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Ein epischer Gesellschaftsroman und eines der Hauptwerke Spielhagens. Dies ist die Ausgabe mit allen vier Bänden. Friedrich Spielhagens Werke sind stark geprägt von seiner Liebe zum Meer, die er in seiner Zeit in Stralsund entwickelte.
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Seitenzahl: 1821
Veröffentlichungsjahr: 2012
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Problematische Naturen
Friedrich Spielhagen
Inhalt:
Friedrich Spielhagen – Biografie und Bibliografie
Problematische Naturen, Erste Abtheilung
Erstes Capitel
Zweites Capitel
Drittes Capitel
Viertes Capitel
Fünftes Capitel
Sechstes Capitel
Siebentes Capitel
Achtes Capitel
Neuntes Capitel
Zehntes Capitel
Elftes Capitel
Zwölftes Capitel
Dreizehntes Capitel
Vierzehntes Capitel
Fünfzehntes Capitel
Sechszehntes Capitel
Siebzehntes Capitel
Achtzehntes Capitel
Neunzehntes Capitel
Zwanzigstes Capitel
Einundzwanzigstes Capitel
Zweiundzwanzigstes Capitel
Dreiundzwanzigstes Capitel
Vierundzwanzigstes Capitel
Fünfundzwanzigstes Capitel
Sechsundzwanzigstes Capitel
Siebenundzwanzigstes Capitel
Achtundzwanzigstes Capitel
Neunundzwanzigstes Capitel
Dreißigstes Capitel
Einunddreißigstes Capitel
Zweiunddreißigstes Capitel
Dreiunddreißigstes Capitel
Vierunddreißigstes Capitel
Fünfunddreißigstes Capitel
Sechsunddreißigstes Capitel
Siebenunddreißigstes Capitel
Achtunddreißigstes Capitel
Neununddreißigstes Capitel
Vierzigstes Capitel
Einundvierzigstes Capitel
Zweiundvierzigstes Capitel
Dreiundvierzigstes Capitel
Vierundvierzigstes Capitel
Fünfundvierzigstes Capitel
Sechsundvierzigstes Capitel
Siebenundvierzigstes Capitel
Achtundvierzigstes Capitel
Neunundvierzigstes Capitel
Fünfzigstes Capitel
Einundfünfzigstes Capitel
Zweiundfünfzigstes Capitel
Dreiundfünfzigstes Capitel
Vierundfünfzigstes Capitel
Fünfundfünfzigstes Capitel
Sechsundfünfzigstes Capitel
Siebenundfünfzigstes Capitel
Achtundfünfzigstes Capitel
Neunundfünfzigstes Capitel
Sechzigstes Capitel
Einundsechzigstes Capitel
Problematische Naturen, Zweite Abtheilung
Erstes Capitel
Zweites Capitel
Drittes Capitel
Viertes Capitel
Fünftes Capitel
Sechstes Capitel
Siebentes Capitel
Achtes Capitel
Neuntes Capitel
Zehntes Capitel
Elftes Capitel
Zwölftes Capitel
Dreizehntes Capitel
Vierzehntes Capitel
Fünfzehntes Capitel
Sechszehntes Capitel
Siebenzehntes Capitel
Achtzehntes Capitel
Neunzehntes Capitel
Zwanzigstes Capitel
Einundzwanzigstes Capitel
Zweiundzwanzigstes Capitel
Dreiundzwanzigstes Capitel
Vierundzwanzigstes Capitel
Fünfundzwanzigstes Capitel
Sechsundzwanzigstes Capitel
Siebenundzwanzigstes Capitel
Achtundzwanzigstes Capitel
Neunundzwanzigstes Capitel
Dreißigstes Capitel
Einunddreißigstes Capitel
Zweiunddreißigstes Capitel
Dreiunddreißigstes Capitel
Vierunddreißigstes Capitel
Fünfunddreißigstes Capitel
Sechsunddreißigstes Capitel
Siebenunddreißigstes Capitel
Achtunddreißigstes Capitel
Neununddreißigstes Capitel
Vierzigstes Capitel
Einundvierzigstes Capitel
Zweiundvierzigstes Capitel
Dreiundvierzigstes Capitel
Vierundvierzigstes Capitel
Fünfundvierzigstes Capitel
Sechsundvierzigstes Capitel
Siebenundvierzigstes Capitel
Achtundvierzigstes Capitel
Neunundvierzigstes Capitel
Fünfzigstes Capitel
Einundfünfzigstes Capitel
Zweiundfünfzigstes Capitel
Dreiundfünfzigstes Capitel
Problematische Naturen, F. Spielhagen
Jazzybee Verlag Jürgen Beck
Loschberg 9
86450 Altenmünster
ISBN: 9783849636418
www.jazzybee-verlag.de
Romanschriftsteller, geb. 24. Febr. 1829 in Magdeburg als Sohn eines preußischen Regierungsrates, verbrachte sein Jugend in Stralsund (ein großer Teil seiner späteren Romane spielt an diesem Teile der Ostseeküste und auf der Insel Rügen), absolvierte hier das Gymnasium, studierte von 1847 an anfangs die Rechte, dann Philologie und Philosophie in Berlin, Bonn und Greifswald, war einige Zeit als Lehrer tätig, widmete sich aber bald ausschließlich der Literatur. Neben Übersetzungen aus dem Englischen und Französischen, von denen wir die »Amerikanischen Gedichte« (Leipz. 1856, 3. Aufl. 1871) nennen, veröffentlichte er schon in Leipzig die Novelle »Klara Vere« (Hannov. 1857) und das Idyll »Auf der Düne« (das. 1858), die jedoch nur geringe Beachtung fanden. Eine um so glänzendere Aufnahme fand der erste größere Roman Spielhagens: »Problematische Naturen« (Berl. 1860, 4 Bde.; 22. Aufl., Leipz. 1900), mit seiner abschließenden Fortsetzung: »Durch Nacht zum Licht« (Berl. 1861, 4 Bde.). Dieser Roman gehörte durch Lebendigkeit des Kolorits und eine in den meisten Partien künstlerisch ansprechende Darstellung zu den besten deutschen Romanen seiner Zeit. S. war inzwischen 1859 von Leipzig nach Hannover und Ende 1862 nach Berlin übergesiedelt, wo er kurze Zeit die »Deutsche Wochenschrift« und das Dunckersche »Sonntagsblatt« redigierte. Auch von der Herausgabe von Westermanns »Illustrierten deutschen Monatsheften«, die er 1878 übernommen, trat er 1884 wieder zurück. Sein zweiter großer Roman: »Die von Hohenstein« (Berl. 1863, 4 Bde.), der die revolutionäre Bewegung von 1848 zum Hintergrund hatte, eröffnete eine Reihe von Romanen, welche die Bewegungen der Zeit zu spiegeln unternahmen. War hierdurch ein gewisses Übergewicht des tendenziösen Elements gegenüber dem poetischen unvermeidlich, und standen die Romane: »In Reih' und Glied« (Berl. 1866, 5 Bde.) und »Allzeit voran!« (das. 1872, 3 Bde.) wie die Novelle »Ultimo« (Leipz. 1873) allzu stark unter der Herrschaft momentan in der preußischen Hauptstadt herrschender Interessen, so erwiesen andre freiere Schöpfungen den Gehalt, die Lebensfülle und die künstlerische Gewandtheit des Verfassers. Neben der Novelle »In der zwölften Stunde« (Berl. 1862), den unbedeutenderen: »Röschen vom Hofe« (Leipz. 1864), »Unter Tannen« (Berl. 1867), »Die Dorfkokette« (Schwerin 1868), »Deutsche Pioniere« (Berl. 1870), »Das Skelett im Hause« (Leipz. 1878) und den Reiseskizzen: »Von Neapel bis Syrakus« (das. 1878) schuf S., unabhängiger von den momentanen Tagesereignissen oder sie nur in ihren großen, allgemein empfundenen Wirkungen auf das deutsche Leben darstellend, die Romane: »Hammer und Amboß« (Schwer. 1868, 5 Bde.), »Was die Schwalbe sang« (Leipz. 1872, 2 Bde.) und »Sturmflut« (das. 1876, 3 Bde.), ein Werk, worin der Dichter, besonders im ersten und letzten Teile, auf der vollen Höhe seiner Darstellungskunst steht, und worin er in glücklicher Symbolik das Elementarereignis der Ostseesturmflut mit der wirtschaftlichen Sturmflut 1873 im Zusammenhange erzählt; den Roman »Platt Land« (das. 1878, 3 Bde.), die seine, nur etwas allzusehr zugespitzte Novelle »Quisisana« (das. 1879) sowie die Romane: »Angela« (das. 1881, 2 Bde.), »Uhlenhans« (das. 1884, 2 Bde.), »An der Heilquelle« (das. 1885), »Was will das werden« (das. 1886, 3 Bde.), »Noblesse oblige« (das. 1888), »Ein neuer Pharao« (das. 1889), »Sonntagskind« (das. 1893, 3 Bde.), »Susi« (Stuttg. 1895), »Zum Zeitvertreib« (Leipz. 1897), »Faustulus« (das. 1898), »Opfer« (das. 1900), »Frei geboren« (das. 1900), »Stumme des Himmels« (1903). Eine Abnahme der dichterischen Kraft Spielhagens ist seit der »Sturmflut« nicht zu verkennen; seine Darstellungsweise geriet immer mehr in den Stil des in sich selbst eingesponnenen Reflektierens, statt des einfach konkreten Gestaltens. Auch kam S. über den Standpunkt des liberalen Achtundvierzigers und des Liberalen aus der Konfliktszeit nicht mehr recht hinaus, und der große Meister der Zeitschilderung verstand nicht mehr den »neuen Pharao«. Nur in den kleineren Werken: »Deutsche Pioniere« und »Noblesse oblige«, streifte S. vorübergehend das Gebiet des historischen Romans. Mit dem nach einer eignen Novelle (Berl. 1868) bearbeiteten und an mehreren Theatern erfolgreich aufgeführten Schauspiel »Hans und Grete« (das. 1876) wendete er sich auch der Bühne zu. Größern Erfolg hatte das Schauspiel »Liebe für Liebe« (Leipz. 1875), in dem die Kritik neben novellistischen Episoden einen wahrhaft dramatischen Kern anerkannte. Außerdem brachte er die Schauspiele: »Gerettet« (Leipz. 1884), »Die Philosophin« (das. 1887) und »In eiserner Zeit«, Trauerspiel (das. 1891). Von S. erschienen ferner: »Vermischte Schriften« (Berl. 1863–68, 2 Bde.), »Aus meinem Skizzenbuch« (Leipz. 1874), »Skizzen, Geschichten und Gedichte« (das. 1881), »Beiträge zur Theorie und Technik des Romans« (das. 1883), »Aus meiner Studienmappe« (Berl. 1891), »Neue Beiträge zur Theorie und Technik der Epik und Dramatik« (Leipz. 1898), »Am Wege«, vermischte Schriften (das. 1903) und eine Sammlung seiner formschönen »Gedichte« (das. 1892) und »Neuen Gedichte« (das. 1899). Die letzte Ausgabe seiner »Sämtlichen Romane«, die alle zahlreiche Auflagen erlebten, erschien in 29 Bänden (Leipz. 1896 ff.). S. schrieb auch seine Selbstbiographie: »Finder und Erfinder, Erinnerungen aus meinem Leben« (Leipz. 1890, 2 Bde.), die aber wesentlich nur die innere und äußere Entstehungsgeschichte seiner »Problematischen Naturen« erzählt. Vgl. Karpeles, Friedrich S. (Leipz. 1889), und die Festschrift zu Spielhagens 70. Geburtstag: »Friedrich S.« (das. 1899).
Es war an einem warmen Juniabend des Jahres 184, als ein mit zwei schwerfälligen Braunen bespannter Stuhlwagen mühsam in dem tiefen Sandwege eines Tannenforstes dahinfuhr.
Wird dieser Wald denn nie ein Ende nehmen! rief der junge Mann, der allein in dem Hintersitze des Fuhrwerks saß, und richtete sich ungeduldig in die Höhe.
Der schweigsame Kutscher vor ihm klatschte statt aller Antwort mit der Peitsche. Die schwerfälligen Braunen machten einen verzweifelten Versuch, in Trab zu fallen, standen aber alsbald von einem Vorsatze ab, den ihr Temperament und der tiefe Sand so wenig begünstigten. Der junge Mann legte sich mit einem Seufzer in seine Ecke zurück und fing wieder an, auf die einförmige Musik des mühsam gleisenden Fuhrwerks zu horchen, und ließ wieder die dunklen Stämme der Tannen an sich vorübergleiten, auf die hier und da ein Streifen von dem Licht des Mondes fiel, der so eben über den Forst heraufstieg. Er begann von neuem, sich den Empfang, der seiner auf dem Schlosse harrte, und die so neue Situation, in die er treten sollte, auszumalen; aber die überdies verschwommenen Bilder einer unbekannten Zukunft wurden dunkler und dunkler; die schlummermüden Augen schlossen sich, und der erste Ton, den sein Ohr wieder vernahm, war der dumpfe Hufschlag der Pferde auf einer hölzernen Brücke, die zu einem mächtigen steinernen Thorweg führte. Endlich, rief der junge Mann, sich emporrichtend und neugierig um sich schauend, als der Wagen rascher durch eine dunkle Allee riesiger Bäume fuhr auf einem mit Kies bestreuten offenen Platze einen halben Bogen machte und jetzt vor dem Portale des Schlosses hielt, auf dessen dunklen Fenstern die Mondstrahlen glitzerten.
Der schweigsame Kutscher klatschte zum Zeichen der Ankunft mit der Peitsche. Die einzige Antwort war der helle Ton einer Glocke in der Nähe, die langsam elf Uhr schlug. Als der letzte Ton verklungen war, that sich die Hausthür auf, ein Diener trat heraus an den Wagen und hinter ihm wurde die Gestalt eines alten Herrn sichtbar, dessen runzliges Gesicht von dem Schein der Kerze, die er mit der einen Hand gegen den Luftzug zu schützen suchte, hell beleuchtet wurde.
Der junge Mann sprang rasch aus dem Wagen auf den alten Herrn zu, der ihm die Rechte entgegenstreckte und mit einer Stimme, deren Freundlichkeit das Zittern des Alters und ein etwas ausländischer Accent nicht verhüllten, sagte:
Seien der Herr Doctor bestens willkommen! Der junge Mann erwiderte herzlich den Druck der dargebotenen welken Hand: Ich komme zwar etwas spät, Herr Baron, sagte er, aber –
Das thut nichts, das thut nichts, unterbrach ihn der alte Herr. Frau von Grenwitz ist noch auf. Johann, tragen Sie die Sachen auf das Zimmer des Herrn Doctor! Wollen Sie hier eintreten!
Oswald hatte auf dem mit Steinfliesen ausgelegten Vorsaal seinen Anzug flüchtig geordnet und folgte jetzt dem Baron in ein hohes, schönes Zimmer.
Als er eintrat, erhoben sich zwei Damen, die an dem Tisch vor dem Sopha, wie es schien, mit Lesen beschäftigt gewesen waren.
Meine Frau, sagte der Baron, Oswald der älteren von den beiden Damen vorstellend, einer hohen, schlanken Frau von etwa vierzig Jahren, die dem Ankömmling ein paar Schritte entgegengegangen war und jetzt mit einiger Förmlichkeit seine Begrüßung erwiderte, und dann verbeugte er sich auch vor der jüngeren, einer zierlichen kleinen Gestalt mit einem etwas scharfen, echt französischen, von langen Locken eingerahmten Gesicht, da er in dem Umstande, daß sie ihm nicht besonders vorgestellt wurde, keinen zwingenden Grund sah, diese Höflichkeit zu unterlassen.
Sie kommen spät, Herr Doctor Stein, sagte die Baronin mit einer tiefen, wohllautenden Stimme, die mit dem kalten Licht ihrer großen grauen Augen nicht ganz harmonirte.
So früh, gnädige Frau, antwortete der junge Mann heiter, als es der widrige Wind, der heute Morgen das Fährboot um mehrere Stunden aufhielt, und der Kutscher des Herrn Baron, dessen Geduld zu bewundern ich unterwegs reichlich Gelegenheit hatte, erlaubten.
Geduld ist eine schöne Tugend, sagte die Baronin, nachdem sie ihren Platz auf dem Sopha wieder eingenommen und die Uebrigen sich auf Stühlen um den Tisch gereiht hatten; eine Tugend, die Sie vor Allen schätzen müssen, da Sie dieselbe in Ihrem Berufe so nöthig haben. Ich fürchte, die beiden Knaben werden Ihnen nur zu oft Veranlassung geben, diese Tugend im vollsten Umfange zu üben.
Ich verspreche mir alles Gute von meinen zukünftigen Zöglingen und bin zum voraus überzeugt, daß die Probe, auf die sie meine Geduld stellen werden, keine Feuerprobe sein wird.
Ich will es wünschen, sagte die Baronin, eine Arbeit, die sie beim Eintritt des jungen Mannes aus der Hand gelegt hatte, wieder ergreifend; indessen werden Sie die Knaben gerade jetzt etwas verwildert finden, da sich Ihre Ankunft leider um einige Tage verzögert hat, und Ihr Vorgänger uns nicht den Gefallen thun konnte – oder wollte, seine Abreise so lange aufzuschieben.
Es hieße gering von der guten Natur der Knaben denken, erwiderte Oswald, und nicht besonders groß von dem Erziehertalente des Herrn Bauer, das mir sehr gerühmt wurde, wenn ich wirklich fürchtete, sein Einfluß auf dieselben sollte ihn nicht einmal eine Woche überlebt haben.
Nun, Herr Bauer hatte seine Tugenden und auch seine Schwächen, sagte die Baronin, die Stiche auf ihrer Arbeit zählend.
Das ist so Menschenloos, gnädige Frau, erwiderte Oswald.
Will der Herr Doctor nicht eine Erfrischung zu sich nehmen, liebe Anna-Maria? sagte hier der alte Herr; Oswald konnte nicht unterscheiden, ob aus gastfreundlicher Fürsorge, oder um dem Gespräch, das, er wußte selbst nicht wie, einen etwas lebhaften Charakter angenommen hatte, eine andere Wendung zu geben.
Ich danke, sagte Oswald trocken.
Sie haben, fuhr die Baronin, ohne diese Unterbrechung zu beobachten, fort, wenn ich den Professor Berger, der uns an Sie wies, recht verstanden habe, sich bis jetzt noch nicht mit Unterrichten und Erziehen beschäftigt, Herr Doctor?
Nein.
Sie werden mich außerordentlich verbinden, wenn Sie mir gelegentlich Ihre Grundsätze in dieser Beziehung ausführlicher darlegen wollten. Ich bin zum voraus überzeugt, daß wir in den Hauptpunkten einerlei Meinung sein werden. Auf einige Differenzen in den Nebensachen müssen wir uns wohl Beide gefaßt machen. Ich werde Ihnen meine etwaigen Wünsche und Ansichten stets unverhohlen äußern und bitte Sie, gegen mich dieselbe Rücksichtslosigkeit zu beobachten. Was den Umfang der Kenntnisse der Knaben anbelangt, so werden Sie sich darüber bald selbst ein Urtheil bilden. Auch Ihrem Urtheil über den Charakter der Kinder wünsche ich nicht vorzugreifen; nur das glaube ich Ihnen sagen zu müssen, daß Sie in Malte, unserm Sohn, einen etwas verzogenen Knaben, und in Bruno – Sie wissen, daß Bruno von Löwen ein entfernter Verwandter meines Mannes ist, den wir nach dem Tode seiner Eltern zu uns genommen haben – einen Knaben finden werden, der eben gar nicht erzogen und in Folge dessen auch zum Theil sehr ungezogen ist.
Liebe Anna-Maria, sagte der alte Herr.
Ich weiß, was Du sagen willst, lieber Grenwitz, unterbrach ihn die Baronin, Bruno ist nun einmal Dein erklärter Liebling, und unsere Ansichten über ihn werden wohl noch lange verschieden bleiben. Uebrigens magst Du auch wohl Recht haben, wenn Du behauptest, daß ich ihn nicht zu beurtheilen vermag, was übrigens weniger meine, als des Knaben Schuld ist, dessen düsteres verschlossenes Wesen alle Annäherung von unserer, wollte sagen, von meiner Seite beharrlich zurückweist.
Aber, liebe Anna-Maria, –
Nun, laß es gut sein, lieber Grenwitz, wir wollen Herrn Doctor Stein nicht gleich an dem ersten Abend, den er unter unserm Dache ist, das Schauspiel der Uneinigkeit zweier Ehegatten geben. Ueberdies wird Herr Doctor Stein der Ruhe bedürfen. Mademoiselle, wollen Sie die Güte haben, zu klingeln.
Diese letzten Worte wurden in französischer Sprache an die junge Dame gerichtet, welche während dieser ganzen Unterredung unbeweglich, ohne auch nur die Augen nach dem Ankömmling aufzuschlagen, das Buch, aus dem sie vorgelesen haben mochte, noch immer in der Hand haltend, an dem Tische gesessen hatte. Jetzt erhob sie sich und schritt nach der Thür, neben der sich der Klingelzug befand. Oswald kam ihr mit einem: Erlauben Sie, mein Fräulein, zuvor. Das Mädchen sah ihn aus großen braunen Augen mit einem halb verwunderten und halb erschrockenen Blick an, der deutlich genug verrieth, wie wenig sie an dergleichen Aufmerksamkeit gewöhnt war, und ging dann, die langen Wimpern schnell wieder senkend, zu ihrem Platz am Tische zurück.
Ein Diener trat ein und erhielt den Auftrag, Oswald nach dem für ihn bestimmten Zimmer zu bringen.
Ich hoffe, daß Sie vorläufig Alles nach Wunsch finden werden, sagte die Baronin, als Oswald sich mit einer stummen Verbeugung verabschiedete; wenn Eines oder das Andere vergessen, oder weniger nach Ihrem Geschmacke sein sollte, so haben Sie ja die Güte, dies auszusprechen; ich wünsche dringend in unserm eigenen Interesse, daß Sie sich in unserm Hause behaglich fühlen.
Oswald verbeugte sich noch einmal und folgte dem Diener aus dem Gemache.
Dieser führte ihn über den Hausflur, an dessen Wänden Oswald flüchtig im Schein der Kerze dunkle Portraits von alterthümlich gekleideten Herren und Damen in Lebensgröße bemerkte, eine steinerne Wendeltreppe hinauf, durch lange Corridore in eine Flucht von kleinen Zimmern und endlich in ein größeres Gemach.
Dies ist das Zimmer des Herrn Doctor, sagte der Mann, die beiden Kerzen, die auf dem mit einem grünen Teppich bedeckten großen runden Tisch in der Mitte des Gemaches standen, anzündend. Die Thür dort führt in das Schlafgemach des Herrn Doctor.
Und wo schlafen die Knaben? fragte Oswald.
Der Herr Doctor gelangen aus Ihrem Schlafgemach in das der Herren Junker. Haben der Herr Doctor sonst noch etwas zu befehlen?
Nein, ich danke.
Ich wünsche dem Herrn Doctor eine wohlschlafende Nacht.
Gute Nacht.
Oswald war allein. Er war, eine Hand auf den Tisch gestützt, nachdenklich stehen geblieben und hörte mechanisch zu, wie die Schritte des Dieners allmälig auf dem Corridor verhallten. Jetzt ergriff er eine der beiden Kerzen, ging durch sein Schlafgemach nach der Thür, von der ihm der Diener gesagt, daß sie in das Gemach der Knaben führe, öffnete sie behutsam und trat, das Licht mit der Hand schirmend, leise ein.
Die Betten der Knaben standen dicht neben einander. Vor dem einen Bette lag ein Teppich, vor dem andern nicht. Ueber dem Bette ohne Teppich hing an der Wand eine kleine silberne, über dem mit dem Teppich eine noch kleinere goldene Uhr. In dem Bette unter der goldenen Uhr lag ein Knabe von vielleicht vierzehn Jahren, mit blondem, schlichtem Haar und einem schmalen, feinen Gesicht, das in diesem Augenblick durch den halb geöffneten Mund etwas Albernes hatte; in dem Bette unter der silbernen Uhr ein Knabe, der wohl nur ein Jahr älter sein mochte, als der erste, aber mindestens um drei Jahre älter aussah und überhaupt mit jenem den sonderbarsten Contrast bildete. Während die Arme Jenes schlaff auf der Decke lagen, hatte Dieser die seinen über der Brust verschränkt. Der fest geschlossene Mund, und die in diesem Augenblick, wo ihn ein Traumbild herausfordern mochte, leise zusammengezogenen dunklen Brauen, gaben dem blassen Gesicht mit den unregelmäßigen, aber nicht unschönen Zügen einen Ausdruck von finsterem Trotz und Stolz, der einem gefangenen Königssohn wohl angestanden haben würde.
Armer Knabe, sagte Oswald bei sich, als er mit unendlichem Interesse in das räthselhafte junge Antlitz sah, Dir hat der Lenz des Lebens auch schon Thränen gebracht, wenn Du überhaupt von einem Lenze sprechen kannst.
Er fühlte sich seltsam ergriffen, er wußte selbst kaum weßhalb; aber er beugte sich über den Schlummernden und küßte ihn auf die Stirn. Da regte sich der Knabe im Schlaf, die Arme lösten sich, er schlug die großen, tiefblauen Augen auf und sah durch die Nebel des Traumes zu Oswald empor. Und da zuckte es wie ein sonniger Strahl über sein Gesicht; alles Düstre war verschwunden und ein warmes, hinreißend freundliches Lächeln spielte in den lebensvollen Zügen.
Ich habe Dich lieb, sagte der Knabe.
Und ich Dich, antwortete Oswald.
Da wandte sich Bruno auf die Seite und Oswald hörte an den tiefen, regelmäßigen Athemzügen, daß er wieder fest entschlafen sei. Hat er Dich wirklich gesehen, oder bist Du ihm nur als Traumbild erschienen? fragte sich der junge Mann, als er, voll von dem Eindruck dieser kleinen Scene, in sein Zimmer zurückschritt. Er stellte das Licht wieder auf den Tisch, trat an's Fenster, öffnete es und lehnte sich hinaus.
Der Himmel hatte sich mit Wolkendunst bedeckt, durch den der volle Mond, der schon tief am Himmel stand, nur als dunkelrothe Feuerkugel schien. Im Osten wetterleuchtete es. Die Luft war schwül und drückend. In dem Schloßgarten tief unter dem Fenster schimmerten die weißen Blüthenbäume. Tiefer finsterer Schatten lag auf den Buchen und Eichen, die von dem hohen Wall, der den Garten umgab, riesig in den Himmel wuchsen. Nachtigallen schlugen in vollen langgezogenen Tönen; ein Brunnen plätscherte leise, wie im Schlaf.
Oswald fühlte sich seltsam bewegt. Seine Vergangenheit ging in dämmernden Bildern an seinem Geiste vorüber, wie die Wolkenschleier an dem Monde vorüberwallten; Ahnungen der Zukunft zuckten dazwischen, wie das Wetterleuchten gegen Aufgang. Da rauschte es lauter in den Bäumen, die helle Glocke, die ihn bei seiner Ankunft begrüßt hatte, schlug langsam zwölf.
Er fuhr empor. Du wolltest dir ja das Träumen abgewöhnen, sprach er lächelnd zu sich selbst. So schlafe denn, da du, ohne zu träumen, nicht mehr wachen kannst.
Oswald war jetzt eine Woche auf Schloß Grenwitz, und die Woche war ihm vergangen wie ein Tag. Es lag in seiner Natur, alles Neue mit Leidenschaft zu ergreifen, selbst das Alltägliche, so lange es neu war, und hier hatte er Neues vollauf: eine neue Situation, neue Umgebung, neue Menschen. Das Alles versetzte ihn, wie es bei sanguinischen Temperamenten zu geschehen pflegt, auf eine Zeit lang in die heiterste Stimmung, in welcher es ihm ein Leichtes war, Dinge und Menschen, und Alles und Jedes, womit er in Berührung kam, selbst die Baronin mit ihren strengen, kalten Zügen, selbst den schweigsamen Kutscher, gegen den er gleich am ersten Abend einen Haß gefaßt hatte, selbst den kriechenden, zuthulichen Bedienten mit seinem ewigen: Befehlen der Herr Doctor – ganz liebenswürdig, zum mindesten interessant zu finden. Von dieser heiteren, versönlichen Stimmung gaben auch die Briefe Zeugniß, die er um diese Zeit an seine Freunde schrieb: Da wäre ich denn nun, heißt es in dem einen, auf dieser neuen Station meines wunderlichen Lebens angelangt, und wahrlich, ich glaube es hier, bis Schwager Kronos die Pferde gewechselt hat und wieder in sein ewiges Horn stößt, trotz meiner so oft von Ihnen gescholtenen Ungeduld, wohl aushalten zu können. Ja, wenn ich nicht fürchten müßte, durch voreiligen Enthusiasmus ihren Spott herauszufordern, so hätte ich nicht übel Lust, dem guten Stern, der mich hierher geführt, ein Danklied zu singen. Ich bin durchaus in der dazu nöthigen Stimmung. Ich habe in diesen Tagen schon so viel Wald-und Seeluft geathmet, daß mein armes, vom Staube nichtsnutziger Folianten betäubtes Gehirn schier trunken ist. Wahrlich, wenn die Menschen dieses paradiesischen Aufenthaltes nicht ganz unwürdig sind, so öffnet sich mir für die nächsten Jahre eine schöne Zukunft.
Verzeihen Sie mir, mein Freund, daß ich zu dem großen Schritte, der mich hierher geführt, nicht Ihre specielle Erlaubniß eingeholt habe, wie Sie nach dem blinden Gehorsam, mit dem ich Ihrer höheren Einsicht bis jetzt immer gefolgt bin, wohl erwarten konnten. Ich war einmal entschlossen, ihn zu thun. Sie, das wußte ich, würden mir Ihre Einwilligung versagen; so wollte ich denn Ihren geharnischten Gründen ein eben so geharnischtes fait accompli entgegenstellen, und Ihrem guten Rath das uralte Vorrecht, zu spät zu kommen, nicht rauben. Ueberdies kam mir die Sache so plötzlich, und ich mußte meinen Entschluß so schnell fassen, daß ich eben nur Zeit hatte, Ihnen denselben mit wenigen Worten anzukündigen; und endlich ist es auch der Professor Berger, der die ganze Schuld trägt, wenn überhaupt von Schuld die Rede sein kann, und auf dessen Schultern ich hiermit feierlich alle Verantwortung wälze.
Wir haben uns, seitdem wir uns vor nun fast einem Jahre in der Residenz trennten; sehr selten und immer nur sehr flüchtig geschrieben. So werde ich auch wohl des Professors Berger kaum ein paar Mal Erwähnung gethan haben, und es ist daher die höchste Zeit, daß ich Sie mit diesem originellen Manne endlich bekannt mache, der in meiner jüngsten Vergangenheit eine so große Rolle gespielt hat, und dem ich es einzig und allein zu verdanken habe, daß ich in der Haupt- und Staatsaction der Tragi-Komödie – Examen genannt – keine kläglichere Rolle spielte.
Als ich damals von B. nach Grünwald zog, in der vagen Hoffnung, ich werde in dieser stillen Musenstadt, in der, wie ich mir hatte sagen lassen, das Gras in idyllischer Ruhe auf den Straßen wachse, die nöthige Sammlung finden, an der es mir in den literarischen Cirkeln, ästhetischen Thees und singenden Butterbroden der Residenz so gänzlich gebrach, erschien mir unter den fürchterlichen Männern, die mich selig machen oder verdammen konnten, Professor Berger bald als der fürchterlichste. Ich hörte von den paar Commilitonen, deren dreimal bedenkliche Bekanntschaft zu machen ich nicht umhin konnte, wahrhaft unheimliche Dinge von seiner erstaunlichen Gelehrsamkeit und allerlei Beunruhigendes über sein excentrisches Wesen, seine tolle Launenhaftigkeit und seinen großen Einfluß auf die übrigen Mitglieder der Prüfungscommission, denen er durch sein Wissen, mehr aber noch durch seinen Witz, mit dessen beißender Lauge er Jeden ohne Ansehen der Person überschüttete, gründlich imponirte. Leibhaftig hatte ich den Entsetzlichen noch nicht gesehen. Er hatte einen seiner hypochondrischen Anfälle, in welchen er sich, wie man mir sagte, bei Tage in seine Stube einschlösse und des Nachts in den Wäldern der Nachbarschaft umherschweife.
Da werde ich eines Tages von einer reichen Familie, an die ich empfohlen war, zu Mittag geladen. Die Gesellschaft war sehr zahlreich, ich führte eine der jungen Damen vom Hause zu Tisch, ein hübsches blondes Mädchen, dessen Munterkeit mich während des Anfangs der Mahlzeit hinreichend fesselte. Als aber die gewöhnlichen Themata, die man mit jungen Damen, die seit einem Jahre aus der Schule sind, abzuhandeln pflegt, durchgesprochen waren, wurde ich auf einen Herrn aufmerksam, der mir gegenüber saß. Es war ein untersetzter, schon ältlicher Mann, mit einer massiven, wie aus Granit gahauenen Stirn, unter der ein paar kluge Augen hervorblitzten. Die etwas vollen Wangen verkündeten eine Neigung zum Wohlleben, die sich denn auch in dem Eifer, mit welchem der Mann den guten Gaben der Ceres und des Bacchus zusprach, deutlich genug zu erkennen gab. Die Züge um den festen, schönen Mund waren geradezu räthselhaft: Sinnlichkeit, Witz, Schalkheit und Melancholie – Dämonen und Genien – schienen dort zu spielen.
Das Gespräch wurde an diesem Theile der Tafel bald ein allgemeines, und ich konnte mich, ohne aufdringlich zu erscheinen, hineinmischen. Man sprach über Kunst, Literatur, Politik. Ueberall schien der merkwürdige Mann zu Hause, überall überraschte er uns durch die geistvollsten Aperçus, durch blendende Antithesen und wunderliche Paradoxen. Ja, er schien seine Freude daran zu haben, wenn er so ein Tröpfchen Fegefeuer hineingesprengt hatte und die höllischen Flämmchen die guten Leute auf der Nase kitzelten. So stellte er denn auch gelegentlich die Behauptung auf, daß Revolutionen der Menschheit nie etwas genützt hätten, nie und nimmer etwas nützen würden. Sie kennen meine Ansicht über diesen Punkt, der oft der Gegenstand unserer Gespräche war. Ich nahm den Fehdehandschuh auf; ich wurde warm bei meinem Lieblingsthema, um so wärmer, als der Mann mir gegenüber mich durch Kreuz- und Quersprünge irrlichtergleich zu verwirren suchte. Ich vergaß Alles um mich her, ich wurde pathetisch, satyrisch – ich fühlte, daß ich gut sprach, wenigstens in meinem Leben nicht besser gesprochen hatte. Der Mann hatte zuletzt das Gefecht, das, wie ich später zu meiner Beschämung erfuhr, das lustigste Scheingefecht von der Welt für ihn war, aufgegeben und hörte mir, den großen Kopf ein wenig auf die rechte Schulter geneigt und mich unter den buschigen Brauen mit seinen großen klugen Augen anlächelnd und dabei ein Glas Hochheimer nach dem andern schlürfend, behaglich zu. Bald darauf wurde die Tafel aufgehoben. Als ich meine Dame in das Theezimmer führte, fragte ich sie: Und wer war denn der Herr, mit dem ich mich in ein, für Sie ohne Zweifel, sehr langweiliges Gespräch verwickeln ließ?
Wie, Sie kennen Professor Berger nicht? antwortete mir die Kleine verwundert.
Das war Professor Berger?
Nun freilich, soll ich Sie ihm vorstellen?
Um Himmelswillen nicht, rief ich mit wahrhaftem Entsetzen; o ich Kind des Unglücks!
Was ist Ihnen? fragte die hübsche Blondine, was haben Sie?
Ich aber hatte schon ihren Arm aus dem meinen gleiten lassen und suchte das entfernteste Zimmer. Dort warf ich mich in einer einsamen Ecke auf einen niedrigen Divan, um über das Unglück, das ich angerichtet hatte, melancholische Betrachtungen anzustellen. Ich hatte mich also, während ich mit einem gutmüthigen Pudel zu spielen glaubte, mit einem grimmigen Bären gerauft! Dieser Mann war mir als eben so tückisch geschildert, wie er gelehrt und witzig war. Würde er sich meiner Sarkasmen und Ausfälle nicht in jener schlimmen Stunde erinnern, wo ich hülflos auf dem Secirtisch des Examinationssaales vor ihm lag? Es war ein verzweifelter Fall.
Da hebe ich vor einem Geräusche neben mir den Kopf, den ich nachdenklich in die Hand gestützt hatte; – vor mir steht der Professor Berger. Ich fahre von meinem Sitze auf.
Erlauben Sie, daß ich mich zu Ihnen setze, sagt der seltsame Mann, indem er auf dem Divan Platz nimmt und mich an seine Seite winkt. Sie gefallen mir und ich wünsche, Ihre nähere Bekanntschaft zu machen. Ich bin der Professor Berger; mit wem habe ich die Ehre?
Mein Name ist Stein.
Sie studiren, oder vielmehr, was haben Sie studirt?
Ich wollte, Herr Professor, ich könnte auf diese Frage einfach »Philologie« antworten, da dies aber eine grobe Unwahrheit wäre, so kann ich nur sagen: ich wünsche, ich hätte Philologie studirt.
Wie so?
Weil mir alsdann die Ehre Ihrer näheren Bekanntschaft weniger bedenklich erscheinen möchte.
Ein Lächeln spielte um den Mund des Professors die Wange hinauf und verlor sich im Winkel des rechten Auges.
Sie stehen vor dem Examen?
Ja, wie – Sie kennen ja das Sprüchwort, Herr Professor.
Das Lächeln zuckte vom Auge wieder herunter zum Munde.
Und da erschrecken Sie vor mir wie Hamlet vor seines Vaters Geist?
Wenigstens erscheinen Sie mir in sehr fragwürdiger Gestalt.
Nun wohl, da sehen Sie selbst, daß wir eben deßhalb näher mit einander bekannt werden müssen. Wollen Sie morgen Abend, oder wenn Sie sonst Zeit und Lust haben, ein Glas Theepunsch mit mir trinken?
Ich sagte natürlich nicht nein.
Und dies war der Anfang meiner Bekanntschaft, ja, ich darf wohl sagen Freundschaft mit diesem außerordentlichen Manne. Wir sind von dieser Zeit an, so lange ich in Grünwald war, täglich zusammen gekommen, und ich schlage die praktischen Vortheile, die für mich aus dem Verkehr mit dem Gelehrten sich ergaben, lange nicht so hoch an, als die tiefen Blicke, die ich in dem vertraulichen Umgange mit dem Menschen in einen der räthselhaftesten Charaktere thun durfte, die mir vorgekommen sind. Es muß, fürchte ich, eine Wahlverwandtschaft zwischen seinem und meinem Wesen existiren oder wir hätten uns nicht so schnell finden, so rückhaltslos gegen einander aussprechen, so auf Wort und Wink verstehen können. Ich fürchte, sage ich; denn Berger ist ein sehr unglücklicher Mann. Die Lichter seines glänzenden Humors spielen auf einem gewitterschweren Hintergrunde. Er steht allein in der Welt, verkannt von Allen, gefürchtet von den Meisten, geliebt von Niemand. Warum dem so ist, darüber könnte ich mich selbst Ihnen gegenüber nicht auslassen, denn jede Freundschaft ist ein Tempel, zu dem einem Dritten der Zutritt versagt bleiben muß. Aber ich schaudere, so oft ich das Dunkel heraufbeschwöre, das über ihn hereinbrechen muß, wenn einst das Alter die strahlende Fackel seines Genius, die jetzt einzig und allein die schauerliche Oede seiner Seele erhellt, düstrer und düstrer brennen macht. Vielleicht – wer weiß es? – mag das auch ein Glück für ihn sein. Vielleicht mag dann das Wort, das er jetzt oft halb im grimmen Spotte und halb voll wehmüthigen Glaubens im Munde führt, das alte Wort: »Selig sind die Einfältigen«, an ihm zur Wahrheit werden.
Der vertraute Umgang mit dem gelehrten Manne hatte mich in den Augen aller Andern in einen Nimbus gehüllt, in welchem ich, wie die homerischen Helden die Gefahren der Schlacht, die Schrecknisse des Examens ungefährdet durchwandeln konnte. Am Morgen des entscheidenden Tages sagte Berger zu mir: Wissen Sie, lieber Oswald, daß ich große Lust habe, Sie durchfallen zu lassen!
Warum?
Weil ich Sie zu verlieren fürchte: doppelt zu verlieren. Du lieber Himmel, welche Wandlungen können nicht mit einem Menschen vorgehen, dem man den Großvaterstuhl eines Amtes giebt und die Schlafmütze einer Würde aufsetzt! Vielleicht kommen auch Sie noch dahin, den Horaz für einen großen Dichter zu halten, und den Cicero für einen eminenten Philosophen; vielleicht werden Sie gar in dieser engbrüstigen Zeit aus lieber langer Weile ein gelehrter Professor, wie ich.
Das Examen war vorüber; ich hatte, wie Berger sagte, die Erlaubniß erhalten, das Stroh dreschen zu dürfen. Da kommt er eines Tages mit einem Briefe in der Hand zu mir und fragt:
Haben sie Lust, in einer adeligen Familie Erzieher zu werden?
Das könnte ich eben nicht behaupten.
Glaub's wohl; aber die Bedingungen sind so vortheilhaft, daß es sich mindestens der Mühe verlohnt, die Sache in Ueberlegung zu ziehen. Sie müssen sich auf vier Jahre verbindlich machen.
Und das nennen Sie vortheilhafte Bedingungen? Vier Jahre! nicht vier Wochen!
Hören Sie nur! Von den vier Jahren haben Sie nur zwei in dem Hause zuzubringen, die übrige Zeit reisen Sie mit Ihrem Zögling. Sie wollen die Welt sehen und Sie müssen die Welt sehen, und wäre es auch nur, um sich zu überzeugen, daß die Menschen überall mit Recht die Hunde so lieben. Sie haben kein Vermögen, zum Vagabunden sind Sie zu civilisirt. Eh bien! hier haben Sie die schönste Gelegenheit, die Ihnen so vielleicht nicht zum zweiten Male im Leben geboten wird.
Und wer ist mein Alexander?
Ein junger Majoratsherr, wie der macedonische Pferdebändiger. Ich habe die noble Sippschaft im vorigen Jahre in Ostende kennen gelernt. Der Mann, ein Baron Grenwitz, ist eine Null, die Frau Baronin ein X, das ich noch nicht habe herausrechnen können. Jedenfalls ist sie eine gescheite Frau. Ich weiß, daß dies für Sie keine geringe Empfehlung ist. Sie spricht drei oder vier lebende Sprachen gut, ihre Muttersprache nicht mit gerechnet. Ich habe sie sogar in Verdacht, daß sie mit ihrem jetzigen Hauslehrer, einem gewissen Bauer, der hier studirt hat und ein grundgelehrter – Jüngling war, in aller Stille Latein und Griechisch treibt.
Und Sie, der Sie mir selber sagten, daß Sie ein Buch über den Adel und gegen den Adel geschrieben haben, das leider in Deutschland, für das es berechnet ist, nirgends gedruckt werden kann, – Sie rathen mir, der ich über die Braminenkaste dieselben Pariasideen habe, mich in das Lager unserer Erbfeinde zu begeben?
Das ist ja eben der Humor davon, sagte Berger lachend; Sie sollen hingehen wie ein Mohicaner in das Lager der Irokesen; und ich freue mich schon im voraus auf die prächtigen Zöpfe, die Sie zurückbringen werden. Die hängen wir dann als Trophäen in unserm Wigwam auf und haben unsere Freude daran.
Und wenn man mich selbst dort scalpirt, wie dann?
Dann bin ich der letzte Mohicaner und rauche meine Friedenspfeife einsam und melancholisch auf dem Grabe meines Uncas.
Er stützte den Kopf in die Hand und starrte düster vor sich nieder. Ja, ja, ich weiß es, murmelte er, die große Schlange, wenn sie es endlich müde ist, die Menschen anzuzischen, wird in einen Sumpf kriechen und da einsam verrecken.
Ich ergriff seine Hand. Das wird nicht geschehen, wenigstens nicht, so lange ich lebe.
Er schaute mich wehmüthig an.
Aber Du wirst vor mir sterben, sagte er; die große Schlange hat ein zähes Leben, und Du bist weich, viel zu weich für diese harte Welt. Doch das bei Seite. Was sagen Sie zu meinem Vorschlag?
Daß er mir nur halb und weniger als halb gefällt.
So muß ich denn doch den letzten Trumpf ausspielen, rief Berger aufspringend. So hören Sie denn, Sie Ungläubiger, daß jenes Haus, in das ich Sie senden will, einen Engel in sich schließt, in Gestalt eines wunderlieblichen Mägdeleins. Sie ist die Schwester Ihres Alexander, und Gott sei Dank, vorläufig noch in Hamburg in Pension. Ich hasse sie, denn sie hat mir viel Qual bereitet. Alle wahnsinnigen Träume meiner Jugend lebten in mir auf bei ihrem Anblick und ängstigten mich wie schöne Gespenster. Zuletzt lief ich davon, so oft ich sie unter ihrem leichten Strohhute über den glatten Sand des Strandes herankommen sah. Ja, ich will es nur gestehen, ich habe die Sonette, die ich Ihnen neulich vorlas, die Sie freundlich genug waren, liebedurchglüht und Gott weiß, was noch sonst, zu finden, und die ich in der seligen Jugendzeit vor dreißig Jahren auf Helgoland gedichtet zu haben vorgab, im vorigen Jahre in Ostende, vom Anblick der schönen Teufelin berauscht, mit meinem Herzblut geschrieben. Das sagen Sie aber Niemand wieder.
Weshalb nicht? Es würde mir ja doch keine Menschenseele glauben.
Da haben Sie freilich Recht und nun?
Nun habe ich noch weniger Lust, als vorhin. Ich wünsche nicht, die alberne Geschichte der Liebschaft eines Hauslehrers mit der Tochter des hochadeligen Hauses, eine Geschichte, die ich mir schon in so und so vielen Romanen zum Ekel gelesen habe, an mir selbst zu wiederholen. Und wenn das Mädchen wirklich so schön und liebenswürdig ist, daß –
Daß selbst das dürre Holz frische Blätter treibt, was da am grünen geschehen soll? unterbrach mich lachend Berger. Nun wohl! verlieben Sie sich! weßhalb nicht! Lieber Freund, das Buch des Lebens für Leute unseres Schlages führt denselben Titel, wie einer der Romane Balzac's: »Illusions perdues.« Jeder Tag schreibt nur ein neues Capitel hinein, und je kürzer das Buch, desto besser und interessanter ist es. Aber da es nun einmal geschrieben werden muß und nicht anders geschrieben werden kann, so ist es auch im Grunde gleichgültig, ob wir nach Westen gehen, oder nach Osten. Wir machen dieselben Erfahrungen hier wie dort. Darum sage ich noch einmal: gehen Sie nach Grenwitz!
Was sollte ich thun. Es erschien mir als eine Pflicht, den Wunsch meines Freundes, dem ich so viel verdanke, zu erfüllen. Und dann, hatte Berger nicht Recht, daß es gleichgültig sei, ob ich nach Osten gehe oder nach Westen? Genug, ich packte meine Sachen, sagte meinem Mentor Lebewohl und fuhr hinüber nach diesem Eiland. – – –
Oswald hatte bis jetzt nur in Städten gelebt. Seine Sitten, seine Anschauungen, seine Neigungen waren die eines Städters. So kam es denn, daß, als er sich jetzt plötzlich wie mit einem Zauberschlage auf das Land versetzt sah, der unsägliche Reiz der ersten leuchtenden Sommertage in einem schönen ländlichen Aufenthalte für ihn mehr als für die meisten Menschen etwas unsäglich Anziehendes, ja Hinreißendes und Berauschendes hatte. Es war ihm Alles so neu und doch wieder so seltsam bekannt, wie wenn Jemand in eine Gegend kommt, die er schon lange vorher in seinen Träumen gesehen. War dieser blaue Dom, der sich immer tiefer und tiefer wölbte, derselbe Himmel, der sich so trostlos bleiern über das Häusermeer der Residenzstadt spannte? waren diese funkelnden Lichter dieselben öden Sterne, zu denen er, aus dem Theater oder einer Gesellschaft kommend, kaum einmal flüchtig emporgeblickt hatte? Konnte ein Sommermorgen so reich an Glanz und Pracht, ein Sommerabend so weich und wollüstig sein? Hatte er denn den Gesang der Vögel nie vernommen, daß er sich jetzt an ihren einfachen Liedern nicht satt hören konnte? Hatte er denn nie Blumen gesehen, daß er jetzt nicht müde wurde, ihre schönen Farben, und wundersamen Gestalten zu betrachten? Es war ihm zu Muthe, wie Einem, der aus schwerer Krankheit wieder zum Leben erwacht. Die jüngste Vergangenheit lag wie hinter einem dichten Schleier, aber weit Entferntes, im Meer der Vergessenheit seit langen Jahren Versunkenes tauchte wie eine glänzende, zauberische Spiegelung wieder über den Horizont der Erinnerung empor. Ei, da ist ja auch Rittersporn, rief er einst in diesen ersten Tagen freudig überrascht, als er, träumend im Garten auf und ab wandelnd, diese Blume häufig auf den Beeten blühen sah.
Nun freilich, sagte Bruno, der bei ihm war, haben Sie denn noch nie welchen gesehen?
Es ist lange her, murmelte der junge Mann sich niederbeugend, und die phantastische Blume mit Rührung betrachtend. In seines Geistes Aug' sah er sich wieder in einem kleinen lauschigen Garten an der Stadtmauer herumspielen und Steinchen, Blumen und andere Seltenheiten, die er auf seinen Entdeckungsreisen fand, auf den Schooß einer schönen, jungen, blassen Frau sammeln, die ihm jedes Mal, wenn er zu ihr kam, das lockige Haupt streichelte und mit jener Geduld, die nur eine Mutter hat, nicht müde wurde, seine unzähligen Fragen zu beantworten. Und da hatte er ihr auch diese Blume gebracht und die schöne Frau hatte gesagt: das ist Rittersporn. Und dann hatte sie die Blume lange sinnend angesehen, bis ihr von dem langen Hinstarren die Thränen in die Augen kamen und hatte ihn auf ihren Schooß genommen und sein Haupt stürmisch an ihre Brust gedrückt, und da mochte er denn wohl, von dem vielen Spielen müde, eingeschlafen sein, denn in diesem Augenblicke zerflatterte das Bild. – Die junge, schöne Frau, das wußte er, war seine Mutter; sie war gestorben, als er noch nicht fünf Jahre alt war. – Wer hat nicht an sich selbst schon die traurige Erfahrung gemacht, daß wir in dem Gewirre des Lebens, wo eine Erscheinung die andere verdrängt, und wir stets unter der tyrannischen Gewalt des Augenblickes stehen, Alles, selbst das Theuerste, selbst die Eltern, die uns das Leben gaben, vergessen lernen. So hatte auch Oswald fast schon vergessen, daß er je eine liebe Mutter gehabt; jetzt rief eine einfache Blume die Erinnerung an die früh Verstorbene mächtig in ihm wach. Die erste Zeit, die er in der Einsamkeit des Landlebens verbrachte, verknüpfte sich eng mit der ersten Zeit seines Lebens; denn er hatte seitdem nicht wieder der Natur so unbefangen und so tief in das holde, bezaubernde Antlitz geschaut. Auch seines Vaters, der nun gerade vor zwei Jahren, einsam, wie er gelebt hatte, gestorben war, gedachte er jetzt mit jener dankbaren Liebe, die leider immer erst dann in voller Blüthe steht, wenn diejenigen, denen sie gebührt, sich nicht mehr an ihrem Dufte laben können; seines Vaters, der wunderlichen Pygmäengestalt, die der Sohn schon als achtzehnjähriger Jüngling um zwei Köpfe überragte; des menschenscheuen Sonderlings, der in der ganzen Stadt der »alte Candidat« genannt wurde, und dessen schwarzen abgeschabten Frack, in dem er Sommer und Winter einherging, jedes Kind auf der Straße kannte; des räthselhaften Mannes, der den reichen Schatz seines Wissens und seiner Güte gegen alle Welt verschloß, nur nicht gegen den Sohn, an dem er mit unsäglicher Liebe hing, den er mit der rührenden Zärtlichkeit einer Mutter hegte und pflegte, und für den ihm, dem als Geizhals Verschrieenen, nichts zu kostbar gewesen war.
Diese lieben und doch auch wieder schmerzlichen Erinnerungen zogen durch Oswald's Seele, während er in seinen Freistunden allein, oder mit seinen Zöglingen im Garten, Feld und Wald umherstreifte, sich von Tage zu Tage mehr für das Landleben begeisterte, und wenn er des Morgens, ehe die Unterrichtsstunden begannen, noch schnell einmal in den Schloßgarten geeilt, in die thaufrischen Kelche der Blumen geschaut und sich am Gesang der Vögel entzückt hatte, schlechterdings nicht mehr begreifen konnte, wie es die Menschen in den Städten, wie er selbst es nur jemals in der Stadt habe aushalten können.
Und in der That hätte Schloß Grenwitz und seine Umgebung auch wohl einem durch landschaftliche Schönheiten verwöhnteren Auge das lebhafteste Interesse abgewinnen müssen, obgleich es von den Touristen, die alljährlich die Insel durchschwärmten, niemals aufgesucht, höchstens von Einem oder dem Andern zufällig aufgefunden wurde, der sich dann nicht genug wundern konnte, wie ein so lieblicher und in vieler Hinsicht so merkwürdiger Punkt in seinem Reisehandbuche, in welchem doch sonst jeder nichtsnutzige Gasthof verzeichnet stand, übergangen sein konnte, bloß weil er eine Meile von der großen Landstraße entfernt lag.
Das Schloß trägt noch bis auf den heutigen Tag die Spuren von dem Reichthum und der Macht des alten ritterlichen Geschlechts derer von Grenwitz, das seit undenklichen Zeiten hier begütert gewesen ist, und die Burg zu seinem Schutz und den benachbarten Baronen zum Trutz in der Mitte des vierzehnten Jahrhunderts erbaute. Das untere Stockwerk des einen Flügels mit seinen riesigen Quadersteinen stammt noch aus dieser Zeit, ebenso wie der gewaltige runde Thurm, in welchem jetzt das alte und das neue Schloß zusammenstoßen. Das neue Schloß wurde gegen das Ende des siebzehnten Jahrhunderts in dem bizarren Styl jener Zeit gebaut und nimmt sich mit seinen verschnörkelten Säulen und wunderlichen Ornamenten neben dem alten schmucklosen Thurm, mit welchem es jetzt in einer Front liegt, aus, wie ein zierlicher Herr aus Louis XIV. Zeit neben einem eisengeharnischten Kämpen aus den Tagen von Crecy und Poitiers.
Ein zwanzig Fuß und darüber hoher Wall, der in ein noch weit ehrwürdigeres Alter hinaufragt, als selbst der alte Thurm, umgiebt das Schloß in einem so weiten Kreise, daß es sammt den Nebengebäuden von dem eingeschlossenen Raume nur den kleinsten Theil einnimmt. Der Wall ist jetzt längst schon in eine friedliche Promenade umgewandelt, über der hohe Buchen, Nußbäume und Linden ein dichtes Laubdach bilden. Der breite Graben, der ihn in seiner ganzen Ausdehnung umzieht, ist jetzt zum Theil versumpft, mit dichtem Röhricht angefüllt, und, wo das Wasser sich noch einen Raum frei gehalten, mit einem grünen Teppich von Wasserpflanzen bedeckt, in welchem halbwilde Enten lustig schnattern. Offenbar hatte dieser Wall den Zweck gehabt, im Fall einer Fehde nicht nur die Hörigen der fehdelustigen Barone mit ihren Weibern und Kindern, sondern auch die Heerden und die Vorräthe zu schirmen; auch hatten bis zur Zeit des Neubaues die Wirthschaftsgebäude, die jetzt ziemlich entfernt vom Schlosse außerhalb des Walles lagen, innerhalb desselben gelegen. Damals hatte der Wall nur einen Durchgang gehabt, ein festes, mit einem Thurm versehenes Thor, aus dem eine Zugbrücke über den Graben nach einem Brückenkopfe führte. Jetzt war der Thurm abgetragen, die Brücke konnte nicht mehr aufgezogen werden und aus dem Brückenkopfe hatte man längst Backöfen und andere nützliche Dinge gebaut. Von diesem Hauptthor führte eine Allee vielhundertjähriger prachtvoller Linden auf das Portal des Schlosses zu. Rechts von der Allee und vor der Front des Schlosses war ein großer Rasenplatz, in dessen Mitte ein steinernes Becken mit einer Najade als Schutzpatronin stand, die, wahrscheinlich aus Schmerz, daß ihrem Brunnen schon seit einem halben Jahrhundert das Wasser fehlte, den Kopf verloren hatte.
Der ganze übrige Raum innerhalb des Walles war mit Gartenanlagen ausgefüllt, die aus der Zeit des Neubaues herrührten und mit ihren graden Gängen, kunstvoll verschnittenen Taxushecken, Buchsbaumpyramiden und ihren Sandsteingöttern, die allen Regeln der Aesthetik und allen Gesetzen der Anatomie so naiv Hohn sprachen, den Charakter dieser Zeit deutlich genug documentirten. Hier und da freilich war ein Geist der Neuerung in die Anlagen gefahren. Der Buchs hatte seine verkrüppelten Glieder, so gut es gehen wollte, in eine naturgemäße Baumgestalt auszurecken versucht; die beiden Seiten eines Heckenganges hatten gemeinschaftliche Sache gemacht und sich zu einem undurchdringlichen Gestrüpp vereinigt; ein Gärtner, der für die stumme Sprache von Taxuspyramiden kein Verständniß mehr besaß, und eine praktischere Richtung verfolgte, hatte, unbekümmert um den ästhetischen Eindruck, Aepfel-, Birnen-, Kirschen- und Pflaumenbäume gepflanzt, wo er gerade Platz fand, und hier und da seinen Gemüsebeeten den Luxus der Blumenrabatten geopfert. Eine Schwester der Najade im Hof war von Himbeer- und Stachelbeersträuchern fast überwuchert, aber sie hatte sich in ihr Schicksal zu finden gewußt, ihren Kopf behalten, und plauderte in stiller Nacht geschwätzig von der guten alten Zeit.
So hatte von dem Riesenwalle, der aus der grauen Heidenzeit stammte, bis zu den Spargelbeeten, die gestern angelegt waren, seit einem Jahrtausend jede Generation etwas zur Befestigung, Verschönerung oder Verbesserung dieses Wohnsitzes beigetragen. Vieles war spurlos verschwunden, Vieles hatte sich erhalten; Altes hatte der Zeit gespottet, Neues war mit der Zeit alt geworden; aber da selbst das Aelteste die Spuren des Lebens, der fortdauernden Nutzbarkeit trug, so war nirgends ein Sprung, ein Riß bemerkbar, und das Ganze machte den wohlthuenden Eindruck, als ob es eben nicht anders sein könnte. Zwar seinen primitiven Charakter hatte das Schloß Grenwitz gänzlich eingebüßt, und wenn Oswald des Abends, von einem Spaziergang mit seinen Zöglingen zurückkommend, auf einer Stelle des Walles stehen blieb, von der er den schattigen, grasbewachsenen Hof, den blumenreichen Garten und das Schloß überblicken konnte, um dessen graue Mauern das Zwielicht wogte und die schnellen Schwalben zwitschernd kreis'ten, da glaubte er nicht die alte Stammburg fehdelustiger Barone, sondern das stille Klosterasyl beschaulicher Mönche vor sich zu sehen.
Und ein stilles, klösterlich stilles Leben war es denn auch – das Leben auf dem Schlosse Grenwitz. Alle Unruhe, aller Lärm waren aus dem Bereich verbannt, den der alte Wall wie eine epheuberankte Kirchhofsmauer umgab. Hier ertönte kein Hundegebell, kein Pferdewiehern; still glitten die Stunden dahin, wie die Schatten des Zeigers der Sonnenuhr über dem Portale; still, wie die Blumen im Garten dufteten und blühten. Hier schien selbst der Wind leiser in den Wipfeln zu rauschen, die Vögel leiser in den Zweigen zu singen; und was die Bewohner selbst betraf, so konnte die Wanduhr auf dem Vorsaal in ihrem Eichenschrank nicht freier von aller Neuerungssucht sein und ihr Tagewerk pünktlicher und systematischer vollbringen. Die Dienstboten thaten ihre Obliegenheiten mit der Regelmäßigkeit von Automaten. Ja in die Möbel selbst schien dieser strenge Geist der Ordnung gefahren, so daß Oswald sich des Gedankens nicht erwehren konnte, sie rückten sich in aller Stille von selber zurecht, falls einmal eines von seiner ihm angewiesenen Stelle abgekommen sein sollte. So wenig nun Oswald in seinem bisherigen Leben an eine so peinliche Ordnung gewöhnt war, und so sehr sich auch im Grunde seine Natur dagegen sträubte, so leicht wurde es ihm doch bei der Geschmeidigkeit seines Wesens und bei der versöhnlichen, milden Stimmung, in die ihn der tiefe Frieden rings umher versetzte, sich in dieselbe zu finden. Er that, was er die Leute um sich her thun sah, und erwiederte die förmlichen Verbeugungen, mit denen man sich hier begegnete, mit demselben Grade von Ernsthaftigkeit, den er auf einer Maskerade in einer Menuet zur Schau getragen haben würde.
Er hatte es in den ersten Tagen mit den Lehrstunden nicht allzu genau genommen und sich desto eifriger mit seinen beiden Zöglingen draußen umher getummelt. Sie hatten den Buchwald, der sich von Schloß Grenwitz eine halbe Stunde bis hart an das Meer erstreckte, nach allen Richtungen durchstreift, hatten ein Hünengrab und eine Höhle entdeckt, und waren oft schon von den hohen Kreideufern zum Strand hinabgeklettert, hatten dort, auf einem mächtigen Rollsteine stehend, die Fluth heranbrausen sehen und gejubelt, wenn der Donner der Brandung ihre Stimmen übertönte.
Auf diesen Streifzügen, die Oswald scherzend Vorstudien zum Homer nannte, hatte er vielfach Gelegenheit, die Naturen seiner beiden Zöglinge zu beobachten. Ein größerer Gegensatz war kaum denkbar. Bruno war groß für seine Jahre, dabei schlank und geschmeidig und schnell wie ein Hirsch. Malte, der junge Majoratsherr, sah neben seinem stolzen Gefährten zurückgeblieben und verkümmert aus. Seine Schultern waren schmal, seine Brust eingesunken, und seine eckigen und unschönen Bewegungen stachen seltsam gegen die hinreißende wilde Anmuth ab, mit der Bruno ging, lief und sprang. Malte scheute vor jeder Gefahr, ja vor jeder Anstrengung, im Gefühl seiner Körperschwäche und aus angeborener oder anerzogener Feigheit zurück; für Bruno war kein Baum zu hoch, kein Felsen zu steil, kein Graben zu breit, ja es schien, als ob er geflissentlich die Gluth seiner Seele durch körperliche Ermüdung dämpfen wollte. Oswald flocht eine Krone aus Buchenlaub und drückte sie dem Knaben auf die bläulich-schwarzen Locken, um ihn einem jungen Bacchanten noch ähnlicher zu machen. Aber wie in seinem Heimathlande Schweden aus eisiger Winternacht urplötzlich der duftende, lächelnde Frühlingsmorgen hervorblüht, so wechselten Sonnenschein und Sturm in seinem Gemüthe – übermüthige Lust und an Schwermuth grenzende Niedergeschlagenheit, herzliches, fast kindisches Sichhingeben und düsterer, mehr als knabenhafter Trotz – schnell und unvermittelt, wie Lichter und Schatten auf den Hängen eines Gebirges an einem Tage, wo der Wind die Wolken pfeilschnell an der Sonne vorüberjagt. So fand Oswald den Knaben, eine Fremdling im Hause seiner Verwandten, von den Einen gehaßt, von den Andern gefürchtet, ein unergründliches Räthsel für Alle, selbst für den alten guten Baron, der dem Knaben, oft mehr aus angeborener Großmuth, als aus Ueberzeugung, stets das Wort redete. Aber für Oswald hatte ein Blick in das traumumflorte dunkle Auge des Knaben genügt, den verwandten Dämon zu erkennen, und den mystischen Bund, den sie in jenem Augenblick geschlossen, hatte jede Stunde ihres Zusammenlebens nur gefestigt. Bruno hatte ihm an dem ersten Tage den düstern Trotz entgegengebracht, den er gegen Alle zu zeigen gewohnt war. Er hatte ihn mit scheuem, durchdringendem Blick zwei, drei weitere Tage beobachtet, und dann war vor Oswald's liebevollem, freundlichem Wesen der Argwohn von ihm gewichen, wie die Nebel vor den Strahlen der Sonne; sein dunkles Auge war größer und glänzender geworden, als ob das unverhoffte Glück, einen Menschen zu finden, der ihn liebte und den er wieder lieben dürfe, ihn blende und verwirre; und dann war all die stürmische Zärtlichkeit seiner Seele, die er so lange und so sorgsam hatte verschließen müssen, hervorgebrochen, mächtig – unwiderstehlich, wie ein Bergstrom, der die Felsenschranken gesprengt hat und jauchzend in das Thal hinunterstürmt.
Wissen Sie, sagte der Knabe da zu Oswald, daß ich schon im Voraus entschlossen war, Sie zu hassen?
Warum, Bruno? Ist der Haß für Dich so süß?
Ach nein! aber ich glaubte, es seien alle Erzieher wie unser erster, und da dachte ich, was dem Einen recht ist, ist dem Andern billig.
Und wie war denn Herr Bauer?
Nun, er machte seinem Namen Ehre, sagte der Knabe spöttisch.
Ei, ei, mein stolzer Junker, willst Du mir den Bauer verachten?
Gewiß nicht! rief der Knabe eifrig, mein Vater war selbst ein Bauer, trotzdem, daß er ein Edelmann war; ich habe ihn oft genug hinter dem Pfluge hergehen sehen – aber dieser Mann war roh und plump wie ein Bauer und feig dazu. Einmal, nach Tische – ich weiß nicht, was ich wieder verbrochen hatte – schlug er mich in's Gesicht, weil Tante zugegen war und er glaubte, er thue ihr einen Gefallen. Ja, er schlug mich – und das Auge des Knaben blitzte auf bei der Erinnerung an diese Schmach und die Zornesader auf seiner bleichen Stirn schwoll.
Und da, Bruno?
Da nahm ich das Messer, das vor mir auf dem Tische lag und sprang auf ihn ein, und der Elende lief vor mir, um Hülfe schreiend, zur Thür hinaus. Und als ich das sah und die bleichen Gesichter um mich her, mußte ich lachen und ging unbelästigt aus dem Saale. Und ich wäre am liebsten gleich in die weite Welt gerannt, aber Onkel kam hinter mir her und versprach mir, der Mensch solle nun und nimmer wieder Hand an mich legen dürfen. Onkel ist gut; Sie glauben nicht, wie gut er ist; aber er fürchtet sich vor der Tante; Alle fürchten sich vor ihr; aber ich habe sie doch lieb, denn sie hat Muth wie ein Mann und ich hasse nur die Feigen. Malte ist ein Feigling.
Malte ist schwach und kränklich, und Du mußt Nachsicht mit ihm haben; aber, wenn Du die Tante wirklich lieb hast, warum bist Du so unfreundlich gegen sie?
Bin ich unfreundlich? Der Knabe schwieg. Eine Wolke zog über seine Stirn, seine Nasenflügel zuckten und sein dunkelblaues Auge war wie eine Gewitterwolke, als er jetzt, hastig aufblickend, sagte:
Ich bin unfreundlich, ich weiß es. Aber wie soll ich anders sein? Ich esse hier im Hause Gnadenbrod, soll ich noch dafür danken? Ich kann es nicht, ich will es nicht, und wenn sie mich aus dem Hause jagten. Sehen Sie, Oswald, ich habe oft gewünscht, man jagte mich fort, ja, ich habe es darauf angelegt, daß sie es doch ja thäten; dann ginge ich in die weite Welt und verdiente mir mein tägliches Brod, wie tausend und tausend andere Knaben, die nicht so stark und so muthig sind, wie ich. Heute noch, als wir am Strande gingen und der Dreimaster am Horizonte auftauchte und wieder verschwand, da wünschte ich so heiß, so heiß, ich hätte mitsegeln können, als Schiffsjunge, als Matrose – nur fort, fort von hier, gleichviel wohin.
Wenn so der Knabe die geheimsten Wünsche seines Herzens rückhaltslos seinem Freunde und Lehrer offenbarte, da geschah es denn wohl, daß diesen ein Zweifel beschlich, ob er, der selbst den Weg, den er zu gehen hatte, so wenig deutlich sah, der rechte Mann sei, den wilden, leidenschaftlichen Knaben zu leiten. Aber je weniger er sich im Stande fühlte, ausschweifende Wünsche, chimärische Hoffnungen zu bekämpfen, die er selbst im Stillen theilte, desto mehr verschwand die Kluft zwischen Lehrer und Schüler, desto brüderlicher wurde nur ihr Verhältniß. Noch hatte kein menschliches Wesen einen so tiefen Eindruck auf Oswald gemacht, wie dieser wundersame Knabe. Er liebte ihn wie ein Künstler das Werk, an dem er schafft, wie ein Vater den Sohn, in welchem er zu verwirklichen hofft, was ihm selbst zu erreichen versagt war, wie eine Mutter das Kind, für das sie wachen, sorgen und schaffen muß. Allnächtlich, wenn er sich müde gelesen und gearbeitet, ging er, ehe er selbst sein Lager suchte, in das Gemach der Knaben – er hätte nicht schlafen können, ohne seinen Liebling noch einmal gesehen zu haben. Jenes Schamgefühl, das edleren Naturen verbietet, die ganze Fülle ihrer Zärtlichkeit zu zeigen, machte ihn den Tag über karg mit Liebkosungen; aber jetzt nahm er des Schlafenden Hände und streichelte sie und küßte den Knaben zärtlich auf die Stirn.
Dich nennen sie lieblos, Dich, meinen Liebling, dessen Herz nur nach Liebe und abermals nach Liebe hungert. Und wenn sie Alle Dich verkennen und hassen, ich verstehe Dich und will Dich lieben.
Die Wirthschaftsgebäude und Häuslerwohnungen, die zu dem Gute Grenwitz gehörten, lagen außerhalb des Walles, den man, um die Verbindung mit dem Schlosse und dem Hofe zu erleichtern, nach dieser Seite durchbrochen hatte. Ein hölzernes Gitterthor, das nicht einmal verschlossen, und eine Brücke, die nicht aufgezogen werden konnte, sprachen für den friedlichen Sinn der Nachkommen jener kriegerischen Barone, welche das massive Thor auf der andern Seite mit seiner in schweren Eisenketten hängenden Zugbrücke erbaut hatten. Der Verkehr zwischen dem Schlosse und dem Hofe beschränkte sich so ziemlich auf den Austausch oft höchst energischer diplomatischer Noten zwischen der Wirthschafterin und dem Verwalter, die über das Quantum und die Qualität der Naturalien, welche dieser oder jener zu liefern hatte, stets wesentlich verschiedener Meinung waren. Das Gut war, wie die übrigen Besitzungen der Familie, verpachtet; der Pächter, ein Herr Bader, wohnte auf einem der Nebengüter, das er ebenfalls in Pacht hatte, und kam selten nach Grenwitz, dessen Bewirthschaftung er seinem Inspector überließ.
Oswald, für den die Landwirthschaft eben so neu war, wie das Leben auf dem Lande, lenkte seine Schritte bald häufig nach dem Hofe, um sich von dem Inspector durch die Ställe und Scheunen führen und sich von demselben etwas in die Mysterien des Ackerbaues und der Viehzucht einweihen zu lassen. Der Inspector, Namens Wrampe, war ein riesiger Mann, der stets in gewaltigen Stulpenstiefeln einherging und dem Aberglauben zu huldigen schien, er werde seine ungeheure Körperkraft verlieren, wenn er seinen struppigen schwarzen Bart schöre, oder dem Regenwasser das ausschließliche Privilegium, sein sonnverbranntes Gesicht zu waschen, entzöge. Das breite Platt jener Gegend war seine Mutter- und Vatersprache, das Hochdeutsche haßte er und hielt Alle, die es sprachen, in seinem Herzen für Schelme; seine Stimme glich, aus der Ferne gehört, wesentlich dem Gebrüll eines etwas heiseren Löwen. Seine Feinde sagten ihm nach, daß er die üble Gewohnheit habe, sich von Zeit zu Zeit zu betrinken; da er dies aber jeden Monat höchstens einmal und dann immer gleich auf mehrere Tage that, um die übrige Zeit desto energischer zu sein, so drückten seine Freunde und zumal sein Brodherr über diese kleine Schwäche freundlich die Augen zu. Oswald unterhielt sich gern mit dem Manne, der in seiner täppischen Gutmüthigkeit, seinem derben, oftmals freilich auch rohen Wesen, seiner mit Sprüchwörtern reichlich untermischten Rede ein nicht schlechter Repräsentant der Landleute jener Gegend war.
So hatte er denn auch eines Nachmittags mit den Knaben einen Spaziergang nach dem Hofe gemacht. Sie fanden ihn fast ausgestorben. Die Leute und die Thiere waren auf dem Felde. In dem Pferdestall standen nur die vier schwerfälligen Braunen des Barons, die vor lieber langer Weile mit den eisernen Ketten ihrer Halfter ein melancholisches Quartett ausführten. Vor der Thür des Stalles saß der schweigsame Kutscher und starrte in den blauen Himmel, da er, wenn er seine Pferde gefüttert, auf Erden weiter nichts zu thun hatte. Um seine Füße strich spinnend ein großer schwarzer Kater, der ihn, als sein spiritus familiaris,