Geld in edlen Hotels und Luxusläden an und wickelte seine Geschäfte über Sinas Kanzlei ab. Nils hatte für ihn schon einige Bauprojekte am Osthafen realisiert.

Am liebsten hätte Popow sie für eines seiner Hotels abgeworben. Sie sollte dort am Empfang arbeiten. Es lag in unserer Nähe, in Fechenheim. Nach solch einem kurzen Arbeitsweg hätten andere sich die Finger geleckt.

Aber Sina war eine treue Seele, außerdem arbeitete sie so gern mit Johanna zusammen, die in der Kanzlei als Partnersekretärin angestellt war – dort hatten sie sich kennengelernt. Im Grunde ihres Herzens wollte meine Schwester sowieso nur eines: eines Tages ein eigenes Geschäft für Inneneinrichtungen eröffnen. Wie das gehen sollte war allerdings eine gute Frage. Sie hatte ebenso wenig wie ich einen Cent zu viel auf dem Konto.

Mehr als einmal hatte auch ich schon darüber nachgedacht, meinen eigenen Teeladen zu eröffnen und darin English Teatimes zu veranstalten und Häkelkurse anzubieten. Doch auch diese Idee würde vermutlich ein Wunschtraum bleiben, da mir das nötige Kapital dazu fehlte. Da half es auch nichts, dass Sina mir zu jeder Gelegenheit versicherte, sie würde mir ihren letzten Cent geben. Mit diesem einen Cent war es nur leider nicht getan. Weder für ihr Business noch für meines.

Bis es soweit war, würde ich wohl weiter Tee bei Katha verkaufen und Sina weiter die Wohnungen ihrer Freunde verschönern – zum Beispiel meine – und zwar ungeachtet ihres eigenen Geschmacks, der sich deutlich von meinem unterschied. Die Sechzigerjahremöbel in meiner Wohnung hatte jedenfalls sie aufgetrieben. Was das betraf war sie wie ein Trüffelschweinchen mit unermüdlichem Jagdinstinkt und Kontakten zu Online-Flohmärkten, in denen Dinge aus Haushaltsauflösungen günstig verkauft wurden.

Liebevoll betrachtete ich meine Schwester, sah ihr dabei zu, wie sie sich die Finger nach dem letzten Bissen Ingwerkeks an einer Serviette abwischte. Sie deutete eben auf den letzten übriggebliebenen Zettel aus dem Marmeladenglas, als Nils und Johanna hereingestolpert kamen und mit ihnen ein Schwall kalter Luft in die Küche wehte.

Verstohlen verbarg ich das Papierchen in meiner Hand. Ich wusste ohnehin, was darauf stand. Ich hatte es erst vor drei Tagen ins Glas gelegt.

»Bleigießen!«, rief Johanna, ließ sich auf einen meiner roten Kunstlederstühle fallen und griff nach der Packung Bleigießmaterial, die auf dem Tisch bereitlag. »Ich fange an.«

»Halt«, sagte Nils und hob den Zeigefinger, »zuerst die guten Vorsätze fürs neue Jahr!«

»Das mache ich nur geheim«, entgegnete Johanna und riss die Verpackung mit flinken Bewegungen auf. »Ich verrate euch doch nicht meine intimsten Vorsätze. Ihr erwartet doch nur, dass ich mir vornehme, das Rauchen aufzugeben.«

»Ich bin auch für geheim«, murmelte ich. Ich wusste schon, was ich mir vornahm: mehr Action in meinem Leben.

Sina und Nils warfen sich einen tiefen Blick zu und meine Schwester sagte: »Schließ die Augen Schatz und nimm dir was vor.«

Während meine Schwester und Nils die Augen schlossen und sich was auch immer vornahmen, ließ ich Wasser in eine Glasschüssel ein und stellte sie auf den Tisch. Nils öffnete die Augen, gab Sina einen Kuss und hielt Johannas Feuerzeug unter das Metall des Schmelzstabs in ihrer Hand.

Wir vier sahen dem Metallpilz dabei zu, wie er in die Knie ging, bis nur noch ein Pfützchen übrigblieb. Mit Schwung goss Johanna die Flüssigkeit ins Wasser, und wir starrten gebannt auf das entstandene Gebilde.

Nils blinzelte interessiert, wiegte den Kopf hin und her. »Ein ... Geweih?«

»Eher eine Gabel«, murmelte Johanna und klaubte das markante Teil aus dem Wasser.

Sina langte nach der Verpackung, auf deren Rückseite die Bedeutungen der Objekte aufgelistet waren. Sie kniff die Augen zusammen und las. »Gabel sagst du? Soll ich dir sagen, was hier steht: Ärger mit Freunden.«

Nils lachte und boxte Johanna in die Seite.

»So ein Käse.« Johanna kräuselte die Nase und griff nach der Packung. Ihr Finger glitt über die Liste der Begriffe. Sie warf uns einen zerknirschten Blick zu. »Geweih ist auch nicht besser. Es bedeutet Liebesfrust.«

»Da du solo bist, ist das jetzt nicht soo erschütternd«, sagte Sina.

Johanna verdrehte die Augen. »Jetzt du, Milla«, sagte sie und gab den Schmelzlöffel an mich weiter.

Ich wählte das Krönchen aus der Packung und platzierte es in der Mulde. Nils hielt erneut das Feuer unter den Boden, und als die Krone eingeknickt und das Metall geschmolzen war, schnickte ich es ins Wasser.

»Ui«, sagte Sina und blickte in die Schüssel. Wir anderen schauten auch gebannt. Nun, eigentlich war es nichts Besonderes. Und purer Zufall sowieso. Doch ich hatte ein perfektes Herz gegossen. Die Seiten waren zerrissen, als stehe es in Flammen.

Nils pfiff anerkennend durch die Zähne. »Es wird auch Zeit, Plätzchenbäckerin.«

Johanna fischte das Gebilde aus dem Wasser und trocknete es an einer Papierserviette ab. »Das musst du gut aufheben, hörst du. So was kann man eigentlich gar nicht gießen.«

Sina strich mir über die Wange. »Super, Milli. Ich glaub, dafür müssen wir nicht auf der Liste nachschauen.«

Ich tat es dennoch. Sie verlieben sich, lautete die Bedeutung.

Dabei hatte ich das doch schon getan.

Bevor ich schlafen ging, beschriftete ich das erste Zettelchen fürs neue Jahr:

1. Januar: Habe beim Bleigießen ein Herz gegossen. Wie verheißungsvoll!

Das zerfledderte Herz legte ich vorsichtig an den Boden des Glases.

Sina und Nils hatten übrigens ebenfalls Gabeln gegossen. Oder Geweihe. So genau war es nicht zu erkennen.

2

Als ich zwei Tage später wieder im Teelicht arbeitete, dachte ich noch immer an dieses gegossene Herz.

Natürlich war mir klar, dass eine Frau, die lieb aussah, gerne häkelte und Plätzchen backte, nicht gerade ganz oben auf der Attraktivitätsskala junger Männer stand. Aber jung musste er nicht einmal sein. Ende dreißig wäre völlig akzeptabel gewesen. Ich legte gar keinen Wert auf Männer, die noch dabei waren, sich selbst zu finden.

Leider vertrat Sina die Meinung, dass reife, alleinstehende Männer von Ende dreißig total verkorkst waren. Oder hässlich. Dabei war ich trotz meiner Reife weder hässlich noch verkorkst – und dennoch solo.

Sina wusste auch dafür den wahren Grund: Ich ging trendmäßig einfach nicht mit der Zeit – weder modisch gesehen, noch hobbymäßig – das schreckte angeblich jeden gescheiten Typen ab. Die Mode war mir auch viel zu schnelllebig. Ich sah ja an Sina, wie viel Geld sie dafür ausgab, kleidungsmäßig auf dem neuesten Stand zu bleiben.

Erstens konnte ich mir das nicht leisten. Zweitens war es schlauer, zeitlose Kleider zu tragen. Und was war gegen gelegentliches Häkeln einzuwenden? Ein Schlüsselanhänger in Eulenform, ein paar Topflappen, den ein oder anderen Schal – was war daran verwerflich?

Meinen Vorschlag an Katha, gehäkelte Teekannenwärmer ins Sortiment mit aufzunehmen, hatte diese leider abgelehnt. Es hätte alles so schön sein können im Teelicht. Sogar Häkelkurse hätte ich anbieten können. Lediglich mein englisches Gebäck verkauften wir – der Geschmack meiner Ingwerplätzchen, Shortbread und auch Scones hatte Katha schließlich doch überzeugt.

Doch von der Idee, ein paar Tische aufzustellen, um an Kunden Tee auszuschenken und sie mit meinem Gebäck zu verwöhnen, wollte sie nichts wissen. Ich hegte den Verdacht, dass sie befürchtete, ich könnte ihr die Show stehlen.

Dabei wollte ich doch nur unsere Kunden glücklich machen. Ehrlich gesagt war es nur in jenen Momenten schön im Teelicht, in denen Katha im Hinterzimmer stirnrunzelnd über der Buchhaltung und dem Online-Teeversand brütete, den sie immer wieder verfluchte – vor allem dann, wenn ihr beim Päckchen-Packen mal wieder ein Fingernagel abgebrochen war. Von den Umsätzen, die ich vorn im Laden erzielte, hätten wir nicht existieren können.

Der Online-Versand schien besser zu laufen. Es gab Tage, da hatte sie so viel zu tun, dass ich das Büro nicht einmal betreten durfte. Palettenweise kamen Pakete an, die sie sich auf direktem Wege ins Büro bringen ließ.

An solchen Abenden brachte sie in einem Rollwagen eine riesige Ladung Päckchen zur Post. Die Teesorten, die ich in die Regale räumen musste, stellte sie mir in gesonderten Kisten zusammen, so kam sie nicht durcheinander.

Den Laden selbst hatte sie sozusagen geerbt. Niemals hätte Katha einen Teeladen besessen, wenn nicht aus einer Not heraus. Ich wusste nicht genau, wie es zusammenhing – der Laden hatte der besten Freundin ihrer Mutter gehört, und die alte Dame war nicht mehr gut zu Fuß.

Katha war früher Inhaberin eines Dessousladens in der Innenstadt gewesen und damit im letzten Jahr pleitegegangen. Mein Verdacht lautete, sie könnte ihren Kundinnen zu unverblümt gesagt haben, dass sie ein paar Pfund zu viel auf den Rippen hätten – jedenfalls war Katha keine besonders gute Diplomatin.

Nun betrieb sie also das Teelicht, und man sah allein an ihrer Körperhaltung, dass sie es verabscheute. Dabei war der Laden wunderschön. Im Stil eines Tante-Emma-Ladens gehalten, fühlte man sich, als machte man eine Zeitreise oder betrete ein Museum, wenn man hereinkam.

Die Stammkunden liebten den Duft unseres Verkaufsraums – es roch blumig, fruchtig, staubig, würzig – alles zusammen. Wenn ich morgens den Laden betrat und dieser Duft mich umgab, wusste ich sofort, dass ich hier richtig war. Bis auf Katha natürlich.

»Erde an Milla!«, schreckte eine Stimme mich aus meinen Gedanken.

Fast fiel mir das Teppichmesser aus der Hand, mit dem ich eben einen Karton Rooibos-Orange geöffnet hatte.

Ich stand vor einem Regal und füllte das Sortiment auf – mittags war es bei uns immer recht ruhig. An diesem 2. Januar sowieso.

Der mich da so erschreckt hatte, war Dennis, Kathas Sohn. Er war achtzehn und strohblond; ein Hüne mit Grübchen und blauen Augen. Er erinnerte mit seinem verschmitzten Lächeln an Michel aus Lönneberga oder an den Ziegenpeter aus Heidi. Er war zum Fressen.

Meine Chefin war alleinerziehend; soweit ich wusste, bestand kein Kontakt zum Vater. Wegen Dennis hatten wir hin und wieder auch sehr junge Kundschaft.

Er schob sein Gesicht vor meines. »Geht irgendwas ab? Du bist so weggetreten.«

Ich lächelte ihn an. »Nein, nein. Ich bin nur auf die Arbeit konzentriert. Wie du weißt, verdiene ich hier mein Geld.«

»Ich dachte schon, du wirst eins mit dem Rooibostee oder so.« Er hob die Arme und schwang damit auf und ab. »Ooooohhhhmmmm.«

Ich konnte nicht anders, als noch breiter zu grinsen. Er sah zu süß aus mit seinem weißblonden Haar und diesem verschmitzten Lächeln. Unglaublich, dass er aus Katha geschlüpft war.

Ich griff nach dem letzten Päckchen Tee, hielt es noch einmal an meine Nase und inhalierte den Duft, dann stellte ich es zu den anderen ins Regal und rückte alles in eine Reihe. Fertig. Nur noch den Karton auseinandernehmen und nach draußen damit, ins Altpapier.

»Ist Mama da?«, fragte Dennis und nahm sich ein Plätzchen aus der Probierschale auf dem Tresen.

»Im Büro«, sagte ich. »Hat schlechte Laune.« Die hatte sie tatsächlich schon seit dem Morgen. Irgendeine Lieferung schien sich zu verzögern – so etwas konnte ihr den Tag versauen.

Dennis hob die Schultern. »Also wie immer.«

Er schien noch etwas sagen zu wollen, sein Blick ging unentschlossen zur verschlossenen Bürotür, dann biss er in das Gebäck und verzog genussvoll das Gesicht.

»Gab’s nichts Anständiges bei deiner Oma?«, fragte ich.

Er aß in den Ferien mittags bei Kathas Mutter, danach kam er meist kurz vorbei, um Hallo zu sagen und dann nach sonst wohin weiterzuziehen.

»Spinatlasagne.« Er rümpfte die Nase.

Sofort knurrte mein Magen. »Da hätte ich auch mal wieder Lust drauf.«

Dennis schüttelte den Kopf und verzog den Mund. Dann schwang er seinen Rucksack über die Schulter und schnappte sich noch ein Shortbread.

Noch einmal zwinkerte er mir zu, dann war er aus der Tür.

* * *

Den Zettel, den ich in der Silvesternacht vor Sina verborgen hatte, trug ich in meiner Manteltasche. Ich brauchte ihn nicht hervorzuholen, um zu wissen, was darauf stand: Heute Mann im Cordanzug getroffen. Heiß!

Es klang so entsetzlich albern. Nicht besonders erwachsen, diese Art und Weise, wie ich lächerlich banale Dinge aufschrieb. Aber wenn ich ehrlich war, hatte ich das alles so formuliert, weil ich schon im Hinterkopf gehabt hatte, dass ich die Zettel wahrscheinlich gemeinsam mit Sina lesen würde.

Ich wollte nicht, dass sie meine Verzweiflung spürte. Wollte nicht, dass sie erfuhr, wie todunglücklich ich darüber war, nicht mehr in meinem ursprünglichen Beruf arbeiten zu können, oder darüber, was mit unseren Eltern los war. Und darüber, dass mich seit sieben Jahren kein Mann geküsst hatte. Es gab eigentlich gar keine glücklichen Momente in meinem Leben.

Der Eintrag hätte lauten müssen: Habe mich heute unsterblich verliebt.

Stimmte das? Wie ich so hinter dem Tresen im Teelicht stand, grübelte ich darüber nach. War ich verliebt? Dazu war es doch noch viel zu früh. Ich hatte ihn doch erst ein einziges Mal gesehen. Aber da war dieser Wunsch gewesen, diesen Mann an mich zu ziehen, die Wärme seines Körpers zu spüren, seinen Duft in mich einzusaugen. Und zwar von dem Moment an, in dem er am 27. Dezember den Laden betreten hatte.

Er war etwa einen halben Kopf größer als ich, trug einen Cordanzug unter dem Mantel, den er beim Hereinkommen um ein paar Knöpfe öffnete. Die dunklen Haare waren zu einem Seitenscheitel gekämmt. Unter der Haut seiner Wangen schimmerten dunkle Bartstoppeln.

Mit ihm war ein hölzerner Männerduft hereingeweht, der mir sofort eine Gänsehaut bescherte.

---ENDE DER LESEPROBE---